Ein Beutel Gold - Frank Beyer - E-Book

Ein Beutel Gold E-Book

Frank Beyer

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Beschreibung

Leicht verdientes Gold und spannende Abenteuer locken den erfahrenen Abenteuer Leandro. Was kann schon schwierig daran sein, die Tochter eines wohlhabenden Händlers aufzuspüren? Vor allem, wenn es eine großzügige Belohnung gibt. Doch die Suche nach der rebellischen Theda und ihrem Begleiter entwickelt sich zu einer wahren Herausforderung. Die Spur führt Leandro und seine Partnerin Azita in die lebhafte Handelsmetropole Sharabad. Eine Stadt, die niemals schläft und in der Magie in der Luft liegt. Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Jagd, bei der sich ungeahnte Gefahren und mysteriöse Geheimnisse offenbaren. Wird es Leandro gelingen, Theda aufzuspüren und unbeschadet aus den Intrigen dieser faszinierenden Stadt zu entkommen? Tauche ein in eine Welt voller Magie und Nervenkitzel...

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Frank Beyer

Ein Beutel Gold

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog

Unbarmherzig brannte die Sonne über dem Häusermeer der südlichen Handelsmetropole Sharabad. Wer es sich leisten konnte, verbarg sich im Schatten oder hielt sich in einem der zahlreichen Gebäude auf. Wortlos betrat Kintar Chari einen Laden und hielt zielstrebig auf einen der Wandteppiche zu.

»Kann ich behilflich sein?«, fragte eine junge Verkäuferin, während sie sich mit einem Fächer Kühlung verschaffte. Mit der Hand betätigte sie einen unter dem Tresen verborgenen Schalter.

»Zu Hallorn«, war die barsche Antwort.

Zögerlich nickte sie. »Wer…«

Kintar schob den Teppich zur Seite. »Vergiss am besten, dass du mich gesehen hast. Verstanden, meine Hübsche? Ich war niemals hier. Jetzt husch, husch, pass auf den Laden auf. Keine Störung, klar?«

Lachend verschwand Kintar in dem Durchgang, während die junge Frau mit offenem Mund verharrte.

In dem dahinterliegenden Raum plätscherte ein Springbrunnen. Ein schmächtiger Mann trat hinter einer Werkbank hervor. »Waren wir verabredet?«

»Hallorn, seit wann braucht ein alter Freund wie ich eine Verabredung mit dir? Tue nicht so überrascht. Ich weiß von dem Alarmsystem.«

»Bitte verzeih. Kennen wir uns?« Hallorns Hand wanderte zu einem versteckten Dolch.

»Das will ich meinen. Obwohl, zugegeben, ich habe mich ein wenig … verändert. Komm, lass deine armselige Klinge, wo sie ist. Derlei Spiele sind unnötig.«

Hallorn zeigte überrascht seine leeren Hände. »Hilf mir auf die Sprünge. Mein Gedächtnis für Namen ist lückenhaft.«

Kintar lachte auf. »Schon von Berufswegen. Wie es bei einem Hehler deiner Güte zu erwarten ist, lässt du dir keine Namen entlocken. Gut zu wissen. Solche Schweigsamkeit ist wichtig. Ich weiß noch, wie du als Knirps bei deinem Vater in Lehre gegangen bist. Meine Familie wohnte nebenan. Mein Anblick mag dich täuschen. Ich bin dein alter Freund Kintar Chari.«

Hallorn rieb sich verwundert die Augen. »Du beliebst zu scherzen? Mein Freund und Weggefährte ist seit Wochen verschwunden. Kein Aas weiß, wo er sich befindet.«

»An deiner Stelle wäre ich ebenfalls misstrauisch. Um dich zu überzeugen, bleibe ich, wo ich bin. Nämlich außerhalb der Schusslinie deiner Armbrustfalle. Eine raffinierte Mechanik der Gnome. Ich weiß, wie gerne und vor allem wie oft du dich mit ihrer Hilfe ungebetener Gäste entledigst.«

»Das ist ein offenes Geheimnis. Die Gnome sind geschwätzig. Sie verlangten ein kleines Vermögen für die Anlage.«

»Sie ist es wert. Du lebst, andere hingegen…«

»Du scheinst mehr zu wissen, als gut für dich ist«, betonte Hallorn. »Warum soll ich dir glauben?«

»Mit trockener Kehle plaudert es sich schlecht. Ich vermisse deine Gastfreundschaft. Was ist mit deinem Obstler? Erspar mir die vielen Worte. Gib mir lieber gleich einen ordentlichen Schluck aus dem Schrank hinter dir. Mir liegt es fern, dich zu hintergehen. Ganz im Gegenteil.«

Zögerlich holte Hallorn zwei Gläser sowie eine Flasche Schnaps hervor. Großzügig schenkte er ein. Kintar trank das Glas in einem Zug leer.

»Unfassbar. So wie du trinkst, kenne ich nur einen.«

»Das hoffe ich. Die meisten deiner Freunde sind verurteilt, andere längst gerichtet. Wer was auf sich hält, sucht sich saubere Geschäfte und überlässt die Drecksarbeit seinen Schergen.«

»Gut gesprochen. Damit deutest du an, du bist…«

»Kintar, richtig. Wer sonst kennt deine Geheimnisse?«

»Du … siehst nicht aus wie mein alter Freund.«

»Stört dich das?«

»Im Gegenteil, dein Anblick ist … erfreulich. Dennoch fällt es mir schwer, dir zu glauben.«

»Trotzdem bin ich es, ob du es glaubst oder nicht. Die Wege der Magie … du weißt schon. Was mir widerfahren ist, war ein Missgeschick.«

Ungläubig griff Hallorn sich an die Stirn. »Das bedeutet?«

»Magie ist teuer. Es braucht ein kleines Vermögen, um mein leidiges Problem zu beseitigen. Mein Plan dafür steht bereits. Allerdings benötige ich Unterstützung, um in ein Gebäude einzusteigen. Das ist erst der Anfang. Ich will an richtig viel Gold gelangen. Warum klein, wenn es groß geht?«

Hallorn lachte in sich hinein. »Klingt nach einem guten Geschäft … alter Freund. Einen erfahrenen Helfer also? Komm morgen um die gleiche Zeit, dann stelle ich ihn dir vor.«

»Geht klar«, erwiderte Kintar und hielt Hallorn das leere Glas hin. »Das Reden macht durstig. Einen noch auf den Weg.«

Kapitel Eins

Flackernde Kerzenschein ließ im "Rostigen Kessel" Schatten durch den Schankraum tanzen. Das fahle Halblicht reichte gerade aus, um das eigene Glas zu finden oder vielleicht sein Gegenüber zu erkennen. In verwinkelten Ecken führten allerlei Gestalten vertrauliche Gespräche, verhandelten über dubiose Geschäfte. Alkohol floss reichlich, zum Wohlgefallen der Schankmägde, die für ihre Verschwiegenheit bekannt und geschätzt waren. Wer hier herkam, wusste ob dieser Vorzüge.

