Ein Spalt Luft - Mischa Mangel - E-Book

Ein Spalt Luft E-Book

Mischa Mangel

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Beschreibung

Kurz nachdem er geboren wurde, leidet seine Mutter zum ersten Mal an einer Psychose. Sie zieht sich mit dem Kleinkind immer mehr von der Außenwelt zurück, kappt alle Kontakte zu Freunden und Familie, verlässt die Zweizimmerwohnung nur noch selten. Währenddessen kämpft sein Vater für das alleinige Sorgerecht. Als der Sohn schließlich in dessen neue Familie aufgenommen wird, bricht der Kontakt zur Mutter ab. Fast zwanzig Jahre später ist er deshalb auf die Zeugnisse anderer angewiesen – Gerichtsakten, Tonbandaufnahmen, Erzählungen und Erinnerungen der Familie –, um doch noch zu erfahren, was damals geschehen ist. Er malt sich aus, wie diese Zeit gewesen sein könnte, und wird dabei von einer surrealen, albtraumhaften Welt eingeholt.
In Ein Spalt Luft erzählt Mischa Mangel einfühlsam vom Leben eines jungen Mannes, der seine eigene Geschichte sowie die seiner Familie umkreist. Dabei montiert er verschiedene Stimmen: die bürokratische Sprache psychologischer Gutachten und Studien, Märchen, Träume, psychotische Tiraden, erzählerische und poetische Sequenzen – eine kunstvolle Collage, ein vielstimmiges literarisches Debüt.

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Seitenzahl: 241

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Titel

Mischa Mangel

Ein Spalt Luft

Roman

Suhrkamp

Motto

Monsieur T.s Leben kann nicht wirklich vollständig erzählt werden. Seine Aussage fehlt.

Olivia Rosenthal: Wir sind nicht da, um zu verschwinden

Der Schlüssel ist das ganze Haus. Punkt.

Michael Lentz: Diktate

Übersicht

Cover

Titel

Inhalt

Informationen zum Buch

Impressum

Hinweise zum eBook

Inhalt

Cover

Titel

Motto

Inhalt

I

II

III

IV

V

VI

VII

Dank

Informationen zum Buch

Impressum

Hinweise zum eBook

I

■■■■■■■SIE SIND IN EINER KABINE, IN DER TEUFELSKABINE

■■■■■■■Aus der Partnerschaft von Frau ■■■■■■■ und Herrn ■■■■■■ ging das am ■■■■■■■■■■ geborene Kind ■■■■■■ hervor. Das Kind wurde nach der Geburt von beiden Eltern gemeinsam betreut. Im August ■■■■ trennten sich die Eltern. Der Kindesvater konnte nur sporadische Kontakte zu seinem Sohn halten, die zeitweise ganz unterbrochen wurden. Eine nach der Geburt offenkundige Psychose der Mutter trat in Schüben sowohl ab März ■■■■ als auch Anfang ■■■■ auf. Frau ■■■■■■■ brach verschiedene psychiatrische Behandlungen ab, nahm ■■■■■■ aus der Kindertagesstätte und zog sich von der Außenwelt zurück.

■■■■■■■Es hatte eine Mutter ein Büblein von sieben Jahren, das war so schön und lieblich, dass es niemand ansehen konnte, ohne mit ihm gut zu sein, und sie hatte es auch lieber als alles auf der Welt. Nun geschah es, dass es plötzlich krank ward und der liebe Gott es zu sich nahm; darüber konnte sich die Mutter nicht trösten und weinte Tag und Nacht. Bald darauf aber, nachdem es begraben war, zeigte sich das Kind nachts an den Plätzen, wo es sonst im Leben gesessen und gespielt hatte; weinte die Mutter, so weinte es auch, und wenn der Morgen kam, war es verschwunden. Als aber die Mutter gar nicht aufhören wollte zu weinen, kam es in einer Nacht mit seinem weißen Totenhemdchen, in welchem es in den Sarg gelegt war, und mit dem Kränzchen auf dem Kopf, setzte sich zu ihren Füßen auf das Bett und sprach: »Ach Mutter, höre doch auf zu weinen, sonst kann ich in meinem Sarge nicht einschlafen, denn mein Totenhemdchen wird nicht trocken von deinen Tränen, die alle darauf fallen.« Da erschrak die Mutter, als sie das hörte, und weinte nicht mehr. Und in der andern Nacht kam das Kindchen wieder, hielt in der Hand ein Lichtchen und sagte: »Siehst du, nun ist mein Hemdchen bald trocken, und ich habe Ruhe in meinem Grab.« Da befahl die Mutter dem lieben Gott ihr Leid und ertrug es still und geduldig, und das Kind kam nicht wieder, sondern schlief in seinem unterirdischen Bettchen.

