Eissternfunkeln - Hannah Siebern - E-Book

Eissternfunkeln E-Book

Hannah Siebern

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Beschreibung

Komm mit Femke und Joris nach Meeresruh auf Rügen und erlebe weihnachtlichen Strandkorbzauber mit jeder Menge Spekulatius und anderen Leckereien. Rache ist salzig. Zumindest in Femkes Fall. Denn nachdem ihr Verlobter sich von ihr getrennt hat, um eine andere zu heiraten, mischt sie ihm Salz statt Zucker in seine Hochzeitstorte. Eine Aktion, die ihr Chef in der Konditorei nicht so lustig findet und sie kurzerhand feuert. Pleite und ohne Perspektive, beschließt Femke nach Rügen zu ihrer Großmutter zu flüchten, die dort ein kleines Café betreibt. Vor Ort trifft sie auf Joris, der sie mit seinen Grübchen und den bernsteinfarbenen Augen sofort fasziniert. Nur leider gehört ausgerechnet ihm das neue Café im Ort, das die Konditorei von Femkes Oma in existentielle Probleme bringt. Ein Konkurrenzkampf entbricht und Femke ist klar, dass sie dringend Abstand zu Joris halten sollte, aber das ist leichter gesagt als getan ... Dies ist Teil 1 der Reihe »Strandkorbzauber auf Rügen«. Jede Geschichte behandelt ein eigens Pärchen und ist in sich abgeschlossen. Man trifft allerdings in allen Büchern lieb gewonnene Charaktere wieder und erfährt wie es mit ihnen weitergeht.

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EISSTERNFUNKELN

STRANDKORBZAUBER AUF RÜGEN

HANNAH SIEBERN

Impressum

Hannah Siebern

Am Vogelbusch 18

48301 Nottuln

[email protected]

ISBN:

9783757964412

Lektorat/Korrektorat:

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler

Satz: Hannah Siebern

Cover: Michelle Schrenk

Verwendete Grafiken:

Strandkorb Credit / Evgenia_art/ Istockphoto

Erstveröffentlichung November 2023

Copyright © 2023 by Hannah Siebern

All rights reserved.

No part of this book may be reproduced in any form or by any electronic or mechanical means, including information storage and retrieval systems, without written permission from the author, except for the use of brief quotations in a book review.

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ÜBER DIE AUTORIN

Hannah Siebern wurde 1986 in Münster (NRW) geboren und studierte an der Uni Dortmund Erziehungswissenschaft. Geschichten schrieb sie schon als Kind leidenschaftlich gerne. Ihre ersten Werke handelten von fiktiven Abenteuern, die sie mit ihren Freundinnen erlebte. Jahre später entdeckte sie dann ihre Liebe zu Fantasyromanen und schrieb mit 23 ihr erstes komplettes Buch.

Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie und ihrem Hund in Greven (NRW) und arbeitet schon wieder an ihrem nächsten Romanprojekt.

Foto: Hentschel

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INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Nachwort

Lust auf mehr Strandkorbzauber?

Leseprobe

1

„Femke Antons! Sind Sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen!?“, donnerte mein Chef Herr Günther und baute sich in dem Büro der Konditorei vor mir auf. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht?!“

Ich zog den Kopf ein und wich seinem Blick aus.

Er war mit seinen 1,70 Metern kaum größer als ich, doch durch seine Leibesfülle war er trotzdem eine beeindruckende Erscheinung. Ich hatte zwar selbst ein paar Kilos zu viel auf den Hüften, aber bei Weitem nicht so viel wie er.

„Es ... es war ein Versehen“, brachte ich kleinlaut hervor und sank auf meinem Stuhl zusammen.

Mein Chef lachte freudlos, wobei sein dicker Bauch unter der weißen Schürze auf und ab wippte.

