EL TIGRE - J. H. Wayne - E-Book

EL TIGRE E-Book

J. H. Wayne

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Beschreibung

EL TIGRE...

Sein Name war gleichbedeutend mit Schrecken.

EL TIGRE...

Wo er mit seiner Bande auftauchte, hinterließ er eine blutige Spur.

EL TIGRE...

Drei US-Marshals jagten ihn ohne Erbarmen. Zweimal gelang es ihm zu entkommen, dann aber war sein Schicksal besiegelt.

H. J. Wayne ist ein Pseudonym des deutschen Schriftstellers Hans Joachim von Koblinski, der in den Jahren 1952 bis 1995 etwa 2.200 Romane verfasst hat: zunächst primär für Leihbuch-Verlage, später – ab 1978 – vor allem für den Bastei-Verlag (hier schrieb er u. a. für die Serien Jerry Cotton, Gespenster-Krimi und Professor Zamorra).

Sein Roman El Tigre erschien erstmals 1971 als Leihbuch im Paul-Feldmann-Verlag; der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses sehr speziell geschriebenen Romans in seiner Reihe APEX WESTERN (und restaurierte hierfür auch das Cover der Leihbuch-Ausgabe).

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Ähnliche


J. H. WAYNE

El Tigre

Roman

Apex Western, Band 24

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

EL TIGRE 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

Neunzehntes Kapitel 

Zwanzigstes Kapitel 

Einundzwanzigstes Kapitel 

Zweiundzwanzigstes Kapitel 

Dreiundzwanzigstes Kapitel 

Vierundzwanzigstes Kapitel 

Fünfundzwanzigstes Kapitel 

Sechsundzwanzigstes Kapitel 

Siebenundzwanzigstes Kapitel 

Achtundzwanzigstes Kapitel 

Neunundzwanzigstes Kapitel 

Dreißigstes Kapitel 

Einunddreißigstes Kapitel 

 

 

Das Buch

EL TIGRE...

Sein Name war gleichbedeutend mit Schrecken.

EL TIGRE...

Wo er mit seiner Bande auftauchte, hinterließ er eine blutige Spur.

EL TIGRE...

Drei US-Marshals jagten ihn ohne Erbarmen. Zweimal gelang es ihm zu entkommen, dann aber war sein Schicksal besiegelt.

H. J. Wayne ist ein Pseudonym des deutschen Schriftstellers Hans Joachim von Koblinski, der in den Jahren 1952 bis 1995 etwa 2.200 Romane verfasst hat: zunächst primär für Leihbuch-Verlage, später – ab 1978 – vor allem für den Bastei-Verlag (hier schrieb er u. a. für die Serien Jerry Cotton, Gespenster-Krimi und Professor Zamorra).

Sein Roman El Tigre erschien erstmals 1971 als Leihbuch im Paul-Feldmann-Verlag; der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses sehr speziell geschriebenen Romans in seiner Reihe APEX WESTERN (und restaurierte hierfür auch das Cover der Leihbuch-Ausgabe).

EL TIGRE

Erstes Kapitel

Seit Tagen ist US-Marshal Bob Hall auf dem Weg nach Runtown, einer kleinen Ansiedlung am North-Flathed-River. Hier will er seine Freunde Jim Beans und John Corner treffen. Die beiden sind von ihm vorausgeschickt worden, um sich in Runtown schon mal umzusehen.

Selbstverständlich hat das Interesse der Marshals für Runtown seinen besonderen Grund.

Seitdem einige hartnäckige Digger in den Bergen Gold gefunden haben, erfreut sich der Ort regen Zulaufes, wobei Banditen in der Überzahl sind.

Inzwischen haben - vom Zeitpunkt des Goldfundes an gerechnet - vier Männer den Posten des Sheriffs bekleidet, und nicht einer dieser Männer ist eines natürlichen Todes gestorben.

Zurzeit amtiert ein Mann, der hart und rücksichtslos gegen Gesindel und Banditen ist und bereits - für die hiesigen Verhältnisse - erstaunlich lange standhält.

Trotzdem hat der Gouverneur unter dem Kommando eines Sergeanten stehende State Troopers nach Runtown gelegt. Außerdem hat er seine drei besten Marshals geschickt.

Nachdenklich reitet Bob Hall durch den sich von Glacier Park nach Runtown erstreckenden Wald.

Plötzlich schreckt der Marshal auf. Sein scharfes Gehör hat Hufschläge vernommen. Bob Hall richtet sich im Sattel auf und blickt nach vorn, stutzt und biegt dann unvermittelt von dem schmalen Waldweg ab. Sekunden später ist er im Walddunkel verschwunden.

