Ein Landhaus zum Verlieben - Trisha Ashley - E-Book
SONDERANGEBOT

Ein Landhaus zum Verlieben E-Book

Trisha Ashley

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Liebesglück auf Umwegen: »Ein Landhaus zum Verlieben«, der Sommerroman mit herrlich britischem Humor von Trisha Ashley jetzt als eBook bei dotbooks. Die ebenso lebenslustige und eigenwillige Malerin Charlotte hat sich ihr Leben recht bequem eingerichtet: Ein Wintergarten zum Malen, ein liebenswerten Ehemann, der zwar meist auf Geschäftsreise ist, aber brav die Miete zahlt … Blöd nur, wenn der Gatte urplötzlich die Scheidung einreicht und sie vor die Tür setzt! Vollkommen unerwartet findet sich Charlotte deshalb in dem idyllisch gelegenen Anwesen ihrer Familie in Yorkshire wieder. Die schrulligen Eigenarten ihrer herrlich chaotischen Schwestern und ihres Vaters, der fröhlich auf Freiersfüßen wandelt, sind jetzt genau richtig, um Charlotte ihr gebrochenes Herz vergessen zu lassen. Und dann gibt es da auch noch den neuen Nachbarn, der Charlotte mit seiner mal grummeligen, mal charmanten Art immer wieder ungewollt zum Träumen bringt – oder sollte sie besser die Finger von dem geheimnisvollen Schriftsteller Mace lassen? »Trisha Ashleys Bücher sind voll warmherzigem Humor!« Bestsellerautorin Sophie Kinsella Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die britische Liebeskomödie »Ein Landhaus zum Verlieben« von Trisha Ashley. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 419

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Die ebenso lebenslustige und eigenwillige Malerin Charlotte hat sich ihr Leben recht bequem eingerichtet: Ein Wintergarten zum Malen, ein liebenswerten Ehemann, der zwar meist auf Geschäftsreise ist, aber brav die Miete zahlt … Blöd nur, wenn der Gatte urplötzlich die Scheidung einreicht und sie vor die Tür setzt! Vollkommen unerwartet findet sich Charlotte deshalb in dem idyllisch gelegenen Anwesen ihrer Familie in Yorkshire wieder. Die schrulligen Eigenarten ihrer herrlich chaotischen Schwestern und ihres Vaters, der fröhlich auf Freiersfüßen wandelt, sind jetzt genau richtig, um Charlotte ihr gebrochenes Herz vergessen zu lassen. Und dann gibt es da auch noch den neuen Nachbarn, der Charlotte mit seiner mal grummeligen, mal charmanten Art immer wieder ungewollt zum Träumen bringt – oder sollte sie besser die Finger von dem geheimnisvollen Schriftsteller Mace lassen?

»Trisha Ashleys Bücher sind voll warmherzigem Humor!« Bestsellerautorin Sophie Kinsella

Über die Autorin:

Trisha Ashley wurde in Lancashire, Großbritannien geboren und studierte Glasmalerei am Swansea College of Art. Ihre Bücher stürmen in ihrer Heimat mit Regelmäßigkeit die Bestsellerliste und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrem betagten Papagei in Wales.

Trisha Ashley veröffentlichte bei dotbooks auch die folgenden eBooks:

»Ein Cottage für Zwei«

»Das kleine Cottage des Glücks«

***

eBook-Neuausgabe August 2020

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2002 unter dem Originaltitel »Every Woman For Herself« bei Piatkus Books, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2003 unter dem Titel »Liebesnest mit Ausblick« bei Lübbe.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2002 by Trisha Ashley

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2003 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2002 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Africa Studio, jirawatfoto, Kubus 7, Roman Sigaev, Dzha33

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (tw)

ISBN 978-3-96655-020-8

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Ein Landhaus zum Verlieben« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Trisha Ashley

Ein Landhaus zum Verlieben

Roman

Aus dem Englischen von Michaela Link

dotbooks.

Für Alfred Wilson Long, in Liebe

Kapitel 1Mein Mann, der Außerirdische

Bin mit dem ersten Hahnenschrei aufgestanden, um das Frühstück zuzubereiten, bevor ich Matt zum Flughafen fuhr, nur um zu entdecken, dass Außerirdische mir in der Nacht meinen Mann gestohlen und etwas unbegreiflich Abscheuliches an seine Stelle gesetzt hatten.

Ihr Replikator muss wohl einen schlechten Tag gehabt haben. Ich erinnere mich deutlich, ein sanftmütiges, langhaariges, Gedichte hervorsprudelndes Jason-King-Double mit einem sozialen Gewissen geheiratet zu haben, aber was mir am Frühstückstisch gegenübersaß, war ein boshafter Geschäftsmann in mittleren Jahren mit Bierbauch, ergrauendem Haar und einem Frank-Zappa-Schnurrbart, in dessen Zipfeln offenbar Eigelb klebte. Aber ich wusste es besser: außerirdischer Schnodder, nichts anderes konnte es sein.

Kein hübscher Anblick, aber trotzdem faszinierend.

Ich ging zum Küchenspiegel und blickte hinein, um festzustellen, ob ich mich ebenfalls verändert hatte: Aber nein, ich sah immer noch aus wie eine zu klein geratene Morticia Addams.

»Charlie«, sagte die Kreatur ungeduldig, »hast du gehört, was ich gesagt habe? Dass ich die Scheidung will?«

Und ob ich es gehört hatte; was glaubte er wohl, was mir die Schleier der Verblendung von den Augen gerissen hatte? Aber ich war vorübergehend der Fähigkeit des Sprechens beraubt, da ein Vierteljahrhundert Eheleben wie in einem Bilderbogen an mir vorüberzog: einer Seifenblase Lehr- und Wanderjahre.

Der Film riss schlagartig ab. »Ja«, erwiderte ich schließlich nickend. Ich hatte verstanden.

Unglücklicherweise war mein Gedächtnis nicht von der selektiven Sorte, es war keine fröhliche Sonnenuhr, die nur die glücklichen Stunden festhielt. Daher bildeten Verluste die großzügigen Zäsuren meiner Erinnerung. Mutter verloren, Jungfräulichkeit verloren, Kinder verloren, Ehemann verloren, verloren im Weltall.

Charlie Rhymer, das war dein Leben.

Meine Reaktion schien Matt aus irgendeinem Grund aus der Fassung zu bringen. »Wir haben uns auseinander gelebt, seit ich diese Auslandsverträge annehme, und mir ist klar geworden, dass diese Lösung für uns beide das Beste sein wird. Tatsächlich können wir uns sofort scheiden lassen, da wir seit mehr als zwei Jahren getrennt sind.«

»Wie können wir getrennt sein, wenn du hier bist?«, fragte ich und versuchte, diese Denkweise nachzuvollziehen.

»Aber ich bin nicht wirklich hier, oder?«, widersprach er ungeduldig. »Ich bin in Saudi-Arabien.«

»Aber du bist zwischen den einzelnen Aufträgen immer wieder für ziemlich lange Ferien hier gewesen – und du hast gesagt, es sei besser, wenn ich nicht mitkäme.«

»Du hättest es gehasst – du weißt doch, dass du nicht einmal gern das Haus verlässt, geschweige denn das Land.«

»Aber wir leben in York – was draußen los ist, ist einfach nicht das Richtige. Wohl fühle ich mich nur zu Hause.«

»Das ist dein Zuhause.«

»Ich meinte Upvale und Blackdog Moors.«

»Ich hatte den Eindruck, dass du es gar nicht erwarten konntest, von dort wegzulaufen. Mit mir.«

»Das war Liebe, Liebe und eine ungeplante Schwangerschaft. Und Vater.«

Matt bemerkte ernsthaft: »Charlie, es ist ja nicht so, als hätte ich dich nicht immer noch gern ...«

»Oh, vielen Dank«, entgegnete ich. »Nein, wirklich, danke, dass du mich genommen hast.«

Er ignorierte diese Bemerkung; ich bin mir nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hat, wie das meiste, was ich von mir gebe.

