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T. Lobsang Rampa

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Beschreibung

Ein weiterer autobiografischer Ausschnitt aus dem Leben von T. Lobsang Rampa. Nach seinem Studium als Arzt und Lama in Tibet folgt das Medizinstudium in Chungking, China. Er entdeckt seine Leidenschaft: das Fliegen. Er lässt sich zum Piloten ausbilden und dient in der chinesischen Armee als fliegender Arzt. Im Krieg zwischen Japan und China gerät sein Flugzeug unter Beschuss und stürzt ab. Er überlebt als Einziger und wird von den Japanern gefangen genommen. Als Gefangenenarzt in den Konzentrationslagern versucht er fortan mit bescheidenen Mitteln die Leiden seiner Mithäftlinge zu lindern. Er beschreibt, wie man Schmerzen mithilfe der Geisteskontrolle und der Atemtechnik etwas erträglicher machen kann, um Hunger und Folter zu überleben. Er erzählt aber auch von verborgenen Höhlen in seiner Heimat, vom Beginn der Erdgeschichte und dem Ursprung Tibets.

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T. Lobsang Rampa

Ein Arzt aus Lhasa

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Über den Autor

T. Lobsang Rampa gilt als umstrittener Autor, der mit seinen Aussagen für großes Aufsehen sorgte. Seine Behauptung, dass er mittels Transmigration den Körper eines anderen, mit dessen Einverständnis, übernommen habe, löste Ungläubigkeit, ja Bestürzung aus, weil sie nicht in unser gängiges Weltbild passt. Dieses, in der Regel sehr geheim gehaltene Verfahren, wird in seinem dritten Buch "Die Rampa Story" und noch in weiteren seiner Bücher sehr detailliert beschrieben. Seine Biografie ist außergewöhnlich, deshalb bleibt es, wie so oft, dem Leser überlassen, inwieweit er dem Gelesenen Glauben schenkt und Unbekanntes anzunehmen vermag.

Klappentext

Ein weiterer autobiografischer Ausschnitt aus dem Leben von T. Lobsang Rampa. Nach seinem Studium als Arzt und Lama in Tibet folgt das Medizinstudium in Chungking, China. Er entdeckt seine Leidenschaft: das Fliegen. Er lässt sich zum Piloten ausbilden und dient in der chinesischen Armee als fliegender Arzt. Im Krieg zwischen Japan und China gerät sein Flugzeug unter Beschuss und stürzt ab. Er überlebt als einziger und wird von den Japanern gefangen genommen. Als Gefangenenarzt in den Konzentrationslagern versucht er fortan mit bescheidenen Mitteln die Leiden seiner Mithäftlinge zu lindern. Er beschreibt, wie man Schmerzen mithilfe der Geisteskontrolle und der Atemtechnik etwas erträglicher machen kann, um Hunger und Folter zu überleben. Er erzählt aber auch von verborgenen Höhlen in seiner Heimat, vom Beginn der Erdgeschichte und dem Ursprung Tibets.

Anmerkung des engl. Herausgebers

Als das erste Buch von Lobsang Rampa «Das dritte Auge» publiziert wurde, brach eine äußerst hitzige Kontroverse aus, die immer noch andauert. Der Autor behauptet, «durch ihn» würde ein tibetischer «Lama» sein Leben niederschreiben. Er hätte sogar, nach einem Unfall mit einer leichten Gehirnerschütterung, von seinem Körper völlig Besitz ergriffen. Diese Aussage erweist sich nicht gerade als förderlich, die vielen Leser im abendländischen Kulturkreis einfach so davon zu überzeugen. Einige, die sich an ähnliche Fälle in der Vergangenheit erinnerten, obwohl nicht in Tibet, zogen es vor, unvoreingenommen zu bleiben. Andere dagegen, und die bilden gewiss die Mehrheit, machten aus ihren Zweifeln keinen Hehl und blieben sehr skeptisch. Viele aber, ob nun Kenner des Fernen Ostens oder nur durchschnittliche Leser, fanden an diesem ungewöhnlichen Buch Gefallen. Sie waren erstaunt, mit welchem offensichtlichen Können der Autor sein Thema beherrscht und einen tiefen Einblick in einen faszinierenden, kaum bekannten Teil der Welt gewährt. Verblüffend war auch das völlige Fehlen früherer schriftstellerischer Erfahrung des Autors. Auf jeden Fall konnte niemand seine Behauptungen widerlegen.

Die jetzigen Herausgeber sind der Meinung, dass wie die Wahrheit auch aussehen mag, falls es darüber überhaupt jemals Gewissheit geben wird - es richtig ist, dass «Das dritte Auge», und nun auch «Ein Arzt aus Lhasa» und die Fortsetzung «Die Rampa Story» der Öffentlichkeit zugänglich sind, und sei es nur deshalb, weil die Lektüre dieser Bücher einen hohen Lesegenuß bieten. Über die grundlegenden, tieferen Fragen, die sie aufwerfen, muss jeder Leser seine eigene persönliche Meinung bilden. «Ein Arzt aus Lhasa» erscheint so, wie Lobsang Rampa es geschrieben hat. Es muss für sich selbst sprechen.

Vorwort des Autors

Als ich in England lebte, schrieb ich «Das dritte Auge». Ein Buch, das wahr ist. Dennoch hat es zu vielen Stellungsnahmen und Rechtfertigungen geführt. Von überall her auf der ganzen Welt erreichten mich Briefe.

Als Antwort auf die vielfachen Anfragen habe ich dieses Buch geschrieben: «Ein Arzt aus Lhasa».

Meine Erfahrungen, über die ich noch in einem dritten Buch berichten werde, übersteigen bei weitem alles, was die meisten Menschen erdulden müssen. Erfahrungen für die es in der Geschichte in nur ganz, ganz wenigen Fällen Parallelen gibt. Doch das ist nicht das Thema dieses Buches, sondern es ist die Fortsetzung meiner Autobiografie.

Ich bin ein tibetischer Lama, der in die westliche Welt kam, um seiner Vorsehung zu folgen. Ich kam, so wie es mir vorausgesagt wurde. Ich erduldete all die Mühsale, wie prophezeit. Leider betrachteten mich die Menschen im Westen als Kuriosität, als ein Exemplar, das man in einen Käfig sperren und als Sonderling aus dem Unbekannten ausstellen sollte. Das gab mir Anlass, mich zu fragen, was wohl mit meinen alten Freunden, den Yetis, geschähe, wenn sie in die Finger westliche Menschen gerieten – wie sie das ja auch versuchen.

Zweifellos würden sie die Yetis abschießen, ausstopfen und in einer Vitrine im Museum ausstellen. Doch selbst dann würden die Leute argumentieren und behaupten, so etwas wie die Yetis gäbe es nicht. Für mich ist es fast unglaublich, dass man im Westen ans Fernsehen glaubt und an Weltraumraketen, die vielleicht den Mond umkreisen und zurückkehren, aber dann wiederum Yetis oder «unbekannte Flugobjekte» nicht anerkennen. Die Menschen wollen immer alles in den Händen halten und in Stücke reißen, um zu sehen, wie es funktioniert.

