Eine Ewigkeit für uns - Marie Force - E-Book
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Marie Force

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Beschreibung

Eine zweite Chance für die Liebe: Die Krönung der SPIEGEL-Bestsellerreihe Max Abbott weiß, wie sehr ein gebrochenes Herz schmerzt. Erst hat ihn seine große Liebe Lexi verlassen, dann auch noch die Mutter seines kleinen Sohns. Deshalb konzentriert sich der alleinerziehende junge Vater ganz auf seine kleine Familie und hat den Frauen abgeschworen. Bis er bei seinem zehnjährigen Klassentreffen Lexi unerwartet wieder gegenübersteht. Sofort sind da wieder die alten Gefühle. Doch sein Leben ist jetzt ein anderes und Lexi hat dunkle Jahre hinter sich. Sie weiß nur zu gut, wie zerbrechlich das Glück sein kann. Können sie ihrer Liebe trotzdem eine zweite Chance geben? Ein sehnsüchtiges Abenteuer für dein Herz: In der Kleinstadt Butler in Vermont findet jeder seine große Liebe. Die ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹: Band 1: Alles, was du suchst  Band 2: Kein Tag ohne dich  Band 3: Mein Herz gehört dir  Band 4: Schenk mir deine Träume  Band 5: Sehnsucht nach dir  Band 6: Öffne mir dein Herz Band 7: Jede Minute mit dir Band 8: Ein Traum für uns Band 9: Meine Hand in deiner Band 10: Mein Glück mit dir Band 11: Nur Augen für dich Band 12: Jeder Schritt zu dir Band 13: Ganz nah bei dir Band 14: Meine Liebe für dich Band 15: Eine Ewigkeit für uns

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Seitenzahl: 445

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Marie Force

Eine Ewigkeit für uns

Lost in Love

Die Green-Mountain-Serie 15

 

Aus dem amerikanischen Englischvon Lena Kraus

 

Über dieses Buch

 

 

Max ist der jüngste der zehn Abbott-Geschwister und hat als einziger keine Partnerin. Und das aus gutem Grund: Nie wird er den Schmerz vergessen, als seine große Liebe Lexi einfach von der Bildfläche verschwand. Auch seine zweite Beziehung ging in die Brüche, aber immerhin hinterließ sie ihm seinen wunderbaren kleinen Sohn Caden. Als Max Lexi dann bei einem Klassentreffen wiedersieht, kann er es nicht fassen. Das Herzklopfen, die Sehnsucht, alles ist auf einmal wieder da. Und Lexi ist nur für ihn wieder zurück nach Butler gekommen. Sie will ihr Verschwinden erklären und hofft, dass sie ihrer Liebe trotz allem, was zwischen ihnen steht, eine zweite Chance geben können. Doch Glück kann zerbrechlich sein ...

 

Die ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹:

Band 1: Alles, was du suchst

Band 2: Kein Tag ohne dich

Band 3: Mein Herz gehört dir

Band 4: Schenk mir deine Träume

Band 5: Sehnsucht nach dir

Band 6: Öffne mir dein Herz

Band 7: Jede Minute mit dir

Band 8: Ein Traum für uns

Band 9: Meine Hand in deiner

Band 10: Mein Glück mit dir

Band 11: Nur Augen für dich

Band 12: Jeder Schritt zu dir

Band 13: Ganz nah bei dir

Band 14: Meine Liebe für dich

Band 15: Eine Ewigkeit für uns

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Als Marie Force Urlaub in Vermont, USA, machte, spürte sie sofort, dass diese wunderschöne, unberührte Landschaft die perfekte Kulisse für unwiderstehlichen Lesestoff bietet. Auf der Suche nach Souvenirs entdeckte sie in einer idyllischen Kleinstadt den Green Mountain Country Store und lernte dessen Besitzer kennen: eine moderne und sympathische Familie, die mit großer Freude heimische Produkte verkauft. Und schon sah Marie Force das Setting für die Romane vor sich. Fehlt nur noch die Liebe … aber die findet sich in Butler, dem fiktiven Städtchen in dieser Serie, zum Glück an jeder Ecke.

 

Marie Force lebt mit ihrer Familie in Rhode Island, USA, sie ist New-York-Times- sowie SPIEGEL-Bestsellerautorin, und allein in den USA verkauften sich ihre Bücher über 4 Millionen Mal.

 

Lena Kraus schreibt auf Englisch und übersetzt aus dem Englischen und Norwegischen ins Deutsche. Sitzt sie nicht am Schreibtisch, ist sie oft in ihrem Kajak auf der Nordsee vor der Küste Schottlands zu finden. Sie lebt in Deutschland und Schottland.

Inhalt

Prolog

Die Abbotts und Colemans

Die Abbotts

Die Colemans

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

Epilog

Danksagung

Prolog

Lieber Cletus,

ich hoffe, es geht dir gut und du wirst von deiner Tochter gerade genauso kulinarisch verwöhnt wie ich von meiner. Warum haben wir uns so lange dagegen gewehrt, bei ihnen einzuziehen? Ich muss schon sagen, der Service ist wirklich hervorragend, frische Wäsche, die duftet wie ein Frühlingstag, gehört auch dazu. Meine Molly liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und scheint auch noch Spaß dabei zu haben. Ihr Mann Linc ärgert sich tierisch darüber, dass sie mich hinten und vorne bedient, während er sich um alles selbst kümmern muss. Die Hunde, Ringo und George, tollen um mich herum, auch wenn Molly ihnen immer wieder einschärft, vorsichtig zu sein. Wenn Molly nicht hinschaut, gebe ich ihnen Leckerli. Leider werden sie auch langsam älter, haben aber immer noch viel Energie, also hoffen wir, dass sie uns noch sehr lange treu bleiben.

Ich kümmere mich um die Rabauken, wenn Molly und Linc zusammen verreist sind, meistens mit Lincs Geschwistern. Es freut mich so, dass er jetzt so viel Zeit mit ihnen verbringt. Mittlerweile hat er sich fast vollständig aus dem Geschäft zurückgezogen und Hunter die Zügel in die Hand gegeben, er ist nun gleichzeitig Geschäftsführer und Finanzchef, und bekommt beides hervorragend unter einen Hut. Dafür hat er noch jemanden für die Buchhaltung eingestellt. Wir sind so stolz darauf, was die Kids aus dem Familienunternehmen machen. Bei Hunter, Will, Ella, Charley und Wade mit Hilfe von Cameron, Lucy, Emma, Mia, Amanda, Dani und den vielen anderen im Geschäft und im Büro ist das Unternehmen wirklich in besten Händen. Der Katalog war ein voller Erfolg, und die Firma wächst unglaublich schnell. Die Kinder planen, in den nächsten paar Jahren zwei weitere Standorte in Stowe und Rutland zu eröffnen. Es kommen immer noch ständig Leute her, um die gut aussehenden Models aus dem Katalog zu bewundern, alles meine Enkelkinder. Dabei sind sie mittlerweile fast alle verheiratet und haben Kinder. Eine Frau hat Will durch den kompletten Supermarkt gejagt, als sie ihn erkannt hat. Er fand das nicht besonders lustig, wir anderen dafür umso mehr!

Es freut mich zu hören, dass es dir in deinem neuen Zuhause ebenfalls so gut gefällt. Es ist bestimmt sehr anders, in Maine zu wohnen, für uns Vermonter ist das schließlich wie eine vollkommen andere Welt! Hoffentlich kannst du mal zu Besuch kommen. Hier in der Scheune gibt es jedenfalls viele freie Schlafzimmer, du bist jederzeit willkommen. Obwohl wir auch immer mindestens eins der Kleinen dahaben, so kommt es mir zumindest vor. Es gibt schließlich SEHR viele Kleine – einundvierzig Urenkel. Ist das zu fassen? Auch wenn sie nicht alle meine leiblichen sind, zähle ich sie dennoch dazu. Und das Beste: Es werden immer mehr!

