Ein verhängnisvolles Date - Michael Sohmen - E-Book

Ein verhängnisvolles Date E-Book

Michael Sohmen

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Beschreibung

Sie ist attraktiv. Sie ist erotisch. Sie wünscht ein Date. Das kann nur ein Fake sein. Voller Neugier, was es damit auf sich hat, geht James auf ihr Angebot ein. Wenig später erscheint die Frau aus dem Chat tatsächlich. Noch ist ihm nicht klar, auf welches Abenteuer er sich eingelassen hat. Er gerät in die Fänge einer mysteriösen Organisation. Als er ihren Boss trifft, kann er seinen Augen kaum trauen.

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Michael Sohmen

 

 

Ein verhängnisvolles

Date

 

Roman     

 

E-Book Version 1.0

Erste Veröffentlichung November 2023

Das Buch ist auch erhältlich als Printausgabe

ISBN-13: 978-3756812431

© 2023 Michael Sohmen

Buchcover: Michael Sohmen

 

Impressum:

Michael Sohmen

Hirschstraße 92

75133 Karlsruhe

Email: [email protected] 

Internet: http://www.pilgern-online.de 

 

 

James wollte sich schon aus dem Chat verabschieden, als das Herzchen aufleuchtete. Eine Nachricht war in seine Kontaktbox geflattert. Endlich tat sich etwas.

»Ich heiße Jenny. Bitte melde dich!« Als er die Nachricht las und ihr Profilbild betrachtete, war er sofort hellwach. Auf Begeisterung folgte Ernüchterung. Ihm war klar, dass es nur ein Fake sein konnte. Hinter solchen professionellen Fotos steckte niemals eine reale Person, vor allem, wenn sie ihrem Statement zufolge ein erotisches Abenteuer suchte. Jeder wusste, dass so etwas nur in männlichen Wunschträumen passierte. Nach wenigen Minuten traf eine weitere Nachricht ein. »Ich bin es nochmal, bitte schreib mir!« Wer auch immer hinter diesem Profil steckte, war äußerst hartnäckig. James entschied sich, das Spiel mitzumachen und schrieb zurück.

Lange betrachtete er ihr Foto. Eine professionelle Aufnahme. Schwarzes, hüftlanges Haar fiel über ihr rotes Kleid, das nur bis zum Ansatz der Oberschenkel reichte und bot einen rückenfreien Einblick. Zur Seite gedreht, warf sie einen lasziven Blick zur Kamera. Diese Frau repräsentierte den Traum jedes Mannes. Die Spaghetti-Träger, die den leichten Stoff hielten, betonten ihre vollendeten Brüste. Alles klar! Mäuse lockt man mit Speck. Das war bei Männern nicht anders, da biss jeder gerne an.

»Danke, dass du dich gemeldet hast«, meldete sie sich erneut. »Können wir chatten? Bist du alleine?«

Diese Frage bejahte er und der Chat wechselte schnell ins Erotische.

»Ich sitze hier gerade in Spitzenunterwäsche. Sie ist rot. Meine Lieblingsfarbe. Mein BH ist durchsichtig. Schade, dass du mich jetzt nicht sehen kannst.«

»Hast du Lust auf einen Videochat?«, schrieb er, worauf sie erwiderte, ihre Webcam funktioniere leider nicht. Eine andere Antwort hatte er auch nicht erwartet. Das Model-Foto in Kombination mit der erotischen Unterhaltung nutzte die Schwäche der Männer aus, sich schnell verführen zu lassen. Das hier war nur eine Fantasie, eine Scheinwelt. Zum Glück wusste er Bescheid.

»Da wir uns nicht sehen können, wie wäre es, ich komme einfach bei dir vorbei?«, lautete die nächste Nachricht. »Hast du in dieser Nacht schon etwas vor?«

Natürlich hatte er das nicht, antwortete er.

»Dann komme ich gleich zu dir. Gib mir deine Adresse.«

Er zögerte. Was für ein Trick war das denn nun? Normalerweise wurde man hingehalten, bis die Frauen mit einer Forderung kamen und man Geld überweisen sollte. Meistens ging es um eine rührselige Geschichte, die Mitleid erregen sollte. Aber wenn sie nach langer Wartezeit nicht auftauchte, erkannte jeder Mann doch sofort, dass es sich um einen Trick handeln musste. Was hatte sie tatsächlich vor? Wenn er seine Adresse preisgab, was konnte da schon passieren? Im schlimmsten Fall bekäme er unnötige Werbeschreiben, die gleich beim Altpapier landen würden. Eine Werbefirma? Er war neugierig und gab ihr seine Anschrift, worauf sie versprach, in wenigen Minuten stände sie vor seiner Tür.

Eilig sprang er unter die Dusche, legte ein dezentes Parfum auf und schlüpfte in seine besten Klamotten. Er hatte den Verdacht, dass eine andere Frau auftauchen würde und sie nur das Foto eines Models in ihr Profil eingestellt hatte. Er hoffte es. Dies wäre jedenfalls besser, als lange Zeit im Chat zu hängen. Vielleicht hätte er diese Nacht noch etwas Spaß.

Eine Viertelstunde lang wartete er vor seiner Haustür, bis sich ein röhrendes Geräusch näherte. Ein roter Oldtimer bog um die Ecke und hielt. Was suchte dieser Angeber hier? James wünschte, das Auto würde weiterfahren, da senkte sich die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite.

»Worauf wartest du? Steig ein, wir machen eine kleine Spritztour!« Es war die Dame aus dem Chat. Das konnte doch gar nicht sein.

Er hatte so ein Fahrzeug in einem Film gesehen. Es war ein Mustang. Sportlich und schön. Wie die Dame hinter dem Steuer. War er gerade in einem Traum? Wenn ja, gäbe es keinen Grund, ihrer Aufforderung nicht zu folgen. Falls nein, fiel ihm nichts ein, was dagegen sprechen würde und er nahm neben ihr Platz.

»Schönes Auto«, murmelte er und betrachtete die rote Ledergarnitur.

»Ich habe mir einen Traum erfüllt.« Ihr Fuß betätigte das Gaspedal, der Motor heulte auf und das Auto beschleunigte mit einem harten Dröhnen. »Der Verkauf meiner Marketingagentur hat mir ein Vermögen eingebracht. Zur Belohnung habe ich mir dieses Schätzchen gegönnt.«

James schwieg, während die Häuser vorbeirauschten. Immer wieder wagte er einen zaghaften Blick zur Fahrerin. Eine schwarze Haarpracht fiel über ihre Schultern. Als sie den Gang wechselte, strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und betätigte das Pedal, wodurch sie einen kurzen Blick auf ihre nackten Oberschenkel bot. Er zwang sich, sie nicht anzustarren, während sie den Knüppel betätigte und intime Einblicke gewährte. Schon einige Zeit hatte er eine Erektion und hoffte, dass sie diese nicht bemerkte. Er schluckte.

