Ein neues Herz will ich euch geben - Dirk Lüling - E-Book

Ein neues Herz will ich euch geben E-Book

Dirk Lüling

4,4

Beschreibung

Dieses Buch macht denen Hoffnung, die innere Probleme oder Beziehungsnöte haben und sich nach einem entspannten Leben als Kinder Gottes sehnen. Es erweitert und vertieft die Themen des bewährten Team.F-Seminars "Versöhnt leben - Beziehungen klären". Viele begeisterte Teilnehmer dieser Seminare haben Erneuerung des Herzens durch Gebetsseelsorge erlebt. Dirk und Christa Lüling richten sich auch an die Leser ihres Bestsellers "Lastentragen - die verkannte Gabe". Viele hochsensible Lastenträger sind verletzt und haben Sehnsucht nach innerer Heilung. Dieses Buch hilft, Zusammenhänge in ihrer Lebensgeschichte zu verstehen und weitere Hilfe zu finden. Aus dem Inhalt: Unsere Geschichte - Wegweiser zur Erneuerung des Herzens (Grundlagen der Gebetsseelsorge) - Bittere Wurzeln - Elern ehren, Eltern verlassen - Steinernde Herze - Innere Schwüre - Vergebung - Buße - Tipps für Seelsorger

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Eigentümerhinweis

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Impressum

Copyright © 2011 ASAPH-Verlag

Bibelzitate sind der Lutherbibel entnommen, Ausnahmen sind wie folgt gekennzeichnet:

Hfa: Hoffnung für alle, Brunnen Verlag, Basel und Gießen

REÜ: Revidierte Elberfelder Übersetzung, Brockhaus Verlag, Wuppertal

NGÜ: Neue Genfer Übersetzung, Genfer Bibelgesellschaft, Genf

GN: Die Gute Nachricht, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Umschlaggestaltung: joussenkarliczek, D-Schorndorf (unter Verwendung je eines Fotos von istockphoto/nycshooter und istockphoto/Macsnap)

Satz/DTP: Jens Wirth

Druck: Schönbach-Druck, D-Erzhausen

Printed in Germany

Print: ISBN 978-3-940188-41-0 (Best.-Nr. 147441)

eBook: ISBN 978-3-95459-504-4 (Best.-Nr. 148504)

Für kostenlose Informationen über unser umfangreiches Lieferprogramm an christlicher Literatur, Musik und vielem mehr wenden Sie sich bitte an:

ASAPH, Pf. 2889, D-58478 Lüdenscheid

[email protected] – www.asaph.net

Inhalt

Eigentümerhinweis

ImpressumInhalt

Widmung

Vorwort

Kapitel 1 – Unsere Geschichte

Kapitel 2 – Wegweiser zur Erneuerung des Herzens

Tipps für Seelsorger

Kapitel 3 – Bittere Wurzeln

Tipps für Seelsorger

Kapitel 4 – Eltern ehren

Tipps für Seelsorger

Kapitel 5 – Eltern verlassen

Tipps für Seelsorger

Kapitel 6 – Steinerne Herzen

Tipps für Seelsorger

Kapitel 7 – Innere Schwüre

Tipps für Seelsorger

Kapitel 8 – Vergebung

Kapitel 9 – Vergebung – Tipps für Seelsorger

Kapitel 10 – Buße

Tipps für Seelsorger

Literaturhinweise

Widmung

Allen Mitarbeitern von Team.F, die oft unentgeltlich viele Stunden investieren, damit Menschen der heilenden Liebe Gottes begegnen. Ihr seid spitze und ein großer Segen!

Vorwort

Als wir Mitte der 1980er-Jahre unseren Dienst an Familien begannen, nannten wir den neu gegründeten Verein „Neues Leben für Familien e. V.“ (heute Team.F). Nachdem wir eigene Schwierigkeiten bewältigt und gute Erfahrungen gemacht hatten, lag uns daran, normalen christlichen Paaren und Familien zu zeigen, wie ihre Liebe erhalten und ihre Ehe krisenfest werden kann. Die Teilnehmer waren begeistert von unserem lebensnahen, biblischen Ansatz und viele Ehen und Familien wurden durch die Seminare nachhaltig erneuert. Aber dann hörten wir, dass etliche in ihrer Beziehung trotz guter Vorsätze und Ziele nicht wirklich weiterkamen. Innere Blockaden und zerstörerische Grundhaltungen machten es schwer, das Gehörte umzusetzen. Wir sahen die Notwendigkeit, unseren Lehrdienst durch eine gute, biblisch begründete Seelsorge zu erweitern.