Etwa sechzig Yards vor ihm kreuzt ©in ausgefahrener Karrenweg den Pfad, und dort erscheint jetzt ein Reiter.

Es ist Nachmittag, und die hellen Sonnenstrahlen finden hier und da einen Weg durch die dichten Baumkronen; hell genug, um eines Menschen Gesicht erkennen zu können.

Und eben das Gesicht dieses Reiters ist der Grund dafür, dass der Marshal von diesem nicht gesehen werden will; es ist nämlich eine ausgesprochene Verbrecherphysiognomie.

Weil es im Wald keine besonderen Umstände macht, beschließt der Marshal, dem Burschen heimlich zu folgen. So hält er sich so weit zurück, dass er von dem Verfolgten nicht gesehen werden kann. Doch dieser reitet, ohne sich rumzusehen, ziemlich schnell auf Runtown zu. In gemessenem Abstand bleibt ihm Bob Hall auf den Fersen.

Als sich die Schatten der Abenddämmerung wie dunkle Schwingen herniedersenken, kommen die ersten Häuser in Sicht.

Der Verfolgte hält plötzlich an und springt aus dem Sattel. Auch Bob Hall verhält seine Rappstute und beobachtet gespannt das Gebaren des Unbekannten. Doch dann schüttelt er den Kopf.

Der Mann öffnet nämlich seine Satteltaschen und zieht seine Giletjacke aus. Dafür zieht er eine andere an, die er aus einer der Taschen hervorgezogen hat. Auch der Hut wird gewechselt - statt des verhältnismäßig neuen Halfround stülpt er sich einen alten, verbeulten Filz auf die hellblonden Haare. Dann besteigt er wieder seinen Gaul und setzt den unterbrochenen Weg fort.

Bob Hall, durch dieses seltsame Benehmen erst recht hellhörig geworden, reitet weiterhin auf seiner Spur. Er folgt dem seltsamen Mann bis in das Nest hinein, über die Mainstreet hinweg bis in eine Nebengasse, wo der Verfolgte vor einem Haus aus dem Sattel springt. Nachdem er sein Pferd an die Haltestange gebunden hat, verschwindet er, ohne sich umzublicken, im Innern.

Bob Hall bleibt etwas oberhalb dieser Stelle stehen, springt ebenfalls aus dem Sattel und beobachtet das Haus. Er dreht sich eine Zigarette, setzt sie in Brand und schwingt sich auf die Haltestange eines anderen Hauses. Vorläufig will er mal abwarten...

*

Last Hope ist an sich ein sehr bezeichnender Name für den größten Saloon Runtowns. Bezeichnend deshalb, weil jeder versucht, hier sein Gold bis auf den letzten Nugget in geistige Getränke umzusetzen.

Auf der Balustrade, die sich rings um den Schankraum entlangzieht, sitzen zwei Männer. Der eine ist unglaublich lang, und sein Gesicht weist einen etwas melancholischen Zug auf. Der andere hingegen ist untersetzt und bullig gebaut, hat ein Kreuz wie ein Kleiderschrank und Hände vom Umfang eines Spatens.

Vor sich haben sie Whisky stehen und blicken interessiert nach unten. Dort sitzen an einem breiten Tisch einige verwegen aussehende Männer und pokern. Bis jetzt ist alles gut gegangen, aber nun wendet sich plötzlich das Blättchen. Streit kommt auf. Wegen eines ganzen Dollars...

Ein Spieler behauptet, der andere müsse noch seinen Einsatz hinlegen, und dieser verteidigt sich mit lauter Stimme, er hätte ihn längst hingelegt.

Great Lim, der Barkeeper, sieht das Kommende und fürchtet um die Einrichtung der Last Hope. Er greift unter die Tonbank und holt eine Flinte mit abgesägtem Lauf hervor. Mit diesem Instrument ausgerüstet, wagt er es, sich den beiden Kampfhähnen zu nähern.

Als diese in den Lauf starren, werden sie bleich. Eine Ladung Schrotkörner in den verlängerten Rücken ist der eine Dollar nun auch wieder nicht wert. Schweigend torkeln sie zur Tür und setzen ihre Debatte draußen fort.

In Runtown darf man nicht den Fehler machen, solchen Zwischenfällen größere Bedeutung beizumessen. Der Ort ist eben eine typische Goldgräbersiedlung. Zweimal in der Woche kommt die Postkutsche der Overland Stage und Express Company, außerdem schickt ein privater Unternehmer aus Choteau viermal in der Woche eine eigene Kutsche. Es rentiert sich, denn seitdem in den Lewis Range Gold geschürft wird, erfreut sich Runtown eines regen Zulaufs. Dabei hat das Nest noch nicht einmal hundert Häuser.