»Wohin fahren wir?«, unterbrach er das Schweigen. Dass dies kein Traum war, war ihm mittlerweile bewusst. Auf seinen Armen entfaltete sich Gänsehaut, als er sich erinnerte, dass das Ende eines schönen Traumes selten gut ausging. Dies war aber keiner. Es konnte wirklich gefährlich werden.

»Zum Millionaire’s Club. Die exklusivste Cocktail-Bar weit und breit.«

»Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann.« In James schrillten alle Alarmsignale und ihm war klar, dass er in eine Falle geraten war. Das wenige Geld, das er eingesteckt hatte, würde nicht lange reichen. Höchstens zwei Drinks könnte er bezahlen. Falls sie nicht allzu teuer waren.

»Keine Panik. Sei doch nicht so nervös! Bleib ruhig.« Beim Stopp an der Kreuzung legte sie zärtlich ihre Hand auf sein Bein und kraulte sanft die Innenseite seines Schenkels. »Alles wird gut, James. Du bist eingeladen.«

Wie in Zeitlupe löste sich ihre Hand von seinem Schenkel. Ihr schlanker Arm wanderte zum Steuerknüppel und ihre Hand umschloss ihn fest. Die Ampel wechselte auf Grün und abermals wurde er in den Sitz gedrückt.

»Es ist nicht mehr weit.« Sie warf ihm ein Lächeln zu, drückte den Gashebel bis zum Anschlag und beschleunigte auf das Äußerste, was der Motor hergab und bremste abrupt. »Wir sind angekommen. Ich hatte gehofft, du wärst schwindelfrei. Offenbar ist das nicht so. Mein Fahrstil ist nicht der Beste, aber ich genieße das Fahrgefühl des Mustangs so sehr. Wild und ungestüm. Man muss ihn nur richtig zureiten.«

»Nein, du bist eine außergewöhnlich gute Fahrerin.« James hoffte, er sah nicht so grün im Gesicht aus, wie er sich fühlte. »Rasant. Wie bei einer Rally. Aber du hattest deinen Mustang jederzeit im Griff, das kannte ich von Frauen bisher nicht. Ich hatte nur etwas Angst, dass wir von der Polizei gestoppt werden könnten.«

»Ich hätte mit ihnen geredet und vielleicht ein Bußgeld zahlen müssen. Habe ich etwa einen Angsthasen auf meinem Beifahrersitz? Wir sind angekommen und nichts Schlimmes ist passiert. Heute Nacht wirst du Spaß haben, versprochen! Kommst du jetzt mit in den Club?« Sie zwinkerte ihm zu und legte erneut ihre Hand auf seinen Schenkel. »Oder willst du, dass wir umkehren? Wenn das dein Wunsch ist, bringe ich dich wieder heim. Bist du müde? Der Abend geht doch jetzt erst richtig los. Willst du kneifen, nach Hause gehen und dich in dein Bett legen? Entscheide dich!«

»Klar habe ich Lust auf einen tollen Abend.« Er gab sich einen Ruck, öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Was sich heute Nacht auch immer ereignen würde, so etwas passierte nur einmal in seinem Leben und er war auch kein Angsthase, der sich vor einem Abenteuer fürchtete. Er war nur nicht gut vorbereitet und empfand das Ganze als ein wenig zu spontan. Doch so sei es. Diese Frau war äußerst dominant und er wagte es nicht, einen Rückzieher zu machen. Sie bestimmte, was mit ihm passierte.

Nachdem sie einem Bediensteten ihren Schlüssel zugeworfen hatte, um das Auto zu einem Parkplatz bringen zu lassen, ging sie voraus. Ein Türsteher salutierte und trat beiseite.

»Was ist das denn für ein Club?« James folgte ihren zielstrebigen Schritten, während ihn die kostbare Ausstattung fast überwältigte. Mit Blattgold überzogene Statuen und Marmorsäulen, riesige Wandteppiche und Brunnen, aus denen Wein zu sprudeln schien.

»Ein exklusiver Club. Für Millionäre. Nicht jeder darf herein, du aber schon.« Sie hielt auf einen Tisch zu, an dem Sessel aus feinstem Satin standen. Nachdem sie beide Platz genommen hatten, eilte ein Mann herbei, dessen Outfit an einen Pinguin erinnerte. Er verbeugte sich und nahm eine erwartungsvolle Haltung an. Jenny wandte ihren Blick zu James. »Welchen Drink hättest du gerne?«

Zuerst dachte er an Bier. Doch ihr Blick verriet ihm, dass sie etwas anderes von ihm erwartete. Er überlegte. Ein Cocktail sollte es sein. Er erinnerte sich, vor langer Zeit einen Drink mit Kokosnuss und Ananas probiert zu haben, doch der Name fiel ihm nicht mehr ein. Ihm kam eine rettende Idee. »Das gleiche, was du auch gerne trinkst. Ich probiere gerne etwas Neues.«

Nach einem kurzen Wort von ihr verschwand der Pinguin. James sah sich um. Ihm fiel auf, dass einige Männer skeptische Blicke in seine Richtung warfen. Man schien ihn zu taxieren. Einige verharrten in direkter Nähe. Ihm wurde mulmig. Seine Hände klammerten sich um die Lehne des Sessels.

»Entspann dich.« Sanft legte sie ihre Hand auf seinen Schenkel und flüsterte. »Heute bist du eingeladen. Mach dir keine Sorgen.«

Der Bedienstete kehrte wieder und servierte zwei Cocktails. Nachdem er sich höflich verneigt hatte, entfernte er sich wieder. James löste seine rechte Hand von der Lehne und schlürfte an seinem Getränk. Es schmeckte köstlich. Trotz der leicht berauschenden Wirkung und der warmen Hand, die auf seinem Bein lag, hielt er mit der Linken weiter verkrampft die Lehne fest.