Doch jetzt stehe ich vor der großen Aufgabe, auf nur ein paar wenigen Seiten das unterzubringen, wozu ich vorher ein ganzes Buch benötigt habe, die Einzelheiten über meine frühe Kindheit: Ich stamme aus einer sehr ranghohen Familie. Einer der führenden Familien in Lhasa, der Hauptstadt von Tibet. Meine Eltern hatten einen großen Einfluss auf die Kontrolle des Landes, und weil ich von hohem Rang war, wurde mir eine sehr strenge Erziehung zuteil, damit ich, so wie es vorgesehen war, bereit sei, meinen Platz im Leben einzunehmen. Vor der Vollendung meines siebten Lebensjahres wurden, unserer Tradition gemäß, die Astrologenpriester von Tibet zu Rate gezogen, um festzustellen, welche Art von Laufbahn mir offenstand. Tagelang, vor dieser Verkündung, wurden Vorbereitungen für ein großes Fest getroffen, bei dem alle führenden Einwohner, alle wichtigen Persönlichkeiten von Lhasa eingeladen waren, um mein Schicksal zu erfahren.

Schließlich war der Tag der Prophezeiung gekommen. Auf unserem Anwesen herrschte ein großes Gedränge. Die Astrologen erschienen, ausgerüstet mit ihren Papierbögen, mit ihren Sternenkarten und allem Notwendigen, das sie für ihren Beruf brauchten. Als der passende Augenblick gekommen war und alle Anwesenden aufs äußerste gespannt waren, gaben die Astrologen ihre Ergebnisse bekannt. Feierlich wurde verkündet, dass ich mit sieben Jahren einem Lamakloster beitreten und zum Priester und priesterlichen Arzt und Chirurgen ausgebildet werden sollte.

Es wurden über mein Leben sehr viele Prophezeiungen gemacht. Eigentlich wurde mir mein ganzer Lebensweg aufgezeichnet. Zu meinem großen Bedauern ist alles, was sie gesagt hatten, wahr geworden. Ich sage «Bedauern», weil der größte Teil der Prophezeiungen nur Unglück, Mühsale und Leid beinhaltete. Das machte es einem nicht leichter, wenn man das ganze Leid kennt, das einem bevorsteht.

Im Alter von sieben Jahren trat ich dem Chakpori Lamakloster bei. Ich machte mich ganz allein auf den Weg. Am Eingang wurde ich zurückgehalten und musste mich einer sehr harten Aufnahmeprüfung unterziehen, um zu sehen, ob ich stark genug und widerstandsfähig war, um dieser Ausbildung gerecht zu werden. Diese Prüfung bestand ich, und ich wurde aufgenommen und mir wurde gestattet einzutreten. Ich durchlief alle Stufen. Angefangen hatte ich als völlig unwissender Anfänger. Am Ende wurde ich Lama und Abt. Meine besonderen Schwerpunkte aber lagen auf dem Gebiet der Medizin und Chirurgie. Ich studierte mit Eifer, und man gab mir jede Gelegenheit, Leichname zu studieren. Im Westen herrscht die Meinung vor, die tibetischen Lamas versorgten ihre Patienten nur medizinisch und führten keine Operationen durch. Anscheinend glaubte man auch, dass die tibetische medizinische Wissenschaft unentwickelt sei, weil die Medizinlamas nur das Äußere, nicht aber das Innere behandelten. Das trifft aber nicht zu. Ich gebe zwar zu, der gewöhnliche Lama führt nie eine Operation durch, das ist gegen seine Glaubensüberzeugung. Doch es gab einen besonderen Kern von Lamas, dem auch ich angehörte, der ausgebildet wurde, um Operationen durchzuführen. Operationen, die möglicherweise sogar den Umfang der westlichen Wissenschaft sprengten.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass man im Westen auch glaubt, die tibetische Medizin würde lehren beim Mann säße das Herz auf der einen und bei der Frau auf der anderen Seite. Nichts könnte lächerlicher sein als das. Solche Informationen sind von Menschen im Westen weitergegeben worden, die von dem, worüber sie schreiben, überhaupt keine Kenntnisse haben. Sie haben dabei Bezug auf einige unserer graphischen Darstellungen genommen, die sich mit den Astralkörpern auseinandersetzen. Das aber ist etwas ganz und gar anderes. Wie auch immer, das ist nicht das Thema dieses Buches.

Meine Ausbildung war wirklich sehr intensiv. Ich musste nicht nur über meine Spezialgebiete Medizin und Chirurgie Bescheid wissen, sondern auch über alle unsere Heiligen Schriften. Ich musste die Prüfungen sowohl in der Medizin als auch in der Religion ablegen. Nach bestandener Prüfung war ich ein voll ausgebildeter Medizinlama und Priester. Da ich beide Gebiete gleichzeitig studierte, bedeutete es, doppelt so hart zu lernen wie der Durchschnitt.

Das gefiel mir nicht immer! Aber natürlich war nicht alles nur Mühsal. Ich unternahm auch viele Reisen in die höher gelegenen Landesteile, um Kräuter zu sammeln. Unsere medizinische Ausbildung beruhte auf der Behandlung mit Naturheilpflanzen. Im Chakpori lagerten ständig mindestens sechstausend verschiedene Arzneipflanzen. Wir Tibeter sind der Ansicht, dass wir mehr von Naturheilkräuterbehandlungen verstehen als die meisten Menschen in anderen Erdteilen der Welt. Diese Ansicht hat sich noch weiter verstärkt, nachdem ich mehrmals um die Welt gereist bin.

Auf mehreren meiner Reisen in die höher gelegenen Gebiete Tibets flog ich in menschentragenden Ein-Mann-Flugdrachen. Ich segelte über den schroffen Gipfeln der Bergketten und konnte dabei kilometerweit über das Land blicken. Ich nahm auch an einer unvergesslichen Expedition in eines der unzugänglichsten Gebiete Tibets teil. Wir stiegen in die höchste Region des Chang-Tang-Hochgebirges hinauf. Hier fanden wir Expeditionsteilnehmer zwischen Felsklüften verborgen, ein tief nach unten führendes abgelegenes Tal, das vom ewig brennenden Erdfeuer erwärmt wurde. Heißes Wasser sprudelte aus dem Boden und floss in einen Fluss. Wir entdeckten auch eine riesige Stadt. Die Hälfte davon war der warmen Luft des abgeschiedenen Tales ausgesetzt und die andere Hälfte lag unter klarstem Gletschereis begraben. Eis, das so klar war, dass der andere Teil der Stadt durch das gefrorene Wasser klar sichtbar war. Der aufgetaute Teil der Stadt war fast unversehrt. Die Jahre waren wirklich sanft mit den Gebäuden umgegangen. Die ruhige Luft und das Fehlen von Wind hatten die Gebäude vor der Verwitterung bewahrt. Wir gingen durch die Straßen. Die ersten Menschen, die nach Tausenden von Jahren diese Straßen betreten haben. Wir schlenderten wahllos durch die Häuser, die aussahen, als erwarteten sie jeden Augenblick ihre Besitzer. Erst als wir etwas genauer hinsahen, sahen wir seltsame versteinerte Skelette. Dann realisierten wir, dass wir hier auf eine ausgestorbene Stadt gestoßen waren. Wir entdeckten viele fantastische Geräte, die darauf schließen ließen, dass dieses verborgene Tal einmal die Heimat einer sehr viel höher entwickelten Zivilisation gewesen war, weit größer als irgendeine die jetzt auf der Erde existiert. Es bewies uns eindeutig, dass die Menschen dieses vergangenen Zeitalters uns heute im Vergleich, als Unterentwickelte betrachten würden. Doch in diesem zweiten Buch werde ich noch mehr über diese Stadt berichten.