■■■■■■■Das Foto zeigt den Säugling auf der Seite liegend, in einer Wiege, die Augen geschlossen, die Hand vorm Gesicht: ein sanfter Druck des Daumens in die Wange, eine leichte Wölbung. Auf dem Kopf des Säuglings einzelne dunkle Haare. Der Säugling ist zugedeckt, eine weiße Decke, voluminös, wie aufgebläht. Der Strampler aus sonnenblumengelbem Stoff, von einer Schleife oben geschlossen. Himmelblauer Stoff kleidet die Wiege aus und ist mit Wolken und einigen weißen Tieren bedruckt. Die Tiere, im Profil, erinnern halb an Wolken und halb an Vögel. Hinter der Wiege ist es schwarz.

■■■■■■■Er träumt.

Er steht auf der Hauptstraße.

Die Ampeln sind nicht in Betrieb, keine Pkw, keine Fahrräder. Niemand auf dem Gehsteig. Der Blick in die Häuser auf beiden Seiten von Jalousien oder Vorhängen verdeckt, die Türen geschlossen. Am Straßenrand einige Bäume ohne Blätter. Der Himmel grau, kaum Wind.

Etwa dreißig Meter vor ihm sieht er eine Frau über die Straße trotten. Aus ihren Schulterblättern, durch die Kleidung hindurch, wachsen zwei Knochen, armdick, die nach einigen Zentimetern in glatten Stümpfen enden. Die Knochen sind sauber, ein klares Weiß.

Die Frau trottet die Straße hinunter. Er geht ihr nach.

Nach einiger Zeit hört er ein Knacken. Das Knacken wird immer lauter.

Dann, in einiger Entfernung, kippen die Häuser wie Baumstämme langsam nach links oder rechts, prallen zusammen, am Dach, an den oberen Stockwerken, brechen in großen Brocken auseinander – und fallen in sich zusammen. Die Trümmer türmen sich auf Straße und Gehsteig.

Die Frau trottet weiter. Er geht ihr nach.

Dann, direkt vor den Trümmerhaufen, ganz nah, bersten auch Straße und Gehsteig. Erst bilden sich, knisternd, wie bei einer dünnen Eisdecke auf einem See, die das erste Mal betreten wird, einige haarfeine Risse, die nur langsam größer und größer werden; dann splittert der Asphalt, splittern die Gehwegplatten, und die Bruchstücke sinken langsam, wie durch Wasser, nach unten.

Vor den Trümmern liegt nun ein etwa vier Meter breiter Graben. Er sieht nach unten. Der Grund ist nicht zu erkennen.

Die Frau bleibt stehen, sieht nach unten. Er geht auf sie zu.

Er bleibt etwa einen halben Meter hinter ihr stehen, die Stümpfe in ihrem Rücken bewegen sich langsam auf und ab.

Dass sie fliegen könne.

Er nickt.

Dass sie fliegen könne.

Er nickt. Er streckt erst den einen, dann den anderen Arm nach vorn, umschließt die Knochen mit beiden Händen und schraubt sie aus den Schulterblättern. Bei jeder Drehbewegung hört er den Widerstand des Skeletts, der Rückenmuskulatur.

Die Frau bleibt reglos stehen.

In seinen Händen zwei Knochen, hinten abgeflacht, nach vorn spitz zulaufend, die Oberfläche fleckenlos, zwei blendend weiße Pflöcke. Im Rücken der Frau zwei armdicke Löcher.

Kurze Zeit später sieht er, wie die Blutung stoppt, die Wunden sich schließen.

Er wirft die Knochen an der Frau vorbei in den Graben.

Die Frau sieht ihnen nach. Dann sind sie nicht mehr zu erkennen.

Sie sieht nach unten.

Er tritt neben sie. Er sieht: Sie spiegelt sich in der Luft.

Sie legt ihren Kopf in die Hände und weint.

Er dreht sich um, geht die Straße hinunter.