In dieser Zeit lernten wir John und Paula Sandford kennen, die die gleichen Ziele verfolgten wie wir, aber den Ansatz der inneren Heilung hatten. Das war genau die Ergänzung, die wir brauchten und die zu uns passte. In den 90er-Jahren veranstalteten wir mit ihnen fast jährlich Seminare in Deutschland, in denen sie über die Umgestaltung des inneren Menschen lehrten und uns zeigten, wie man mit Ratsuchenden beten kann.

Wir lernten sehr viel von ihnen und bald entstand das Team.F-Seminar „Versöhnt leben – Beziehungen klären“ (ehemals „Heile Persönlichkeit – heile Beziehungen“). Diese Seminare hatten recht schnell einen sehr guten Ruf, denn die Sehnsucht der Menschen nach Herzenserneuerung und persönlichen Erfahrungen der Liebe Gottes war (und ist) groß.

Um Multiplikatoren auszubilden, brachten wir 1995 John und Paula Sandfords Schule für Gebetsseelsorge nach Deutschland, die wir seit 2002 als Team.F-Schule für Gebetsseelsorge selbst leiten und weiterentwickeln. Weit über tausend Teilnehmer haben mittlerweile diese Schulen besucht und tiefe Lebensveränderung erfahren. Viele wenden die Prinzipien der Gebetsseelsorge in ihren Gemeinden an, etliche haben eigene Beratungspraxen eröffnet. Heute ist die Schule für Gebetsseelsorge Teil der Team.F-Akademie.

Auf dem Weg, den Gott, unser Vater, uns in diesen drei Jahrzehnten geführt hat, sind wir reich beschenkt worden. Mit diesem Buch geben wir dankbar Zeugnis von der verwandelnden Liebe Gottes, von der Kraft der Erlösung Jesu und dem Wirken des Heiligen Geistes in unserer Zeit. Es soll ein Buch der Hoffnung sein für alle, die innere Probleme oder Beziehungsnöte haben und sich nach einem entspannten Leben als Kinder Gottes sehnen. Es wäre uns eine große Freude, wenn noch viele Menschen innere Erneuerung erleben und ihrerseits für andere zum Segen werden würden.

Als wir 2008 „Lastentragen, die verkannte Gabe“ herausbrachten, unser Buch für hochsensible Lastenträger (HSL), dachten wir nicht, dass es eine so starke Resonanz finden würde. Immer noch erhalten wir dankbare und bewegende Rückmeldungen. Viele HSL fragen uns, wann es eine Fortsetzung zu dem Buch gebe. Längere Zeit haben wir überlegt, über welche weiteren Aspekte zum Thema HSL wir schreiben könnten. Bei unseren „Lastentragen“-Seminaren wurde bald deutlich, dass viele HSL aufgrund ihrer Lebensgeschichte sehr verletzt sind und dass ein großes Bedürfnis nach innerer Heilung besteht. Mit dem vorliegenden Buch zeigen wir nun, wie die Vergangenheit bewältigt werden kann.

Eine weitere Gruppe, die uns den Impuls für dieses Buch gegeben hat, sind die Teilnehmer unserer Team.F-Seminare „Versöhnt leben – Beziehungen klären“. Sie haben erlebt, wie sehr Gebetsseelsorge ihr Leben verändert, und möchten die Themen gerne vertiefen. Im Seminar sind sie aufgrund ihrer persönlichen Seelsorgeprozesse oft nicht in der Lage, alles aufzunehmen und zu verinnerlichen. Das hat uns bewogen, ergänzend zu unseren Vortrag-CDs die grundlegenden Themen in Buchform zugänglich zu machen.

