Ein Toter zu wenig - Edmond Schmitt - E-Book

Ein Toter zu wenig E-Book

Edmond Schmitt

2,2

Beschreibung

Als Marion, die alleinstehende gutaussehende junge Wirtin aus Esch-Alzette, den attraktiven Gutsherrn Nico Winandy - Nachfahre der Grafen von Hohenstein - kennenlernt und seinem Charme verfällt, ahnt sie nicht, dass sie sich in einen skrupellosen Gangster verliebt hat und ihr Leben an einem entscheidenden Wendepunkt angekommen ist. In einem dramatischen Kreislauf verweben sich fortan Banküberfälle, Erpressung, Geiselnahme bis hin zu Mord und vorgetäuschter Liebe. mit fatalen Folgen. Brillant geschildert, fesselt die spannende Handlung den Leser ab den ersten Seiten bis zum überraschenden Ende. Nach vier Belletristik-Romanen ist ?Ein Toter zu wenig? das vielversprechende Krimidebüt von Edmond Schmitt.

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Seitenzahl: 208

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1.

1958... Ein heißer Sommertag kündigte sich an, als der Gemüsehändler Pierre Fischer - von den Hausfrauen Geméis-Pierchen genannt - seinen von einem alten Motorrad gezogenen vierrädrigen Karren mit frischem Gemüse, Salat, Obst und neugeernteten Kartoffeln belud, um in den Vororten der Stadt Esch seine alltägliche Verkaufstour abzufahren. 

Heute führte ihn seine Tournee in das sich am Rande der Industriemetropole gelegene Wohnviertel Lallingen, wo es nur wenige Lebensmittelgeschäfte gab und es sich daher für den Geméis-Pierchen besonders lohnte. Deswegen zog er dreimal wöchentlich - und zwar dienstags-, donnerstags- und samstagsvormittags - durch die Straßen und Gassen des aufstrebenden Ortsteils. Die übrigen Wochentage fuhr er abwechselnd das Dellhéicht- und das Neudorf-Viertel ab. 

Wenn das Läuten seiner Handglocke ertönte, wussten die Hausfrauen, dass der Geméis-Pierchen in der Straße hielt. Die meisten von ihnen plauderten gerne mit dem stets freundlichen und gutgelaunten Fünzigjährigen, der seinen Öslinger Dialekt noch nicht ganz hatte ablegen konnte ... einige meinten: nicht ablegen wollte. Er verstand es blendend zu schäkern und die Neuigkeiten, die er unterwegs aufgefangen hatte, taufrisch weiterzugeben. 

*

Es ging auf die Mittagsstunde zu. Eine drückende Schwüle lastete über der Stadt. 

Geméis-Pierchen hatte bereits weit mehr als die Hälfte seiner Ladung verkauft. In einer Stunde, so schätzte er, würde auch der Rest abgesetzt sein. 

„Da braut sich etwas zusammen“, prophezeite eine ältere Kundin, und schaute vielsagend gegen Himmel, wo dunkle Wolken aufzogen. 

„Wenn ich Glück habe, bin ich noch rechtzeitig zu Hause, bevor es losgeht“, entgegnete Pierchen in seiner gewohnt ruhigen Art. 

Doch so lange sollte es nicht mehr dauern ... 

Grelle Blitze zuckten und es donnerte furchterregend. Am Kiosk an der Ecke wurden Zeitungen und Illustrierte von Windböen erfasst und fortgewirbelt. Die rotbraune Plane über Pierchens Karren - die seine schnell verderbliche Ware vor den sengenden Sonnenstrahlen bewahren sollte - schwebte davon und landete in den Sträuchern eines nahen Vorgartens. 

Um seine empfindliche Fracht zu retten, fuhr Pierchen seinen Karren von der Straße ab und stellte ihn unter das Gerüst eines zweigeschossigen Neubaus. 

Doch die Sturmböen nahmen an Stärke zu. Plötzlich krachte es über ihm im Gebälk. Das in sandgefüllten Metallfässern stehende Holzgerüst begann zu wanken und neigte sich seitwärts. Krachend brachen zwei Stützen ab. Bausteine, Ziegel, ein Kübel voll Zement rutschten weg und polterten mit ohrenbetäubendem Lärm in die Tiefe. 

Stöhnen drang aus dem Geröll ... 

