Elli und Ilse - Nadine Engmann - E-Book

Elli und Ilse E-Book

Nadine Engmann

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Beschreibung

Kurz vor Weihnachten. Ilse ist Mitte 30, besitzt einen Blumenladen und hat mit der Liebe abgeschlossen. Dann trifft sie auf Elli, die mit ihrer schwierigen Vergangenheit hadert. Ilse weiß nicht, was sie will und Elli schon gar nicht. Ein gefühlvolles Durcheinander nimmt seinen Lauf…

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Seitenzahl: 414

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Nadine Engmann

Elli und Ilse

© 2021 Nadine Engmann Cover: Nadine Engmann

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter:

Nadine Engmann

Reichelstraße 10b

04109 Leipzig

E-mail: [email protected]

Web: nadineengmann.com

Instagram: @nadine_engmann_autorin

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

1. Ilse

2. Elli

3. Ilse

4. Elli

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8. Elli

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1. Ilse

Kaffee.

Ich brauche Kaffee.

Die dunklen Augenringe starrten sie im Spiegel an. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen sollte, dass heute endlich Freitag war. Eigentlich verfluchte sie den Tag, denn sie musste 8 Stunden arbeiten und vorher noch beim Großmarkt vorbei, um frische Blumen zu holen.

Es war kurz nach 6 Uhr an diesem Morgen, als sie in ihrem kleinen Badezimmer stand und die bleierne Müdigkeit ihre Augenlider schwer werden ließ.

War doch zu lange gestern. Ich hätte nicht noch eine Folge sehen sollen.

Innerlich bereute sie es zutiefst, nicht ins Bett gegangen zu sein, doch das Finale der Serie zu sehen, von der Klaus ständig redete, war die höhere Priorität. Er würde sicher nachher nachfragen, ob sie es nun endlich gesehen hatte.

Eine dreiviertel Stunde später, nachdem auch Katze Trulli ihre Frühstücksportion bekommen hatte, saß Ilse im Auto Richtung Blumengroßmarkt. Er lag im Norden von Leipzig, gute 20 Minuten Fahrweg für Ilse, die im äußeren Westen der Stadt lebte.

Es war Mitte November. Draußen gab es immer öfter Bodenfrost in der Nacht und Ilse hoffte auf einen milden Winter. Nichts war schlimmer als die Kombination aus schneebedeckten Straßen und einem überforderten Winterdienst.

Klaus begrüßte sie winkend und mit einem breiten Lächeln.

»Na, wie geht’s meine Gute?«, sein Dialekt war ausgeprägt, aber da Ilse selbst gebürtig aus der sächsischen Stadt kam, machte ihr das Verstehen keine Probleme.

»Bestens, heute ist schließlich Freutag!«, sie lächelte ihn an, »Hab gestern die Sendung noch zu Ende geschaut, die du mir so ans Herz gelegt hast.«

Er horchte auf und schaute sie fragend an. »Und wie fandest du’s?«

Ilse verzog ihre Mundwinkel zu einem Grinsen und schwieg.

»Na?«, Klaus wurde ungeduldig, denn er stupste sie an.

Die Floristin lachte und nickte: »Ja, war gut. Du schuldest mir jetzt aber einen großen Becher Kaffee.«

»Den kannst du bekommen bei unserem nächsten Treffen im Garten. Kommst du denn am Wochenende?«

Klaus belud derweil Ilses Wagen mit den bereitgestellten Schnittblumen, Töpfen und Dekoartikeln.

Ilse überlegte kurz.

»Morgen Abend ist Spielerunde. Sonntag könnte ich sicherlich.«

»Morgen spielst du wieder mit den Stubenhockern? Na dann kommst du wenigstens mal raus.«

Welche Ironie, lachte sie in sich hinein.

Klaus legte den letzten Bund mit Geranien auf den Wagen.

»Als Stubenhocker würde ich sie nicht bezeichnen, manche von denen sind auch eher extrovertiert und weniger schlau. Dann werden es sicher wieder nur Partyspiele«, sie lachte und schüttelte den Kopf. Wenn es Partyspiele werden würden, dann konnte der Abend nur in die Hose gehen. Sie sah diese Abende eher als Zusammenkunft von Gleichgesinnten, die sich bei einem strategischen Spiel die Köpfe zerbrachen oder um die Wette blufften, um die anderen über den Tisch zu ziehen.

»Fertig!«, rief Klaus aus und streckte sich. In der Wintersaison waren die Bestellungen oft größer und die Paletten mit Weihnachtssterntöpfen mussten hin und her gehievt werden. Auch Ilse hatte diesmal zugeschlagen und doch würde es nur bis zum Montag reichen, im besten Fall bis Dienstag. »Cool«, Ilse nahm ihren Wagen und rollte zur Kasse, »Ich schreib dir später nochmal, wegen Sonntag.«

»Bis später!«, winkte Klaus ihr hinterher.

Nun musste sie sich doch ein bisschen beeilen. Um 9 musste Ilses Laden Topf & Vase geöffnet werden.

Der Berufsverkehr hatte zugenommen, denn Ilse war nicht die Einzige auf dem Weg zum Arbeitsplatz. So stand sie, wie viele andere auch, auf der Hauptverkehrsstraße Richtung Blumenladen.

Der Laden war Ilses ganzer Stolz. Mit Liebe hatte sie ihn dekoriert und versuchte ihn sauber und einladend zu gestalten. Er lag günstig neben einem Ärztehaus und an einer Straßenbahnhaltestelle. Sie hatte vor Jahren einen Glücksgriff getan und war froh, dass bisher noch keinerlei unbezahlbare Mieterhöhung auf sie zugekommen war. Schnell war der Transporter ausgepackt und die Blumen in ihren Eimern im Verkaufsraum verstaut.

Kaffee. Endlich.

Genüsslich schlürfte Ilse an ihrem frisch gebrühten Kaffee, nachdem sie die Tür aufgesperrt hatte und das Licht den Raum erhellte. Draußen war die Sonne bereits aufgegangen, aber die graue Wolkendecke machte das Ganze nicht besonders hell. Ilse ließ den Blick durch die Regale streifen und machte sich Notizen auf ihrem Whiteboard. Gestecke

Tannenzweige

Gestecke hatten im Moment Hochkonjunktur, denn Totensonntag und auch bald der erste Advent standen vor der Tür. Und natürlich Weihnachtssterne.

Weihnachtssterne mit Glitter, ohne Glitter und mit lustigen Figürchen bestückt, waren derzeit ihre Bestseller. Die landeten wieder am Schaufenster, wo sonst immer die Orchideenpflanzen standen.

Wie jeden Freitag kam auch Frau Schmidt vorbei und holte den wöchentlichen Strauß mit Nelken und Rosen für das Grab ihres Mannes.