Es ist uns darüber hinaus ein Anliegen, dass die Inhalte dieses Buches und die Gebetsseelsorge mehr Eingang finden in die christlichen Gemeinden, denn die Nöte der Menschen nehmen zu und die Kapazität von Seelsorgediensten wie Team.F ist begrenzt. Dieses Buch gibt Pastoren, Seelsorgern, Beratern und interessierten Laien einen biblisch begründeten Leitfaden an die Hand, wie sie mit Ratsuchenden Schritte der inneren Heilung und Herzenserneuerung gehen können. Nach jedem Kapitel finden Sie unter „Tipps für Seelsorger“ vertiefende Aspekte zu dem jeweils Behandelten und Hinweise, was in der Beratung bei diesem Thema zu beachten ist.

Unser besonderer Dank gilt denjenigen, die ihre persönlichen Erfahrungen für dieses Buch aufgeschrieben haben. Es kamen mehr Beiträge zusammen, als wir verwenden konnten. Einige Mitarbeiter waren mit ihrer Namensnennung einverstanden, aber in den meisten Geschichten haben wir die Namen verändert.

Wir danken auch John und Paula Sandford, die uns ermutigt haben, ein eigenes Buch auf der Grundlage ihrer Lehre zu schreiben. Sie sehen es als eine Frucht ihres Dienstes. Es wäre schön, wenn unsere Leser inspiriert würden, auch die Bücher von John und Paula Sandford zu lesen, die in ihrer unnachahmlichen Art etwas Besonderes sind.

Quellenangaben für die Sandford-Bücher konnten wir leider nicht machen, weil wir ihre Lehre und Geschichten von vielen Seminaren und persönlichen Gesprächen kennen. Ihre Worte klingen in unseren Herzen, aber wo genau sie in ihren Büchern zu finden sind, dem sind wir nicht nachgegangen.

Christa und Dirk Lüling

Kapitel 1 Unsere Geschichte

Nehmt euch daher Gott selbst zum Vorbild; ihr seid doch seine geliebten Kinder! Konkret heißt das: Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein … (Epheser 5,1–2, NGÜ)

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. (Matthäus 5,8)

Gottes Vaterschaft

In den vielen Jahren unseres Dienstes hat uns ein Thema ständig begleitet und bis heute nicht losgelassen: die Vaterschaft Gottes.

Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde unser Herz tief berührt durch Don Kirkby, einen pensionierten Pastor aus Neuseeland, der mit seiner Frau Mary über die Mitarbeit bei „Jugend mit einer Mission“ nach Deutschland gekommen war. Seine bewegenden Vorträge über Gottes Vaterschaft und die Bedeutung der christlichen Familie begeisterten uns. Er verkörperte Vaterschaft im besten Sinne. Darum wurde er von allen „Papa Don“ genannt. Durch seine Lehre und Persönlichkeit erhielten wir eine Herzenssicht davon, wie wunderbar unser himmlischer Vater ist und welch gute Pläne er für Ehen und Familien hat. Etwa gleichzeitig lernten wir von Eberhard und Claudia Mühlan, Gottes Vaterschaft als das Vorbild für eine christliche Kindererziehung zu sehen. Wir waren berührt und begeistert von diesen Themen und unser Familienleben erhielt eine neue Ausrichtung und Frische.

Die befreiende Wahrheit von Gottes Vaterschaft anderen Eltern und Paaren zu verkünden, das wurde zu unserer „Vision“ und dann zu unserer „Mission“, denn es motivierte uns, im Jahr 1987 gemeinsam mit Mühlans den Verein „Neues Leben für Familien“ (heute Team.F) zu gründen. Wir waren überrascht und bewegt von dem, was Gott in unseren Seminaren tat. „Neues Leben für Familien“ entwickelte sich schneller als erwartet. Im Vertrauen auf Gottes Ruf und väterliche Fürsorge stieg Dirk ein Jahr später aus dem Lehrerberuf aus, weil der wachsende Dienst seine ganze Zeit erforderte.

Unsere Begeisterung sprang über auf unsere Seminarteilnehmer, aber wir mussten auch feststellen, dass bewegende Seminare bei manchen Teilnehmern nicht ausreichten, um eine bleibende Veränderung zu bewirken. In der seelsorgerlichen Beratung erlebten wir viele gute Dinge, aber wir kamen auch an Grenzen, weil uns das nötige Wissen über psychologische und geistliche Zusammenhänge fehlte.

