Ein kleiner Indianerjunge geht auf Reisen - Stefan Ruck - E-Book

Ein kleiner Indianerjunge geht auf Reisen E-Book

Stefan Ruck

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Beschreibung

Getragen von der inneren Kraft seiner Träume begibt sich ein kleiner Indianerjunge auf eine große Reise. Er wagt sich in die unbekannte Weite der rauen amerikanischen Wildnis, um seinen besten Freund und treuesten Begleiter, einen kleinen Mischlingshund, zurückzuholen, der von den boshaften Waldgeistern geraubt und entführt wurde. Schwere Prüfungen werden ihm auferlegt, die ihn bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen. In der folgenden Geschichte taucht der junge Leser ab in die Welt der Prärie-Indianer. In eine längst vergangene Zeit, als das Dasein der nordamerikanischen Ureinwohner geprägt war vom Glauben an Geister und vom Leben im Einklang mit der Natur. Lange bevor die weißen Siedler das Land erobert und die Indianervölker aus ihrem Lebensraum verdrängt hatten.

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Stefan Ruck

Ein kleiner Indianerjunge geht auf Reisen

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der Autor

Der Illustrator

Der Alltag der Indianer in der Vergangenheit

Eine Freundschaft wird geboren

Die Bedrohung aus dem Wald

Eine schwere Zeit

Die Traumdeutung

Eine Reise ins Ungewisse

Die Wegweisung

Die Begegnung mit den Wölfen

Der Wasserstau

Ein brummiger Geselle

Der Zauber der Berge

Das lang ersehnte Wiedersehen

Der Aufbruch

Die verlorene Verständigung

Eine spaßige Begegnung

Die Heimkehr

Endlich wieder zu Hause

Der Wandel der Zeit

Besuchen Sie uns auch im Internet

www.nepa-verlag.de

Stefan Ruck

Ein kleiner Indianerjunge

geht auf Reisen

Mit Illustrationen von Tommy Stübling

Originalausgabe 2016

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

© 2016 NEPA Verlag, Frauensee

Umschlagbild: Tommy Stübling

Illustrationen im Buch: Tommy Stübling

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN: 978-3-946814-01-6

Der Autor

Stefan Ruck, Jahrgang 1962, lebt und arbeitet in Thüringen. Der Dipl.-Ing. ist verheiratet und Vater eines Sohnes, der im Jahr 2004 das Licht der Welt erblickte.

Zum Schreiben ist er durch seinen Nachwuchs gekommen, dem er vor dem Einschlafen immer eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen oder erzählen musste. Irgendwann kam er dann auf die Idee, sich selbst Geschichten auszudenken und diese zu Papier zu bringen – aus der Idee ist Wirklichkeit geworden!

Mittlerweile ist das Schreiben von Kinder- und Jugendliteratur ein fester Bestandteil seines Lebens geworden. Sein Sohn war von Anfang an ein strenger Kritiker, wenn er ihm die Entwürfe zu neuen Ideen vortrug, und er ist es heute noch. So ist es für den Autor möglich, als Erwachsener einen guten Einblick in die kindliche Gedanken- und Vorstellungswelt zu bekommen und kann sich dementsprechend gezielt bei der Umsetzung neuer Projekte darauf einstellen.

Ziel des Autors ist es, Spannendes, Humorvolles, Abenteuerliches, Unterhaltsames und auch ein wenig Lehrreiches altersgerecht in guten Büchern umzusetzen.

Der Illustrator

Tommy Josephus Stübling

Der am St. Patrick`s Day des Jahres `88 geborene Sohn zweier Eltern konnte sich schon immer dafür begeistern, seine Umwelt in phantastischer, einfacher und hin und wieder auch drastisch hässlicher Form zeichnerisch wiederzugeben.

Schon immer ein großer Fan der Serie „Die Simpsons“, gab er sein Taschengeld meist für deren und andere Comic-Hefte aus.

Nach einer technischen Ausbildung und diversen Jobs in verschiedenen Sparten, studiert er heute Architektur an der Fachhochschule in Erfurt.

Der Alltag der Indianer in der Vergangenheit

Einst lebte in den unendlichen Weiten der naturgewaltigen amerikanischen Landschaften eine Vielzahl von unterschiedlichsten Indianervölkern. Ihr Lebensraum erstreckte sich vom rauen Norden bis in den milden Süden und verzweigte sich weit in den Osten und tief in den Westen. Sie verständigten sich in unterschiedlichen Sprachen, entwickelten eigene Kulturen und spezielle Lebensweisen.