»Es ist einfach so, dass mir diese Ehe nichts einbringt«, fuhr er fort.

»So wie du redest, komme ich mir vor wie eine Bank. Was hast du denn erwartet zu bekommen? Mehr als du eingezahlt hast?«

»Zumindest sind keine Kinder da, die die Dinge komplizieren würden«, stellte er fest, und das war ein böser Schlag unter die Gürtellinie. Langsam hatte ich die Nase voll.

»Es tut mir Leid, dass es so weit gekommen ist, Charlie, aber wir können wirklich nicht so weitermachen. Man hat mir einen längerfristigen Vertrag in Japan angeboten, und ich kann es mir nicht leisten, zwei Haushalte zu erhalten.«

»Aber das Haus ... die Hypothek?«, wandte ich ein. Mein Gehirn kam langsam, wenn auch nur humpelnd, wieder in die Gänge, jetzt, da die erste Schockwelle über meinem Kopf zusammengeschlagen war. »Wie soll es denn weitergehen?«

»Die Scheidung wird ziemlich schnell über die Bühne gehen, wenn wir uns beide einig sind – mein Anwalt wird dir ein paar Papiere zum Unterzeichnen schicken. Dann zahle ich dir jeden Monat Unterhalt, sodass du dir um nichts Sorgen zu machen brauchst. Der Anwalt wird sich bei dir melden und dir alles erklären.«

»Wird er das? Ist es das, was du diese Woche getan hast: Hast du unsere Scheidung organisiert? Warum hast du nicht mit mir darüber geredet, statt mich plötzlich an deinem letzten Morgen zu Hause vor vollendete Tatsachen zu stellen? Ich habe doch nichts getan, oder?«

»Nein, du hast nichts getan«, gab er ihr ziemlich barsch Recht. »Vielleicht ist es ja genau das. Ich habe mich im Gegensatz zu dir weiterentwickelt. Andere Frauen haben Familien, Karrieren und Interessen. Vielleicht wird es Zeit, dass du rauskommst in die wirkliche Welt.«

Ich habe gut zwanzig Jahre meines Ehelebens in einem Kokon verbracht, und jetzt werde ich plötzlich herausgerissen und erhalte den Befehl, mich wie ein Schmetterling zu benehmen?

Er stand vom Tisch auf. »Ich rufe dich aus Saudi-Arabien an, wenn du Zeit hattest, über alles nachzudenken.«

Die ersten Fragen blubberten bereits an die trübe Oberfläche, wie zum Beispiel: Wann war er eigentlich bei diesem Anwalt gewesen? Wie lange plante er das schon? Was meint er damit, er werde mir Unterhalt zahlen? Steckte eine andere Frau dahinter? Wer um alles in der Welt könnte ihn haben wollen?

»Beeil dich und hol den Wagen raus«, blaffte der Außerirdische mich an, und ich fand, dass er eine recht gute Imitation meines Mannes war. »Ich hole inzwischen meine Taschen.«

»Was?«

»Ich muss ein Flugzeug bekommen. Es ist Zeit zu gehen.«

Das war es ganz sicher. Ich ging in den Wintergarten und schloss die Tür vorsichtig hinter mir zu. Obwohl er so winzig ist, kann man mich vor lauter Dschungelpflanzen nicht mehr sehen, wenn ich erst mittendrin an meiner Staffelei stehe. Palmen, Bambus, Bananen und ein Feigenbaum in einem großen Topf ... Dichtes Blätterwerk und warme, leicht vernebelte Luft.

Matt hämmerte ein paar Mal wie eine übergeschnappte Motte schreiend an die Glasscheibe, aber ich unterbrach die Verbindung, griff nach einem Pinsel und malte weiter an der winzigen, nackten, geduckten Gestalt im Herzen des üppigen Waldes. Sie sah aus wie Steve, der attraktive junge Gärtner im Park, und im Unterholz lauerte ganz eindeutig etwas Bedrohliches.

Wahrscheinlich ich: Ich habe oft lüsterne Gedanken, die um Steve kreisen, wenn ich im Gewächshaus des Parks zeichne, aber in Wirklichkeit ist das Unterholz dort gar nicht dicht genug, um ihn dahinter zu vernaschen, selbst wenn er dazu bereit wäre – und es ist eine der ironischen Fügungen des Schicksals, dass man mit den Jahren immer weniger Männer begehrt, und zwar leider ausgerechnet die, denen man nicht einmal einen Blick wert wäre.

Ich hätte mir wirklich die Hörner abstoßen sollen, bevor ich heiratete. Ich fürchte, jetzt ist es dafür zu spät.

Manchmal frage ich mich auch, ob mein Körper tatsächlich jede Schwangerschaft zurückgewiesen hätte, wäre Matt nicht der Erzeuger gewesen? Vielleicht sind unsere Gene nicht kompatibel?

Aber dafür ist es wohl auch zu spät.

Es war eine Menge Zeit verstrichen, als ich wieder an der Oberfläche auftauchte, aus meiner Versunkenheit gerissen von einem vertrauten, lauten Dröhnen und Jaulen, als Flossie (mein Spaniel) wieder einmal versuchte, durch die Glastür zu laufen. Aber wenn sie aus ihrem Versteck hervorgekommen war, hieß das zumindest, dass Matt sich verzogen hatte.

Flossie ist keine große Leuchte, doch dass Matt sie nicht leiden kann, das hat sie kapiert, und auch, dass es das Beste ist, ihm aus dem Weg zu gehen. Natürlich vergisst sie das manchmal, vor allem wenn die Gier sie überwältigt. Wie gestern Morgen zum Bespiel, als sie beim Frühstück seine Füße besabberte und er ihr einen kleinen Tritt versetzte, als er annahm, ich sehe es nicht.

Später ging ich nach oben ins Badezimmer und schrubbte meine gesamten breiten Silberringe mit seiner Zahnbürste und etwas Scheuerpulver kräftig ab. Die Ringe profitierten enorm, und ich nehme an, seine Zahnbürste ebenfalls.

Flossie saß jetzt mit benommenem Gesichtsausdruck im Esszimmer vor der Tür zum Wintergarten. (Aber das ist nichts Ungewöhnliches.) Als sie mich kommen sah, wedelte sie glücklich mit dem Schwanz.

Die Überbleibsel des Frühstücks übersäten noch immer den Tisch, und der Außerirdische hatte eine Notiz an die Teekanne gelehnt mit der Nachricht, er habe ein Taxi rufen müssen, und wenn er das Flugzeug verpasste, sei es meine Schuld.

Außerdem stand auf dem Zettel der Name und die Adresse des Anwalts, der mir alles erklären würde.

Ich wünschte, das würde tatsächlich jemand tun.

Warum begreife ich die Dinge immer erst ein paar Jahre, nachdem sie passiert sind? Ich weiß nie, wohin ich gehe, nur wo ich gewesen bin.

»Du weißt nicht, was du hast, bis es futsch ist«, hat mal jemand gesagt. Ich weiß nur, was ich am Anfang hatte.

Oder weiß ich vielleicht nur, was ich glaube, am Anfang gehabt zu haben? Oder hatte ich, was ich zu haben glaubte, habe es dann aber irgendwie gegen einen Außerirdischen eingetauscht? War es möglich, dass das lange Zusammenleben mit mir ihn in einen Außerirdischen verwandelt hatte?

In einem Punkt hatte er Recht – er hat sich verändert, doch ich glaube nicht, dass ich selbst mich so sehr verändert habe.

Offensichtlich war das mein Fehler.

Ich verschaffte mir einen Überblick über den innersten Kern meiner Gefühle und stellte fest, dass es keinen gab: Ich bin wie ein ausgeblasenes Ei, nur Schale und Leere.

Man kann vielleicht das Meer hören, wenn man mich ans Ohr hält, aber das ist auch schon so ziemlich alles.

Kapitel 2Dachschaden

Habe die ganze Nacht wachgelegen und bin mir dabei vorgekommen wie ein Hamster im Laufrad. Als ich dann heute Morgen groggy nach unten kam, fand ich einen Brief von Matts Anwalt vor.