Das änderte sich, als Gott uns 1990 mit John und Paula Sandford in Verbindung brachte. Ihre Berufung (Versöhnung in Familien nach Maleachi 3,23–24) passte sehr gut zu Team.F. Ihr Ansatz, durch „innere Heilung“ und „Gebetsseelsorge“ Erneuerung in Familien zu bewirken, erweiterte unseren geistlichen und seelsorgerlichen Horizont. Wir lernten, wie Bitterkeit, Groll und Herzenshärte Menschen davon abhalten, miteinander in Frieden zu leben und Gott als Vater zu lieben und ihm zu vertrauen. Außerdem verstanden wir, dass ein reines oder erneuertes Herz der Schlüssel ist, um zu Gott eine angstfreie, vertraute Vater-Kind-Beziehung entwickeln zu können.

Aber erst einmal stellten wir uns selbst diesem Reinigungsprozess. Dabei erfassten wir den Kreuzestod Jesu und seine Erlösung immer tiefer und wir lernten Gott als Vater immer mehr schätzen. So ist es bis heute geblieben: Viele Ratsuchende werden durch die Team.F-Seminare für Gebetsseelsorge („Versöhnt leben – Beziehungen klären“) innerlich erneuert und finden so zu einer persönlichen Vater-Kind-Beziehung zu Gott.

Neben diesen gemeinsamen Erfahrungen hat der Heilige Geist auch in unseren individuellen Lebensgeschichten gewirkt und uns für unseren Dienst vorbereitet und weitergeführt.

Dirks Geschichte

Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, in der gute christliche Grundwerte galten und gelebt wurden. Als Teenager habe ich mein Leben bewusst Jesus übergeben. Aber mein Glaube war ein reiner Kopfglaube, bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich als 18-Jähriger bei einer Konferenz bewusst für den Heiligen Geist öffnete. Ich erlebte konkret die Nähe Gottes und seine Liebe für mich.

Das war eine sehr starke emotionale Erfahrung, die meine Sichtweise in Bezug auf Gott und den Glauben revolutionierte. Ich war tief berührt, fühlte mich total umgekrempelt und meinte, mein ganzes altes Leben sei nun vorbei. Mein Herz jubelte, ich schwamm in einer tiefen Freude. Dinge, die vorher schwer waren, fielen mir jetzt leicht. Mit Eifer las ich nun die Bibel, sie war mit einem Mal lebendig und sprach zu mir. Es war für mich keine Frage mehr, dass Jesus lebt! Ich wusste, dass er mich liebt, und ich hatte mich regelrecht verliebt in Jesus.

Diese Erfahrung war wegweisend für mein weiteres Leben. Jedoch hielt die außergewöhnliche Hochstimmung nur einige Wochen an, dann verschwand sie mit einem Mal. Das enttäuschte mich, ich verstand die Welt nicht mehr. Gefühlsmäßig war ich ganz der alte Dirk. Einige Veränderungen blieben, aber etliche überwunden geglaubte Probleme stellten sich wieder ein. Was war geschehen? Hatte ich gesündigt? Hatte Jesus sich wieder zurückgezogen oder der Heilige Geist mich verlassen? – Viele Jahre rätselte ich herum, warum es mir so ergangen war.

Heute weiß ich, dass es sich dabei um eine ganz normale Entwicklung handelte. Der Heilige Geist hat mir damals einen Vorgeschmack darauf gegeben, was Gott aus meinem Leben machen kann und will. Die starken Gefühle und einige positive Veränderungen waren ein gutes Startkapital für mein persönliches Leben mit Jesus. Mein Herz war angerührt und etwas erneuert, gerade so viel, dass ich bleibenden Hunger hatte nach mehr.

Seit dieser Erfahrung arbeitet der Heilige Geist beständig an mir; aber ich kann nach vielen Jahren in der Nachfolge Jesu sagen, dass eine tiefe Veränderung meines Herzens nur geschieht, wenn ich es will und dabei mitmache. Es kommt nicht einfach so über mich! Gott respektiert meine Lebensentscheidungen und meinen Willen und möchte bei allen Schritten mein Einverständnis und meine Mitarbeit haben.