„Wenn man bei einer Torte zu viel Vanillearoma verwendet, ist das ein Versehen. Aber wenn man Salz statt Zucker in die Buttercreme mischt, dann ist das grobe Fahrlässigkeit. Sie wollen mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass Ihnen das nicht aufgefallen ist? Verflixt nochmal. Wenn ich gewusst hätte, dass der Bräutigam dieser Hochzeit Ihr Ex-Verlobter ist, dann hätte ich Sie nie auch nur in die Nähe dieser Torte gelassen.“

Ich wickelte eine meiner braunen Locken um den Finger, wie ich es immer tat, wenn ich nervös war. Mich nicht an diese Torte zu lassen, wäre vermutlich besser gewesen.

Als ich erfahren hatte, dass mein ehemaliger Verlobter Johannes tatsächlich die Dreistigkeit besessen hatte, seine Hochzeitstorte bei meiner Konditorei in Auftrag zu geben, war ich fast durchgedreht. Als mein Chef dann auch noch mir die Aufgabe übertragen hatte, die Torte zu backen, hätte ich eindeutig ablehnen sollen.

Stattdessen hatte ich brav die verschiedenen Lagen für den Kuchen gemacht und das Zusammensetzen der Torte bis spät in die Nacht vor mir hergeschoben. Mit der Buttercreme hatte ich erst begonnen, als alle anderen längst Feierabend gemacht hatten. Ich hatte mir mit dem Wein aus der Speisekammer die Kante gegeben und dabei ein absolutes Meisterwerk fabriziert. Es war vermutlich die schönste Torte, die ich je kreiert hatte. Drei Stockwerke mit wundervollen Verzierungen und jeder Menge Marzipanblumen, die ich selbst gestaltet hatte. Optisch war die Torte absolut perfekt. Nur der Geschmack ließ leider zu wünschen übrig, denn wenn ich ehrlich war, dann hatte ich bei der Buttercreme mit voller Absicht zum Salz gegriffen. Das Einzige, was ich wirklich bereute, war die Tatsache, dass ich nicht dabei gewesen war, als Johannes und sein Supermodel Natalie genüsslich den ersten Bissen geteilt hatten. Das hätte ich zu gern gesehen.

„Es tut mir leid“, behauptete ich und gab mich reumütig. „Es war keine Absicht. Ich war müde und muss mich vergriffen haben.“

„Und das soll ich Ihnen glauben, Frau Antons? So etwas geschieht doch nicht einfach so. Vor allem nicht mit dieser Vorgeschichte.“ Herr Günther seufzte und rieb sich über die Stirn. „Ihr Ex-Verlobter verlangt das komplette Geld zurück und droht sogar damit, mir auf allen einschlägigen Seiten schlechte Bewertungen zu geben. Wenn sich herumspricht, dass meine Konditorei mit Absicht seine Hochzeitstorte verhunzt hat, dann kann ich einpacken. Sie wissen genau, wie viele einflussreiche Leute dieser Mann kennt.“

Und wie ich das wusste. Johannes Kaufmann war der Filialleiter einer großen Bank und kannte alles, was Rang und Namen hatte. Das hatte er mir während unserer Beziehung immer wieder aufs Brot geschmiert. Ein Wunder eigentlich, dass ich so lange geglaubt hatte, mit diesem Lackaffen glücklich werden zu können. Im Grunde genommen musste ich Natalie sogar dankbar sein, dass sie schwanger geworden war und er sich deswegen entschieden hatte, sie zu heiraten, anstatt mich.  

Offenbar hatte Johannes über Jahre hinweg eine Beziehung mit uns beiden geführt und jedes Mal, wenn er behauptet hatte, auf Geschäftsreise zu sein, war er stattdessen in Berlin-Mitte bei ihr gewesen.

Im Gegensatz zu mir hatte sie gewusst, dass es noch eine andere Frau gab. Ich hingegen war davon ausgegangen, wir würden glücklich in Monogamie leben. Tja. So konnte man sich irren. Meiner Ansicht nach hatten die beiden das Salz in der Torte redlich verdient. Schade nur, dass mein Boss das offenbar anders sah.

