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Hendrik Groen

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Beschreibung

Hendrik Groen mag alt sein (83 1/4 um genau zu sein), aber er ist noch lange nicht tot. Zugegeben, seine täglichen Spaziergänge werden kürzer, weil die Beine nicht mehr recht wollen, und er muss regelmäßig zum Arzt. Aber deshalb nur noch Kaffeetrinken, die Geranien anstarren und auf das Ende warten? Kommt nicht in Frage. Ganz im Gegenteil. 83 Jahre lang hat Hendrik immer nur Ja und Amen gesagt. Doch in diesem Jahr wird er ein Tagebuch führen und darin endlich alles rauslassen - ein unzensierter Blick auf das Leben in einem Altenheim in Amsterdam-Nord. Das ist richtig lustig und zugleich so herzzerreißend, dass wir Hendrik am Ende dieses Jahres nicht mehr aus unserem Leben lassen wollen. 

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.de/literaturDie Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Pogingen iets van het leven te maken. »Het geheime dagboek van Hendrik Groen, 83¼ jaar« bei J.M. Meulenhoff bv, AmsterdamÜbersetzung aus dem Niederländischen von Wibke KuhnISBN 978-3-492-97521-6August 2016© Hendrik Groen en J.M. Meulenhoff bv, AmsterdamDeutschsprachige Ausgabe:© Piper Verlag GmbH, München / Berlin 2016Covergestaltung: Cornelia NiereCovermotiv: Victor MeijerDatenkonvertierung: Fotosatz Amann, MemmingenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

Dienstag, 1. Januar 2013

Auch im neuen Jahr hab ich für Senioren nichts übrig. Dieses Geschlurfe hinter Rollatoren, diese völlig deplatzierte Ungeduld, dieses ewige Gejammer, diese Kekse zum Tee, dieses Geseufze und Gestöhne.

Ich bin 83¼ Jahre alt.

Mittwoch, 2. Januar

Es war reichlich Puderzucker danebengegangen. Um den Tisch besser feucht abwischen zu können, stellte Frau Smit den Teller mit den Apfeltaschen kurz auf einem Stuhl ab.

Frau Voorthuizen setzte sich mit ihrem Riesenhintern mitten auf den Gebäckteller und merkte es nicht einmal.

Erst als Frau Smit den Teller suchte, um ihn wieder auf den Tisch zu stellen, hatte jemand die Idee, unter Frau Voorthuizen nachzugucken. Als sie aufstand, klebten drei Apfeltaschen an ihrem geblümten Kleid.

»Die passen doch hübsch zum Muster«, sagte Evert. Ich bin fast erstickt vor Lachen.

Dieser prächtige Start ins neue Jahr führte zu allgemeiner Heiterkeit, gab aber auch Anlass zu dreiviertelstündigem Gezeter über die Schuldfrage. Ich wurde von mehreren Seiten schief angesehen, weil ich es offenbar lustig gefunden hatte. Und ich – ich murmelte ein paar Entschuldigungen in mich hinein.

Statt noch lauter zu lachen, murmelte ich Entschuldigungen in mich hinein.

Ich, Hendrikus Gerardus Groen, bin nämlich immer korrekt, gewinnend, freundlich, höflich und hilfsbereit. Nicht, weil ich das alles wirklich wäre, sondern weil ich nicht anders sein darf. Ich sage selten, was ich sagen will. Immer gehe ich den Weg des geringsten Widerstands. Meine Spezialität: den perfekten Kompromiss für alle finden. Einen braveren Jungen hätten meine Eltern gar nicht großziehen können. »Kennt ihr nicht Hendrik, der immer so höflich den Hut zieht, wenn er vorbeigeht?« – Das bin ich.

Ich krieg eines Tages noch Depressionen von mir selbst, dachte ich. Deswegen hab ich beschlossen, auch mal was vom wahren Hendrik Groen herauszulassen: Genau ein Jahr lang werde ich meinen unzensierten Blick auf das Leben in einem Altenheim in Amsterdam-Nord wiedergeben.

Wenn ich am Ende des Jahres sterbe, ist das höhere Gewalt. Für diesen Fall werde ich meinen Freund Evert Duiker bitten, auf meiner Beerdigung eine Blütenlese aus meinem Tagebuch vorzutragen. Wenn ich in dem kleinen Saal des Krematoriums »Der Horizont« aufgebahrt liege, sauber gewaschen und gebügelt, wird das unbehagliche Schweigen der rauen Stimme Everts weichen, der einem bestürzten Publikum ein paar nette Passagen vorliest.

Nur um eines mach ich mir Sorgen: Was, wenn Evert nun vor mir stirbt?

Das wäre nicht sehr nett von ihm, vor allem, weil ich viel mehr Krankheiten und Tumore habe als er. Auf seinen besten Freund sollte man sich schon verlassen können. Ich werde noch mal mit ihm darüber sprechen.

Donnerstag, 3. Januar

Evert war begeistert, wollte aber nicht garantieren, dass er länger leben wird als ich. Allerdings hatte er auch einige weitere Bedenken. Erstens, dass er sich nach dem Vortrag aus meinem Tagebuch wahrscheinlich einen anderen Wohnheimplatz suchen müsse. Und zweitens sorgte er sich um den Sitz seiner Zahnprothese. Letzteres hat mit einem schlampigen Billardstoß von Vermeteren zu tun. Seit der am rechten Auge Star hat, muss man ihm beim Zielen helfen. Evert, der schon immer sehr hilfsbereit war, stellte sich hinter ihn, um Anweisungen zu geben, mit der Nase auf Höhe des Queues. »Ein bisschen nach links, und dann den Ball schön weit unten treffen und …«, und bevor er seinen Satz beendet hatte, hatte ihm Vermeteren seinen Queue mitten durch die Dritten gerammt. Karambolage!

Evert sieht aus wie ein Schulkind, das gerade seine Milchzähne verliert. Man versteht ihn kaum, weil er so lispelt. Bevor er an meiner Bahre vorlesen kann, muss das Gebiss also gerichtet werden. Aber da kommt gleich das nächste Problem ins Spiel: Der Zahntechniker hat nämlich ein Burn-out. Zweihunderttausend im Jahr, ein Prachtstück von Assistentin, dreimal im Jahr nach Hawaii, und trotzdem unterm Stress zusammenbrechen – wie ist so was möglich? Vielleicht sind ihm all die Prothesen aufs Gemüt geschlagen, bei denen die Essensreste manchmal so lange in den Ritzen hängen, dass man schon Maden drin findet. Sozusagen.