Als ich ziemlich jung war, wurde an mir eine spezielle Operation an mir durchgeführt. Sie wurde «Das Öffnen des dritten Auges» bezeichnet. Dabei wurde mir ein Hartholzspan, den man in einer besonderen Kräuterlösung getränkt hatte, in der Mitte der Stirne eingeführt, um so eine Drüse anzuregen, die meine hellsichtigen Kräfte noch weiter verstärkten sollten. Ich war schon mit einer beträchtlichen Hellsichtigkeit geboren worden. Doch nach der Operation war ich in einem sehr ungewöhnlich hohen Maße noch hellsichtiger. Ich konnte die Menschen mit ihrer sie umgebenden Aura sehen, so als wären sie von züngelnden farbigen Flammen umgeben. In ihren Auren konnte ich ihre Gedanken lesen. Ich konnte vorhersagen, was ihnen fehlte, welches ihre Hoffnungen und Ängste waren. Nun, seit ich Tibet verlassen habe, versuche ich, westliche Ärzte davon zu überzeugen und sie für ein Gerät zu gewinnen, welches allen Ärzten und Chirurgen ermöglichte, die menschliche Aura, so wie sie wirklich ist, in Farben zu sehen. Ich weiß, dass, wenn die Ärzte und Chirurgen die Aura sehen könnten, sie in der Lage wären das, was einer Person wirklich fehlt, zu sehen. Ein Aura-Spezialist könnte dann, wenn er die Farben und die Konturen der sich bewegenden Bänder betrachtete, exakt feststellen, unter welcher Krankheit die Person leidet. Darüber hinaus kann in der Aura eine Krankheit erkannt werden bevor der physische Körper selbst irgendwelche sichtbaren Symptome zeigt. Die Aura zeigt Krebs, Tuberkulose und andere Leiden bereits mehrere Monate, bevor sie den physischen Körper befallen an. Aufgrund dessen, dass man so früh von einem Krankheitsausbruch gewarnt wird, kann der Arzt das Leiden rechtzeitig behandeln und erfolgreich heilen. Zu meinem Entsetzen und tiefsten Bedauern sind die westlichen Ärzte überhaupt nicht daran interessiert. Sie scheinen zu denken, es handle sich hier um Magie. Doch hier handelt es sich um ganz gewöhnlichen gesunden Menschenverstand. Jeder Ingenieur weiß, dass eine Hochspannungsleitung von einer Korona umgeben ist. Dasselbe trifft auch auf den menschlichen Körper zu. Es ist nichts anderes als eine ganz gewöhnliche physikalische Angelegenheit, die ich den Spezialisten aufzeigen möchte. Aber sie lehnen es ab, und das ist eine Tragödie. Doch es wird mit der Zeit kommen. Die Tragik ist nur, dass, bis es soweit ist, so viele Menschen unnötig sterben und leiden müssen.

Der Dalai Lama, der dreizehnte Dalai Lama, war mein Schirmherr. Er ordnete an, dass mir jede mögliche Unterstützung in der Ausbildung und an Erfahrungen geboten werden sollte. Er verfügte, dass mir alles gelehrt werden sollte, was ich in mich aufnehmen konnte. Ich sollte nebst der gewöhnlichen Methode auch mittels Hypnose und über verschiedene andere Schulungsformen unterrichtet werden, die an dieser Stelle nicht erwähnt werden. Einige werden in diesem Buch behandelt oder im «Das dritte Auge». Wieder andere Methoden sind so neuartig und so unglaublich, dass die Zeit noch nicht reif ist darüber zu diskutieren.

Aufgrund meiner hellsichtigen Begabung war ich in der Lage, Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, bei vielen Gelegenheiten eine große Hilfe zu sein. Ich hielt mich in seinem Audienzzimmer verborgen, sodass ich aus der Aura einer Person die wahren Gedanken und Absichten lesen konnte. Dies wurde veranlasst, um festzustellen, ob die Worte mit den Gedanken der Person übereinstimmten, vor allem wenn es sich um ausländische Staatsmänner handelte, die den Dalai Lama besuchten. Ich war auch ein unsichtbarer Beobachter, als eine chinesische Delegation vom «Großen Dreizehnten» empfangen wurde, und auch als ein Engländer den Dalai Lama besuchte. Doch im letzteren Fall hätte ich beinahe in meiner Pflicht versagt, aufgrund meines Erstaunens über die bemerkenswerte Kleidung, die der Mann trug. Ich sah zum ersten Mal eine europäische Kleidung!

Meine Ausbildung war langwierig und anstrengend. Sowohl während der Nacht als auch tagsüber fanden Tempelandachten statt. Es gab keine weichen Betten für uns. Wir wickelten uns in unsere einzige Wolldecke und legten uns zum Schlafen auf den Fußboden. Die Lehrer waren wirklich sehr streng. Wir mussten ständig studieren und lernen und alles im Gedächtnis behalten. Wir hatten keine Notizbücher, alles musste auswendig gelernt werden.

Ich studierte auch die Fächer der Metaphysik: ich befasste mich eingehend und tief mit dem Hellsehen, dem Astralreisen und der Telepathie. Ich durchlief die ganze Bandbreite. Bei einer meiner Einweihungszeremonien besuchte ich die geheimen Grotten, Tunnel und Höhlen unter dem Potala. Höhlen und Tunnel, von denen die Durchschnittsperson nichts weiß. Sie sind Relikte aus einer uralten Zivilisation, die sich beinahe schon jenseits der Erinnerungen und beinahe schon jenseits der Rassenerinnerung befinden. An den Wänden befanden sich Zeichnungen, bildliche Darstellungen von Vehikeln, die sich durch die Luft bewegten und andere, die in die Erde eintauchten. Bei einer weiteren Einweihungszeremonie sah ich die sorgfältig konservierten und einbalsamierten Körper von Riesen, drei Meter und fünf Meter groß. Auch wurde ich auf die andere Seite des Todes geschickt, um zu erfahren, dass es keinen Tod gibt. Als ich zurückkehrte, galt ich als anerkannte Inkarnation im Rang eines Abtes.

Doch ein Abt, der an ein Lamakloster gebunden ist, wollte ich nicht sein. Ich wollte frei sein und ein Lama bleiben, damit ich kommen und gehen konnte, wie ich wollte. Ich wollte frei sein, um anderen helfen zu können, wie es die Prophezeiung voraussagte. So wurde mir vom Dalai Lama persönlich der Rang «Lama» verliehen. Durch ihn war ich mit dem Potala in Lhasa verbunden. Selbst danach ging meine Ausbildung weiter. Man lehrte mich verschiedene Formen westlicher Wissenschaften: Optik und andere verwandte Themen. Schließlich rückte der Zeitpunkt heran, als ich einmal mehr zum Dalai Lama gerufen wurde und von ihm neue Weisungen erhielt.