Sie wackelte mit dem Kopf. »Schmeckt dir der Drink? Hast du Lust, mit mir zu tanzen?«

»Er ist lecker. Aber zum Tanzen habe ich im Moment keine Lust, Jenny. Vielleicht später. Verrätst du mir bitte, wo wir sind? Das Ambiente ist toll, so etwas kannte ich bisher nicht. Aber ich fühle mich etwas fremd.«

»Keine Sorge! Siehst du den Mann dort?« Sie wies zu einem Hünen, dessen Blick sich seit einer Weile auf sie fixiert hatte. »Das ist Teddy. Er passt auf uns auf.«

James betrachtete seine Gestalt. Der Spitzname konterkarierte seine mit Kampfanzug gekleidete Erscheinung vollends. Mit so einem Teddy spielte man nur einmal.

»Er behält uns im Auge. Fühlst du dich jetzt besser?« Sie lächelte. »Wenn du willst, können wir diesen Saal auch verlassen und hinaufgehen. Im oberen Stockwerk befindet sich ein großer Wellnessbereich mit Sauna und Whirlpool.«

»Ich weiß nicht.« Er zögerte. »Ich würde mich unwohl fühlen, wenn ich den Leuten hier in der Sauna begegne.«

»Das wird nicht passieren.« Lachend warf sie den Kopf in den Nacken und strich ihre Hand über seinen Oberschenkel. »Dort wären wir nur zu zweit. Es ist ein privater Bereich. Willst du, dass wir zu zweit sind? Sollen wir hinaufgehen?«

James nahm einen tiefen Schluck von seinem Drink und sah sie nachdenklich an.

»Vielleicht hättest du gerne doch noch jemanden dabei?« Sie löste ihre Hand von seinem Schenkel und winkte, sogleich erhob sich eine in Ultramarin gekleidete Frau an der Bar und kam stöckelnden Schrittes herbei Sie vollführte einen galanten Knicks und stand mit weit geöffneten Augen vor ihnen. Jenny legte ihre Hand wieder auf sein Knie und streichelte es sanft. »Das ist Marianne. Sie hat Zauberhände. Tantra-Massagen von ihr wirken Wunder.«

»Warum tust du das alles für mich?« James war verdutzt.

»Stell dir vor, heute wäre dein Geburtstag und all deine Wünsche gehen in Erfüllung. Willst du, dass Marianne mit uns in den Wellnessbereich kommt und dich mit ihrer Tantra-Massage verwöhnt?«

James fühlte, wie ihre Hand seinen Innenschenkel hinaufglitt. »Ja. Warum nicht, das hört sich toll an.«

»Es wird dir gefallen. Trink in Ruhe deinen Cocktail fertig. Wir haben alle Zeit der Welt.«

Hastig leerte er seinen Drink und stellte das Glas ab. Jenny erhob sich, wackelte verführerisch mit ihren Schenkeln und schnappte seine Hand, um ihn sanft aus dem Sessel zu ziehen. Als sie Hand in Hand nebeneinander standen, streichelten ihre Finger zart seine Fingerkuppen und schoben sich dazwischen. Als sie den Händedruck verstärkte, genoss er das Gefühl der Sicherheit, die ihre verschlungenen Finger ausübten. Marianne strich Falten aus ihrem blauen Kleid, kam ebenso an seine Seite und legte ihre Hand auf seinen Rücken. Zu dritt gingen sie an der Bühne vorbei, auf der fünf Musiker Jazz spielten, bis sie das Ende des Saals erreicht hatten. Einladend wartete die mit einem purpurnen Teppich ausgelegte Treppe und das Geländer aus poliertem Messing blitzte in goldener Farbe.

»Ich komme mir vor wie ein König«, murmelte er, als sie die ersten Stufen hinter sich hatten.

»Jetzt bist du ein König.« Jenny lächelte verschwörerisch. »Daran wirst du dich gewöhnen. Glaube mir, du bist etwas Besonderes.«

Als sie die erste Kehre hinter sich hatten, bemerkte James mit Schrecken, dass Teddy folgte.

»Mache dir keine Sorgen wegen meines Leibwächters. Er passt auf uns auf.« Sie verstärkte den Druck ihrer Finger. »Teddy kommt nicht mit in unser privates Liebesnest. Er wartet vor der Tür und schiebt Wache. Du kannst dich vollkommen sicher fühlen, solange du bei mir bist, James.«

»Warum brauchst du denn einen Bewacher?« Als er den Mann im Kampfanzug weiter folgen sah, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Teddy war äußerst respekteinflößend.

»Weil ich es mir leisten kann. Als Frau fühle ich mich sicherer, wenn ich einen Beschützer bei mir habe.«

Er gab sich mit der Antwort zufrieden, obwohl er den Verdacht hatte, dass wesentlich mehr hinter dem Ganzen steckte, als sie zugab. Solange Teddy auf ihrer Seite war, konnte ihnen jedoch nichts passieren. Mit Sicherheit hatten sie Ruhe vor anderen unangenehmen Personen. Vielleicht sollte er sich auf das Abenteuer einfach einlassen und die Bedenken beiseiteschieben, dachte er, als sie vor einer Tür innehielten.

Jenny löste den Griff von ihm, sank auf die Knie, schob ihr Kleid hoch und zog ein kleines Plastikstück aus ihrem Strumpfband. Schmunzelnd warf sie James einen Seitenblick zu und berührte ein Kästchen neben der Tür. Das Display blinkte, fiepte und die Tür sprang auf.

»Willkommen in meiner kleinen Oase.« Mit einer galanten Bewegung hob sie ihre Hand und spreizte die Finger. »Nach dir, James. Schaue dich ruhig um und entscheide, ob sie dir zusagt.«

Er trat durch die Tür und blickte sich um. Er wusste nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. In der Mitte des Raumes befand sich ein alabasterfarbener Springbrunnen. Grazile Nymphen tanzten um die Fontäne und trugen ein mächtiges Becken aus Porzellan. Ihre Bewegung war eine Illusion von Licht und Schatten, verursacht durch brennende Holzscheite im Kamin. Im Licht funkelten die Messingbeschläge des Fensters, die augenscheinlich Jugendstil nachahmten. An der hinteren Wand erhob sich ein mächtiger Schrank aus Eiche. Ein Sekretär war so reich verziert, dass er ein Erbstück des Präsidenten sein könnte. Dies war kein Raum, eher ein Saal. Als er seinen Blick nach rechts wandte, sah er ein riesiges Bett, das purpurn glänzte.