■■■■■■■Ich bin fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und stehe im Flur unseres Hauses. Das Haus befindet sich in einer Kleinstadt. Ich lebe in diesem Haus mit meiner Mutter, streng genommen Stiefmutter, aber ich sage Mutter, wenn das Gespräch auf sie kommt, das ist einfacher und klingt nicht so sehr nach einer grausamen Märchenfigur. Wenn ich mit ihr rede, spreche ich sie mit ihrem Vornamen an. Ich lebe in diesem Haus außerdem mit meinen zwei Brüdern, Halbbrüdern eigentlich, aber wie sollten sie nur zur Hälfte meine Brüder sein. Außerdem mit einer Katze, Türkisch Angora, und meinem Vater. Ein Mann, eine Frau, drei Kinder. Zehn Jahre zwischen mir und dem ersten meiner Brüder, elf Jahre zwischen mir und dem zweiten. Ein Mann, eine Frau, drei Kinder, eine Katze, ein Haus, ein riesiger Garten, ein paar Apfelbäume, ein paar Pflaumenbäume, ein paar Kirschbäume, eine Wiese hier, eine Wiese da, eine lange Hecke, ein Fußballtor, ein Baumhaus, ein Basketballkorb, eine Tischtennisplatte, ein Riesentrampolin, ein Wohnwagen, ein Gartenhaus, ein Wintergarten, eine Terrasse, ein Proberaum, Verstärker, Gitarren, ein Schlagzeug, ein E-Piano, ein paar Bücher, ein paar Spielsachen, einige Fahrräder, zwei Pkw, ein Kleinwagen und ein Van, außerdem Zimmer, viele, Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Esszimmer, Abstellraum, Keller, Dachboden, drei Stockwerke, zur Hälfte geerbt, zur Hälfte von meinem Vater abbezahlt. Mein Vater ist Klavierlehrer, an öffentlichen Musikschulen und privat, mein Vater, der in meiner Kindheit so viel John Coltrane, Ahmad Jamal, Jan Hammer und andere Jazzmusik gehört hat, dass ich die kompliziertesten Stücke Jahre später wiedererkenne, ohne zu wissen, wann ich sie das erste Mal gehört habe. Mein Vater, zu dem ich gekommen bin, nachdem man mich meiner Mutter weggenommen hat, kurz bevor ich drei Jahre alt wurde. Jetzt bin ich fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und stehe im Flur meines riesigen Elternhauses, unter mir ein schmaler Läufer, vor mir die Kommode, in der sich die Handtücher stapeln. Auf der Kommode liegt das tragbare Telefon, das seit einigen Sekunden klingelt. Ich hebe es ans Ohr und melde mich mit dem Nachnamen meines Vaters, den ich vor ein paar Jahren angenommen habe, damit mein Name besser zum Nachnamen der übrigen Familienmitglieder passt. Ich höre eine männliche Stimme. Der Mann sagt, dass er Arzt sei, Psychiater, und meinen Vater sprechen wolle. Ich entgegne, dass mein Vater gerade nicht zu Hause sei, ich ihm aber etwas ausrichten könne, worauf der Arzt sich bedankt und sich verabschiedet. Ich lege das Telefon auf die Kommode zurück, sage meinem Vater nichts von dem Anruf und denke nicht mehr daran.

■■■■■■■Es klopft an der Tür. Er öffnet die Augen.

Er sieht nach oben, zur Decke. Durch das Fenster fällt Licht ins Zimmer. Seine Augen passen sich der Helligkeit an, stellen sich neu ein. Die Konturen werden schärfer.

Das Gewicht seines Körpers auf der Matratze, ihr Widerstand.

Er drückt sich nach oben, setzt sich auf.

Es klopft an der Tür, hallt durch die Wohnung.

Er steht auf, geht aus dem Zimmer, durch den Flur, öffnet die Tür.

Er sieht ins Treppenhaus. Da ist niemand.

Er sieht nach unten. Zwei Briefe liegen auf dem Fußabtreter. Er beugt sich nach unten, nimmt die Briefe, öffnet sie. In dem einen Brief ein Schlüssel, wie neu. In dem anderen ein Blatt Papier, eine Liste:

Wohnung

Hof

Straße

Haus

Spielplatz

Park

See

Wiese

Wohnung

Treppenhaus

etc.

Er holt das Telefon. Er schließt die Augen.

Er öffnet die Augen.

Dann ruft er seine Tante an.

Dass er gern kommen könne. Schön, dass er anrufe. Lange habe es gedauert, aber wenn er nun komme, umso besser. Er solle sich beeilen. Wenn sie das Haus verlasse und in der Stadt umhergehe, sei an manchen Tagen alles schon so verblasst, dass sie den Bordstein kaum noch von der Straße unterscheiden könne. An anderen Tagen sei dagegen alles wie immer. Aber darauf könne man sich nicht verlassen.

Dann ruft er seine Cousine an.

Sie freue sich sehr, wenn er komme. Sie werde ihm gern alles zeigen, das heiße, alles, was noch übrig sei.

Dann ruft er den Onkel an.

Nein, er habe ihm den Schlüssel nicht geschickt. Wie er ihm etwas habe schicken sollen, das er nicht besitze. Aber wenn er ihm einen Rat geben dürfe, rate er ihm, im Interesse aller, vor allem aber in seinem eigenen Interesse, entschieden davon ab zu kommen. Ihm alles Gute. Er lege jetzt auf.

Dann ruft er im Büro an.

Er sei krank.

Wie lange.

Das wisse er nicht.

Er legt auf.

Er geht durch die Wohnung.

