9,99 €
Hinter dem Horizont, am Ende des Regenbogens liegt es: das Einhorn-Paradies. Dort ist jeder Tag ein zauberhaftes Abenteuer. Im Traumriff werden Wünsche wahr, auf dem Drachenfels tummeln sich wilde Funkeldrachen und der See auf der Mondseeinsel sagt die Zukunft voraus. Das ist die Welt von Rosie, Vanilla und Blue – drei kleine Einhörner mit einer ganz besonderen Gabe … »Ich bringe dir Glück«, verspricht Rosie. »Ich bin deine beste Freundin«, flüstert Vanilla und magische Sternenfunken tanzen um die zwei Einhörner. Blue seufzt, er will endlich auch zaubern können! Wie soll er sich zusammen mit seinen beiden Schwestern um das Einhorn-Paradies kümmern, wenn er den Zauber in sich noch nicht gefunden hat? Auf der Suche nach seiner Bestimmung stellt sich Blue einem waghalsigen Abenteuer und fliegt zum Drachenfels, der Insel, die noch nie zuvor ein Einhorn betreten hat. Wird dort sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2023
5
eISBN 978-3-649-64898-7
© 2017 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,
Hafenweg 30, 48155 Münster
Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise
Text: Anna Blum
Illustrationen: Julia Gerigk
Idee/Konzept: Monika Finsterbusch
Lektorat: Jutta Knollmann
Satz: Helene Hillebrand
www.coppenrath.de
Einhörner und Drachen
Wo ist Blue?
Der geheimnisvolle Drachenfels
Pebbels großes Fest
Blaumonster und Glitzerungeheuer
Kleine Sorgen, großer Spaß
Eine unheimliche Begegnung
Spannende Geschichten
Eine unruhige Nacht
Merkwürdige Zeichen
Echte Freunde teilen alles
Alles wieder gut?
Es gibt Ärger!
Einhörner gegen Drachen
Rettung in letzter Minute
Graue Blasen
„Blue? Blue, was machst du hier?“
Vanilla, das zartgelbe kleine Einhorn, schnaubte. Mit ihrer Schwester Rosie war sie an jede Stelle von Glimmerland galoppiert. Überall hatten sie Blue gesucht. Überall auf ihrer farbenfrohen, zauberhaften Insel. Bis sie ihren Bruder endlich am höchsten Punkt entdeckt hatten. Von hier aus konnte man alles sehen, auch die anderen Inseln ringsherum, vom Donnerberg bis zur Blütenaue.
Weit, weit entfernt, hinter dem Horizont und am Ende des Regenbogens, erstreckte sich das Einhornparadies, die Welt der drei kleinen Einhörner und vieler anderer wundersamer Geschöpfe. Die Geschwister Vanilla und Rosie und ihr Bruder Blue jedoch waren die wichtigsten. Sie kümmerten sich um alle Wesen hier, ob groß oder klein. Sie sorgten dafür, dass das Einhornparadies der wunderbarste Ort der Welt war.
„Seht mal! Ich kann bis zum Drachenfels schauen. Und noch weiter!“ Versonnen stand Blue da und blickte in die Ferne.
Das Fohlen hob den Kopf, mal nach rechts, mal nach links. Obwohl es längst Abend war, konnte Blue noch gut sehen. Das lag an den Lichtblumen. Sie schickten ihre Strahlen überallhin, auf Felsen und Blüten, auf Schlingpflanzen und Pilze. Jede Insel erstrahlte in warmem Glanz. Helle Tupfen auf einem glitzernd blauen Tuch aus Wasser.
„Du hast recht, Blue. Der Ausblick auf die anderen acht Inseln ist fantastisch! Erst von hier oben sieht man, wie außergewöhnlich jede für sich ist.“ Vanilla wieherte fröhlich. „Aber unsere ist die schönste, die neunte Insel: Glimmerland!“
„Glimmerland.“ Blue nickte. „Natürlich!“
„Mag sein“, überlegte Rosie. Ihre Stimme war genauso sanft wie ihr Wesen. Rosie war immer die Ruhe selbst. „Die Bewohner der anderen Inseln sehen das sicher nicht so. Denn jede ist auf ihre Art etwas Besonderes.“
Eine Weile blickten die drei kleinen Einhörner hinaus aufs Meer und sahen den lustigen Wasserwesen zu, die sich unter ihnen tummelten.
Schließlich stieß Vanilla ihren Bruder Blue sacht in die Flanke. Das himmelblaue Fohlen konnte den Blick nicht von dem Schauspiel lösen. Stundenlang hätte es einfach so dastehen und um sich blicken können.
