Ein Haus, ein Hund – ein Herzensmensch - Melissa Senate - E-Book

Ein Haus, ein Hund – ein Herzensmensch E-Book

Melissa Senate

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Beschreibung

Das Haus verkaufen, dann so schnell wie möglich weg aus Spring Forest: Das war Bethanys Plan. Doch dann trifft sie ihren Highschoolschwarm Shane wieder, jetzt Single-Dad und Hundeflüsterer. Er, sein Söhnchen und ein liebesbedürftiger Hund – drei gute Gründe, für immer zu bleiben?

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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Melissa Senate

Ein Haus, ein Hund – ein Herzensmensch

IMPRESSUM

BIANCA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2022 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „Home is Where the Hound Is“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 119 – 2023 by Harper Collins Deutschland GmbH, Hamburg Übersetzung: Rainer Nolden

Umschlagsmotive: LSOphoto / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751537001

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Schon vor vielen Jahren hatte Bethany Robeson das Heilmittel entdeckt, das jeden Kummer vertrieb. Wenn sie schlecht gelaunt war, einen schlimmen Tag hatte, von alten Erinnerungen überrollt wurde oder zu viele Rechnungen bezahlen musste, brauchte sie nur nach einem Hund Ausschau zu halten. Und da sie bis vor Kurzem in einem Tierheim gearbeitet hatte, war dieses Heilmittel immer zur Stelle – vom reinrassigen Vierbeiner bis zur Promenadenmischung, vom Zwergpudel bis zum riesigen Neufundländer. Flauschiges Fell und ein wedelnder Schwanz erwärmten ihr Herz und munterten sie wieder auf.

Genau so etwas brauchte sie auch in diesem Moment. Sie saß in ihrem Auto auf einem Parkplatz in der Main Street – die Scheiben heruntergekurbelt, um die kühle Frühlingsluft hereinzulassen – und beobachtete einen Beagle, der neben seinem Herrchen über den Gehweg trottete. Der niedliche Hund schnupperte an einem Grasbüschel, das vor einem Coffeeshop am Straßenrand wucherte. Bethany schmunzelte, als er den Kopf hob und ein freudiges Jaulen hören ließ. Auuuuuu!

Der Beagle war in diesem Augenblick sehr hilfreich. Bethany war gerade in Spring Forest angekommen – dem Ort, den sie vor zwölf Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. Sie fühlte sich nicht gut, niedergeschlagen und ziemlich nervös angesichts dessen, was sie erwartete.

Fragen. Gerüchte. Alte Klassenkameraden. Vor allem alte Klassenkameraden.

In ihrer Heimatstadt hatte Bethany als das schwarze Schaf gegolten. Dabei war sie stets ruhig, eifrig und zurückhaltend gewesen und erst im letzten Schuljahr zum ersten Mal geküsst worden. Dennoch war ihr der Ruf vorausgeeilt, lebenslustig und leichtsinnig zu sein – und das alles nur wegen ihrer Mutter. Falsche Behauptungen über sie machten die Runde, es wurden Lügen verbreitet und voreilige Schlüsse gezogen.

Kaum hatte Bethany das Auto verlassen, wäre sie am liebsten sofort wieder eingestiegen und zurückgefahren. Was natürlich nicht möglich war. Sie musste sich hier ja um einige unangenehme Dinge kümmern. Aber dann würde sie sofort wieder abreisen. Höchstens ein paar Tage wollte sie in Spring Forest verbringen. Abgesehen davon erinnerte sich in der kleinen Stadt in North Carolina wohl kaum noch jemand an sie und ihre „Vergangenheit“.

Oder etwa doch?

Denn als sie die Wagentür schloss, hörte sie Stimmen. Sie flüsterten ihren Namen.