Er geht ins Schlafzimmer, an der Matratze vorbei, zum Fenster. Er blickt auf den Innenhof, den Spielplatz:

eine Rutsche

eine Schaukel

ein Klettergerüst

ein Sandkasten

etc.

Er geht aus der Wohnung, in den Innenhof, zum Spielplatz. Er stellt sich in den Sandkasten, blickt zur Wohnung hoch, zum Fenster. Er kniet sich hin. Mit beiden Händen beginnt er zu graben.

Als er bis zum Hals in dem Loch steht, klettert er heraus, wirft den Schlüssel hinein und den aufgescharrten Sand zurück. Er trampelt alles fest, bis das Loch nicht mehr zu erkennen ist. Dann schaut er wieder zum Fenster hoch, bleibt so stehen.

Nach ein paar Minuten geht er los.

Er träumt.

Er ist auf einem Spielplatz, auf der Schaukel, und während er vor- und zurückschwingt, sieht er zu dem obersten Fenster eines Mietshauses. Hinter dem Fenster ein weißer Vorhang, sodass er die Person, die dahinter steht und zu ihm heruntersieht, nicht erkennen kann.

Er winkt.

Die Person wendet sich ab, tritt vom Fenster zurück.

Er schaukelt weiter, sieht zum Fenster hoch, winkt.

Das Haus wird langsam blasser, verschwindet schließlich.

Hinter dem leeren Grundstück eine Straße, auf der hin und wieder ein paar Autos fahren. Motorengeräusche, Wind.

■■■■■■■Hier. Es soll, hier. Genauer: Es soll gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll eine Abwesenheit gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll die Abwesenheit einer Person gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, die ihre Abwesenheit nicht beseitigt, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, die ihre Abwesenheit nicht beseitigt, aber ihre Spuren vor Augen und Ohren führt, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, die ihre Abwesenheit nicht beseitigt, aber ihre Spuren vor Augen und Ohren führt, sich also kenntlich macht, ohne sich zu erkennen zu geben, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, die ihre Abwesenheit nicht beseitigt, aber ihre Spuren vor Augen und Ohren führt, sich also kenntlich macht, ohne sich zu erkennen zu geben – wie die Kreidezeichnung eines Menschen auf dem Asphalt –, hier. Genauer: Es soll die Suche nach der Abwesenheit einer Person gezeigt werden, die ihre Abwesenheit nicht beseitigt, aber ihre Spuren vor Augen und Ohren führt, sich also kenntlich macht, ohne sich zu erkennen zu geben – wie die Kreidezeichnung eines Menschen auf dem Asphalt, die den Umriss des Menschen verdeutlicht, der dort lag, aber nicht zu erkennen gibt, wie dieser Umriss ausgefüllt wurde –, hier. Hier. Es soll, hier. Hier. Hier. Genauer: Es soll gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll gezeigt werden, wie er von der Abwesenheit dieser Person geformt wurde, geformt wird, geformt werden wird, hier. Es soll. Es soll, hier. Genauer: Es soll mit allen infrage kommenden Mitteln gezeigt werden, hier. Genauer: Es soll mit allen infrage kommenden Mitteln gezeigt werden, wie die Abwesenheit dieser Person in seinem Leben anwesend ist, hier. Es soll gezeigt werden, hier. Es soll. Hier. Es soll.

■■■■■■■ICH BIN ABER AUCH NOCH HIER

MAL SEHEN, WER WOHL AM STÄRKSTEN IST

■■■■■■■Die Tante hat ihn hingefahren, zum Parkplatz. Den Rest geht er allein, den gepflasterten Weg, am Gelände des Horts entlang, bis zum Eingangstor, das ein Gitter ist.

Er bleibt stehen, blickt hinein.

Er sieht:

das Gelände des Horts

Betonfliesen

zwei Tischtennisplatten aus Stein, hintereinander, parallel

eine kleine rechteckige Wiese, links

eine kleine rechteckige Wiese, rechts

Bäume auf dem Gelände, am Rand

ihr Laub

das Gebäude des Horts, ein flacher Pavillon, Fensterwände

etc.

Er dreht sich um. Vor ihm ein breiter Streifen Pflastersteine, der sich langsam senkt, in den Hof führt. Auf halber Höhe, rechts, die Betonfassade einer großen Halle. Weiter unten, links, am Fuß des Abhangs, ein schwarzer Kasten, Beton, mit langen rechteckigen Fenstern an den Seiten.

Der Himmel ist bedeckt.

Er geht zum Hof hinunter. Es sind etwa fünfzig Meter.

Er spürt, wie er mit jedem Schritt kleiner wird.

BETREFF: Re: Gruß

Ich schreibe meiner Mutter zum letzten Mal. Ich habe sie seit sechzehn Jahren nicht gesehen, seit fünf Jahren nicht mehr mit ihr geschrieben. Ich schreibe, dass ich gern den Kontakt zu ihr wieder aufnehmen würde. Bald darauf erhalte ich eine knappe Mail. Guten Tag, weiter möchte ich keinen Kontakt. Mit freundlichen Grüßen.