»Dies ist der Wellnessbereich?«

»Nein.« Als Marianne in den Raum schlüpfte und leise die Tür hinter sich geschlossen hatte, zwinkerte sie ihr kurz zu und wandte sich wieder an ihn. »Das ist nur das Schlafzimmer. Wenn du magst, können wir uns in diesem kleinen Gemach ein wenig Spaß gönnen. Aber erst nach einer Behandlung in der Wellness-Oase. Die ist noch viel größer und wird dir gefallen. Komm mit!«

Mit schwingenden Hüften ging sie voran und öffnete eine Tür, worauf ein sanftes Plätschern von Wasser zu hören war. James folgte und konnte seinen Augen nicht trauen. Solch einen Luxus hatte er nie zuvor gesehen, er übertraf seine absurdesten Vorstellungen. Das Bad eines Kalifen aus Tausendundeiner Nacht konnte nicht prächtiger sein.

»Warte, es fehlt noch etwas.« Sie eilte zu einer Schalttafel und betätigte einige Knöpfe. Das Wasser, das zuvor über blau gekachelte Stufen rann, verwandelte sich von sanftem Plätschern in einen tosenden Wasserfall. Wie von Zauberhand setzte sich auch der Pool in Bewegung. Was mit einem kleinen Strudel begann, wurde zur Strömung, Wellen schwappten gegen den Rand. Im Pool begann ein glitzerndes Spiel in allen Farben des Spektrums, das ihn schwindelig machte. Die weißen Kacheln an den Wänden waren mit Gold und Amethysten verziert und es schien, als befänden sich Goldadern darin oder verborgene Schätze von blauem Diamant. Er musste seine Augen schließen, um nicht die Besinnung zu verlieren. Wie von weiter Ferne hörte er Jenny rufen. »James! Geht es dir gut?«

»Ja, alles gut«, antwortete er und hob seine Lider. »Ich habe so etwas nie gesehen. Es ist überwältigend. Wem gehört das alles?«

»Was stellst du nur für Fragen? Es ist doch nicht wichtig. Genieße es und sei unbekümmert. In dieser Nacht gehört dies alles uns!« Sie schlüpfte aus ihren Pumps, wodurch sie ein paar Zentimeter kleiner wurde und nicht mehr so dominant wirkte. Als sie sich vor ihn stellte und James wie ein junges Mädchen anstrahlte, umklammerte sie den Saum ihres Kleides. Sie zog den Stoff hoch, ihr Gesicht verschwand kurz hinter dem roten Stoff. Kurz darauf stand sie in schwarzem BH und Spitzenhöschen vor ihm. »Komm, wir gehen schwimmen, James!«

Zum Pool gewandt, ließ sie ihre Hände lasziv über ihren Rücken wandern, öffnete die Klammer in Zeitlupe, kurz darauf ließ sie den BH fallen und befreite sich ebenso von dem schwarzen Spitzenhöschen. Sie ging einen Schritt auf das Wasser zu und vollführte einen Hechtsprung, der das Wasser in einer Fontäne aufspritzen ließ. Als ihn Tropfen im Gesicht trafen, wurde ihm klar, dass dies kein Traum war. Es passierte wirklich.

Nach ein paar Zügen im Pool kraulte sie durch das wallende Wasser zurück und blickte zu ihm hoch. »James! Wo bleibst du? Hast du nicht Lust, eine Runde mit mir zu schwimmen?«

So wurde er endgültig aus seiner Lethargie gerissen. Er brauchte noch einen Moment, um die vielen Reize, die auf ihn einprallten, zu verarbeiten. Mit einer Geste bedeutete James dem Mädchen, das nackt im Pool schwamm, er müsse sich etwas Zeit nehmen, um das Ganze in seiner Vollkommenheit aufzunehmen. Sein Blick wandte sich zum Glasdach, das in allen Farben des Regenbogens leuchtete und wieder zu Jenny, die beim Abtauchen ihren knackigen Hintern aufblitzen ließ. Auf der Oberfläche des Whirlpools zerplatzten Luftblasen. Wabernder Dampf versprach wohlige Wärme und ein prickelndes Erlebnis. In dem Moment fiel ihm ein, dass sie nicht zu zweit waren. Er wandte sich um und sah Marianne in ihrem blauen Kleid, die ihm einen verlegenen Blick zuwarf. Ihm schien, als könnte er eine Seelenverwandtschaft zu ihr spüren. Sie lächelte schüchtern und nickte. Diese Geste brachte ihm das Quäntchen an Sicherheit, das ihm noch gefehlt hatte, um sich endgültig auf dieses Abenteuer einzulassen.

Eilig befreite er sich von seiner Kleidung, behielt nur den Slip an und suchte Jenny. Sie war bereits bis zum Ende des Wasserbeckens geschwommen und nicht mehr zu sehen. Offenbar wollte sie, dass er sich auf die Suche nach ihr begab. Nach kurzem Zögern befreite auch er sich nun auch von seinem Slip und wagte den Sprung ins Wasser. Kraftvolle Schwimmbewegungen brachten ihn dorthin, wo sie verschwunden war. Da es hier eine Strömung gab, musste es einen Durchlass geben. Er ließ sich treiben, wurde durch einen dunklen Tunnel gezogen und befand sich jetzt im Freien. Durch den Dunst, der aus dem warmen Pool stieg, sah er ein Blinken über sich.

»James!« Ihre goldene Stimme unterbrach ihn bei der Betrachtung des Sternenhimmels. Er schaute sich im weißen Dunst um, aus dem Nebel winkte ihm eine zierliche Hand. Als er einige Schwimmzüge getan hatte, erreichte er ein Rund am Beckenrand. »Ist es nicht schön hier unter den Sternen? Komm zu mir und lass dich von den Massagedüsen verwöhnen.«

Die wenigen Meter, die sie noch voneinander trennten, ließ er hinter sich und nahm an ihrer Seite Platz. Das angenehme Sprudeln war eine Wohltat. Endlich konnte er alles andere ausblenden. Jenny saß vollkommen nackt neben ihm. Aufsteigende Luftblasen verdeckten ihren wohlgeformten Oberkörper, doch die Ansätze ihrer Brust waren zu erkennen. Er stellte sich den verborgenen Teil ihres Körpers vor.

»Genießt du das?« Sie kam ihm so nahe, dass sich ihre Arme berührten. Er verging fast vor Begierde, als sich ihr Oberschenkel an seinen schmiegte.