„Himmel, ist das nicht Bethany Robeson?“

„Hast du gehört, dass sie Elliot Bradleys Haus geerbt hat?“

Ein hörbarer Atemzug. „Er war also tatsächlich ihr Vater?“

Bethany seufzte. Ihr wollt mich wohl provozieren, dachte sie, während sie zu den beiden Frauen – tatsächlich ehemalige Klassenkameradinnen – ging, die vor dem Coffeeshop an einem runden Tisch saßen. „Erstens“, begann sie, „ich kann euch hören. Zweitens, mein Leben geht euch nichts an. Das ist euch damals in der Schule nichts angegangen und tut es heute erst recht nicht.“

Ohne auf die gestammelten Entschuldigungen oder Proteste zu warten, betrat sie mit hoch erhobenem Kopf den Coffeeshop. Die alte Bethany, die nicht für sich einstehen konnte, gab es nicht mehr. Sie mochte diese neue Version von sich selbst. Die Zeit, die Erfahrung und die Jahre weit weg von Spring Forest hatten dazu beigetragen. Sie bestellte einen Eiskaffee und blickte aus dem Fenster. Die beiden Klatschtanten standen auf und drehten sich mehrfach nach ihr um, während sie davongingen. Einige Dinge änderten sich nie. Doch Bethany hatte sich verändert.

Natürlich wollte Bethany auch wissen, ob sie Elliot Bradleys Tochter war. Ihre Mutter war lange Zeit seine Geliebte gewesen, und obwohl sie sich sehr diskret verhalten hatten, schien die ganze Stadt über ihre Affäre im Bild gewesen zu sein. Elliot hatte die Wohnung erst betreten, wenn Bethany bereits schlief, und war nie über Nacht geblieben. Dennoch hatte sie sie ein paarmal beobachtet. An einen Moment erinnerte sie sich noch ganz genau: Sie war zwölf gewesen und hatte mitbekommen, wie die beiden sich an der Tür mit einem leidenschaftlichen Kuss verabschiedeten – wie es Liebespaare in Filmen taten. Die Beziehung zu ihrer Mutter war immer kompliziert gewesen, aber in diesem Moment war ihr eines klar geworden: Ihre Mutter liebte Elliot. Und er liebte sie.

Diese Liebe änderte natürlich gar nichts. Sie hintergingen Elliots Frau – jahrelang. Solange Bethany denken konnte. Bis ihre Mutter starb. Doch irgendetwas an der Tiefe ihrer Gefühle füreinander hatte Bethany beeindruckt – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn.

Menschen waren kompliziert. Das Leben war kompliziert. Und die Liebe erst recht.

Man sollte keine ewige Treue schwören. Vielleicht war das der Grund, warum Bethany nie geheiratet hatte. Sie hatte kein Vertrauen in Partnerschaft und Ehe. Vielleicht war das auch nur eine Ausrede. Ein paarmal hatte sie es ja versucht. Mit achtzehn war ihr Herz zum ersten Mal gebrochen worden, und zwar nicht einmal von ihrem Freund – wie gesagt, es ist kompliziert! –, und seitdem war sie allen Beziehungen gegenüber misstrauisch gewesen.

Überraschenderweise hatte sie Shane Dupree vertraut. Als Siebzehnjährige hatte sie bereits viele Jahre der Demütigungen hinter sich. „Abschaum“ – so hatte man sie genannt, da war sie gerade mal zwölf gewesen. Drei Jahre später hatte jemand auf ihren Spind in der Schule und ihr Pult die Worte „Schlampe“ gekritzelt. Wie oft war sie während ihrer Schulzeit auf die Toilette gerannt, damit niemand ihre Tränen sah. Einmal stand an der Wand geschrieben: Bethany Robeson ist eine Hure. Wie die Mutter, so die Tochter.

Sie hatte diese Zeit mit viel Lernen und zahlreichen Teilzeitjobs verbracht – alles, um sich abzulenken. Wenn sie sich mal in einen Jungen verguckt hatte, behielt sie das für sich aus Angst davor, mies behandelt zu werden. Er hätte ja denken können, dass an den Gerüchten etwas dran sei. Außerdem hatte sie jedem Jungen, der mit ihr ausgehen wollte, einen Korb gegeben. Diejenigen, denen das nicht gefiel, taten so, als hätte sie deren Einladung angenommen und erzählten hinterher, was sie alles mit ihr hatten anstellen können. Deshalb war sie mit siebzehn immer noch nicht geküsst worden – und hatte dennoch den schlechten Ruf.

Im letzten Schuljahr war dann alles anders geworden – dank der Freundschaft mit Shane Dupree. Der gut aussehende Junge saß im Geschichtsunterricht neben ihr, und er war der Mann ihrer Träume geworden. Alles, was sie sich jemals gewünscht hatte.

Denk nicht an ihn, befahl sie sich, als sie mit ihrem Eiskaffee den Coffeeshop verließ. Konzentriere dich auf das Haus, dass Elliot Bradley dir vererbt hat – und darauf, es loszuwerden.