Eifrige Helfer eilten herbei. Mühsam holten sie den stark blutenden Verschütteten heraus. 

Doch für Geméis-Pierchen kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unglücksstelle ... erschlagen von einem Bretteraufbau, der ihm Schutz hätte gewähren sollen. 

Die Nachricht von seinem tragischen Tod ging wie ein Lauffeuer in Esch herum.

*

Pierchen Fischer war schon als Kind mit seiner Familie aus dem Ösling nach Esch gezogen, wo sein Vater Arbeit in einer Erzgrube gefunden hatte.

Nach der Primärschule hatte auch er als Pferdejunge in einer Galerie gearbeitet. Seine Tätigkeit bestand darin, die jeweils mit zwei Tonnen Erzgestein beladenen klobigen Förderwagen mit einem Pferd aus der Galerie auf die Verladerampe zu ziehen, wo es in bereitstehende Eisenbahnwaggons gekippt und in Hüttenwerke gefahren wurde, um es zu hochwertigem Eisen und Stahl zu verarbeiten. Neun Jahre lang - zwölf Stunden pro Tag - sechs Tage die Woche ging er dieser Tätigkeit nach. 

Nachdem die Grube ihren Betrieb eingestellt hatte, war Pierchen arbeitslos. Er musste sich nach einer anderen Verdienstmöglichkeit umsehen. 

Da kam ihm die Idee sich selbstständig zu machen. 

Von seinem Ersparten ließ er sich bei einem Wagnermeister einen vierrädrigen Karren anfertigen, nahm Kontakt zu einem Großhändler auf, und gründete seinen eigenen ambulanten Gemüse- und Obstkleinhandel.

 Seitdem fuhr er täglich nach einem genau eingehaltenen Stunden- und Wochen-Plan die verschiedenen Vororte von Esch ab. Er war zu einer Institution geworden ... fast 24 Jahre lang. 

Daneben betrieb er seit einigen Jahren auch noch eine Kneipe, die - wenn er auf seiner Gemüsetour war - von seiner Frau geführt wurde. Nach ihrem unerwartetem frühen Tod, stand seine Tochter Marion hinter der Theke. 

Sie war Anfang zwanzig, redegewandt, stets gut aufgelegt und sah blendend aus. 

Kein Wunder, dass die Wirtsstube florierte und mehr als ein junger Mann ihr den Hof machte. 

*

Mit dem jähen Tod ihres Vaters hatte sich Marions Leben schlagartig verändert. Von einem Tag zum andern auf sich allein gestellt, musste sie nun Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. 

Da sie keine zwei Geschäfte gleichzeitig führen und auch auf die Schnelle keinen Käufer finden konnte, gab sie den ambulanten Gemüsehandel auf. Nur das Wirtshaus sollte fortan ihre Existenz bleiben. 

Doch schon bald stellte sich heraus, dass sie den rechtschaffenen Geschäftssinn ihrer verstorbenen Eltern nicht geerbt hatte. 

Auch wenn sie eine stets freundliche und deshalb beliebte Gastwirtin war, so hieß das aber nicht, dass sie auch vernünftig mit Geld umzugehen vermochte. Wenn bei Feierabend ein letztes Mal die Kasse geklingelt hatte, freute sie sich über den satten Tagesumsatz, den sie fatalerweise mit Gewinn gleichsetzte. Das hatte zur Folge, dass im Lauf der Zeit ihre Garderobe mit teueren Kleidern und Schuhen wuchs ... aber gleichzeitig auch die unbezahlten Rechnungen und strengen Mahnungen von Lieferanten zunahmen. 

Nur wenn ein zorniger Zulieferer vorsprach und mit Gerichtsvollzieher und Pfändung drohte, bezahlte sie umgehend. 

Fast drei Jahre schlug sie sich, trotz aller Widrigkeiten, auf diese Weise durch. Drei Jahre, in denen sowohl die Zahl ihrer Liebhaber als auch die der Gläubiger zunahm. 