„Blue, du Träumer. Es ist spät. Die Schwebchen sind schon auf ihrer Schlafrunde.“
Wenn es langsam Nacht wurde im Einhornparadies, dann machten sich die Schwebchen auf den Weg. Winzige, elfenartige Wesen mit schimmernden Flugschirmchen. Sie kümmerten sich um die Lichtblumen und achteten darauf, dass diese am Abend ihre Kelche schlossen. Danach segelten die Schwebchen über die ganze Inselwelt und warfen überall ihren Traumglitter aus.
Pling! Pling!
So konnten alle Lebewesen beruhigt einschlafen.
„Schlafen?“ Blue schüttelte den Kopf. „Wie langweilig!“ Das kleine Einhorn wieherte unternehmungslustig. „Habt ihr nie daran gedacht, auf den Drachenfels zu fliegen? Ich weiß, der Weg dorthin ist weit und … vielleicht gefährlich. Ich weiß auch, dass mein Horn noch nicht so funkelt wie eure. Die magische Kraft fehlt mir noch. Aber dafür habe ich viel Mut!“, rief Blue trotzig. „Ist das Leben nicht dazu da, um Abenteuer zu erleben? Ich würde mir die Funkeldrachen so gern mal ansehen.“
„Abenteuer erleben. Auf den Drachenfels fliegen.“ Rosie schüttelte bedächtig den Kopf. Sie liebte ihren Bruder sehr. Manchmal zu sehr. Dann bemutterte sie Blue beinahe ein bisschen und das konnte er überhaupt nicht leiden. „Ach, Blue, du und deine Pläne. Aber Funkeldrachen und Einhörner können keine Freunde sein. Das weiß doch jeder.“
„Komm.“ Vanilla wieherte Blue aufmunternd zu. „Lass uns morgen noch einmal darüber nachdenken. Jetzt müssen wir schlafen.“
„Funkeldrachen und Einhörner können keine Freunde sein“, wiederholte Blue. Wie oft hatte er diesen Spruch schon von seinen Schwestern gehört. Und nicht nur von ihnen, auch von anderen Inselbewohnern. Immer und immer wieder. Als Blue noch ein kleines Fohlen war, hatte er das einfach so hingenommen. Aber dann war er größer geworden, stellte Fragen, wunderte sich über manche Dinge, machte sich seine eigenen Gedanken. Wie an diesem Abend.
Stirnrunzelnd blickte Blue über die schwimmende Inselwelt. „Ja, klar. Wir können nie Freunde sein, wir Einhörner und die Funkeldrachen. Alle wissen das.“ Blue wölbte den Hals und blähte die Nüstern. „Alle - außer mir. Und ich werde herausfinden, ob das wirklich stimmt. Das verspreche ich“, wisperte er, allerdings so leise, dass es keiner hören konnte. Erst danach trabte er mit Rosie und Vanilla zu ihrem Schlafplatz. Und während die Geschwister schnell eingeschlummert waren, lag Blue noch lange auf seinem Bett aus Stroh und duftenden Blumen und dachte weiter nach. Über Funkeldrachen und Einhörner. Über die Inselwelt und seine Schwestern. Und darüber, dass sein Horn immer noch keine magischen Kräfte besaß. Dass er als Einziger der drei Geschwister noch keine Bestimmung hatte. Keinen festen, wichtigen Platz in dieser großen, bunten Welt.
Am nächsten Tag waren die drei kleinen Einhörner zu einem Fest eingeladen. Das war jedes Mal eine aufregende Sache. Wenn im Einhornparadies gefeiert wurde, halfen alle mit. Jeder trug dazu bei, dass das Fest wunderschön und unvergesslich wurde.
Schon früh am Morgen trafen sich Vanilla und Rosie vor ihrem Schlafpavillon. Von Blue fehlte jedoch jede Spur.
„Ich hoffe, Blue hat nicht vergessen, dass Pebbel heute Geburtstag hat.“ Vanilla kaute genüsslich an einer Bimbole. Sie liebte die süße geringelte Frucht, die an den Bäumen auf Glimmerland wuchs und hinunterfiel, sobald sie reif war. „Das ist ein großer Tag. Immerhin wird sie sechs Jahre alt!“
„Genau!“ Rosie sah sich suchend um. „Blue weiß doch, wie wichtig dieser Tag für Pebbel ist. Heute darf das Kristoffelmädchen in die Fußstapfen seines Vaters treten und zum ersten Mal einen Kristall von den Felsen der Insel brechen.“
Kristoffel, so hießen die Bewohner der Kristallklippen. Es waren freundliche kleine Wesen, die ihre Insel bewachten, geschickt die wertvollen Kristalle von den Klippen pflückten und ihr Schmelzwasser im Einhornparadies verteilten. Schon so manches Mal hatte dieses magische Wasser die Schmerzen eines verletzten Tiers gelindert oder es von einer schweren Krankheit geheilt.
