Ein Kreuz mit Kugelschreiber - Karin Brose - E-Book

Ein Kreuz mit Kugelschreiber E-Book

Karin Brose

0,0

Beschreibung

Karin Brose, Autorin und Malerin in Hamburg, berichtet in ihrem Buch - Ein Kreuz mit Kugelschreiber - über eines der wichtigsten Jahre im Leben einer Studienrätin. Voller Selbstironie lässt sie den Leser daran teilhaben, wie eine Oberschenkelhalsfraktur ihr Leben total umkrempelt und sie ihr großes Glück findet. Ein Lesevergnügen der besonderen Art!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 148

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Karin Brose, Autorin und Malerin in Hamburg, berichtet in ihrem Buch „Ein Kreuz mit Kugelschreiber“ über eines der wichtigsten Jahre im Leben einer Studienrätin. Voller Selbstironie lässt sie den Leser daran teilhaben, wie eine Oberschenkelhalsfraktur ihr Leben total umkrempelt und sie ihr großes Glück findet. Ein Lesevergnügen der besonderen Art!

Karin Brose, Jahrgang 1950, arbeitete 42 Jahre als Studienrätin. Sie ist Autorin, Freie Journalistin Kolumnistin und Malerin.

Ein Unfall ist schlimm. Ein Unfall ist eine Chance.

Meiner hat mich ins Glück gestürzt.

Dem immer wiederkehrenden schwarzen Adler, der meinen Lebensmut forttragen wollte, habe ich den Mittelfinger gezeigt. Ich weiß, so etwas tut man nicht, aber ich bin schon lange kein braves Mädchen mehr...

Inhaltsverzeichnis

Wie Yin und Yang

Reisen...

Konzerte und Theater ...

Golf...

Freunde...

Zeit..

Glück

Mutter...

Geschichte...

Familie..

Beziehung...

Das ist doch kein Beinbruch

Absturz mit der Klobrille

Endlich allein

Schulreform mit Folgen

Ich bin eine Heldin

Adler mit gebrochenem Flügel

Kein Feuer im Arsch

Auch David Beckham geht an Krücken

April, April!

Im Off oder wieder dabei?

Autowäsche gegen schwarzen Vogel

Phase vier.

Weiberurlaub

Neu-Start

Gefahr erkannt, Gefahr...?

Resturlaub

Auf ins Getümmel!

Wohin wird es gehen?

Verliebt?

Der Adler ist besiegt

So war das...

Bücher von Karin Brose

„Van Gogh, bist du oben?“ – Die Tür fällt ins Schloss. David kommt heim. Mein Herz hüpft vor Freude. Obwohl wir schon seit fast sechs Jahren ein Paar sind, freue ich mich noch immer, wenn ich ihn sehe. Er ist ein Traum, dieser Mann, obwohl er Lehrer ist. Oberstudienrat, um genau zu sein. Unglaublich! Gerade einen Lehrer wollte ich nie. Er auch nicht! Lehrer sind komisch, leider meist nicht ha-ha-komisch. Ich muss das nicht ausführen, denn jeder weiß wohl, was ich meine.

Ich bin natürlich nicht Van Gogh. Aber ich male. Ich verschwinde für Stunden in meinem Atelier und vergesse zuweilen die Zeit. Völlig entrückt ergebe ich mich Formen und Ideen, die aus mir heraus wollen. David holt mich dann meist in die Realität zurück, weil er – ganz von dieser Welt – Hunger oder ein ähnlich dringendes Anliegen hat. „Van Gogh, was wollen wir essen?“ „Ist mir egal, Schatz, was du möchtest!“ Ich versuche, mir die Störung vom Hals zu schaffen, indem ich ihm die Wahl lasse. Aber er weiß das und insistiert.

„Liebes, ich koche, worauf du Lust hast:“ David ist ein Spitzenkoch und dieses Angebot ist verlockend. Also lege ich doch den Pinsel aus der Hand und steige die steile Treppe aus dem Atelier hinab. Da steht er, der Mann meiner Träume und umarmt mich zärtlich. „Schön, dass du da bist. – Also: was möchtest du essen?“ „Flammkuchen?“ „Gute Idee, du hast noch 40 Minuten.“ Rasch entschwebe ich wieder in die oberen Gefilde, um noch ein paar Striche zu wagen und die Pinsel zu versorgen. Sie sind kostbar und ich bin bemüht, sie deshalb nach dem Gebrauch sorgfältig zu waschen, damit sie nicht verderben.