Innerhalb des Ortes Revolver zu tragen, ist nämlich verboten; nur Gewehre sind erlaubt. Jeder, der Runtown betritt, muss seine Waffen, beim Sheriff abgeben. Er erhält sie erst zurück, wenn er den Ort verlässt. Dabei muss er eine Erklärung unterschreiben, dass er nicht das Schürfgebiet aufzusuchen beabsichtigt.

Selbstverständlich haben auch die beiden Marshals ihre Colts abgeben müssen, was sie allerdings nicht hindert, unter der linken Achselhöhle je einen kurzläufigen Derringer in der Halfter zu tragen. Jim Beans hat zwar ein reichlich dummes Gesicht gemacht, aber nichts dagegen sagen können, weil er - wie auch John Corner - sich nach Bob Halls Willen nicht zu erkennen geben dürfen.

Nun hocken die beiden Marshals schon seit zwei Tagen in Runtown und warten auf Bob Hall.

»Damned!«, meint Beans zu seinem Kameraden, »Bob hat wieder mal 'ne höllisch lange Leitung, finde ich. Lässt uns einfach zwei Tage in diesem stinklangweiligen Nest herumsitzen!«

In diesem Augenblick ertönt draußen auf der Straße ein durchdringender Pfiff...

  Zweites Kapitel

Während die beiden US-Marshals in der Last Hope sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten, steht Bob Hall noch immer an der gleichen Stelle. Er bemerkt wohl die abschätzenden Blicke der vorbeigehenden Männer.

Unweit seines Standortes brennt nämlich trübe eine Lampe vor einem der Häuser, in deren Schein man deutlich das mattblaue Blinken des Colts sehen kann.

Bob Hall kennt natürlich das Verbot, im Ort Waffen zu tragen, kümmert sich aber nicht weiter darum, denn schließlich hat er Runtown ja erstmalig betreten. Er ist sich über sein weiteres Handeln noch nicht ganz klar. Auf der einen Seite kommt ihm der Verfolgte recht verdächtig vor, auf der anderen jedoch kann er schließlich nicht die ganze Nacht hier stehen bleiben und warten.

Nach kurzem Nachdenken wendet er sich ab und nimmt seinen Gaul am Zügel. Sein Weg führt zum Office des Sheriffs. Er ist gerade in die Hauptstraße eingebogen, als sich ein Mann von jenseits der Straße nähert und ebenfalls in dem Haus verschwindet. Bob Hall sieht ihn nicht mehr; denn er befindet sich bereits wieder auf der Mainstreet.

Nach hundert Yards hat er das Sheriff-Office erreicht und klopft laut an die Tür. Im Hause rührt sich jedoch nichts. Bob Hall versucht es nochmals und geht dann, als sich noch immer nichts vernehmen lässt, langsam weiter.

Er hat die Last Hope noch nicht erreicht, da fällt hinter ihm ein Schuss. Wie ein Blitz wirbelt er herum, sieht aber nichts. Leer und verlassen liegt die Mainstreet vor ihm. Der Schuss ist in einem der Häuser gefallen. Aber in welchem?

Drinnen im Saloon hat man von dem Schuss nichts gehört, denn im Schankraum herrscht ein Lärm, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen kann.

Für Augenblicke wird Bob Hall durch das Auftauchen der beiden, sich um den einen Dollar Spieleinsatz streitenden Digger abgelenkt, die sich einen wilden Boxkampf auf den Stufen der Holzveranda liefern.

Wenn außer Bob Hall niemand den Schuss gehört hat, dann doch die Streife der State Troopers. Sie kommt im Laufschritt aus einer Gasse und zögert.

Bob Hall - er will vorerst nicht gesehen werden - drückt sich in den Schatten eines Hauses. Die Patrouille besteht aus vier Mann; an den matt schimmernden Rangabzeichen erkennt der Marshal, dass er in dem hünenhaften Mann den Sergeanten Ray Stone vor sich hat. Es erweist sich, dass der Sergeant ein Mann von Scharfsinn ist,

»Vorwärts, das kann nur beim alten Barton gewesen sein! Sonst kommt hier niemand anders in Frage!«

Und schon setzen sich die vier in Bewegung, rennen einige Yards weiter, um schließlich vor einem niedrigen Haus halt zu machen. Da auf lautes Klopfen niemand öffnet, zerschlägt der Sergeant die Scheibe der Tür und klettert hindurch. Minuten später sind die State Troopers im Innern des Hauses verschwunden.