Die Silvesterkrapfen, die sie unten im Gesellschaftsraum immer auf den Tisch stellen, haben sie dieses Jahr von der Bürgerhilfe geholt. Aus reiner Höflichkeit habe ich mir gestern Morgen einen Krapfen genommen, und mit dem hatte ich dann erst mal zwanzig Minuten zu kämpfen. Zum Schluss musste ich einen aufgegangenen Schnürsenkel vortäuschen, damit ich mich bücken, unter den Tisch abtauchen und das letzte Stück in meiner Socke verschwinden lassen konnte.

Nur deswegen stehen auch noch lauter volle Gebäckteller rum. Normalerweise ist hier nämlich alles, was man umsonst kriegt, innerhalb kürzester Zeit weg.

Im Gesellschaftsraum soll um 10:30 Uhr Kaffee serviert werden. Wenn der Kaffee um zwei Minuten nach halb elf noch nicht da ist, fangen die ersten Bewohner an, völlig übertrieben auf ihre Armbanduhren zu schauen. Als ob sie noch etwas zu tun hätten. Dasselbe Spielchen beim Tee, der um 15:15 Uhr serviert wird.

Einer der spannendsten Momente des Tages: Was für Kekse gibt es heute? Vorgestern und gestern gab es zum Kaffee und zum Tee angealterte Silvesterkrapfen. Weil »wir« selbstverständlich kein Essen wegwerfen. Lieber ersticken wir dran.

Freitag, 4. Januar

Gestern hab ich einen kleinen Spaziergang zum Blumenstand gemacht und dort einen kleinen Karton Blumenzwiebeln gekauft. Auf die Art habe ich es in einer Woche, wenn die Hyazinthen austreiben, quasi schon geschafft, einen neuen Frühling zu erleben.

In den meisten Zimmern hier stehen im April noch die Weihnachtsgestecke herum. Neben einem uralten Bogenhanf und einer Primel im Endstadium. »Wär doch eine Sünde, die wegzuwerfen.«

Mag sein, dass die Natur eine erbauliche Rolle im Leben eines Menschen spielen kann, aber ganz bestimmt nicht im Wohn- und Schlafzimmer eines niederländischen Senioren. Da ist der Zustand der Topfpflanze meistens ein getreues Abbild der Situation, in der sich ihr Versorger befindet: Sie wartet auf ihr trostloses Ende. Weil sie nichts anderes zu tun haben oder weil sie so schrecklich vergesslich sind, gießen die Alten so eine Pflanze dreimal am Tag. Das hält auf die Dauer der härteste Bogenhanf nicht aus.

Frau Visser hat mich heute Vormittag zu einer Tasse Tee eingeladen. Ich hätte ablehnen sollen, denn sie müffelt, aber natürlich habe ich zugesagt und mir damit den Vormittag verdorben. Gott, ich bin so ein Schlappschwanz. Nie fällt mir im entscheidenden Moment die richtige Ausrede ein, also bin ich immer wieder dazu verdammt, leeres Geschwätz und trockenen Kuchen zu ertragen. Wie Frau Visser es anstellt, innerhalb kürzester Zeit aus dem saftigsten Kuchen staubige Pappe zu machen, ist mir ein Rätsel. Da brauch ich für jedes Stück drei Tassen Tee. Morgen werde ich heldenhaft ein zweites Stück verweigern. Das wird der Beginn eines neuen Lebens.

Ein neues Leben mit sauber geputzten Schuhen. Damit war ich den halben Morgen beschäftigt. Die Schuhe selbst gingen ziemlich schnell. Die meiste Zeit ging dafür drauf, die Schuhcreme aus meinen Hemdsärmeln zu kriegen. Aber jetzt glänzen sie sehr hübsch. Die Schuhe, meine ich. Die Ärmel hab ich am Ende dann einfach hochgekrempelt. Die krieg ich nicht mehr sauber.

Deswegen werde ich mir bestimmt noch einen Kommentar anhören müssen: »Wie schaffen Sie das immer, dass bei Ihnen die Ärmel so schmutzig werden, Herr Groen?«

Das Leben besteht hier aus Nie oder Immer. Das Essen ist an einem Tag »nie pünktlich und immer zu heiß«, am nächsten Tag wieder »immer zu früh und nie warm«.

Manchmal mache ich die Menschen auf ihre widersprüchlichen Aussagen aufmerksam, aber von Logik will man hier nichts wissen. »Sie wissen es natürlich mal wieder besser, was, Herr Groen?«

Samstag, 5. Januar

Gestern war wieder was los beim Abendessen: Auf dem Speiseplan stand Nasi Goreng. Die meisten alten Jungs und Mädels hier sind eher einfach gestrickt, denen braucht man gar nicht zu kommen mit so einem exotischen Kram. Die sind ja schon ausgestiegen, als Mitte der Sechzigerjahre Spaghetti in den Niederlanden eingeführt wurden. Das passte nicht ins Schema: Montag Endivien, Dienstag Blumenkohl mit Hollandaise, Mittwoch ist Hackfleischtag, Donnerstag Grüne Bohnen, Freitag Fisch, Samstag Suppe mit Brot dazu und Sonntag Roastbeef. Wenn sie mal so richtig auf den Putz hauen wollten, dann aßen sie am Dienstag schon Hackfleisch, waren danach aber für den Rest der Woche völlig von der Rolle.

Und für ausländische Faxen haben wir ja gar nichts übrig. Meistens können wir eine Woche im Voraus zwischen drei verschiedenen Menüs wählen, aber manchmal läuft eben was falsch. Gestern gab es aus unerfindlichen Gründen nur Nasi Goreng. Irgendwas mit »falsche Lieferung« oder so. An unserem Koch lag es sicher nicht.

Also konnten wir aus Nasi Goreng wählen. Menschen mit speziellen Diätvorschriften bekamen Brot.

Ein Aufschrei der Entrüstung. Frau Hoogstragen van Dam, die sich gerne mit ihrem vollen Namen ansprechen lässt, puhlte nur die Eierstückchen heraus, van Gelder »fraß« kein Nasi Goreng, aber dafür das ganze Glas saure Gurken, und der dicke Bakker verlangte lautstark nach Sauce für seinen Reis.