Leandro gefiel die Umgebung. Wie viel Zeit er in seinem Leben bereits in ähnlichen Spelunken verbracht hatte, konnte er nur grob schätzen. Wochen waren es sicherlich, wenn nicht gar Monate. Er war ein Mann in den besten Jahren. Die grauen Strähnen an seiner Schläfe und dem Spitzbart ließen ihn älter wirken. Ihm gegenüber an dem Spieltisch hockte ein Mann mit einer Kapuze über dem Kopf, aus der eine Hakennase herausragte. Der Wirt hatte ihn als Tafor vorgestellt. Neben ihm lungerte eine auffallend hübsche, dunkelhaarige Frau, gehüllt in Korsett und Bluse, die mehr offenbarten als sie verbargen. Sie nannte sich Ida. Leandro erwischte sich dabei, wie seine Augen in ihrem Ausschnitt verweilten. Schöne Aussicht. Sie kennt ihre Argumente. Der Kerl scheint ein Schweiger zu sein. Ob die Namen echt sind? Egal, was scheren mich die zwei, solange ich meine Informationen bekomme.

»Auf zur nächsten Runde?«, fragte Tafor. »Das Glück ist ein unsteter Zeitgenosse.«

»Muss es erzwingen«, lallte Leandro gespielt. »Mein Auftrag in Sha…Sharabad ist schwierig genug.«

»Glaub mir, niemand bleibt freiwillig länger als nötig in der Stadt der Händler und Magier«, erwiderte Ida. »Auch wenn sich selten einer von den hohen Magiern zeigt. Über der gesamten Stadt weht ein Hauch von Magie. Stimmt's?«

»Darauf kannst du Gift nehmen. Nun zu dir. Dein Schiff ist erst heute angekommen. Was ist das mit deinem Auftrag? Geht es um Handel?«

Leandro kicherte amüsiert. »Sehe ich aus wie ein Händler? Nein … ich bin auf der Suche nach … einer Frau.«

»Das ist leicht«, meinte Tafor. »In Sharabad gibt es mehr als genug. Ich finde eine für dich. Was sind deine Vorlieben?«

»Lass ihn, der Kerl wird die passende finden«, sagte Ida. Andächtig strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.

»Ihr versteht mich falsch. Ich suche eine ganz bestimmte. Ist die Tochter von einem Händler, den ich kenne. Die ist zu Hause abgehauen. Ich bringe sie zurück. Er gab mir extra ein Schreiben mit. Für den Fall, dass es Ärger gibt.«

Tafor nickte bedeutungsvoll. »Verstehe. Bist ein ganz wichtiger Mann. Es ehrt mich, mit dir zu saufen.«

»Du verstehst mich wenigstens. Ich sag dir, mit Weibsvolk gibt das nur Ärger.«

»Erspart mir euer Geschwätz«, moserte Ida. »Teilt lieber Karten aus. Euer Gold wartet auf mich.«

»Wohlan!«, erwiderte Leandro schelmisch grinsend. Selten war Gold einfacher zu verdienen. Sobald die genug gebechert haben, lockern sich ihre Zungen hoffentlich.

Reihum spielten sie abgegriffene Karten aus. Auf dem Tisch standen eine bauchige Flasche mit Hochprozentigem sowie drei kleine Gläser. Mit der nächsten Karte triumphierte Leandro. Grummelnd schenkte Tafor ein. Er und die Frau tranken auf ex und schüttelten sich. Dann schoben sie jeweils eine Münze in die Mitte. Schweigend beobachteten die zwei Männer, wie Ida die Karten mischte. Tafor hob ab, sie teilte geschickt aus. Leandro verfolgte mit den Augen eine Schweißperle, die langsam ihren Hals hinab rollte und in ihrem Ausschnitt verschwand. Dabei übersah er, wie Ida verschwörerische Blicke mit Tafor wechselte.

Das Spiel begann von Neuem. Karte folgte auf Karte. Dieses Mal gewann Ida die Runde. Erneut landeten Münzen in der Mitte, die Männer tranken. Dann war es an Tafor, die Karten zu geben. In dieser und den folgenden Runden verlor stets Leandro. Abwechselnd trank er mit seinen Spielpartnern. Klaren Kopf bewahren. Muss sie unauffällig ausfragen.

Etwa vier Runden später fühlte Leandro die Trunkenheit recht deutlich. Wehmütig betrachte er seine schwindende Menge an Goldmünzen. Unsicher griff er erneut nach den Karten.

»Gibst du freiwillig auf?«, fragte Ida lächelnd und machte sich an ihren Haaren zu schaffen.

»Niemals. Bei meiner Ehre.«

»Ehre? Als ob einer wie du dir das leisten könntest«, spottete Ida. »Sei’s drum. Ich bin dran.«

Geschwind ließ sie Tafor abheben und verteilte die Karten. Zögernd schaute Leandro in sein Blatt. Damit gewinnen? Aussichtslos, es sei denn, mein Bluff… Wenig später fand er seine Befürchtung bestätigt. Er verlor sowohl diese als auch die nächsten Runden. Trotz seiner Bluffs schien das Glück einen Bogen um ihn zu machen. Das nächste Glas führte zu einem unerwarteten Effekt. Die Tischkante näherte sich seinem Gesicht. Beim Aufprall hörte er ein Kichern, dann verlor er die Besinnung.

***

Ein Geräusch riss Hallorn aus dem Schlaf. Gähnend betrat er seine Werkstatt. Sein Blick blieb an einer Werkbank hängen, auf der ein Trinkbecher auf dem Kopf stand. Hallorn hob den Becher an. Darunter befand sich ein abgeschnittenes Ohr. Er atmete kurz auf, dann nahm er seelenruhig eine Flasche aus einem der Schränke und schenkte zwei Gläser großzügig ein.

»Deine Späße waren schon immer geschmacklos. Zeig dich.«

Mit finsterer Miene tauchte Kintar aus einem der hinteren Winkel auf, griff nach dem Glas und leerte es in einem Zug.

»Du siehst grässlich aus«, merkte Hallorn an. »Ihr habt also keinen Erfolg gehabt?«

»Kommt drauf an. Ich habe, was ich wollte, auch wenn es unnütz ist.«

»Inwiefern?«

»Weil es eine verdammte Fälschung ist! Deswegen. Von dem Schwachkopf, den du mir geschickt hast, ganz zu schweigen.«

»Die einen sagen so, die anderen…«

»Auch! Von wegen erfahrener Helfer. Als wir im Tempel waren, löste er eine Falle aus. Ich hatte ihn gewarnt. Selber schuld. Er sollte die Finger von den Reliquien lassen. Das nenne ich einen blutigen Anfänger.« Kintars Grinsen war beängstigend.