„Ich denke nicht, dass Johannes sowas wirklich machen würde“, sagte ich. „Ich kann ja verstehen, dass er ein bisschen angefressen ist, aber ...“

„Angefressen? Er ist stinkwütend. Es tut mir leid, Frau Antons. Sie sind die talentierteste meiner Mitarbeiterinnen, aber unter diesen Umständen bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie zu entlassen.“

„Entlassen!?“, quiekte ich und sprang auf. „Wegen so einer Lappalie? Es ist es ja nicht so, als hätte ich versucht, meinen Ex zu vergiften.“

Der Gedanke war mir in meinem alkoholbenebelten Zustand zwar durchaus gekommen, aber selbst betrunken hatte ich erkannt, dass das zu viel des Guten gewesen wäre.

„Nein“, bestätigte mein Boss. „Aber der gute Ruf meiner Konditorei ist mir wichtig und ich will keinesfalls, dass er darunter leidet, dass eine meiner Mitarbeiterinnen ihren persönlichen Rachefeldzug durchzieht. Es tut mir leid, Frau Antons. Da hilft auch der Blick aus Ihren traurigen blauen Augen nicht. Ich zahle Ihnen eine Abfindung, damit Sie einen Puffer haben und sich in Ruhe nach einer neuen Anstellung umsehen können.“

„Ist das Ihr Ernst? Das ... das können Sie doch nicht machen.“

„Es ist bereits geschehen“, erwiderte Herr Günther und reichte mir ein Schreiben, über dem in großen Lettern das Wort ‚Kündigung‘ stand. „Betrachten Sie die Kündigung hiermit als zugestellt. Ich möchte, dass Sie Ihren Resturlaub nehmen und sich nie wieder in meiner Konditorei blicken lassen.“

 

 

2

Gefeuert. Herr Günther hatte mich tatsächlich gefeuert.

Als ich mit meinem Mini Cooper namens Daisy vor meinem Wohnhaus anhielt, konnte ich es nach wie vor nicht fassen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Als ich am Tag der Hochzeit meines Ex-Verlobten mit einem Kater in der Konditorei aufgewacht war, hatte ich noch darüber nachgedacht, ob ich meinem Chef alles beichten sollte, aber da war es bereits zu spät gewesen, um eine neue Torte zu backen. Also hatte ich den Dingen ihren Lauf gelassen und nun zahlte ich den Preis dafür.

Ich ließ meinen Kopf gegen das Lenkrad knallen und Daisy hupte. Eine Seniorin mit einem Chihuahua an der Leine schimpfte lautstark über mich, aber ich beachtete sie gar nicht.

Stattdessen ließ ich meinen Kopf erneut gegen Daisys Hupe schlagen.

„Verdammt. Verdammt. Verdammt“, fluchte ich.

Was sollte ich denn jetzt machen?

Mein Handy klingelte und ich hob den Kopf, um dranzugehen. Janine. Natürlich. Wer sonst? Sie war meine Kollegin bei der Arbeit und seit Jahren meine beste Freundin.

„Ja?“, sagte ich.

„Du wurdest gefeuert und sagst mir nichts davon?“ Sie klang fast schon hysterisch.

„Das ist gerade mal eine halbe Stunde her. Woher weißt du das überhaupt?“

„Herr Günther hat es uns soeben erzählt und uns mitgeteilt, dass wir alle Überstunden machen dürfen, bis er eine neue Konditorin gefunden hat, um dich zu ersetzen.“

„Oh. Das tut mir leid.“

„Ach papperlapapp. Ist ja nicht deine Schuld, wenn der alte Lustmolch so ein Theater um nichts macht. Die Aktion mit der Torte war doch lustig.“

Ich lächelte. Auf Janine war einfach Verlass. Egal, was für Dummheiten ich anstellte, sie war immer auf meiner Seite und schaffte es, mich wieder aufzuheitern.

Ich zog den Schlüssel ab und stieg aus. Wie jedes Mal, wenn ich das Auto verließ, tätschelte ich meinem rosafarbenen Mini Cooper mit den langen Wimpern an den Scheinwerfern das Dach und ging dann in mein Wohnhaus.

