Ein Kleid aus Staub - Sarah Zettel - E-Book

Ein Kleid aus Staub E-Book

Sarah Zettel

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Beschreibung

Ein Familiengeheimnis, das alles verändert!

Kansas 1935: Inmitten des schlimmsten Staubsturms aller Zeiten verschwindet die Mutter der 13-jährigen Callie spurlos. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Fremder auf – und schickt Callie auf eine mysteriöse Reise, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Wer ist ihr Vater? Warum wartet ihre Mutter schon seit Callies Geburt auf seine Rückkehr? Und: Wo ist ihre Mom? Gemeinsam mit dem Jungen Jack macht Callie sich auf den Weg. Der Beginn eines fantastischen Abenteuers – denn Callie entdeckt nicht nur die Wahrheit über ihre Familie, sondern auch ihre Gefühle für Jack ...
Eine starke Heldin, eine zarte Romanze und eine außergewöhnliche Reise
Fesselnde Mischung aus Abenteuer, History und Romantik

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Seitenzahl: 357

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DIE AUTORIN

© Thomas B. Deku

Sarah Zettel ist eine preisgekrönte Science-Fiction- und Fantasy-Autorin. In den letzten siebzehn Jahren hat sie achtzehn Romane und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht. Neben dem Schreiben praktiziert sie Tai Chi und spielt Geige. Sie ist mit einem Raketentechniker verheiratet und hat einen ausgesprochen schnell wachsenden Sohn. »Ein Kleid aus Staub« ist ihr erstes Jugendbuch und der erste Band einer Trilogie.

SARAH ZETTEL

EIN KLEID

AUS STAUB

Aus dem Amerikanischen

von Gabriele Haefs

cbj

ist der Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage

Erstmals als cbj Taschenbuch Mai 2014

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

© 2014 für die deutschsprachige Ausgabe cbj Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2011 by Sarah Zettel

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel »Dust Girl« bei Random House Children’s Books, a division of Random House, Inc., New York.

All rights reserved.

This translation published by arrangement with

Random House Children’s Books, a division of

Random House, Inc.

Übersetzung: Gabriele Haefs

Lektorat: Kerstin Weber

Umschlaggestaltung und -illustration: © Isabelle Hirtz, Inkcraft, unter Verwendung eines Motivs

von MNStudio/Shutterstock

jb · Herstellung: ReD

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-12829-6

www.cbj-verlag.de

Zur Erinnerung an Woody Guthrie und

Huddie »Lead Belly« Ledbetter:

I never did see you, see you

I never did get to meet you

I just heard your story, story

And I just want to sing your name

INHALT

1. In a Month Called April, a County Called Gray

– Der Schwarze Sonntag

2. I Got the Dust Pneumonia in My Lungs

– Staub in meiner Lunge

3. She Blowed Away

– Stimmen im Wind

4. It Dusted Us Over, and It Covered Us Under

– Vom Staub begraben

5. Got the Do-Re-Mi

– Geld regiert die Welt

6. Layin’ in That Hard Rock Jail

– Knast-Blues

7. All the Hungry Little Children

– Lauter hungrige Mäuler

8. No Home in This World Anymore

– Auf der Flucht

9. Dust Bowl Refugees

– Ein Fenster in eine andere Welt

10. Going Down the Road Feelin’ Bad

– Das Elend der Straße

11. I Seen My People

– Wir sind (k)eine Familie

12. They May Beg You to Go with Them

– Ein abgekartetes Spiel

13. What Is a Vigilante Man?

– Die Hüter der Selbstjustiz

14. Get Away

– Nichts wie weg hier

15. Looking for a Woman That’s Hard to Find

– Wie in einem schlechten Film

16. Come and Drag Me Away

– Die falsche Richtung

17. Rattled Down That Road

– Fahrt ins Ungewisse

18. Gone and Left Me

– Im Stich gelassen

19. Whirlwinds in the Desert

– Wer Wind sät …

20. Shot

– Auf der Jagd

21. Ain’t Gonna Be Treated This a-Way

– Nicht mit mir!