Er eröffnete mir, dass ich nun alles gelernt hätte, was ich in Tibet lernen konnte. Dass die Zeit für mich nun gekommen sei, weiterzuziehen. Ich müsse alles hinter mir lassen, was ich liebte und woran mein Herz hing. Er sagte mir, dass Spezialboten nach Chungking gereist seien, um mich in dieser chinesischen Stadt als Student der Medizin und der Chirurgie einzuschreiben.

Überaus schweren Herzens verließ ich den Erhabenen. Betrübt ging zu meinem Mentor und erzählte ihm, was beschlossen worden war. Dann stattete ich meinen Eltern zu Hause noch einen Besuch ab, um ihnen mitzuteilen, was geplant war, und dass ich Lhasa verlassen würde. Die Tage flogen nur so dahin. Der letzte Tag brach an. Ich verließ das Chakpori. Zum letzten Mal sah ich den Lama Mingyar Dondup in Fleisch und Blut. Ich machte mich auf den Weg, und ließ Lhasa, die Heilige Stadt, hinter mir und stieg die hohen Bergpässe hinauf. Als ich zurückschaute, war das Letzte, was ich sah, ein tibetisches Symbol: über den goldenen Dächern des Potala flog einsam ein Drache.

Kapitel 1 - Hinaus ins Unbekannte

Nie zuvor war mir so kalt gewesen. Nie zuvor hatte ich mich so hoffnungslos und so elend gefühlt. Selbst in der Einöde auf dem sechstausend Meter über dem Meeresspiegel gelegen Chang-Tang-Hochgebirge, wo einem die splittbeladenen Winde mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt an jede exponierte Hautstelle peitschte und sie blutig schlug, war es mir wärmer vorgekommen als jetzt. Dort war die Kälte nicht so bissig gewesen wie jetzt diese angsteinflößende Eiseskälte, die ich in meinem Herzen spürte. Ich verließ mein geliebtes Lhasa. Als ich mich umdrehte und nochmals zurückschaute, sah ich winzige Gestalten auf den goldenen Dächern des Potala, und über ihnen hüpfte und tanzte einsam ein Drachen im leichten Wind. Er hüpfte und tanzte, so als riefe er mir zu: «Lebe wohl, deine Tage des Drachenfliegens sind nun vorbei. Auf zu weit ernsteren Dingen.»

Für mich hatte dieser Drachen eine symbolische Bedeutung. Ein Drachen hoch oben in der unendlichen Weite des blauen Himmels, der nur durch eine dünne Schnur an sein Haus gebunden war. Ich ging fort in die unendliche Weite der Welt jenseits von Tibet, nur durch die dünne Schnur meiner Liebe für Lhasa gebunden. Ich zog hinaus in die fremde, schreckliche Welt jenseits meines friedlichen Landes. Mir war schwer ums Herz, als ich meinem Zuhause den Rücken kehrte und zusammen mit meinen Begleitern in das mir große Unbekannte ritt. Auch sie waren unglücklich, aber ihr Trost war die Gewissheit, dass sie sich wieder auf den Heimweg begeben konnten, sobald sie mich im tausendsechshundert Kilometer weit entfernten Chungking zurückgelassen hatten. Sie kehrten zurück mit dem tröstlichen Wissen, dass jeder Schritt sie der Heimat wieder ein Stück näherbrachte. Ich dagegen musste immer weiter in mir unbekannte Länder weiterziehen und zu fremden Menschen gehen und noch fremdartigere Erfahrungen machen.

Die Prophezeiung, die in meinem siebten Lebensjahr über meine Zukunft gemacht worden war, hatte diesbezüglich ergeben, dass ich in ein Lamakloster eintreten und erst als Chela, dann im Range eines Trappas und so weiter ausgebildet werden sollte, bis ich zu gegebener Zeit die Prüfung zum Lama bestehen konnte. Danach, so hatten die Astrologen errechnet, würde ich Tibet, mein Zuhause und alles, was ich liebte, verlassen, und wie wir es bezeichneten, in das barbarische China ziehen. Ich würde nach Chungking reisen und studieren, um Arzt und Chirurg zu werden. Nach den Worten der Astrologenpriester würde ich in Kriege verwickelt werden. In die Gefangenschaft fremder Völker geraten. Ich würde mich gegen alle Versuchungen und alles Leid behaupten müssen, um denjenigen zu helfen, die Not litten. Sie hatten mir geweissagt, dass mein Leben hart sein würde. Dass Leid, Schmerzen und Undankbarkeit meine ständigen Begleiter sein würden. Wie recht sie doch hatten!

Mit diesen keineswegs frohen Gedanken gab ich die Weisung, weiterzureiten. Kurz nachdem Lhasa aus unserem Blickfeld entschwunden war, stiegen wir vorsichtshalber von unseren Pferden und vergewisserten uns nochmals, ob mit den Pferden alles in Ordnung war. Wir überprüften ihre Sättel, dass sie richtig saßen und die Gurten nicht zu fest, aber auch nicht zu locker angezogen waren. Wir wollten unsere Pferde während der Reise stets als unsere Freunde behandeln. Deshalb mussten wir für sie mindestens genauso gut sorgen wie für uns selbst. Nachdem alles erledigt war und wir die beruhigende Gewissheit hatten, dass es unseren Pferden gutging, stiegen wir wieder auf, richteten unsere Blicke entschlossen nach vorne und ritten weiter.

Es war Anfang 1927, als wir Lhasa verließen. Wir machten uns gemächlich auf den Weg nach Chotang, das am Brahmaputra Fluss lag. Wir hatten uns lange und eingehend über die geeignetste Route unterhalten. Diese am Fluss entlang über Kanting war uns als die Beste empfohlen worden. Der Brahmaputra ist ein Fluss, den ich gut kenne. Ich habe eine seiner Quellen in einem Gebiet des Himalajas überflogen, als ich das Glück gehabt hatte, in einem menschentragenden Ein-Mann-Drachen zu fliegen. Wir in Tibet betrachteten den Fluss mit Verehrung, aber nicht mit der Ehrfurcht, die ihm woanders entgegengebracht wurde. Hunderte von Kilometern entfernt, wo er in den Golf von Bengalen strömte, hielt man ihn für heilig, fast so heilig wie Benares. Es sei der Brahmaputra gewesen, so hatte man uns erklärt, der die Bucht von Bengalen erschaffen hätte. In den frühen Tagen der Geschichte floss der Fluss sehr schnell und er war auch sehr tief. Er strömte in einer nahezu geraden Linie von den Bergen herunter und riss die lockere Erde mit sich fort und ließ die wundervolle herrliche Bucht erstehen. Wir folgten dem Fluss durch die Pässe nach Sikang. In den alten Zeiten, den glücklichen Zeiten, als ich noch sehr jung war, war Sikang noch ein Teil von Tibet, eine Provinz von Tibet. Dann fielen die Briten in Lhasa ein, und danach fühlten sich auch die Chinesen dazu ermutigt und fielen in Sikang ein und eroberten es. Mit mörderischer Absicht drangen sie in diesen Teil unseres Landes ein, töteten, vergewaltigten, plünderten und brachten Sikang unter ihre Gewalt. Sie setzten chinesische Beamte ein. Beamte, die anderswo in Ungnade gefallen waren und dadurch bestraft wurden, dass man sie nach Sikang versetzte. Zu ihrem Unglück gewährte ihnen die chinesische Regierung keine Unterstützung. Sie mussten allein zurechtkommen, so gut sie eben konnten. Wir fanden, dass diese Chinesen bloß Marionetten waren, hilflose, untaugliche Männer, über die die Tibeter lachten. Natürlich taten wir von Zeit zu Zeit so, als würden wir den chinesischen Beamten gehorchen, aber es geschah nur aus Höflichkeit. Sobald sie uns den Rücken zudrehten, gingen wir wieder unsere eigenen Wege.