Geht das nicht wirklich unanständig schnell? In dem Brief stand, Matt und ich seien uns ja einig (sind wir das?) und hätten außerdem keine gemeinsamen Kinder, daher benötige ich keinen eigenen Rechtsanwalt: Unterschreiben Sie nur auf der gepunkteten Linie, wenn es von Ihnen verlangt wird, und machen Sie kein Theater.

Matt hatte seine Bombe ziemlich plötzlich platzen lassen, was aber auch sein Gutes hatte: Ich war gezwungen, ihn anzusehen und zu begreifen, dass er sich tatsächlich in einen Außerirdischen verwandelt hatte und obendrein in einen ältlichen. Wer weiß, wie lange ich sonst gebraucht hätte, um zu begreifen, dass ich die ersten Schritte auf dem zähen Marsch durch das lange, felsige Hinterland diesseits der Fünfzig getan hatte, Hand in Hand mit einem mürrischen alten Mann?

Ein oder zwei Tage später rief Matt an, tyrannisch wie immer, und gab mir im Wesentlichen die Anweisung, einfach zu tun, was mir gesagt wurde. Er würde dafür sorgen, dass ich finanziell abgesichert sei.

Das wäre mal was Neues.

Und in seinen Worten schwang eindeutig eine verborgene Drohung mit ...

Ich habe mein Bild fertig gemalt: Miniaturen von düsteren Bedrohungen sind meine Spezialität.

Als ich umgeben von so viel freiem Land im Moor lebte, malte ich lange, schmale Landschaften, in denen winzige Gestalten wie willkürlich ausgestreute Juwelen hockten. Aber seit ich in die Klaustrophobie einer Stadt verpflanzt worden war (selbst wenn es sich um eine so schöne Stadt wie York handelte), bemalte ich immer kleinere Leinwände, auf denen noch winzigere Gestalten sich unter einschüchterndes Dschungelblattwerk kauern.

Sie verkaufen sich übrigens recht gut durch Waugh-Paint, eine hiesige Galerie. Vaddie Waugh meint, weil die Bilder wegen ihrer geringen Größe so leicht zu transportieren sind. Vielleicht wollen die Leute aber auch einfach etwas Kleines, Düsteres und Bedrohliches an der Wand hängen haben?

Ich habe noch niemandem von der Scheidung erzählt, weil das Ganze mir irgendwie nicht real erscheint. Außerdem geht das im Grunde nur die Familie etwas an, und offen gesagt, habe ich keine Lust, zu Hause anzurufen und einzugestehen, dass ich nicht nur in puncto Mutterschaft versagt habe, sondern auch als Ehefrau.

Der Anwalt hat mir in der Tat alles erklärt, doch es ist mir zum einen Ohr herein- und zum anderen wieder hinausgegangen. Ich habe nur so viel verstanden: dass wir in finanzieller Hinsicht so gut wie ruiniert seien und es deshalb für mich sinnlos sei, um die Hälfte des Hauses oder um satte Unterhaltszahlungen zu kämpfen. Das, was Matt mir zu zahlen bereit ist, ist kaum mehr als ein Taschengeld, obwohl es zusammen mit den Einkünften von meinen Bildern wohl zum Leben reichen wird.

Ich weiß, dass ich das Haus nicht werde halten können. Aber das tut mir lediglich wegen meines Wintergartens Leid. Ich werde wohl nach Hause in das Pfarrhaus in Upvale zurückkehren müssen – doch wohin dann mit meinem Dschungel? Ohne ihn kann, ich nämlich nicht mehr malen.

Ich schätze, ich werde mir eine Art Job suchen müssen und ein eigenes Haus, wenn ich es mir leisten kann, denn so gern ich zu meinen Eltern nach Hause fahre, wäre es doch schwierig, auf Dauer dort zu leben, nachdem ich so viele Jahre ein eigenes Reich gehabt habe. Ich könnte natürlich von meiner Malerei leben, aber für eine Hypothek würde das Geld nicht reichen.

Nachdem ich mich im Haus umgesehen habe, finde ich es einfach erstaunlich, was Matt so alles hat mitgehen lassen, ohne dass es mir bisher aufgefallen ist. Trotzdem, ich möchte neunundneunzig Prozent des Hausrats ohnehin nicht haben, da ich mir nichts von all dem selbst ausgesucht habe und diese Dinge mir im Grunde genauso außerirdisch vorkommen wie Matt.

Vielleicht können wir das Ganze an eins der Auktionshäuser geben, die alles nehmen, was sie kriegen können? Wahrscheinlich frage ich den Außerirdischen besser vorher, ob er irgendetwas behalten will – falls er mich jemals wieder anrufen sollte. Nachdem er am Anfang jeden zweiten Abend überprüft hat, ob ich auch zu Hause bin (obwohl er nach all den Jahren eigentlich wissen müsste, dass ich mich entweder hier oder in Upvale aufhalte), sind unsere Kontakte inzwischen auf ein einziges Telefongespräch zum Zwecke meiner Ermahnung zusammengeschrumpft.

Einige Wochen nach der Entdeckung, dass Matt ein Außerirdischer war, öffnete ich einer überaus unwillkommenen Besucherin die Tür: Angie, der schwer geschminkten, Braut von Matts bestem Freund und Kollegen, dem abscheulichen »Grabschenden Greg«. »Angie! Was machst du denn hier? Ich dachte, Gregs Vertrag liefe erst in drei Wochen aus?«

Hätte ich gewusst, dass sie zu Hause war, hätte ich die Tür natürlich nicht geöffnet, ohne erst vom Fenster im oberen Stock aus nachzusehen, wer davor stand.

Sie drückte mir einen Stapel Zeitschriften und eine Schachtel Pralinen in die Hand. »Die sind für dich«, erklärte sie im gedämpften Tonfall eines Menschen, der einen Krankenbesuch abstattete. Dann schlenderte sie an mir vorbei ins Haus, umweht von toxischen Ausdünstungen von schwülem Parfüm und Nikotin.

Wenn man Angie in ein Wasserreservoir tauchte, würde es gelb werden und viele Städte vergiften.

Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo sie sich in einem der minimalistischen Sessel aus weißem Leder und Birkenholz in Pose warf. Sie schien sich überraschend wohl in dem Möbel zu fühlen, aber andererseits besteht sie ja selbst nur aus Sehnen und Leder.

»Ich musste Greg allein da draußen zurücklassen und früher nach Hause kommen, weil die Reinigungsfirma meinte, von unserem Dachboden kämen merkwürdige Geräusche. Aber wie dem auch sei, nachdem Matt uns von der Scheidung erzählt hatte, wusste ich einfach, dass du vollkommen zusammenbrechen würdest! Und da du außer uns keine Freunde hast, habe ich zu Greg gesagt: ›Ich fahre besser nach Hause und helfe der armen Charlie.‹«

Angie ist nicht meine Freundin und ist es auch nie gewesen. Ich lehne sie als Freundin rundheraus ab. Ihre Anwesenheit ist mir ungefähr so willkommen wie ein Zahnabszess.