»Was ist mit ihm?«

»Oh, keine Sorge. Er begeht den gleichen Fehler nie wieder. Als ich ihn zuletzt sah, ragte eine Speerspitze aus seinem Rücken. Die Tempelwächter machten kurzen Prozess. Er wirkte irgendwie unglücklich mit der Situation.«

Hallorn genehmigte sich ebenfalls einen kräftigen Schluck. »Verstehe. Aber du konntest entkommen?«

»Wäre ich sonst hier?«

»So wie es brenzlig wird, hast du immer verstanden, dich aus dem Staub zu machen.«

»Gesehen haben sie mich wahrscheinlich. Das nützt denen kein Stück. Mich finden die nie.«

»Schön für dich«, brummte Hallorn. »Mir ist ein Geschäft entgangen, du bringst keine Beute und einer meiner Handlanger ist Geschichte.«

Kintar nickte. »Sieh es positiv. Du hast kein einziges Goldstück eingebüßt und bist diesen unfähigen Trottel los.«

Kopfschüttelnd griff Hallorn nach der bauchigen Flasche. »Noch einen?«

»Habe ich das jemals abgelehnt?«

»Wie geht es weiter für dich? Ich dachte, du wolltest den Erlös der Beute investieren. Mir ist schleierhaft, was du vorhast.«

Kintar grinste dreckig. »Je weniger du weißt, desto weniger verrätst du den blauen Kerlen auf der Folterbank.«

Zu Kintars Freude erbleichte Hallorn. »Gib mir wenigstens einen Hinweis.«

»Also gut. Es geht um Geld. Viel Geld.«

»Das sagtest du bereits. Und?«

»Es bringt leider weniger, als ich dachte. Nie zuvor bekam ich von einem Hehler ein derart lausiges Angebot.«

Hallorn Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du warst bei einem meiner … Konkurrenten?«

»Was blieb mir anderes übrig? Oder kennst du dich mit magischen Artefakten aus und weißt, wie du sie losschlagen kannst?«

»Nein«, gestand Hallorn ein. »Für solche delikaten Waren gibt es einen einzigen Ansprechpartner. Dem wage ich keineswegs in die Suppe zu spucken.«

»Das dachte ich mir. Sein Angebot war jedenfalls eine herbe Enttäuschung.« Kintar atmete tief ein und wieder aus. »Mir bleibt nur eine Möglichkeit. Ich verdiene Geld mit dem einzigen Geschäft, in dem ich mich auskenne. Manch ein Händler fordert es geradezu heraus, gemolken zu werden. Und dann sind da noch die Schmuggler. Sobald ich weiß, wo und wie ich zuschlagen kann, geht es los. Du sollst mein Zwischenhändler sein. Bist du dabei?«

»Du kennst mich. Für ein Geschäft bin ich stets zu haben. Ich erwarte deinen Bericht und im besten Fall die ersten Waren. Du weißt, Zeit ist Geld.«

»Glaub mir, gemeinsam machen wir ein Vermögen.«

»Das hoffe ich. Die blauen Kerle sind leicht zu umgehen. Was mich bekümmert, sind die vom Stachel. Ihre Anführerin steckt ihre Nase überall rein. Das Miststück brachte mich erst kürzlich um meinen Profit.«

»Einem Profi wie mir passieren keine solchen Missgeschicke. Ich suche mir ein paar Schergen und dann geht es los.«

»Ich nehme dich beim Wort. Du beschaffst die Waren, ich verkaufe sie an den Meistbietenden.«

Kapitel Zwei

Mit einem gewaltig brummenden Schädel kam Leandro zu sich. Um ihn herum war es dunkel und stank erbärmlich. Der steinerne Boden unter ihm war glitschig und feucht. Weshalb er fror, war schnell klar. Meine Kleidung gefiel ihnen offensichtlich. Oh verdammt. Das Schreiben! Auf die Vorwürfe freue ich mich jetzt schon. Instinktiv glitt seine rechte Hand zum linken Mittelfinger. Den Ring ist noch da. Immerhin.

Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Zwielicht. »Ein Abwasserkanal? Sogar Ratten gibt es. Prima. Die mag ich besonders.« Ein Rinnsal mit einer stinkenden Flüssigkeit kreuzte seinen Weg. Dumpf erinnerte er sich an seine Ankunft in Sharabad. Eine Stadt voller exotischer Wesen, in der Magie eine wichtige Rolle spielt, wie die meisten Händler gerne betonen.

Von der eigentlichen Stadt hatte Leandro bisher erst wenig gesehen. Auf der Suche nach Informationen war ihm eine alte Leidenschaft in den Weg geraten - das Glücksspiel. Irgendeine Möglichkeit fand sich immer. In dem Fall waren es Karten und diese Flasche mit hochprozentigem Schnaps. Ein plumper Trick und ich falle darauf rein.Wer weiß, was ich denen alles erzählt habe? Er war noch immer benebelt. Da war diese Frau.Was für ein Rasseweib! Die weiß wahrhaftig, ihre Reize einzusetzen. Der Mann hingegen …seine Stimme klingt jung, zugleich irgendwie kehlig.

Anfangs war das Glück auf Leandros Seite gewesen. Dann wurde er nachlässig. Gold und Alkohol.Was bin ich für ein Narr! Ich wette, die wollten mich von Anfang an ausnehmen.

Fluchend kroch er auf alle vieren durch den Kanal. Außer Ratten und einem gelegentlichen Plätschern war kein Laut zu hören. Angewiderte tastete er sich voran. Immer wieder kreuzten Ratten seinen Weg. Wie viel Zeit vergangen war, konnte er kaum abschätzen. Unverhofft stieß er auf etwas Weiches. Vorsichtig tastete er danach und erschrak, als er mit einem Finger in etwas hängenblieb, was sich als Nase herausstellte. Verdammt, da liegt einer. Scheinbar tot. Eines hat er mir voraus. Angeekelt streifte sich Leandro die Kleidung des Toten über und bewegte sich langsam durch den Kanal voran. Er trat auf eine Ratte, die ihn biss, bevor sie quiekend davon stürmte. »Mistvieh! Hau ab. Kennst dich ja aus.«

Gespenstisch hallte seine Stimme durch den Gang. Verstört kroch Leandro vorwärts. Der Kanal vertiefte sich. Schnell stand er bis zu den Knien im Abwasser. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Mit seinen Füßen erspürte er eine eigenartige Struktur am Boden. Noch bevor ihm klar war, worum es sich handelte, gab das Gitter nach, es riss ihn nach unten.

Leandro tauchte unter und verschwand durch das Kanalrohr. Verzweifelt versuchte er Halt zu finden, trieb jedoch immer weiter. Langsam ging ihm die Luft aus, da erkannte er eine Abzweigung im Kanal. Mit aller Gewalt hielt er sich an der Kante fest, zog sich in die Biegung hinein. Dort trat kein Abwasser aus und er japste nach Luft.

Noch immer stank es erbärmlich, aber es mischte sich mit etwas anderem. Das ist Parfüm … Lavendel mit einem Hauch Jasmin. Mühsam gelangte er nach oben. Mit den Händen griff er ins Leere und es riss ihn wieder nach unten. Schnaubend gelangte er an ein Ufer. Auch hier war kaum die Hand vor Augen zu erkennen. Mein Glück ist zurück. Der Kanal ist weniger schlimm als der, durch den ich eben gekrochen bin. Mühsam tastete er sich an der Wand entlang. Noch immer hielt sich der widerwärtige Gestank in seine Nase, der eine Note von Parfüm besaß. Der Geruch schien auf der einen Seite stärker zu sein. Er beschloss, seiner Nase zu vertrauen.