Hannahs Sohn Henry hat sich gerade mit einer wunderbaren jungen Frau namens Emerson verlobt, die wir alle abgöttisch lieben. Sie sind beide hier in Butler aufgewachsen, haben sich aber in Boston bei einem Spiel der Red Sox kennengelernt. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Jackson ist mit Autumn verlobt, die er kennengelernt hat, als er in Wyoming war. Er wohnt mit ihr draußen in Jackson Hole, also kennen wir sie noch nicht so gut, aber sie macht einen sehr netten Eindruck. Sarah, meine jüngste Enkeltochter, geht mit einem wunderbaren jungen Mann namens Nathaniel aus, der es bisher gut mit der ganzen Familie aufnehmen kann – was maßgeblich zu seinem Erfolg beiträgt, wie du dir sicher vorstellen kannst.

Und der Rest … Sie sind alle verheiratet, bekommen Babys, arbeiten hart und machen uns jeden Tag stolz. Molly musste für all die Enkelkinder und ihre Geburtstage eine Exceltabelle anlegen, damit wir niemanden vergessen. Ich habe sie ausgedruckt hier neben mir liegen, damit ich dir von allen erzählen kann. Eine besonders lustige Anekdote ist, dass Lincoln das Esszimmer vergrößern musste, obwohl in der Scheune ohnehin schon so viel Platz war. Sonst hätten wir sonntags nicht mehr alle zusammen essen können. Der Anbau ist momentan voller Hochstühle, aber das wird sich ändern, wenn die Kleinen größer werden.

Ich fange mit Mollys Familie an. Hunter und Megan haben drei Kinder, Carson, fünf, Cory, drei, und Claire, zwei. Megan leitet nach wie vor den Diner, und irgendwie schaffen die beiden es, dass es wie ein Kinderspiel aussieht, ein Unternehmen zu leiten, während man gleichzeitig drei Kinder großzieht. Hannah und Nolan haben Ms. Callie (richtiger Name Caleb, nach Hannahs verstorbenem ersten Mann), sechs, und einen Sohn, Colby, der bald fünf wird. Sie sind genauso verrückt wie ihre Mutter und auch genauso besessen von Elchen wie sie. Hannah kümmert sich um Hunter und Megans Kinder, während die beiden auf der Arbeit sind, und das ist super für beide Familien. Hunter und Hannah stehen sich immer noch so nahe wie am ersten Tag. Hannah und Nolan haben auf dem Grundstück, das sein Großvater ihnen vererbt hat, endlich das wunderschöne Pfosten-Riegel-Haus gebaut, von dem sie schon seit Jahren träumen.

Der »kleine« Elch Dexter ist mittlerweile ausgewachsen und hat sein eigenes »Elchhaus«, das Nolan ihm gebaut hat. Irgendwann war er wirklich nicht zu groß, um bei ihnen am Kamin zu schlafen. Für die Familie ist dieser Elch wie ein Hund, und ihr echter Hund, Homer Junior, versteht sich mit ihm ebenfalls hervorragend. Fred kommt immer noch jeden Nachmittag zum Spielen vorbei, das Highlight des Tages. Er ist älter geworden, aber bisher hat ihn das nicht langsamer gemacht. Er stolziert nach wie vor durch die Stadt, als würde sie ihm gehören. Mittlerweile tut sie das wahrscheinlich auch. Eine weitere unglaubliche Entwicklung ist, dass Nolans Vater, Vernon, seine Alkoholsucht erfolgreich überwunden hat und sich jetzt aktiv am Leben von Nolan und seiner Familie beteiligt. Er hilft sogar in der Werkstatt, wenn Nolan ihn braucht. Es tut meinem Herzen gut zu sehen, wie die beiden ihren Zwist beigelegt haben, und dass Vernon sein Leben wiederhat. Ehrlich gesagt … Ich hätte nicht gedacht, dass das je passiert, aber ich bin sehr froh, dass ich falschlag.

Na ja, wo war ich stehen geblieben? Will und Cameron haben Chase, der fast sechs ist, und Molly, drei, und kürzlich haben sie überraschend noch ein Baby bekommen, einen Jungen, den sie Murphy genannt haben, Megans ersten Nachnamen. Will hat gesagt, dass die C-Namen ohnehin irgendwann ausgehen würden, und er wollte seine Tochter nach seiner Mutter benennen und den Kleinen nach Cams Familie. Unsere kleine Molly ist genau so süß wie ihre Großmutter, und total verrückt nach ihren Brüdern und den Hunden. Chase und Molly haben sich riesig über ihren kleinen Bruder gefreut, genau wie wir alle, vor allem weil Will und Cam gesagt hatten, dass nach zwei Kindern Schluss ist. Überraschungen sind einfach toll!

Wo es gerade um Überraschungen geht, von dieser hier hast du wahrscheinlich in der Zeitung gelesen … Camerons Dad, Patrick Murphy, hat vor vier Jahren unsere geliebte Mary Larkin in Paris geheiratet und uns die Neuigkeiten mit einem Foto mitgeteilt. Will und Cam, diese Schlitzohren, sind einfach mit Chase hinterhergereist, um mit den beiden zu feiern. Wir hatten im darauffolgenden Sommer eine große Party hier in Butler, und wir sehen sie oft, wenn sie ihre Enkelkinder besuchen. Cameron sagt, dass ihr Dad kaum mitbekommt, dass sie auch noch da ist, wenn die Kinder im Zimmer sind, aber sie findet es toll, dass er so ein liebevoller Großvater ist. Er hat die Arbeit um einiges reduziert, so dass er mit Mary viel Reisen und das Leben genießen kann. Er hat mir mal erzählt, dass er es bereut, nicht mehr Zeit mit Cam verbracht zu haben, als sie klein war. Wenn du mich fragst, will er das mit der Zeit und der Aufmerksamkeit, die er den Kindern schenkt, ausgleichen. Wirklich schön zu sehen.

Ella und Gavin haben Sarah, fast sechs, den anderen Caleb, fast fünf, und Cecilia, Spitzname Cici, zwei. Es ist wirklich interessant, dass Caleb genauso aussieht wie sein verstorbener Onkel Caleb, als er im selben Alter war. Ich glaube, es tröstet Gavin ein bisschen, dass er seinen geliebten Bruder in dem kleinen Jungen sehen kann, der nach ihm benannt wurde. Seine Sägemühle könnte kaum besser laufen, und sie bauen ein neues Haus auf einem Grundstück, das sie vor ein paar Jahren vor der Stadt gekauft haben. Gavins Eltern leiten immer noch den Capt. Caleb M. Gunthrie Inn für Hinterbliebene des Militärs. Selbst jetzt, wo das Land an keinem Krieg beteiligt ist, kommen so viele, die bei ihnen Trost suchen. Ich war überrascht. Amelia und Bob lieben es, neben Hannah die Großeltern für Gavins Kinder zu sein.

Nach einer traurigen Wendung des Schicksals haben Charley und Tyler seine Nichten Kendall, sieben, und Maisy, neun aufgenommen. Ihre Eltern sind bei einem Hubschrauberunfall im Grand Canyon ums Leben gekommen. Unsere Charley hat immer gesagt, dass sie nie heiraten und Kinder haben möchte, aber sie liebt Tyler, und diese süßen Mädchen haben alle einen Platz in unseren Herzen gewonnen. Sie war immer für sie da, als sie mit all den Veränderungen in ihrem Leben zurechtkommen mussten und um ihre Eltern trauerten. Wir sind so stolz auf Charley und Tyler, und was sie für diese Mädchen tun, die so ein wichtiger Teil unserer Familie geworden sind.

Wade und Mia haben Carlee, fünf, und Corbin, drei. Wade leitet immer noch den Gesundheits- und Wellnessbereich im Country Store, und Mia arbeitet Teilzeit im Lagerhaus, vor allem während dem großen Andrang vor Weihnachten hat sie dort alle Hände voll zu tun. Sie sind endlich mit den Renovierungsarbeiten an ihrem Bauernhaus fertig geworden, und du würdest staunen, wie toll es geworden ist. Natürlich findet sie es großartig, dass ihr Dad, Cabot, hier ist, jetzt wo er mit Wades Cousine Isabella verheiratet ist, aber von ihnen erzähle ich dir später noch mehr.

