Shari - Karin Brose - E-Book

Shari E-Book

Karin Brose

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Beschreibung

Shari ist die Tochter der weißen Göttin. Sie wird von Luna, aus dem Hause Belgae geboren und aufgezogen. Ihre Aufgabe ist, die Vikos, ein Barbarenvolk aus dem Norden, zu besiegen und zu vertreiben. An ihrer Seite ist Asa, die weiße Wölfin. Die Vikos gehören zur Anderwelt. Immer wieder versuchen die dunklen Mächte Shari an ihrem Auftrag zu hindern. Als Kira die Geschichte der Shari entdeckt, wird sie zur Weltenwanderin.

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„Shari, Tochter der weißen Göttin, steht vor einer großen Aufgabe. Die Anderwelt und das Jetzt verschmelzen als Kira das Buch über die Abenteuer der Shari entdeckt. Kira wird zur Weltenwanderin.

Inhalt

Allein in der Wildnis

Es ist ein Wolf

Kira ist anders

Zwei Welten

Sechs Jahre sind vergangen

Shari in Gefahr

Kriegerinnen

Kein Engel

Gedankenräuber

Die Dunklen Mächte

Weiß

Flucht

Weiß und Schwarz

Ich bin sie, sie ist ich

Der Ausweg

Rettung

Aus Böse wird Gut

Wer wäre nicht gern die Heldin einer Geschichte? Wer würde nicht gern die Menschheit retten? Vielleicht gehst du es bescheiden an und beginnst ganz ein fach Gutes zu tun? Schau genau hin, wo es Sinn macht, ein zugreifen. Hilf anderen, wenn sie deine Unterstützung brau chen. Sei stark. Lass dich nicht beirren. Geh deinen Weg. – Du musst nicht Kira heißen!

1 Kapitel

Allein in der Wildnis

Der Wind heult um die Höhle. Verzweifelte Schreie dringen heraus. Die Frau ist allein. Niemand wird sie hören, hier fernab jeder Siedlung in der Anderwelt. Eine Welt, unwirtlich und gefährlich.

Viele Monde war Luna mit ihrem Gefolge unterwegs. Nun ist sie die Letzte der Reisenden. Alle anderen hat das Rote Fieber hinweggerafft. Luna aus dem Haus Belgae ist auf dem Weg nach Dedo, der Sommerresidenz ihrer Familie. Sie soll dort zum Ende des Sommers mit Osiso aus dem Hause Cenomani verheiratet werden. Seit ihrer Geburt sind sie einander versprochen. Gesehen haben sie einander noch nie. Eheschließungen sind rein strategische Unternehmungen. Allianzen dieser Art sichern Macht und wirtschaftlichen Wohlstand der Familien. Mit Zuneigung oder gar Liebe hat das nichts zu tun.

Der Stammsitz derer von Belgae liegt weit im Norden Britanniens, noch nördlich des Gebirges. Ein kaltes, wenig einladendes Land. Die Belgae sind Krieger seit Angedenken. Sie mussten schon immer kämpfen um ihren Stand. Und ebenso lange schon verteidigen sie ihr Land gegen die Übergriffe der Vikos, einem Barbarenvolk aus dem Norden.

Luna ist gerade 18 Jahre alt. Ihr blondes Haar trägt sie kurz geschnitten. Die stahlblauen Augen sind wach. Sie ist groß, schlank und stark. Sie ist eine Kriegerin. Noch nie hatte sie eine Liebschaft mit einem Mann. So verwunderte es sie, dass eines Tages ihre Blutung ausblieb. Sie konnte sich das nicht erklären. Zuerst dachte sie, sie sei womöglich krank. Aber dann hatte sie einen Traum. Die Göttinerschien ihr. Sie prophezeite, dass sie durch Luna eine Tochter auf die Welt senden würde. Das Leben der Menschen müsse sich ändern. Zu viel Egoismus, zu viel Gewalt, zu viel Einfluss des Bösen. Dazu bräuchte es eine, die die Kraft hätte, auf die Menschen zu wirken, im Jetzt und auch in der Anderwelt. Luna fühlte sich geehrt und akzeptierte ihre Aufgabe.

In diesem Moment bereut sie, scheint ihr diese Verantwortung zu groß. Eine Wehe nach der nächsten überrollt ihren erschöpften Leib. Rücken und Leib krampfen. Luns schreit ihren Schmerz heraus. Das geht nun seit zwei Tagen so. Entkräftet gibt sie sich irgendwann in ihr Schicksal. Sie dämmert dahin, Wahnvorstellungen setzen ein.