Bald zieht der Duft des fertigen Flammkuchens bis zu mir ins Atelier hinauf. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.

Ich schnappe mir das noch feuchte Bild und steige die steile Treppe vom Atelier hinab. David ist immer der erste, der ein Bild zu sehen bekommt. Er ist ehrlich in seiner Kritik. Wenn ihm etwas nicht gefällt, sagt er es genauso, wie er ein Werk lobt, das ihn begeistert. David liebt interessante Hintergründe und auch meine Hamburger Tussis sind nach seinem Geschmack. Was das ist? Das sind freche, mit Erotik spielende Frauenfiguren.

Wie Yin und Yang

Ohne David möchte ich nicht mehr sein. Auf ihn kann ich mich tausend Prozent verlassen. Er ist meine andere Hälfte, er ist mein Yang. Ein Mensch, der mich verwöhnt. Das hat es zuvor in meinem Leben noch nie gegeben. Unvorstellbar! „Schatz, darf ich dir noch etwas zu trinken holen? „Lass mal, ich bügle deine Blusen nachher.“ Wie unglaublich ist das?! Dabei ist er ein typischer Widder, also ziemlich dickköpfig, ein wenig rechthaberisch und zuweilen sogar stur. Ein Mann eben.

David ist tatsächlich fast immer gut gelaunt und dabei äußerst anziehend. Mit ihm ist alles leicht. Nichts wirft ihn aus der Bahn. Das tut mir gut, die ich gern zu ernst und introvertiert bin. Wir ergänzen uns, auch was das angeht. Und ich genieße es!

David spricht – sprechen, von reden, bekennen – was für viele Männer nicht gerade typisch ist. So lässt er keine Gelegenheit aus, mir zu sagen, wie glücklich er mit mir ist. Auch ich bin so irre happy,

wie noch nie! Dieser Mann gefällt mir so sehr, dass es manchmal wehtut. Ich schaue ihn an und mein Herz geht auf. Das Gefühl, emotional angekommen zu sein, ist überwältigend. Das klingt übertrieben? Kann sein, aber wenn es nun einmal so ist? Eine ganz neue innere Ruhe und Entspanntheit bestimmt meine Tage. – Weib, kannst du es glauben?

Das hört sich langweilig an? Ganz im Gegenteil! Wir färben unseren Alltag gemeinsam bunt.

Reisen...

Wir machten Ferien in Port Andrax. Die Wohnung meiner Freundin Carol liegt hoch über dem Hafen. Von der Terrasse kann man die einlaufenden Schiffe und das rege Treiben der kleinen Fischerboote beobachten. Hier weht einem die pfirsichweiche Luft Mallorcas um die Nase. Ein traumhafter Ort! Wir erkundeten historische Orte der Insel und fuhren zum Baden nach St. Margot, einer winzigen Bucht mit glasklarem Wasser. Hier schwamm man mit den Fischen um die Wette. Bei einem Glas Wein und gebratenem Fisch genossen wir abends in dem kleinen Restaurant am Rande der Bucht unser Dasein. Draußen im offenen Wasser kreuzten große und kleine Jachten. An manchen Abenden waren wir die letzten Gäste. Wenn der Patron anfing, die Stühle hochzustellen, war das unser Zeichen, uns auf den Heimweg zu machen. Bis zum Parkplatz hatten wir jedes Mal eine kleine Klettertour über die Felsen zu bewältigen.

Eidechsen huschten erschreckt davon. ich hoffte immer, es möge sich nicht mal eine giftige Schlange gestört fühlen.

Bei einem unserer zahlreichen Einkaufstrips nach Palma stahl man David – vermutlich in einem Café – sein Portemonnaie. Er hatte es in der Hecktasche seiner Jeans stecken gehabt. Sowieso eine Unsitte. Wer möchte so einen ausgebeulten Hintern ansehen? Tja. Wir lernten daraufhin drei Sorten spanische Polizei kennen, bevor es gelang, Ersatzpapiere zu bekommen, damit David überhaupt nach Hause fliegen konnte. Viel Lauferei, viel Ungereimtes. Uns gingen fast zwei Tage damit verloren, unsere gute Stimmung nicht.