»Jenny«, sprach er und genoss den Klang ihres Namens. »Es ist wunderschön.«

»Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt«, flüsterte sie und überwand die letzten Millimeter, die sie noch getrennt hatten. Ihre Wange berührte die seine. Liebevoll rieb sie ihren Kopf an seinem und drehte ihren Kopf, bis sich ihre Lippen berührten. Er erwiderte ihren sanften Kuss und umschloss ihre Oberlippe vorsichtig, sie erwiderte seine Zärtlichkeit. Kurz fühlte er sich wie im ewigen Paradies, da lösten sich ihre Lippen wieder und sie lächelte verschmitzt. »Weißt du, worauf ich jetzt Lust habe?«

Ihm war klar, dass sie noch eine weitere Überraschung bereithielt. Der Gentleman, der er sein wollte, biss sich auf die Lippen, damit er nichts Falsches sagte. Ihr Knie löste sich von der Berührung und sie nahm ihren Arm aus dem Wasser, um die Hand auf eine Kachel zu legen, die am Beckenrand irgendetwas in Bewegung setzte. Ein Mechanismus war aktiviert worden und wie von Zauberhand öffnete sich eine Klappe. Mit leisem Surren stieg ein metallischer Behälter aus der Tiefe empor, bis die Bewegung stoppte. Jenny erhob sich, tauchte ihre Hand in das Gefäß und reichte James eine Flasche. Für einen kurzen Moment konnte er ihr perfektes Gesäß aus nächster Nähe bewundern, da glitt sie zurück ins Wasser und hielt zwei Gläser in der Hand.

»Kannst du eine Champagnerflasche öffnen, James?« Mit schelmischem Blick hielt sie die Kelche bereit. »Lass es spritzen. Nass sind wir sowieso schon.«

Mit einem Knall flog der Korken in die Höhe und verschwand im Nebel. Ein Strahl der schaumigen Flüssigkeit schoss aus der Flasche hervor. Eilig füllte er beide Kelche mit dem perlendem Nass.

»Das hast du wunderbar gemacht, James«, sie warf den Kopf zurück, stöhnte anzüglich und reichte ihm eines der Gläser. »Einen Spruch bitte! Worauf trinken wir?«

»Das war doch nichts Besonderes.« Er hoffte, er lief vor Verlegenheit nicht purpurn an. Und falls doch, dass es zumindest nicht auffiel. Ihr Seufzer der Lust wiederholte sich wie ein Echo in seinen Ohren. Jenny wusste offenbar, wie man Männer provozierte. Ihren Vorteil, eine wunderschöne Frau zu sein, nutzte sie schamlos aus. Vorsichtig brachte er die unverfänglichsten Worte hervor, die ihm in den Sinn kam. »Trinken wir auf diesen schönen Tag.«

»Auf den schönen Tag«, wiederholte sie und besiegelte diesen Wunsch mit dem Klang von Kristall auf Kristall. »Und auf unsere gemeinsame Nacht.«

Während die Köstlichkeit seine Kehle hinunterlief, erinnerte er sich, dass besonders erlesene Champagner den Wert eines Neuwagens überstiegen. Er fragte sich, warum manch einer für edle Tropfen bereit war, ein Vermögen auszugeben. So eine Flasche war schnell leer und ein teures Vergnügen. Schwamm jemand in Geld und war von einer Frau besessen, bereit, sein letztes Hemd zu geben, konnte er nun fast verstehen. Diese Frau war das schönste Wesen, dem er jemals begegnet war. So grazil und perfekt konnte sie jeden um ihren Finger wickeln. Es genügte, dass Jenny mit den Vorzügen ihres Körpers lockte, sofort war es um jeden Mann geschehen. Natürlich war diese Phrase etwas flach und bei ihr gehörte viel mehr dazu. Wie sie ihren Liebreiz ausspielte und ihn mit ihrem Lächeln einsponn, wie sie die Situation beherrschte, übernahm sie ohne Zweifel die Kontrolle über ihn. Er war ihr verfallen. Jenny konnte mit ihm alles tun, was sie wollte. Er würde ihr gehorchen. Nach einem weiteren Glas Champagner stellte Jenny die Gläser zurück und verließ ihre gemeinsame Ecke, um weitere Schwimmzüge zu tun und kletterte aus dem Becken. Dampfschwaden umhüllten das einer Nymphe gleichende Wesen. James betrachtete durch den Nebel ihre schlanke Silhouette, deren Rundungen ihn an ein Cello erinnerten. Sie sprang wieder in den Pool und kam kraulend auf ihn zu.

»Wir sollten Marianne nicht zu lange warten lassen. Sicher wird sie schon ungeduldig.« Jenny vollführte eine Kehre und schwamm zum Durchgang.

James verließ seine Ecke, stieß sich am Rand ab und versuchte, aufzuschließen. Nach kurzer Dunkelheit sah er wieder die Lichter des Pools, die ihre Farbe wechselten und spürte die Strömung, er näherte sich dem Ende des Pools. Jenny war bereits aus dem Wasser gestiegen und hatte ein Tuch um ihren Körper geschlungen. Die Frau im blauen Kleid hielt ein Handtuch für ihn bereit und wandte ihren Blick verlegen ab, als er aus dem Wasser stieg. Nachdem er seine Blöße bedeckt hatte, blickte Marianne ihn mit einem Strahlen an, das ihre weißen Zähne glänzen ließ. Sie vollführte einen Knicks und ging voraus.

»Mariannes Tantra-Massage wird dir gefallen.« Jenny wirkte ohne hohe Absätze so klein und zierlich wie ein unschuldiges Mädchen, das barfuß über die Kacheln tapste.

Er folgte ihr in einen Raum, in dem der Wasserdampf so dicht wallte, dass er sich mit den Händen vorwärts tasten musste. Zwei Massagebänke konnte er im Nebel ausmachen. Auf einer lag die grazile nackte Gestalt von Jenny und bot einen wunderbaren Anblick ihres Rückens und Gesäßes. Bei der zweiten Frau wusste er, dass es Marianne war, erkannte sie aber erst auf den zweiten Blick. Ihr blaues Kostüm trug sie nicht mehr. Sie war nur noch mit einem weißen BH und Spitzenhöschen bekleidet.

Sie forderte ihn auf, sich auf die zweite Bank zu legen. James ließ sein Handtuch fallen, ließ sich auf dem Bauch nieder und drehte seinen Kopf zu Jenny, die nur wenige Zentimeter entfernt lag. Marianne kam mit einem Gefäß herbei und ließ etwas Öl auf ihre Hände laufen.