22. Bound for Glory

– Auf dem Weg zum Ruhm

23. Gotta Dance a Little Longer

– Bis dass der Tanz uns scheidet

24. Gonna Bring This Proud House Down

– Feuer und Flamme

25. The Little Black Train’s a-Comin’

– Ein ganz besonderer Zug

26. Kind Friends, This May Be the End

– Ende und Anfang

1. IN A MONTH CALLED APRIL, A COUNTY CALLED GRAY

– Der Schwarze Sonntag

Es war einmal, dass ich ein Mädchen namens Callie war. Aber damit war am Sonntag, den 14. April 1935 Schluss. Das war der Tag, an dem der schlimmste Staubsturm aller Zeiten über Kansas hinwegfegte. Das war der Tag, an dem meine Mutter verschwand.

Das war der Tag, an dem ich herausfand, dass ich gar kein echter Mensch war.

Aber – das alles wusste ich noch nicht, als ich an jenem Morgen von meinem Husten geweckt wurde. Heiße stickige Luft, feucht von meinem eigenen Atem, presste sich gegen mein Gesicht, und meine Zunge fühlte sich so steif und fremd an, als ob ich eine Schuhsohle im Mund hätte. Es half auch nicht besonders, das Musselintuch abzuwickeln, das Mama mich jede Nacht über Mund und Nase legen ließ. Es war schon viel zu heiß und zu staubig, um ohne Probleme atmen zu können. Durch die Vorhänge – Schichten von Jute und Musselin – konnte ich sehen, dass die Sonne wie eine verfaulte Apfelsine über dem schnurgeraden Horizont von Kansas hing. Der vom Wind aufgewirbelte Staub kratzte und prasselte gegen die Fensterscheibe und wollte unbedingt herein.

Das Imperial Hotel in Slow Run, Kansas, in dem ich mit meiner Mama wohnte, war früher einmal das schönste Hotel im ganzen County gewesen – mit seinem Mondscheinsaal und dem mit rotem Samt und goldenen Troddeln ausgestatteten Rauchsalon und dem Damensalon mit einem Kamin aus italienischem Marmor, der so groß war, dass ich darin stehen konnte. Selbst ganz ohne Gäste war es das größte und prächtigste Haus, das man sich überhaupt nur vorstellen konnte.

Slow Run an sich ist kein Ort, von dem man je gehört haben müsste, falls man nicht zufällig dort wohnt oder auf dem Weg nach irgendwo anders dort übernachten muss. Aber früher übernachteten dort ganz schön viele Leute. Früher passierte dort ganz schön viel. Die Züge brachten Reisende und nahmen Waggonladungen von Weizen aus dem Getreideheber wieder mit. Mama verdiente sehr viel Geld mit dem Hotel, das ihre Eltern vor vielen Jahren aufgemacht hatten.

Früher hatte es auch oft geregnet. Aber jetzt, seit fünf, vielleicht sechs Jahren, war Kansas ein Teil der staubtrockenen Dust Bowl – der Staubschüssel –, zusammen mit Oklahoma, Texas, Arkansas und Indiana. Ich konnte mich gerade noch so an die Zeit erinnern, als ich aus dem Fenster schaute und grünen Weizen um die schnurgeraden Reihen von verklinkerten Häusern und Bretterverschlägen wogen sah, aus denen Slow Run bestand. Jetzt sah ich nichts als wirbelnden Staub unter dieser verfaulten Apfelsinensonne.