Plötzlich spürt Luna, dass sie nicht mehr allein ist. Ein warmer Atem gleitet über ihr Gesicht. Mühsam blinzelt sie. Sie erschrickt und stößt einen stummen Schrei aus, so realistisch scheint ihr der Traum. Wenige Zentimeter vor Lunas Kopf schauensie zwei gelbe Augen an. Augen, die einem riesigen weißen Wolf gehören.

Lea legt das Buch leise zur Seite und deckt ihre Tochter zu. Kira kann nicht genug bekommen von diesen Geschichten. Jeden Abend muss Lea ihr aus dem dicken Buch vorlesen. Sie erinnert sich nicht, woher sie es hat. Eines Tages, als sie den Dachboden aufräumte, war es ihr in die Hand gefallen. Das Buch war sorgfältig in braunes Wachspapier eingepackt gewesen und hatte ganz hinten in einem alten Wäscheschrank gelegen. Neugierig hatte Lea das Papier entfernt. Sie war überrascht, wie gut das Buch erhalten war und sie wunderte sich, denn die Seiten waren nicht bedruckt, sie waren mit Tinte geschrieben! Die schlichte, schöne Handschrift erzählte von einer lange vergessenen Welt. Lea hatte das Buch mit hinunter genommen und es ihrer Tochter Kira gezeigt. Seit dem fordert sie jeden Abend eine Geschichte ein. Lea liest immer da weiter, wo ihr Lesezeichen steckt. Obwohl das Buch sehr dick ist, wundert es sie doch, dass der Stapel der gelesenen Seiten kaum wächst. Auch Lea genießt die Geschichten, führen sie doch in eine komplett andere Welt. Als allein erziehende Mutter hat sie es nicht immer leicht. Zum Glück gibt es ihre Schwester Sonja, ohne die sie die ersten Jahre mit Lea nicht bewältigt hätte. Lea und Sonya betreiben einen kleinen Blumenladen, der gerade genug abwirft um davon zu leben. Große Sprünge können sie nicht machen, aber sie sind zufrieden. Schon häufiger haben sie über einen Ortswechsel nachgedacht, denn in diesem Stadtteil wohnen überwiegend nicht die Leute, die Blumen kaufen. Sie haben diese Idee jedoch jedes Mal verworfen, weil der Mietpreis des Ladens hier einfach nicht zu unterbieten ist.

Kira ist inzwischen sieben Jahre alt. Ihren Vater kennt sie nicht. Wann immer sie nach ihm fragt, weicht Lea aus. „Von ihm erzähle ich dir, wenn duerwachsen bist. Du würdest es jetzt nicht verstehen.“

Die weiße Hündin Asa kam vor Kiras Geburt zu ihnen. Lea hatte eines Tages einen Waldspaziergang gemacht. Sie war im 7. Monat schwanger und schnell erschöpft. Deshalb ließ sie sich für eine kleine Pause unter einer Buche nieder, um sich ein wenig auszuruhen. Sie hatte noch nicht lange dort gesessen, als ein Hund den Weg entlang kam. Ein Herrchen war nicht zu sehen. „Was für ein schönes Tier“, dachte Lea und schnalzte mit der Zunge. Das wäre wohl nicht nötig gewesen, denn das Tier nahm geradewegs Kurs auf sie. Ein Bild von einem Hund! Das lange, weiße Fell glänzte, die Rute wehte im Wind. Er ähnelte einem Schäferhund, aber irgendwie waren die Beine zu lang. Auch die gelben Augen waren seltsam und doch faszinierend für einen Hund. Abwartend setzte er sich vor Lea hin und schaute sie mit schrägem Kopf an. Lea hielt ihm die Hand hin, so dass er sie beschnuppern konnte. Nach einiger Zeit wollte Lea weiter. Sie schaute sich um, aber noch immer war kein Mensch in Sicht. Der Hund folgte ihr wie selbstverständlich. Elegant federnden Schrittes trabte er neben seinem neuen Menschen den Waldweg entlang. Als Lea zu ihrem Auto kam, standen dort fünf halbwüchsige Jungs herum. Offenbar waren sie angetrunken oder bekifft. Laut grölend kam einer auf Lea zu und schickte sich an, sie anzufassen. Sie hatte Angst. Es waren zu viele um sich zu wehren. Hilfe war nicht in der Nähe. „Na, du Schlampe,“ machte er sie an, „wie wär’s?“ Die anderen johlten. Plötzlich blieb der Typ wie angewurzelt stehen. Er starrte ungläubig auf den Hund. Erst jetzt bemerkte Lea, dass der weiße Hund neben ihr stand und lautlos die Zähne fletschte. Dabei kräuselte er seine Nase und eine blitzende Reihe riesiger Fangzähne war zu sehen. Nun traten zwei weitere Typen heran und machten sich gegenseitig Mut „Hau ab, du Töle!“ Einer trat nach dem Tier, das blitzschnell zubiss. Der Kerl jaulte auf. Der Hund knurrte nun wütend und schüttelte einmal kurz den großen Kopf, sodass er ihm eine ziemliche Wunde in das Bein riss. Die anderen Typen nahmen Reißaus, der Verletzte humpelte schreiend hinterher. Lea staunte über die Reaktion des Tieres, das jetzt wieder völlig ruhig neben ihr stand. „Na, dann hüpf mal rein“, forderte sie den Hund auf und dieser folgte sofort. Er legte sich auf die Ladefläche des Kombis, als sei es das Normalste der Welt, gerade so, als täte er das schon immer. Zu Hause angekommen, rief Lea die örtliche Polizeidienststelle an. Sie hinterließ dort ihre Nummer für den Fall, dass sich der Besitzer des Tieres melden sollte.