»Ladies first«, flüsterte sie und warf ihm ein Schmunzeln zu, worauf sie die wohltuende Tinktur auf dem Rücken von Jenny verteilte. Geruch von Lavendel stieg ihm in die Nase, als Marianne das Öl auf den schmalen Schultern seiner grazilen Nachbarin verteilte und über den sanft geschwungenen Rücken strich. Während ihre Hände die anmutig geschwungenen Hüften neben ihm massierten, stellte er sich vor, wie sie das Gleiche auch bei ihm tat. Selbst wenn er keine so wundervolle Gestalt besaß, musste James sich mit seiner Figur vor niemandem verstecken. Er besaß keine von Muskelkraft geschwollenen Arme wie ein Bodybuilder, doch hatte er seinen Körper so erhalten, wie die Natur es vorgesehen hatte. Perfekt war er nicht, aber wenn er die Muskeln anspannte und der Bizeps heraustrat, konnte er stolz sein, dass er seine körperliche Disziplin gewahrt hatte. Er sah Jennys Blick über seinen Körper wandern, während sie ihre Zunge genüsslich über ihre Lippen gleiten ließ und ihn wie einen Leckerbissen betrachtete. Ihr Gesichtsausdruck bestätigte, dass ihr James Körper gefiel. An ihrem war nicht der geringste Makel zu finden, so genau er die weichen Rundungen auch studierte. Immer noch auf dem Bauch liegend wölbten sich ihre straffen Brüste und wirkten so prall, als besäße sie eine beachtliche Körbchengröße. Weit mehr, als es ihrer Figur entsprach. Marianne sandte ihm ein Zwinkern und massierte derweil Jennys straffes Gesäß. Die geschickten Hände wanderten mit sanftem Kneten den Rücken aufwärts, glitten die Armbeugen hinab und umklammerten die Brüste. Jenny stöhnte.

Dieses Schauspiel blieb bei James nicht ohne Folgen. Zuvor hatte er eine Erektion gespürt und nun wurde sie so intensiv, dass er nicht mehr auf dem Bauch liegen konnte. Er hob seine Hüfte, konnte sich in der Position eine Weile halten und sah, wie Marianne neben ihm Brüste knetete, ihre Hände zum Nacken wandern ließ, während Jenny wie eine Katze schnurrte. Die Tantra-Massage kümmerte sich nicht nur um ein entspanntes Wohlgefühl. Marianne wandte sich jetzt den straffen Oberschenkeln zu, ihre Hände wanderten aufwärts und glitten in die Innenseite von Jennys Schenkeln, bis dieser ein wollüstiges Stöhnen über die Lippen kam. James stellte sich vor, wie er sie selbst massierte und betrachtete Jennys Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, die rot glänzenden Lippen bebten vor Erregung. James spürte ein Brennen in der Leistengegend. Diese Stellung konnte er nicht mehr aufrechterhalten. Er wandte den Blick von Jenny ab und legte sich zur Seite. Sein intimster Bereich pulsierte, sein Körper spielte verrückt. Der Szene mit dem Rücken zugewandt, konnte er hören, wie Jenny Lustschreie von sich gab. Er hätte es kaum noch ausgehalten, ihr dabei zuzusehen, ohne besessen vor Lust über ihren nackten Körper herzufallen.

»Jetzt die andere Seite«, hörte er Marianne flüstern. Ein Rascheln folgte, kurz darauf hörte er Jenny noch lauter stöhnen.

Er wagte nicht, seine Stellung zu ändern, so sehr es ihm auch Mühe bereitete, dem Drang zu widerstehen und einen Blick zu riskieren. Was es zu sehen gäbe, konnte er sich gut vorstellen und hatte ein Bild vor seinem geistigen Auge. Jenny lag auf dem Rücken und ihre straffen Brüste erhoben sich wie die Kuppel des Petersdoms in Rom, gekrönt von zwei spitzen Türmchen. Dem wollüstigen Seufzen zufolge standen die Spitzen weit heraus und waren so angeschwollen, dass jede Pore daran zu erkennen war. Ihr flacher Bauch hob und senkte sich und ihre Schenkel waren gespreizt, während Marianne sie an der intimsten Stelle massierte. Zierte ein Flaum ihren köstlichsten Bereich? Oder war sie blank? Frauen wie Jenny waren sonst vollkommen von solchen Härchen befreit. Im Dunst des Außenbeckens hatte er dies nicht erkennen können. Sollte er einen kurzen Blick wagen? James fiel es immer schwerer, sich zurückzuhalten, während Seufzer von Jenny an sein Ohr drangen. Selbst wenn etwas danach strebte, sich in die Höhe zu recken, als wollte es das Ulmer Münster übertreffen, war er immer noch Gentleman und musste diesen Reizen eisern widerstehen. Jetzt ging es nur um Entspannung. Vielleicht auch um mehr. Aber er durfte nichts überstürzen. Was auch immer folgen sollte, er musste sich beherrschen und die Geduld bewahren.

Um seine Begierde zurückzudrängen, musste er an etwas Unerotisches denken. Diesen Teddy. Ein wahrer Lustkiller. Der Gorilla, der die ganze Zeit vor dem Eingang der Suite wartete, die Arme überkreuzt. Dieser Gedanke gab seiner Lust einen Dämpfer. Wahrscheinlich würde dieser vor Neid fluchen, während James die Zeit mit den beiden Frauen genoss. Vielleicht war Teddy inzwischen sogar überwältigt worden. Jene Männer, von denen sie im Foyer beobachtet wurden, konnten ihn aus dem Hinterhalt angegriffen und bezwungen haben. Die stabile Tür aufzubrechen, das wäre gar nicht nötig gewesen, wenn Teddy einen Zweitschlüssel bei sich hatte. Jetzt waren sie in die Suite eingedrungen, hatten ihre Waffen im Anschlag und suchten ein Opfer. Als seine Gedanken darum kreisten, wie die Bande hereinschlich, fiel ihm auf, dass Jenny nicht mehr stöhnte.

»Bleib ruhig.« Ein harter Griff umklammerte seinen Nacken. »Jetzt bist du dran. Mit ihr bin ich soeben fertig.«

»Lass mich los!« Er zuckte empor und warf sich herum, doch es waren keine Angreifer da. Marianne hielt mit erschrockenem Gesichtsausdruck ihre Hände in die Höhe, schüttelte ihren Kopf und zog sich zurück.