Am letzten Urlaubstag kam der Holländer vom Nachbarappartement an unserer Terrasse vorbei, als wir gerade wieder einmal die herrliche Aussicht genossen. Er fragte David, ob er auch die Tiere da unten am Hang gesehen hätte und wie die auf Deutsch wohl hießen. David wusste nicht, welche Tiere er meinte. Der Holländer erklärte: „Bei uns heißt das „geit“, in English ist es „goat“. „Ach ja,“ sagte David, bei uns heißen die „Katzen“.

Selten so gelacht! David hatte wohl die vielen Katzen vor Augen, die Carol dort verbotenerweise anlockt und füttert. Sie hat ein großes Herz für die Kreaturen dieser Welt, was die Verwaltung der noblen Wohnanlage nicht ganz teilt.

Im Herbst hatten wir ein Haus in Dänemark gemietet. Mitten in den Dünen, mit Blick aufs Meer, fühlten wir uns wie im Paradies. Wir wanderten stundenlang am Strand entlang oder lagen, dick eingepackt, auf unserer Terrasse in der Sonne. Abends zündete David den Kamin an und wir genossen unser Dasein, meist bei einem guten Glas Rotwein und kleinen Leckereien. Wir fühlten uns wie zu Hause, denn die Einrichtung des Hauses war ganz unser Stil. So verging unsere Ferienwoche viel zu schnell.

Konzerte und Theater ...

sorgen in unserem Alltag für Highlights. Wir sind meist spontan und entscheiden kurzfristig, was wir sehen wollen. Da unser Geschmack ähnlich ist, einigen wir uns ohne Probleme. Das ist schön, denn sonst müsste womöglich jeder allein gehen!

Dass das manchmal daneben geht, können wir verkraften. So an dem Abend, als David mich ins Ballett einlud. Ich war entzückt, weiß ich doch, dass er sich für Tanz nicht begeistern kann und ausschließlich mir eine Freude machen wollte. Es hatte nur noch Restkarten für diese Aufführung gegeben. So saßen wir im oberen Rang ganz links. Mir schwante schon beim Betreten der Sitzreihe Übles. Von der Bühne sahen wir von diesen Plätzen nur einen schmalen Streifen durch die Balustrade hindurch. Ich schluckte meinen Ärger hinunter und wartete die Vorstellung ab. Immer positiv denken, Weib! Das Orchester begann zu spielen. Die Musik gefiel mir. Sie spielten – und spielten – vergeblich wartete ich darauf, dass das Ballett begann. Und plötzlich – da, ein paar Beine! Schon wieder weg. Dort, zwei Köpfe! Ganze Tänzer passten nicht in unseren Sichtausschnitt. Von ihnen sahen wir nur dann einzelne Körperteile, wenn sie zufällig in diesen Abschnitt hineintanzten. Fliegende Arme, im Takt zuckende Füße. Meine Enttäuschung lässt sich nicht beschreiben. Ich saß in der Oper und weinte! Zur Pause bat ich David, nach Hause zu fahren. So konnte ich Ballett nicht ertragen. Ihm war es super peinlich, aber er hatte einfach nicht bedacht, dass man Tanz sehen muss, nicht nur um die Ecke hören.

Golf...

ist für uns wie Urlaub. Wenn ich noch daran denke, wie es anfing!...

Freunde sind von Tennis auf Golf umgestiegen sind. Na ja, dachten wir, man kann ja mal sehen. Wir hielten uns für fit und jung genug etwas Neues zu lernen. Der größere Reiz lag darin, etwas gemeinsam zu machen. Welchen Sinn hat es, wenn Paare am Wochenende getrennte Unternehmungen starten? Diese kostbare Zeit sollte man doch teilen, wenn es nur irgend geht. Auch hämische Anmache konnte uns nicht beirren. „Ihr kennt euch doch noch gar nicht so lange! Eigentlich dürftet ihr noch Sex haben. Wieso spielt ihr schon Golf?“ Bei Ebay ersteigerten wir Einsteiger-Schläger-Sets, dazugehörige Bags und leichte Trolleys, um all das Gepäck über den Golfplatz bewegen zu können. Das gelang uns zu relativ erschwinglichen Preisen. William, unser erster Pro, war der faulste Lehrer unter der Sonne.