Tag für Tag zog sich unsere Reise hin. Wir rasteten immer dann, wenn wir ein Lamakloster erreichten, in dem wir die Nacht verbringen konnten. Da ich ein Lama war, sogar ein Abt und eine anerkannte Inkarnation, bereiteten uns die Mönche immer den allerbesten Empfang vor, den sie uns bieten konnten. Darüber hinaus reiste ich unter dem persönlichen Schutz des Dalai Lama. Das viel zählte.

Wir machten uns wieder auf den Weg und erreichten Kanting. Das ist eine berühmte Marktstadt, die für ihren Yakhandel bekannt war. In erster Linie aber berühmt als Exportzentrum für den Ziegeltee, den wir in Tibet so bekömmlich finden. Dieser Tee wurde aus China importiert. Er bestand nicht nur aus den gewöhnlichen Teeblättern, sondern er war mehr oder weniger ein chemisches Gebräu, das Tee, Zweigstücke, Soda, Salpeter und ein paar andere Zutaten enthält. In Tibet gibt es kein reichhaltiges Nahrungsangebot wie in anderen Teilen der Welt. Unser Tee musste sowohl als eine Art Suppe wie auch als Getränk dienen. In Kanting wird der Tee gemischt und in Blöcke oder zu Ziegeln, wie sie gewöhnlich genannt werden, gepresst. Diese Ziegel besaßen eine bestimmte Größe und ein bestimmtes Gewicht, sodass sie auf die Pferde und später auf die Yaks geladen werden konnten, die sie dann über das hohe Gebirge nach Lhasa transportierten. Dort wurden sie auf dem Markt verkauft und weiter durch ganz Tibet transportiert.

Teeziegel mussten eine bestimmte Größe und Form haben. Sie mussten aber auch speziell verpackt werden, damit sie keinen Schaden nahmen, wenn ein Pferd aus Versehen einmal in einer seichten Gebirgsfurt straucheln und der Tee in den Fluss fallen sollte. Diese Ziegel wurden fest in Rohhäute, oder in Rohleder, wie es manchmal genannt wird, eingepackt, und dann sofort ins Wasser getaucht. Danach wurden sie zum Trocknen auf die Felsen in die Sonne gelegt. Währenddem sie trockneten, schrumpften die Häute. Sie schrumpfte erstaunlich stark und pressten den ganzen Inhalt enorm fest zusammen. Die Häute nahmen ein bräunliches Aussehen an und wurden so hart wie Bakelit, oder noch viel härter. Jedes dieser Lederbündel könnte man, wenn sie trocken waren, den Berghang hinunterrollen lassen, wo sie unten sicher und unbeschädigt landeten. Sie konnten auch in den Fluss fallen und dort vielleicht einige Tage liegenbleiben, und wenn man sie wieder herausfischte und trocknete, blieb alles noch intakt. Sie waren wasserdicht, und von daher konnte nichts verderben. Unsere Teeziegel in ihren getrockneten Häuten gehörten zu den hygienischsten Verpackungen der Welt. Der Tee wurde außerdem oft als Zahlungsmittel benutzt. Ein Händler, der kein Geld auf sich trug, konnte ein Stück Tee abbrechen und es eintauschen. Niemand musste sich Sorgen um Bargeld machen, solange er Teeziegel dabei hatte.

Kanting beeindruckte uns mit ihrem geschäftigen Treiben. Wir waren nur an unser heimatliches Lhasa gewöhnt. Hier in Kanting aber gab es Leute aus vielen weit entfernten Ländern: aus Japan, Indien oder Burma und Nomaden von weit jenseits des Taklagebirges. Wir schlenderten über den Marktplatz. Mischten uns unter die Händler und lauschten deren fremden Stimmen und unterschiedlichen Sprachen. Wir begegneten Mönchen anderer Religionen, den Zen-Buddhisten und noch anderen. Danach machten wir uns, wundernd über die neuen Eindrücke, auf den Weg zu einem kleinen Lamakloster außerhalb von Kanting. Hier wurden wir bereits erwartet. In der Tat waren unsere Gastgeber schon etwas besorgt, weil wir noch nicht angekommen waren. Wir erklärten ihnen umgehend, dass wir uns noch auf dem Markt umgesehen und uns den Markttratsch angehört hatten. Der zuständige Abt hieß uns herzlich willkommen. Mit großem Interesse lauschte er unseren Erzählungen aus Tibet. Er hörte sich die Neuigkeiten an, von denen wir ihm berichteten, denn wir kamen vom Potala, dem Sitz der Gelehrsamkeit. Wir waren auch die Männer, die das Chang-Tang-Hochgebirge besucht und große Wunder gesehen hatten. Unser Ruhm war uns tatsächlich vorausgeeilt.

Früh am Morgen, nachdem wir an der Andacht im Tempel teilgenommen hatten, machten wir uns wieder auf unseren Pferden auf den Weg, bepackt mit ein wenig Proviant, Tsampa. Die Straße war nur ein Saumpfad, der sich hoch oben am Rande einer Felsschlucht entlangzog. Weit unten wuchsen Bäume, mehr Bäume, als wir alle jemals gesehen hatten. Einige waren teilweise unter dem aufsteigenden Dunst eines Wasserfalls verborgen. Riesige Rhododendrons gediehen in der Schlucht, und der Boden selbst war mit vielen bunten Blumen übersät, kleinen Bergblumen, die die Luft mit ihrem Duft füllten und der Landschaft etwas Farbe verliehen. Doch wir fühlten uns bedrückt und elend. Zum einen fühlten wir uns bedrückt bei dem Gedanken, unsere Heimat verlassen zu müssen und zum anderen bedrückt durch die immer dichtere Luft.