»Was macht die Gesundheit?«, fragte sie interessiert, als sie die gewünschten Blumen zusammenstellte. Frau Schmidt, die auf ihrem Rollator saß, winkte ab.

»Ach Frau Friedmann, ich bin froh, dass ich noch zu Ihnen in den Laden kommen kann. Gestern musste der Pflegedienst mir noch aus dem Bett helfen. Das liegt aber am Wetter. Wenn es so feucht ist«, sie zeigte nach draußen durch das Schaufenster, »dann kann ich mich kaum rühren. Zum Glück ist es heute einfach nur kalt.«

Dann kicherte sie, als wäre sie nicht schon 85. Ilse schmunzelte. Sie mochte die alte Dame, die meistens von ihren Enkeln erzählte und sich offenbar wünschte, dass Ilse mit dem Ältesten anbandelte. Sie hatte sogar schon seine Telefonnummer bekommen.

»Ja, es ist kalt. Schnee kommt sicher auch bald. Versprechen Sie mir, dass sie anrufen, falls sie etwas von mir brauchen. Dann lasse ich es zu Ihnen bringen«, sagte Ilse ernst. Für einen Sturz wollte Ilse nicht verantwortlich sein.

»Ja ja, das mach ich«, erwiderte die alte Dame und zog ihren Hut etwas tiefer in die Stirn. Ilse legte den Strauß und ein paar Tannenzweige in den Korb am Rollator und kassierte ab. Sie seufzte, als Frau Schmidt aus dem Laden schlurfte.

Sie wird mir fehlen, wenn sie nicht mehr ist.

Neben dem normalen Kundenbetrieb steckte sie Tannenzweige, getrocknete Früchte und Schleifen zusammen, die sich hübsch als Grabschmuck eigneten oder als Adventskranz. Sie mochte die Fertigen aus dem Großmarkt nicht, sondern gab ihren Kunden lieber etwas Eigenes.

So verging der Vormittag bis sich Ilses knurrender Magen meldete. Sie bestellte sich ihr Mittagessen beim Imbiss ihres Vertrauens. Der lag nur 5 Gehminuten entfernt und brachte ihr sogar gelegentlich das bestellte Mittagessen, wie auch an diesem Tag. Allein saß sie an ihrem Schreibtisch und scrollte durch Social Media. In der Spielegruppe, in der die Termine für Treffen abgesprochen wurden, wurde heftig diskutiert, was am nächsten Tag gespielt werden sollte und auch der Austragungsort war noch nicht ganz klar. Sie enthielt sich einer Meinung und würde später nach Einzelheiten schauen. Nachrichtenschlagzeilen aus aller Welt legten ihre Stirn in Falten und ließen sie den Kopf schütteln.

Was war nur mit den Leuten los?

Eine Schlagzeile über einen Autounfall ließen sie allerdings schlucken. Sofort erfüllten dunkle Gedanken ihr Inneres und sie dachte an ihre Mutter. Bald war Weihnachten. Bald musste sie diese furchtbare Frau mehrere Tage ertragen. Ilse fühlte sich erschöpft. Allein der Gedanke an ihre Mutter, machte sie müde. Sie schaltete ihren Computer aus und schaute an ihr Whiteboard. Gestecke konnte sie streichen, Tannenzweige waren sowohl bereits wieder im Einkaufswagen als auch draußen vorm Laden aufgefüllt. Das konnte also ebenfalls weggewischt werden. Dann war die Tafel leer. Die nächsten Stunden waren gefüllt mit weiteren Tassen Kaffee, Smalltalk mit Kunden und dem Feierabend. Es war ein normaler Tag, doch hing eine dunkle Wolke über ihr, seit sie diese Schlagzeile gelesen hatte. Der Unfall war schon so lange her, doch die Erinnerungen kamen trotzdem immer wieder. Die Füße hoch, der Fernseher an und ein paar flink gekochte Nudeln waren die Belohnung für den Tag. Wie so oft ließ Ilse sich vom Fernseher berieseln, bis sie fast auf der Couch einschlief. Diesmal hatte sie keine Lust mehr gehabt sich mit einem Konsolenspiel abzulenken. Sie schaltete auch so ihren Kopf aus.

[Klaus 19:34]: Hoffe dein Tag war besser als meiner. Chef hat mal wieder Stress gemacht, weil ich die Bestellungen nicht schnell genug gepackt habe. Hoffe wir sehen uns Sonntag. Du solltest nicht immer allein rumhängen, dass ist doch öde. Ich spreche da aus Erfahrung ;P

Ilse lachte in sich hinein. Sie brauchte niemanden. Klaus war ein guter Zuhörer, schon seit sie sich vor 12 Jahren kennengelernt hatten. Sie hatte nie viele Freunde, nur Klaus ist geblieben.

Ilse brühte sich ihren Kaffee wie jeden Morgen und wie jeden Morgen verbrannte sie sich beim ersten Schluck die Zunge.

Mist.

Sie füllte die Regale auf und stellte die Schnittblumen in ihren Wassereimern in den Verkaufsraum. Der neue Kühlraum, den sie hatte am Anfang des Jahres einbauen lassen, hatte sich gelohnt und hielt die Pflanzen frisch. Egal, wie warm oder kalt es war. Schon wenige Minuten nach Öffnung wollten die ersten Kunden Gestecke für KaffeeBesuche und den Friedhof. Später musste Ilse sogar neue Gestecke aus Tanne zusammen stellen, da ihre nicht reichten. Aber das war genau der Grund, weshalb Ilse ihren Job so mochte, die lächelnden Gesichter der Frauen und Männer, die die bunten Gebinde mitnahmen, um anderen eine Freude damit zu machen.

Sie band Sträuße und verkaufte Topfpflanzen, ein ganz gewöhnlicher Samstag. Die vier Stunden vergingen wie im Flug und schon war sie wieder auf dem Nach-Hause-Weg. In wenigen Stunden ging es zu einer Bekannten, die diesmal die Spielgruppe eingeladen hatte. Es waren nur 6 Leute angemeldet und auch Ilse hatte sich hinzu gesellt. Es würde vermutlich wieder auf Partyspiele hinauslaufen, denn Strategiespiele dauerten mit so vielen Personen sehr lange und wurden so von den anderen Spielern meist abgelehnt, aber sie würde sich überraschen lassen.

Die Bekannte namens Steffi lebte in der Nähe von Ilses Blumenladen und Ilse hatte schon öfter mit ihr gespielt. Die Anderen kannte sie zum Teil auch ganz gut. Nur eine neue Mitspielerin hatte sich angemeldet. Ilse hatte ihr Profil angeschaut und staunte nicht schlecht. Die Unbekannte war Innenarchitektin und anscheinend auch sehr erfolgreich. Das war mal etwas Neues, denn meistens trafen sich Studenten und Leute aus der Mittelschicht zum spielen. Trotzdem war die Gruppe offen für alle. Ilse war gespannt. Zu Hause aß sie die Reste von ihren Nudeln und legte die Füße hoch.