Er kommt kaum noch vorwärts. Er bleibt stehen, sieht an sich hinunter: Sein Körper hat sich nicht verändert. Er geht weiter.

Jeder seiner Schritte ist nicht einmal halb so groß wie sonst.

Ich war Student von so ner Fachhochschule, und sie auch. Und da hab ich sie, is man aneinander vorbeigelaufen, auf dem Weg zu irgendnem Seminar is man dann da hoch, und dann guckste so, hoh, wat ne heiße Frau. Und dann am nächsten, Woche drauf hat man sich wiedergesehen. Also weil die Wege ja eigentlich im wöchentlichen Turnus gleich warn. Und sie muss mich auch wohl bemerkt ham. Und dann gibs, dann gabs ne Cafeteria da, wo man, wowo man immer so gesessen hat oder Kaffee getrunken, und dann hab ich sie auch wohl von Fei-, von Ferne gesehen. Gelächelt oder so, oder nur, nur mit Augen.

Frau ■■■■■■■ bewohnt mit ihrem fast zweijährigen Kind ■■■■■■ eine kleine Wohnung in ■■■■■. Die Wohnung von Frau ■■■■■■■ konnte nicht besichtigt werden, macht aber äußerlich einen gepflegten Eindruck (Fenster, Gardinen, Blick von der Wohnungstür). Frau ■■■■■■■ ist nicht berufstätig. Den Lebensunterhalt finanziert sie durch Sozialhilfe und Kindesunterhalt.

Er steht vor dem schwarzen Kasten, auf der linken Seite des Hofs. Zwei große gläserne Türen. Schwarze Metallrahmen, Griffe.

Er sieht hinein. Ein größerer Eingangsbereich, schwarze Fliesen, hinten an der Wand eine Treppe.

Auf den unteren Stufen steht jemand.

Die Person ist verschwommen. Er sieht sie an.

Er sieht sie an.

Die Person geht die Treppe hoch.

Er hört:

Schritte,

Hall.

Und dann war irgendn Abend, da ging ich in ne Disco, bin ich abends in die Disco gegangen, also Disco, laut, Blitzlichter, da steht sie da ganz hinten, ich komm rein, und dann kommt sie, wir nehmen uns in n Arm, ich wusste nich, wie sie heißt, und küssen sofort, das war sofort Euphorie, ja. Das war dann der Abend, wo man sich geliebt hat, aber dann bin ich auch nach Hause gegangen, ja. Ich war ja damals noch mit ner andern, ner andern Frau zusammen. Aber dann bin ich dann irgendwann zu ihr, hab sie besucht. Dann war das so einfach normaler Gesprächskram, labern, kennenlernen, am Tisch sitzen, und dann bin ich abends wieder auch irgendwann nach Hause gefahren.

Er steht vor dem schwarzen Kasten, links.

Er dreht sich um, sieht umher.

Eine grau gepflasterte Fläche.

Der Weg, den er gekommen ist, vom Hort aus an der Halle vorbei.

Ein niedriger, bogenförmiger Wall, der den Hof zu den übrigen Seiten begrenzt. Darauf Gras. Dahinter die hohen Drahtzäune eines Sportplatzes.

Ein schwacher Wind.

Er hört ein schabendes oder klirrendes Geräusch, weit entfernt.

Er geht auf das Geräusch zu.

■■■■■■■Ob sie ihn hinfahren könne.

Natürlich. Sie habe ihn ja auch schon früher gefahren, manchmal.

Die Tante sitzt ihm gegenüber auf der Couch.

Die Couch ist beinahe so durchscheinend wie sie selbst.

Ob sie ihn jetzt sofort hinfahren könne.

Ja.

■■■■■■■Ein schabendes oder klirrendes Geräusch,

weit entfernt,

und hallt über den Hof. Leise. Schwacher Wind.

Leise hallt es über den Hof.

Er geht auf das Geräusch zu.

Und beim zweiten Mal bin ich abends nich mehr nach Hause gefahrn. Und dann hab ich mich auch getrennt von der, der, is Schluss, hab ich gesacht, bin mit jemand anders zusammen jetz.

ICH BIN ABER AUCH NOCH HIER

Frau ■■■■■■■ wuchs als ältestes Kind in einer Familie mit sechs Geschwistern auf.

Ein schabendes oder klirrendes Geräusch, weit entfernt,

Sie besuchte das Gymnasium, machte Abitur und studierte zunächst Pädagogik.

und hallt über den Hof. Leise. Schwacher Wind.