Das geschah nicht. Der Hund war wie selbstverständlich bei Lea eingezogen. Was sie allerdings irritierte war, dass er nicht bellte. Wann immer er andere Hunde traf, heulte er. Jedes Mal kniffen die anderen Hunde den Schwanz ein und zeigten sich unterwürfig. Lea dachte über einen Namen nach. „Hund“ war zu wenig. „Asa“. Der Name stand plötzlich fest.

Asa war eine angenehme Gefährtin. Sie war anspruchslos und äußerst wachsam.

Kira hat es in der Schule nicht ganz leicht. Immer wieder kommt sie weinend nach Hause, weil sie geärgert und sogar geschlagen wurde. Besonders drei Jungen aus der 4. Klasse machen ihr das Leben schwer. Lea war schon bei der Klassenleitung. Auch ein Hausbesuch bei den Jungen verlief absurd. „Unsere Ahmed brave Junge. Er nicht sich interessieren für Mädchen.“ Lea weiß sich keinen Rat. Die Lösung ergibt sich von allein, als Lea Kira am Nachmittag vom Sport abholt. Sie hat das Autostehen lassen und ist mit Asa zu Fuß zur Sporthalle gegangen. Dort wartet sie unter einer großen Linde auf ihre Tochter. In dem Moment, wo Kira aus der Tür gelaufen kommt, treten die drei Burschen ihr in den Weg. Noch bevor Lea zu Hilfe eilen kann, setzt sich Asa in Bewegung. Ohne Hast schnürt sie auf Kira zu. Ohne einen einzigen Laut stellt sie sich neben sie und schaut dem vordersten Jungen direkt in die Augen. Die Wirkung ist verblüffend. „Komm, Alter,“ sagt der zu seinem Freund, „ich muss los.“ Alle drei verziehen sich, nicht ohne sich immer wieder vorsichtig nach dem riesigen Hund umzusehen.

„Aha“, denkt Lea, „Angst vor Hunden!“ „Das ist die Lösung.“ Ab dem kommenden Tag schickt sie Asa los, Kira mittags vom Unterricht abzuholen. Sie muss nicht viel sagen. „Asa, hol Kira“ – und schon erhebt sie sich. Die Türklinke kann sie allein öffnen, sodass sie in Windeseile durch den Garten davon saust. Vor der Schule wartet Asa unter dem Baum auf Kira. Die Jungen spannen nur noch aus der Ferne. Dieses Tier macht ihnen schlicht Angst. Kira trottet neben Asa heim. Sie nutzt die Zeit, um dem Hund zu erzählen, was es heute Neues gab. Ab und an schaut Asa zu ihr hoch, als ob sie genau verstünde, was das Kind erlebt hat.

Wie jeden Abend verlangt Kira nach dem alten Buch. Lea setzt sich zu ihr aufs Bett und schlägt die Seite beim Lesezeichen auf. „Du erinnerst dich, Luna bekommt gerade ihr Kind. Sie erschrickt, weil sie geträumt hat und in zwei gelbe Wolfsaugen schaut, als sie aufwacht. Lea beginnt zu lesen.