Endlich Wochenende!

Die Woche war anstrengend und es würde die nächsten Wochen nicht langweilig werden. Die Vorweihnachtszeit war immer ein wichtiger Teil des Jahres, denn Tannenzweige und Weihnachtssterne gab es zwar auch in Supermärkten. Doch Ilses Geschäft hatte die schönsten Gestecke. Ilses Kundenstamm hatte ganze Arbeit geleistet mit der Mundpropaganda. Bald würden auch Bestellungen für Weihnachten eingehen. Ilse hatte mittlerweile angefangen, die Heizung anzudrehen. Es war frisch und morgens gab es auch schon Raureif auf den Blättern und Wiesen.

Eingekuschelt auf ihrer Couch schaute sie ihre Lieblingsserie weiter, aß ihr spätes Mittagessen und entspannte.

Eigentlich muss ich noch sauber machen, dachte sie und legte den Kopf erschöpft in den Nacken.

Morgen. Wenn ich aus dem Garten zurück bin. Oder Montag. Heute nicht mehr.

Sie hasste Haushaltsarbeiten. Sie kochte und tat das Nötigste, aber das Großreinemachen war für sie ein Graus. Trotzdem zwang sie sich regelmäßig, denn sie wollte nicht in ihrem eigenen Dreck leben und dank Trulli musste auch regelmäßig staubgesaugt werden, denn sonst versank sie in Katzenhaaren.

Während die Serie lief, scrollte sie sich durch Social Media. Auf diversen Seiten war sie angemeldet. Damals hatte sie gedacht, dass sie dort jemanden kennenlernen würde, der tickte wie sie. Doch oft verlief es sich im Sande und nur Klaus war bei ihr geblieben.

Als sie ein paar Stunden später in ihrem dunkelgrünen Transporter Richtung Steffi und ihrem Blumenladen saß, war es draußen stockdunkel und die Straßen wurden nur von dem spärlichen Licht der Straßenlaternen erhellt. Ilse hatte überlegt, ihr Auto beim Blumenladen abzustellen und dann zu Steffi zu laufen, so hatte sie auf jeden Fall ihren Parkplatz und musste nicht suchen. Sie debattierte mit sich, ob es die 10 Minuten Fußweg lohnte. Da es Wochenende war, würde die Suche nach einem Parkplatz ungefähr genauso lange dauern, also steckte sie die Hände in ihre Manteltaschen und spazierte in Richtung der Wohnsiedlung unweit ihres Blumenladens.

Bei Steffi war sie schon einige Male gewesen. Sie hatte eine kleine Dreiraumwohnung und wohnte dort mit ihrem Partner, der sich meist verabschiedet hatte, wenn sie zum Spielen einlud. Ihre quirlige Art war weniger nervig als gedacht und so kam auch Ilse gern zu ihren Abenden. Ihre Sammlung an Brettspielen war riesig und zierte eine ganze Wohnwand. Als Ilse in den hell erleuchteten Flur kam, hörte sie Stimmen aus dem Wohnzimmer. Offenbar war sie dieses Mal nicht die Erste. Das war selten, denn sie war häufig zu früh dran. Sie zog ihre Schuhe und den Mantel aus und gesellte sich ins gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Dort stand ein großer Holztisch und drei Personen hatten bereits Platz genommen. Steffi stand sofort wieder auf und begrüßte Ilse mit einem Lächeln.

»Ilse, schön, dass du es geschafft hast. Ich hatte gehofft, dass du kommst, denn ich brauche noch meine Revanche vom letzten Mal.«

Sie umarmte Ilse kurz und verschwand in der Küche.

»Hi«, grüßte Ilse die anderen beiden am Tisch. Der junge Mann war Florian, sie hatte ihn ein oder zweimal gesehen und die andere Frau war ihr noch völlig unbekannt. Dem Aussehen nach, musste sie Sonja sein.

Sie streckte ihr die Hand hin: »Ilse. Du bist bestimmt Sonja.«

Die Frau stand auf und lächelte. Sie war größer als Ilse und sehr schick gekleidet. »Hallo. Ja, ich bin Sonja. Schön dich kennenzulernen.«

Ilse wurde warm. Sie schob es auf die gut geheizte Wohnung, nachdem sie nun ein paar Minuten draußen unterwegs gewesen war. Wow.

Ein viertel Stunde später waren auch die anderen beiden Spieler eingetroffen. Kevin und seine Freundin Miriam hatten das gleiche Problem wie Ilse gehabt. Sie hatten keinen Parkplatz gefunden und sind einige Minuten unterwegs gewesen, um zu Steffi zu gelangen. »Was wollen wir denn nun heute spielen? Da wir zu sechst sind wird es etwas schwieriger mit den anspruchsvollen Spielen«, Steffi schaute sich ihr Regal mit den bunten Brettspielverpackungen an.

»Partyspiel!«, rief Florian und Ilse verdrehte die Augen.

Klar, was auch sonst.

Sonja hatte sie angeschaut und ihre Reaktion natürlich mitbekommen. Ilse wurde wieder warm.

Peinlich.

Sonja lächelte sie wissend an und zwinkerte ihr zu. Ilses Ohren glühten.

Irgendwie ist sie ja süß, aber absolut nicht meine Kragenweite.

Steffi suchte ein Spiel heraus, mit dem dann alle einverstanden waren. Ilse machte keinerlei Anstalten zu rebellieren. Das lag vermutlich auch daran, dass sich Sonja zu ihr setzte und mit ihr in einem Team sein wollte.

Stellte sich heraus, dass Sonja genauso ehrgeizig war wie sie und die beiden alle komplett über den Tisch zogen.

Steffi, die mit Florian in einem Team war, lachte darüber.

»Mann, seid ihr gut. Sicher, dass ihr nicht heimlich geübt habt? Das war ja wie Gedankenübertragung bei euch.« Doch Miriam und Kevin, die natürlich zusammen in einer Gruppe waren, waren eingeschnappt, als hätten Ilse und Sonja gegen die Regeln verstoßen.

»Ihr habt doch geschummelt«, sagte Miriam wütend und warf die Ratekarten auf den Tisch. Alle schauten verdutzt über Miriams Ausbruch, doch das war nichts Neues. Miriam war eine schlechte Verliererin und dachte, dass sie und Kevin das beste Team waren. Die beiden verzogen sich dann nach dem Spiel. Miriams schlechte Laune hatte Kevin ebenfalls runter gezogen.