»Ich breche nicht zusammen«, versicherte ich ihr, was die Wahrheit war, da mir in letzter Zeit nichts auch nur im Geringsten real erschien. Ich war mir nicht sicher, ob ich jahrelang in einer Traumwelt gelebt hatte und gerade erst in der Wirklichkeit aufgewacht war oder umgekehrt. Schneewittchen in ihrem Dschungel. »Eigentlich habe ich eher das Gefühl zu implodieren. Ich pralle innerlich mit mir selbst zusammen. Eines Tages wird man einfach ein ›Plopp‹ hören, und ich habe mich in Luft aufgelöst wie eine Seifenblase.«

»Du Arme! Siehst du, wusste ich doch, dass es richtig von mir war zurückzukommen. Aber du musst auch die positive Seite sehen, Liebes ihr beide, du und Matt, trennt euch freundschaftlich, daher wird die Scheidung blitzschnell über die Bühne gehen. Dann wird er dir Unterhalt zahlen, obwohl ich nicht glaube, dass du viel brauchen wirst, weil du ja einfach zu deiner irrsinnigen Familie zurückkehren wirst. Hast du deine Schwester, Anne, gestern Abend in den Nachrichten gesehen? Die Kugeln sind ihr um den Kopf geflogen, aber sie hat einfach weitergesprochen.«

»Emiliy – meine ältere Schwester – hat das zweite Gesicht und weiß deshalb, dass Kugeln Anne nichts anhaben können. Und ich begreife nicht, wie du behaupten kannst, meine Familie wäre geistesgestört. Matt war geradezu versessen darauf, mich zu heiraten, nachdem er erfahren hatte, wer mein Vater war, auch wenn er es jetzt nicht erwarten kann, mich loszuwerden.«

»Anne, Emiliy ... und dein Bruder heißt Branwell, nicht wahr? Was hatten deine Eltern vor? Wollten sie ihre eigenen Brontës züchten?«

»Ja – hm, jedenfalls Vater wollte es. Er dachte, wenn er die richtige Treibhausatmosphäre schafft und wir keine literarischen Genies würden oder Branwell sich zum literarischen Giganten entwickelte, dann wäre das ein Beweis für seine These. Du weißt schon – wie in seinem Buch: Branwell: Ursprung des Genies?«

Nach ihrem verwirrten Gesichtsausdruck zu urteilen, wusste sie es offensichtlich nicht.

»Und Charlie ist natürlich die Kurzform für Charlotte.«

»Verrückt!«, murmelte sie. »Ich nehme an, du wirst trotzdem dahin zurückgehen?«

»Werde ich wohl müssen, aber ich kann nicht einfach wieder nach Hause zurückkehren, als hätte es die letzten zwanzig Jahre nicht gegeben.«

Wobei gesagt werden muss, dass ich mich jedes Mal, wenn ich mein Elternhaus betrete, so fühle, als wäre ich nie fort gewesen. Alles ist genauso wie immer: Em führt den Haushalt und marschiert übers Moor, um ihre lukrativen Grußkartenverse zu verfassen, Gloria und Walter Mundi verrichten planlos die notwendigen Arbeiten, Vater schreibt seine miserablen (und auch berüchtigten) Biografien und installiert seine neueste Geliebte im Summer Cottage, und Bran und Anne kommen zu Besuch.

Und das Moor. Auf Blackdog Moor verändert sich niemals etwas – bis auf die Jahreszeiten –, deshalb habe ich mich dort so sicher gefühlt und hier in York so unsicher.

»Du könntest dir doch einen kleinen Job suchen, oder?«, schlug Angie vor. »Zu alt dafür bist du ja noch nicht.«

»Als was denn? Außerdem könnte ich mit meinen Bildern vielleicht genug verdienen, wenn ich mehr ausstellen würde.«

»Eine Londoner Galerie, das ist es, was du brauchst.«

Ich schauderte. »Oh, ich könnte unmöglich nach London gehen! All diese Menschen und der Schmutz und der Lärm ...«

»Sei nicht so ein Schlappschwanz«, erwiderte Angie ungeduldig. »Wenn man die vierzig überschritten hat, wird es höchste Eisenbahn, nicht mehr als schüchterner, mimosenhafter Jammerlappen durch die Welt zu gehen.«

Ich sah sie an. Ich mag ja zurückhaltend, stur und still sein, aber ich mache gern mein eigenes Ding, wie sie mittlerweile eigentlich wissen sollte. Ich bin eine introvertierte Exhibitionistin. Warum sollte ich Menschenansammlungen mögen? Ich bin einfach kein Herdentier.

Niemand könnte Angie vorwerfen, mimosenhaft oder schüchtern zu sein. Sie ist mindestens zehn Jahre älter als ich, aber ihr Haar ist zu einem gnadenlosen Kastanienbraun gefärbt, ihre Wimpern wirken wie Tarantelbeine, und an ihrem Gesicht ist zur einen oder anderen Zeit jede erdenkliche, der Wissenschaft bekannte kosmetische Kunst erprobt worden. Ihr Körper ist schlank, braun und straff, sieht man einmal von der krepppapierartigen Haut ab.

Flossie kam aus ihrem Körbchen in der Küche, stellte sich mit gekrauster Nase vor Angie hin und nieste heftig, bevor sie auf meinen Schoß kletterte und meine unwillkommene Besucherin mit dem leeren Blick musterte, den nur ein Cavalier-Queen-Charlotte-Spaniel zu Stande bringt. Meiner Meinung nach ist das das Ergebnis eines frühen, gescheiterten Klon-Experiments.

»Zumindest sind keine Kinder da, sodass es keinen Sorgerechtsstreit geben wird«, bemerkte sie und starrte Flossie an.

Ich hatte gelernt, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen, wenn jemand mir gegenüber solche Bemerkungen macht, als hätte ich mir nicht verzweifelt Kinder gewünscht. »Nein, das ist ein Vorteil, und Matt hat Flossie immer gehasst, sodass wir uns um sie nicht streiten werden.«

»Dann ist also alles in Ordnung? Matt meint, der erste Teil der Scheidung würde in ein paar Wochen über die Bühne gehen, und sechs Wochen danach wäre die Angelegenheit dann endgültig erledigt. Geht das nicht schnell?«

»Das liegt daran, dass ich nichts angefochten habe – ich habe mir nicht einmal einen eigenen Anwalt genommen –, und eine Schlichtung kommt nicht infrage, weil wir in verschiedenen Ländern leben.«

»Matt sagt, du brauchst keinen Anwalt, weil das Haus auf seinen Namen läuft und ohnehin bis unters Dach mit Hypotheken belastet ist und ihr jede Menge Schulden habt. Daher gibt es nicht viel zum Aufteilen. Aber er wird sicher sehr großzügig sein, was den Unterhalt betrifft. Du wirst bestens zurechtkommen.«

»Ja, obwohl ich den Verdacht hege, dass alle milden generösen Impulse, die ihn im Augenblick anwandeln mögen, dahinschwinden werden wie in Vernunft und Gefühl.«

Sie sah mich mit leerem Blick an.

»Du weißt schon, Angie ... Die Witwe und ihre Töchter sollten vom Sohn versorgt werden, der alles geerbt hatte, nur dass seine Zuwendungen irgendwie dahinschmolzen, bis nur noch dann und wann eine Ente kam?«

Angie ist keine große Leseratte. Sie starrte mich eine volle Minute lang weiter mit offenem Mund an.

»Eine Ente?«

»Nicht buchstäblich natürlich, in Matts Fall. Wie könnte er mir von Saudi-Arabien aus Enten schicken? Oder aus Japan, wohin er wohl als Nächstes versetzt werden soll. Wie schrecklich viele Schüler doch Englisch lernen wollen.«

»Ein Glück – und Greg hat man ebenfalls einen Vertrag für Japan angeboten. Ich finde den Gedanken durchaus reizvoll.« Sie sah sich unbestimmt um. »Was machst du denn mit dem ganzen Kram? Du kannst unmöglich alles mit nach Upvale nehmen, oder?«

»Nein, aber ich würde ohnehin nichts haben wollen – ich habe die meisten der Möbel nie als meine betrachtet. Matt hat sie ausgesucht, und sie waren schon hier, als wir geheiratet haben. Wir haben nur ganz wenig zusammen ausgesucht. Sofern Matt nichts davon haben will, werde ich wohl alles verkaufen. Es gibt Firmen, die ins Haus kommen, alles zusammenpacken und die Sachen dann für ihren Auftraggeber versteigern lassen.«

»Ja, aber ich glaube nicht, dass du viel dafür bekommen wirst. Will Matt die Möbel nicht irgendwo einlagern lassen?«

»Anscheinend nicht. Er muss das Ganze geplant haben, lange bevor er für seine letzten Ferien nach Hause gekommen ist, denn er hatte bereits alle seine persönlichen Dinge mitgenommen, ohne dass ich es bemerkt hätte.«