Unablässig führte uns der Weg immer tiefer und tiefer hinab. Uns fiel das Atmen immer schwerer. Es gab noch ein weiteres Problem, mit dem wir zu kämpfen hatten. In Tibet, wo die Luft dünn ist, kocht das Wasser schon bei niederen Temperaturen. In den noch höher gelegenen Gebieten konnten wir den Tee tatsächlich trinken, wenn er kochte. Wasser oder Tee ließen wir gewöhnlich solange auf dem Feuer stehen, bis die aufsteigenden Blasen anzeigten, dass der Tee trinkfertig war. In diesen tieferen Lagen litten wir anfangs sehr unter verbrühten Lippen, als wir die Wassertemperatur zu überprüfen versuchten. Wir waren es gewohnt, den Tee sofort zu trinken, nachdem wir ihn vom Feuer genommen hatten. In Tibet mussten wir das, sonst hätte die bittere Kälte unserem Tee sofort die ganze Wärme entzogen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass der Luftdruck den Siedepunkt beeinflusste. Es kam uns nicht in den Sinn, dass wir warten könnten, bis das kochende Wasser sich abgekühlte, ohne Gefahr zu laufen, dass es einfror.

Was uns sehr Schwierigkeiten bereitete, war das Atmen. Der hohe Luftdruck setzte unserer Brust und unseren Lungen schwer zu. Zuerst dachten wir, es hätte einen emotionalen Grund, weil wir unser geliebtes Tibet verließen. Doch später fanden wir heraus, dass wir beinahe an der Luft ertranken. Keiner von uns war je auf eine Höhe von nur dreihundert Metern über dem Meeresspiegel gewesen. Lhasa selbst liegt dreitausendsechshundertfünfzig Meter hoch. Häufig waren wir in noch höheren Gebieten unterwegs, so zum Beispiel, als wir ins Chang-Tang-Hochgebirge stiegen, wo wir uns auf einer Höhe von mehr als sechstausend Metern über dem Meeresspiegel befanden. Wir hatten früher viele Geschichten von Tibetern gehört, die Lhasa verlassen hatten, um ihr Glück im Unterland zu suchen. Den Gerüchten nach seien sie nach Monaten des Leidens an einer schweren Lungenerkrankung gestorben. Besonders aufsehenerregende Altweibergeschichten erzählte man in der Heiligen Stadt Lhasa, dass diejenigen, die Lhasa verließen und sich in die tiefer gelegenen Länder begäben, einem schmervollen Tod entgegengingen.

Ich wusste, dass das nicht stimmte, weil meine Eltern in Shanghai gewesen waren, wo sie etliche Besitztümer besaßen. Sie waren dorthin gereist und kehrten gesund wieder zurück. Mit meinen Eltern hatte ich wenig zu tun. Sie waren überaus beschäftigte Leute und hatten eine derart hohe Stellung inne, dass sie keine Zeit für uns Kinder hatten. Die Auskunft über ihre Shanghai-Reise hatte ich von den Bediensteten erfahren.

Doch jetzt war ich sehr beunruhigt über den schweren Druck, den wir alle auf der Brust verspürten. Unsere Lungen fühlten sich an, als würden sie brennen. Wir hatten das Gefühl, ein Eisenband schnüre uns die Brust zu, die uns am Atmen hinderte. Jeder Atemzug erforderte eine enorme Anstrengung. Wenn wir uns zu schnell bewegten, schossen die Schmerzen wie ein Feuer durch uns hindurch. Je weiter wir reisten, und je tiefer wir kamen, desto größer wurde die Luftdichte, und die Temperatur wärmer.

Ein schreckliches Klima für uns. In Tibet, in Lhasa, war das Wetter wirklich sehr kalt, aber es war eine trockene, eine gesunde Kälte. Bei solchen Bedingungen spielte die Temperatur keine große Rolle. Doch jetzt brachten uns dieser Druck der Luft und diese hohe Luftfeuchtigkeit beinahe um den Verstand. Wir waren derart schlapp.

Einmal versuchten die anderen, mich zu überreden, ich solle eine Umkehr nach Lhasa erlassen. Sie sagten, wir würden alle sterben, wenn wir weiter auf unserem tollkühnen Vorhaben bestünden. Doch da ich die Prophezeiungen kannte, wollte ich nichts davon wissen, und so ritten wir weiter. Als es immer wärmer wurde, wurde es uns schwindelig. Wir waren fast berauscht und schienen mit den Augen Probleme zu haben. Wir konnten nicht mehr soweit sehen wie gewöhnlich. Nicht mehr so deutlich, und wir schätzten die Entfernungen völlig falsch ein. Erst viel später fand ich die Erklärung dafür. Tibet besitzt die sauberste und klarste Luft auf der Welt, man kann achtzig Kilometer und noch weiter sehen, und man erkennt die Dinge so klar, als lägen sie nur gerade zwanzig Kilometer weit entfernt. Hier im Unterland konnten wir nicht mehr soweit blicken, und das, was wir sehen konnten, wurde durch die sehr hohe Luftdichte mit ihren Verunreinigungen verzerrt.

Viele Tage lang reisten wir weiter und kamen immer tiefer und tiefer und ritten durch Wälder, in denen mehr Bäume wuchsen, als jeder von uns je im Traum für möglich gehalten hätte. Es gibt in Tibet nicht sehr viel Wald, nicht sehr viele Bäume. Nach einiger Zeit konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, von den Pferden zu steigen, um zu den verschiedenen Bäumen zu laufen, sie zu berühren und an ihnen zu riechen. Sie waren uns alle unbekannt, und erst noch in dieser Vielfalt. Die Rhododendren waren uns natürlich bekannt. Bei uns in Tibet wuchsen viele Rhododendren. Rhododendronblüten sind sogar eine besondere Luxus-Spezialität, wenn sie richtig zubereitet wurden. Wir ritten weiter. Wir staunten über alles. Staunten über den Unterschied zwischen dem, was wir sahen und unserer Heimat. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange wir unterwegs waren, wie viele Tage oder Stunden, denn das interessierte keiner von uns. Wir hatten jede Menge Zeit. Hast und Hektik der Zivilisation waren uns unbekannt, und auch wenn wir es gewusst hätten, hätte uns das nicht interessiert.

Wir ritten etwa acht oder zehn Stunden täglich. Die Nächte verbrachten wir in Lamaklöstern, die günstig am Weg lagen. Es waren nicht immer Klöster, die unsere Form von Buddhismus praktizierten. Das aber spielte keine Rolle, immer wurden wir herzlich willkommen geheißen. Unter uns, den wahren Buddhisten des Ostens, gab es keine Rivalität, keine Spannung oder Abneigung. Ein Reisender war immer willkommen. Und immer, solange wir uns dort aufhielten, nahmen wir, so wie es Sitte bei uns ist, an allen Andachten teil. Wir ließen auch keine Gelegenheit aus, uns mit den Mönchen zu unterhalten, die uns so breitwillig aufnahmen. Sie erzählten uns viele merkwürdige Geschichten über die sich wandelnden Zustände in China. Davon, wie sich die alte Friedensordnung änderte. Wie die Russen, die «Bären-Menschen», versuchten, die Chinesen mit ihren politischen Idealen zu indoktrinieren, die uns völlig falsch erschienen. Es schien uns, dass das, was die Russen predigten, darauf hinauslief: «Was dein ist, ist mein, und was mein ist, bleibt mein!» Auch die Japaner, erzählte man uns, machten in verschiedenen Gebieten Chinas Schwierigkeiten. Offenbar drehte es sich um die Frage der Überbevölkerung. Japan produzierte zu viele Kinder und zu wenig Nahrung – daher versuchten sie, friedliche Völker zu überfallen und zu berauben, als seien nur die Japaner wichtig.