»Was ist? Magst du keine Tantra-Massage?« Jenny richtete sich auf, ihr Handtuch züchtig um den Körper geschlungen. »Willst du nicht berührt werden?«

»Nein, alles Okay. Ich hatte gerade einen Albtraum«, erklärte James hastig. Er überlegte, ob er ihr seine Gedanken offenbaren sollte, da kam ihm in den Sinn, dass sich seit dem ersten Kontakt mit Jenny alles zu perfekt entwickelt hatte. Dies war kein Traum, sondern Realität, daran bestand kein Zweifel mehr. Sie hatte in der Anonymität des Internets genau ihn gewählt. Warum? Es hätte jeden treffen können, der nicht gerade ein abschreckendes Bild von einem Mann bot. Natürlich wäre es aufgefallen, wenn er nicht halbwegs ansehnlich gewesen wäre. In den Kontaktbörsen tummelten sich zahllose Männer, doch ihn hatte sie ausgewählt. Es musste mehr dahinter stecken. Je mehr er herausfand, umso besser konnte er die Situation einschätzen. Wieso war ihre Wahl auf ihn gefallen? Gab es irgendeine Bedrohung? War er als ahnungsloses Opfer erwählt worden, das allzu leichtfertig in sein Verderben rannte? Bevor ihm dieses Spiel zum Verhängnis würde, musste er unbedingt herausfinden, was hinter dem Ganzen steckte. »Jenny. Du machst mir doch etwas vor.«

»Was meinst du?« Sie zurrte das Handtuch fester und gab Marianne einen Wink, dass sie den Raum verlassen sollte. »Ich wollte dir ein Geschenk machen und einen Abend mit Genuss bereiten. Gefällt dir das nicht? Hast du dir etwas Schöneres vorgestellt, James? An diesem Abend kann noch viel passieren und es liegt an dir, mein Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Im zweiten Fall bedeutet es, auf die vielleicht schönste Nacht deines Lebens zu verzichten.«

»Nein, so ist es nicht.« Ihre Antwort war sehr verdächtig offenherzig. Jenny war perfekt, daran bestand kein Zweifel. Gleichzeitig hatte sie ihn in die Enge getrieben und nun saß er wie der Hase in der Falle. Sie war der Fuchs, der ein leichtes Opfer gefunden hatte, gleich dem Bauern in einem Schachspiel, der bei einer Intrige geopfert werden sollte. Vielleicht trieb sie auch etwas anderes an. Eigentlich glaubte er nicht an Vampire, doch wer wusste schon, ob sie nicht tatsächlich existierten? Die ihn arglos in eine Falle lockten und ein Spiel mit ihm trieben? Die von Blutdurst getriebenen Wesen waren den Legenden nach uralt. Sie konnten sich verwandeln und perfekt aussehen. So wie Jenny. Er musste etwas Zeit gewinnen. Er sprach aus, was bei Dates eher von den Frauen kam. »Mir geht das alles zu schnell.«

»Ich fasse es nicht!« Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. »So etwas habe ich noch nie von einem Mann gehört.«

»Nun, ich bin eben romantisch.« Als er diese Worte aussprach, schämte er sich. Ihm wurde bewusst, dass er vollkommen nackt vor ihr saß. Hastig hob er das Tuch vom Boden auf und schlang es um seine Hüfte. Er hoffte auf eine Eingebung, wie er sich jetzt verhalten sollte. Natürlich hatte er Lust auf eine heiße Nacht und so hätte sicher auch jeder andere Mann an seiner Stelle gedacht, doch er musste einen klaren Kopf behalten. Naiv wäre es, zu glauben, dass sie eine Frau wäre, die auf eine schnelle Nummer aus war. Jenny hätte jeden Mann haben können. Es drängte ihn, herauszufinden, warum sie ihn und keinen anderen ausgewählt hatte. »Gerne würde ich mehr über dich erfahren. Jede Frau hat doch ein Geheimnis.«

»Ja, sicherlich! Na schön, du wirst deine Einstellung mit Sicherheit bedauern und wirst denken, hätte ich mir doch Mariannes Tantra-Massage gegönnt. Ihre Zauberhände bringen einen in die höchsten Gefilde der Lust. Aber so respektlos, wie du mit ihr umgesprungen bist, wird sie dir solch einen Genuss nicht mehr gönnen. Ich schlage vor, wir verlassen den Wellnessbereich.«

»Es war nicht meine Absicht, Marianne schlecht zu behandeln. Keineswegs wollte ich mich respektlos verhalten«, setzte James zu einer Antwort an, doch ihm wurde bewusst, dass ihm die Kontrolle entglitten war. Hatte er diese für eine einzige Sekunde überhaupt gehabt? Ihn beschlichen Zweifel. Was auch immer Jenny im Schilde führte, sie war Herrin der Situation und er ein Getriebener. Nur eine Erklärung konnte es geben. Dies war Teil eines größeren Spiels und er war tatsächlich als Bauernopfer vorgesehen! Solange sie nicht mit offenen Karten spielte, konnte er nichts Weiteres tun, außer Vorsicht walten zu lassen. Schließlich gab es immer noch eine Chance, dass sie es tatsächlich gut mit ihm meinte und sie einem durchschnittlichen Menschen, wie er es war, einen außergewöhnlichen Tag gönnen wollte. In dem Fall durfte er es sich nicht verderben, indem er hysterisch wurde und an jeder Ecke Feinde witterte, die einen Anschlag auf sein Leben planten. Was auch immer dies für ein Spiel war, war es nicht das Schlimmste, was ihm widerfuhr. Es gab keine Alternative, als sich darauf einzulassen. »Es tut mir leid. Verzeih mir mein Misstrauen. Ich war etwas verwirrt. Einen so außergewöhnlichen Tag habe ich zuvor noch nie erlebt.«

Seine Worte schienen sie zu besänftigen. Schweigend erhob sie sich und signalisierte ihm, ihr zu folgen. Er kam durch den Nebel hinterher, am Pool vorbei und zurück in die Suite. Am Kamin, in dem die Glut noch sanft schimmerte, legte sie ein paar Holzscheite auf und fachte das Feuer an, bis der Raum in wohliges Flackern getaucht wurde. Mit einem Leuchten in den Augen ging sie zum Bett und zog die purpurne Decke beiseite. Ihr Handtuch immer noch um ihren Leib geschlungen, nahm sie darauf Platz und forderte James mit einer einladenden Geste auf, sich neben sie zu legen. Aus Respekt vor ihr hätte er sich auch auf der Couch platziert. Sie wollte ihn jedoch in ihrer Nähe haben und so überwand er seine Bedenken, um an ihrer Seite Platz zu nehmen. Ihm fehlten die passenden Worte. Er hoffte, dass sie die Initiative ergreifen und endlich das Rätsel lösen würde. Lange blickten beide sich in die Augen. Ihm war, als befänden sie sich im Paradies und wären die einzigen Menschen auf der Welt.