Weil ich in meinem Leben mit Gott wachsen wollte, hat Gott einige Menschen in mein Leben „eingeschleust“, die mich auf Bereiche meines Herzens aufmerksam machen sollten, die verändert werden mussten. Dazu zähle ich vor allem meine Frau und meine fünf Kinder sowie einige Mitarbeiter und Freunde. Sie wagen es, mir meine Unvollkommenheiten zu spiegeln. Das ist nicht angenehm für meinen „alten Menschen“, der sich lieber bequem zurücklegen will, denn Veränderung kostet Kraft.

Wenn diese Mitarbeiter Gottes aktiv werden, habe ich die Wahl: Ich kann mich herauswinden, indem ich bei Konflikten oder berechtigter Kritik anderen die Schuld gebe, oder ich kann prüfen, ob es mal wieder Gottes Reden ist, weil er mich verändern will. Aber da ich mich zur Herzenserneuerung entschieden habe, habe ich auch gelernt, mich meinen verletzenden schädlichen Verhaltensmustern immer wieder zu stellen! Das ist oft nicht leicht, aber es ist der Weg, wie der Heilige Geist mein Herz und meine Gesinnung nach und nach erneuert.

Christas Geschichte

Ich bin als vierte von fünf Töchtern in einer christlichen Familie aufgewachsen. Mit zwei Jahren kam ich wegen der Flucht meiner Eltern aus der DDR vorübergehend zur Familie meiner Tante. Dort wurde ich liebevoll aufgenommen. An diese Familie habe ich warme Erinnerungen. Mit sechs Jahren kehrte ich wieder zu meinen Eltern zurück. An die folgenden Jahre zu Hause, bis zu meiner Bekehrung zu Jesus mit elf Jahren, habe ich kaum konkrete Erinnerungen, weil ich vieles verdrängt habe.

In unserer Freikirche galten wir als vorbildliche christliche Familie, aber in unseren eigenen vier Wänden herrschte fast ständig Streit, Zwietracht und sogar Hass. Unser Vater war unberechenbar. Er verlangte absoluten Gehorsam, schon bei kleinen Vergehen und schlechten Zensuren gab es oft Schläge. Meine Mutter versuchte das zwar auszugleichen, aber sie kam nicht gegen ihren Mann an und lud mir später sogar ihre Eheprobleme auf.

Als ich Teenager war, kam ein junger Pastor in unsere Gemeinde. Durch ihn lernte ich, was es heißt, in einer persönlichen Beziehung zu Jesus zu leben, und wie ich Jesus meine Nöte anvertrauen kann. Während der Zeit der Verlobung mit Dirk erfuhr ich eine persönliche geistliche Erneuerung. Wir heirateten und ich dachte, mit Jesus wird nun alles gut in meinem Leben.

Aber unerklärlicherweise erlebte ich regelmäßig emotionale Abstürze, die sich als starke Verzweiflung oder innere schwarze Löcher der Hoffnungslosigkeit zeigten. Mein bekanntes Gebetsrepertoire half nicht und so suchte ich Hilfe. Gott sah meine Not und führte es so, dass ich bei einem Besuch in Ungarn meine erste Erfahrung mit Gebetsseelsorge machte. „Tante Maria“, eine ältere Pastorenfrau, hatte mit ihrem Mann und anderen Pastoren eine geistliche Erneuerung erlebt. Diese „Tante Maria“ war ein Phänomen für mich. Sie sah einfach, wie es um mein Herz stand. Nach etlichen intensiven Gesprächen mit ihr führte sie mich in eine tiefe Buße über meine Schuld und mein hartes Herz. Der Heilige Geist gab ihr danach ein inneres Bild für mich. Sie handelte diesem Bild gemäß und schnitt mich in Jesu Namen los von meinen negativen Bindungen an meine Herkunftsfamilie. Diese Gebetszeit mit ihr war ein großer Befreiungsschlag für meine geplagte Seele. Dirk spürte direkt am nächsten Tag, dass etwas Entscheidendes geschehen war, ohne dass ich ihm Details erzählt hatte.