Lucy und Colton haben endlich fließend Wasser und eine Toilette oben auf dem Berg, und kurz nachdem Christian, jetzt fünf, geboren wurde, haben sie an die Berghütte angebaut. Sie sind außerdem die Eltern von Zwillingsbrüdern, Camden und Cooper, drei. Die Jungs sind alle genau wie ihr Vater. Arme Lucy. Am liebsten laufen sie nackt herum, selbst mitten im Winter, und Lucy rennt ihnen ständig hinterher, um ihnen etwas anzuziehen. Es ist unglaublich, wie gut sie mit Colton und der »Rasselbande«, wie sie sie immer nennt, zurechtkommt. Colton hat immer noch die Sirupfabrik dort oben, und Max hilft ihm. Die beiden haben diese Saison alle bisherigen Rekorde gebrochen. So viel Ahornsirup gab es noch nie.

Lucas und Dani haben Savannah, jetzt sieben, Sawyer, vier, und Sienna, zwei. Sie bringen Beruf und Familie hervorragend unter einen Hut. Dani leitet immer noch unser Lagerhaus und restauriert Möbel. Lucas wurde bei der Feuerwehr befördert und tischlert, wenn er Zeit hat. Sie haben in der Stadt ein Geschäft für seine Möbel und ihre kunstvollen Restaurationen aufgemacht. Es läuft sehr gut für die beiden.

Landon hat mit Stella, siebzehn, Sloane, fünf, Sarah, drei und Stefan, zwei, den Rekord für die meisten Kinder gebrochen. Amanda leitet von zu Hause aus die Katalogabteilung, und Landon wurde ebenfalls bei der Feuerwehr befördert und bewirtschaftet weiterhin mit Max’ Hilfe die Weihnachtsbaumfarm.

Wo wir gerade bei Max sind, sein Sohn, Caden, wird bald sieben. Unfassbar, oder? Er ist mittlerweile in der ersten Klasse und ein sehr guter Schüler. Er liest jetzt schon wie ein Profi und schreibt ganze Absätze. Sie sind in mein Haus gezogen, als ich in die Scheune umgesiedelt bin – Max und ich sagen immer, wir haben Zimmer getauscht. Ich habe ihm erlaubt, aus dem Haus, in dem ich mit meiner Sarah so glücklich war, ein eigenes Zuhause für ihn und Caden zu machen, und es ist wirklich toll geworden. Ich hoffe immer noch, dass er einen Menschen findet, den er liebt und der ihn auch liebt, so wie er das verdient hat, aber bisher ist das nicht passiert. Allerdings nicht, weil sein Vater und sein Großvater es nicht versucht haben. Wir rufen uns immer in Erinnerung, dass er erst achtundzwanzig ist und noch ganz viel Zeit hat, aber wir wissen ja alle, wie schnell die Jahre vergehen, ohne dass man das überhaupt mitbekommt.

Jetzt zu Hannah und ihrer Familie … Sie ist seit viereinhalb Jahren glücklich mit Ray Mulvaney verheiratet, so dass Lucy und Coltons Kinder auch Hannahs Enkelkinder sind, weil Ray ja Lucys Dad ist. Lucys Schwester Emma ist mit Grayson, Hannas ältestem Sohn verheiratet, und sie haben Simone, sechzehn, und Hannah, vier, Finley, drei, und Rowan, ein Jahr, alles Mädchen. Grayson hat mit so vielen Kindern alle Hände voll zu tun, aber er genießt das so richtig. Emma arbeitet immer noch im Büro im Country Store und laut Hunter und den anderen ist sie das Nervenzentrum des Unternehmens und sorgt dafür, dass alles reibungslos läuft. Grayson arbeitet von zu Hause aus und kümmert sich um die Kleinen. Die Zeiten haben sich wirklich geändert, oder? Sarah hätte mich nie mit den Kindern allein gelassen – haha!

Noah und Brianna haben seinen Sohn Elliott und außerdem Ethan, vier, und Elias, zwei. Ihr Bau- und Restaurationsunternehmen läuft besser als je zuvor, und die beiden arbeiten so harmonisch miteinander. Nach ihrem schwierigen Start beim Wiederaufbau des Hotels hätte das wirklich niemand gedacht! Ich habe dir doch erzählt, dass sie sich anfangs ununterbrochen gestritten haben, bis ihnen klarwurde, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Wir werden Brianna immer dafür dankbar sein, dass sie uns unseren Noah zurückgegeben hat und ihn so glücklich macht. Er lächelt so gut wie ununterbrochen.

Die Hochzeit von Izzy und Cabot hat vor etwa fünf Jahren schon stattgefunden. Und Cabot ist so froh, nun endlich in der Nähe seiner Tochter Mia leben zu können. Sie ist ja mit unserem Wade verheiratet. Izzy und Cabot haben auch Zwillinge, Miles und Madelyn, vier, ganz süße Kinder. Cabot ist überglücklich und genießt jeden Augenblick seiner zweiten Chance als Vater. Wir freuen uns so für die beiden. Izzy ist eine wunderbare Mutter, aber das ist ja keine Überraschung. Cabot ist gleichzeitig Vater und Großvater geworden und verbringt fast seine gesamte Zeit mit den Kindern. Ab und zu arbeitet er noch ein wenig, aber er ist jetzt größtenteils im Ruhestand.

Vanessa hat vor etwa vier Jahren Troy Kennedy geheiratet, einen guten Freund von Cameron, Lucy und Emma. Sie wohnen in New York City und haben drei Kinder, Declan, drei, Bennett, zwei und Alice, sechs Monate. Vanessa ist Vollzeitmutter, hilft aber auch in Troys Anwaltskanzlei mit. Er leistet Großartiges, sorgt für soziale Gerechtigkeit und auch finanziell kann er nicht klagen. Sie kommen ziemlich oft nach Hause, was ihre Mutter – und ihren Großvater – sehr freut.

Unsere Ali hat uns überrascht, als sie beschlossen hat, nicht »herumzuhängen und auf den Richtigen zu warten«, wie sie es ausgedrückt hat, und ganz allein zwei Söhne bekommen hat. Kingston ist jetzt vier und Axel zwei. Sie arbeitet immer noch in Boston im Marketingbereich und hat eine tolle Nanny, die bei ihnen wohnt und sich mit um die Jungs kümmert. Ali wirkt sehr glücklich mit ihren Kindern. Sie hat zwar ab und zu Dates, aber sie sagt, das sei ihr eigentlich nicht so wichtig. Von Jackson, Henry und Sarah habe ich ja schon geschrieben, also sind wir mit den Enkelkindern durch.

Es hat Tage gedauert, das alles einzutippen, also erwarte ich nun auch, dass du mir bald zurückschreibst und mir erzählst, was in deiner Familie so los ist. Ich vermisse die guten alten Zeiten, in denen wir mit Percy zusammen im Store herumgesessen, Kaffee getrunken, Schach gespielt und über alles gestritten haben. Ich vermisse dich und den guten alten Perce, seit er uns verlassen hat. Komm doch mal zu Besuch. Ich würde mich freuen, dich zu sehen.

Herzlich,

dein Freund Elmer.

Die Abbotts und Colemans

– Fünf Jahre später –

Die Abbotts

Hunter und Megan: Carson, Cory und Claire

Hannah und Nolan: Caleb »Callie« und Colby

Will und Cameron: Chase, Molly und Murphy

Ella und Gavin: Sarah, Caleb und Cecilia »Cici«

Charley und Tyler: haben seine verwaisten Nichten aufgenommen, Maisy und Kendall, neun und sieben, nachdem ihre Eltern bei einem Unfall gestorben sind.

Wade und Mia: Carlee und Corbin

Colton und Lucy: Christian und Zwillinge, Camden und Cooper

Lucas und Dani: Savannah »Savvy«, Sawyer und Sienna

Landon und Amanda: Stella, Sloane, Sarah, Stefan

Max: Caden

26 Enkelkinder für Linc und Molly

1

»Vergangenes war nur Prolog; was jetzt kommt, liegt in uns’rer Hand.«

William Shakespeare

»Warum soll ich zu einem Klassentreffen? Die meisten sehe ich doch sowieso schon jeden Tag auf Facebook und Instagram.« Max warf einen Blick auf die Einladung, die vor ein paar Tagen in die Scheune geflattert war.