Erneut gelangte er zu einem Gitter in der Wand. Intensiver Lavendelduft strömte daraus hervor. Das Gitter war an den Wänden befestigt. Als Leandro mit aller Kraft daran zog, gab das Gitter knirschend nach. Er zog sich in die Öffnung und robbte voran. Aus der Ferne erklangen Stimmen. Für einen Moment hielt er inne. Frauen? Das klingt nach einem Ausgang.

Leandro kroch vorwärts. Vor ihm schien ein Licht auf den Boden. Zum lauten Gekicher der Frauen gesellten sich männlichen Stimmen. Neben vergnügtem Gelächter gab es ein unzweideutiges Stöhnen und Keuchen.

Leise schob er sich vor und spähte von unten durch ein Gitter. Sehen konnte er niemand, aber er war sich sicher, dort oben in eine Orgie zu platzen. Das Gitter befand sich etwa einen Meter über ihm in den Boden eingelassen. Prüfend zog er daran. Es bewegte sich leicht. Leandro zerrte kräftig an dem Eisen. Mit einem Ruck riss es aus der Halterung. Er sprang hoch und zog sich mit den Händen am Rand nach oben. Dort fand er sich in einem leeren Wasserbecken wieder. Zwei Männer vergnügten sich auf ein paar Liegen mit vier Frauen. Sie waren derart in ihr Treiben vertieft, dass Leandro unbemerkt blieb. Er überlegte noch, da fing eine der Frauen an zu schreien.

»Was ist das? Iiihh!« Sie starrte ihn an, als sei er ein Dämon, der gekommen wäre, sie zu fressen. Die anderen fielen nun ebenfalls in das Geschrei ein. Selbst die Männer sahen ihn entsetzt an. Schließlich sprang die erst Frau auf und rannte hinaus. Ein Menschenknäuel entstand, einer fiel über den anderen. Endlich war es zwei der Frauen gelungen, sich zu lösen. Panisch rannten sie zur Tür hinaus. Leandro hörte sie noch rufen. »Zu Hilfe! Die Untoten! Sie kommen aus dem Kanal. Rettet euch!«

Todesmutig stellte sich ihm einer der Männer in den Weg. Zugleich vergewisserte er sich, dass die Damen seine Heldentat mitbekamen. »Weiche, untote Kreatur! Mein Gott schützt mich. Weiche!«

Hmm, ein Priester! Leandro leckte sich die Lippen und schrie den Mann an. »Buuuuhh!«

»Ahhh!«, brüllte der Mann, stolperte rückwärts und rannte zur Tür hinaus. Die verbliebenen Frauen verschwanden mit dem zweiten Mann ebenfalls. Lachend blieb Leandro allein zurück.

Als er sich in einem Spiegel an der Wand betrachtete, wusste er, warum sich alle derart erschrocken hatten. Seine war Kleidung schmutzig, er selbst war dreckig und durchaus mit einem Untoten zu verwechseln. Zumal die Gerüchte von Zombies im Untergrund der Städte niemals verstummten. In der Hinsicht war Leandro sich immerhin sicher: Gäbe es dort Zombies, wäre er ihnen sicher begegnet.

Aus Macht der Gewohnheit durchsuchte er den Raum. Dabei fiel ihm der penetrante Geruch nach Tod auf, der von seiner Kleidung ausging. Angewidert streifte er die Lumpen ab. Hmm, es gibt Frauenkleider. Notgedrungen schlüpfte er in eines davon. Bald würden Bewaffnete nach den Rechten sehen, da war er sich sicher. Sollte man ihn in seiner Verkleidung sehen oder gar erwischen, könnte er sich immer noch herausreden. Vielleicht kann ich in dem Durcheinander entkommen. Alles ist besser, als durch die Kanäle zu kriechen.

***

Im Handwerkerviertel patrouillierte eine Gruppe der blauen Kerle. Nach Sonnenuntergang war meist wenig los, was die drei Wächter kaum störte. Munter plauderten sie vor sich hin und folgten ihrer gewohnten Route. Hinter ihnen schälte sich Kintar aus der Dunkelheit. Ihr seid zu berechenbar. Für die kommende Stunde habe ich Ruhe vor euch. Das reicht mir vollkommen aus.

Aufmerksam blickte Kintar sich um und kletterte an der Fassade zum Dach eines Kunstschmiedes hoch und wieder runter zu einem Innenhof. Die Hintertür war leicht zu öffnen. Ein leises Schnarchen wies bis zu einem Bett. Dort angekommen hielt Kintar ihm ein Messer vors Gesicht und tätschelte seine Wange. »Aufwachen, Kundschaft.«

Der Mann grunzte und blinzelte verschlafen. Dann blitze eine Klinge über ihm auf. »Du? Was… was willst du?«

»Du erinnerst dich an mich. Ich fühle mich geehrt. Gewiss hast du eine Vorstellung, warum ich erneut bei dir bin.« Die Klinge ritzte seine Brust. Der Kunstschmied atmete flach, sein Blick war unstet. »Sag du es mir…«

»Als ich deine Dienste in Anspruch nahm, dachte ich, du wärest ein begabter Fälscher. Dein Hang zur Betrügerei ist mir neu. Verrate mir, was hast du mit meinem Kelch angestellt? Die zwei, die du mir gegeben hast, sind nämlich Fälschungen. Exquisite Kopien, aber eben kein Original.«

»Ach, das meinst du«, erwiderte der Kunstschmied. »Steck das Messer weg, dann reden wir in Ruhe darüber.«

»Hmm, nein. Ich sag dir was. Du redest und ich überlege mir, was ich mit dir anstelle.« Ohne Vorwarnung glitt die Klinge ein Stück tiefer. Blut quoll hervor.

Der Kunstschmied nickte eifrig. »Ich … ich fertigte zwei Kopien an. Das Original … wollte ich … verkaufen.«

»Gut«, freute sich Kintar. »Dann wirst du es mir verkaufen. Ich biete dir dafür dein Leben.«

»Dein Angebot ist überaus großzügig. Ich…«

Kintar folgte seinem Blick, der kurz zu einer Wäschetruhe wanderte, und verpasste dem Kunstschmied einen Schlag an die Schläfe. Der Mann sackte reglos zusammen. »War ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen.« Unter der Kleidung in der Truhe fand Kintar einen Geldbeutel und den in Segeltuch eingeschlagenen Kelch. »Was ein Narr. Bin gespannt, was der echte Kelch wirklich wert ist.«

***

Auf dem Platz am südlichen Ende des Basars bezog eine Schar Stadtwachen in blauen Umhängen Position. Auf Kommando ihres Unteroffiziers formierten sie sich in Reihe. Eine zweite Schar gruppierte sich daneben.

Hauptmann Safhir beobachtete das Geschehen von seinem Pferd aus. Der erfahrene Offizier wusste, worauf er zu achten hatte. Dicht bei ihm der junge Leutnant Tanuk, dessen Blick unaufhörlich zwischen seinem Hauptmann und den blauen Kerlen umherwanderte. Als beide Scharen positioniert waren, meldete er pflichtbewusst: »Sie sind angetreten wie befohlen, mein Hauptmann.«

»Das sehe ich«, war die knappe Antwort. Er rieb sich seine krumme Nase, während er die Formation betrachtete. »Fußsoldaten, echte Kerle, keine Schönlinge wie beim Stachel...« – sein Blick fiel auf einen Mann in einem dunklen Umhang nahe einer Taverne, der wie zufällig in seine Richtung schaute.