Einige von ihnen, insbesondere die nordamerikanischen Prärie-Indianer, waren meist achtbare Jäger. Ihre Aufmerksamkeit galt vor allem dem mächtigen Bison, der in riesigen Herden über die ausgedehnten Grasebenen streifte und eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für die ansässigen Menschen darstellte. Aber auch andere Tiere wie zum Beispiel Hirsche, Biber, Bären, Wölfe und Elche wurden gern gejagt. Ebenso waren Vögel, etwa Gänse, Enten oder selbst der stolze Adler als Jagdbeute immer wieder eine willkommene Abwechslung.

Die an den Ufern der ausgedehnten Meere, an den großen Seen oder an den zahlreichen Flüssen im Landesinneren lebenden Indianer nutzten die Schätze des Wassers. Sie betätigten sich als ausdauernde Fischer. Mit viel Geschick setzten sie die zu erbeutenden Fische mithilfe von Harpunen, Speeren und Pfeilen außer Gefecht, oder sie holten ihre Opfer mit Netzen, Schnur und Haken, Reusen oder gar flink wie die Wiesel mit bloßen Händen an Land. Ferner jagten sie außer den Fischen gelegentlich Tiere, die ihren Lebensraum im Wasser oder in unmittelbarer Gewässernähe hatten. So konnten Wale, Robben, Schildkröten, Seelöwen und verschiedene Wasservögel ihren Speiseplan gewinnbringend bereichern.

Andere Indianer wiederum verdingten sich als unermüdliche Feldarbeiter. Sie bauten emsig Mais, Bohnen, Kürbisse, Tabak und andere Kulturpflanzen an und lebten von den Erträgen, die ihnen die oft beschwerliche Acker- und Feldwirtschaft bot.

Außerdem gehörte das Sammeln von Wildpflanzen und Früchten des Waldes bei vielen indianischen Gemeinschaften zum normalen Alltag. Denn auch Pilze, Beeren, Wurzeln, Knollen, Samen und Körner waren eine wertvolle Nahrungsquelle.

Es gab viele friedfertige, außerordentlich gutmütige und freundlich gesinnte Indianervölker, die in Harmonie und Eintracht mit ihren Nachbarn lebten und kämpferische Konflikte möglichst mieden. Aber ebenso existierten auch angriffslustige, streitbare Stämme mit stolzen Kriegern. Sie waren ständig auf dem Kriegspfad und immerfort in gewaltsame Auseinandersetzungen mit verfeindeten Stämmen verstrickt.

Manche Indianerstämme waren sesshaft, andere ausgesprochene Wandervölker, die sich den jahreszeitlichen Veränderungen anpassten, um ausreichend Nahrung zu finden. Sie folgten als Jäger und Sammler den Naturgesetzen in ihrem ständigen Wandel der Jahreszeiten und schlossen sich den eindrucksvollen Bisonherden auf ihren weitläufigen Wanderungen an, deren Überleben einzig und allein von genügend Weideflächen abhing.

Auch die indianischen Behausungen waren sehr mannigfaltig. Ihre Bauformen und Größen waren abhängig von der Region, in der die Indianer lebten, vom vorherrschenden Klima und von den Baustoffen, die ihnen die Natur in ihrem Lebensraum bot und die sie nutzbringend zu verwenden wussten.

Und natürlich war auch entscheidend, ob ein Volk sesshaft war, also sein Heim für immer am selben Platz hatte, oder ob es sich um ein Volk handelte, dass sich ständig auf Wanderschaft begab. Für die einen, die umherziehenden Indianer, waren einfache, leichte Behausungen zweckmäßig, damit die Unterkünfte schnell abgebaut und woanders ohne viel Kraft- und Zeitaufwand wieder neu errichtet werden konnten. Die anderen Indianer hingegen, die mit ihrer Heimat fest verwurzelt waren und ihren Wohn- und Aufenthaltsort niemals oder nur recht selten änderten, lebten in schweren, stabilen Bauten, die oft auch sehr groß waren und häufig ganze Familiengenerationen beherbergten. So boten etwa Tipis, Wigwams, Hogans, Langhäuser, Erdhäuser, Grashäuser, Pfahl- und Plankenhäuser den Indianern Geborgenheit, Schutz und Sicherheit.