»Immerhin trefft ihr euch dann noch mal persönlich und redet miteinander«, sagte Molly. »Weißt du überhaupt noch, wie das geht?«

»Hm.« Max warf die Einladung in den Müll. »Mit denjenigen, die es wert sind, rede ich sowieso.«

»Was ist ein Klassentreffen?«, fragte Caden, der mit seinem Großvater Linc am Tisch saß und sich mit Eis vollstopfte.

»Etwas wirklich Dummes, das Leute machen, um andere Leute zu sehen, die sie gar nicht wirklich sehen wollen, und dafür auch noch viel zu viel Geld ausgeben«, erklärte Max seinem Sohn.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Linc eine weitere Kugel Eis in Cadens Schüssel schmuggelte. Die Augen seines Sohnes leuchteten, wie immer, wenn sein Grandpa ihn verwöhnte, also ständig. Max machte das nichts aus, weil Caden ein höfliches, freundliches Kind war, das absolut Wichtigste in seinem Leben. Wenn sein Vater also seinem Sohn eine Extrakugel Eis spendieren wollte, warum sollte Max ihm dann in die Quere kommen?

»Klingt blöd«, sagte Caden.

»Seht ihr? Sogar Caden findet es blöd.«

»Ich denke, du solltest hingehen.« Molly klappte die Spülmaschine zu, die sie gerade eingeräumt hatte. »Man kann nie wissen, wem man bei so was über den Weg läuft.«

»Warum verhaltet ihr euch alle so seltsam? Was wisst ihr, was ich nicht weiß?«

»Nichts.« Molly lachte. »Ich habe einfach das Gefühl, dass du hingehen solltest. Und außerdem, wann warst du zuletzt mit deinen Freunden aus? Das ist schon ewig her.«

»Weil ich die Abende lieber mit meinem besten Freund zu Hause verbringe.«

»Max, das ist wirklich süß«, sagte seine Mutter. »Und du weißt ja, dass wir alle finden, dass du ein toller Vater bist, aber du musst dir auch Zeit für dich selbst nehmen.«

»Mir gefällt mein Leben so, wie es ist. Mein Kumpel und ich haben alles, was wir brauchen, oder, Cade?«

»Ja. Wir haben sogar alles, um morgen Pizza zu backen. Mein Lieblingsessen.«

»Und was gibt es Besseres als einen Pizzaabend mit meinem besten Kumpel«, sagte Max.

»Deine Mutter hat recht«, mischte sich nun auch Linc ein. »Und du weißt ja, wie ungern ich das zugebe.«

Molly prustete los. »Das ist, weil ich immer recht habe.«

»Ja, Schatz.« Linc lächelte Molly zuckersüß an. »Aber noch mal zu dem Klassentreffen, ich finde wirklich auch, dass du hingehen solltest. Deine Mutter hat mich überzeugt, zu unserem fünfzigsten Klassentreffen zu gehen, und wir hatten richtig viel Spaß. Weißt du noch?«

»Weiß ich noch«, antwortete Max.

»Ich bin so vielen alten Freunden begegnet, Leute, die ich wirklich mochte und die ich seit fünfzig Jahren nicht gesehen hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich sie komplett vergessen, bis sie direkt vor mir standen und mich an die guten alten Zeiten erinnerten. Es war ein toller Abend, und ich glaube, du würdest deinen auch mehr genießen, als du jetzt denkst.«

»Es ist doch nur ein Abend.« Nun beteiligte sich auch Elmer am Gespräch. »Und es ist gleich hier in Butler. Wenn es langweilig wird, kannst du sofort gehen.«

Max wusste genau, wann es besser war nachzugeben. »Okay, wenn ihr alle unbedingt wollt, dass ich hingehe, dann mache ich das eben, aber spätestens um neun bin ich zu Hause.«

»Hast du Lust auf eine Wette?« Molly knetete gerade den Teig für ihren alljährlichen Pastetenmarathon zu Thanksgiving.

»Was meinst du?«

»Ich wette hundert Dollar, dass du um Mitternacht noch nicht zurück bist.« Sie streckte die Hand aus. »Was sagst du?«

Max schlug ein. »Das wird teuer für dich.«

»Ich schätze, eher für dich.«

»Das werden wir ja sehen.«

Wie zum Teufel hatte er zulassen können, dass seine Eltern und sein Großvater ihn zu diesem bescheuerten Klassentreffen überredeten, das ihn nicht im geringsten interessierte? Das Letzte, worauf er nach Thanksgiving und nach einem zehnstündigen Arbeitstag Lust hatte, war ein Klassentreffen.

Zehn Jahre.

Max musste zugeben, dass das schwer zu glauben war. Wie zum Teufel konnte es sein, dass die Highschool schon zehn Jahre her war? In diesem Jahrzehnt hatte er wirklich viel erlebt, er hatte seinen Abschluss an der UVM in Burlington gemacht, war mit einundzwanzig Vater geworden und kurz darauf alleinerziehend, als Chloe, Cadens Mutter, sich kurz nach seiner Geburt aus dem Staub gemacht hatte. Max’ ganzes Leben war auf seinen Sohn ausgerichtet, und genau so wollte er das auch haben.

Caden war einfach toll. Ein fröhliches, sonniges, witziges, süßes kleines Wunder. Jeden Tag tat oder sagte er etwas Neues, das Max dazu brachte, Tränen zu lachen, oder vor Rührung zu weinen, einfach nur, weil Caden ihm in jeder einzelnen Minute so viel Freude bereitete.

Er würde so viel lieber mit ihm Pizza backen, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was er zu diesem bescheuerten Klassentreffen anziehen sollte. Und dann hatte er auch noch hundert Mäuse hinblättern müssen. Für ein mittelmäßiges Buffet im Grange. Lächerlich. Für hundert Dollar konnten er und Caden auf Butler Mountain sehr lange Ski fahren.

Bei seiner derzeitigen Laune wäre es wahrscheinlich besser, wenn Max einfach zu Hause bleiben würde, statt sich seiner ehemaligen Klasse zuzumuten, aber da war diese Wette, die er mit seiner Mutter hatte. Er wollte wirklich nicht noch einen Hunderter wegen dieser bescheuerten Veranstaltung verlieren, also zog er Jeans und einen Pullover an und stieg in den dunkelgrünen F-150, den er sich vor drei Jahren gekauft hatte.

Caden verbrachte den Abend in der Scheune, mit drei Großeltern, die ihn nach Strich und Faden verwöhnen würden. Es hätte seinem Sohn kaum besser gehen können, also beschloss Max, die Zeit, so gut es eben ging, zu genießen. Schließlich kam es nicht oft vor, dass er einen Abend nur für sich hatte. Aber auch das war für ihn vollkommen in Ordnung. War es etwa falsch, dass er lieber mit seinem Sohn zusammen war als mit irgendjemandem sonst?

Er musste zugeben, dass seine Mutter vielleicht recht hatte. Sein Leben war sehr einseitig geworden, seit Caden auf der Welt war. Alles drehte sich nur noch um seine Arbeit in der Sirupfabrik oder auf der Weihnachtsbaumplantage und um seinen Sohn. Weil sie ihre Großfamilie um sich hatten, wurde es nicht langweilig. Es stand immer irgendein gemeinsames Abendessen an oder eine Geburtstagsfeier oder sonst etwas.

Das Leben war schön. War er ab und zu ein bisschen eifersüchtig auf die vielen glücklich verheirateten Geschwister, Cousins und Cousinen um sich herum? Natürlich, aber es war nicht so, dass er einsam wäre. Wie könnte irgendjemand in dieser Familie sich je einsam fühlen?

