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Drei Mordfälle haben Arne Mayer und Jasmin Krüger in Fürstenau schon lösen können. Zum Dank dafür sollen die Hannoveraner Kommissare zu Ehrenbürgern ernannt werden. Das Burgfest in Fürstenau ist genau der richtige Rahmen dafür. Während die Kommissare in dem zum Hotel umgebauten historischen Gefängnis in Fürstenau friedlich schlafen, verliert wenige Schritte weiter ein Mann sein Leben. Und wieder sind sie mittendrin in den Ermittlungen. Wird ihre Erfolgssträhne anhalten? Können sie auch diesen Mord aufklären? Noch ahnt Arne Mayer nicht, wie sehr dieser Fall sein Leben verändern wird.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Melanie Jungk
Ekeltod
Ein Fürstenauer Kriminalroman
Lieber Leser, liebe Leserin,
dies ist der vierte Teil meiner Fürstenauer Kriminalromane. Er spielt in dem schönen Städtchen Fürstenau im Osnabrücker Nordland. Die Örtlichkeiten der Stadt wurden so beschrieben, wie es sie auch wirklich gibt.
Hier und da wurden zum Wohle der Handlung kleine Veränderungen vorgenommen, die der Wirklichkeit nicht entsprechen.
Die Personen, sowie die Handlung wurden von mir frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind reiner Zufall. Sollte eine Person doch namentlich erwähnt sein, dann hat sie es so gewollt…
Die alte Tür quietschte, als sie geöffnet wurde. Durch das kleine Dachfenster drangen Sonnenstrahlen hinein und erhellten den Raum. Staub tanzte durch die Luft. Unglaublich, was hier herumstand! Die vielen Spinnweben und eine dicke Staubschicht ließen erahnen, wann das letzte Mal jemand diesen Raum betreten hatte.
Wo sollte man anfangen? Ein großer, alter Schrank stand heroisch in der Mitte. Auch ohne jedes Fachwissen konnte man sehen, dass er handgemacht war. Der würde sicherlich einiges bringen! Mit Freude bemerkte man, dass die Schlüssel noch in den Türen steckten. Das war gut. Erwartungsvoll öffnete man die Tür, aber der Schrank war leer! Zum Glück war dies nicht das einzige Möbelstück auf diesem Dachboden. Dort standen noch sechs Stühle, zwei Kommoden und ein kleiner Tisch. Der Schaukelstuhl, der unter diversen Kartons zum Vorschein kam, war leider nicht mehr zu retten. Schade. Aber hier lag noch genug herum, was man zu Geld machen konnte. Ein sehr alter Reisekoffer samt Reiseutensilien aus Elfenbein war das persönliche Highlight. Das hier war eine richtige Goldgrube.
Die letzte Ecke wurde langsam leergeräumt und brachte erst einmal nur Krimskrams zutage. Altkleider, Säcke voller Schuhe und kaputtes Kinderspielzeug konnte man nicht brauchen. Für die alten Aus-fertigungen des Bersenbrücker Kreisblattes gab es aber vielleicht Interessenten.
Dann fand man ein Schränkchen, in dem unzählige Porzellanfiguren standen. Hiermit kannte man sich nicht aus, aber aus einer gerade beliebten Fernsehserie, in der Menschen ihre Waren an Händler verkaufen konnten, wusste man, dass so etwas durchaus kostbar sein konnte. Vorsichtig begutachtete man jede einzelne Figur und versuchte, sich an die Marken aus dem Fernsehen zu erinnern. Ganz hinten in der letzten Ecke stand ein bunter Vogel. Er war viel größer als die anderen Figuren und sah auch anders aus. Als man die Marke auf der Unterseite betrachtete, stockte einem der Atem. Diese hatte man sich merken können. Auch war ein Datum, zumindest eine Jahreszahl aufgedruckt: 1823. Man konnte sein Glück gar nicht fassen. Das Ding war uralt. Man drehte es vorsichtig in der Hand. Keine Macken oder Fehler waren zu erkennen. Es war perfekt! Das würde sicher ganz viel Geld bringen. Sollte man damit in diese Fernsehsendung gehen? Versuchen konnte man es ja mal.
Das Knie schmerzte und man stellte sich wieder auf. Wie schön er war! Früher hatten die Handwerker noch was drauf. Eine Taube landete geräuschvoll auf dem Dachfenster. Man schrak so sehr zusammen, dass einem die Figur aus der Hand fiel. Hektisch versuchte man, sie noch aufzufangen, aber es gelang nicht.
„Scheiße, nein!“, schrie man, aber dann war es schon geschehen. Das Kunstwerk fiel auf den Boden und zersprang in tausend Teile. Es dauerte einen kleinen Moment, bis man realisierte, was passiert war. Tränen rannen über die Wangen, als man die Einzelteile aufsammelte. Aber dann geschah etwas Unglaubliches.