War er ihr Vater? Das Gerücht hatte Bethany ihr ganzes Leben lang begleitet. Auch jetzt, mit dreißig, hatte sie noch keine Gewissheit. Die Erbschaft schien dafür zu sprechen. Sie hatten einander kaum gekannt. In all den Jahren hatten sie vielleicht zehn Worte gewechselt – und auch nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.

Dem Begräbnis ihrer Mutter war er ferngeblieben. Das hatte sie in dem Glauben bestärkt, er sei nicht ihr Vater.

Vielleicht gab es niemanden sonst, dem er das Haus hätte hinterlassen können – außer der Tochter seiner Geliebten, mit der er fünfundzwanzig Jahre lang ein Verhältnis gehabt hatte. Er hatte keine Familie. Seine Frau war vor vier Jahren gestorben – ein Jahr nach Bethanys Mutter –, und Kinder hatte er auch nicht. Abgesehen von ihr. Vielleicht. Von ihrer Mutter hatte sie nie eine klare Auskunft bekommen – nicht, als Bethany ein Kind war und sie oft danach gefragt hatte, und auch nicht an dem Tag, als sie starb. Möglicherweise war ihre Mutter sich selbst nicht sicher gewesen. Vor Elliot hatte sie einige andere Partner gehabt, ehe der smarte Anwalt in ihr Leben getreten war. Ein Jahr, nachdem sie sich kennengelernt hatten, war Bethany geboren worden. Sie war entweder sein Kind – oder das eines früheren Freundes. Die Ungewissheit hatte sie so frustriert, dass sie irgendwann beschlossen hatte, um ihres Seelenfriedens willen nicht länger darüber nachzudenken.

Doch dann hatte Elliot, dessen Ruf durch die außereheliche Affäre und dank der herrschenden Doppelmoral kein bisschen beschädigt worden war, alles wieder aufgewühlt, als er Bethany sein prächtiges Haus im Kolonialstil in der Oak Street vermachte.

Direkt neben dem der Familie Dupree.

Ein weiteres Problem …

Vermutlich wohnten die Duprees immer noch dort. Das Haus gehörte der Familie seit drei Generationen. Wenn sie sich erst einmal mit ausreichend Koffein gestärkt hatte, würde Bethany zu Elliots Haus fahren. Mit etwas Glück – das hatte sie manchmal wirklich – würde sie keinem der Duprees begegnen. Sie hatte vor, ihr Erbe bloß ganz kurz in Augenschein zu nehmen, um zu sehen, wie schnell sie es verkaufen konnte.

Und danach wollte sie Spring Forest nur noch im Rückspiegel sehen.

Sie warf den leeren Pappbecher in einen Abfallkorb und eilte zu ihrem Wagen. Dabei wäre sie fast mit einer Frau zusammengestoßen, die einen Basset spazieren führte. Auf seinem Rücken prangte eine Binde mit der Aufschrift: „Adoptiere mich.“ Die Frau hatte das Logo des Tierheims „Fellknäuel fürs Leben“ auf ihrem Sweatshirt. Die Einrichtung kannte Bethany nur zu gut. Der Hund mit den treuherzig blickenden braunen Augen und einem Bauch, der fast die Straße berührte, war einfach zu niedlich.

Bethany fragte, ob sie ihn streicheln dürfe. Die Frau lächelte. „Gern. Möchten Sie Meatball vielleicht adoptieren? Er ist schon zu lange bei uns und braucht ein liebevolles Heim.“

Wie konnte man einen Hund bloß „Fleischklops“ nennen? Bethany hockte sich neben ihn. Das weiche Fell fühlte sich so gut an, und es versetzte ihr einen unerwarteten Stich ins Herz, als er sie treuherzig anblickte.

Vielleicht war es auch gar nicht so unerwartet. Ja, Hunde heiterten sie immer auf, aber sie empfand auch stets Mitleid mit ihnen, insbesondere, wenn ihre Lebensumstände nicht die besten zu sein schienen. Meatball war übergewichtig, sehr schüchtern und offenbar schon im Rentenalter. All das sprach dafür, dass es nicht einfach war, ein Heim für ihn zu finden. Bethany war Spezialistin auf dem Gebiet für schwer vermittelbare Hunde. Bis vor zwei Wochen hatte sie selbst noch als stellvertretende Leiterin eines Tierheims drei Stunden südlich von Spring Forest gearbeitet, aber wegen ausbleibender Spenden musste das Heim geschlossen werden. Vergeblich hatte sie alle Hebel in Bewegung gesetzt und so viele Überstunden geleistet, um Geld aufzutreiben. Als sich das als hoffnungslos entpuppte, hatte sie all die Energie, die ihr noch geblieben war, darauf verwendet, die Tiere entweder bei neuen Besitzern oder in anderen Heimen unterzubringen.