»James«, flüsterte sie, »du bist meine große Liebe. Jetzt will ich dir meinen Körper schenken.«

Sanft löste sie das Handtuch, das ihren Körper verhüllt hatte. Nun sah er ihre Brüste, so vollkommen wie die Venus in Michelangelos Bildnis und das größte Wunder, das die Menschheit je gesehen hatte. Vollkommen perfekt. Doch eine Frau wie sie würde sich niemals mit ihm einlassen. Die Alarmglocken, die sich in seinem Kopf vorher nur zaghaft gemeldet hatten, läuteten jetzt Sturm. Was für ein Wesen war sie? Eine Vampirin? Solche Wiedergänger, die das Blut von Lebenden tranken, waren immer perfekt. Aber nur während der Nacht. Ihm wurde bewusst, dass sie ihn am späten Abend besucht hatte und er noch nicht wusste, wie sie bei Tageslicht aussehen würde. Was für ein Wesen war es, in dessen Fänge er geraten war? Er zwang sich, seinen Blick von ihrem Körper abzuwenden und Abstand zu gewinnen. Noch war er nicht verloren. Doch sollte sie über ihn herfallen und das Blut aus seinem Körper saugen, konnte er nichts mehr dagegen tun.

»Gute Nacht, Jenny«, murmelte er. Es überraschte ihn selbst, wie er sich beherrschen konnte.

»Schlaf gut, lieber James«, antwortete sie. Ein Rascheln war zu hören, als sie sich mit der Bettdecke verhüllte. »Es gibt einiges zu klären. Darüber sprechen wir morgen.«

*

Er schwamm auf eine rettende Insel zu, die als einzige aus dem weiten Ozean herausragte und sah die Gestalt einsam am Strand sitzen. Ihr Körper schimmerte blaugrün und als er näher kam, konnte er eine Fischflosse erkennen. Sie winkte und er versuchte gerade, festen Grund zu erreichen, als er einen Kuss auf der Wange spürte. Geruch von frisch gebackenen Leckereien kitzelte in seiner Nase. Er strampelte, öffnete seine Augen und sah einen reichlich gedeckten Tisch mit knusprigen Baguettes, Butter, Marmelade und Rührei mit Speck. Frisch angeschnittener Marmorkuchen ließ seinen Magen knurren.

»Guten Morgen, James«, hörte er die Meerjungfrau rufen und für kurze Zeit mischte sich Traum mit Wirklichkeit.

Das Ende seines Traumes brachte die Erinnerung zurück. Er hatte die Nacht wach bleiben wollen, falls … doch es war nichts passiert und er war am Leben. Jetzt sah er Jenny. Viel zu sanft wirkte sie ohne geschwärzte Augenbrauen und Wimperntusche. Eine Schönheit ganz ohne Rouge und Make-up. Sie wirkte viel harmloser und bescheidener als jene Diva, die er kennengelernt hatte. Sie sah ihn freundlich an und wirkte verlegen.

»Guten Morgen, Jenny«, erwiderte er und betrachtete den mit allen Köstlichkeiten beladenen Frühstückstisch, der über ihrem Bett schwebte. Als er gerade fragen wollte, wer das alles serviert hatte, kam sie ihm mit der Antwort zuvor.

»Du hattest geschlafen, als der Diener hereinkam. Auch Teddy war dabei.« Sie griff nach einer Flasche Sekt und reichte sie ihm. »Ich hätte Lust auf ein Sektfrühstück. Magst du die Flasche öffnen?«

Als er den Korken vorsichtig herauslöste, um einen Knall zu vermeiden, verblichen die letzten Erinnerungen an den bizarren Traum und er verzieh sich die Selbstvorwürfe, dass er eingeschlafen war. Helles Licht durchflutete den Raum. Jenny war demnach keine Vampirin oder ein Wesen aus der Unterwelt, das sich in der Nacht verwandelte und es auf sein Blut abgesehen hatte. Mit einem leisen 'Plopp' sprang der Korken heraus und er achtete darauf, dass kein Tropfen der Köstlichkeit verschüttet wurde, während er ihren Kelch und seinen füllte.

»Zum Wohl!« Mit kristallenem Klang stießen die Gläser gegeneinander. »Worauf trinken wir?«

»Auf diesen schönen Morgen.« Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Von heute an wird sich dein Leben vollkommen verändern.«

»Was meinst du damit?« Er sah sie verdutzt an.

»Das erkläre ich dir bald.« Sie lächelte. »Akzeptiere einfach alles, so wie es ist. Du bist der Auserwählte.«

Also gab es tatsächlich ein Geheimnis. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Noch immer ließ sie ihn in vollkommener Dunkelheit tappen. Er verspürte Ärger und Neugier zugleich. Könnte ihn Schlimmeres erwarten, als wenn sein Leben so weiterlief, wie bisher? Die letzten Jahre hatte er zumeist einsam in seinen vier Wänden verbracht, zugleich waren ihm große Dramen erspart geblieben. Jetzt wurde sein Leben auf den Kopf gestellt. Eigentlich konnte er ihr dankbar sein. Was auch immer hinter dem Ganzen stecken mochte.

Er stellte seinen Kelch ab und schnappte sich ein Stück Marmorkuchen. Während Schokolade und Zitronenguss auf seiner Zunge perlten, griff er nach einer großen Tasse mit Milchschaum, in den ein Herz gezeichnet war. Vorsichtig nippte er und versuchte dabei, das schöne Werk nicht zu zerstören. Er liebte Cappuccino. Schon nach dem ersten Schluck wurde ihm aber klar, dass er bisher nur durchschnittliche Kaffeesorten kennengelernt hatte. Dass es welche gäbe, die eine Geschmacksexplosion hervorrufen könnten, hatte er als alberne Werbung abgetan. Diesmal erlebte er sie tatsächlich. Er verschlang dazu ein Croissant ohne Butter und Marmelade. Einerseits hatte er nicht die Geduld, ihn in zwei Hälften zu schneiden. Außerdem wollte er den unverfälschten Geschmack des Backwerks genießen. Er spülte mit Sekt nach und leerte danach den Cappuccino bis zum letzten Tropfen. Danach fühlte er sich vollkommen gesättigt.

---ENDE DER LESEPROBE---