Mein Freund Evert, der manchmal mitisst, wenn er von seinen eigenen Kochkünsten genug hat, bot seinen nichts ahnenden Tischgenossen Sambal Oelek an. »Wollen Sie vielleicht etwas Ketchup übers Nasi Goreng?«

Er stellte sich einfach dumm, als Frau De Prijker anschließend ihre Dritten ins Dessert hustete. Sie wurde röchelnd weggeführt, und Evert ging etwas später mit ihrer Prothese herum und ließ die Leute sie anprobieren, als wäre sie Aschenputtels gläserner Schuh. Als er hinterher zur Abteilungsleiterin bestellt wurde, mimte er den Unschuldigen und drohte sogar, die Lebensmittelaufsicht einzuschalten, weil er im Dessert ein Gebiss »gefunden« hatte.

Vor dem Mittagessen bin ich noch schnell auf Teebesuch bei Frau Visser gewesen. Ihr Geschwätz ist noch dünner als ihr Tee. Habe behauptet, dass mein Arzt mir Kuchen verboten hat. Warum auch nicht? Ich behauptete, es sei wegen meines Blutspiegels. Der ist mit 20 bis 25 an der Obergrenze. Ich hab den Blödsinn einfach so rausgeblökt, bevor ich drüber nachdenken konnte, aber sie fand es sehr vernünftig. Ich musste drei Stück Kuchen mitnehmen, für später, wenn der Spiegel wieder gesunken ist. Die liegen jetzt im Aquarium im dritten Stock.

Sonntag, 6. Januar

Ich fange immer mehr an zu tröpfeln. In weißen Unterhosen kommen die gelben Flecken besonders gut zur Geltung. Gelbe Unterhosen wären viel praktischer. Da ich mich vor den Damen von der Wäscherei ziemlich schäme, versuche ich momentan immer, die schlimmsten Flecken vorher selbst rauszumachen, bevor ich meine Unterhosen in die Wäsche gebe. Sozusagen eine Vor-Vorwäsche. Wenn ich nichts mitgeben würde, würden sie argwöhnisch werden. »Haben Sie saubere Unterwäsche angezogen, Herr Groen?«, würde sich die dicke Dame vom Haushaltsdienst erkundigen. »Nein, dicke Dame vom Haushaltsdienst, diese Unterhose ist so an meinem alten Arsch festgeklebt, dass ich die jetzt für den Rest meines Lebens anlasse«, würde ich dann zu gerne antworten.

Ein anstrengender Tag ist das heute: Mein Körper kracht in allen Fugen. Der Verfall lässt sich eben nicht aufhalten. Man hat höchstens mal einen Tag, an dem man etwas weniger Beschwerden hat, aber bergauf geht es nicht mehr. Nicht mal die Haare wollen mehr wachsen. Zumindest nicht die auf dem Kopf – in Nase und Ohren sieht es schon anders aus. Die verstopften Adern werden nicht mehr frei. Schwellungen wollen nicht mehr verschwinden, und der Wasserhahn da unten tröpfelt pausenlos. Einbahnstraße Richtung Sarg. Man wird nicht wieder jünger, keinen Tag, keine Stunde, keine Minute.

Aber ich jammere hier herum wie ein alter Mann. Wenn ich Lust habe, kann ich ja nachher in den Gemeinschaftsraum runtergehen. Da ist Jammern Zeitvertreib Nummer eins. Ich glaube nicht, dass auch nur eine halbe Stunde vergeht, ohne dass jemand eine Krankheit zur Sprache bringt.

Meine Stimmung ist wohl recht düster im Moment. Man soll seine alten Tage ja genießen, aber das ist gar nicht so leicht, wie man denkt.

Zeit für einen kleinen Spaziergang, es ist schließlich Sonntagnachmittag. Danach ein bisschen Mozart mit einem hübschen Gläschen Kognak. Vielleicht auch kurz bei Evert reinschauen, dessen Grobheit kann manchmal wirklich therapeutische Qualität haben.

Montag, 7. Januar

Gestern wurde eine Ermittlung eingeleitet, weil ganz unerwartet einer der Fische im dritten Stock gestorben ist. Es trieb auch ziemlich viel Kuchen im Wasser.

Es war nicht besonders schlau von mir, den Kuchen von Frau Visser ins Aquarium zu werfen. Wenn ihr zu Ohren kommt, dass die Fische an einer Überdosis nassem Kuchen gestorben sind, wird die Spur direkt in meine Richtung führen. Ich muss meine Verteidigung vorbereiten und werde gleich mal bei Rechtsanwalt Duiker vorbeigehen, um mir guten Rat zu holen. Evert ist Experte im Erfinden von Notlügen.

In diesem Heim sind Haustiere nicht erlaubt, mit Ausnahme von Fischen und Vögeln, »solange sie nicht größer sind als zehn beziehungsweise zwanzig Zentimeter«, so steht es in der Hausordnung. Um zu verhindern, dass wir hier Haie und Seeadler halten.

Ein ziemliches Leid für die Herrchen und Frauchen, die gnadenlos von ihren Hunden und Miezekatzen getrennt wurden, als sie ins »Haus Untergang« einzogen. So ruhig und wohlerzogen, so alt und gebrechlich die Vierbeiner auch sein mochten, Regeln sind Regeln: Ab ins Tierheim!

»Nein, es ist egal, ob Racker der Einzige auf der Welt ist, der Sie liebt, wir können nun mal keine Ausnahmen machen.«

»In der Tat, Ihre Mieze liegt den ganzen Tag nur auf der Fensterbank, aber wenn wir eine Katze erlauben, dann will morgen jemand drei Dänische Doggen auf seiner Fensterbank haben. Oder eine lila Kuh.«

Frau Brinkman ist die Rekordhalterin: Es ist ihr gelungen, sieben Wochen lang einen alten Dackel im Spülschrank zu verstecken, bevor er entdeckt wurde. Wahrscheinlich war Verrat im Spiel. Unglaublich – den Krieg mitgemacht haben, dann aber einen alten Hund bei der Direktorin denunzieren. Und statt die verräterischen Nazis zu teeren und zu federn, deportiert die Direktorin lieber das Hündchen ins Tierheim. Es hat dort zwei Tage ununterbrochen gejault und ist dann elend eingegangen. Und wo war da die Tierschutzpolizei?

Die Direktorin zog es vor, Frau Brinkman das eine oder andere Detail zu verschweigen. Als diese nach drei Tagen die richtige Straßenbahn herausgekriegt hatte, lag ihr Hündchen schon unter der Erde.

