Eine Weihnachtsgeschichte - Charles Dickens - E-Book
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Eine Weihnachtsgeschichte E-Book

Charles Dickens.

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Beschreibung

Unbedingt lesen

Den großartigen Schriftsteller Dickens zu lesen und wieder zu entdecken ist angesagt. Bereits 1843 schrieb Charles Dickens seine "Weihnachtsgeschichte", die auch heute noch Kinder und Erwachsene fasziniert. Der Geschäftsmann Ebenezer Scrooge wird am Heiligen Abend vom Geist der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht besucht, und der Leser darf miterleben, wie der herzlose alte Mann zu einem liebenswerten Unterstützer der Armen wird.

Mit wunderschönen Illustrationen von Eric Kincaid.

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Seitenzahl: 150

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1. Auflage Erstmals als cbj Taschenbuch Dezember 2009 Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform © 2005 cbj, München Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten © 1993 für die deutsche Übersetzung C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, München Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1843 unter dem Titel »A Christmas Carol« Lektorat: Gerd F. Rumler Umschlagabbildung: Dieter Wiesmüller Innenillustrationen: Don-Oliver Matthies Umschlaggestaltung: Network! Werbeagentur GmbH, München im • Herstellung: ReD

eISBN 978-3-641-17493-4

www.cbj-verlag.de

www.randomhouse.de

Inhaltsverzeichnis

CopyrightMarleys Geist Der erste der drei Geister Der zweite der drei Geister Der letzte der Geister Das Ende vom Lied Nachwort

Marleys Geist

arley war tot: Das muss ich vorausschicken. Darüber gab es gar keinen Zweifel. Die Sterbeurkunde war vom Pfarrer, dem Standesbeamten, vom Leichenbestatter und dem Hauptleidtragenden unterzeichnet worden: von Scrooge, und Scrooges Name galt etwas in der Finanzwelt und an der Börse und bei allem, das er in die Hand zu nehmen beliebte. Der alte Marley war tot, mausetot, tot wie ein Türnagel. Wohlgemerkt: Ich will damit nicht behaupten, ich wüsste, warum ein Türnagel so besonders tot sein sollte, denn ich persönlich würde dazu neigen, einen Sargnagel das toteste Stück Inventar beim Eisenkrämer zu halten. Aber die Weisheit unserer Ahnen spricht in Gleichnissen. Und meine unwürdigen Hände sollen nicht daran rütteln, sonst ginge das Vaterland verloren. Gestattet mir deshalb, mit Nachdruck zu wiederholen, dass Marley mausetot war, tot wie ein Türnagel.

Hat Scrooge gewusst, dass er tot war? Aber selbstverständlich. Wieso denn nicht? Scrooge und er sind Partner gewesen, ich weiß nicht, wie viele Jahre lang. Scrooge war sein einziger Testamentsvollstrecker, sein einziger Nachlassverwalter, sein einziger Rechtsnachfolger, der einzige Erbe dessen, was dann noch verblieb, sein einziger Freund und der Einzige, der um ihn trauerte. Aber selbst Scrooge war von den traurigen Ereignissen nicht so erschüttert, dass er nicht sogar den Tag der Beerdigung, als der exzellente Geschäftsmann, der er war, durch einen zweifellos günstigen Abschluss feierlich begangen hätte.

Die Erwähnung von Marleys Beerdigung führt mich zu dem Punkt zurück, von dem ich ausging. Es bestand also kein Zweifel, dass Marley tot war. Das muss man sich klar und deutlich einprägen, sonst kann aus dem, was ich erzählen will, nichts Wunderbares hervorgehen.

Wenn wir nicht felsenfest davon überzeugt wären, dass Hamlets Vater gestorben ist, noch ehe das Stück beginnt, so gäbe es bei seinem nächtlichen Herumstreifen, bei Ostwind und auf den Zinnen seines eigenen Schlosses, nichts Merkwürdigeres, als wenn etwa ein x-beliebiger Herr in mittleren Jahren nach Einbruch der Dunkelheit zu einem zugigen Orte eilte – sagen wir zum Beispiel zum Friedhof von St. Paul –, um das zarte Gemüt seines Sohnes im wahrsten Sinn des Wortes in Furcht und Schrecken zu versetzen.