Polt war der Chef der Kristoffel. Ein lustiger, wenn auch leicht aufbrausender Kerl. Glücklicherweise hatte er Polina an seiner Seite. Sie war die Mutter der kleinen Pebbel und Polts Frau. Die drei kleinen Einhörner liebten Polina. Sie war gütig, freundlich und lachte gern. Bei jedem Besuch und jedem Fest sorgte sie dafür, dass sich alle wohlfühlten.
Vanilla scharrte aufgeregt mit ihren Hufen. „Wir dürfen die Kristoffel auf keinen Fall verärgern. Sie sind doch so unheimlich wichtig für uns!“
„Vanilla, beruhige dich. Blue kommt sicher gleich“, besänftigte Rosie sie. „Sag mal, ist es wirklich schon wieder sechs Wochen her, dass uns die Kristoffel zu der Feier eingeladen haben?“
Vanilla wieherte laut. „Allerdings! Und sie haben extra betont, dass wir pünktlich kommen sollen. Wobei ich mich ein bisschen darüber wundere, dass wir unbedingt zu dritt erscheinen müssen. Blue hat ja noch gar kein magisches Horn, sein Zauber wirkt noch nicht.“
„Psst“, mahnte Rosie leise. „Wenn Blue das hört! Du weißt doch, dass er jeden Tag darauf hofft. Hast du vergessen, wie lange wir warten mussten, bis wir endlich von unserer Bestimmung erfahren haben?“ Rosie blickte versonnen über die blühenden Felder von Glimmerland. „Ich weiß noch genau, wie wunderbar es war, als mein Horn zu blitzen und zu funkeln begann. In meinem Bauch kribbelte es wie verrückt.“ Rosie schüttelte sich wohlig. „Kleine rosafarbene Sternchen wirbelten durch die Luft, als ich zum ersten Mal gespürt habe, dass ich das Einhorn bin, das Glück bringt.“
„Bei mir glitzerten die Sternchen in hellem Gelb“, erinnerte sich Vanilla. „Damals, als ich erfahren habe, dass meine große Gabe die Freundschaft mit allen Wesen ist. Bestimmt soll ich auch für Pebbel eine gute Freundin sein.“ Sie überlegte. „Du bringst Glück, ich schenke Freundschaft und Blue … tja … was Blues besondere Fähigkeit ist, wissen wir noch nicht.“
„Eben.“ Rosie legte die Ohren an. „Sprechen wir das Thema besser nicht an, wenn Blue dabei ist. Es würde ihn traurig machen.“ „Wenn er dabei ist. Noch ist er nicht da. Immer kommt er zu spät“, brummte Vanilla.
„Er ist nun mal unser kleiner Träumer.“ Rosie lächelte. „Komm, Vanilla, wir warten noch einen Moment ab, dann fliegen wir einfach zu zweit los. Wir dürfen auf keinen Fall zu spät kommen. Das würde Polt sehr verärgern.“
„Ganz genau. Nicht zu spät kommen“, wiederholte Smut, Rosies bester Freund. Er war gerade aufgewacht und krabbelte müde aus ihrer Mähne.
Wie immer saß der kleine Sumser auf dem Rücken des rosafarbenen Fohlens. Das sah wirklich niedlich aus: das kleine gestreifte Insekt und das hübsche Einhorn.
Eifrig breitete Smut die Flügel aus und surrte über Rosies Kopf hin und her. „Ich kann gar nichts futtern. Bin so aufgeregt.“
„Komisch“, wunderte sich Vanilla. „Rosie will auch nicht frühstücken. Ich schon. Ich bin hungrig!“
Ratsch!
Krachend verschwand eine weitere Bimbole in Vanillas Maul. Sie kaute und schmatzte genüsslich.
„Bist du bereit?“, fragte Rosie schließlich. „Wir müssen los.“
Vanilla schielte wehmütig zu dem schmackhaften Obst und seufzte. Zu schade! Heute sahen die Bimbolen besonders lecker aus. Und sie dufteten wunderbar! Gern hätte sie noch mehr davon gefuttert. „Na gut. Beim Fest der Kristoffel gibt es bestimmt genug Leckereien.“ Vanilla schaute sich um und tänzelte unternehmungslustig auf der Stelle. „Prrrr … wollen wir?“
Da legte die Schwester den Kopf schief. „Hm. Ich weiß nicht so recht. Vielleicht hat Blue einfach verschlafen. Ich glaube, ich sehe doch lieber noch mal nach ihm. Was meinst du, Smut?“