Frau Brinkman hat gefragt, ob ihr Hündchen neben ihr begraben werden darf, wenn sie selbst stirbt. »Das ist gegen die Vorschriften«, wurde ihr in der Zwischenzeit mitgeteilt.

Morgen früh muss ich zum Arzt.

Dienstag, 8. Januar

Am Schwarzen Brett neben dem Fahrstuhl hing ein Schreiben:

Im Aquarium im dritten Stock wurden große Mengen Kuchen gefunden. Die Fische im Aquarium sind daran gestorben. Jeder, der sachdienliche Hinweise zu diesem Vorfall geben kann, wird gebeten, sich umgehend bei Abteilungsleiterin Frau De Roos zu melden. Auf Wunsch wird Anonymität garantiert.

Um 11 Uhr bin ich zu Frau De Roos gegangen. Was für eine seltsame Fügung des Schicksals, dass diese Frau so einen Namen trägt. Im Grunde wäre Frau Brennnessel noch zu viel der Ehre für diese Frau.

Wenn so richtig hässliche Menschen zum Ausgleich wenigstens besonders nett wären – aber hier ist das Gegenteil der Fall: Sie ist eine fest gemauerte Wand aus Verdrossenheit.

Aber gut, Frau De Roos, so heißt sie nun mal.

Ich erzählte ihr, dass ich den Kuchenvorfall vielleicht aufklären könnte. Sofort war sie ganz Ohr. Ich sagte, dass ich den selbst gebackenen Kuchen von Frau Visser nicht hatte ablehnen wollen, deswegen hätte ich in der Kaffeeküche im dritten Stock die Stücke auf einen Teller auf dem Tisch gelegt und darauf vertraut, dass die Bewohner dieses anonyme Geschenk annehmen würden. Zu meinem Bedauern musste ich hören, dass der Kuchen irgendwie ins Aquarium geraten war, und mein blauer Teller war auch verschwunden.

De Roos hörte sich die Geschichte mit unverhohlenem Misstrauen an. Warum ich den Kuchen nicht selbst aufgegessen hätte? Warum ausgerechnet im dritten Stock? Ob jemand meine Geschichte bestätigen könne?

Ich bat sie, dass die Sache unter uns bleibt. Sie meinte, sie würde sehen, was sie für mich tun könne.

Unmittelbar darauf begann sie, Nachforschungen anzustellen, wie Frau Visser selbst einen Kuchen hatte backen können. Kochen und Backen ist in den Zimmern verboten. Ich fügte noch rasch hinzu, dass ich nicht sicher wüsste, ob er selbst gebacken war, aber es war schon zu spät: Der Kuchenvorfall war jetzt an der Öffentlichkeit. Ich würde die Sympathie von Frau Visser verlieren – das war an sich noch kein Unglück. Aber das Misstrauen der Abteilungsleiterin, das ohnehin schon ziemlich groß war, würde sich jetzt wochenlang weiter zuspitzen, und obendrein würde die Gerüchteküche heiß laufen.

Dann bin ich noch beim Arzt gewesen. Der war aber krank. Wenn es ihm am Montag noch nicht besser geht, kommt ein Vertreter. Für Notfälle könnten wir zum Arzt eines Konkurrenz-Altenheims gehen. Manche würden lieber sterben, als ihr runzliges altes Gerippe dem »Quacksalber von Haus Abenddämmerung« zu zeigen. Andere lassen am liebsten für jeden Furz den Unfallhubschrauber kommen. Mir ist es im Grunde ziemlich egal, welcher Arzt mir sagt, dass nicht mehr viel zu machen ist.

Mittwoch, 9. Januar

Gestern war ich noch ein bisschen angeschlagen: Von dem ganzen Kaffee bei Frau Visser und von der Aufregung um die toten Fische hatte ich Durchfall gekriegt und den halben Abend mit alten Zeitschriften auf dem Klo gesessen, die ich mir aus dem Gemeinschaftsraum geliehen hatte.

Evert ist eben kurz vorbeigekommen und hat mich durch die Klotür über die neuesten Entwicklungen informiert: Jetzt misstraut jeder jedem und sieht in jedem Mitbewohner einen potenziellen Fischmörder. Meine Abwesenheit weckte Misstrauen. Ich hab Evert gefragt, ob er meinen Durchfall unauffällig hinausposaunen könnte, als Alibi quasi. Ich selbst konnte nicht viel mehr tun, als die Klotür und die Tür zum Flur einen Spaltbreit offen zu lassen. Normalerweise kann ich mich ganz gut riechen, aber im Moment wird mir von mir selber schlecht. In zweifacher Hinsicht, denn im Grunde bin ich ein ganz schön berechnender Scheißkerl. Ein Ausdruck, der in diesem Fall besonders gut passt.

Wo wir gerade von Gerüchen sprechen: Ich muss mal wieder raus. Nach einem Tag mit Zwieback und Kohletabletten kann ich das wohl wagen. Hab mich auf die Suche nach dem Scharbockskraut gemacht, das laut Zeitung und dem phänologischen »Naturkalender« (oha!) das erste echte Frühlingssignal ist. Sollte ich neben dem Scharbockskraut auch noch Huflattich, Wiesenkerbel oder ein Märzveilchen finden, dann ist der Frühling Tatsache. Ich hab bloß keinen Schimmer, wie die alle aussehen.

Die Natur hat sich einen Vorsprung von sechs Wochen vor sich selbst gegeben. Aber – schlechte Nachrichten für die Zugvögel, die gerade beschlossen hatten, dieses Jahr zu Hause zu bleiben – die Kälte kommt noch.

Donnerstag, 10. Januar

Dieses Heim hat einen schönen Garten. Aber aus unerfindlichen Gründen ist er abgeschlossen. Im Winter darf niemand rein. Wahrscheinlich eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme. Die Direktion weiß, was für die Bewohner das Beste ist.

Also bin ich in dieser Jahreszeit auf die direkte Umgebung des Hauses angewiesen, wenn ich frische Luft schnappen will. Hässliche Mietshäuser aus den späten Sechzigern. Traurige Grünstreifen als Abfalleimer. Man könnte denken, dass nachts Wagen von der Stadtreinigung hier rumfahren, die den Abfall nicht aufsammeln, sondern über den Straßen und Pflanzen ausschütten. Man watet durch ein Meer aus Dosen, Chipstüten und alten Zeitungen. Nur die Menschen, die es sich nicht leisten können, nach Purmerend oder Almere zu ziehen, sind noch hier. Die frei gewordenen Wohnungen haben türkische, marokkanische und surinamische Familien übernommen. Das gibt keine kuschelige Mischung.