Manchmal, wenn Caden im Bett war und sich ein langer Abend vor ihm ausdehnte, wünschte Max sich schon, dass er jemanden hätte, mit dem er sein Leben teilen könnte. Aber meistens verschwanden diese Gefühle genauso schnell, wie sie gekommen waren. Irgendwann in den letzten Jahren hatte er mit den Dates aufgehört. Es war ihm einfach nicht wichtig genug, um sich groß damit abzugeben. Und das bedeutete auch, dass sein letztes Mal schon sehr lange zurücklag. So lange, dass er sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte.

Cadens Kindergärtnerin hatte ihn an seinem letzten Tag zum Essen eingeladen, nachdem sie das ganze Jahr lang immer wieder mit ihm geflirtet hatte. Es war nett gewesen, sie hatten sich gut unterhalten und ein paarmal miteinander gelacht, aber danach hatte er sie nach Hause gebracht und ihr Angebot, noch mit reinzukommen, abgelehnt.

Jessica war ein toller Mensch, eine wunderschöne Frau, die eigentlich alles hatte, was er sich von einer Partnerin wünschte, aber es hatte einfach nicht gefunkt.

So war das offenbar: Das, was alle um ihn herum mit solcher Leichtigkeit gefunden hatten, würde ihm verwehrt bleiben. Na ja, so ganz stimmte das nicht. Sie hatten sich Mühe geben müssen, es hatte Trennungen und Neuanfänge und ein paar gebrochene Herzen gegeben, aber größtenteils sah es so aus, als sei die Liebe für seine Geschwister einfach etwas, das in ihrem Leben passierte. Ganz im Gegensatz zu seinem.

Dabei hatte er es mal gehabt. Vor sehr langer Zeit. Er wusste also, wonach er suchte und wie es war, wirklich verliebt zu sein. Doch er wusste eben auch, wie sehr man dabei verletzt werden konnte, und diesen ganz speziellen Schmerz wollte er ganz sicher so bald nicht noch einmal erleben.

Max fragte sich, ob er sie auf dem Klassentreffen sehen würde, ob sie nach all den Jahren endlich wieder einen Fuß in diese Stadt setzen würde, nachdem sie einfach spurlos verschwunden war? Dabei hatten sie sich damals geschworen, dass sie in Kontakt bleiben würden. Wenn er an sie dachte, wurde er wütend und traurig. Sie hatte sich einfach so aus dem Staub gemacht.

Das war der Hauptgrund, aus dem er nicht zum letzten Klassentreffen vor fünf Jahren gegangen war, und warum er nicht zu diesem hier wollte. Was sollte er zu ihr sagen, wenn sie dort auftauchte? Vor allem, wenn sie einen Ehemann oder Partner dabeihatte. Er nahm es ihr immer noch übel, dass sie einfach so abgehauen war, und das würde man ihm sicher auch anmerken. Andererseits hatte er nicht gehört, dass sie vorhatte zu kommen, und so schnell, wie sich Neuigkeiten in Butler verbreiteten, hätte er das sicher mitbekommen.

Darüber hinaus fragte er sich auch, was er seinen ehemaligen Klassenkameraden über sein jetziges Leben erzählen sollte. Dass er immer noch im Familienbetrieb arbeitete und den Sohn großzog, von dem dank Social Media alle wussten? Sonst gab es ja nichts zu berichten. Würden sie wieder in Kategorien eingeteilt werden, wie beim Abschluss? Falls ja, würde er ganz sicher den Preis für das »langweiligste Leben seit der Highschool« gewinnen.

Er hatte diesen Gedanken nicht einmal zu Ende gebracht, als er ihm schon wie ein Loyalitätsbruch Caden gegenüber vorkam. Vater zu sein war die aufregendste Erfahrung seines Lebens, und Max würde sie um nichts in der Welt missen wollen. Nicht einmal für die wahre Liebe. Wenn die anderen dachten, dass sein Leben langweilig sei, hatten sie wahrscheinlich selbst keine Kinder.

Als Max beim Grange auf den Parkplatz fuhr, hatte er sich in seine Wut regelrecht hineingesteigert. Der Parkplatz stand bereits voller glänzender Sportwagen, protziger SUVs und ein paar vereinzelter Pick-ups wie seinem. Er klappte den Sichtschutz herunter, betrachtete sich im Spiegel und entschied, dass er genauso aussah wie immer – so gut, wie es ihm die Mühe eben wert war.

»Egal«, murmelte er noch, dann stieg er aus und ging hinein. Er hatte fest vor, die Wette mit seiner Mutter zu gewinnen, und das bedeutete, dass er bereits in weniger als zwei Stunden wieder zu Hause sein würde.

Das Buffet war nicht einmal schlecht. Es gab vieles, was er sehr gerne mochte, Pasta zum Beispiel und Brathähnchen. Vielleicht aß er ja wie ein Siebenjähriger, aber das war immerhin einfacher, als jeden Abend zwei verschiedene Gerichte zu kochen. Er lud sich Salat auf den Teller, um sich besser zu fühlen, und setzte sich auf einen freien Platz an einem der Tische.

»Max Abbott«, sagte eine der Frauen. »Ich habe mir schon gedacht, dass du kommst!« Die Frau war blond und kräftig, und Max konnte sie beim besten Willen nicht einordnen. Sie saß zu weit weg, als dass er ihr Namensschild hätte lesen können. »Ich bin’s, Mary Jane Connor. Oder, na ja, ich heiße jetzt Foster. Ich habe Gig Foster geheiratet.«

»Ah, ja. Schön, dich wiederzusehen.«

»Du siehst noch genauso aus wie früher«, sagte Mary Jane. »Ich hätte dich überall wiedererkannt.«

»Danke, du auch.«

»Na ja, das kann ich mir kaum vorstellen.« Sie kicherte lautstark. »Drei Babys und fünfzehn Kilo später sehe ich definitiv kein bisschen so aus wie auf der Highschool.«

Die anderen am Tisch beteiligten sich rege an dem Gespräch über Babys und wie viel man zunahm, wenn man sie bekam, und wie schwer es war, die Kilos wieder loszuwerden. Er hörte, wie Mary Jane erzählte, dass sie in Concord, New Hampshire, lebte und nur noch sehr selten nach Butler kam. Das erklärte dann auch, warum er sie noch nie in der Stadt getroffen hatte.

»Du hast einen Sohn, oder, Max?«, fragte Mary Jane.

»Ja, genau. Caden wird am Wochenende sieben.«

»Da hast du ja früh angefangen«, sagte Mary Janes Mann, Gig. Er hatte während der letzten zehn Jahre so gut wie alle Haare verloren.

»Ja, stimmt.« Max vermutete, dass sie alle wussten, dass er direkt nach dem College Vater geworden war, und auch, dass er seinen Sohn allein großzog – mit tatkräftiger Unterstützung von seinen Eltern und dem Rest der Familie. Mehr brauchten sie nicht zu wissen.

»Du hast bestimmt Bilder«, sagte eine andere Frau.

Max erkannte sie auch nicht. Wenn er nicht bei der Anmeldung ein paar Leute gesehen hätte, an die er sich erinnerte, hätte er sich gefragt, ob er bei der falschen Veranstaltung war.

Das hier war genau so furchtbar, wie er erwartet hatte.

Er warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig nach sieben. Das konnte doch nicht sein. Er hätte seinem ersten Impuls folgen und gar nicht erst zu diesem bescheuerten Treffen gehen sollen.

»Max?«

Der Schreck traf ihn bis ins Mark. Diese Stimme würde er immer und überall sofort erkennen. Aber alle Zeit der Welt hätte ihn nicht auf die Gefühlswelle vorbereiten können, die ihn überrollte, als er plötzlich seine erste große Liebe erblickte.

Lexi Bradshaw.

Er stand so schnell auf, dass er fast seinen Stuhl umgeworfen hätte.

»Lexi.« Gott, sie sah toll aus. Ihr hellbraunes Haar war jetzt lockig, aber sonst war alles an ihr genauso, wie er es in Erinnerung hatte, von den warmen haselnussbraunen Augen über ihr umwerfendes Lächeln und die Stupsnase bis hin zu den rosigen Wangen.