Aber so unterschiedlich die vielen Indianerstämme in ihren Lebensweisen auch waren, eines hatten sie alle gemeinsam: den Glauben an Geister und höhere Mächte, die ihr Dasein fortwährend bestimmten. Sie lebten im stetigen Einklang mit der Natur. Denn sie glaubten nicht, dass die Erde den Menschen oder irgendeinem anderen Lebewesen auf ihr gehörte, sondern dass sie den Menschen mit all ihrem Reichtum nur zur Nutzung geliehen wurde und sie deshalb mit größter Sorgfalt mit ihr umgehen mussten. Sie ehrten den Großen Geist, dem alles gehörte und dem sie ihr Leben auf der Erde zu verdanken hatten.

In der folgenden Geschichte tauchen wir ab in die Welt der Prärie-Indianer, in eine längst vergangene Zeit. Lange, bevor die weißen Siedler das Land erobert und die Indianervölker aus ihrem Lebensraum verdrängt hatten.

Eine Freundschaft wird geboren

Lahmer Fuß war ein kleiner Indianerjunge. Er lebte zusammen mit seiner Familie, die einem ansehnlichen Stamm von stolzen Prärie-Indianern angehörte, in einem schlichten, aber gemütlich eingerichteten Tipi. Sie waren eine ganz normale Indianerfamilie.

Der Vater von Lahmer Fuß, Starker Elch, machte seinem Ruf als angesehener und erfolgreicher Jäger alle Ehre. Er war oft tage- und nächtelang nicht daheim, wenn er durch die weiten, unwegsamen Jagdgründe streifte und rastlos allen Gefahren trotzend auf Beutefang ging, um Frau und Kind zu ernähren und gleichzeitig sein Ansehen innerhalb des Stammes aufzuwerten. Er war ein großer Mann von sehr kräftiger Statur, der seine unbändige Kraft selbst gegen die gefährlichsten Raubtiere furchtlos einzusetzen vermochte. Ebenso war er aber auch flink und geschmeidig genug, um sich unbemerkt sehr nah an seine Jagdopfer heranzuschleichen, damit er sie im Nahkampf blitzartig überwältigen konnte. Außerdem zeichnete er sich als hervorragender Bogenschütze aus und konnte auch mit allen anderen Waffen wie Speer, Lanze, Messer und Tomahawk vorzüglich umgehen. Es verging kein Jagdausflug, von dem Starker Elch nicht mit zahlreichen Jagdtrophäen nach Hause kam, die er voller Stolz seiner Familie sowie sämtlichen oft vor Neid platzenden Stammesangehörigen präsentierte. Er genoss es leidenschaftlich, beachtet, geehrt und bewundert zu werden. Seine einnehmende Eitelkeit eilte ihm voraus.

So verbrachte Lahmer Fuß die meiste Zeit mit seiner Mutter Stilles Reh, die sich hingebungsvoll um die Erziehung ihres einzigen Kindes sowie um die täglich anfallenden Aufgaben in Heim und Haushalt kümmerte. Sie war eine besonders ruhige, bescheidene und warmherzige Frau. Sehr gewissenhaft und mit viel Fleiß kam sie ihren alltäglichen Pflichten nach und war für sich selbst doch recht genügsam und anspruchslos.

Lahmer Fuß mochte seine sanftmütige Mutter sehr, die ihn mit inniger Fürsorge betreute und ihn dabei ihre ganze mütterliche Liebe spüren ließ. Sie versuchte stets, das Leben für Lahmer Fuß so angenehm wie möglich zu gestalten, um dem Heranwachsenden eine unbeschwerte Kindheit zu schenken.

Seinen Vater hingegen fürchtete der Junge etwas – wegen seiner unnahbaren Art, seiner maßlosen Stärke und seines mannhaften, resoluten Auftretens. Aber er beneidete ihn auch. Weil er wusste, dass er nie so ein tapferer und geachteter Jäger werden konnte wie er.