Entschuldigend verabschiedete er sich: »Macht’s gut, bis nächstes Mal dann!« Steffi schlug dann doch noch ein Strategiespiel vor, da sie nur noch zu viert waren, doch Ilse war es genug. So viel Spaß sie mit Sonja hatte, aber die Woche spürte sie nun doch in den Knochen.

»Entschuldigt, aber ich werde mich auch verabschieden. War ‘ne lange Woche. Ich muss ins Bett.«

Sonjas Blick wirkte traurig, als sie das sagte. Als sie sich zum Abschied kurz umarmten, drückte Sonja ihr einen Zettel in die Hand.

Auch Steffi war geknickt, dass Ilse schon los wollte. Sie musste versprechen in der nächsten Woche wieder zu kommen.

»Versprochen! Habt noch einen schönen Abend.«

Dann war sie zur Tür raus. Die kalte Nachtluft umfing sie. Das Frösteln ließ sie bis zum Auto nicht mehr los, genau wie der Gedanke an Sonja. So eine attraktive und sympathische Frau hatte Ilses Aufmerksamkeit schon lange nicht mehr gefesselt.

Falls dir mal langweilig ist. Sonja.

Und eine Telefonnummer. Ilses Haut prickelte, als sie den Zettel wieder zusammen faltete. Flirtet sie etwa mit mir?

Ich bilde mir das nur ein. Sicher wollte sie einfach nur nett sein.

Mit einem Kopfschütteln fuhr sie nach Hause und verdrängte jeden Gedanken an die rothaarige Frau mit den haselnussbraunen Augen.

2. Elli

Atmen.

Ruhig atmen.

Sie starrte in den dunklen Raum und schon jetzt hämmerte ihr das Herz in der Brust. Heute war ihr erster Tag auf der neuen Arbeit. Der erste Tag in einer neuen Umgebung. Der erste Tag Normalität. Die Kinder gingen nun schon seit Montag in die andere Schule. Sie hatte geräumt und geputzt, während Heike und Frank sich eingewöhnten.

Sie hatten erst überlegt, ob sie jeden Morgen den Weg auf sich nehmen sollten, bis das neue Schuljahr anfing, doch dazu waren die Kinder nicht bereit. Abgesehen davon hatten sie sowieso nicht so einen guten Stand, da ihr Vater sich mehr als einmal unmöglich auf Schulveranstaltungen benommen hatte.

Ein flaues Gefühl in ihrem Magen entstand bei dem Gedanken an Jakob. Sie sollte froh sein, dass sie von ihm weg war. Sie sollte froh sein, dass sie mit der Scheidung durch war und das Sorgerecht bekommen hatte. Aber all diese Veränderungen waren absolut nichts für ihre Nerven. Instinktiv griff sie zu ihrem Nachtschrank und nahm die winzige Dose mit den kleinen blauen Tabletten.

Soll ich? Vor der Arbeit? Und was ist mit Autofahren?

Sie stellte sie wieder hin und schloss die Augen.

Nein, nicht vorm Autofahren. Ich muss heute klar bleiben.

Sie rollte sich zur Bettseite und richtete sich auf. Der Boden war kalt an ihren Füßen. Im Dunkeln sah sie die Umrisse der Kartons, die sie noch nicht ausgepackt hatte.

Ihr Herz schlug kräftig und sie hörte das Rauschen ihres Blutes in den Ohren.

Beruhige dich! Es ist alles gut!

Es nervte sie, dass die Unruhe nicht mehr nachließ. Nur wenn die kleine blaue Pille ihr Ziel fand. Mittlerweile fast jeden Tag. Doch sie musste sich heute zusammenreißen. Volle Konzentration war gefragt, sie durfte sich keinen Fehler leisten.

Der Weg zur Arbeit war relativ kurz. So konnte sie sogar im Sommer mit dem Rad fahren. Die Wohnung hatte sie zufällig auf einem Kleinanzeigenportal gefunden. Sie war günstig und sofort frei. Ein paar Kleinigkeiten hatte sie diese Woche ausgebessert, aber alles in allem war die Wohnung ein Glücksgriff. Und der Job ebenfalls. Sie war aufgrund des psychischen Stresses nicht arbeitsfähig gewesen, aber jetzt fühlte sie sich bereit. Ich werde das hinbekommen! Ich schaff das! Das Bewerbungsgespräch mit Frau Doktor Petra Berthold war ein guter Anfang. Sie hatte mit ihrem Organisationstalent gepunktet, denn die Frau Doktor war heillos unorganisiert und brauchte dringend Hilfe. Genau wie ihre zukünftige Kollegin, die eigentlich nur 15 Stunden pro Woche Telefonate annahm. Sie würde erstmal Ordnung ins Bestellbuch bringen und ein System ausarbeiten.

Die roten Bremslichter holten sie aus ihren Gedanken und sie machte eine Vollbremsung. Die Ampel war rot und ihr Vordermann hatte gehalten.

Verdammt. Gerade nochmal gut gegangen. Ichmuss echt im hier und jetzt bleiben.

Sie atmete tief durch, ihr Herz hämmerte wie eine Dampflock. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Sie wischte ihre schwitzigen Hände an ihrer Jeans ab.

Dann hupte es. Grün. Weiter.

Gleich war sie da.

Eine halbe Tablette?

Sie dachte an die kleine Dose in ihrer Handtasche. Natürlich hatte sie sie vorsorglich eingepackt. Dann rollte eine Welle der Erschöpfung über sie, ihre Augenlider wurden schwer und ein Gewicht legte sich auf ihre Brust.

Atme. Ruhig. Alles gut.

Sie klopfte an der Praxistür, da sie noch keinen Schlüssel hatte. Frau Dr. Berthold zeigte ihr die Arbeitskleidung und ihren Spind.

»Ich bin so froh, dass Sie heute endlich anfangen können. Es ist zwar Freitag, aber einen Tag länger hätte ich nicht ausgehalten«, die Ärztin lächelte sie an. Es war warmherzig. Dann wurde sie sofort wieder hektisch und verschwand in ihrem Sprechzimmer.

»Am besten umziehen und dann zeige ich Ihnen kurz alles«, kam es dumpf von dem anderen Zimmer.

Eine halbe Tablette.

Sie schluckte sie ohne Wasser und zog sich die rosa Schwesternkombination an. Das Outfit kannte sie von einer anderen Praxis, in der sie jahrelang beschäftigt war.

Typisch.

Sie passte perfekt und in ihrem Spind fand sie auch Kittel in anderen Farben. Ein Schluck aus ihrer Wasserflasche half ihr das unangenehme Gefühl loszuwerden, dass die Tablette in ihrem Hals hinterlassen hatte.