»Als Dawn gesagt hat, dass du hier bist«, sagte sie, »da habe ich ihr nicht geglaubt, weil du zum letzten Klassentreffen ja auch nicht gekommen bist.«

»Ich bin hier.«

Sie umarmte ihn zur Begrüßung, und sein Gehirn brauchte ein paar Sekunden, bis es seinen Armen das Signal geben konnte, die Umarmung zu erwidern.

Lexi.

»Es ist so schön, dich zu sehen«, sagte sie.

Er erkannte rasch, dass sie auch noch genauso roch wie früher, süß und nach Sonnenschein und allem anderen, was perfekt war. »Dich auch.«

Max hatte so viele Fragen, zum Beispiel, wo sie die letzten Jahre gewesen war. Er hatte ein paarmal versucht, sie auf Social Media zu finden, aber ohne Erfolg. Genauso wie die Suche auf Google. Wie kam es, dass jemand heutzutage noch so untertauchen konnte? Max’ Mutter zufolge war ihre Familie nach Texas gezogen.

Er wollte sie gerade fragen, wo sie gesteckt hatte, als eine Frau eine Kamera auf sie richtete. »Das alte Traumpaar ist wieder vereint. Lächelt mal!«

Max stellte sich neben Lexi und grinste für die Kamera. Wenn alle anderen doch nur verschwinden und sie alleinlassen würden, damit er sich in Ruhe mit dem einzigen Menschen von der Highschool unterhalten konnte, den er wirklich vermisst hatte. Und ja, jetzt, wo sie direkt neben ihm stand, wurde ihm klar, wie sehr sie ihm gefehlt hatte, egal, wie verletzt und traurig er gewesen war.

Allerdings hatten die anderen sie auch vermisst, also waren sie während der nächsten Stunde umringt von ihrer alten Klasse.

An die meisten von ihnen erinnerte er sich kaum und musste lachen, als ihm klar wurde, wie weit sein Leben von allem entfernt war, das es zu Highschool-Zeiten gewesen war. Mit einundzwanzig alleinerziehender Vater zu werden hatte seinem Leben eine völlig andere Richtung gegeben, und auch wenn er immer noch in Butler wohnte, hatte er das Gefühl, dass er während der letzten zehn Jahre Tausende Meilen weit gereist war.

Sie sprachen über Dinge, an die er sich kaum erinnern konnte – ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, Unterrichtsstunden, Fußballspiele, Skiausflüge und das letzte Schuljahr, als das Basketball-Team zum ersten Mal eine Chance auf die Landesmeisterschaft gehabt hatte. Als einer der Forwards im Team wusste er zumindest das noch. Sie hätten nur einen einzigen weiteren Sieg gebraucht, und Max spürte immer noch die bittere Enttäuschung, die ihn und sein Team lange nach der entscheidenden Niederlage begleitet hatte.

Aber er hatte seitdem nicht mehr darüber nachgedacht, im Gegensatz zu manchen seiner Teammitglieder. Er hatte an Wichtigeres zu denken. Vorschulübungen, Karatestunden und Sandwiches mit Erdnussbutter und Marmelade, von denen die Kruste sorgfältig abgeschnitten werden musste.

»Du bist so still«, sagte Lexi.

Der Großteil der Gruppe hatte sich auf die Tanzfläche verzogen, als der DJ ein Lied aus ihrem Abschlussjahr spielte.

»Ich habe nicht viel zu erzählen«, sagte Max. »Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es in der Schule aussah, und schon gar nicht, an welchem Tisch wir beim Mittagessen gesessen haben.«

Sie schaute ihn fragend an, ein Blick, der ihn daran erinnerte, dass er einmal jede freie Minute mit ihr verbracht hatte. »Du erinnerst dich wirklich nicht daran, wie es in der Schule aussah?«

Er schüttelte den Kopf. »Ist wie ausradiert.«

»Vielleicht solltest du das mal abklären lassen.«

Max musste lachen. »Es ist einfach, weil seitdem so viel passiert ist, das Raum in meinem Kopf einnimmt.«

»Was denn zum Beispiel?«

»Hast du gehört, dass ich einen Sohn habe?«

Ihr Gesichtsausdruck sah schockiert aus. »Was? Nein! Wann ist das denn passiert?«

Er erzählte ihr, wie Chloe in ihrem letzten Jahr an der Uni schwanger geworden war. »Caden ist das Beste, was mir je passiert ist. Er ist … Es gibt gar keine Worte, die groß genug sind, um zu beschreiben, was er für mich ist.«

»Das ist ja toll, Max. Ich freue mich so für dich. Zeig mir mal ein Foto!«

War da eine Spur von Traurigkeit in ihrer Stimme? Max zog sein iPhone aus der Tasche. Als Telefon war es in Butler völlig nutzlos, aber er hatte unzählige Fotos seines kleinen blonden Sohnes darauf gespeichert, die er Lexi nun zeigte.

»O Max. Er ist so süß!«

»Ich bin sehr voreingenommen, aber ja, das finde ich auch. Er ist auch lieb, freundlich, höflich, unglaublich witzig und sehr sportlich. Wir haben so viel Spaß zusammen.«

»Ich verstehe, warum du ihn so sehr liebst.«

»Ja, wirklich. Er ist wie die Sonne, er überstrahlt alles.«

»Es ist wirklich süß, wie du von ihm sprichst. Was ist mit seiner Mutter? Seid ihr noch zusammen?«

Max war wirklich überrascht, dass sie von alldem gar nichts gehört hatte. Bedeutete das, dass sie sich nie die Mühe gemacht hatte, im Internet nach ihm zu suchen? Oder sich nach ihm zu erkundigen? »Nein. Sie hat sich aus dem Staub gemacht, als er ein paar Wochen alt war. Seitdem gibt es nur mich und Caden. Ich bin jeden Tag dankbar für meine riesige Familie. Meine Eltern und mein Großvater haben mich wirklich toll unterstützt und meine Geschwister auch. Wir haben bei meinen Eltern gelebt, bis er vier war, aber jetzt wohnen wir allein. Meistens jedenfalls.« Er lachte wieder. »Gerade ist Caden bei meinen Eltern.«

»Du bist mit Sicherheit ein toller Vater, und Caden hat wirklich Glück, dich zu haben.«

»Ich habe Glück, ihn zu haben. Als es passiert ist … Als ich erfahren habe, dass Chloe schwanger ist … Ich habe einfach nur Panik bekommen. Wir hatten von Anfang an unsere Probleme, und ich war gerade kurz davor, meinen Abschluss zu machen. Wir waren einfach absolut noch nicht bereit dafür. Sie aber offensichtlich noch weniger als ich.«

»Meldet sie sich ab und zu?«

Er schüttelte den Kopf. »Seit Jahren nicht.«

»Gott.« Sie seufzte tief. »Wie hält sie es nur aus, ihr eigenes Kind nicht zu sehen?«

»Ich habe keine Ahnung, aber sie tut mir fast leid, wegen allem, was sie verpasst. Nicht, dass ich mir wünsche, sie in unserem Leben zu haben. So ist es mir fast lieber. Es ist nur … Er ist wirklich so ein toller Junge. Jeder Tag ist wie ein neues Abenteuer.« Max verzog das Gesicht. »Sorry, das alles ist für dich bestimmt furchtbar langweilig.«

»Überhaupt nicht. Du bist ein stolzer Vater und hast dazu auch allen Grund. Dein Sohn scheint wirklich großartig zu sein.«

»Ja, wirklich. Aber genug von mir. Was ist mit dir? Was hast du in den letzten Jahren gemacht? Du bist einfach von der Bildfläche verschwunden. Niemand wusste, wo du steckst.«

Sie biss sich auf die Unterlippe und schien darüber nachzudenken, was sie sagen wollte. Dann schaute sie ihn mit den großen haselnussbraunen Augen an, in denen er sich früher, als er noch davon ausgegangen war, dass sie für immer zusammenbleiben würden, hatte verlieren können. »Wollen wir woanders hingehen und reden?«

»Klar. Nichts wie weg.«

Lexi hatte sich geschworen, Max die Wahrheit zu sagen, falls sie ihn wiedersehen und er sie danach fragen würde. Wenn es ihm egal gewesen wäre, dass sie einfach verschwunden war, hätte sie das Thema definitiv nicht angeschnitten. Da er aber gefragt hatte, würde sie ihm alles erzählen, auch wenn es schwer für sie war, diesen Albtraum noch einmal zu durchleben.