„Genau meine Rede“, sagte ich. „Ein bisschen Salz in der Torte ist doch halb so wild, oder?“

„Finde ich auch. Der Günther sollte sich nicht so anstellen. Vermutlich hätte ich meinem Ex was viel Schlimmeres in die Torte gemischt.“

Ich schmunzelte und ging zu den vielen Briefkästen im Flur, um meine Post herauszuholen. Meiner quoll über vor Werbeprospekten, obwohl ich einen Aufkleber mit „Keine Werbung“ darauf geklebt hatte, aber das schien die Zeitungsjungen nicht zu interessieren.

Ich klemmte mir alles unter den Arm und ging die Treppe hinauf zu meiner Wohnung im zweiten Stock.

„Sag mal. Musst du nicht arbeiten?“, fragte ich. „Nicht, dass du auch noch gefeuert wirst.“

„Eigentlich schon, aber der Günther ist weggefahren, um was zu erledigen und Martha und Gisela sind genauso neugierig wie ich, daher hatten sie nichts dagegen, dass ich dich anrufe. Also, sag schon. Was hast du jetzt vor?“

„Ich habe keine Ahnung. Ich muss das Ganze erstmal sacken lassen. Ein neuer Job muss her. Soviel ist klar. Aber das sollte kein Problem sein. In einem Monat beginnt die Adventszeit. Da wird Hilfe doch überall gebraucht.“

„Es sei denn, Johannes macht dich bei allen Leuten in Berlin schlecht. Das wäre natürlich der Ober-GAU.“

Ich schluckte und schloss meine Tür auf. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Möglich wäre es. Immerhin hatte ich Johannes vor all seinen Gästen und seiner Familie mit der versalzenen Torte blamiert. So etwas ließ er nicht auf sich sitzen.

„Jetzt mal den Teufel nicht an die Wand“, bat ich. „Es reicht doch wohl, dass ich meinen Job verloren habe. Ich habe keine Ahnung, wie ich so meine Wohnung bezahlen soll. Ich bin ohnehin schon im Rückstand und habe bereits mehrere Mahnungen erhalten.“

Sobald ich meine Wohnung betrat, die ich vor ein paar Monaten noch mit Johannes geteilt hatte, strich meine Katze mir um die Beine und schnurrte.

„Hallo, Minka“, sagte ich und bekam wie immer ein fröhliches „Miau“ zurück.

Minka war eine Bengalkatze mit wunderschönem Leopardenmuster. Sie hatte beim Züchter über dreitausend Euro gekostet und galt als eine der teuersten Katzen der Welt. Damals hatte Johannes den Preis ohne mit der Wimper zu zucken gezahlt, aber mir wäre eine Katze aus dem Tierheim genauso lieb gewesen. Was hatte ich davon, wenn der Stammbaum meiner Katze länger war als mein eigener?

Trotzdem war Minka mir innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen. Sie war die gesprächigste Katze, die ich kannte und hatte unglaublich weiches Fell.

„Streichle Minka mal von mir“, sagte Janine und ich legte meine Post zur Seite, um die Katze zu liebkosen. Sie mochte es, wenn ich sie am Hals kraulte und schmiegte ihren Kopf in meine Hand.

„Ja. Ist ja gut“, sagte ich. „Ich habe dich auch vermisst, selbst wenn wir uns vor zwei Stunden noch gesehen haben.“

„Mauz“, machte Minka und drückte sich wieder an mich.

Ich stand auf, zog meinen Mantel aus und nahm Minka auf den Arm, um mich dann der Post zu widmen. Ich betrat das großzügige Wohnzimmer mit dem Holzfußboden und setzte mich an den Eichentisch, auf dem immer noch der schmutzige Teller von meinem Frühstück stand und ein Exemplar von Cecilia Aherns neuestem Roman lag, in dem ich gestern gelesen hatte. Als Johannes noch hier gewohnt hatte, hätte ich mich nie getraut, die Sachen einfach so stehen zu lassen, weil er ein absoluter Ordnungsfanatiker war. In diesem Aspekt war er fast wie meine Schwester Britta, die auch ständig den Putzwedel schwang. Doch seitdem er fort war, konnte ich tun, was immer ich wollte, und das nutzte ich voll aus.