Scrooge ließ den Namen des alten Marley niemals übermalen. Noch nach Jahren stand über dem Tor des Lagerhauses: Scrooge und Marley. Die Firma war als Scrooge und Marley bekannt.

Manchmal sprachen Leute, die neu im Geschäft waren, Scrooge als Scrooge und manchmal als Marley an, aber er hörte auf beides: Es war ihm gleich.

Ach, wie fest lag ihm aber die Hand auf dem Geldbeutel! Was war er für ein Halsabschneider, für ein sündenbeladener Geizkragen! Wie scharrte er das Geld zusammen, drehte anderen den Hahn ab und ließ vor Habsucht nichts aus den Klauen! Hart und unerbittlich wie ein Feuerstein, aus dem kein Stahl jemals einen Funken Großzügigkeit geschlagen hat; heimtückisch, selbstzufrieden und verschlossen wie eine Auster. Die Kälte in seinem Inneren ließ seine alten Falten im Gesicht erstarren, biss ihn in die spitze Nase, verschrumpelte ihm die Wangen und machte seine Beine steif; rötete ihm die Augen, ließ ihm die Lippen blau anlaufen und verriet sich im Klirren und Krächzen seiner Stimme. Ein Frosthauch lag auf seinem Schädel, Raureif auf seinen Brauen und auf seinem spitzen hageren Kinn. Er trug seine Eiseskälte immer mit sich herum; sie ließ in den Hundstagen sein Kontor gefrieren und selbst Weihnachten nicht um einen einzigen Grad wärmer werden.

Äußere Temperaturen beeinflussten Scrooge nur wenig. Keine Hitze konnte ihn wärmen, kein Winterwetter frösteln lassen. Kein Sturmwind konnte bitterer beißen, kein Schneegestöber mehr auf seinen Zweck versessen sein, kein Regenschauer war flehentlichen Bitten weniger geneigt. Kein noch so schlechtes Wetter drang bei ihm durch. Nicht der heftigste Wolkenbruch, Schnee, Hagel und Graupeln konnten sich rühmen, ihn zu übertreffen – höchstens in einem: Sie gingen freigiebig nieder, was Scrooge nie in den Sinn kam.

Kein Mensch hielt ihn auf der Gasse an und fragte mit freundlichem Blick: »Wie geht es Ihnen denn, mein lieber Scrooge? Wann kommen Sie mich besuchen?« Kein Bettler flehte ihn um eine kleine milde Gabe an, kein Kind fragte ihn, wie viel Uhr es sei, und in seinem ganzen Leben hatten sich weder Mann noch Frau bei Scrooge nach dem Weg zu diesem oder jenem Ort erkundigt. Selbst die Blindenhunde schienen ihn zu kennen. Wenn sie ihn kommen sahen, pflegten sie ihre Besitzer in Hauseingänge oder Höfe zu zerren; dann wedelten sie mit dem Schwanze, als wollten sie sagen: Keine Augen sind besser als böse Augen, mein blinder Herr!

Aber was kümmerte das Scrooge? So wollte er es ja haben! Wollte durch das Gedränge des Lebens schlüpfen und dabei alle menschlichen Gefühle warnen, ihm nicht zu nahe zu kommen. Deshalb nannten ihn die Schlauberger verrückt.