Als man nach den Flügeln griff, die fast unbeschädigt geblieben waren, entdeckte man, dass etwas darin steckte. Was war das? Die zusammengerollte Pergamentrolle war mit einem Siegel verschlossen. Das hatte man schon einmal gesehen! Nach kurzem Überlegen fiel einem wieder ein, wo. Man ging zurück zu dem Schaukelstuhl und schaute in einen der Kartons, in denen sich unzählige alte Bücher befanden. Das gesuchte Buch lag oben auf. Nach kurzem Blättern hatte man die richtige Seite gefunden. Es war das Siegel des Fürstbischofs Erich von Braunschweig-Grubenhagen. Kein Zweifel. Damit war das Schriftstück aus dem 16. Jahrhundert! Aufgeregt las man, was über den Mann geschrieben stand. Er war 1532 während eines Festmahles in Fürstenau gestorben. Ein Zufall? Man zog sich einen Stuhl heran und suchte weitere Informationen. Dann fand man ein Schriftstück, in dem sein Tod genauer beschrieben wurde. Mit rotem Kopf musste man die Zeilen gleich drei Mal lesen, bevor man es glauben konnte. Es hielt sich eisern das Gerücht, dass der Fürstbischof vergiftet, also ermordet worden war. Dafür konnte es viele Gründe geben. Vielleicht verbarg er einen kostbaren Schatz, der nicht in die falschen Hände fallen sollte. Nun begann das Herz schneller zu schlagen. Wie versteinert schaute man auf die Pergamentrolle, die auf dem kleinen Schränkchen im Staub lag. Hatte man vielleicht die Lösung dieses Rätsels gefunden? War dies eine Karte zu dem Schatz? Oder enthielt sie Details zu seinem Tod? Die Hände zitterten und man ließ sie langsam in den Schoß sinken. Was hatte man da nur gefunden? Nach mehrmaligem lautem Ausatmen stand man auf und ging zu dem Schränkchen hinüber. Harmlos lag sie da. Durfte man sie überhaupt behalten? Ja. Sie gehörte einem ja. Alles auf diesem Dachboden gehörte einem. Gefunden ist gefunden. Also konnte man damit machen, was man wollte. Sollte man sie öffnen? Was würde man finden? Man wusste es nicht. Vorsichtig nahm man sie erst einmal in die Hand. Und wenn man durch das Öffnen irgendetwas zerstörte? So wie in Filmen? Eine gefühlte Ewigkeit blieb man stehen und dachte angestrengt nach.
Dann siegte die Neugierde und man öffnete ganz vorsichtig das Siegel. Auf den ersten Blick schien das Schriftstück echt zu sein. Man hatte einige Probleme, die verschnörkelte Schrift zu entziffern. Aber das war nicht der einzige Grund, warum man es mehrmals lesen musste. Man konnte nicht glauben, was man da las! Wenn das der Wahrheit entsprach! Mit dem Schreiben in der Hand setzte man sich wieder auf den Stuhl. Die Handflächen waren feucht geworden und man wischte sie in der Hose ab. Was für ein Fund! Ohne sie zu lesen, schaute man auf die mit Tinte geschriebenen Wörter. Hier hielt man vielleicht die Lösung aller Probleme in der Hand. Nein, nicht nur vielleicht! Das war die Lösung. Man konnte es gar nicht glauben. Das war die Chance, sein eigenes eintöniges Leben zu ändern. Komplett zu ändern! Damit würde man unabhängig werden. Ein Traum! Man konnte sein Glück gar nicht fassen! Aber jetzt durfte man nicht übermütig werden, sondern musste bedacht handeln. Was sollte man jetzt tun? Wie sollte man sich verhalten? Jetzt nur nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen! Als Erstes brauchte man einen verdammt guten Plan.
In ihrem Nacken spürte sie seinen Atem. „So, kleine Lady. Gleich ist es so weit. Die letzten Sekunden haben begonnen. Möchtest du mir noch irgendetwas sagen?“ Ihr Herz schlug wie verrückt und ihr Kopf versuchte mit Hochdruck, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.
„Nenn mich nicht kleine Lady!“, knurrte sie ihn an. „Du wirst das bereuen! Ich schwöre dir, du wirst das bereuen!“ Sie hörte sein Lachen. Die Gurte nahmen ihr die Luft, als sie versuchte, sich nach ihm umzudrehen. Es war zu spät. Mit seinem ganzen Körpergewicht drückte er sich an sie, so dass sie nach vorne kippte und fiel. Im ersten Moment war sie so perplex, dass sie erst nach Sekunden wild mit Armen und Beinen strampelte und sich gleichzeitig die Lunge aus dem Hals schrie.
Der Boden mit den klitzekleinen Häusern unter ihr kam stetig näher. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab es einen starken Ruck und der Fallschirm öffnete sich. Plötzlich wurde es ganz still. „Jetzt zappel doch nicht so“, ermahnte er sie. „Ich kann nicht anders. Das ist doch der reine Wahnsinn! Warum machst du das mit mir?“ „Weil du mal entspannen sollst. Das ist so ein befreiendes Gefühl! Findest du nicht?“ „Entspannen?“ „Ja. Das Wetter ist toll, der Himmel klar. Perfekt! Schau doch, wie weit man heute sehen kann.“
Die Landschaft unter ihr wurde langsam größer. Die grüne Fläche des Flugplatzes war ihr Ziel. Sie hörte die Menschen bereits jubeln und klatschen, als ihr Tandemmaster sie erinnerte: „Und jetzt die Füße ganz hoch!“