Lahmer Fuß war ein sehr aufgeweckter Indianerjunge. Er besaß einen klaren Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe und war mit einer für sein Alter erstaunlichen Klugheit gewappnet. Aber Lahmer Fuß war oft sehr traurig. Denn er wurde mit einem kranken Fuß geboren, der es ihm unmöglich machte, flink und unbeschwert mit den anderen Jungen seines Alters herumzutollen. Deshalb gab ihm der Stammesälteste gleich nach seiner Geburt auch den Namen ‚Lahmer Fuß‘, über den der Junge in seinem weiteren Leben nicht besonders glücklich war. Denn er erinnerte ihn immer wieder schmerzlich daran, dass er anders war als die meisten Menschen, die er kannte.

Wenn die Jungen seines Dorfes fröhlich umhersprangen, zusammen spielten und ausgelassen tobten, saß er häufig abseits vom Geschehen und beobachtete betrübt und sehnsüchtig das sorglose Treiben seiner übermütigen Altersgefährten. Er schämte sich vor den anderen Kindern, weil er sich nicht so wendig und geschickt bewegen konnte wie sie. Und die Jungen hänselten ihn oft wegen seiner körperlichen Einschränkungen, während die Mädchen ihn bedauernd ansahen. Manchmal wurde er dabei so unglücklich, dass ein Meer von bitteren Tränen in seine traurigen Augen schoss und ihm den klaren Blick verschleierte. Dann wischte er sich energisch mit beiden Händen wütend die Augen und hinkte, verärgert über seine eigene Schwäche, betrübt nach Hause. Denn Indianerjungen waren stark und weinten nicht!

Lahmer Fuß fühlte sich lange Zeit sehr einsam. Bis zu dem Zeitpunkt, als er einen echten Kameraden gefunden hatte: Sein einziger Freund, der ihm wirklich etwas bedeutete und der stets zu ihm hielt, war Füchslein – ein kleiner, lebhafter, immer fröhlicher Mischlingshund. Füchslein hatte rotbraunes, glänzendes Fell, große spitze Ohren und einen langen buschigen Schwanz. Er war ein Findling, ein verwaistes Hundebaby. Lahmer Fuß kam gerade noch rechtzeitig, als sich eine zähnefletschende, wütende Hundemeute aufbrausend kläffend auf den winzigen, hilflosen Hundewelpen stürzen wollte, der von seinem Besitzer einfach in gemeinster Weise gewissenlos ausgesetzt wurde. Entschlossen stellte sich der ansonsten gar nicht so tapfere Junge den ungestüm geifernden Angreifern mutig entgegen und vertrieb sie drohend und laut krakeelend mit einem großen, dicken Baumast, den er gerade zufällig auf dem Weg gefunden hatte und flugs als angsteinflößende Waffe einsetzte. Seine beherzte Tat verfehlte die beabsichtigte Wirkung nicht. Denn die ehemals kampflustigen Unruhestifter nahmen sofort mit eingezogenen Schwänzen feige grollend Reißaus. Lahmer Fuß war hingegen sehr stolz auf sein unerschrockenes Auftreten und auf die gelungene Heldentat, bei der er das erste Mal in seinem bisher recht langweiligen Leben über sich selbst hinausgewachsen war.

Zurück blieb ein kümmerliches, erschöpft zusammengekauertes, leise winselndes Häufchen Elend. Lahmer Fuß hob seinen zitternden, bemitleidenswerten Schützling liebevoll auf den Arm, um ihn zu trösten. Der kleine Hund schleckte ihm dankbar mit seiner langen, feucht-warmen Zunge über das Gesicht, sodass es leicht kitzelte. »Na, du kleines Füchslein«, beruhigte der Indianerjunge lächelnd das flauschige Wollknäuel mit ruhiger, leiser Stimme, nachdem er staunend die verblüffende Ähnlichkeit des Hündchens mit einem kleinen Fuchs festgestellt hatte, und streichelte ihm sanft über das weiche Fell. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Jetzt bist du in Sicherheit.« Der Hund beruhigte sich augenblicklich und genoss die schützende, wohltuende Wärme in der fürsorglichen Obhut seines Retters. Er schnurrte vor Wonne hingebungsvoll wie ein sanftes Kätzchen und rieb sich gefällig den winzigen Kopf am vertrauten Körper des heldenhaften Beschützers. Dabei begann sein zierlicher Leib vor freudiger Erregung zu zucken. Das kleine, hilflose Geschöpf erlebte zum ersten Mal seit der Trennung von seiner Mutter in seinem kurzen, bislang trostlosen Leben das unermessliche Gefühl der Liebe und der Zuneigung.