»Verzeih, mein Hauptmann. Inspizieren wir die Truppe erst oder warten wir ab?«, unterbrach ihn Tanuk.

»Was? Wie? Nein, das heißt, du übernimmst das allein. Ich habe noch etwas zu erledigen.«

Bevor Tanuk eine Frage stellen konnte, ritt Safhir auf die Taverne zu. Der Mann in dem Umhang war bereits im Inneren verschwunden. Safhir band sein Pferd an und folgte ihm.

Im Inneren der Taverne nickte er kurz dem Wirt zu, der ihn freudig begrüßte. »Wie immer, Hauptmann?«

»Was sonst?« Safhir schob einen Vorhang zur Seite. Im Hinterzimmer wartete bereits ein Mann mit ergrauten Schläfen. Seine Haut war faltig, eine Narbe zierte seine linke Wange.

»Sei gegrüßt, Eberam. Freut mich, dich zu sehen.«

»Safhir, mein alter Freund. Was macht die Truppe? Du lässt sie mal wieder antanzen. Willst Eindruck schinden, was?«

»Von Zeit zu Zeit sind solche Signale nötig. Die Bürger sollen sehen, wer für Ordnung sorgt.«

»So war es von jeher. Zu unser aller Vorteil«, erwiderte Eberam augenzwinkernd. Er deutete auf einen Becher Würzwein. »Auf unsere Vereinbarung!«

Safhir griff nach dem Becher, prostete seinem Gegenüber zu. »Mögen die Gewinne uns beide erfreuen!«

Die beiden tranken schweigend für eine Weile. Dann ergriff Eberam das Wort. »Der junge Kerl, den ich bei dir sah. Ist er verlässlich?«

»Leutnant Tanuk? Der glaubt alles, was ich ihm erzähle. Träumt von einer Karriere. Ein ahnungsloser Tölpel ist er.«

»Eine gute Wahl. Es braucht Leute wie ihn, damit unser Geschäft blüht.«

Safhir lachte. »Glaub mir, von den blauen Kerlen legt kaum einer Wert darauf, euch ins Gehege zu kommen. Ich sorge dafür, dass sie euch in Ruhe lassen.«

»Wofür ich dir durchaus dankbar bin«, versicherte Eberam und legte einen prall gefüllten Geldbeutel auf den Tisch. »Eine Sache noch.«

»Beeil dich. Wer weiß, was Tanuk da draußen mit den Scharen anstellt. Womöglich kommt er auf dumme Ideen.«

»In letzter Zeit gab es … Begegnungen mit dem Stachel. Das sorgt für Unruhe. Die ist schlecht fürs Geschäft. Du…«

»Ich ahne, was du willst. Der Stachel bildet sich ein, in unseren Bezirken zu wildern. Dabei sind es allein meine Leute, die die Altstadt überwachen. Es tut mir leid, da halte ich die Füße still. Die Anführerin vom Stachel besitzt ihren eigenen Kopf. Den zurechtzurücken ist unmöglich.«

Eberam lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Wir werden geeignete Maßnahmen ergreifen. Halt einfach deine Leute von uns fern.«

Safhir erhobt sich und nahm sich das Geld. »Warte noch eine Weile, bis du gehst. Niemand sollte uns zusammen sehen.«

»Keine Sorge, meine Leute sorgen für Ablenkung.«

***

In ungewohnter Aufmachung schlich Leandro durch einen menschenleeren Gang. An den Wänden hingen Bilder mit Aktdarstellungen. Unterschiedliche Farben zierten die Türen. Alle standen offen und als er hineinspähte, fand er überall eine ähnliche Ausstattung vor. Mein Auftritt bewirkte scheinbar eine allgemeine Flucht. Wie mische ich mich jetzt unter die Leute?

»So ein feines Fräulein wie dich suche ich überall«, lallte ein sichtlich angetrunkener Mann, der aus einem der Zimmer torkelte. »Bist du frei? Lass uns … Spaß haben.« Der Mann stierte ihn mit gierigen Blicken an. Leandro hingegen interessierten Hemd und Hosen, die dieser Freier trug.

»Oh nein«, säuselte Leandro mit hoher Stimme und wehrte sich geziert. In Wirklichkeit war es ihm Recht, denn auf dem Gang wollte er den Freier keinesfalls niederschlagen.

»Hab dich nicht so«, lallte der Freier. »Wir werden uns eini ... einich, ja … die Anderen sind auf einmal alle weg. Komm, sei nett zu mir.«

Leandro schob den Mann eher in den Raum als dass der in der Lage gewesen wäre, ihn hineinzuzerren. Kaum war die Tür zu, nestelte der Mann an seiner Hose herum. Als Leandro die Hände freibekam, schubste er den Mann, der zu Boden fiel. Sicherheitshalber schlug er ihm den Kopf noch einmal kräftig auf den Boden. Knackend brach die Nase und er blieb regungslos liegen. Schnell entwendete Leandro ihm die kostbare Kleidung aus Seide, legte das Kleid ab und fühlte sich sogleich wohler, selbst wenn ihm derartige Kleidung unbekannt war. Als er dann noch einen prall gefüllten Geldbeutel fand, umspielte ein Lächeln sein Gesicht. Das Glück ist mir hold. Wieder auf dem Gang fand er eine Treppe, die nach oben führte. Alles war leer, dafür entdeckte er den Ausgang.

Draußen stand zahlreiche leicht bekleidete Frauen, daneben einige Männer mit Bettlaken um die Hüften. Dazwischen stand die Leiterin des Hauses mit vier kräftigen Gehilfen, die normalerweise für einen geregelten Betrieb sorgen. Einer der Kunden diskutierte lautstark mit der Besitzerin. »Was für eine Unverfrorenheit! Ich verlange, dass jemand für Ordnung sorgt.«

»Genau!«, unterstützte ihn ein anderer Mann, der lediglich ein Handtuch um die Hüften geschlungen hielt. »So etwas ist mir noch nie im Leben untergekommen. Gibt es denn keine Aufpasser für die Sicherheit? Das nenne ich sparen am falschen Ende. Sorg für Ruhe, sonst lasse ich dein Haus schließen.«

»Werte Herren, beruhigt euch. Ich bin mir sicher, das ist alles ein Missverständnis«, versuchte die Besitzerin ihre aufgebrachten Kunden zu beruhigen. An ihren Fingern blitzten goldene Ringe. »Ich schicke sogleich meine Leute hinein. Sonst kommen die blauen Kerle. Das wollt ihr sicherlich vermeiden. Seid versichert, ich merke mir jedes Gesichts.«

Verlegen schauten die Männer in eine andere Richtung.

»Ich wusste, wir kommen überein«, freute sich die Leiterin. »Ihr da, Jonas und Erwad, geht rein. Seht euch um.«

Widerstrebend gingen die zwei genannten wieder auf den Eingang zu, trafen dort aber auf Leandro.