Wäre der Anruf von Elliots Anwalt wegen des Hauses nur zwei Wochen früher gekommen, hätte sie das Heim im Alleingang retten können. Aber jetzt war es zu spät; das Gebäude war bereits verkauft und abgerissen worden, um ein Einkaufszentrum an der Stelle zu errichten – einem Ort, an dem die Mitarbeiter und die freiwilligen Helfer ihr Herzblut gelassen hatten.

Sie streichelte Meatball, sodass er sie dankbar anschaute. „Ich bin nur auf Besuch hier“, erklärte sie der Frau und entdeckte den Hinweis unter dem Tierheim-Logo: Freiwillige. Genau wie Bethany eine gewesen war, ehe sie die Stadt verlassen hatte.

Ein Paar mit einem aufgeregten Kind näherte sich der Frau und dem Hund und überschütteten sie mit Fragen. Lächelnd eilte Bethany zu ihrem Wagen.

Wie könnte dir jemand widerstehen, Meatball? überlegte sie und startete den Motor. Ein Hund wie dieser bestärkte sie in ihren Zukunftsplänen. Sie würde Elliot Bradleys Haus verkaufen und mit dem Erlös ein eigenes Tierheim zu Hause in Berryville eröffnen, um sich um Hunde und Katzen zu kümmern, die niemand haben wollte.

Auf keinen Fall wollte sie Elliots Geld für sich behalten. Sondern es in einen Ort für heimatlose Tiere investieren. Jeder Cent wäre dort gut angelegt.

Unterwegs rüstete sie sich für den Anblick von Elliots Haus. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, es als ihr eigenes zu bezeichnen. Langsam rollte sie am Grundstück der Duprees vorbei. Genau in diesem Moment wurde dort die weiße Haustür geöffnet. Mit klopfendem Herzen bog sie in Elliots Einfahrt ein und rutschte tiefer in ihren Sitz.

Bitte lass jetzt bloß nicht Shanes Mutter aus dem Haus kommen. Die Frau, die mich vor zwölf Jahren aus der Stadt getrieben hat, als ich gerade einen Grund gefunden hatte zu bleiben.

Verstohlen schaute Bethany zum Nachbargrundstück hinüber.

Dort stand nicht Anna Dupree.

Die Person, die das Haus verließ und einen zimtbraunen Chihuahua an einer rosafarbenen Leine führte, war mindestens einen Meter neunzig groß. Schlank und sportlich. Mit etwas längerem blondem Haar. Echt sexy.

In einer blau-weißen Trage auf der Brust saß ein Baby, das neugierig über die Oak Street schaute.

Jetzt schlug Bethany das Herz bis zum Hals.

Shane Dupree war Vater?

Das sollte sie nicht überraschen. Er war dreißig, so wie sie. Und hatte sich schon immer eine große Familie gewünscht, oder?

Sie rutschte noch tiefer in ihren Sitz, ohne den Blick abwenden zu können.

Das Herz hämmerte ihr in der Brust. Sie schaute nach links in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht bemerkte er sie nicht.

„Grrr. Wau, wau! Grrr.“

Bethany drehte den Kopf. Der Chihuahua rannte zu ihrem Wagen und bellte sich die Seele aus dem Leib.

O je!

„Princess Dupree!“, vernahm sie eine vertraute Stimme.

Unwillkürlich musste Bethany grinsen. Shane Dupree nannte seinen Hund Prinzessin!

Vielleicht hatte seine Frau diesen Namen ausgesucht.

„Wau! Wau!“ Der Hund hörte nicht auf zu bellen.

„Sie wird also bei ihrem vollen Namen gerufen, wenn sie unartig ist?“ Bethany lehnte sich zum Seitenfenster hinaus, als Shane näher kam. Sie wusste selbst nicht, woher sie auf einmal den Mut nahm, ihn anzusprechen. Und dabei auch noch witzig klang.