Ich sprang aus meinem Messingbett, rannte zum Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. Ein dünner grauer Strahl kam heraus, aber immerhin kam Wasser. Das war nicht immer so. Ich trank ein wenig, um meinen Mund auszuspülen. Es schmeckte nach alten Konservendosen. Dann ließ ich ungefähr drei Zentimeter hoch Wasser in die Waschschüssel laufen, um mein Gesicht und meine Hände mit dem kleinen Stück Seife aus dem Laden schrubben zu können. Ich rubbelte mich mit dem Waschlappen ab, damit die Seife nicht in die Schüssel fiel. Mama sagte, dass ich die Seife aus dem Laden wegen meiner schönen Haut benutzen dürfte. Meine Haut war sahnehell, weich und ohne allzu viele Sommersprossen. Aber das bedeutete auch, dass ich sie ganz besonders pflegen musste, und wenn ich aus dem Haus ging, trug ich immer einen Hut und Handschuhe, damit ich nicht braun würde. Mama sagte auch, dass ich schöne Augen hätte, von einer stürmischen blaugrauen Farbe, die sich angeblich in Stahlgrau verwandelte, wenn ich wütend war. Mein Haar war eine andere Sache. Mein schwarzes Haar war der schlimmste Feind meiner Mutter. »So borstig«, murmelte sie immer, wenn sie die Nester darin auskämmte. Sie wusch es in Zitronenlauge, wenn wir die Zutaten dafür auftreiben konnten. Aber selbst wenn nicht, musste es jeden Abend mit hundert Strichen gebürstet und zu festen Zöpfen geflochten werden, damit es morgens schön wellig war.

»Wenn du älter bist, Callie, stecken wir es zu einem eleganten Knoten hoch«, sagte Mama. »Das wird sehr hübsch aussehen. Und bis dahin müssen wir eben unser Bestes tun.«

»Unser Bestes tun« bedeutete für Mama sehr vieles. Es bedeutete, dass wir uns und das Hotel sauber halten mussten. Es bedeutete auch, dass wir selbst dann an unsere Manieren denken mussten, wenn niemand da war, der das sehen oder wichtig nehmen konnte. Und es bedeutete, Geduld zu haben. Sogar an den schlimmsten Tagen, wenn meine Lunge sich so schwer von dem ganzen Staub anfühlte, den ich den ganzen Tag einatmete, als zöge sie meinen Körper zu Boden.

Früher einmal war mein Arbeitskleid gelb gewesen, aber Waschseife und Staub hatten daraus eine Art Blassbraun gemacht. Ich legte mir das Musselintuch über den Arm und trug vorsichtig mein Waschgeschirr mit dem Wasser durch den kurzen engen Gang. Unser Personaltrakt im hinteren Teil des Hotels bestand aus zwei Schlafkammern, einer Küche und einem kleinen Wohnzimmer. Die Küche war, wie ich erwartet hatte, leer. Mama war sicher irgendwo im Hauptteil des Hotels unterwegs und versuchte zu verhindern, dass das gesamte Gray County ins Haus geweht wurde.

Ich füllte etwas Wasser aus meiner Schüssel in eine Tasse und goss damit ganz langsam die Tomaten, die auf der Fensterbank in Konservendosen wuchsen. Der Rest des Wassers landete in dem Blecheimer für die Hühner, der neben der Tür stand. Bevor ich die Tür öffnete, zog ich meinen Arbeitshut aus Leinen und meine Handschuhe an und band mir das Musselintuch ganz fest ums Gesicht.

Ich versuchte, die Heuschrecken nicht zu hassen, selbst dann nicht, wenn ich sie in meiner Waschschüssel oder in meinen Schuhen fand. Sie waren der einzige Grund, warum wir immer noch Hühner hatten. Denn die Hühner konnten von den Heuschrecken leben und von den kleinen grünen Würmern, die aus den von der Hitze verdorrten Zaunpfosten krochen.

Die Hühner kämpften miteinander um das Wasser, während ich die Legekästen untersuchte. An diesem Tag hatten wir Glück. Sechs warme braune Eier landeten in meinen Taschen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht würden wir ein paar davon im Laden gegen Mehl oder Milch oder sogar Butter eintauschen können, falls es in Van Iykes’ Kaufmannsladen noch Butter gab. Es war der letzte Laden in der Stadt. Bis vor Kurzem hatten wir noch die Wahl zwischen Van Iykes’ und Schweitzers Warenhaus. Aber in der vergangenen Woche hatten Mr und Mrs Schweitzer ihre Türen abgeschlossen, den Schlüssel in den Staub geworfen, und dann waren sie mit ihren Kindern Sophie und Todd in ihren Truck geklettert und davongefahren. Mama und ich waren auf der Veranda gestanden und hatten ihnen hinterhergeschaut.