»Wo kommst du her?«, fragte Erwad irritiert.

»Hab mich verlaufen. Zu viel Wein … macht mich immer träge … im Kopf.«

»Dann raus an die frische Luft mit dir«, erwiderte Jonas. »Wir gehen der Sache jetzt auf den Grund.«

»Ist gut«, antwortete Leandro. Er ging nach draußen und verbarg sich in der Menge. Plötzlich näherte sich ihm die Leiterin des Hauses. Sie hat mich gesehen. Ihr Blick ist beunruhigend. Er glitt zur Seite und versuchte, sie abzuschütteln. »Wer ist dieser Kerl? Haltet ihn auf!«, ertönte es hinter ihm. Hektisch schob er sich an den Leuten vorbei und verschwand rückwärts in einer Seitengasse. Dabei wäre er beinahe gegen eine massige Gestalt geprallt.

»Mir war klar, die Oldvrou speit dich irgendwann wieder aus«, erklang eine tiefe weibliche Stimme. Eine mehr als zwei Schritt große Frau, gehüllt in eine lederne Rüstung, baute sich vor ihm auf. In einem Gürtel quer über ihrer Brust steckten mehrere Messer. Auf den Armen und ihrem Hals waren zahlreiche Hautbilder zu erkennen. Ihre Haare waren zu einem Zopf verflochten, in der linken Hand hielt sie eine Hammelkeule.

»Azita? Hast du mich vermisst?«

»Nein.« Herzhaft grub sie ihre Zähne in die Fleischkeule und musterte ihn kauend. »War gerade beim Essen. Es hieß, es gibt Ärger. Du weißt, für eine gute Schlägerei bin ich leicht zu begeistern.«

»Hmm, es gab ein paar … Schwierigkeiten. Ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich gestern verschwunden bin?«

»Durchaus.« Mit spitzen Fingern pulte sie Fleischfetzen aus ihren Zähnen. »Du hast gestern was von Glücksspiel und Frauen gefaselt. Die Mühe, dich davon abzuhalten, spare ich mir. Außerdem bist du öfter nachts weg. Wie war sie?«

»Dir schulde ich keine Rechenschaft.«

»Hoffentlich schuldest du auch sonst Niemandem was.«

Leandro spielte den Enttäuschten. »Du kennst mich…«

»Deswegen frage ich.« Skeptisch beäugte sie ihn. »Die neuen Klamotten hast du bei Dunkelheit erworben, oder? Du siehst weibisch aus. Was ist mit dem Schreiben? Du weißt, wir brauchen es für unseren Auftrag.«

»Das Schreiben … das war in meiner Hose.«

Azita schüttelte ungläubig den Kopf. »Will ich mehr wissen? Mir wäre es Recht, wir schließen unseren Auftrag ab und verschwinden wieder aus der Stadt.«

»Du hast es eilig, wie?«

»Richtig. All die vielen Menschen mit ihren seltsamen Kreaturen. Hast du die Ochsenkäfer gesehen? Groß wie Pferde sage ich dir. Die aufdringlichen Händler bieten sogar Magie feil. Das ist mir zuwider. Wer weiß, was geschieht, wenn jeder mit dieser Zaubersache umgeht…«

Leandro hörte, wie die Diskussion vor dem Freudenhaus lauter wurde. »Erzähl es mir später. Lass uns von hier verschwinden, bevor der Trubel näherkommt.«

»Guter Einfall. Zum Hafen geht es dort entlang.«

»Wieso zum Hafen?«

»Dein Gestank ist widerlich. Ein Bad im Hafenbecken dürfte für den Anfang reichen.«

»Nein, danke. Vorerst ist mein Bedarf an Aufregung gedeckt.«

Kapitel Drei

Die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne stachen Leandro in den Augen. Sehnlichst wünschte er sich ein paar Stunden Schlaf. Auf dem Weg zur Herberge kam ihm in den Sinn, wie er an seinen jüngsten Auftrag gelangt war. In Vornhaven, einer großen Handelsstadt im hohen Norden, war er mit Azita auf der Suche nach einer profitablen Beschäftigung gewesen. Eher zufällig sprach sie ein älterer Mann an, der sich als ein Händler namens Ubbo vorstellte. Ohne Umschweife war er mit seinem Anliegen herausgerückt, von dem keiner wissen durfte.

Leandros Neugier war geweckt. Offenbar war die Tochter des Händlers beim Diebstahl erwischt worden. Dann war sie mit einem Freund nach Sharabad durchgebrannt. Als Anzahlung stellte Ubbo 20 Goldmünzen. Sofern seine Theda gesund und wohlbehalten nach Hause zurückkehre, versprach er eine zusätzliche Belohnung. Dieser Betrag war mehr als verlockend. Eine Passage auf einem Schiff war leicht zu erwerben, ein Schreiben mit Siegel von Ubbo kam hinzu. Dieses Dokument ermächtigt den Besitzer, die vermisste Theda zurück nach Vornhaven zu bringen. Wie bekomme ich das Schreiben bloß wieder?

»Wie beschrieb er es noch gleich?«, riss Azita ihn aus seinen Gedanken.

Leandro überlegt kurz. »Jemand habe seiner Tochter den Kopf verdreht, sie sei von Sinnen. Glaub mir, in dem Alter geht das schnell.«

»Mit anderen Worten, sie ist irre. Sei's drum.«

»Ubbos Argument war unwiderstehlich. Er ist verzweifelt genug, 200 Goldmünzen zu zahlen. Lass dir das auf der Zunge zergehen. Weißt du, wie viel das ist? Da ist ein ganzer Beutel voll Gold. Das verdiene ich sonst in Jahren kaum. Es wäre genug, um mir ein paar Leute von Hals … um weniger Sorgen zu … na ja, du weißt, worauf ich hinauswill.«

»Ich habe eine Vorstellung«, erwiderte Azita spöttisch.

Leandro winkte ab und beschloss, das Thema zu wechseln. »Hast du das Haus von Ubbo gesehen? Ein halber Palast. Der Kerl muss elendig reich sein. Für uns gilt, wir suchen seine Tochter Theda, bringen sie zurück und kassieren die Belohnung. Klingt nach einem leichten Auftrag.«

Ein verstimmtes Brummen war die erste Reaktion. »Ich sehe uns in diesem Moloch von Stadt umherirren auf der Suche nach deiner Hose. Möge die Oldvrou mir beistehen!« Sie zog eine Halskette unter ihrer Rüstung hervor, küsste den aus Knochen geschnitzten Anhänger und verstaute die Kette wieder.