Ich hatte eine tiefe Berührung des Heiligen Geistes erlebt. Meine Hoffnungslosigkeit und meine schwarzen Löcher waren (und blieben) verschwunden, innerlich schwebte ich. Total begeistert von Jesus, konnte ich den ganzen Tag beten und singen. Diese befreiende Seelsorge wirkte sich in meinem Leben und meinen Beziehungen sehr positiv aus und weckte in mir den Glauben, dass Gott für mich noch viel mehr Hilfe und Heilung hatte. Leider war nach einem halben Jahr die übersprudelnde Freude wieder weg, aber es blieb eine tiefe Liebe zu Jesus und der Glaube an seine Macht.

Nach dieser Erfahrung in Ungarn hatte ich gedacht, ich wäre ganz frei und von allen Nöten erlöst. Aber der Prozess des Heilwerdens hatte gerade erst begonnen. Immer wieder tauchten weitere innere Nöte auf. Aber nun wusste ich, wie ich damit umgehen konnte. Ich lernte, Jesus zu bitten, dass er mir zeigte, was jeweils die Ursache war und wie für mich der Weg heraus aussah. Ich fand auch eine gute Seelsorgerin, die mich in den nächsten zehn Jahren in all meinen Fragen und Nöten begleitete. Durch sie lernte ich, wie ich selbst beten konnte und wie ich mit Jesus meinen Alltag als Ehefrau und Mutter bewältigen konnte.

Wenn ich heute auf über vierzig Jahre meines Weges mit Jesus zurückschaue, muss ich sagen, dass er in dieser Zeit schrittweise, so wie ich es verkraften konnte, seelische Wunden und schmerzhafte Wahrheiten aufgedeckt und mir weitergeholfen hat. Dazu gehörten Befreiung von familiären sowie von seelischen und okkulten Belastungen. Ich lernte Disziplin im Alltag – mit fünf Kindern brauchte ich ein geregeltes Leben. In Eheseminaren erhielten wir als Paar Hilfe, und von Mühlans und anderen Freunden erfuhren wir, was Elternschaft auf Gottes Weise bedeutet. Durch die Beziehung zu „Papa Don“, unserem väterlichen Mentor, erlebte ich Heilung von meiner schmerzhaften, verkorksten Vaterbeziehung und damit von meinem angstbesetzten Gottesbild.

Das alles hat unser Miteinander in der Familie sehr entspannt und uns so begeistert, dass wir recht bald selbst Ehe- und Erziehungsseminare durchführten und den Verein „Neues Leben für Familien“ gründeten.

Manche Erkenntnisse konnte ich jedoch nur mühsam umsetzen, manchmal scheiterte ich und spürte dann einen tiefen inneren Schmerz. Durch die Seminare mit John und Paula Sandford, die Gott zu Beginn der 1990er-Jahre in unser Leben brachte, erkannte ich, wie seelischer Schmerz, Bitterkeit, ein hartes Herz und innere Schwüre zusammenhängen. In mehreren Gebetsseelsorgen bei ihnen hat Jesus in einer mir bis dahin unbekannten Tiefe mein Herz berührt und erneuert. Auf diese Weise heilte auch mein innerer Schmerz. Erstmals begriff und erlebte ich, dass er all meinen Schmerz am Kreuz getragen hat und auch alle Lasten und Nöte der Menschen, die ich meinte tragen zu müssen, um von ihnen geliebt und angenommen zu sein. Das hat mich als hochsensible Lastenträgerin sehr befreit. Diese intensiven Heilungsprozesse haben noch einmal über zehn Jahre gedauert, weil sie in Phasen abliefen. Immer, wenn ich mal wieder neue Zusammenhänge meines Lebens erkannt hatte, konnte ich die Dinge mit Jesus ordnen und bei ihm loslassen.

Diese Prozesse kosten Kraft. Vor allem, wenn es darum ging, mich meinen falschen Haltungen und Lebensentscheidungen zu stellen, wurde es unbequem und herausfordernd. Es gab Zeiten, wo ich dem lieber ausweichen wollte. Aber ich blieb dran, weil ich Jesus liebte und wusste, dass dieser Weg ein lohnendes Ziel hat: Er bringt mich näher zu Jesus und lässt mich mehr und mehr zu der Person werden, die der Vater im Himmel sich bei meiner Erschaffung gedacht hat.