Wenn die Bälle kreuz und quer flogen, sagte er, die Hände locker in den Taschen seiner eleganten Golfhose vergraben und lässig auf seinen braunweißen Budapestern wippend nur „üben, üben, üben.“ Das half uns wenig. Trotzdem war David von Beginn an recht erfolgreich, während ich zuweilen noch heute vor Wut in den Schläger beißen möchte. Am Abschlag: „Schatz, hast du meinen Ball gesehen?“ – „Klar!“ –„Und wo ist er bitteschön?“ – „Hinter dir, Liebes, hinter dir!“

Aber wunderschöne Parkanlagen und eine reiche Flora und Fauna entschädigen auch die gefrustete Spielerin.

In der Tat trifft sich auf einem Golfplatz eine Diversität heimischer Tiere. Störche, Gänse, Enten und Schwäne bevölkern die Teiche und Seen, in denen auch der eine oder andere Karpfen sein Zuhause hat. Futter gibt es für die Störche und Reiher genug. Millionen Frösche und Kröten tummeln sich hier. Im Frühjahr kann man die Nutrias mit ihren Jungen beobachten. Man ist hier Tierfreund. Auch diebischen Krähen wird verziehen, wenn sie den einen oder anderen Golfball vom Fairway stehlen. Dass Milane und Falken die Wühlmäuse jagen, ist sowieso klasse.

Und zuweilen ist Golf richtig lustig, wie zum Beispiel an dem Tag, als David vor dem Ballautomat hockte und verzweifelt nach mir rief. Ich fragte mich noch, was das zu bedeuten hatte, als ich sein Malheur begriff. Er hatte den Token eingeworfen und keinen Eimer unter die Ballklappe gestellt. Nun versuchte er die Bälle, die der Automat ausspuckte – es wurden immer mehr – mit zwei Händen aufzufangen, bevor sie sich in alle Windrichtungen verabschiedeten.

Oder die Sache mit dem Driver! Ich fand es witzig, eine sexy Golferin zu malen, die vor Wut ihren Driver über dem Knie zerbricht.

Dieses Bild habe ich morgens um 9 Uhr auf Facebook gepostet. Es bekam sofort etliche Kommentare, weil es wahrscheinlich so mancher Facebook-Golferin aus der Seele sprach.

Um 11 Uhr war ich mit drei Ladies an Tee 1 verabredet. Ich ging in Position, sprach den Ball an, holte aus und ...der Shaft meines Drivers brach mitten durch! Da baumelte er gerade noch an einem Glasfiberfaden müde vor sich hin. Die Ladies schauten genauso konsterniert, wie ich, das denke ich jedenfalls, denn mein Gesicht konnte ich ja nicht sehen. War das self fulfilling prophecy oder Hexerei? Gibt es so etwas?

Freunde...

Wir pflegen inzwischen einen kleinen, gemeinsamen Freundeskreis. ..

Eines Abends, nach einem Kinobesuch mit Freunden,... sitzen wir noch in der Alsterperle. Hier am Wasser wird es uns bald zu kühl. Ein Restaurant ganz in der Nähe sieht einladend aus. Die Speisekarte bietet eine reichliche Auswahl deftiger Speisen. „Was bitte ist Presssack?“ frage ich die Bedienung. Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung“, sagt sie. „Weiß ich nicht“. „Geh den Küchenchef fragen“, empfiehlt mir David. Ich weiß, dass er glaubt, die Bedienung verstünde den Wink und würde sich schlau machen. Irrtum. Ich habe ein Blind Date mit dem Presssack, der sich um Glück als ausgezeichnet herausstellt. – „Können wir zahlen, bitte?“ Die Bedienung hat alles auf einem Zettel. „Getrennt? – Ach!“ Sie beginnt, Beträge zu addieren, verliert die Übersicht. Wieder von vorn. Ach nein, doch nicht. „Moment“, sagt sie und holt einen Taschenrechner. Nun schafft sie es, zwei mal zwei Getränke und Essen abzurechnen.

Es ist 23 Uhr. Uns ist nach einem Absacker. Die Weinstube gegenüber hat schon geschlossen. Wir schlendern über die Lange Reihe. Hier ist noch reichlich Betrieb. Lasst uns doch in diese Bar gehen, in die man früher nur mit Gesichtskontrolle hineinkam, schlägt der Mann an meiner Seite vor. Wenn du mit deinem Porsche nicht mindestens dreimal am Eingang vorbei gecrused bist, hattest du keine Chance, erinnert er sich. Wir schon, wirft meine Freundin ein. Wir Frauen lachen. Obwohl die Bar gut besucht ist, finden wir einen Tisch. Die junge Bedienung fragt freundlich nach unseren Wünschen. Rotwein, den hier aus der Karte. Sorry, sagt sie, wir haben die Karte umgestellt. Es gibt jetzt nur noch drei Rotweine. Welche denn? wollen wir wissen. Also wir haben Sauvignon Blanc, Rioja und...ich frag mal eben...und Riesling. Wir können uns das Grinsen nicht verkneifen und bestellen vier Mal Latte Macchiato.