SIE WERDEN AN EINEM KARZINOM ERKRANKEN

Dann warn wir nur in ner Tonne, wir ham n ganzen Tach im Bett gelegen, ham immer nur Schallplatten gehört, irgend so ne Platte, die ich gar nich kannte. Weiß nich mehr, wie sie heißt. Immer Schallplattenspieler immer rumgedreht, damals, das war, hattes ja nichts andres. Ja, und das war sehr euphorisch.

SIE WERDEN AN EINEM KARZINOM ERKRANKEN, SIE DRECKSHAUFEN

Die sogenannten typischen oder klassischen Neuroleptika (auch: Neuroleptika der ersten Generation) wurden zu Beginn der 1950er Jahre entwickelt. Sie veränderten die therapeutische Praxis bei psychotischen Störungen derart grundlegend, dass psychiatriegeschichtlich von einer psychopharmakologischen Revolution gesprochen wird.

und hallt über den Hof. Leise. Schwacher Wind.

Leise hallt es über den Hof.

Er geht auf das Geräusch zu.

Beispiele klassischer Neuroleptika sind das 1950 von Paul Charpentier synthetisierte Chlorpromazin und das ab 1953 klinisch eingesetzte, aus der Indischen Schlangenwurzel (Rauwolfia serpentina) gewonnene Reserpin. Die Einführung dieser Psychopharmaka stellte bis dato etablierten Formen der »Therapie« psychotischer Störungen eine – vergleichsweise – humane Alternative zur Seite. Gängig waren damals Interventionen wie die Internierung sogenannter Geisteskranker in psychiatrischen Anstalten oder die Lobotomie,

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ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem Nervenfasern zwischen Thalamus und Frontallappen zerstört werden, was in der Historie dieser Praxis uneinheitliche Resultate nach sich zog: Einigen wenigen lobotomierten Menschen ging es wohl besser, manche kamen durch die Operation zu Tode, andere brachten sich danach um, wieder andere waren fortan apathisch oder zeigten erhebliche kognitive Einschränkungen bis hin zur geistigen Behinderung. – Nebenbei bemerkt: In diesem Zusammenhang war es zum Beispiel vollkommen üblich (Stichwort: Transorbitale Methode), dem zu lobotomierenden Menschen ein Werkzeug, das nicht nur zufälligerweise einem Eispickel ähnelte – die erste Lobotomie dieser Art wurde von Walter Freeman mit einem für Cocktail-Eis bestimmten Eispickel aus seiner Küchenschublade durchgeführt –, erst oberhalb des einen, dann oberhalb des anderen Augapfels durch den Schädel ins Gehirn zu treiben und dort eine Weile hin und her zu schwenken (rein äußerlich deuteten hinterher meist nicht mehr als Hämatome an den Augen auf den Eingriff hin). Die Prozedur erschien nicht zuletzt deswegen lohnend, weil sie auch von Menschen ohne chirurgische Ausbildung ausgeführt werden konnte und nicht viel Zeit erforderte: Freeman, der einmal, transorbital lobotomierend, für ein Foto pausierte, woraufhin das Orbitoclast getaufte Operationsinstrument so von seiner Bahn abwich, dass der Patient sofort verstarb, blieb teils unter zehn Minuten.

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Nach Schilderung Herrn ■■■■■■s befand sich Frau ■■■■■■■ als »Lieblingstochter« des Vaters noch lange in einer starken Umsorgung ihrer Familie. Herrn ■■■■■■s Schilderungen und ihr eigenes heutiges abweisendes Verhalten den Eltern gegenüber lassen davon ausgehen, dass die Loslösung aus einer geborgenen, fürsorglichen Familiensphäre für die junge Frau ein immenses Problem war.

Er geht auf das Geräusch zu. Er kommt kaum vorwärts. Jeder seiner Schritte ist nicht einmal halb so groß wie sonst. Leise. Schwacher Wind. Leise hallt es über den Hof.

Er geht auf das Geräusch zu. Er geht darauf zu.

Er geht weiter.

Er geht.

Einerseits schätzte Frau ■■■■■■■ die Harmonie mit den Eltern und Geschwistern, andererseits fühlte sie sich in ihren Selbstständigkeitsbestrebungen eingeengt. Über die Zeit ihres Studiums war von Frau ■■■■■■■ außerdem zu erfahren, dass sie bis ca. ■■■■ einige Jahre lang psychotherapeutisch behandelt wurde.