Mein Aktionsradius beläuft sich momentan auf ungefähr zweimal fünfhundert Meter mit einer Bank auf halbem Wege. Viel weiter schaffe ich es nicht. Die Welt wird klein. Vom Haus aus habe ich vier verschiedene Spazierstrecken von jeweils ungefähr einem Kilometer.

Evert ist gerade da gewesen. Er genießt die Aufregung um den Tod der Fische und hat sich was ausgedacht, um noch eine Schippe obendrauf zu packen. Er will einen zweiten Anschlag verüben, diesmal mit Mürbeteigkeksen. Gestern ist er mit dem Bus ein paar Kilometer zu einem Supermarkt gefahren, um eine größere Menge zu kaufen, denn in unserem Mini-Supermarkt hier im Gebäude hätten sie sich an so einen großen Einkauf garantiert erinnert. Die Kekse liegen jetzt in seinem Schrank. Ich hab ihn gefragt, ob sie da wohl sicher sind. »Dies ist ein freies Land, hier darf jeder so viele Mürbeteigkekse in seinem Haus verstecken, wie er will«, hat er gesagt. Im Übrigen hat er keine einfachen Mürbeteigkekse gekauft, sondern rosafarbene. Von denen erwartet er sich einen schöneren Farbeffekt.

Samstag, 12. Januar

Die Direktorin, Frau Stelwagen – über sie werden wir sicher noch oft sprechen – hat eine Umweltschutzmaßnahme angekündigt: Die Thermostate in den Zimmern der Bewohner dürfen nicht höher gestellt werden als auf dreiundzwanzig Grad. Wenn den Alten dann noch kalt ist, dann müssen sie eben eine Jacke anziehen, lautet die Botschaft. Wir haben hier eine alte Dame aus Indien, die bis auf siebenundzwanzig Grad heizt. In ihrem Zimmer stehen überall Dosen mit Wasser, um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten. Die tropischen Pflanzen gedeihen in diesem Raumklima ausgezeichnet. Es gibt noch keine Einschränkung für die Haltung von Zimmerpflanzen, aber ich vermute, dass die Stelwagen dran ist.

Frau Stelwagen ist immer freundlich, hat für jeden ein offenes Ohr und eine aufmunternde Bemerkung. Unter diesem Firnis von Mitgefühl versteckt sie eine ungesunde Dosis Selbstgerechtigkeit und Machthunger. Sie ist zweiundvierzig und seit anderthalb Jahren die Chefin hier, aber immer damit beschäftigt, sich weiter nach oben zu schleimen oder zu boxen, je nachdem, wer über ihr ist. Ich beobachte sie jetzt schon seit einem Jahr sehr genau.

Dabei hilft mir meine wichtigste Informantin: ihre Sekretärin, Frau Appelboom. Anja Appelboom wardreiundzwanzig Jahre lang die Sekretärin des Vorgängers, Herrn Lemaire, der die letzte Fusionswelle nicht überlebt hat und in Frührente gegangen ist. Sie muss bis zur Rente noch zwei Jahre arbeiten und ist fest entschlossen, sich von der Stelwagen nicht kleinkriegen zu lassen, auch wenn die sie mit der Einstellung einer neuen Büroleiterin degradiert hat. Nach wie vor hat Anja Zugang zu allen Konferenzdokumenten und vertraulichen Mitteilungen. Sie war bis vor ein paar Jahren meine Nachbarin und hat mich vor dem Obdachlosenasyl bewahrt, indem sie mir hier einen Platz organisiert hat. Dazu später vielleicht noch ein bisschen mehr.

Am Donnerstagabend geh ich oft zum Kaffeetrinken zu ihr. Dann sind die Direktorin und die Büroleiterin bei der Managementbesprechung mit dem Sektionschef und dem Mann von der Regionalaufsicht. Auf dessen Posten hat es die Stelwagen abgesehen.

Anja und ich plaudern über alles Mögliche. »Kannst du was für dich behalten?«, fragt sie in regelmäßigen Abständen, und dann kommt ein kleiner Erguss über die neuesten Schachzüge der Stelwagen. Auf diese Art haben wir so manche Geschichte gesammelt.

Sonntag, 13. Januar

Evert hat gestern Abend sechs rosa Kekse ins Aquarium im zweiten Stock geworfen. Die Goldfische haben sich vollgefressen bis zum Platzen. Jetzt treiben die Leichen zwischen den Keksresten. Und im Heim ist die Hölle losgebrochen.

Er ist beim Kaffeetrinken einfach auf die Toilette gegangen, hat die Treppe in den zweiten genommen, sich gut umgeschaut und die Kekse, die er unter der Jacke hatte, ins Wasser geworfen. Die Plastikverpackung hat er schön in den Abfalleimer geschmissen, was beweistechnisch ein bisschen dumm war, aber glücklicherweise hat die Putzfrau schon alle Mülleimer geleert.

Das Aquarium steht in einer ziemlich dunklen Ecke, sodass gestern Abend niemand etwas gemerkt hat. Ganz ohne Risiko war die Operation nicht, denn wenn sie ihn geschnappt hätten, hätte er sich gleich den Umzugslaster bestellen können. Vielleicht ist es ihm im Grunde seines Herzens egal, ob man ihm auf die Schliche kommt oder nicht, er würde alles abstreiten und lügen und toben, für ihn bedeutet Leben einfach nur, auf möglichst angenehme Art die Zeit totzuschlagen. Mit der Einstellung kann man alles lässig nehmen. Ich beneide ihn. Aber ich lerne auch schnell.

Ich selbst war gestern ziemlich angespannt, weil Evert mir den Anschlag vorher angekündigt hat, sodass ich mir ein wasserdichtes Alibi besorgen konnte. Das war gar nicht so einfach. Ich musste im Gemeinschaftsraum warten, bis endlich zwei Bewohner meiner Etage nach oben gingen. »Ich lauf schnell mit euch hoch. Ist doch viel netter in Gesellschaft.« Herr und Frau Jacobs schauten mich leicht befremdet an.

Heute Morgen kurz nach neun wurde Alarm geschlagen. Frau Brandsma hatte die Fische auf dem Weg in die Kirche auf dem Rücken im Wasser treiben sehen. Anscheinend gab es noch einen Versuch, die Sache zu vertuschen, doch auf dem Weg zur diensthabenden Schwester erzählte es die Brandsma schon jedem, der ihr entgegenkam. Soeben hat meine Nachbarin bei mir geklopft: »Stell dir vor, was ich gerade gehört habe …«

Ich freu mich schon auf die Gespräche gleich am Kaffeetisch.