»Du bist nicht übermäßig aufmerksam, was? Den Kopf in den Wolken. Oder eher in den Pflanzen.«

»Ein paar Sachen behalte ich vielleicht doch, denn ich glaube nicht, dass ich allzu lange zu Hause werde wohnen können, nicht nachdem ich jahrelang in meinem eigenen Haus gelebt habe. Und ich muss irgendwo mit meinen Pflanzen hin.«

»Ich glaube nicht, dass Upvale übermäßig aufregend klingt. Matt meinte, es bestehe aus einer einzigen steilen, gepflasterten Straße mit drei Laternen, einem halben Dutzend Häusern, einem Pfarrhaus und einer Menge Trampelpfaden, die zu irgendwelchen Bauernhöfen führen.«

»Es gibt erheblich mehr Häuser in Upvale, aber sie liegen ziemlich verstreut. Und das einzige Stück Straße, das gepflastert ist, befindet sich ungefähr hundert Meter vor dem Pub.«

»Ich wusste gar nicht, dass es auch einen Pub gibt. Zivilisation!«

»Ja, das ›Blackdog‹, nach der Dorflegende benannt. Außerdem hätten wir noch das Blackdog Moor, in dem ebenfalls dieses riesige, Grauen erregende, reißzahnbewehrte Geschöpf spukt, mit blutroten Augen und einem Maul, aus dem ...«

Angie schauderte. »Nicht noch mehr, bitte. Mit meinen Geräuschen vom Dachboden und irgendwelchen Dämonenhunden werde ich heute Nacht ganz allein bestimmt kein Auge zutun können.«

»Ach ja – die Geräusche auf dem Dachboden. Gehen bei dir vielleicht Geister um?«

Sollten sie eigentlich, die Geister all der Kreaturen, die bei Tierexperimenten für Kosmetikartikel draufgegangen sind.

»Nein, es sind Eichhörnchen.«

»Eichhörnchen? Du hast Eichhörnchen auf dem Dachboden? Welche Farbe? Diese niedlichen kleinen rötlichen oder die großen grauen?«

»Was spielt das für eine Rolle? Es ist alles Ungeziefer, und die elenden Viecher haben mir die Möbel, die ich auf dem Speicher stehen habe, zernagt! Eichhörnchen! Sie haben alle hölzernen Teile der Stühle und der Wanduhr aufgefressen und eine entzückende Kommode obendrein. Ich kann wohl von Glück sagen, dass es keine Ratten waren, was ich natürlich zunächst angenommen habe, als ich am Mittwoch zurückkam und diese komischen Klopfgeräusche hörte. Hättest du das nicht auch gedacht, Charlie?«

»Was?«, fragte ich und riss mich mit einiger Mühe von der Betrachtung meiner eigenen Probleme los. »Ich bin die Verrückte auf dem Dachboden, denke ich, oder werde es in Kürze jedenfalls sein. Vielleicht sollte ich deinen Eichhörnchen Gesellschaft leisten.«

»Wer hat etwas von Verrückten gesagt?«, fragte sie ungehalten. »Konzentrier dich, Charlie. Die kleinen Baumratten haben all die schönen Möbel zernagt, die Mutter mir hinterlassen hat. Ich meine, was soll ich jetzt der Versicherung erzählen? ›Eichhörnchen haben meine Möbel gefressen?‹«

»›Wiesel haben mir mein Fleisch aufgerissen!‹«, rief ich, plötzlich aufmerksam. »Den Song hatte ich total vergessen. War das nicht Frank Zappa mit den Mothers? Oder nein – vielleicht war der Song ja auch von Jethro Tull.«

Angie seufzte. »Keine Wiesel, Eichhörnchen«, sagte sie kalt und mit überdeutlicher Betonung jeder einzelnen Silbe.

Was für eine Stationsschwester sie abgegeben hätte, wäre sie nicht mit Greg auf und davon und hätte sie nicht der Krankenpflege den Rücken gekehrt! Natürlich könnte ich sie mir auch gut als Gefängniswärterin vorstellen.

»Tut mir Leid, ich musste bloß gerade an diesen Song denken und ... Aber erzähl doch weiter. Eichhörnchen haben deine Möbel gefressen?«

»Ja. Graue.«

»Wie sind sie denn reingekommen? Da muss doch irgendwo ein Loch sein.«

»Ein ganz winziges. Doch sie haben es trotzdem gefunden. Wie dem auch sei, ich nehme an, die Versicherung wird am Ende zahlen.«

»Es sei denn, Eichhörnchen wären höhere Gewalt, Angie.«

»Red keinen Unsinn. Wie können Eichhörnchen höhere Gewalt sein?«

»Man kann nie wissen. Als unsere Gartenmauer damals eingestürzt ist, meinte die Versicherung, Maulwürfe hätten sie unterhöhlt, und das war höhere Gewalt, deshalb ...«

»Du machst doch Witze, oder?«, fragte sie argwöhnisch.

Ich lächelte ermutigend: »Ich nehme an, die Versicherung wird schon zahlen–und wirklich schade um die Möbel. Einige davon haben mir wirklich gefallen, vor allem dieser knorrige, dreieckige Sessel. Obwohl der menschliche Hintern im Allgemeinen nicht dreieckig ist, oder? Und guckten da nicht schon überall die Federn raus? Übermäßig bequem wäre das wohl nicht gewesen, und obwohl der Sessel gut in jede Ecke gepasst hätte, möchte man doch normalerweise nicht in einer Ecke sitzen, oder? Wenn du das Geld bekommst, kannst du dir dafür ja etwas Praktischeres kaufen.«

»Könnten wir jetzt bitte wieder zur Sache kommen?«

»Können wir nicht. Ich muss nämlich los, Angie – ich habe einen Termin bei meiner Friseurin.« Was ich absolut hasse – aber man kann schon wieder den Haaransatz sehen.

»Weißt du nicht, dass dieser schwarze Look mit dem dunklen Augen-Make-up und dem purpurnen Lippenstift total out ist?«, entgegnete sie und musterte mich durchdringend.

»Natürlich weiß ich das, aber Matt besteht darauf, und ...«

Plötzlich ging mir auf, dass es keine Rolle mehr spielte, was Matt gefiel oder nicht gefiel. Er würde nicht hier sein, um Krawall zu schlagen, wenn ich aufhörte, mir die Haare zu färben, schweres, schwarzes Augen-Make-up zu benutzen und mich zu kleiden wie ein Vampir ...

Es war ein Look, der, je älter ich wurde, immer weniger meiner zu sein schien. Ich meine, ich habe mit siebzehn auf so was gestanden, aber ich glaube nicht, dass ich für den Rest meiner Tage in einer Zeitschleife gefangen sein möchte.

Doch jetzt konnte ich tun, was ich wollte.

»Ich kann tun, was ich will«, sagte ich zu Angie.

»Das hast du doch immer getan«, antwortete sie säuerlich. »War das nicht ein Teil des Problems?«

»Nur bei den größeren Dingen, die wirklich zählten, wie der Malerei. Bei Kleinigkeiten hat Matt immer seinen Willen bekommen. Und mir war gar nicht klar, dass wir ein Problem hatten.«

Ich wollte gerade hinzufügen, dass mir bis zu dem Morgen, an dem Matt die Scheidung verlangt hatte, auch nicht aufgefallen war, wie alt er war. Aber ich konnte mich gerade noch bremsen: Genau wie Matt sind auch Angie und Greg gut zehn Jahre älter als ich.

Greg ist ein abscheulicher, rotgesichtiger alter Schürzenjäger, der sich an Frauen heranmacht, sobald er mit ihnen allein ist. Er ist wahrscheinlich ein Typ wie Vater, aber ohne das löwenhafte gute Aussehen – und Vater arbeitet seine Mätressen grundsätzlich nacheinander ab.

»Greg kommt in ein paar Wochen nach Hause, falls du Hilfe brauchst«, erbot sich Angie.