Das Tier nähert sich nun ihrem prallen Leib, beschnuppert ihn und beginnt vorsichtig, mit seiner Zunge darüber zu lecken. Luna erkennt, dass das kein Traum ist. Sie gibt sich auf und lässt geschehen, was sie in ihrer Lage ohnehin nicht verhindern kann. Sie ist zu schwach. Durch das gleichmäßige Lecken des Wolfes entkrampft sich jedoch langsam Lunas Leib. Weitere Wehen überrollen sie, sie kann diese Krämpfe kaum aushalten. Vor Anstrengung stöhnt Luna laut. Offenbar will der Wolf ihr nichts Böses, denn er setzt sich nun zu ihren Füßen und scheint zu warten. Endlich beginnt die Austreibphase. Luna kämpft mit letzten Kräften. Sie presst so stark sie kann. Immer wieder. Der kleine Kopf tritt aus. Luna kämpft. Sie nimmt all ihre Kraft zusammen und presst. Langsam rutscht das Kind in seine Welt. Kaum ist es geboren, fällt Luna in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Der Wolf beginnt das Neugeborene abzulecken, bis es seinen ersten Schrei von sich gibt. Dann nimmt er die Nabelschnur vorsichtig zwischen die Zähne und zerbeißt sie. Luna ist noch immer bewusstlos. Sie bekommt von alledem nichts mit. Das Kind liegt still zwischen ihren Beinen. Es ist kalt in der Höhle. Der Wolf legt sich ganz dicht an Mutter und Kind heran, sodass er beide mit seinem dichten Fell wärmt.

Lea legt das Lesezeichen hinein und klappt das Buch zu. Kira ist eingeschlafen. Asa springt auf ihr Bett und legt sich ans Fußende. Das erste Mal kommt Lea ein ganz sonderbarer Gedanke. Versonnen betrachtet sie ihren weißen Hund, der so unglaublich gelbe Augen hat und nicht bellen kann, diesen Hund, der aus dem Nichts kam und sie und ihr Kind seit dem beschützt. Sie beschließt, Asa einem Tierarzt vorzustellen.

Als sie am nächsten Morgen mit Asa die Praxis betritt, wie immer ohne Leine, fangen die Hunde, die dort schon warten, sofort wie verrückt an zu jaulen. Manche zwängen sich voller Angst unter den Stuhl des Herrchens. Sie lassen sich nicht beruhigen, bis Lea mit Asa vor die Tür geht. „Was ist das nur?“, fragt sie sich. Sie wartet dort in der Sonne, bis die Helferin sie herein bittet. „Was für ein schönes Tier“, bewundert sie Asa, „und so lange Beine!“ Asa trabt neben Lea in die Praxis. Das Gekläffe der dort wartenden Hunde ignoriert sie.

Als Lea das Behandlungszimmer betritt, hat der Arzt noch mit einer Akte zu tun und äußert ohne hinzuschauen, dass er sich freue, mal einen Hund zu sehen, der kein Theater macht. Als er dann aufsteht um sich das Tier anzusehen, stutzt er. Ein Strahlen geht über sein Gesicht. „Wie halten sie ihn?“ fragt er. „Er ist eine Sie“, korrigiert Lea freundlich. „Ich weiß,“ sagt er lachend, „und sie ist eine Wölfin. Also, ..“ Lea schaut Asa an. Jetzt versteht sie. „Ich dachte mir, dass irgendetwas anders ist. Sie bellt nicht.“ „Hat sie einen Zwinger? Wie viel Auslauf? So ein Wolf braucht Platz.“