Du gehst aus dem Zimmer

Du gehst durch den Flur

Du öffnest die Tür

Du gehst durch das Treppenhaus

Du gehst nach oben

Du öffnest die Tür

Du gehst hinein

Du gehst auf den Dachboden

Du weißt es jetzt

Du bist dir jetzt ganz sicher

Auf der Arbeit – ich finanziere mir mein zweites Studium, indem ich suchmaschinenoptimierte Texte für einen Online-Versandhändler verfasse – habe ich den ganzen Tag auf den Computer gestarrt und will daher jetzt keinen Film schauen, nicht noch mehr Bildschirm, bitte. Meine Freundin hingegen hat den ganzen Tag im Laden gestanden, als einzige Mitarbeiterin, ohne größeren Kundenkontakt, und nichts zu tun gehabt, außer ein paar Regale aufzuräumen und das Schaufenster neu zu gestalten, sie ist unruhig, sie will der Ereignislosigkeit ihres Tages etwas entgegensetzen, sie will jetzt unbedingt einen Film. Nie möchtest du einen Film mit mir gucken, sagt sie. Deine Mutter möchte nie einen Film mit dir gucken, sage ich. Wir sitzen in der Küche unserer Wohnung, haben gerade gegessen. Und deine Mutter, sagt meine Freundin, sie stockt kurz, deine Mutter hat nie einen Film mit dir geguckt.

Er geht auf das Geräusch zu. Leise.

Schwacher Wind. Er kommt kaum vorwärts.

Leise hallt es über den Hof. Jeder seiner Schritte.

Nicht einmal halb. Er geht auf

das Geräusch zu.

Er geht weiter.

Er geht.

Dann,

als seine Schuhsohlen den Boden berühren,

einen Pflasterstein,

dann noch einen,

ein Knäuel,

laut:

Bälle prallen auf, prallen auf den Boden,

Körper fallen, fallen,fallen auf den Boden,

Schritte, überall,

Stimmen,

Stimmen,

Stimmen,

Schreien, Lachen, Weinen etc.

Dahinter das Geräusch. Er geht auf das Geräusch zu. Er geht weiter.

■■■■■■■ICH BIN ABER AUCH NOCH HIER

MAL SEHEN, WER WOHL AM STÄRKSTEN IST

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Dann

Dann nichts mehr

alles weg

kein Geräuschaußer

wie er auftritt

Wind

sein Atem

■■■■■■■Ich stehe auf dem Schulhof, neben einem Mülleimer. Ich bin sieben oder acht Jahre alt.

■■■■■■■Es ist still. Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen. Er geht über den Hof. Kein Wind, keine Geräusche. Er kommt kaum vorwärts. Nicht einmal halb so groß. Jeder seiner Schritte. Weit entfernt sieht er etwas. Er geht darauf zu. Er sieht etwas.

Sie war auch öfters bei mir, in der Wohnung. Ich wohnte damals in ner WG. Ja, und dann kam sie zu mir, oder wir hatten so n kleinen Opel Corsa, und ich fuhr zu ihr. Irgendwann sachtse so, wenn du, du, zieh mal zu mir. Scheiße. Ich hatte ne supergeile Bude, wir hatten echt ne geile Spitzenbude, es warn, es kamen auch immer viele Leute, wir ham immer Musik gemacht und so. Wenn du nich zu mir ziehst, dann liebs du mich nich, diese Erpressung, ja. Dann bin ich dann irgendwann dann ausgezogen, ja, ich hab, ich hab das, das gedacht, ich lieb sie, dann tu ich das jetz auch. Ich bin letztlich hörig gewesen. Sie hat das von mir eingefordert, und sie hat diktiert, und ich bin gefolgt, ich war nich fähig zu sagen, bei aller Liebe, da war ich nich fähig zu. Dann bin ich ausgezogen, und das hat da auch geknallt, in ner WG fanden sie das auch scheiße. Ham wahrscheinlich auch mir den Vorwurf gemacht, warum machs du so n Scheiß. Ja, und dann bin ich bei ihr eingezogen, alles n bisschen eng, alles n bisschen klein, ja. Das war aber auch noch gut.

Er geht weiter.

Er sieht etwas. Die Konturen werden schärfer. Er geht darauf zu.

Die von Frau ■■■■■■■ gewährten Antworten waren wenig konkret und beschrieben allgemeine Normalzustände. Nachfragen erwiesen sich als zwecklos. So berichtete Frau ■■■■■■■ zwar von sich aus, dass sie während des Studiums jahrelang Psychotherapie in Anspruch genommen habe, als Therapiethema nannte sie jedoch lediglich Schlafstörungen und Unwohlsein. Auf Nachfragen gab sie Angstzustände an, wollte aber nicht mitteilen, vor welchen Dingen oder Situationen sie Angst gehabt habe. Sämtliche Fragen nach dem Kindesvater wurden zunächst zurückgewiesen. Erst gegen Ende der Exploration konnte mit größter Vorsicht ihre Sichtweise in Erfahrung gebracht werden.

Ein paar Meter vor ihm, ein paar Meter vor dem Wall: ein Fahrrad. Es steht auf Sattel und Lenker, das Hinterrad dreht sich schnell, die Speichen, die in der Bewegung verschwimmen, klirren im Wind.