Glaube und Weisheit

Manche Christen sagen: „Bei der Bekehrung (oder Wiedergeburt oder Taufe oder Geistestaufe) habe ich einen neuen Geist empfangen! Ich habe sogar emotional erlebt, was in Hesekiel 36,26 über den neuen Geist steht. Es war überwältigend. Und in 2. Korinther 5,17 heißt es doch: ‚Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.‘ Also bin ich eine neue Schöpfung in Christus! Was gibt es da noch zu tun?“ Ja, das stimmt, wir haben die Qualität des neuen Lebens erhalten, aber eine umfassende Heilung und Erneuerung des Herzens geschieht nicht so nebenbei, wenn wir Christ werden oder besondere Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machen.

Ein Vergleich kann dies verdeutlichen: Wer ein altes Haus kauft, ist mit der Unterschrift und der Bezahlung Besitzer dieser Immobilie. An den Eigentumsverhältnissen hat sich etwas Grundlegendes geändert und der Käufer ist wahrscheinlich begeistert, nun endlich Hausbesitzer zu sein. Aber das Haus in Besitz nehmen, es entrümpeln, es renovieren oder nach eigenen Plänen umbauen ist ein Prozess der Erneuerung, der nach dem Kauf beginnt und manchmal recht lange dauern kann.

Aufrüttelnde, einschneidende Erlebnisse am Anfang unseres Glaubensweges sind ein wunderbarer Start im Leben mit Jesus. Die Besitzverhältnisse haben sich geändert, Jesus ist der Herr, wir sind Kinder Gottes, wir tragen den Keim des neuen Lebens in uns, aber wir sind noch lange nicht am Ziel! Es ist erst der Beginn, dass wir unter der Wirkung des Heiligen Geistes innerlich erneuert und verwandelt werden in das Bild Jesu. Das alte Leben abzulegen, damit das neue Leben Raum gewinnen kann, ist ein Prozess, der ein Leben lang dauern wird und nur stattfindet, wenn wir es wollen und uns aktiv beteiligen. Wer dafür zu bequem ist, wird den Segen der Herzenserneuerung nicht erleben.

Wir kennen etliche Christen, die einen bewegenden Start mit Jesus hatten und begeistert in einen geistlichen Dienst gingen, aber nach einigen Jahren kläglich scheiterten. Sie fanden Bestätigung in ihrem Erfolg und lebten von guten „geistlichen“ Gefühlen. Ihr Engagement war beeindruckend und mitreißend, aber ihr Charakter blieb unreif und war der zunehmenden Verantwortung nicht gewachsen. Weil sie sich nicht der notwendigen inneren Erneuerung stellten, scheiterten sie in ihrem Dienst und oft auch in ihrer Ehe und in ihrem geistlichen Leben.

Immer wieder treffen wir auch Christen, die meinen, dass die Herzenserneuerung wie ein Wunder über sie kommen müsse. Entweder haben sie selbst, wie beschrieben, einmal eine starke geistliche Erfahrung gemacht, oder sie haben von anderen gehört, dass Gott diese bei einem Gottesdienst oder einer Konferenz übernatürlich berührte. Eine solche Erfahrung suchen sie nun wieder und wieder. Ihre Haltung ist: „Wenn Gott verheißen hat, uns ein neues Herz und einen neuen Geist zu schenken, dann soll er das tun! Es ist seine Aufgabe, nicht meine!“

Viele, die so denken, suchen als Hilfe für ihre Probleme bestimmte Konferenzen mit bestimmten Rednern auf. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt. Aber wer erwartet, dass ein besonderer Diener Gottes durch ein vollmächtiges Gebet alle seine Probleme löst, der wird enttäuscht werden. Gott schenkt tatsächlich übernatürliche, befreiende Erfahrungen und Wunder. Wir haben es selbst erlebt. Diese besonderen Erfahrungen haben eine wichtige Bedeutung für unser Leben, aber in der Regel werden wir nicht auf solche Weise von den Lasten der Vergangenheit befreit.