»Oh, nein danke, Angie«, erwiderte ich hastig. »Ich komme schon klar, bestimmt.«

Ihr Blick fiel auf die Zeitschriften, die sie mitgebracht hatte, und mit jähem Schrecken riss sie die oberste wieder an sich. »Was macht die denn da? Diese alte Ausgabe von Surprise! wollte ich gar nicht mitnehmen. Ich habe sie nur behalten, weil Fotos von dem göttlichen Mace North drin sind.«

»Von wem?«

Sie hielt mir die Zeitschrift hin, und ich blickte flüchtig auf den Mann auf der Titelseite. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn schon mal gesehen zu haben, obwohl sein Gesicht alles andere als Dutzendware war. Seine leicht schräg stehenden, überschatteten, dunklen Augen schienen mich einer Prüfung zu unterziehen. (In der ich wahrscheinlich durchfiel.)

»Du musst ihn doch kennen! Er ist ein berühmter Schauspieler; er hat eine Stimme wie Samt und Seide, ein bisschen wie Jeremy Irons.«

»Du weißt doch, ich sehe nicht viel fern. Aber irgendwie, finde ich, passt so eine Stimme gar nicht zu diesem Gesicht«, bemerkte ich. »Er sieht ein bisschen – barbarisch aus.«

»Das ist das Tatarenblut.«

»Oh! Ich dachte, Tatar wäre etwas, das einem zwischen den Zähnen hängen bleibt«, erklärte ich aufmüpfig.

»Nicht diese Art von Tatar – das ist eine Gegend in Russland. Die Mongolei? Steppe oder Chaparral oder so etwas? Seine Urgroßmutter war Tatarin, und daher hat er auch diese fabelhaften Wangenknochen und diesen himmlischen Schlafzimmerblick ...« Sie betrachtete die Zeitschrift und seufzte. »Er ist eine Art junger Bryan Ferry, gekreuzt mit Rudolph Nurejew.«

»Rudolph Nurejew ist tot.«

»Du musst aber doch Fotos von ihm gesehen haben.«

»Das schon, ich kann mich jedoch einfach nicht für Männer in Strumpfhosen erwärmen. Ich hätte niemals eine gute Marian abgegeben.«

Kurz darauf lächelte sie schwach: Sonnenaufgang über dem Yellowstone Canyon.

»Mach du nur deine kleinen Scherze«, sagte sie, hievte sich hoch und klemmte sich die Ausgabe von Surprise! entschlossen unter den Arm. »Ich gehe jetzt mal lieber und kümmere mich um die Ratten unterm Dach. Die kleinen Mistviecher können sich auf was gefasst machen.«

Sie hatte ihren Wagen gegenüber geparkt, vor Miss Grinchs Haus, die alles andere als begeistert davon sein würde: Sie zieht es vor, wenn ihre Seite des Bürgersteigs frei bleibt, damit sie besser beobachten kann, was ihre Nachbarn tun. Wäre Angie ein Mann gewesen, der mich in Abwesenheit meines Ehemannes besuchte, wäre die Dame sofort mit einem Milchkrug oder einer Zuckerschale anmarschiert gekommen, um zu versuchen, mich bei irgendeiner eingebildeten Untat zu erwischen.

Ich glaube allerdings nicht, dass ich bisher jemals irgendetwas getan habe, das sie überrascht hätte – ich muss eine schreckliche Enttäuschung für sie sein. Man sollte meinen, sie hätte mittlerweile das Interesse verloren. Abgesehen von Angie und Greg stören mich Matts Freunde nicht, wenn Matt nicht da ist, und wenn Greg vor der Tür steht und ich allein bin, tue ich so, als wäre ich nicht zu Hause.

Nach einem ziemlich garstigen Erlebnis kurz nach meiner Hochzeit mit Matt sehe ich jetzt nämlich immer zuerst aus dem Fenster im Treppenhaus, bevor ich die Tür öffne. Seinerzeit hat Greg mich einmal allein zu fassen bekommen und war grässlich freundlich zu mir – überfreundlich. Das Ganze grenzte schon fast an eine Vergewaltigung.

Er benimmt sich bei Partys sogar in Anwesenheit von Angie nicht besser, und ihr scheint es nicht besonders viel auszumachen. Vielleicht denkt sie, dass er nur große Reden führt und keine Taten folgen lässt. Vielleicht hätte sie im Fall des Falles sogar Recht – ich habe allerdings nicht die Absicht, es herauszufinden.

Endlich wieder allein, rief ich Em an, die ungekrönte Königin des Pfarrhauses in Upvale. Ich erzählte ihr von der bevorstehenden Scheidung und fragte, ob ich für ein Weilchen wieder zu Hause wohnen könne.

»Kein Problem«, meinte sie.

»Erzählst du es den anderen? Vater?«

»Er war immer der Meinung, Matt habe eigentlich keine Existenzberechtigung. Außerdem wird er sich wohl nicht allzu sehr dafür interessieren – er hat eine neue Geliebte.«

Ich stöhnte. »Ist sie schon im Summer Cottage eingezogen?«

»Noch nicht. Sie hat ein Haus unten im Tal gemietet. Aber sie ist ständig hier, und man läuft ihr permanent über den Weg. Einfach grässlich. Und sie hat zwei kleine Töchter, Zwillinge, die im Haus herumsitzen und kichern. Gütigerweise lässt sie sie mir hier, wenn sie mit Vater ausgeht.«

Ich nehme an, das ist besser, als sie in einem leeren Haus zu lassen, wenn auch nicht, viel besser – Em mag Kinder nicht und wird daher das Gefühl haben, dass ihre Anwesenheit im Haus sie nichts angeht.

»Er hatte noch nie eine mit Kindern, oder?«

»Nein, es sei denn, du zählst Brans Mutter mit, und das war keine Absicht. Er wird ihrer wahrscheinlich bald überdrüssig werden, wenn sie nicht ins Cottage ziehen will. Du weißt ja, dass ihm seine Bequemlichkeit über alles geht.«

»Ich soll dich übrigens von Flossie grüßen«, bemerkte ich.

Ems Stimme verwandelte sich sofort in einen weichen Bariton, auf den nur die Beschreibung »honigsüß« passte. »Gib ihr einen dicken Kuss auf ihre glänzende Nase von mir und sag ihr, Frost kann es gar nicht erwarten, dass sie hierher zieht.«

Flossie hat Todesangst vor Frost, einem riesigen, grauen Spürhund mit fragwürdigen Gewohnheiten (ein bisschen wie Vater, wenn ich es recht bedenke), doch ich wusste Ems Freundlichkeit trotzdem zu schätzen.

»Mache ich – und vielen Dank, Em.«

»Ich habe doch gar nichts getan.«

»Du bist einfach ... da.«

»Wo sollte ich denn sonst sein?«, fragte sie leicht verwirrt.

Kapitel 3Mit Pfannenschlag besiegelt

Ich habe den Termin bei meiner Friseurin gestern einfach geschwänzt. Das war ein Gefühl, als hätte ich die Schule blaugemacht. Nie wieder werde ich in einer dieser widerlich stinkenden Folterkammern sitzen.

Die Ereignisse überschlagen sich förmlich, jetzt, nachdem ich beschlossen habe, mit dem Packen anzufangen. Ich werde die Dinge, die ich nicht haben möchte, in dem kleinen Gästezimmer unterbringen: Es ist halb als Kinderzimmer eingerichtet, ein Ort aufgegebener Hoffnungen und daher absolut passend. Was ich mitnehmen will, kann ich in einer Ecke des Wohnzimmers stapeln.

Ich habe mir die Zeitschriften angesehen, die Angie mir dagelassen hat, und irgendwie bringen sie mich auf die Palme: Keine einzige davon scheint auch nur den geringsten Zusammenhang mit der Wirklichkeit zu haben, wie ich sie kenne. Im Grunde könnten sie alle den Titel tragen: »Zeitschrift für reiches, junges, hirntotes, magersüchtiges, in London lebendes Modeopfer«, und damit wäre die Sache erledigt. Wo sind die Zeitschriften, die sich an Frauen wie mich wenden? Vielleicht mit dem Titel: »Zeitschrift für die abgebrannte alte Nordengländerin«? Ich fürchte, ich muss meine eigene Zeitschrift schreiben:

DIE ABGEBRANNTE ALTE NORDENGLÄNDERIN: HEFT 1 Unser Motto: Jede ist sich selbst die Nächste!