Hinter dem Fahrrad steht ein Kind, welches das Rad knapp überragt. Mit einer Hand an der Pedale kurbelt es, mit der anderen hält es einen kurzen Stock an das sich drehende Hinterrad. Der Stock schabt über das Gummi des Reifens.

Das Kind sieht ihn an, nickt ihm zu. Er tritt ein paar Schritte vor.

Nach einer Weile legt das Kind den Stock auf den Boden und beginnt, den Reifen schneller zu drehen. Er sieht in die Speichen.

Das Kind senkt die Hand zum Hinterrad, bis sie das Profil berührt. Der Reifen schleift über die Haut. Das Kind kurbelt schneller.

Es entsteht kein Geräusch. Er hört nur das Klirren der Speichen, seinen Atem, den Wind. Er sieht in das Hinterrad.

Du stehst auf dem Dachboden

Du weißt es jetzt

Du bist dir jetzt ganz sicher

Es ist ganz klar glasklar sonnenklar Es gibt nicht den geringsten Zweifel

Ich bin achtzehn oder neunzehn Jahre alt, als mein Vater erwähnt, dass es Gutachten gebe, die er mir zeigen könne, gerichtspsychologische Gutachten über meine Mutter und mich. Er habe sie aufbewahrt, er könne sie mir geben. Willste sie lesen?, fragt er. Was für eine Frage. Natürlich will ich sie lesen. Ich sage: Ja, gern. Mein Vater geht in sein Zimmer und kommt ein paar Minuten später mit circa fünfzig Seiten Text wieder. Es sind zwei Gutachten, ungefähr gleich lang, das Papier schon leicht vergilbt, an einigen Stellen sind die Buchstaben etwas verblichen, aber der Großteil ist gut lesbar. Schreibmaschinenschrift, zahlreiche, ebenfalls mit der Schreibmaschine angefertigte Unterstreichungen, dazu, mit blauem Kuli, die Unterstreichungen meines Vaters. Am Rand des ersten Gutachtens, in nahezu unleserlicher Schrift, einige Notizen: »Psychose«, »Isolation«, »Schub«, »Verweigerung«, »Allgemeiner Unsinn«, »Wahnideen«, »keine Zielgerichtetheit«, »keine Logik«, »Angst bestimmt momentanen Zustand«, »Wirklichkeit besteht nicht mehr«, »Zukunftsdenken unmöglich«, »Wahrnehmungsstörungen + Symbolsprache«, »Suizid«, »keine Einsicht, Reflexion«, »Misstrauen«, »Mimik«, »keine Änderung«, »Gefahr«, »keine Kontakte«, »Sprache ist Kommunikation«, »Wenn ich das lese, scheiße, er war so kontaktfreudig mehr als andere«, »Autismus«, »Die lässt den doch nicht rein«. Am Schluss die Signatur des Gerichtspsychologen, Dipl. Psy.

Er sieht in das Hinterrad.

Das Rad dreht langsam aus.

Als das Hinterrad zum Stillstand kommt, sieht er hoch.

Das Kind hebt die Arme, streckt sie in seine Richtung, die Handflächen nach vorn.

Er sieht die Hände des Kindes an. In der einen befindet sich ein reifenbreiter Spalt, mittig, der die Hand in zwei Hälften teilt.

Er sieht durch den Spalt auf den Wall.

II

■■■■■■■Ob noch alles wie damals sei.

Die Tante blickt auf, sieht ihn an.

Es sei noch alles wie damals. Hier verändere sich nichts. Höchstens, dass die Dinge verblassten. Aber nicht so, dass sie ganz verschwänden. Allenfalls so, dass sie kurz verschwänden. Dann tauchten sie wieder auf.

Ob die Straßen noch seien wie damals.

Alle Straßen seien noch wie damals.

Ob die Gebäude noch seien wie damals.

Die Häuser,

Geschäfte,

Restaurants,

Kioske,

Schulen,

Schwimmbäder,

Sporthallen etc.

Alle Gebäude seien noch wie damals.

Ob die freien Flächen noch seien wie damals.

Die Spielplätze,

Sportplätze,

Parkplätze,

Parks,

Wiesen,

Höfe,

Hinterhöfe etc.

Alles sei noch wie damals.

Ob das Wetter noch sei wie damals.

Es sei noch ganz wie damals. Es wiederhole sich Jahr für Jahr, Tag für Tag.

Ob die Menschen noch seien wie damals.

Sie seien alle noch wie damals, allerdings am meisten verblasst. Er sehe es ja an ihr selbst.

Wie das sein könne.

Es sei nun einmal so. Seit er fortgegangen sei.

Er sei ja jetzt wieder da.

Ja. Er sei ja jetzt wieder da.

Bruchstückhaft gab Frau ■■■■■■■ an, dass Herr ■■■■■■