Die komplette Wohnung war groß und hell, was in Berlin schwer zu finden war. Ich liebte mein Zuhause, aber leider war es auch dementsprechend teuer. Mit Johannes’ Hilfe war es kein Problem gewesen, das Ganze zu zahlen, doch ich alleine konnte es unmöglich stemmen.

So kam es, dass ich seit drei Monaten mit der Miete im Rückstand war und mein Vermieter mir bereits mehrfach gedroht hatte, mich rauszuwerfen. Doof nur, dass ich bislang keine günstigere Wohnung gefunden hatte, die mir gefiel. Dank Johannes war ich eindeutig verwöhnt und Berlin war ein teures Pflaster. 

Kurzerhand breitete ich die Post vor mir aus und schaute die Briefe durch. Abgesehen von der Werbung, waren auch einige Rechnungen dabei, die sofort im Mülleimer landeten. Ich hatte ohnehin kein Geld, um sie zu begleichen. Zwei Briefe konnte ich jedoch nicht direkt einordnen.

„Femke?“, fragte Janine. „Bist du noch da? Oder hat Minka dich gefressen?“

„Haha. Minka frisst ja noch nicht mal Mäuse.“

„Kunststück. Du lässt sie ja auch nie aus der Wohnung. Und bei dir im Wohnzimmer gibt es keine Mäuse. In freier Wildbahn wäre das sicher was anderes.“

Ich ging nicht darauf ein, sondern öffnete den ersten Brief und schluckte schwer.

„Es ist so weit“, sagte ich betroffen. „Mein Vermieter hat mir die fristlose Kündigung ausgesprochen. Ich muss bis Ende des Monats hier raus. Sonst lässt er die Wohnung räumen.“

„Bis Ende des Monats? Aber das ist ja schon in fünf Tagen.“

Ich nickte betroffen und griff zu dem nächsten Brief, der sehr offiziell wirkte. Schnell öffnete ich ihn und mir wurde kalt.

„Unfassbar. Johannes hat sich tatsächlich einen Anwalt genommen“, schimpfte ich.

„Warum? Wegen dem Salz in der Torte?“

„Nein. Wegen Minka!“

„Echt? Ich dachte, er hätte sie dir geschenkt.“

„Hat er auch. Aber in den Papieren steht sein Name. Ich kann nicht beweisen, dass er sie mir geschenkt hat und er behauptet, sie würde ihm gehören.“

„Oh, nein. Und jetzt?“

„Keine Ahnung. Am besten behaupte ich, Minka wäre entlaufen. Was will er denn dann machen?“

„Und was, wenn er die Polizei vorbeischickt, um das zu kontrollieren? In der Stadt kannst du Minka ja nicht frei rumlaufen lassen.“

Besorgt umarmte ich meine Katze und unterdrückte ein Schaudern. Ich konnte sie nicht verlieren. Nicht auch das noch. Vor allem, weil ich genau wusste, dass Johannes sie nur zurück wollte, um mir eins auszuwischen. Er interessierte sich überhaupt nicht für sie und hatte nie verstanden, warum ich eine Katze wollte. Und jetzt plötzlich war sie ihm wichtig? Lächerlich. Minka bekam er nur über meine Leiche.

„Das stimmt“, bestätigte ich. „Da muss ich mir was anderes einfallen lassen.“

Frustriert massierte ich mir die Stirn, als mein Blick auf einen blauen Brief fiel, der unter einem der Werbeprospekte hervorlugte. Der war mir noch gar nicht aufgefallen. Neugierig zog ich ihn hervor. Er war von Hand beschrieben und ich erkannte die geschwungene Schrift sofort.

Oma Hilde. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich öffnete den Brief, während ich das Telefon fester umfasste.

---ENDE DER LESEPROBE---