„Sie lebt mit uns im Haus. Ich halte sie nicht, wenn sie geht. Spätestens zum Abend oder aberam nächsten Morgen ist sie immer wieder da. Sie ist mir vor sieben Jahren zugelaufen. Ich komme heute nur, um das zu erfahren, was ich gerade gehört habe. Wir leben also mit einem Wolf.“ „Solange er keine Schwierigkeiten macht, mag das gehen, aber wenn er einmal jemanden angreift..“, wendet der Tierarzt ein. „Das tut er nur, wenn wir in Not sind, sie bewacht uns“, erwidert Lea. „Soll ich sie noch untersuchen?“ fragt der Arzt. „Wo wir schon einmal hier sind, wäre das gut“, stimmt Lea zu. Gründlich horcht der Tierarzt Asa ab. Er checkt Gebiss und Augen, kontrolliert das Fell. „Das Tier ist in hervorragendem gesundheitlichen Zustand“, stellt er fest. „Können Sie sein Alter bestimmen?“ will Lea wissen. „Anhand des Zahnstatus schätze ich ihn auf höchstens drei Jahre. Allerdings geht da ja wohl etwas nicht zusammen, wenn er schon fünf Jahre bei Ihnen ist. – Sonderbar.“ Lea bedankt sich und zahlt draußen bei der Assistentin noch die Gebühren. Zurück im Auto spricht sie wie selbstverständlich mit dem Tier. „Ich habe es geahnt und ich freue mich, dass du bei uns bist, Asa.“ Diese schaut sie an, als ob sie verstünde und sagen wollte „ist schon OK“ und rollt sich dann im Fond des Wagens zusammen. Lea beschließt, Kira nicht von diesem Arztbesuch zu erzählen. Das Kind soll besser in dem Glauben bleiben, es lebe mit einem Hund.

2 Kapitel

Es ist ein Wolf

Als Sonja Kira wecken will, findet sie sie nicht in ihrem Bett. Lea ist noch auf dem Blumenmarkt und das Frühstück wartet. Irritiert läuft Sonja durchs Haus. Sie ruft, aber nichts. Dann sieht sie, dass der Riegel der Terrassentür umgelegt ist. Sie tritt hinaus in den kleinen Garten. „Schön haben wir es hier“, fährt es ihr durch den Kopf. Das Grundstück ist klein, aber durch die liebevolle Bepflanzung ein kleines Paradies. Bambus umsäumt das gesamte Areal. In Schatten eines großen Busches am Ende des Gartens steht eine Gartenliege. Darauf haben sich Asa und Kira zusammengekuschelt. Der Wolf schaut sofort hoch, als Sonja sich nähert. „Kira muss zum Unterricht“, erklärt sie und schon stupst Asa das Kind mit der Nase an. Kira blinzelt verschlafen. „Was soll das, Asa? Müssen wir schonaufstehen?“ „Es wird Zeit, du kleiner Langschläfer“, erklärt Sonja. Hand in Hand gehen sie in die Küche. Asa folgt, denn auch sie erwartet ihr Frühstück.

„Weißt du, Sonja, Asa und ich waren letzte Nacht in Britannien. Sie hat mir gezeigt, wo Luna ihr Kind bekommen hat.“ „Und? Hat dir gefallen, was du dort gesehen hast?“ „Es war sehr dunkel überall. Wenn ich das nächste Mal dorthin komme, muss ich mich besser umschauen.“ Sonja lächelt. Das Kind hat Fantasie..

Gegen 13:40 Uhr kommen Asa und Kira aus der Schule. Es ist Kiras 8. Geburtstag. „Wen hast du eingeladen?“ möchte Lea wissen. „Keno, Ayse und Amanda. Wir könnten alle zusammen einen Ausflug machen. Weißt du, die waren noch nie an der Elbe.“ „Gute Idee, mein Schatz“, findet Lea. Wir machen Picknick am Elbstrand. Ihr könnt dort wunderbar spielen und Sonja und ich werden faul im Sand liegen.“ „Weißt du, Keno kommt aus Togo. Erhat noch sieben Brüder. Seine Eltern haben gar keine Zeit für ihn. Ayse darf nicht woanders hin. Sie sagt ihrer Mutter, sie ginge in die Schule zum Nachmittagsunterricht. Und Amanda sieht ein wenig komisch aus. Ich glaube, sie haben zu Hause keine Dusche.“ „Na, ich bin gespannt auf deine Gäste.“

Die Kinder trudeln gegen 15 Uhr nacheinander ein. Keno, ein rabenschwarzer Junge in knallroten Bermudas, die wohl seinem größeren Bruder passen, Ayse, ein Mädchen mit wachen Augen und Amanda, das lange Haar verfilzt, der Hals dreckig, ein Roma-Kind. Lea schmunzelt ein wenig über Kiras Wahl. Der Picknickkorb ist schon gepackt. Decken und Kissen sind verladen. „Schnallt euch bitte an, Kinder.“ Von ihrem Haus sind es nur 15 Autominuten zu einer Elbbucht, die zum Picknicken einlädt. Alte Weiden stehen hier mit den Füßen im Wasser. Ihre langen, herunterhängenden Zweige dienen Kindern als Lianen, mit denen sie sich weit