Schließlich verließen wir Sikang und überquerten die Grenzen nach Szechuan. Einige Tage später erreichten wir das Ufer des Yangtse Flusses. Hier blieben wir eines späten Nachmittags bei einem kleinen Dorf stehen. Wir hielten dort nicht an, weil wir unser Ziel für die Nacht erreicht hatten, sondern weil sich vor uns eine Menschenansammlung befand, irgendeine Versammlung. Wir drängten uns durch die Menschenmenge hindurch. Wir waren alle eher kräftig gebaut, daher fiel es uns nicht schwer, uns bis ganz nach vorne zu schieben. Ein großgewachsener weißer Mann stand gestikulierend auf einem Ochsenkarren. Er erzählte von dem Wunder des Kommunismus und versuchte, die Bauern zu ermuntern, zu revoltieren und die Landbesitzer zu töten. Er schwenkte eine Zeitung mit Bildern in die Luft, die einen scharfgesichtigen, bärtigen Mann, zeigten, den er als den Retter der Welt bezeichnete. Doch uns beeindruckten weder die Bilder Lenins noch die Reden des Mannes. Wir wandten uns angewidert ab und zogen noch ein paar Kilometer weiter bis zu einem Lamakloster, in dem wir die Nacht verbringen wollten.

Es gab in verschiedenen Teilen Chinas sowohl Lama- wie auch chinesische Klöster und Tempel. Einige Menschen, besonders in Sikang, Szechuan oder Chinghai bevorzugen die tibetische Form von Buddhismus. Deshalb wurden unsere Lamaklöster dort gebaut, um diejenigen zu lehren, die unsere Hilfe brauchten. Wir strebten nie danach, Andersgläubige zu bekehren. Wir baten niemanden darum, uns beizutreten. Wir glauben, jeder Menschen soll seinen Glauben frei wählen. Wir hatten nichts übrig für Missionare, die herumzogen und verkündeten, dass man sich dieser oder jener Religion anschließen müsse, um errettet zu werden. Wir wussten, dass wenn jemand Lamaist werden wollte, er das ohne Überredung von unserer Seite werden würde. Wir wussten ja selbst, wie wir über die Missionare gelacht haben, die nach Tibet und nach China kamen. Es war ein gängiger Scherz der Leute, die Vortäuschten bekehrt zu sein, nur um Geschenke zu erhalten und in den Genuss von anderen so genannter Vorteile zu gelangen, die die Missionare verteilten. Obendrein waren die Tibeter und die Chinesen, die noch nach der alten Ordnung lebten, höfliche Menschen. Sie versuchten, den Missionaren eine Freude zu bereiten. Sie versuchten, sie im Glauben zu wiegen, dass sie Erfolg hätten. Doch wir glaubten nie, nicht einen Augenblick lang an das, was sie uns erzählten. Wir wussten, dass sie ihren Glauben hatten. Doch wir zogen es vor, unseren eigenen zu bewahren.

Wir zogen weiter und folgten dem Lauf des Yangtses, dem Fluss, den ich später noch so gut kennenlernen sollte. Dieser Weg war ein sehr angenehmer. Wir beobachteten fasziniert die Boote auf dem Fuß. Wir hatten vorher noch nie Boote dieser Art gesehen, außer auf Bildern, und ich hatte einmal während einer besonderen hellsichtigen Sitzung mit meinem Mentor ein Dampfschiff gesehen. Doch mehr darüber, später in diesem Buch. In Tibet benutzten unsere Bootsführer Boote aus einem leichten Weidengeflecht, das mit einer Yakhaut überzogen wird. Nebst dem Bootsführer konnten die Boote vielleicht vier oder fünf Passagiere befördern. Oft hatte der Bootsführer als ein nichtzahlender Passagier sein Haustier, seine Ziege, mit dabei, die an Land ihren Teil beitragen musste. Der Bootsführer lud dann seine Habseligkeiten, sein Gepäck oder seine Decken, auf ihren Rücken und während er das Boot schulterte und über die Felsen kletterte, um die Stromschnellen zu umgehen, die sonst sein Boot zertrümmert hätten, lief sie neben ihm her. Manchmal benutze ein Bauer, der einen Fluss überqueren wollte, eine Ziegenhaut oder eine Yakhaut, deren Beine und andere Öffnungen hermetisch verschlossen wurden. Er benutzte dieses Gefährt so wie die Menschen im Westen Schwimmflügel. Doch jetzt interessierten uns die richtigen Boote mit Segeln, Lateinersegel, die im Wind flatterten.

An einem Tag blieben wir an einer seichten Stelle des Flusses mit unseren Pferden verblüfft stehen. Zwei Männern wateten mit einem langen Netz zwischen ihnen durch den Fluss. Vor ihnen befanden sich noch zwei weitere Männer, die mit Stöcken auf das Wasser schlugen und dabei schrecklich laut schrien. Zuerst dachten wir, die beiden seien Verrückte, und die anderen mit dem Netz würden ihnen folgen und versuchen, sie einzufangen. Wir beobachteten sie weiter. Auf ein Zeichen eines Mannes verstummte der Lärm. Die Männer mit den Netzen liefen aufeinander zu, sodass ihr Weg sich kreuzte. Sie zogen die beiden Enden des Netzes zwischen sich zusammen und schleppten es ans Ufer. Als sie auf einer Sandbank sicher angekommen waren, kippten sie das Netz aus, und mehrere Kilo schimmernder, zappelnder Fische fielen zu Boden. Das schockierte uns zutiefst. Wir töteten nie. Wir glaubten, dass es nicht richtig ist, irgendein Lebewesen zu töten. In unseren Flüssen in Tibet kamen Fische einer ausgestreckten Hand so nahe, dass man sie berühren konnte. Sie fraßen einem aus der Hand und zeigten nicht die geringste Furcht vor den Menschen. Oft wurden sie auch als Haustiere gehalten. Doch hier in China dienten sie lediglich als Nahrung. Wir fragten uns, wie diese Chinesen sich Buddhisten nennen konnten, wenn sie so selbstverständlich zu ihrem eigenen Vorteil töteten.

Wir hatten viel zu viel Zeit vertrödelt. Wir waren vielleicht eine oder zwei Stunden am Flussufer gesessen. Es reichte uns also nicht mehr, diese Nacht noch ein Lamakloster zu erreichen. Ergeben zuckten wir mit den Schultern und beabsichtigten, etwas abseits vom Weg unser Nachtlager aufzuschlagen. Weiter vorne zur Linken entdeckten wir ein kleines abgelegenes Wäldchen, durch das der Fluss floss. Wir ritten dorthin, stiegen ab und banden unsere Pferde so an, dass sie weiden und das für uns sehr üppige Gras fressen konnten.