»Das mag ich an dir. Sowie die ersten Schwierigkeiten auftauchen, bist du stets in der Lage, die Situation noch schlechter zu machen.«

»Komm damit klar, lass es sein. Mir ist es gleich. Sag mir lieber, wie wir sie finden. Hast du einen Plan?«

»Selbstverständlich. Er nannte es durchbrennen. Wie dir bestimmt aufgefallen ist, habe ich mich in Vornhaven eine Weile umgehört und Informationen gesammelt.«

»Ach, du meinst, als du mit der Dienerin verschwunden bist? Ihr habt tatsächlich auch geredet?«

»Keine Ahnung, was du dir wieder vorstellst. Jedenfalls sagte sie mir im Vertrauen, Theda sei etwas Besonderes. Sie wäre verwirrt. Wir würden das schon bemerken.«

»Für mich klingt es trotzdem wie eine Warnung.«

»Warnung? Vor einer Halbwüchsigen? Du machst dich lächerlich. Das ist ein Kinderspiel. Die ist vermutlich eine verwöhnte Göre. Zumal es bei der Karawanserei hieß, sie sei alleine gewesen.«

»Das widerspricht Ubbos Erklärung.«

»Ob alleine oder mit einem Freund, das ist kein Problem«, bekundete Leandro. »Wir bekommen einen Haufen Geld, sobald wir Theda zurückbringen. Dieser Freund kann uns egal sein. Ein flüchtiges Töchterlein einsammeln, was soll da schiefgehen? Mitsamt einem alten Kelch. Finden wir sie, haben wir den Kelch und können kassieren.«

»Was uns zu deiner Hose bringt. Wenn Theda sich weigert, uns zu begleiten, dürfte es ohne Ubbos Schreiben schwer werden. Du hast dich lieber in Tavernen rumgetrieben. Das ging noch nie gut.«

»Wie konnte ich ahnen, an Betrüger zu geraten? Dein mangelndes Vertrauen kränkt mich.«

»Ist mir gleich. Ich brauche was zu beißen. Die Oldvrou segnete dieses Gebiet mit manch einer Köstlichkeit. Es wäre Frevel, sie verkommen zu lassen.«

»Klar, geh du nur. Ich gehe mich umhören. Sie hält sich irgendwo in der Stadt auf.«

Zu seinem Erstaunen verschwand Azita wortlos in einer Taverne. Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich mich mit ihr abgebe. Eine Hilfe stelle ich mir anders vor. Bevor er die Herberge erreichte, lächelte ihn ein Krüppel auf der anderen Straßenseite mit seinem zahnlosen Mund schief an.

»Was glotzt du so blöd«, fuhr Leandro ihn an. »Lachst mich wohl aus?«

»Ich? Niemals. Gab wohl Ärger mit deiner Kleinen, wa?«, fragte der Alte glucksend. Seine kränklich gelben Augen fixierten ihn.

Leandro war irritiert. »Mit meiner Kleinen? Was meinst du?«

»Vielleicht bin ich ein guter Beobachter. Könnte ich mich bloß erinnern.« Wieder gluckste er.

»Verstehe. Ich gebe dir Geld, du erzählst mir, was du gesehen hast. Sonst wird es dir schlecht bekommen. Verstehen wir uns?« Zur Verdeutlichung ballte er seine rechte Faust.

»Sicha, bin ja ein schlaues Kerlchen.« Erneut grinste er Leandro schief an und streckte eine Hand aus.

Leandro fischte in seinem erbeuteten Geldbeutel nach ein paar kleinen Münzen. Der Alte bekam große Augen.

»Da war diese Frau. Ich sach dir, das war ein rassiges Weib. Wäre ich doch noch was jünger!« Verträumt blickte er in die Ferne.

»Das heißt? Statt Geld bekommt du eine Tracht Prügel von mir.«

»Sind wir gereizt, häh? Verstehe, die Kleine hat dich beschissen, wa? Dich mit dem Kerl betrogen?« Gierig blickte er auf die Münzen, mit denen Leandro herumspielte.

»Das Weibsbild wusste, was sie wollte. Der Kerl war jünger als sie. Du warst hackedicht, die mussten dich tragen.«

»Was für ein jüngerer Kerl? Rede, sonst überlege ich mir das mit den Münzen.«

»Meine Kehle ist schrecklich trocken. Sicher hilft mir ein feiner Wein. Für unsereins ist der unerschwinglich. Muss Jahre her sein…«

Leandro konnte nur noch schwer an sich halten. »Gut«, gab er entnervt auf. »Ich besorge dir einen Krug Wein. Dafür sagst du mir endlich, was du gesehen hast. Verstanden?«

Der Alte gluckste freudig. »Feiner Wein? Welch Freude! Ich kann es kaum abwarten. Ihn riechen, ja schmecken...«

»Warte hier.«

Leandro eilte in eine der nächsten Gassen. Wenig später kehrte er mit einem Krug Wein zu dem Alten zurück und ließ ihn daran riechen. Verzückt strahlte der Alte in an. »Der ist für mich? Ganz alleine für mich?«

»Aber sicher. Ich fange an zu trinken, du erzählst, was du gesehen hast. Dann bekommst du alles, was übrig ist. Verstanden?« Er setzte den Krug an und begann zu trinken. Der Wein rann aus seinen Mundwinkeln.

»Eine Frau, dunkle Haare, klasse Vorbau. Mit ihr kam ein jüngerer Mann mit Kapuze. Ist ihm einmal runtergerutscht. Ein Riesenzinken gab es zu sehen. Unverkennbar. Sie ham dich in die Richtung geschleift.« Erschrocken zog er an Leandros Hosenbeinen.

»Trink langsam! Jeden Schluck genießen. Die zwei sind mit dir verschwunden. Ich schwöre, das war alles. Ich wollte mich wichtigmachen. Bekomme ich jetzt den Wein? Biiittteee!«

Leandro setzte den Krug ab. »Na also. Dafür bekommst du den Krug. Plus einer Zugabe, weil du mich hingehalten hast.« Geräuschvoll spuckte er in den Weinkrug und stellte ihn vor den verdutzten Bettler, der ihm ungläubig hinterherblickte.

Während Leandro über die Gassen der Stadt lief, schwirrten ihm allerlei Gedanken durch den Kopf. Erst brauche ich das Schreiben zurück. Am besten gehe ich dahin, wo alles anfing. Wo sich Theda wohl versteckt hält? Und dieses fremdartige Gewand … vielleicht finde ich unterwegs einen Händler und kann mir was Passenderes besorgen.

Am Nachmittag bei Sonnenlicht wirkte der »Rostige Kessel« noch weniger einladend als nachts. Zu seiner Begeisterung war bereits geöffnet. Selbst das eiserne Türschild macht dem Namen der Taverne alle Ehre. An den Tischen hingen ein paar müde Gestalten herum, die mehr oder minder lustlos mit ihren Löffeln in Schüsseln herumstocherten. Eine Schankmagd wies lächelnd auf einen der freien Tische.

»Welch edler Besuche. Du hast freie Auswahl. Ganz ohne Aufpreis, wie ihr Brüder es gewohnt seid.« Sie lachte über ihren eigenen Scherz und entblößte mehrere Zahnlücken.

Leandro ignorierte ihre seltsame Bemerkung. »Warst du gestern Abend hier? Eine Schönheit wie du wäre mir bestimmt aufgefallen?«

Die Schankmagd lächelte. »Biste zum Essen oder zum Quatschen hier?«

»Vielleicht beides.« Kurzzeitig ließ er eine Silbermünze zwischen seinen Fingern aufblitzen, bevor er sie wieder verbarg.«

Die Augen der Schankmagd leuchteten für einen Moment auf. »Nimm den Tisch dort hinten. Da ist es ruhiger. Ich bringe dir gleich eine Schüssel.« Dann zwinkerte sie ihm zu und verschwand in der Küche.