Unsere neue Zeitschrift für die ältere, schon etwas mitgenommene Leserin heißt Sie willkommen. Obwohl wir uns in erster Linie an die Frau aus dem Norden wenden, könnte das Blatt sich auch für diejenigen Südengländerinnen von unschätzbarem Wert erweisen, die bereit sind, ihre Huskies anzuschirren, um dem eisigen Norden zu trotzen. Denn wir bringen jede Menge kulturelle Tipps.

Sind Sie eine abgebrannte alte Südengländerin, die sich an den Rand gedrängt fühlt? Schreiben Sie Ihre eigene Zeitschrift und sprechen Sie darin die Themen an, die Sie wichtig finden!

Wir freuen uns über alle Leserzuschriften bis auf die schmeichlerischen, in denen nur steht, wie wunderbar unsere Zeitschrift sei. Das wissen wir schon, deshalb schreiben Sie also um Gottes willen etwas Interessantes. Wenn Sie ein peinliches persönliches Problem haben, schreiben Sie an Schwester Charlies »Im Vertrauen ...« Schwester Charlie wird Ihr Geheimnis lediglich mit der gesamten Leserschaft teilen ...

Ich glaube, ich habe gerade ein faszinierendes neues Hobby entdeckt.

Das Haus steht inzwischen zum Verkauf, und Matt hat mir über seinen Anwalt mitteilen lassen, dass er mir die Hälfte des Erlöses überlassen werde. Aber ich schätze, dass alles von den mysteriösen Schulden und dem Überziehungskredit aufgefressen werden wird. Ich hatte sowieso nie das Gefühl, dass es mein Haus ist, deshalb macht es mir nichts aus.

Matt sagt, er habe bereits alles, was er aus dem Haus haben wollte, woanders untergebracht, und es sei ihm egal, was ich mit dem Rest anfange.

Was für ein fleißiger Junge er während dieser einen Woche zu Hause gewesen sein muss – und wie unaufmerksam von mir, davon nichts zu bemerken.

Er wird bis zum Verkauf des Hauses weiter die Hypothek abbezahlen und für die Nebenkosten aufkommen, aber aus irgendeinem Grund hat er in diesem Monat nichts für Lebensmittel und so weiter überwiesen. Ist das ein Irrtum, oder haben sich meine Unterhaltszahlungen bereits auf die Ente reduziert, die mir ab und an ins Haus flattern soll?

Das heißt also, dass ich jetzt damit anfangen muss, die Möbel zu verkaufen (wie merkwürdig das leer stehende Haus auch auf potenzielle Käufer wirken mag). Daher bin ich in den Supermarkt gegangen und habe mir dort so viele Pappkartons besorgt, wie in meinen alten 2CV hineinpassten.

Außerdem habe ich mir einen großen Vorrat an langlebigen Konserven zugelegt – gebackene Bohnen, Oliven, Rotwein und Hundefutter –, bevor mir das Geld endgültig ausging.

Em hat angerufen: Die Geliebte ist ins Haus eingezogen und zieht eine Spur der Verwüstung hinter sich her wie Angies Eichhörnchen.

Keine von ihnen hat es je geschafft, auf diese Art und Weise das Summer Cottage zu umgehen, und Em hat eine Offensive gegen den Eindringling gestartet. Em versteht sich sehr gut auf Offensiven. Sie hofft, die ganze Bagage aus dem Haus zu haben, bevor ich wieder dort einziehe, aber in der Zwischenzeit hat die Geliebte ihr Quartier in meinem Zimmer aufgeschlagen! Ich war maßlos entrüstet, obwohl Em all meine persönlichen Sachen rausgeholt und sie auf einem der Dachböden untergebracht hat und die beiden kleinen Mädchen auf dem anderen.

Em wären Eichhörnchen bei weitem lieber gewesen und mir auch.

Warum musste es ausgerechnet mein Zimmer sein? Warum nicht Brans oder Annes? Dass fremde Leute im einzigen mir noch verbliebenen Asyl leben, ist ein schwerer Schlag für mich. Ich glaube, die Außerirdischen übernehmen jetzt ganz Yorkshire.

»Keine Sorge, ich kriege sie schon wieder raus«, versicherte Em grimmig. »Vater wird sie bestimmt nicht die ganze Zeit um sich haben wollen, wenn der Reiz des sexuell Neuen erst verflogen ist – du weißt ja, wie er ist. Dann versetze ich dein Zimmer sofort wieder in seinen Urzustand.«

»Aber es wird nie wieder dasselbe sein«, erwiderte ich traurig, denn jetzt habe ich endgültig das Gefühl, heimatlos zu sein. Vom Winde verweht.

Ich habe Em von der Abgebrannten alten Nordengländerin erzählt, und sie meinte, das sei eine wunderbare Idee und sie wolle ein paar inspirierende Verse dafür schreiben oder vielleicht etwas für die Rezepteseite wie zum Beispiel: In Yorkshire essen wir Frikadellen. Em hat eine besondere Begabung für Knittelverse, die sich ausgesprochen gut verkaufen: Praktisch auf jeder Grußkarte scheint einer von ihren Versen zu stehen. Jetzt erinnerte sie mich daran, dass wir alle noch alte Reiseschreibmaschinen besitzen. Vater hat sie uns gekauft, als klar wurde, dass wir in den winzigen Notizbüchern, die er uns vorher stets geschenkt hatte, ganz sicher keine Geschichten à la Brontë schreiben würden. Vielleicht dachte er, wir brauchten etwas Modernes?

Ich fand meine Schreibmaschine schließlich, aber das Farbband war vollkommen vertrocknet, und der Versuch, ein neues zu kaufen, erwies sich als vergeblich. Das Computerzeitalter hat mich überholt.

Als ich schließlich doch noch ein Farbband aufspürte, passte es nicht in die Schreibmaschine, und ich musste es von Hand auf die alten Spulen wickeln. Vielleicht habe ich jetzt für den Rest meines Lebens rotblaue Hände. Wie dem auch sei, es funktioniert.

Die abgebrannte alte Nordengländerin

In dieser Ausgabe:

Wie man einen Rock aufmotzt

Normale Frauen gehen auseinander

Überflüssige Haare

Bulimie für Anfänger: Was tun, wenn Ihr Körper das Essen partout bei sich behalten will?

Während der Scheidungskarren auf die endgültige Trennung zuholpert, wird mein Haaransatz langsam silbern. Ich habe immer lange Haare gehabt, aber ich glaube nicht, dass die Farbe irgendwann ganz rauswachsen wird.

In puncto Garderobe kann ich im Augenblick nicht viel tun, da meine Kleider alle schwarz sind; das meiste ergattert in Secondhandläden und auf Flohmärkten. Außerdem sind da noch ein oder zwei locker fallende Sachen von Ghost, gekauft in London zu horrenden Preisen mit irgendeiner Kreditkarte von Matt. Aber die sind auch schwarz.

Da ich nicht mehr dieselbe Frau bin, die mit Matt durchgebrannt ist, kommt es mir irgendwie nicht richtig vor, weiterhin genauso auszusehen, vor allem, wenn ich jetzt wieder nach Upvale zurückgehe. Zwar schließt sich damit der Kreis meines Lebens, aber es sollte doch wohl eine andere Charlie sein, die nach Hause zurückkehrt?

Eine, die ich noch nicht kenne.

Es war eine melancholische Angelegenheit, den Haushalt zusammenzupacken und damit auch meine Träume. Und dann kam der Augenblick, als der Lieferwagen vom Auktionshaus das Ehebett abholte ... sehr symbolisch.

Nicht dass es mir je gefallen hätte.

