Ein Koffer voller Tränen - Christiane Schünemann - E-Book

Ein Koffer voller Tränen E-Book

Christiane Schünemann

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Beschreibung

Eine reife Frau kann erst nach der Bestattung ihres Ex-Mannes den Zorn verwinden. Eine junge Frau ist beharrlich auf der Suche. Die Tränen einer Studentin versiegen nach einer ungewöhnlichen Begegnung. Und vier weitere Geschichten über Liebe und Lust, Trauer und Frust. ‒ »Wenige Worte, dafür mitten ins Herz. Ich bin eigentlich nicht so der Kurzgeschichten-Typ. Doch die Autorin schafft es über so wenige Seiten so viel von den einzelnen Personen preiszugeben, wie andere in einem kompletten Buch nicht schaffen. Dadurch bekommen die Geschichten Leben und Tiefe und das auf ganz einfühlsame Weise. Wunderschön!« Gwenni, www.amazon.de

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Seitenzahl: 24

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Christiane Schünemann

Ein Koffer voller Tränen

Kurzgeschichten

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Rostock-München-Meer

Und am Morgen erwachte ich

Tanz auf dem Terrazzo

Ein Koffer voller Tränen

Impressum neobooks

Rostock-München-Meer

Sie war spät dran. Zu spät? Mit Stau auf der Autobahn von Rostock nach Warnemünde hatte sie nicht gerechnet, aber es waren immer noch Urlauber da.

In zehn Minuten würde die Motoryacht Rugard am Neuen Strom ablegen. Sie hatte überlegt, ob sie überhaupt an dieser Fahrt teilnehmen sollte. Sie hatte den letzten von zwölf Plätzen bekommen. Ihre Söhne Hannes und Jost wären sowieso nicht mitgefahren, auch wenn es noch freie Plätze gegeben hätte.

Ihre Wimpern hatte sie heute nicht getuscht, obgleich sie glaubte, nicht weinen zu müssen.

Auf dem Parkplatz neben dem Bahnhof fand sie einen freien Platz. Sie raffte den schwarzen Mantel und die Handtasche aus dem Auto und rannte durch den Bahnhofstunnel zum Neuen Strom.

Die Rugard war noch fest, aber ein Matrose war schon dabei, die Gangway an Land zu ziehen. Er hielt inne, als er sie kommen sah, und half ihr an Bord.

Die drei Reihen auf dem Deck waren besetzt. Sie nickte den Fremden zu, die alle schwarz gekleidet waren. Es gab nur noch einen freien Platz: mittschiffs, mit der Stuhllehne zur Reling. Sie sank keuchend auf den Stuhl, es stach in ihren Seiten.

Ihr gegenüber saß eine junge Frau, die sie unverhohlen musterte. Das war sie also: die Witwe! Gut sah sie aus! Ihr langes blondes Haar hatte sie locker hochgesteckt. Die Witwe und sie taxierten einander wie Boxerinnen vor dem Kampf.

Der Kapitän in blauer Uniform trat aus der Kajüte und begrüßte die Anwesenden mit gesenkter Stimme. Er erklärte den Ablauf der Fahrt und der Zeremonie. Ungefähr fünfundzwanzig Minuten würde es dauern, bis die Rugard die Position erreicht hätte. Es war Windstärke vier, in Böen fünf. Der Steuermann würde versuchen, das Schiff trotz Wellengangs auf der Position zu halten. Wem es während der Fahrt zu kalt oder zu nass sei, könne in die Kajüte hinter ihm gehen. Darin waren zwei Lederbänke und ein Tisch. An einem Rahmen hing ein kleiner Holzkasten, darin steckten Kotztüten.

Es war kühl, obwohl es erst Mitte September war. Die Sonne schien, aber erste Wolken zogen auf.

Sie zog ihren Mantel an. Den Mantel hatte sie längst in die Kleidersammlung geben wollen, aber sie war in einem Alter, in dem man immer öfter einen schwarzen Mantel brauchte.

Die Rugard legte ab und fuhr durch den Neuen Strom. Von Land aus betrachtet sahen die zwölf schwarzen Gestalten an Bord vermutlich aus, als sei eine Schar Krähen auf das Deck geknallt.