»Feiglinge«, murmelte ich, weil ich nicht daran denken wollte, wie schrecklich gern ich mit ihnen gefahren wäre.

Wie aufs Stichwort fing bei diesem Gedanken mein Husten wieder an. Die kleinen scharfen Ausbrüche taten weh, aber nicht so weh wie das Wissen, dass Mama Slow Run niemals verlassen würde.

Tatsache war, dass Mama irgendwie verrückt war, und das schon seit Jahren, aber daran konnte niemand etwas ändern. Ich schon gar nicht. In den meisten Fällen verhielt sie sich ja ganz normal. Eigentlich sogar immer. Außer wenn es um meinen Vater ging. Mein Vater, Daniel LeRoux, hatte Mama noch vor meiner Geburt verlassen. Er hatte versprochen zurückzukommen, und sie hatte versprochen, auf ihn zu warten. Und aufgrund dieses Versprechens saßen wir in Slow Run fest, während der Staat Kansas um uns herum austrocknete und langsam weggeweht wurde.

Der Wind wirbelte den Staub über meine Schuhe und zerrte an meinem Rock.

Sssssieh genau hinnn, flüsterte eine weiche, schleppende Stimme. Sssssieh genau hinnn. Da issssst sie …

»Wer ist da?« Ich fuhr herum. Aber da war niemand.

Da issssst sie … gansssss in der Nähe issssst sssssie …

»Casey Wilkes, wenn du das bist …« Ich rannte um die Ecke des Hotels.

Von hier aus lag ganz Slow Run kahl und ausgestorben vor mir: die viereckigen Bretterverschläge und Klinkerhäuser an den schnurgeraden staubbedeckten Straßen, die vier Kirchtürme, die zu einem bleichen Grau verwittert waren, die staubigen Ranken des Fuchsschwanzes, die träge die Wände hinaufkrochen. Weiter draußen zogen sich halb eingefallene Stacheldrahtzäune an den schwarzen Gleisen entlang, bis zu den verschwommenen Umrissen des Getreidehebers, während dazwischen magere Windmühlen Wache standen.

Aber weit und breit war kein Mensch zu sehen, der mir ins Ohr hätte flüstern können. Und trotzdem hörte ich sie immer noch, diese leise, tiefe, seltsam schöne Stimme.

Gansssss nah, gansssss nah. Sssssieh genau hinnn …

Ich fuhr herum und stürzte zurück zur Küchentür.

2. I GOT THE DUST PNEUMONIA IN MY LUNGS

– Staub in meiner Lunge

»Calliope! Was um alles in der Welt …?«, rief Mama.

Ich knallte die Küchentür hinter mir zu und lehnte mich keuchend dagegen. Bei jedem Atemzug schoss ein stechender Schmerz durch meine Lunge und meinen Bauch.

Mama schüttelte das Streichholz, mit dem sie den Herd angezündet hatte, bis es erlosch. Dann kam sie zu mir, um das Musselintuch abzuwickeln.

»Was ist denn los, Callie, Süße?«

Mama war nie besonders groß gewesen, und die Arbeit und die Hitze hatten sie dünn werden lassen und ihr die Farbe aus dem goldenen Haar gestohlen. Aber ihren Augen hatte das alles nichts anhaben können. Ihre Augen waren immer noch groß und blau, umrahmt von dunklen Wimpern. Die Augen eines kleinen Mädchens im Gesicht einer alten Frau.

»Schlange«, krächzte ich, als Mama mir das Tuch abnahm. »Klapperschlange … im Hof. Hat mich erschreckt.«

»Großer Gott, das hat uns gerade noch gefehlt.« Mama lief um mich herum, öffnete die Tür und starrte hinaus in den sandigen Dunst. »Nun, ich kann nicht das Geringste erkennen. Wir können nur hoffen, dass sie da draußen bleibt.« Energisch zog sie die Tür wieder zu und schob den Riegel vor, als ob das etwas helfen könnte. »Hast du bei den Hühnern was gefunden?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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