Angie hat ständig angerufen und mir ihre Hilfe angeboten, aber das ist pure Neugier. Und Greg ist wieder da, doch ich habe ihn nicht reingelassen, obwohl er vorher angerufen hat, um sicherzustellen, dass ich auch zu Hause war. Ich hoffe, das war deutlich genug.

In Kürze fliegt er wieder weg – mitsamt Angie –, und ich brauche weder sie noch sonst jemanden von Matts Freunden jemals wiederzusehen. Damit hätte die Scheidung also zumindest eine gute Seite.

Das abgebrannte alte Modeopfer: Teil 1

Kriterien für den Kauf von Secondhandkleidern:

1. Das Teil passt Ihnen

2. Es hat keine auffälligen Löcher oder Flecken

3. Sie können es sich (gerade eben) leisten

4. Auf dem Etikett steht nicht Nur chemische Reinigung.

5. Sie sehen mit seiner Farbe nicht aus wie ein totes Marsmännchen

6. Es kaschiert/betont alle vorstehenden Körperteile auf gesellschaftlich akzeptable Weise

Habe Anne in ihrer Londoner Wohnung angerufen und sie ausnahmsweise einmal zu Hause angetroffen. Ihre Stimme, wenn sie sich am Telefon höchstpersönlich meldet, lässt sich so schwer von ihrem Anrufbeantworter unterscheiden, dass ich gerade angefangen hatte, eine Nachricht zu hinterlassen, als sie mich unterbrach.

»Anne, hier ist Charlie ...«

»Und du glaubst, ich würde deine Stimme nach all den Jahren nicht erkennen?«

»Oh, du bist zu Hause! Schön. Ist Red auch da?«

»Nein. In Bosnien.«

»Ich glaube nicht, dass da im Augenblick allzu viel los ist.«

»Da hast du Recht; er kommt zurück.«

»Hat Em dir erzählt, dass ich mich scheiden lasse?«

»Ja. Verdammt gute Idee.«

»Es war nicht meine, aber ich gewöhne mich langsam daran. Ich habe festgestellt, dass ich zwar zutiefst geschockt und durcheinander bin, mein Herz jedoch nicht gebrochen ist. Vor allem ärgere ich mich darüber, dass ich Matt all die Jahre treu war, obwohl ich mir die Mühe hätte sparen können.«

»Em meint, du verkaufst das Haus und gehst zurück nach Upvale.«

»Ja – ich werde nicht viel Geld haben, daher muss ich ein Weilchen zu Hause wohnen, bis ich mir etwas Eigenes mieten kann. Doch dafür muss ich entweder mehr Bilder verkaufen oder mir irgendeinen Job suchen.«

»Die Geliebte ist ins Haus gezogen.«

»Sie wohnt nicht nur im Haus, sie wohnt in meinem Zimmer. Wenn Em sie nicht bald loswird, werde ich im Summer Cottage wohnen müssen.«

»Gefällt dir vielleicht. Zu Hause, aber irgendwie doch unabhängig.«

»Ja ... oh, ich habe dich übrigens vor ein paar Tagen in den Nachrichten gesehen. Schöne Weste – Khaki steht dir.«

»Zum Glück, ich trage nie etwas anderes. Genau wie du mit deinem ewigen Schwarz.«

»Könnte sein, dass ich da bald eine Veränderung vornehme.«

»Em denkt auch über eine Veränderung nach: Sie will sich den schwarzen Künsten zuwenden, aber vielleicht wird es auch eher etwas Gräuliches sein. Jedenfalls die dunklere Seite der Wicca«, erklärte Anne unbestimmt.

»Meinst du denn, dass das eine gute Idee wäre?«

»Wer weiß? Niemand kann Em aufhalten, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«

»Das stimmt. Ich nehme an, sie weiß inzwischen auch, woran sie mit der Geliebten ist. Denkst du, dass du demnächst auch mal nach Upvale kommen wirst?«

»Kann sein, vielleicht in ein paar Wochen. Kommt drauf an.«

Schließlich legte sie auf, nachdem sie mir noch gut zugeredet hatte, dass ich mir einen Anwalt nehmen und eine bessere Regelung für mich aushandeln solle, doch ich glaube nicht, dass Matt viel zu regeln hat. Daher wäre das Ganze völlig sinnlos und obendrein ermüdend.

Bin gerade mit einem Haufen neuer Kartons aus dem Supermarkt gekommen und musste die Haustür mit einem Fußtritt hinter mir schließen.

Flossie schnarchte immer noch in der Küche vor sich hin; sie lag genau da, wo ich sie zurückgelassen hatte: auf dem Rücken in ihrem pelzigen Iglu, den Kopf aus der Öffnung gestreckt und die Ohren auf dem Fußboden. Sie wachte nicht einmal auf, als ich anfing, unter großem Getöse unerwünschte Kochtöpfe in die Kartons zu stapeln.

Es passierte, als ich gerade auf Zehenspitzen auf der obersten Sprosse der hohen Küchenleiter stand und die gusseiserne Bratpfanne vom Haken an der Decke holte (so bequem für Matt, der niemals kochte, so unbequem für mich, die ich es sehr wohl tat), als ich auf äußerst vertrauliche Art von hinten umfasst wurde.

»Endlich ganz allein?«, kam eine grässlich bekannte, hämische Stimme. »Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie lange ich mir gewünscht habe, die da in die Finger zu bekommen!« Und mit diesen Worten drückte er schmerzhaft zu, wie ein übereifriger Obsttester.

Ich fürchte, dies waren die letzten Worte, die Greg, Angies Angetrauter, jemals von sich geben sollte. Hätte er das gewusst, wäre ihm vielleicht etwas eingefallen, das nicht gar so banal geklungen hätte: Aber andererseits schien alles, was über seine Lippen kam, einem viktorianischen Melodrama entnommen zu sein. Also wäre wohl so oder so nicht viel mehr dabei herausgekommen.

Erschreckt und aus dem Gleichgewicht gebracht, konnte ich den Schwung der Pfanne, die ich gerade gepackt hatte, nicht mehr bremsen und verhindern, dass sie auf seinem Kopf landete.

Mit welch einem seltsamen, merkwürdig fleischigen, aber dennoch hohlen Geräusch die Pfanne auf seinen Schädel traf! Es klang wie eine Wassermelone, die von einem Kricketschläger gespalten wurde, ein Geräusch, das ich, solange ich lebe, kaum mehr vergessen dürfte.

Es war nur die kleinere Bratpfanne, doch unglücklicherweise stellte sich heraus, dass Greg einen sehr dünnen Schädel hatte. Wohlgemerkt, die größere Pfanne wäre mir selbst mit beiden Händen eher heruntergefallen, als dass ich damit einen Schlag geführt hätte. Es war einfach Pech auf ganzer Linie.

Während ich vorsichtig die Trittleiter hinunterstieg, zuckte Greg zu meinen Füßen wie ein sterbendes Insekt und blieb dann reglos liegen.

Er war noch nicht tot? Nicht tot?

Jemand atmete hörbar aus, und als ich aufblickte, stand Miss Grinch in der Tür, ihre knochigen Finger auf die gespitzten Lippen gedrückt, wie es bei Shakespeare steht. In der anderen Hand hielt sie mit schlaffen Fingern einen leeren Milchkrug.

»Ich habe die Tür wohl nicht abgeschlossen«, bemerkte ich belangloserweise. »Ich bin immer sehr vorsichtig, vor allem wenn ich weiß, dass Greg zu Hause ist – aber es war so schwierig mit all den Kartons.«

Natürlich musste Miss Grinch so von Neugier verzehrt gewesen sein, dass sie Greg ins Haus gefolgt war. Sie war wahrscheinlich gleich hinter ihm auf Zehenspitzen in den Flur geschlichen.

»Ist er tot?«, fragte sie und trat in den Raum, gerade als ich die Pfanne aus gefühllosen Fingern fallen ließ. (Sie landete mit einem knirschenden Geräusch auf Gregs Fuß, aber dem machte es mittlerweile nichts mehr aus.)