Wie vom Donner gerührt, blieb er stehen.

Und starrte sie an. Entgeistert.

„Bethany?“

Verflixt! Diese blauen Augen! Mit diesen blauen Augen hatte er sie vor zwölf Jahren sechs Monate lang angeschaut und Hoffnung in ihr wachsen lassen. Sechs Monate, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hatten. Ihr Blick auf sich selbst und die anderen hatte sich komplett geändert. Und die Möglichkeiten, die sich auf einmal ergeben hatten …

Doch dann war alles vorbei, und sie hatte diese Augen nie wiedergesehen.

Bis jetzt.

Sie holte tief Luft und stieg aus dem Wagen, blieb allerdings auf der Fahrerseite. Sie brauchte den SUV als Trennwand zwischen sich und ihm. „Ja, ich bin’s“, bestätigte sie von der anderen Seite des Wagendachs.

Er starrte sie immer noch an. Dann schien er sich an den freilaufenden Hund zu erinnern und kniete sich hin, um ihn wieder anzuleinen. „Sie hat sich vom Halsband befreien können“, erklärte er und erhob sich. „Meine Mutter besteht darauf, es ziemlich locker zu lassen.“

Bitte lass Anna nicht aus dem Haus kommen. Sie war noch nicht bereit für eine Begegnung mit ihr. „Der Hund gehört also deiner Mutter?“

Über den Hund zu reden war leichter, als sich nach dem Baby zu erkundigen – Name, Alter, wie lange Shane schon verheiratet war …

Verstohlen betrachtete sie seine Hand. Kein Ring am Finger.

Shane nickte. „Ich passe auf Princess auf, bis meine Mutter aus dem Wellnessurlaub mit ihrer Schwester zurückkommt. Heute ist der fünfte Tag. Ich frage mich schon, ob ich das überlebe. Dabei bin ich ausgebildeter Hundetrainer.“ Lächelnd schüttelte er den Kopf. Das Lächeln, das sie immer so fasziniert hatte.

Die Erleichterung darüber, dass sie seiner Mutter nicht begegnen musste, wurde von seiner letzten Bemerkung fast vollkommen verdrängt. „Hundetrainer? Du bist nicht Arzt geworden?“

„Nein“, erwiderte er ohne weitere Erklärung.

Was war wohl passiert? Er war doch fest entschlossen gewesen, Medizin zu studieren. Sein Traum war eine Landarztpraxis, um den Menschen zu helfen, die weitab von der nächsten Stadt und dem nächsten Krankenhaus lebten.

Einen Moment lang sahen sie einander nur an. Sie konnte kaum glauben, dass sie hier stand und sich mit Shane unterhielt. Nach all den Jahren!

Er kam um den Wagen herum. Als sie ihn in voller Größe vor sich sah – den Mann, in den sie so vernarrt gewesen war –, wurden ihr fast die Knie weich.

„Und der kleine Kerl hier“, sagte er mit einem Blick auf das Baby an seiner Brust, „ist Wyatt. Sieben Monate alt. Er kriegt gerade seinen ersten Zahn. Wyatt, das ist Bethany Robeson. Eine alte Freundin von Daddy.“

„Er ist reizend.“ Lächelnd betrachtete sie das Gesichtchen. Der Zahn lugte durchs Zahnfleisch. Der Kleine sah Shane sehr ähnlich.

„Ich erinnere mich – du wolltest doch fünf Kinder“, sagte sie. „Der wievielte ist denn der Süße?“ Noch immer staunte sie über sich selbst. Wie schaffte sie es bloß, so locker mit Shane Dupree zu plaudern – als würden sie einander täglich begegnen?

„Der Einzige“, erwiderte er. „Ich war verheiratet … aber es hat nicht funktioniert.“

„Das tut mir leid.“ Sie meinte es aufrichtig. Sie selbst war nie verheiratet gewesen, aber sie wusste, wie sich Liebeskummer anfühlte. Und eine Scheidung musste noch schlimmer sein. Trotzdem war sie erleichtert, dass sie ihm nicht mit seiner Frau begegnen musste. Das wäre zu schmerzhaft gewesen.