 *

Dann entschied sie sich eines Tages ihre Kneipe umzumodeln. Die dünnen Netzgardinen an den beiden Fenstern und an den Scheiben der Eingangstür wurden durch dichte Vorhänge ersetzt. An der mausgrauen Fassade ließ sie eine weithin sichtbare rote Lichtreklame mit dem Namenszug „Bar chez Marion“ anbringen. Für Abends ab 20 Uhr hatte sie eine Attraktion programmiert, wie sie das einmal in einem Nachtclub in Luxemburg-Stadt gesehen hatte: auf einer leicht erhöhten kleinen Bühne saßen ein Pianist und ein Geiger, die zum Tanz aufspielten, wozu eine Kabarettistin in enganliegendem schwarzglänzenden Seidenkleid französische Schlager sang. Dafür wurden ab dieser Stunde die Getränkepreise drastisch erhöht. 

Aber ihre Hoffnung auf eine Umsatzsteigerung erfüllte sich nur zum Teil. Langjährige ältere Stammkunden zeigten kein Interesse an diesem Kabaretprogramm und wanderten in andere ruhigere Lokale ab. Jüngere Leute konnten sich diese Preise nicht leisten und hockten stundenlang bei ein- und demselben Glas. 

Wenn Marion nach Mitternacht Musikanten und Sängerin ausbezahlt hatte - die auf eine sofortige Honorierung bestanden - blieb nur, wenn überhaupt, ein kaum nennenswerter Betrag übrig. 

Eines Tages war die Geduld ihrer Gläubiger zu Ende. Mit einer Gemeinschaftsklage zogen sie vor Gericht. 

Marion wurde für bankrott erklärt. Ihr nicht unbedingt zum Leben notwendiges Mobiliar, das Klavier sowie der überwiegende Teil ihrer Kleider und Schuhe wurden durch einen Gerichtsvollzieher öffentlicht versteigert. Die Brauerei, die vergebens auf die Miete eines ganzen Jahres wartete, löste umgehend den Vertrag, ließ das Lokal schließen, kündigte ihr die Wohnung und suchte umgehend nach einem neuen Pächter. 

Doch damit war Marion keineswegs von ihren Zahlungsverpflichtungen entbunden. Von ihrem Insolvenzverwalter wusste sie, dass ein Teil ihres Lohnes - egal wo und was sie arbeitete - gepfändet würde um die Gläubiger zu entschädigen. 

Aber zuvor musste sie erst einmal eine neue Arbeitsstelle finden ... 

Eines Morgens wurde sie im Escher Bahnhof gesehen, als sie, in jeder Hand einen Koffer, den Zug nach Luxemburg bestieg. 

 Danach verlor sich ihre Spur.

2.

Ab Mitte Januar war es empfindlich kalt geworden. Nachtsüber fielen die Temperaturen bis minus 20 Grad. Auf den Hochplateaus der Eifel lag der Schnee stellenweise bis zu einem Meter hoch. Vielerorts schafften es die kommunalen Räumdienste nicht Straßen und Wege fahrbereit zu halten. Entlegene Dörfer waren abgeschnitten oder nur noch per Pferdeschlitten zu erreichen.

Am meisten litt das Wild, das durch diese Schneemassen kein Futter mehr fand. Wildschweine, Rehe und Hirsche wagten sich - was nur in besonders strengen Wintern vorkam - an landwirtschaftliche Gebäude heran um dort Nahrung zu suchen.

Erst Mitte März ließ die Kälte nach und tagsüber stieg das Quecksilber in den Plusbereich. Langsam setzte die Schneeschmelze ein. In unzähligen Rinnsalen lief das Schmelz- wasser die Berghänge herab. In den Tälern schwollen Bäche und Flüsse an, traten über ihre Ufer, setzten Wiesen und Äcker unter Wasser. Straßen wurden unpassierbar.

Doch ungeachtet der Wetterkapriolen ging das Leben der naturverbundenen Eifeler Bevölkerung weiter.

*

Es war Frühling geworden. In Bad Bertrich, dem lieblichen Kurstädtchen am Südrand der Vulkaneifel und der einzigen Glaubersalztherme Deutschlands, trafen die ersten Kurgäste und Erholungssuchende aus Nah und Fern ein. Die bereits warmen Sonnenstrahlen ausnutzend, promenierten sie in dem kleinen gepflegten Kurpark, lauschten den Klängen des Kurorchesters oder spazierten durch den hufeisenförmigen naturbelassenen Römerkessel, vorbei am romantischen Schwanenteich, entlang der steil abfallenden Felsenhänge, auf denen leuchtendgelber Ginster - das Eifelgold - blühte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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