Diese besonderen Erfahrungen wecken und stärken unseren Glauben, den Glauben an Gott und an seine Macht und den Glauben, dass er selber an meinem persönlichen Leben und Wohlergehen interessiert ist. Wir wünschen jedem Christen solche übernatürlichen Glaubenserfahrungen, denn sie sind sehr inspirierend. Problematisch wird es jedoch, wenn wir unsere Gotteserfahrung darauf festlegen und damit einengen, indem wir immer nur nach diesen besonderen Erlebnissen trachten. Das kann zu einer geistlichen Bequemlichkeit führen: Ich brauche nichts zu tun, Gott muss alles machen – oder auch zu einem frommen Leistungsdenken: Ich muss so und so beten und dies und das tun, damit Gott eingreift! Wenn Gott nicht genau so handelt, wie wir es uns mit einer solchen Einstellung vorstellen, führt dies oft zu tiefen Enttäuschungen und wir verpassen Gottes tiefere Absichten und seinen Segen für unser Leben.

Um eine reife Persönlichkeit zu werden, benötigen wir mehr. Der Heilige Geist möchte nicht nur unseren Glauben inspirieren, sondern auch, dass wir an Weisheit zunehmen. „Ich wünsche, dass ihr auch in Zukunft voller Weisheit beim Guten bleibt und euch nicht vom Bösen verderben lasst.“ So schreibt der Apostel Paulus in Römer 16,19 (Hfa). Und Jesus sagt: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten“ (Johannes 16,13). Weise Menschen haben wichtige Wahrheiten erkannt und verinnerlicht. Die Bibel spricht mit Hochachtung von weisen Menschen; Weisheit zu erlangen ist ein wichtiges Lebensziel. – Aber wie werden wir weise?

Neulich sahen wir zufällig einen Fernsehbericht über Weisheits-forschung. Sinngemäß wurde gesagt: „Weisheit entsteht, wenn Menschen sich ihren schweren oder schmerzhaften Lebenserfahrungen stellen und sie positiv verarbeiten.“ Weise zu werden ist also ein schmerzhafter Lebensprozess. Es ist mühsamer als eine übernatürliche Glaubenserfahrung, aber auch sehr viel lehrreicher. Not macht erfinderisch. Würden alle Krankheiten übernatürlich geheilt, wäre jede Forschung über Ursachen und Verbreitung von Krankheiten überflüssig. Niemand würde sich dafür interessieren, wie man sie verhindern oder heilen kann. Gott möchte nicht nur unseren Glauben stärken, sondern auch, dass wir weise werden, dass wir durchblicken und erkennen, was das Gute ist und wie wir „beim Guten bleiben“ können.

Indem Dirk und ich uns unseren Unzulänglichkeiten stellten und uns auf den Weg der Herzenserneuerung einließen, konnte Gott uns tiefe Wahrheiten beibringen. Wir haben sehr viel gelernt und als „Zugabe“ auch Wunder erlebt. Vor allem haben wir elementare Lebenszusammenhänge und geistliche Wahrheiten erkannt und konnten daraus für unser Leben wichtige Schlussfolgerungen ziehen und gute Entscheidungen treffen. Davon haben wir und unsere Kinder sehr profitiert. Wir lernten, worauf es in der Erziehung ankommt, wenn Kinder mit einer gesunden Persönlichkeit aufwachsen sollen, und für unsere Ehe und jeweils eigene Entwicklung wurden uns wichtige geistliche und psychologische Wahrheiten bewusst.

Ohne unsere persönlichen, zuweilen auch schmerzhaften Lernprozesse würde es viele Seminare von Team.F nicht geben. Durch die Multiplikation über Team.F und über Vortrag-CDs haben schon viele Tausend Menschen entscheidende Lebenshilfen erhalten. Das erfüllt uns mit tiefer Freude; gleichzeitig beschämt es uns, dass Gott aus unseren Schwächen solch einen Segen hervorgehen ließ.

Welche Segensspuren wird Ihr Leben hinterlassen, wenn Sie sich den notwendigen Veränderungsprozessen stellen? Glaube und Weisheit sind wie zwei Standbeine, die wir in der Nachfolge Jesu brauchen, um zu wachsen und reif zu werden. Ist dies ein lohnendes Lebensziel für Sie?

Kapitel 2 Wegweiser zur Erneuerung des Herzens

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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