Sofort zieht Bob Hall seine Stute in den Hinterhof eines langgestreckten Gebäudes, schnallt seinen Waffengurt ab und hängt ihn übers Sattelhorn. Dann tätschelt er dem Tier den Hals und flüstert:

»Pass auf, Lady! Wenn einer aufdringlich wird, lass ihn abblitzen! S'long!«

Damit verschwindet er. Die Stute lässt ein leises Wiehern hören und schüttelt den rassigen Kopf, dass die langen Mähnenhaare fliegen.

Bob Hall schleicht sich an die Hinterfront jenes Hauses, in dem nach Sergeant Stones Meinung der Schuss gefallen war. Eins der unteren Fenster ist auf, und so kann der Marshal jedes Wort verstehen, das drinnen gesprochen wird. Aus dem Gespräch der State Troopers entnimmt er, dass man den alten Barton erschossen hat. Der Täter muss durch die Hintertür entflohen sein.

Dem Schuss ist, den Verwüstungen im Zimmer nach zu urteilen, ein heftiger Kampf vorausgegangen. Außerdem ist ein Fach des Schreibtisches erbrochen und nun leer.

Obwohl seine Lage nicht gerade sehr rosig zu nennen ist, bleibt Bob Hall auf seinem Posten. Wenn sie ihn hier erwischen, würden sie ihn selbstverständlich auch für den Mörder halten. Nun, im Notfall kann er immer noch von seinen Ausweisen Gebrauch machen, die ihm sogar Befehlsgewalt über State Troopers und Sheriff geben.

»Ich habe dem alten Barton ja immer gesagt, er solle sein Gold mit der Overland Company nach Glacier Park oder Ghoteau schicken. Nun hat's ihn erwischt. Der Alte war ja immer schon ‘n geiziger Filz, hatte stets Angst um seinen Mammon! Der Schuss kam aus 'nem Fünfundvierziger! Es hilft nichts, wir müssen die Jungs in der Last Hope durchsuchen! Luc, du bleibst hier und passt auf! Wir gehen mal in die Last Hope rüber!«

Bob Hall horcht auf. Ich glaube, meine Informationen stimmen, denkt er, sollte mich nicht wundern, wenn El Tigre mit seinen Leuten Runtown besucht. Und wahrscheinlich wird er noch ein paar andere Früchtchen aufgegabelt haben! Na, dir werde ich schon in die Suppe spucken!

Dann schleicht sich der Marshal davon. Kurz darauf steht er wieder im Schatten der Bar gegenüber und hört Stones Pfiff gellen. Nicht lange danach kommen vier weitere Troopers angerannt. Zwei von ihnen postieren sich auf Stones Geheiß vor der Pendeltür, während die anderen im Saloon verschwinden.

  Drittes Kapitel

 

 

Bob Hall geht zu seinem Pferd zurück und reitet auf Umwegen wieder zu jenem Haus, das er nach, seiner Ankunft in Runtown beobachtet hat. Er nimmt seinen Posten wieder ein und überdenkt dein Bericht des Gouverneurs.

Danach ist einer der gefährlichsten Banditen, eben jener El Tigre, mit seiner vier Mann starken Bande von Idaho, wo er zuletzt sein Unwesen getrieben hat, nach Wyoming hinübergewechselt. Sein Ziel ist wahrscheinlich Runtown, das zurzeit aktuellste Nest im ganzen Nordwesten.

El Tigre ist Mischling; väterlicherseits rollt mexikanisches Blut in seinen Adern. Bisher hat er es immer wieder verstanden, den Häschern zu entschlüpfen. Seine vier Kumpane sind dem Marshal dem Namen nach bekannt.

Und auf El Tigre tippt nun Bob Hall.

 

*

 

Als der Pfiff vor dem Saloon ertönt, wird es schlagartig still im Raum.

Schon taucht die hochgewachsene Gestalt des Sergeanten im Schankraum auf. Sein hellgrünes Hemd mit der gelben Bandana sticht aus der Menge der zurückweichenden Männer ab.

»Nun macht mal ein bisschen Platz, ihr müden Krieger«, meint er mit sonorer Stimme und schiebt die ihm nächst stehenden Digger einfach beiseite.

»In Texas könnte er so etwas nicht machen«, murmelt Jim Beans, als er das sieht.

»Well«, pflichtet ihm John Corner bei, »da würde er auch nicht so majestätisch hereingeschneit kommen!«

Zwei weitere State Troopers bleiben mit schussbereiten Colts an der Tür stehen.

»Stellt den Wimmerkasten ab«, befiehlt Sergeant Stone und deutet auf das lärmende Orchestrion.