Hier war es sehr leicht, Äste zu sammeln und ein Feuer zu machen. Wir kochten unseren Tee und aßen unser Tsampa. Eine Zeitlang saßen wir noch um das Feuer herum und unterhielten uns über Tibet und über das, was wir während der Reise gesehen und erlebt hatten und darüber, wie wir uns die Zukunft vorstellten. Einer nach dem anderen meiner Begleiter gähnte, wandte sich ab, hüllte sich in seine Decke ein und schlief. Als schließlich die Glut versiegte und es dunkel wurde, wickelte auch ich mich in meine Decke ein und legte mich hin, aber nicht, um zu schlafen. Ich dachte an die vielen Entbehrungen, die ich ertragen hatte. Ich dachte an mein Elternhaus, das ich im Alter von sieben Jahren verlassen hatte und in ein Lamakloster eingetreten war. Ich dachte an die harten Umstände und die strenge Ausbildung. Ich dachte an meine Expeditionen ins Hochland und weiter nach Norden in das mächtige Chang-Tang-Hochgebirge. Ich dachte auch an den Erhabenen, wie wir den Dalai Lama nennen, und dann auch unvermeidlich an meinen geliebten Mentor, den Lama Mingyar Dondup. Ich war krank vor Sorge und tief betrübt. Auf einmal schien es, als würde die Landschaft wie von der Mittagssonne erhellt. Erstaunt blickte ich auf und sah vor mir meinen Mentor stehen.

«Lobsang! Lobsang!», rief er aus. «Warum bist du so niedergeschlagen? Hast du es schon vergessen? Auch das Eisenerz mag denken, es würde sinnlos im Schmelzofen gemartert, doch wenn die gehärtete Klinge aus feinstem Stahl zurückschaut, weiß sie es besser. Du hattest wirklich eine schwere Zeit gehabt, Lobsang. Doch das diente alles einem guten Zweck. Diese Welt ist, so wie wir oft darüber gesprochen haben, nur eine Illusion, eine Welt der Träume. Dir stehen noch viele Belastungen und viele harte Prüfungen bevor. Doch du wirst sie überstehen und über sie triumphieren. Am Ende wirst du die Aufgabe vollbringen, die du dir vorgenommen hast.»

Ich rieb mir die Augen. Erst jetzt wurde es mir bewusst, ja natürlich, der Lama Mingyar Dondup war mithilfe des Astralreisens zu mir gekommen. Ich hatte das selbst schon oft getan. Aber er kam so unerwartet. Es zeigte mir so deutlich auf, dass er immer an mich dachte und mir in Gedanken beistand.

Eine Zeitlang unterhielten wir uns über die Vergangenheit. Sprachen über meine Schwächen und empfanden in einem vorübergehenden, warmen Glücksgefühl noch einmal die vielen glücklichen Momente nach, die wir, wie Vater und Sohn, zusammen verbracht hatten. Er zeigte mir mittels geistiger Bilder einige der Mühen auf, denen ich begegnen werde; und – was erfreulicher war – schließlich den möglichen Erfolg, den ich davontragen würde, trotz allen fremden Versuchen, diesen zu verhindern. Nach einer unbestimmbaren Zeit verblasste der goldene Schein, während mein Mentor seine letzten Worte der Hoffnung und Ermutigung immer wieder wiederholte. Mit diesen Worten, als meine maßgebenden Gedanken, legte ich mich unter dem frostigen Sternenhimmel zur Nachtruhe und fiel in den Schlaf.

Am nächsten Morgen erwachten wir früh und bereiteten uns unser Frühstück vor. Wie es unser Brauch war, hielten wir unsere Morgenandacht ab, die ich als oberstes geistliches Mitglied unserer Gruppe leitete. Danach setzten wir unsere Reise auf dem Trampelpfad entlang des Flusses fort.

Gegen Mittag bog der Fluss nach rechts ab. Wir aber folgten dem Weg geradeaus weiter. Er endete an einer Straße, die uns sehr breit vorkam. Wie ich jetzt weiß, war es eigentlich nur eine kleine Straße, aber wir hatten bisher noch nie eine von Menschenhand gebaute Straße dieser Art gesehen. Während wir weiterritten, staunten wir über ihre Beschaffenheit, den Komfort, nicht auf Wurzeln oder Schlaglöcher achten und ihnen ausweichen zu müssen. Wir trotteten mit unseren Pferden der Straße entlang und dachten, dass wir Chungking in zwei oder drei Tagen erreichen müssten. Plötzlich übertrug uns die Luft etwas Unbekanntes und Unerklärliches, das bis zu uns herüberdrang. Es veranlasste, dass wir uns gegenseitig beunruhigt ansahen. Einer meiner Kameraden blickte zufällig zum fernen Horizont. Dann richtete er sich in den Steigbügeln erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen auf und gestikulierte mit den Händen.

«Schaut!», rief er, «ein Sandsturm ist im Anmarsch.»

Er zeigte nach vorn, von wo sich uns zweifellos eine grauschwarze Wolke mit beträchtlicher Geschwindigkeit näherte. In Tibet gibt es auch Staubwolken. Wolken, die Splitt geladen und mit vielleicht hundertdreißig Stundenkilometern oder noch mehr über das Land fegten. Alle Menschen, außer den Yaks, mussten sich vor ihnen in Sicherheit bringen. Die dicke Wolle der Yaks schützte sie vor Verletzungen; doch alle anderen Lebewesen, vor allem die Menschen, werden durch diese scharfkantigen Sandsteine verletzt, die ihnen Hände und Gesichter zerkratzten, dass es blutete. Wir waren beunruhigt, da dies der erste Föhnsturm war, den wir erlebten, seit wir Tibet verlassen hatten. Wir schauten uns Schutz suchend um, doch uns schien sich nichts Geeignetes anzubieten. Zu unserer Bestürzung bemerkten wir, dass die herannahende Wolke von einem äußerst merkwürdigen Geräusch begleitet wurde. Ein Geräusch, das sonderbarer klang als alles, was wir bisher gehört hatten. Etwas wie eine Tempeltrompete, die von einem völlig unmusikalischen Anfänger geblasen wurde, oder – wie wir leidvoll dachten – wie eine Teufelsheerschar, die auf uns zu marschierte. Thrum-Thrum-Thrum dröhnte es. Der Lärm schwoll an und wurde immer eigenartiger. Ein Rasseln und Klappern begleitete ihn. Wir waren derart verängstigt, dass wir uns kaum noch rühren und klar denken konnten. Die Staubwolke raste immer schneller auf uns zu. Wir waren vor Angst beinahe wie erstarrt. Wieder dachten wir an die Staubwolken in Tibet, aber die hatten sich uns nicht mit einem solchen Lärm genähert. In großer Panik schauten wir uns erneut nach einem Unterstand um, nach einem Ort, an dem wir uns vor diesem fürchterlichen Sturm, der auf uns zukam, schützen konnten. Unsere Pferde brauchten nicht annähernd so lange wie wir, um zu entscheiden, in welche Richtung sie sich wenden sollten. Sie stoben auseinander, stellten sich auf die Hinterbeine und bäumten sich auf. Ich hatte den Eindruck die Hufe flögen in die Luft, und mein Pferd stieß sein wildestes Wiehern aus. Es schien sich in der Mitte durchzubiegen. Es gab einen eigenartigen Ruck und ich hatte das Gefühl, als sei irgendetwas gebrochen.