Montag, 14. Januar

Noch mehr Tierquälerei: Frau Schreuder hat beim Käfigsaubermachen versehentlich ihren Kanarienvogel eingesaugt. Als sie nach nervenaufreibenden Minuten mit zitternden Händen endlich den Staubsauger aufbekommen hatte, war von ihrem fröhlichen Sänger nicht mehr viel übrig. Vielleicht hätte sie den Staubsauger aber auch gleich ausschalten müssen. Ihr Pietje hatte noch ein bisschen gelebt, aber nach ein paar Minuten den Kampf dann doch verloren. Schreuder ist untröstlich und wird zerfressen von Schuldgefühlen.

Jeder hier hat eine dezidierte Meinung über Kekse in einem Aquarium. Aber wenn man jemanden fragt, was er zum Krieg in Syrien sagt, schaut er einen an, als hätte man ihn gebeten, ihm die Relativitätstheorie zu erklären. Ein paar Fische, die tot auf dem Rücken schwimmen, sind schlimmer als ein Bus voll Frauen und Kindern, der in einem fernen Land in die Luft gesprengt wird.

Aber ich will hier nicht groß heucheln: Ich genieße den Fischskandal in vollen Zügen, das kann ich nicht leugnen. Die Bestürzung, die sämtliche Bewohner des Heims befallen hat, ist beeindruckend. Ich gehe gleich mal wieder in den Gemeinschaftsraum, um gemütlich über Fische zu plaudern.

Der Winter ist da. Noch ist keine Schneeflocke liegen geblieben, aber gestern hab ich schon den ersten älteren Herrn gesehen, der sich Wollsocken über die Schuhe zieht, bevor er nach draußen geht. Damit er nicht ausrutscht.

Dienstag, 15. Januar

Der erste Schnee des Jahres ist gefallen. Das heißt: Niemand geht vor die Tür, und es wird massiv gehamstert. In unserem Laden unten gibt es kein einziges Stückchen Schokolade mehr zu kaufen. Ja, ja, der Krieg, nicht wahr.

Es ist ein Glück für die Jugend von heute, dass wir mehr oder weniger die Letzten sind, die den Krieg noch mitgemacht haben, und bald sind alle erlöst von den alten Kamellen über Tulpenzwiebelsuppe und Sieben-Stunden-Märschen für einen Bund Karotten.

Per saldo haben sieben Fische überlebt. Gestern wurde die Polizei eingeschaltet. Die zwei jungen Beamten hatten wirklich keine Ahnung, wie sie die Sache anfassen sollten. Keine Spur von der Tatkraft, die man immer im Fernsehen sieht. Erst schauten sie von allen Seiten forschend ins Aquarium. Als würden sie überlegen, ob man noch Wiederbelebungsversuche anstellen sollte.

»Ja, die sind tot«, sagte der eine.

»Wahrscheinlich von den Keksen«, sagte der andere.

Die Direktorin hatte angeordnet, die toten Fische als Beweisstücke im Wasser zu lassen. Vielleicht erwartete sie ja auch einen Gerichtsmediziner, wer weiß.

Die Polizisten schienen jedenfalls so schnell wie möglich wieder gehen zu wollen. Die Direktorin verlangte lautstark eine gründliche Untersuchung, doch der jüngere Beamte meinte, dass dazu erst Anzeige erstattet werden müsse.

Ob man das jetzt sofort machen könne? Nein, das gehe nur per Termin im Polizeirevier oder im Internet.

»Ja, aber was soll denn dann mit den Leichen passieren?« Der Beamte schlug den Mülleimer vor. »Aber dann nicht so lange drin liegen lassen. Ansonsten vielleicht ins Klo.« Und danach verließen die Herren – »Schönen Abend noch!« – das Gebäude. Frau Stelwagen blieb geschockt zurück. »Skandalös! Also, ich finde das skandalös. So geht man doch nicht mit seinen Bürgern um.«

Es war schön, sie so hilflos toben zu hören. Glücklicherweise beschränkt sich ihre Allmacht auf dieses Haus.

Mittwoch, 16. Januar

Evert war zu Besuch. Um den Gemeinschaftsraum zu meiden, haben wir einen schlurfenden Spaziergang im Schnee gemacht: fünf Minuten laufen, fünf Minuten ausruhen. Früher oder später werden wir uns entscheiden müssen: Wird es ein Rollator, ein Scooter oder ein Canta LX? Drei sexy Alternativen.

Bei der Realschule hier um die Ecke stand letzte Woche ein Junge von sechzehn, siebzehn Jahren mit einem tomatenroten Canta, den er bestimmt illegal von einer Oma ausgeliehen hatte. Mit seinem kleinen Fahrzeug brachte er die Taschen der schönsten Mädchen seiner Klasse nach Hause. Die Mädchen selbst fuhren mit dem Fahrrad hinterher. Einen Jugendlichen, der zum Spaß mit einem Scooter herumfahren oder hinter einem Rollator laufen würde, habe ich dagegen noch nie gesehen. Daher tendiere ich zu einem schön auffrisierten Canta, auch wenn ich dann in einen Topf geworfen werde mit all den unwahrscheinlich schlechten Fahrern, die in so einer Kiste durch die Gegend kurven.

Neulich fuhr ein Canta ohne zu bremsen in den Süßigkeitenladen und kam in einer Lawine aus Gummischlangen und Butterkeksen zum Stehen. Zwei dicke Frauen klebten schockiert an der Windschutzscheibe. Ihr Hündchen hatte sich unter dem Bremspedal verklemmt. Die Wirklichkeit ist wilder als jede Fantasie.

Hier im Haus dreht sich fast jede Unterhaltung um Schnee oder um den großen Fischemord. Die alten Herrschaften denken sich die absurdesten Verschwörungstheorien aus, und manche sind sich nicht zu schade, den einen oder anderen unbegründeten Verdacht auszusprechen: Frau Greetje D. wurde zum Zeitpunkt des Mordes von zwei Bewohnern auf dem Flur gesichtet, auf dem das betreffende Aquarium steht …

Dass ihr Zimmer auf diesem Flur liegt und sie nicht durchs Fenster in den zweiten Stock klettern konnte, wird geflissentlich übergangen. Arme Greetje, ein Hänfling von kaum vierzig Kilo, die immer schüchtern wegschaut und in ihrem Leben keiner Fliege etwas zuleide getan hat.