Einer der Digger stößt mit der Stiefelspitze etwas unsanft gegen den Holzkasten, und schon hört das ohrenbetäubende Geplärre auf. Sekundenlang bleibt es totenstill in der der Last Hope, alles blickt auf den Sergeanten der State Troopers, der jetzt breitbeinig auf der Tanzfläche steht.

»Herhören!«, sagt er und sieht sich um. »Vor einer Viertelstunde hat einer den alten Barton erschossen und ihm sein Gold gestohlen. Es ist jedem bekannt, dass der alte Makler sich mit allerlei möglichen Dingen befasste, hm, auch mit Geschäften, die nicht ganz einwandfrei waren. Und dass er Gold zu Schandpreisen aufkaufte! Erschossen wurde er mit hem Fünfundvierziger. Barton mag gewesen sein wie er will, wir müssen jedenfalls die Sache aufklären! Jeder von euch bleibt auf seinem Platz stehen! Werde mir einen nach dem anderen holen, um ihn zu durchsuchen! Denke, dass wir uns verstanden haben!«

Und ob sie ihn verstanden haben! Niemand sagt einen Ton, nur hier und da brummt einer etwas ärgerlich. Sie kennen Sergeant Stone, kennen auch seine Methoden. Er gehört zu den Männern, die nicht lange fackeln.

Stone beginnt sofort mit seiner Tätigkeit, und tatsächlich bleibt alles ruhig, woran nicht zuletzt die drohend in den Saal gerichteten Colts der beiden Posten schuld sind. Nur ab und zu sagt einer der Männer etwas zu Stone, der auch antwortet, ohne sich jedoch in seiner Arbeit stören zu lassen. Seine Erfahrung in solchen Dingen ist offensichtlich. Zwei, drei kurze Griffe, dann eine knappe Handbewegung, und der Betreffende kann gehen. Die fertig Durchsuchten sammeln sich in einer Ecke des Saales.

In diesem Moment blickt Sergeant Stone zu den Marshals hinauf.

»He, ihr zwei Hübschen, jetzt seid ihr dran! Kommt mal her!«

»All right!«, gibt Jim Beans zurück und macht sich mit Corner auf den Weg, Auch die übrigen auf der Balustrade sitzenden Männer kommen herunter. Alle stellen sich der Reihe nach auf.

»Hay, go on!«, meint Stone, als Jim Beans an der Reihe ist.

Der Lange streckt ihm lächelnd die Arme entgegen und fragt, während der Sergeant ihn abtastet:

»Hat denn keiner den mysteriösen Mörder gesehen, Officer?«

»Junge, du bist selten schlau! Wenn ihn einer gesehen hätte, dann brauchten wir nicht diesen Zirkus abzuhalten! übrigens bin ich nur Sergeant! You see?«

Jim Beans findet diese Art des State Troopers einem US-Marshal gegenüber zwar reichlich respektlos, schweigt aber. Schließlich kann ja Stone nicht wissen, wen er vor sich hat. Innerlich denkt der Lange jedoch:

Na, mein Lieber, sehr weit her ist's mit dir auch nicht, sonst hättest du meinen .Rettungsring' unter dem Arm finden müssen!

Er tritt beiseite und wartet auf John Corner. Dann gehen sie gemeinsam hinüber zu den anderen Männern. Nach zehn Minuten ist die Razzia beendet.

»Okay!«, sagt Stone. »Ich habe mich überzeugen müssen, dass es nirgendwo mehr Engel gibt als in Runtown. Werde mir jetzt den Laden hier noch ein bisschen ansehen, dann seid ihr mich los!«

Er gibt seinen beiden Leuten einen Wink, die daraufhin ihre Posten verlassen und den ganzen Raum untersuchen. Sie finden nichts. Schließlich zuckt der Sergeant resigniert die Achseln und wendet sich ab.

»Okay! Jetzt könnt ihr weitersingen! Aber nicht zu laut und nicht zu falsch!«

Die Grünröcke verschwinden und lassen eine schweigende Menge zurück. Doch dieses Schweigen dauert nicht lange, dann gehen die Debatten mit doppelter Heftigkeit und Lautstärke los. Das Lokal gleicht innerhalb von wenigen Minuten einem aufgeregten Bienenschwarm.

Die beiden Marshals zeigen wenig Lust,

sich in diesem Lärm weiter aufzuhalten, gehen aber dann doch noch einmal hinauf an ihren Tisch.

»Na«, ächzt Jim Beans und lässt sich auf seinen Stuhl fallen, »was sagst du nun?«

»Nichts! Nur unser Whisky ist warm geworden. That's all!«