Auf geht’s!

Der Vormittag verging wie im Flug. Nach einer halben Stunde fühlte Elli wie sich die Anspannung löste. Ihre Gedanken kreisten nicht mehr. Sie konnte zuhören und arbeiten, wie ein normaler Mensch. Sie konnte die ersten Vorschläge zur Optimierung machen und lernte auch Anna kennen, die wirklich nur für das Telefon und Bestellbuch da war. Elli nahm Blut ab und maß den Blutdruck von diversen Patienten. Sie wurde kritisch beäugt und mit lächelnden Augen begrüßt. Das Klientel bestand hauptsächlich aus Ü60ern, die die neue Krankenschwester erstmal auf Herz und Nieren prüfen wollten.

Die Ärztin erklärte ihr kurz das Verordnungsprogramm, damit sie auch Rezepte ausstellen konnte und Elli nutzte die Chance: »Wie ist das, wenn ich ein Rezept brauche?«

Dr. Berthold beäugte sie kritisch.

»Nehmen sie denn regelmäßig Medikamente?«

Elli wurde warm, ihr Puls raste.

»Nun ja«, flüsterte sie, »Ich brauche gelegentlich etwas.«

Das letzte Wort hatte sie fast verschluckt. Die Ärztin nickte und erwiderte: »Wir reden nach der Sprechstunde.«

Dann wurde es bereits 11 Uhr und Anna verabschiedete sich.

Elli drehte den Schlüssel um und setzte sich an den Tresen.

Puh.

Frau Berthold kam aus dem Sprechzimmer, als sie gerade ihren Kopf in die Handflächen drückte.

»Ist alles in Ordnung, Eleonor?«, sie hörte sich besorgt an.

Elli sprang auf, mit hektischen Blicken versuchte sie geschäftig zu wirken.

»Alles gut, Frau Doktor. Ich wollte nur kurz Luft holen.«

Elli legte Akten zusammen, die noch abgelegt werden sollten. Sie räumte Stifte in den Stiftebecher, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.

»Eleonor, kommen Sie mal mit in mein Büro«, sagte die Ärztin streng wie eine Mutter und Elli folgte ihr schuldbewusst.

Sie wird mich feuern. Ich hab’s versaut.

Da war Elli sich sicher.

»Setzen Sie sich«, sagte die ältere Frau und zeigte auf den Platz der Patienten. Elli setzte sich. Sie konnte die Ärztin nicht anschauen.

Nervös kaute sie an ihrem Fingernagel und wippte mit ihrem Fuß.

»Was ist los, Eleonor?«, es klang freundlich und Elli traute sich aufzublicken. Doktor Petra Berthold hatte warme braune Augen, die sie gerade fragend anblickten und sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter.

»Ich«, sie räusperte sich, »Ich habe eine Angststörung und gelegentlich Panikattacken.«

Jetzt ist es raus. Sie feuert mich.

Elli beobachtete die Reaktion. Dr. Berthold lehnte sich zurück und blickte sie an. Ihre Hände waren verschränkt in ihrem Schoß und ihr Rücken federte gegen die Lehne.

»Was nehmen Sie?«, ihre Stimme klang neutral.

»Tavor«, wie aus der Pistole geschossen. Sie musste jetzt ehrlich sein.

»Wie oft?«

»Gelegentlich eine halbe. Selten 2 auf einmal. In letzter Zeit brauche ich es öfter. Es war viel los…«, Elli blickte schuldbewusst nach unten auf ihre kalten Finger.

»Sind sie in Therapie?«, sie klang interessiert, als wolle sie es wirklich wissen.

Elli blickte sie an.

Therapie?

Sie schluckte: »Ehm, nein?«

»Mmh«, sie wippte wieder, »Sollten Sie aber. Von wem haben Sie bisher die Tabletten bekommen?«

»Ich hatte einen Arzt im Osten, der mir ohne viel Nachfragen Privatrezepte ausgestellt hat. Zum Schlafen.«

»Aha«, sie wippte weiter, »Wir haben noch ein bisschen was zu tun heute. Ich möchte, dass Sie ehrlich zu mir sind, okay?« Elli nickte.

»Sie reden mit mir. Sie suchen sich eine Therapie. Ich möchte sehr gern wissen, wo das herrührt. Wenn Sie mit mir darüber reden wollen. Ich werde Sie weiter siezen, weil ich das für angebracht halte, aber ich habe schon heute gemerkt, dass Sie einiges auf dem Kasten haben.«

Dann lächelte Sie und hielt ihr die Hand hin.

»Willkommen im Team.«

Elli roch ihren eigenen Schweiß, als sie ihren Wintermantel zu Hause auszog.

Angstschweiß.

Das Gespräch mit ihrer neuen Chefin war überraschend ehrlich und positiv gewesen. Sie fühlte sich angenommen und war überrascht, wie die Ärztin mit ihr umgegangen war. Sie zeigte Interesse und sah Ellis Potenzial. Und sie macht sich Sorgen um mich.

Ihr Magen zog sich zusammen. Lange hatte sich keiner um sie Sorgen gemacht, nicht einmal ihre Eltern. Nicht einmal als sie mitbekamen, was Jakob mit ihr und den Kindern abzog.

Jakob…

Sie nahm einen tiefen Atemzug.

Nein, sie würde jetzt nicht weinen. Niemals mehr würde sie um dieses Arschloch weinen.

Das Klirren einer Bierflasche holte Elli aus ihren Gedanken. Sie hielt Frank in ihren Armen, der mittlerweile eingeschlafen war. Das Poltern aus dem Flur ließ ihren Puls schneller werden. Schritte näherten sich und dann wurde die Tür mit einem lauten Knall aufgestoßen. Frank zuckte zusammen und starrte sie erschrocken an. Elli schaute angsterfüllt zu ihrem offensichtlich betrunkenenEhemann.

»Wo bist du?«, lallte er mit brummiger Stimme und suchte nach dem Lichtschalter.

Elli drückte Frank kurz beruhigend an sich und ließ ihn dann unter die Decke gleiten.

»Ich bin hier. Warte ich komme raus«, sie wollte nicht, dass Jakob noch lauter rumtönte und Frank ganz wach machte.

Sie stand auf, ihre Knie gaben ein wenig nach. Sie hörte das Rauschen in ihren Ohren, doch ihr Instinkt ihre Kinder zu schützen, hielt sie aufrecht. Sie schloss die Kinderzimmertür und stand nun ihrem schwankenden Mann gegenüber. Ohne ein Wort gab er ihr eine Ohrfeige, die sie gegen die Flurwand schleuderte.

Warmes Blut floss aus ihrer Nase. Sie versuchte weiter zu atmen, der Eisengeschmack im Mund bereitete ihr Übelkeit. Dann griff er ihren Arm und zerrte sie ins Wohnzimmer.