Die Direktorin hat nach dem Polizeibesuch eine Informationsversammlung organsiert, »um die Aufregung ein wenig zu mildern«. Sie teilte mit, dass alle Zimmer im zweiten Stock »pro forma« gründlich inspiziert worden seien. Als ob das Zimmer des Täters noch mit Kekskrümeln übersät sein müsste. Niemand fragte die Direktion, woher sie sich das Recht nahm, Zimmer zu inspizieren. Auch ich nicht. Ich habe mich nicht getraut.

Beim Kaffeetrinken flüsterte man sich zu, welche Zimmer in anderen Stockwerken wohl auch mal gründlich untersucht werden sollten. Da wurde heftig genickt: »Allerdings.«

Donnerstag, 17. Januar

Ich habe mein eigenes Tagebuch noch einmal durchgelesen. Vielleicht war es bis jetzt stellenweise ein bisschen düster. Dabei gibt es hier wirklich auch nette Menschen!

Wie meinen Freund Evert natürlich. Er lebt in der Anlage für betreutes Wohnen, mit seinem Hund, einem alten, stinkfaulen, freundlichen, sehr intelligenten Hund unklarer Abstammung. Mohammed heißt das Viech. Wenn Evert die Gicht manchmal zu sehr quält, gehe ich Gassi mit Mo. Das Gassigehen mit mir ist angesichts meines Aktionsradius nicht das Gelbe vom Ei, aber Mos Aktionsradius ist noch kleiner. Einmal rund ums Gebäude, das war’s. Zehn Bäume anspritzen und einmal täglich ein Haufen auf den Grasstreifen, den ich aufsammeln und in eine kleine Plastiktüte tun muss, weil ich aus zehn Zimmern beobachtet werde. Wenn ich einen Haufen liegen lassen würde, würde man sich drum schlagen, mich als Erster hinzuhängen.

Dann ist da noch Edward. Er spricht nicht viel. Nach seinem Schlaganfall versteht man ihn nur noch schlecht. Aber er wählt seine kaum verständlichen Worte sehr sorgfältig. Wenn er was sagt, dann weiß man, dass es die Mühe wert ist, ein paar Mal »Wie bitte?« zu fragen. Was er an Sprechzeit spart, nutzt er für scharfsinnige Beobachtungen.

Grietje: ein Schatz, freundlich und einfühlsam, ohne zu schleimen.

Graeme, der Letzte in dieser vorläufigen Auswahl, scheint unsicher und introvertiert, aber nennt die Dinge auf eine Art und Weise beim Namen, ohne dass man deswegen böse wird.

Mit diesen Menschen sitze ich gerne beim Kaffeetrinken. Wobei so etwas scheinbar Einfaches wie die Sitzplatzverteilung ohnehin strengen ungeschriebenen Gesetzen unterworfen ist. Jeder hat hier seinen festen Platz: am Tisch, beim Bingo, bei »Musik und Bewegung«, im ökumenischen Andachtszentrum. Wenn man sich verhasst machen will, muss man sich bloß auf den Platz eines anderen Bewohners setzen. Und sitzen bleiben, wenn so ein altes Baby ankommt, vor dem Stuhl stehen bleibt und sagt: »Hier sitz aber ich.«

»Na, wenn Sie mich fragen, dann stehen Sie doch eher. Und zwar direkt vor meiner Nase.«

Wenn Sie nicht schon früher auch nur in die Nähe eines leeren Stuhls gekommen sind, um dann zu hören zu kriegen: »Da sitzt aber Frau Dingsbums!« Woraufhin sich hier jeder entschuldigt und weiterschlurft. Irgendwo muss man sich dann aber hinsetzen. Und dann zeigt man auf den leeren Stuhl und sagt: »Der sitzt dann eben heute woanders, und wenn es ihm nicht passt, kann er abhauen.«

Freitag, 18. Januar

Die Direktion rät dringend davon ab, an den nächsten drei Tagen das Haus zu verlassen. So eine Hüfte sei ganz schnell mal gebrochen. Das bedeutet, dass die Atmosphäre nicht unbedingt besser wird. Nicht, dass die Bewohner sonst ständig draußen wären, aber die meisten gehen schon einmal am Tag zum Einkaufen, zum Briefkasten oder in den Park. Und wenn etwas nicht geht, wird das Bedürfnis, es zu tun, natürlich größer. Die Alten sitzen heute am Fenster und schauen auf den Schnee, der einfach nicht schmelzen will. Und sie beschweren sich über die Gemeinde, die die von Autos befahrenen Straßen räumt, aber auf Gehsteigen und Fahrradwegen den ganzen braunen Matsch liegen lässt. Und da haben sie gar nicht so unrecht.

Das Personal hat den Gehweg vorm Haus geräumt, sodass wir ungehindert vom Eingang zum Bus laufen können. Aber die quälende Unsicherheit, was einen erwartet, wenn man nach der Fahrt wieder aus dem Bus steigt, hält die meisten Bewohner davon ab, die Reise überhaupt anzutreten. Angst ist hier ein viel konsultierter Ratgeber.

Der Sturm um die Fische hat sich ein bisschen gelegt. Man musste nur auf etwas warten, was die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema lenkte. Tja, was den Schnee anbelangt, geht das Gerücht um, dass die Stadtteilverwaltung die Tarife für die Parkplätze erhöhen will. Die alten Leute fürchten, dass sie weniger besucht werden, wenn ihre Kinder einen Euro mehr in den Parkometer werfen müssen. Kinder, die wegen einem lächerlichen Euro noch öfter ausbleiben als ohnehin schon, würde ich gar nicht mehr zu Besuch haben wollen. Als ich das – vorsichtig formuliert – beim Kaffeetrinken vorbrachte, fanden alle, dass ich das nur sagen könne, weil ich keine Kinder habe und außerdem sowieso nie Besuch kriege.

Da steckt freilich ein Körnchen Wahrheit drin. Hinter fast allen Namen auf meinem Geburtstagskalender steht ein Kreuz. Von zwei Menschen ohne Kreuz weiß ich schlichtweg nicht, ob sie noch leben. Und eine weiß nicht mehr, wer ich bin. Bleiben nur noch Evert und Anja. Graeme und Grietje stehen nicht drauf. Keine beeindruckende Liste von Freunden. Entweder man stirbt selbst früh, oder man kämpft sich durch eine lange Reihe von Beerdigungen. Ich habe jetzt noch maximal fünf Beerdigungen, zu denen ich gehen könnte, wenn man die Begräbnisse nicht mitzählt, zu denen man aus reiner Höflichkeit geht.