Leandro setzte sich an den Tisch in einer der hinteren Winkel. Einen Moment später brachte ihm die Schankmagd eine dampfende Schüssel und schaute sich aufmerksam um. »Worum geht es? Sprich leise, bevor es irgendwer mitbekommt.«

»Ich bin gestern Abend beim Kartenspiel übers Ohr gehauen worden. Die Täter sollen mir das büßen.«

Die Magd nickte, während sie mit ihrem langen, dunklen Zopf spielte. »Verstehe. Um wen geht es, mein Hübscher?«

»Ich suche zwei Leute. Einer nannte sich Tafor. Mit einem üblen Zinken im Gesicht. Die Frau hieß Ida. Sagt dir das was?« Ungezwungen spielte er mit einer Silbermünze in der Hand.

Angespannt legte sie den Zeigefinger auf den Mund. »Sei leise. Die verstehen keinen Spaß.«

»Wer sind die?«

»Leise«, mahnte sie, redete aber ungleich lauter weiter. »Einen Humpen Würzwein? Kommt sofort.« Sie ging zu dem Wirt an der Theke, der sie aufmerksam beäugte, bevor er in der Küche verschwand. Als die Magd wieder bei Leandro stand, zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu.

»Er kommt bestimmt gleich zurück. Geh im Hafen zu den »Bräuten des Südmeeres«. Weißt bestimmt, wo die zu finden sind. Dort treiben die sich oft rum. Ich rede vielleicht schon zu viel.« Flink griff sie nach der Münze. »Die gehört mir«, sagte sie und ließ die Beute triumphierend in ihr Mieder gleiten.

»Wie du meinst«, erwiderte er. »Dann behalte ich eben die hier.« Ehe sie sich versah, fasste er ihr ans linke Ohr.

Die Magd staunte mit offenem Mund, als er eine Goldmünze in der Hand hielt.

»Oh, da ist noch eine!«, ergänzte Leandro und zauberte eine zweite Goldmünze hinter ihrem rechten Ohr hervor. Erschrocken griff sie sich an beide Ohren.

»Wie hast du das gemacht? Sind da vielleicht noch mehr?«

Grinsend steckte Leandro die Goldmünzen weg. »Hab Dank, du hast mir sehr geholfen.«

Später wunderte sich die Magd, weil ihre ergaunerte Silbermünze unauffindbar war.

Leandro verließ die Taverne und hing seinen Gedanken nach, während er der schmalen Gasse folgte. Am Hafen also? Eine miese Gegend. Vielleicht warte ich lieber, bis Azita wieder auftaucht. Obwohl, es geht auch ohne sie. Ich … verdammt! Muss falsch abgebogen sein. Er blieb stehen, blickte hinter sich und wieder nach vorne. Die Gasse war menschenleer. Versteckt sich da jemand? Ach egal. Er beschleunigte seine Schritte. Plötzlich hörte er ein seltsames Surren, dann waren seine Arme durch ein Seil mit Gewichten dicht an seinen Oberkörper gebunden.

»In Sharabad hast du dich verkrochen, elendes Lügenmaul. Wer konnte das ahnen.«

Eine finstere Ahnung überkam Leandro. Diese Stimme. Auch das noch. Hektisch versuchte er sich zu befreien. Zu seiner Freude trat ein breitschultriger Mann hinter einer Ecke hervor. Hässliche Narben zierten sein Gesicht und liefen quer über den haarlosen Schädel. In seiner Hand spielte er mit einer gerillten Klinge.

»Du Dilan? Ausgerechnet du? Ich dachte, ich hätte dich vor langer Zeit abgeschüttelt.«

Der Fremde grinste verächtlich. »Mich erfreut es auch, dich zu sehen, Leandro. Falls du dich noch so nennst. Deiner Fährte zu folgen war schwer, das gebe ich zu. Außerdem hielten mich ein paar andere Aufträge davon ab, dir nachzugehen. Jetzt widme ich dir meine volle Aufmerksamkeit.«

»Großzügig, aber ich verzichte gerne auf deine Gesellschaft, elender Wurm.«

»Immer zum Scherzen bereit. Das habe ich vermisst. Lass uns auf die Förmlichkeiten verzichten. Du weißt, warum ich hier bin. Wettschulden sind Ehrenschulden. Jemand zahlt gutes Geld für dich. Tod oder lebendig. Die Wahl liegt bei dir.«

Ich muss ihn hinhalten. Irgendwie befreien. »Wie du dir vorstellen kannst, hänge ich an meinem Leben.«

»Du begleitest mich freiwillig? Wie aufmerksam von dir.«

»Nein, ich schlage dir ein Geschäft vor. Wie wäre es, ich beteilige dich an meinem neuen Reichtum. Du hingegen vergisst unsere Begegnung. Brauchst keinem sagen, dass du die Suche nach mir eingestellt hast. Ich mache dir gewiss keine Probleme.«

»Gold? Wie viel Gold?« Dilan zögerte kurz. »Für wie dumm hältst du mich?«

»Ehrlich gesagt, halte ich dich für ein schlaues Kerlchen.«

»Richtig, das bin ich.« Dilan trat näher und riss ihm seinen Geldbeutel vom Gürtel. »Dem Gewicht nach ein hübscher Betrag. Reichtum stelle ich mir trotzdem anders vor.« Er fuhr Leandro langsam mit der Klinge über den Hals. »Wie ich dich kenne, hast du noch ein paar Reserven versteckt.«

Leandro atmete flach. »Ja. Ich gebe sie dir. Falls du dich auf ein Spiel einlässt. Gewinnst du, gebe ich dir alles. Verlierst du, verschonst du mich.«

»Hältst du mich für dämlich?«

»Ehrlich gesagt…«

Zu seinem Erstaunen löste Dilan das Seil, hielt Leandro aber die Klinge vor die Brust. »Wo?«

»Dein Argument ist überzeugend. Ein Auftrag bringt mir ein Vermögen. Vorausgesetzt, du lässt mich gehen.«

»Hinlegen! Auf den Bauch. Deine Tricks kenne ich zur Genüge.«

Leandro legte sich notgedrungen hin. Dilan trat hinter ihn, fischte ein verborgenes Messer aus seinem Stiefelschacht und trat ihm in den Rücken.

»Ach, sieh an? Ist das dein Reichtum.«

»Meine … Versicherung.«

Ruckartig zog Dilan an dem anderen Stiefel, fand aber keinen versteckten Geldbeutel. »Gut mein Freund, offensichtlich war das alles. Erfüll deinen Auftrag und hole dir deine Bezahlung. Bei unserem nächsten Treffen bin ich vielleicht weniger guter Laune. Wer weiß, was dann passiert. Verstanden?«

»Verstanden.«

»Gut.« Dilan verpasste ihm einen Tritt in den Rücken, der Leandro aufstöhnen ließ. Er wartete, bis Dilans Lachen sich entfernte, bevor er sich mühsam aufrichtete. Das ging noch mal gut. Eine Mütze voll Schlaf wird mir guttun.