In ihren Gedanken dachte sie an die Kinder und hoffte, dass sie nichts mitbekommen würden.

3. Ilse

Die Luft war klirrend kalt, als Ilse sich auf den Weg zu Klaus’ Gartenparzelle machte. Es war noch früh an diesem Sonntag, erst 10 Uhr. Sie war hellwach. Eine große Tasse Kaffee, eine heiße Dusche und dann ab ins Auto. Die Stille an einem solchen Sonntag war unbezahlbar. Der Himmel war klar und die Sonne stand noch immer tief.

Langsam spazierte sie an den noch menschenleeren Gärten vorbei und atmete tief durch. Es wurde Winter. Dann sah sie das bekannte hölzerne Tor, verziert mit einer großen gemalten Blume.

Sie schloss auf und wusste, dass Klaus noch nicht da war. Er wollte sonntags nicht so zeitig aufstehen. So konnte sie die Zeit nutzen.

Sie setzte Kaffee an und machte einen Rundgang. Es lag wieder viel Laub unter den beiden Bäumen. Die Beete waren trocken, aber noch grün. Sie musste das gefallene Obst noch aufsammeln und konnte noch ein paar Kürbisse ernten.

Gleich, dachte sie und setzte sich mit der dampfenden Kaffeetasse an den kleinen Tisch vor dem Bungalow. Mit dem Gesicht zur Sonne, schloss sie die Augen und dachte wieder an den letzten Abend.

Gesellschaft war ja ganz lustig, aber schlechte Verlierer müssen nicht wirklich sein.

Dann wurde es dunkel und sie öffnete die Augen wieder. Klaus stand mit den Fäusten in der Hüfte vor ihr und grinste sie an.

»Na, Kleene. Machst du schon Siesta?«

»Nur ein bisschen die Sonne genießen. Nimm dir einen Kaffee«, sie richtete sich auf und trank einen weiteren goldbraunen Schluck. Klaus ließ sich neben ihr nieder und betrachtete sein Werk. Der Garten war sein Ein und Alles. Jedes Jahr verbrachten sie Stunden mit ernten, säen und verschneiden. Ilse bezahlte einen Teil der Pacht, durfte dafür auch ein paar ihrer Lieblinge anpflanzen und hatte ein allgemeines Mitspracherecht.

»Wie war’s gestern Abend?«, fragte er neugierig und nippte an seinem schwarzen Kaffee.

»Partyspiel mit schlechter Verliererin. Ein Witz. Eine Neue war dabei. Sonja. Sie sah wohlhabend aus, ist wohl ganz erfolgreich in dem, was sie tut«, Ilse versuchte gleichgültig zu klingen und zuckte mit den Schultern. »Und sah sie gut aus?«, ganz beiläufig. »Naja, schon würd’ ich sagen. Vollkommen nicht unsere Liga.«

Ilse lachte und stupste ihren Freund an. »Aber nett?«

Ilse überlegte.

Sehr nett. Wir haben so gut zusammen gespielt. »Schon«, spielte sie herunter, ihr Gesicht wurde warm.

»Wäre sie denn was für dich? Oder mich?«, Klaus drehte sich zu ihr um und grinste. Ilse überlegte übertrieben und legte den Zeigefinger an ihre Lippen.

»Vielleicht für dich. Mir war sie, glaube ich, zu schickimicki.«

»Dann besorg’ mir die Nummer. Ich wäre froh, wenn ich jemanden für Weihnachten hätte«, sagte Klaus mit einem verträumten Blick.

Ilses Blick verdunkelte sich.

Weihnachten.

Dann fiel es Klaus auch ein: »Apropos Weihnachten. Bei dir wie immer?«

Sein Blick sprach Bände und Ilse nickte nur. »Jup, mit der Hexe des Westens, drei Tage in Folge, während sie sich die Birne wegsäuft und ich daneben sitze.«

»Tut mir leid, Kleene«, entschuldigend tätschelte er ihre Schulter.

»Du solltest nicht ewig allein bleiben, dann würde sich das mit deiner Mutter bestimmt auch irgendwie regeln. Nicht alle Frauen sind so, wie deine Exen. Bestimmt.« Das hatte sie nun ganz und gar nicht überzeugt und sie starrte ihn skeptisch an. »Ich glaube nicht. Ich brauch niemanden, der mir das Händchen hält, wenn ich an meine Mutter denke oder ihr die Meinung sagen will.«

Damit war das Thema für sie gegessen. Anderthalb Stunden später saßen sie wieder auf der Bank mit einem heißen Kaffee. Der Garten war vorerst winterfest und würde die ersten frostigen Nächte überstehen. Ilse dachte an ihre Madonnenlilie, die viel vor sich hin kümmerte, da sie ein warmes Klima brauchte. Sie hatte sie dick eingepackt und die vertrockneten Stengel verschnitten. Hoffentlich würde die Zwiebel nächstes Jahr wieder austreiben.

Sie liebte diese Pflanze. Im Sommer war sie manchmal in den Garten gekommen, um sich nachts unter die Obstbäume zu setzen und nachzudenken. Der Duft war himmlisch, aber die Pflanze war sehr anspruchsvoll. Sie hatte immer ein besonderes Auge darauf.

Oft dachte sie an ihren Vater, ihre Kindheit oder an ihre Exen. Die Trennungen hatten tiefe Spuren hinterlassen.

»Danke, dass du dir mein Gejammer immer anhörst, Klausi«, sagte sie in das Schweigen hinein, was sich zwischen den beiden ausgebreitet hatte.

»Dafür bin ich doch da.«

Er lächelte sie an und da war es wieder. Dieser Funke, der selten erschien, aber Ilse immer das Gefühl gab, dass da von seiner Seite etwas mehr als Freundschaft war.

»Sie hat eine Andere!«, schluchzte sie gegen die starken Schultern und ohne Zögern nahm er sie in den Arm.

»Hast du sie erwischt?«, fragte er vorsichtig und schloss die Wohnungstür vor der Ilse eben aufgetaucht war. Er führte sie durch seine kleine Wohnung Richtung Couch. Sie kannten sich noch nicht lange, aber sie hatten sich durch den Gartengroßmarkt befreundet und hatten so viele Gemeinsamkeiten gefunden. Zum Beispiel, dass beide auf Frauen standen.