Eines schönen Tages nun, ausgerechnet Heiligabend, war Scrooge in seiner Buchhaltung beschäftigt. Das Wetter war bitterkalt und trübselig, neblig dazu: Scrooge konnte die Leute draußen auf dem Hof hören, wie sie schnaufend hin und her gingen, sich mit den Fäusten gegen die Brust schlugen und auf das Pflaster trampelten, um sich warm zu halten. Die Uhren der Stadt hatten gerade drei geschlagen, aber es war schon fast finster. Den ganzen Tag war es nicht richtig hell gewesen und in den Nachbarkontoren flackerten die Kerzen in den Fenstern wie rötliche Schmierflecken. Der Nebel wehte durch alle Ritzen und Schlüssellöcher und waberte so dicht, dass die gegenüberliegenden Häuser nur Schemen waren, obgleich der Hof zu den schmalsten gehörte. Man sah, wie die schmutzige Wolke herabsank und alles verschluckte und konnte meinen, dass die Natur dicht neben einem wohnte und auf Hochtouren Nebel braute.

Die Tür von Scrooges Buchhaltung stand offen, damit er Bob Cratchit, seinen Schreiber, im Auge behalten konnte, der drüben in einer elenden kleinen Zelle, einer Art Kasten, saß und Briefe abschrieb. Bei Scrooge brannte ein armselig kleines Feuer, aber das bei dem Schreiber war noch kleiner, es schien nur aus einem einzigen Stück Kohle zu bestehen. Er konnte es jedoch nicht vergrößern, weil Scrooge den Kohleneimer in seinem eigenen Kontor stehen hatte, und jedes Mal wenn der Schreiber mit der Kohlenschaufel hereinkam, verkündete ihm sein Meister, ihre Wege müssten sich trennen. Daraufhin wickelte sich der Schreiber seinen weißen Wollschal noch fester um den Hals und versuchte, sich die Hände an der Kerzenflamme zu wärmen. Doch da er keine starke Einbildungskraft hatte, scheiterte der Versuch.

»Fröhliche Weihnachten, Onkel! Gott segne dich!«, rief eine fröhliche Stimme. Sie gehörte Scrooges Neffen, der so rasch eintrat, dass sie ihm als Erstes sein Kommen verriet.

»Bah!«, äußerte Scrooge. »Unfug!«

Er hatte sich bei dem raschen Marsch durch Frost und Nebel so erhitzt, dieser Neffe von Scrooge, dass er regelrecht glühte; sein Antlitz war rosig und hübsch, seine Augen strahlten, und sein Atem dampfte.

»Weihnachten ein Unfug, Onkel?«, sagte Scrooges Neffe. »Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?«

»Und ob«, sagte Scrooge. »Fröhliche Weihnachten! Was für ein Recht hast du, fröhlich zu sein? Was für einen Grund hast du, fröhlich zu sein? So arm, wie du bist.«

»Ach, komm«, erwiderte der Neffe heiter, »was für ein Recht hast du, traurig zu sein? Welchen Grund hast du, grämlich zu sein? So reich, wie du bist.«

Da Scrooge im Augenblick keine bessere Antwort einfiel, knurrte er nur abermals »Pah« und ließ ihm ein »Unfug« folgen.

»Sei doch nicht so verärgert, Onkel«, sagte der Neffe.

»Was soll ich denn sonst sein«, erwiderte der Onkel, »wenn ich in einem solchen Narrenhaus leben muss? Fröhliche Weihnachten! Ich pfeife auf fröhliche Weihnachten! Was ist denn die Weihnachtszeit für dich? Nur ein Zeitpunkt, zu dem du deine Rechnungen bezahlen müsstest, aber kein Geld hast; ein Zeitpunkt, an dem du merkst, dass du ein Jahr älter geworden bist, aber keine einzige Stunde reicher; ein Termin, zu dem man seine Bücher auf Heller und Pfennig abschließen muss und merkt, dass man einen Posten von ein paar Monaten noch offen hat. Wenn es nach mir ginge«, sagte Scrooge missmutig, »dann müsste jeder Idiot, der mit einem ›fröhliche Weihnachten‹ auf den Lippen herumrennt, mit seinem eigenen Plumpudding gesotten und mit einem Stechpalmenzweig im Herzen verscharrt werden. Ja, wahrhaftig!«

»Onkel!«, rief der Neffe flehentlich.