Jeden Monat spielen wir Rommée mit Freunden. Zu Beginn des Abends gibt es immer ein Menü. David ist für Vor- und Hauptspeise zuständig, ich für das Dessert. Sagte ich schon, dass er ein hervorragender Koch ist? Ein wenig stolz bin ich darauf, dass ich Dessert besser kann. Das liegt maßgeblich daran, dass David weniger für Süßigkeiten übrig hat. Allerdings hat er noch keine meiner Kreationen verschmäht. Diese Treffen sind meist sehr lustig, weil viel gefrozzelt wird und es eigentlich keine Problemthemen gibt. Manchmal allerdings geraten die alten Ehepaare ganz heftig aneinander, meist so unbegründet für uns Außenstehende, dass wir uns zweifelnd anschauen und eigentlich lachen möchten, was natürlich nicht geht. Es naht die goldene Hochzeit und sie beharken sich wegen nichts!

Ob die Kasse zwei Euro zu viel enthält oder womöglich jemand dazwischen greift und sein Glas abstellt, wenn der Kassenwart gerade zählt, Auslöser kann alles sein. Für uns ein interessantes Verhalten, fast wie Kino, sind wir doch (noch?) so weit von dieser Art Stress entfernt.

Diese Treffen gehen meist bis weit in die Nacht. Irgendwann mahnt David zum Abbruch, weil er am darauf folgenden Sonntagmorgen immer zum Fußballspielen geht. Da möchte er gern fit sein, denn es bedeutet ihm ungeheuer viel. Die Jungs und er – toll! Meist geht er mit den Worten „Schatz, heute schieße ich für dich ein Tor.“ Wenn er das nicht einhalten konnte, weil er wieder einmal den Torwart geben musste, höre ich von mutigen Hechtern nach dem Ball und irren Torwartaktionen. Eines Tages schleiche ich mich mal dort hin und schaue heimlich zu. Es reizt mich jedenfalls sehr, obwohl ich finde, dass das Davids Sache ist, so ein Männerding, und dass ich da nichts zu suchen habe.

Zeit..

David wird noch ein halbes Jahr arbeiten, während ich schon seit vergangenem August morgens ausschlafen könnte. Meine Tage sind trotzdem ausgefüllt. Es stimmt, dass Pensionäre wenig „Zeit“ haben. Wenn ich nicht gerade Dienst im Ehrenamt tue, schreibe ich an neuen Büchern oder male, was mich drängt. Freie Wände gibt es in unserem Haus inzwischen nicht mehr. Obwohl ich mich freue, wenn ein Bild verkauft wird, trenne ich mich jedes Mal nur schwer davon. Der Gedanke, dass ich es nicht mehr wiedersehen werde... – Seit ich David kenne, reime ich auch. Plötzlich schießen mir die Worte nur so ein. In gewissen Situationen, sträubt sich mir das Nackenhaar und ich muss dichten! Unglaublich, was eine Muse bewirken kann! Heißt ein Mann eigentlich auch „Muse“ oder ist der ein „Muser“? – Ich habe binnen kurzer Zeit Hunderte Gedichte geschrieben. Meist sind sie sehr persönlich, so wie dieses

Glück

Glück will Ewigkeit,

du wünschst sie dir

– zu zweit.

Glaube mir,

meine Liebe hast du gewonnen,

weil du bist wie du bist.

Monate sind zerronnen,

und es ist wie es ist.

Wie ein Blitz mitten am Tag

durchfährt dich das Wissen,

dass ich dich mag.

Dir wird ganz warm, willst es nicht missen.

Musst mich nicht sehen,

musst mich nicht fassen,

um doch zu verstehen,

du willst mich nicht lassen.

Wir beide wissen genau,

wir werden geliebt!

Für uns ist der Himmel blau,

auch wenn’s ihm beliebt

zu weinen.

Eine meiner Tätigkeiten, schätzt David nicht, ich hingegen sehr: Ich bin eine ebay-Queen.