»Ja«, schluchzte sie ein weiteres Mal, »sie hat mit einer geknutscht, während wir bei dieser Geburtstagsfeier waren, von der ich dir erzählt hab. Eine aus ihrer Clique hat heute Geburtstag«, sie holte Luft und schniefte, »die beiden sind in einem Zimmer verschwunden und als ich dann zwei Minuten später rein ging, haben sie rumgemacht. Sie waren praktisch nackt.«

Sie wusste nicht, ob sie weinen oder schreien sollte. Am liebsten hätte sie in dem Moment vor Ort auf den Boden gekotzt. Ihre Ex Katharina wollte natürlich gleich erklären, dass das alles ein

Missverständnis war, doch die andere Frau intervenierte und sagte nur: »Du solltest ihr die Wahrheit sagen.«

Das tat sie. Sie betrog Ilse schon seit Wochen mit dieser Frau, nur diesmal war der Alkoholpegel so hoch, dass sie unvorsichtig waren.

»Sie ist halt viel heißer als du!«, schallte durch Ilses Kopf. Das war die Begründung, nur das. Als wären die anderthalb Jahre nichts dagegen. Sie ist nicht attraktiv genug. Wie oberflächlich kann man sein?

Ilse wurde wütend bei dem Gedanken.

»Ich bin ihr nicht heiß genug«, sagte sie zu Klaus, Tränen in ihren Augen und Wut in ihrer Stimme. »Was? Das soll ein Grund sein?«, er war fassungslos.

»Ich verstehe es nicht, es lief so gut zwischen uns und sie betrügt mich mit einer heißen Frau. Klaus, was ist denn nicht richtig mit mir?«, Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit.

»Süße, mit dir ist alles richtig, aber sie hat offenbar schlechte Augen. Ich mag deine Authentizität und dass du echt bist. Das ist doch viel mehr wert so zu sein, wie man sein will, als sich immer nachanderen zu richten.«

»Aber genau deshalb ist sie weg, weil ich eben nicht so bin wie andere!«

»Aber das ist gut. Sie ist es überhaupt nicht wert. Sie verdient dich nicht«, er sprach leise und schaute sie mit seinen großen Augen an.

Ilse umarmte ihn und fühlte sich wie in ein großes Kissen versunken. Die Wärme umhüllte sie und weitere Tränen flossen, bis er sie aufrichtete und aufstand. Er brachte eine Ration Eis, die er extra für sie da hatte und wickelte sie in eine flauschige Decke ein.

»So Süße, weine nicht mehr. Es waren zwar anderthalb Jahre, aber so ist es doch besser, als das es dir erst nach fünf oder zehn Jahren aufgefallen wäre, oder?«

Er reichte ihr einen Löffel voll Eis und da war ihr klar: Er hatte recht.

Seitdem war sie allein, denn niemand nahm sie so wie sie war, nicht ihre Freundinnen, nicht ihre Mutter, nur er.

4. Elli

Elli zuckte zusammen, als die Türklingel durch das stille Wohnzimmer klang. Sie war wieder in Gedanken, dachte zurück an den Tag. So schlecht war er nicht gelaufen. Das Gespräch mit ihrer neuen Chefin hatte ihr Mut gegeben. Die Kinder waren kurz nach ihr nach Hause gekommen und erzählten aufgeregt von ihren Klassen und was sie erlebt hatten. Glücklicherweise hatten die Lehrer alles richtig gemacht. Keine peinlichen Vorstellungsrunden, sondern ein zugewiesener Partner in der Klasse, der sich um die beiden kümmerte. Außerdem hatten sie ja auch noch einander. Sie erzählten von der gemeinsamen Mittagspause und dass sie Anschluss gefunden hatten. Elli fiel ein Stein vom Herzen.

Sie wusste, wer geklingelt hatte.

Jakob.

Ihr wurde flau im Magen.

»Kinder! Euer Vater ist da!«, rief sie erschöpft Richtung Flur.

Ein kurzes Gemurmel und Poltern folgte. Sie öffnete widerwillig die Tür, denn kein anderer reagierte, als es ein weiteres Mal klingelte. Da stand er. Sein Dreitagebart sah ungepflegt aus, sie musste zu ihm aufschauen, was sie früher süß fand. Jetzt erinnerte es sie nur an seine körperliche Überlegenheit. Sie trat einen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen.

»Hallo Jakob.«

Neutraler Ton, verschränkte Arme. Sie hatte sich ihren dunkelgrauen Cardigan um den fröstelnden Körper geschlungen.

»Na«, sagte er freundlich. Er lächelte sie an, doch sie konnte kalten Rauch und Schnaps an ihm riechen.

»Sind die Kids fertig?«

Elli drehte sich um und schaute um die Ecke. Heike nahm gerade ihren Rucksack.

»Gleich«, sie schaute zu Boden. Sie konnte ihn nicht ansehen.

Geh weg. Geh weg. Geh weg.

Er kam auf sie zu und sie trat einen weiteren Schritt zurück.

»Bleib da stehen, sie kommen gleich.« Wut stieg in ihr auf. Schlimm genug, dass er nun wusste, wo sie wohnte.

»Sei nicht so zickig. Du bist weg gegangen, vergiss das nicht. Wär’ einfacher, wenn du noch bei mir wärst.«

Seine Augen funkelten wütend, als sie ihn ansah. Galle stieg in ihr hoch. Ihre Hände waren kalt und schwitzig. Sie konnte nicht erwarten, dass er und die Kinder weg waren. »Hab alles«, kam es von ihrer Rückseite und Frank presste sich an ihr vorbei zur Tür. »Ich auch«, stand Heike plötzlich neben ihr. »Gut, dann viel Spaß. Ruf mich morgen an, okay?«, besorgt drückte sie die beiden an sich und entließ sie zu ihrem Vater. Heike nickte ihr ernst zu.

Sie will nicht. Sie weiß warum. Hoffentlich wird’s diesmal nicht so schlimm.

Als sie außer Reichweite waren, flüsterte sie ihm eiskalt zu: »Wehe, du fährst Auto, wenn du getrunken hast und die Kinder dabei sind.« »Ich doch nicht«, lachte Jakob und folgte den Kindern.

Allein.

Sie griff in ihre Handtasche. Eine Tablette spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. Draußen war es bereits dunkel. Sie hatte keinen Appetit, sie wollte nur abschalten. Morgen würde sie sich um die Wohnung kümmern, nahm sie sich vor.

Heute einfach abschalten.

In der Küche lachte sie die halbgeleerte Weinflasche an und sie nahm sie mit, inklusive eines Glases.

Einfach abschießen.

Das erste Glas leerte sie in einem Zug. Eine angenehme Wärme floss durch ihren Körper und sie legte sich auf die Couch. Mit geschlossenen Augen lauschte sie der instrumentalen Musik aus den Lautsprechern. Es fühlte sich an wie fliegen.

Endlich Ruhe.

Als sie wieder zu sich kam, war es dunkel im Wohnzimmer. Sie zog sich die Kuscheldecke von der Lehne und setzte sich auf. Der Nebel in ihrem Kopf ließ nach und sie schaute auf die Uhr.