Als sie sich auf den Weg machten, mussten sie einige Kommentare über sich ergehen lassen. Die anderen waren offenbar überzeugt, dass sie ihre Highschool-Romanze wiederaufleben lassen würden. Sie lachten nur darüber und verabschiedeten sich dankend vom Orga-Team.

»Puh«, machte Max, als sie in die winterliche Kälte hinaustraten.

»Es riecht nach Schnee«, antwortete Lexi.

»So was würde nur eine wahre Vermonterin sagen.«

»Man kann jemanden aus Vermont herausnehmen, aber man kann Vermont nicht aus …«

»Bist du hergefahren?«

Sie zeigte auf ein kleines weißes Auto. »Mein Mietwagen.«

»Kommst du mit mir mit und ich bringe dich später zu deinem Auto zurück?«

»Ja, okay.«

»Gleich hier drüben.«

Er brachte sie zu seinem glänzend grünen Pick-up-Truck und hielt ihr die Tür auf.

»Schickes Auto.«

»Danke. Habe ich mir vor ein paar Jahren gekauft.«

Sobald er den Motor angemacht hatte, drehte er die Heizung auf.

Während sie darauf warteten, dass es warm wurde, vergrub Lexi sich tief in den Wintermantel, den sie sich extra für diese Reise gekauft hatte. Ihr war momentan immer kalt, selbst wenn es keine Minusgrade hatte.

»Wo möchtest du hinfahren?«, fragte er.

»Hat in Butler immer noch nichts nach neun geöffnet?«

»So ungefähr.«

»Und es ist zu kalt, um draußen zu sein.«

»Wir können zu mir fahren. Caden schläft heute in der Scheune.«

Sie wollte nicht nervös werden, weil sie mit ihm allein sein würde, aber in ihrem Bauch war plötzlicher ein ganzer Schmetterlingsschwarm zum Leben erwacht. »Okay, das wäre gut.«

»Ich weiß nicht mehr genau, wie es zu Hause aussah, als wir gefahren sind. Wahrscheinlich liegen überall Legosteine herum.«

»Das macht doch nichts.« Sie musste über seinen Gesichtsausdruck lachen.

»Normalerweise räumen wir auf, bevor Schlafenszeit ist, aber heute musste ich ihn rechtzeitig zu meinen Eltern bringen, also haben wir nur schnell gepackt.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Sorry, unser Tagesablauf interessiert dich sicher gar nicht.«

»Doch, klar.«

»Na ja, ist nichts Besonderes, jeden Tag das Gleiche, aber so ist mein Leben.«

»Daran ist ja auch rein gar nichts auszusetzen.«

»Es entspricht nicht den Erwartungen, die ich auf der Highschool hatte.«

»Ich weiß noch, dass du vorhattest zu reisen.«

»Habe ich immer noch vor, aber das wird jetzt so schnell nicht passieren.«

Er bog ein paarmal rechts und links ab, bis sie eine altbekannte Straße entlangfuhren.

»Wohnst du im Haus deines Großvaters?«

»Ja, genau. Er ist zu meinen Eltern gezogen und hat mir sein Haus überlassen. Hat gesagt, ich soll es so einrichten, wie es mir passt, also nehme ich mir gerade ein Zimmer nach dem anderen vor. Es zieht sich. An dem Haus wurde seit Jahren nichts gemacht.«

»Ich weiß noch, wie gemütlich es war. Und wie süß deine Großeltern zusammen waren.«

»Sie waren wirklich süß. Meine Großmutter ist vor einer ganzen Weile gestorben. Wir vermissen sie sehr.«

»Ich kenn mir deinen Großvater gar nicht ohne sie vorstellen.«

»Es war anfangs wirklich schwierig, aber er hat sich gut ins Leben als Witwer eingefunden. Es ist nicht so, dass er bei meinen Eltern lebt, weil er nicht mehr allein zurechtkommen würde. Meine Mom wollte sich um ihn kümmern, und er hat endlich beschlossen, sie zu lassen.«

»Das ist wirklich süß. Es macht ihr bestimmt Spaß, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen.«

»Ja, stimmt. Und er genießt es, dass sie für ihn kocht und seine Wäsche macht. Man merkt ihm sein Alter gar nicht an. Er ist fast neunzig, aber noch unglaublich fit.«

»Das freut mich wirklich . Ich weiß, wie sehr du ihn liebst.«

»Wir lieben ihn alle.«

Nach einer kurzen Pause sagte Max: »Wo warst du denn, Lex, und was hat dich wieder nach Butler geführt?«

»Ich wohne jetzt in Houston«, sagte sie und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Und ich bin wegen dir gekommen.«

2

»Beim zweiten Mal ist die Liebe noch schöner.«

Sammy Cahn

Max hatte keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. »Du bist wegen mir gekommen?«

»Du warst der Einzige, den ich wirklich sehen wollte, und wenn du nicht beim Klassentreffen gewesen wärst, hätte ich morgen nach dir gesucht.«

Er schüttelte den Kopf, während er versuchte zu verstehen, was sie da sagte. »Du musst mir das genauer erklären.«

»Bevor ich das mache … Darf ich fragen … Du hast gesagt, du hast keinen Kontakt zu Cadens Mutter, aber gibt es jemand anderen?«

»Nein.«

»Wie ist das möglich? Du bist Max Abbott.«

Er lachte. »Der nichts tut, außer zu arbeiten und sich um sein Kind zu kümmern. Die Großfamilie sorgt für ein wenig Abwechslung. Und das ist dann auch schon alles.« Er hielt vor dem Haus an, wo er mit seinem Sohn wohnte.

»Ich habe mir immer Sorgen gemacht, dass eins der vielen Mädchen, die für dich geschwärmt haben, dich weggeschnappt hat. Deshalb habe ich mich auch nicht getraut, im Internet nach dir zu suchen. Ich hätte es nicht ertragen können, dich mit jemand anderem zu sehen.«

»Solange du da warst, wäre ich nie mit irgendjemandem durchgebrannt. Das wusstest du doch.« Er war überrascht, als er sah, wie ihr Tränen in die Augen traten. »Komm doch rein, Lexi. Lass uns darüber reden.«

Er stieg aus und ging um den Truck herum, um ihr die Tür zu öffnen und ihr die Hand hinzuhalten, damit sie nicht auf der bereits spiegelglatten Fläche ausrutschte. Hier in den Bergen fror es bereits in der Nacht, und der erste Schnee war für das Wochenende angekündigt.

Als sie im Warmen waren und ihre Jacken ausgezogen hatten, zeigte er aufs Sofa. »Kann ich dir etwas anbieten? Meine heiße Schokolade ist genauso gut wie die von meiner Mom, und ich müsste auch Bailey’s dahaben.«

»Nein, danke. Alles gut.«

Max setzte sich neben sie und griff nach ihrer Hand, als wäre kein Jahrzehnt vergangen, seit er das zum letzten Mal getan hatte. All die Wut, die er empfunden hatte, weil sie einfach verschwunden war, war verpufft wie Morgennebel in der Sonne, sobald er sie wiedergesehen hatte. »Lex … Rede mit mir.«

Sie schaute auf ihre verschränkten Hände hinunter und dann wieder zu ihm auf. »Du weißt ja, dass ich auf der UC Berkeley war.«

»Ja, und ich habe die Mails und Textnachrichten bekommen, die du mir im ersten Semester geschickt hast. Ich habe dir immer geantwortet, aber nach den ersten Ferien hast du nicht mehr zurückgeschrieben.«