»Neffe!«, erwiderte der Onkel unnachgiebig, »halt es mit Weihnachten auf deine Weise und lass es mich auf meine feiern.«

»Feiern!«, wiederholte Scrooges Neffe. »Aber du feierst es doch ganz und gar nicht.«

»Dann lass ich’s eben sein«, sagte Scrooge. »Als ob es dir etwas nützte! Als ob es dir ein einziges Mal etwas genützt hätte!«

»Es gibt vieles, was mir nützte, ohne dass ich einen Gewinn davon gehabt hätte, wenn ich das so sagen darf«, erwiderte der Neffe, »und Weihnachten gehört sicher dazu. Aber wenn es Weihnachten wurde, ist mir diese Zeit immer – ganz abgesehen von der Ehrfurcht vor ihrem heiligen Namen und dessen Herkunft, wenn man überhaupt das eine vom Ganzen abtrennen kann – als eine gesegnete Zeit vorgekommen, eine frohe Zeit voll Liebe und Vergebung und Barmherzigkeit: soweit ich weiß, die einzige Zeit im ganzen langen Jahr, in der Männer wie Frauen einmütig ihre versperrten Herzen weit zu öffnen scheinen und an die Menschen, die unter ihnen stehen, wahrhaftig wie an Weggefährten zum Grabe denken und nicht wie an die Angehörigen einer fremden Rasse, die anderen Straßen folgen müssen. Und deshalb, lieber Onkel, glaube ich sicher, obgleich es mir niemals auch nur ein Quäntchen Gold oder Silber in die Taschen gebracht hat, dass es mir Gutes beschert hat und wieder bescheren wird; und deshalb sage ich: Gesegnete Weihnachten!«

Der Schreiber in seinem Kasten klatschte unwillkürlich Beifall: Weil ihm aber im selben Augenblick bewusst wurde, wie ungehörig das war, stocherte er im Feuer und ließ dabei den letzten Funken für immer und ewig verlöschen.

»Noch einen einzigen Muckser von Ihnen«, fauchte Scrooge, »und Sie können Weihnachten mit einer Kündigung feiern. Und du, mein junger Herr, du bist ein tüchtiger Redner«, setzte er, an seinen Neffen gewandt, hinzu. »Ich möchte wirklich wissen, warum du nicht ins Parlament gehst.«

»Ärgere dich doch nicht, Onkel. Komm lieber zu uns! Komm morgen zum Essen.«

Scrooge sagte, dass er ihn weiß Gott wann besuchen würde. Er ließ sich in aller Ausführlichkeit darüber aus, was in der Bemerkung gipfelte, er sähe ihn sicher zuerst einmal in der höchsten Not.

»Aber wieso denn?«, rief Scrooges Neffe aus. »Warum?«

»Warum hast du geheiratet?«, fragte Scrooge.

»Weil ich mich verliebt habe.«

»Weil du dich verliebt hast!«, grollte Scrooge, als ob ausgerechnet das noch lächerlicher wäre als ein fröhliches Weihnachten. »Guten Tag!«

»O nein, Onkel, du hast mich ja auch nie besucht, bevor das geschah. Warum nennst du das jetzt als Grund, nicht zu uns zu kommen?«

»Guten Tag!«, wiederholte Scrooge.

»Ich will doch nichts von dir; ich bitte dich um nichts; warum können wir nicht Freunde sein?«

»Guten Tag«, sagte Scrooge.

»Es tut mir von ganzem Herzen Leid, dass du so fest entschlossen bist. Wir haben nie einen Streit gehabt, in dem ich mich gegen dich gestellt hätte. Aber ich habe zu Ehren der Weihnacht den Versuch gemacht und werde mir auch jetzt zum Schluss nicht meine Weihnachtsstimmung verderben lassen. Trotz allem: Fröhliche Weihnachten, Onkel!«