Samstag, 19. Januar

Freitag ist der »Bewegung-für-Senioren-Tag«. Dann schlurfen die alten Hühner in den auffallendsten Gymnastikanzügen durch die Flure zum »Turnsaal«. Die Damen genieren sich wirklich für gar nichts mehr, und das ist kein schöner Anblick. Rosa Leggings über dürren, knochigen oder einfach dicken Beinen, enge Oberteile über den traurigen Überresten von dem, was einmal Brüste waren. Der Verfall im Schaufenster. Nichts, was einen wirklich reizen könnte.

Ort der Handlung: ein wenig benutzter Konferenzraum, in dem die Tische an die Wand geschoben und die Stühle im Kreis aufgestellt werden. Die Bewegung findet nämlich hauptsächlich im Sitzen statt, um die Rollstuhlfahrer nicht vor den Kopf zu stoßen. Im Takt einer fröhlichen Melodie werden Arme und Beine geschwenkt. Und es wird gestöhnt. Lauthals wird kundgetan, welches Leiden das Ausführen bestimmter Übungen verhindert: »Nein, also das kann ich nicht, mit meinem Stoma.«

Anschließend wird Ball gespielt. Sagen wir mal so: Der Ball wird nicht sonderlich hart rangenommen. Trainiert werden vor allem die Stimmbänder, indem man anderen für die einfachsten Leistungen zujubelt. Wie eine Mutter, die einem Kleinkind applaudiert, das nach zwanzig Versuchen endlich mal einen Ball fängt: »Jaaaa, gut so! Huiii, toll gemacht!«

Sagen wir mal so: Die Atmosphäre auf dem Feld war sportlich.

In der Tat habe ich gestern zum ersten Mal bei »Bewegung-für-Senioren« mitgemacht. Und zum letzten Mal. Als die Übungsleiterin »sagen Sie einfach Tine« mir nach Ende der Stunde ans Herz legte, folgende Woche doch wiederzukommen, hab ich sofort gesagt, dass mein Besuch ein einmaliger war.

»Oh, warum denn das?«, fragte sie argwöhnisch.

»Weil ich mich nicht gut auf die Bewegung konzentrieren kann, wenn ich von so viel weiblicher Schönheit umgeben bin. Da werde ich total verkrampft.« Das rutschte mir ohne großes Nachdenken heraus. Kaum hatte ich es ausgesprochen, wurde mir ganz warm. Viel wärmer als von der Gymnastikstunde.

Hey, ich sage beinahe die ungeschminkte Wahrheit! Ich hab Riesenfortschritte gemacht. Vielleicht hab ich das diesem Tagebuch zu verdanken.

Tine stand mit offenem Mund da, sodass man ihre hässlichen Zähne sah. Mein Sarkasmus war offensichtlich, aber andererseits nicht so greifbar, dass sie etwas dagegen hätte sagen können, mit den ganzen auffrisierten alten Schachteln rundherum. Die finden sich größtenteils »schon noch irgendwie ganz attraktiv«. Mit dem Älterwerden nimmt die Selbstkritik rapide ab. So, wie sie bei Kindern im Lauf der Jahre immer weiter zunimmt.

Sonntag, 20. Januar

Wir alten Leutchen sind nicht diejenigen, die die Krise bezahlen müssen. Nach Berechnungen eines höchst wichtigen Instituts bekommt ein Alleinstehender künftig zwei (zwei!) Euro Rente pro Monat mehr. Hat Henk Krol mit seiner Partei 50PLUS ganz umsonst so viel Panik gemacht. Diese Partei hätte hier im Haus letztes Frühjahr die Wahlen lässig gewonnen. Das Dumme ist nur, dass viele von unseren Bewohnern nicht so viel von Homos halten, sonst hätte Henk noch mehr Stimmen gekriegt. Herr Hagedoorn hat überhaupt nur deswegen für ihn gestimmt, weil er dachte, dass Henk Krol der Bruder des Fußballtrainers Ruud Krol ist. Derselbe Hagedoorn hat sich damals auch schwer überlegt, ob der ehemalige japanische Premier Naoto Kan wohl mit dem Kabarettisten Wim Kan verwandt ist.

Menschen mit hübschen Zusatzrenten und Frührentner bekommen in Zukunft weniger, haben aber trotzdem noch mehr. Frührentner haben wir hier übrigens gar keine.

Es ist überraschend, wie sparsam die Bewohner sind. Selbst wer bloß seine staatliche Rente kriegt, legt noch etwas zur Seite. Fragt sich bloß, wofür eigentlich.

Letztes Jahr gingen Millionengewinne der Postleitzahlenlotterie an ein Altenheim. Eine ganze Reihe von Gewinnern wurde todunglücklich von dem Stress mit dem ganzen Geld.

Ich selbst sehe zu, dass ich so richtig blank bin, wenn ich über den Jordan gehe.

Anhand des Marienkalenders, den ich im Dezember beim Bingo gewonnen habe, habe ich mir ausgerechnet, dass die Sonne vom kürzesten Tag, dem 21. Dezember, bis jetzt, einen Monat später, nur elf Minuten früher aufgeht, aber siebenunddreißig Minuten später untergeht. Komisch, oder?

Ich bin nämlich ziemlich verstopft, und der Marienkalender hängt auf der Toilette. Da stehen Empfehlungen für Bibelsprüche drauf, aber auch Rezepte, Weisheiten und Witze. Morgen, am 21. Januar, ist der Tag der heiligen Agnes, Jungfrau und Märtyrerin, gestorben im Jahre 304. Nur dass Sie Bescheid wissen.

In der Zeitung haben sie wieder Aufhebens gemacht um einen geistig behinderten Jungen, der in seiner Pflegeeinrichtung an der Mauer angekettet wurde. Warum, wurde nicht mitgeteilt; ich vermute, dass er regelmäßig um sich schlägt. Bei uns in der Demenzabteilung wohnen alte Leute, die kaum noch stehen, geschweige denn um sich schlagen können, die aber auch in ihren Betten liegen wie Houdini, der plötzlich vergessen hat, wie man seine Fesseln aufkriegt. Kommt gerne mal bei uns vorbei und schaut euch das an, liebe Paparazzi.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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