»Ich bin im Sommersemester schlimm krank geworden.«

»Was hattest du denn?«

»Leukämie.«

»Was?« Er atmete lange aus. »Du hattest Krebs?«

»Habe. Ich habe Krebs, und ich musste erst sehr viele Therapiestunden hinter mich bringen, um das aussprechen zu können, ohne zusammenzubrechen. Ich kämpfe seit zehn Jahren damit. Vor achtzehn Monaten hatte ich eine Stammzellenspende, und seitdem bin ich in der Remission. Aber bis nicht fünf Jahre vorbei sind, darf ich mich nicht als geheilt bezeichnen. Und selbst dann …« Sie zuckte die Achseln. »Es kann immer sein, dass es zurückkommt. Ich bin nach Houston gezogen, damit ich im MD Anderson behandelt werden kann. Meine Eltern und Großeltern sind auch mitgekommen, um mich zu unterstützen.«

Max war schockiert. »Warum hast du mir nicht erzählt, was du durchmachst?«

»Ich habe es niemandem gesagt, und ich habe meine Familie gebeten, das auch nicht zu tun. Ich wollte nicht, dass alle so einen Wirbel darum machen. Ich hätte einfach nicht die Kraft gehabt, damit klarzukommen, während ich darum kämpfe, am Leben zu bleiben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«

»Habe ich schon. Und wie geht es dir jetzt?«

»Besser als seit Jahren, und ich darf endlich wieder raus und unter Leute.« Sie drehte sich zu ihm um und verschränkte die Beine unter ihrem Körper, so, wie sie das auch früher immer schon getan hatte. Eine Million Erinnerungen überrollten ihn, während er sie anschaute. Sie war ihm so vertraut und doch so anders. »Also, wegen dem, was ich gesagt habe, dass ich wegen dir gekommen bin …«

»Ja, was sollte das heißen?«

Sie lächelte und griff wieder nach seiner Hand. »Als es mit meiner Krankheit besonders schlimm war, haben mir die Erinnerungen an uns Kraft gegeben. Du hast mich am Leben gehalten. So viele Male, als ich kurz davor war aufzugeben, habe ich an dich gedacht und hatte dann die Kraft, um weiterzumachen. Und ich habe mir geschworen, wenn ich die Spende überleben und zumindest eine Remission schaffen würde, dann würde ich sofort herkommen, um dich zu sehen. Und dann habe ich diese Einladung bekommen. Das war wie ein Zeichen. Jetzt oder nie. Ich war überrascht, dass du wirklich dort warst, weil ich gehört hatte, dass du zum letzten Klassentreffen nicht gekommen bist.«

»Es gab niemand Besonderen, den ich hätte treffen wollen.«

»Warum bist du dieses Mal gekommen?«

»Meine Eltern und mein Großvater haben mich überredet. Sie finden mich und mein Leben furchtbar langweilig. Meine Mutter hat sogar mit mir gewettet. Hundert Dollar, dass ich Spaß habe und mindestens bis Mitternacht bleibe.«

»Das ist ja cool.« Sie lachte.

»Die Wette werde ich gewinnen, weil ich vor Mitternacht gegangen bin, aber ich bin froh, dass meine Mutter mich überredet hat. Dich wiederzusehen war die ganzen Peinlichkeiten wert.«

»Das freut mich zu hören. Ich war mir nicht sicher, ob du mit mir sprechen würdest, nachdem ich so einfach verschwunden bin.«

»Ich würde immer wieder mit dir sprechen. Ich habe dich auch nie vergessen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wo du bist, aber niemand hatte etwas von dir gehört. Also dachte ich, du willst das sicher so.«

Lexi seufzte. »Es ging damals nicht anders.«

»Das verstehe ich jetzt, und es tut mir leid, was du durchgemacht hast.«

»Ich kann wirklich nicht glauben, dass du Single bist« , sagte Lexi und grinste. »Ich war mir sicher, dass du mittlerweile verheiratet bist und mindestens vier Kinder hast.«

»Nein, ich war nie auch nur ansatzweise verheiratet. Ich habe seit Cadens Mom keine richtige Freundin gehabt, und das mit ihr war eine Katastrophe. Außer dass ich ihn bekommen habe natürlich.«

»Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie ihr Kind verlassen hat.«

»Das konnte ich auch nicht«, sagte Max, »aber rückblickend war ich nicht so überrascht, wie ich hätte sein sollen. Sie war schon immer sehr oberflächlich, was mir nichts ausgemacht hat, bis es um meinen Sohn ging.«

»Ich würde ihn wirklich gerne mal kennenlernen.«

»Ich fände es auch schön, wenn du ihn kennenlernst. Wie lange bist du denn hier?«

»Bis Montag.«

»Wir feiern am Sonntag seinen Geburtstag, in der Scheune. Hättest du Lust zu kommen?«

Lexi zögerte. »Ich will mich nicht aufdrängen. Das ist doch sicher eine Familienfeier.«

»Sie freuen sich bestimmt alle, dich zu sehen.«

»Aber dann musst du mir auch noch sagen, was ich Caden schenken könnte.«

»Er liebt Skifahren über alles. Über eine Tageskarte für den Lift freut er sich bestimmt riesig.«

»Dann besorge ich ihm eine.«

»Ich kann nicht fassen, dass du bei mir zu Hause sitzt und mit mir darüber sprichst, was du meinem Sohn zum Geburtstag schenken könntest.«

»Es ist wirklich schön, hier zu sein.«

Nachdem Max Lexi wieder zu ihrem Auto gefahren hatte und sie in der Ferienwohnung angekommen war, öffnete sie gleich den Laptop und schrieb eine kurze E-Mail an ihre Eltern und Großeltern in Houston.

… Max hat mich sogar gleich zum siebten Geburtstag seines Sohnes eingeladen (er ist alleinerziehender Vater). Da werde ich auch gleich die ganzen Abbotts wiedersehen. Es ist so schön, wieder in Butler zu sein, wo sich nie etwas ändert – außer das Hotel! Habt ihr davon schon gehört? Es wurde nach einem Brand vor ein paar Jahren komplett neu aufgebaut. Man hat es modernisiert, den historischen Stil aber dennoch beibehalten. Ich hatte heute einen wirklich tollen Tag. Danke, dass ihr mir diese Reise ermöglicht habt. Und ja, es geht mir GUT. Geht ins Bett und hört auf, euch Sorgen zu machen. Alles Liebe, Lex.

Ihre Krankheit war ein solcher Albtraum gewesen, dass sie Medikamente brauchte, um ihre Angst zu kontrollieren. Es gab nichts, was ein Leben so aus der Bahn werfen konnte, wie eine potenziell tödliche Krankheit. Nicht nur sie, ihre gesamte Familie hatte mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen, während sie von der Therapie zu einer hoffentlich permanenten Remission übergingen. Ihr Transplantationsteam hatte ihr gesagt, dass sie jeden Grund hatten anzunehmen, dass sie ein langes, gesundes Leben vor sich hatte, doch natürlich konnten sie ihr auch nichts versprechen. Ein Rückfall war jederzeit möglich. Das war die Realität, mit der sie und ihre Familie leben mussten.

Sie würde ihren Eltern und Großeltern für immer dankbar sein. Schließlich hatten sie ihr komplettes Leben hinter sich gelassen, um zu ihr nach Houston zu ziehen und sie während der langen Jahre kräftezehrender Behandlungen zu unterstützen. Ihre Eltern hatten das Haus in Butler vermietet, und die Familie, die nun dort lebte, würde Ende des Jahres ausziehen.

Lexi würde gerne, erst einmal nur für ein Jahr, in das Zuhause ihrer Kindheit ziehen, um sich zu sammeln und zu sehen, ob zwischen ihr und dem einzigen Mann, den sie je geliebt hatte, noch etwas zu retten war. Es kam allerdings darauf an, wie dieses Wochenende lief. Sie war so froh, ihn getroffen zu haben, und auch, dass ihr erstes Gespräch nach so langer Zeit so positiv verlaufen war. Andererseits wollte sie ihn auch auf keinen Fall unter Druck setzen. In den zehn Jahren, die sie getrennt verbracht hatten, hatte sich für sie beide vieles verändert, und es war nicht klar, ob es möglich sein würde, so einfach da weiterzumachen, wo sie vor zehn Jahren aufgehört hatten.