Einen Moment lang schaute er in die Ferne, während er Wyatts braunes Haar streichelte. Dann wandte er sich wieder an sie. „Ich habe gehört, dass Elliot dir das Haus vermacht hat. Ich hasse Klatsch, und ich weiß, dass du ihn auch nicht magst. Aber es wird nun mal drüber geredet.“

Bethany zweifelte nicht daran, dass die ganze Stadt im Bilde war. Sie betrachtete das luxuriöse Haus im Kolonialstil mit der roten Tür und den schwarzen Fensterläden. Fast schon ein Klassiker. Jedes Mal, wenn sie Shane besucht hatte, war ihr Blick auf Bradleys Haus gefallen, und sie hatte sich gefragt, wie so ein schrecklicher Mensch in einem so hübschen Gebäude leben konnte.

„Ja, ich wollte mir anschauen, was daran zu tun ist, bevor ich es zum Verkauf anbiete“, erklärte sie. „Aber beim Gedanken hineinzugehen, wird mir regelrecht übel.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Er räusperte sich. „Falls du Unterstützung brauchst – Princess, Wyatt und ich helfen gern.“

„Wau!“

Bethany warf dem winzigen braunen Hund ein Lächeln zu. „Ist das ein Ja, Princess?“

Der Hund sah sie nur an, ohne mit dem Schwanz zu wedeln. Er knurrte nur ein wenig und machte den Eindruck, als wollte er Bethany ins Bein beißen.

Aber Bethany würde die Oberhand behalten. Das war schließlich ihr Job. Oder war es gewesen. Jedenfalls hatte sie genug Erfahrung, die Furchtsamen oder Unerzogenen für sich einzunehmen. Und sie vermutete, dass Princess Dupree einfach nicht erzogen war.

„Ich habe fünf Tage, um den Hund hinzubekommen“, erklärte Shane. „Und mit hinbekommen meine ich, dass sie gehorcht, ohne dass es allzu viel Stress gibt. Meine Mutter behauptet, Princess gehorcht ihr aufs Wort, und möchte nicht, dass ich sie erziehe. Und trainieren schon gar nicht. Dabei habe ich ihr Dutzende Male erklärt, wie ein Hundetraining funktioniert, aber …“

Bethany nickte lächelnd. „Das kenne ich. Ich habe jahrelang mit Tieren gearbeitet.“

„Sieht so aus, als hätten wir beide unsere ursprünglichen Pläne an den Nagel gehängt.“

Mein ursprünglicher Plan war, nichts wie weg aus Spring Forest. Aber dann habe ich dich kennengelernt und konnte mir nicht mehr vorstellen zu gehen. Bis …

Alte Geschichten, an die sie nicht länger denken wollte.

„Komm“, schlug er vor. „Ich begleite dich hinein.“

Sie biss sich auf die Lippe und betrachtete das Haus erneut. Sie wollte es auf keinen Fall allein betreten. Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar geworden, wie schwer ihr das fallen würde.

Angesichts der Art und Weise, wie man mit ihr und ihrer Mutter in der Stadt umgegangen war – Erinnerungen, die wie aus dem Nichts unvermittelt auftauchten –, wollte sie nur das Schild „Zu verkaufen“ im Garten aufstellen und so schnell wie möglich wieder verschwinden.

Aber in Gegenwart von Shane hatte sie sich immer stark gefühlt. Und selbstsicherer.

„Danke“, erwiderte sie. „Und danke, Princess. Du bist zwar klein, aber ich sehe schon, dass du zäh bist. Und ich brauche zähe Typen, die mit mir da reingehen.“

Princess schaute sie an. Noch immer wedelte sie nicht mit dem Schwanz, aber wenigstens knurrte sie nicht mehr. Hey, das war doch für den Anfang schon mal ganz gut!

Bethany kramte den Schlüssel hervor, den der Anwalt ihr geschickt hatte, und stieg die Stufen hinauf. Shane, Wyatt und Princess folgten ihr auf dem Fuße. Sie konnte Shanes Shampoo riechen – ein frischer Duft nach Zitrone. Sie spürte seine Gegenwart, seine Größe, seinen muskulösen Körper. Er trug verwaschene Jeans und eine braune Lederjacke.

Zwölf Jahre. Und jetzt stand er hier, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt.

Und sie hatte geglaubt, das Haus wäre die Herausforderung!

2. KAPITEL

Bethany Robeson. Zurück in der Stadt. Zwölf Jahre hatten nichts geändert, er reagierte noch immer auf sie wie damals.