Es war halb 3 nachts. Sie hatte tief und fest geschlafen. Sie knipste das Licht der Stehlampe neben der Couch an. Ihre Arme waren schwer und sie zog mit Mühe die Decke um ihren schmalen Körper.

Ich bin allein, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, ganz allein.

Ihr Blick fiel auf das leere Weinglas und den Schluck in der Weinflasche.

Was soll’s? Ich will schlafen.

Sie leerte das Glas in einem Zug. Die Hitze brannte in ihrem leeren Magen.

Wann hab’ ich eigentlich das letzte Mal was gegessen?

Sie konnte sich nicht erinnern. Ihre Lider wurden schwer und sie ließ sich auf das Sofa zurückfallen.

Nur schlafen.

Es war hell. Es blendete. Eleonor drehte sich zur Sofalehne und zog die Decke über ihren Kopf. Nein, sie würde jetzt nicht aufstehen. Sie würde liegen bleiben. Niemand wollte heute etwas von ihr und sie konnte tun und lassen, was sie wollte.

Du hast Pläne, kam die Stimme aus dem Hintergrund.

Pfff, kam es von einer anderen Stimme, Ich will doch einfach nur ausruhen.

Elli drehte sich und starrte an ihre weiß getünchte Decke. Ja, sie hatte einiges vor. Die Zeit nutzen, wenn die Kinder nicht da waren. Die Motivation dazu ließ allerdings zu wünschen übrig.

Kleine Schritte. Eins nach dem anderen.

Kaffee.

Frühstück.

Auspacken.

Aufräumen.

Der Gedanke an die 15 Kisten, die noch nicht ausgeräumt waren, ließ sie an sich zweifeln. Doch zwang sie sich aufzustehen.

Kleine Schritte.

Die Woche, während die Kinder in der Schule waren, hatte sie angefangen die gesammelten Kartons auszuräumen, doch nicht alle Besitztümer fanden einen Platz, da auch noch der ein oder andere Schrank fehlte. Elli war froh überhaupt ein Bett zu haben, denn Jakob hatte viele gemeinsame Besitztümer beansprucht. Sie hatte bereits die passenden Möbel bestellt, doch die Lieferzeiten waren zum Teil vier Wochen, so mussten die Kartons stehen bleiben.

Die Kaffeemaschine gluckerte vor sich hin und der Nebel in ihrem Kopf verzog sich hoffentlich, wenn das Koffein seine Wirkung tat. So oft hatte sie Wein und ihre Tabletten noch nicht kombiniert, sollte man auch nicht, doch der Blackout war manchmal einfach notwendig. Die Anspannung in ihr hatte sich gelöst. Es lag ein ruhiges Wochenende vor ihr. Zeit für sich hatte sie nun genug, die Kinder waren versorgt.

Ein schnelles Müsli landete in einer Schüssel mit Milch und der Kaffee war himmlisch. Langsam kamen alle ihre Sinne wieder zurück. Wie ging es wohl den Kindern? Hoffentlich versorgt er die beiden gut. Frank ist immer so mäkelig.

Sie starrte in ihre Müslischüssel. Sie traute Jakob nicht über den Weg. Sie kannte ihn gut genug, dass sie ihm ein Besäufnis im Beisein der Kinder zutraute. Heike würde bestimmt wieder von seinen Missetaten berichten.

Das Unwohlsein beim Gedanken an Jakob bekam sie in den Griff, als sie die erste Kiste in Angriff nahm. Sie räumte Fotoalben in den Wohnzimmerschrank. Mit aller Willenskraft hielt sie sich davon ab, in ihnen zu blättern. Das konnte sie auch ein anderes Mal tun.

10 Minuten später war die erste Kiste geschafft und sie hielt es tatsächlich eine ganze Stunde durch. Ausräumen, Kiste zusammenfalten und in den Flur stellen.

Die Musik aus ihrer kleinen kabellosen Box schallte durch das Wohnzimmer und war in der ganzen Wohnung zu hören.

Zwischendurch nahm sie sich eine neue Tasse Kaffee und schnaufte auf dem Sofa durch. Stolz erfüllte sie, dass sie angefangen hatte. Besonders viel war es nicht, aber sie hatte etwas getan.

Ich mache noch eine Stunde und dann gehe ich in den Zoo für einen Nachmittagsspaziergang. Das bringt mich auf andere Gedanken.

Drei weitere Umzugskartons packte sie aus, bevor sie die heutige Aktion als beendet erklärte.

Morgen war auch noch ein Tag.

Der Zoo war irrsinnig voll, auch um diese Uhrzeit. Die Sonne war am untergehen. Elli schlenderte Richtung Gondwanaland. Unter der riesigen Kuppel waren ihre Lieblingstiere heimisch und auch heute hoffte sie die süßen Äffchen zusehen.

Durch ihre Kopfhörer lief Entspannungsmusik und so konnte sie auch die anderen Besucher sehr gut ausblenden. Im Dunkel des unterirdischen Stollens, wo die Zwergplumploris heimisch waren, ließ auch der Besucherstrom nach und Elli konnte sich voll und ganz der Suche nach den Tieren widmen. Und da war er.

Er kletterte langsam von Ast zu Ast. Seine kleinen Fingerchen griffen behände nach der nächsten Klettermöglichkeit. Elli ging das Herz auf und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie liebte diese kleinen gefährdeten Primaten.

Wie konnten Menschen nur so grausam sein und sie als Haustiere halten?

Sie stand bestimmt eine halbe Stunde dort bis der kleine Affe in seiner Bambusröhre verschwand. Dann wanderte sie weiter und holte sich einen Kaffee. Sie beobachtete Mütter mit ihren schreienden Kindern, wobei ihr dann auch ihre eigenen Kinder wieder in den Sinn kamen. Der Blick auf ihr Handy zeigte ihr eine Nachricht von Heike.

[Heike 15:13]: Es ist so öde hier. Er sitzt nur rum :( Frank geht ihm auf die Nerven… Das hört sich nicht gut an.

[Elli 16:23]: Ich rufe dich nachher an, wenn ich wieder zu Hause bin Das ließ ihr Herz wieder in Fahrt bringen. Die Sorge um ihre Kinder beschäftigte sie bis nach Hause, bis sie das Telefon in der Hand hatte und die Stimme ihrer Tochter hörte.

»Hey, Mam. Wann holst du uns ab?«, Heikes Stimme klang verzweifelt und Ellis Herz rutschte ihr in den Magen. Übelkeit stieg in ihr auf.

Warum hab ich sie ihm gegeben??

»Eigentlich wollte ich euch erst morgen Nachmittag holen. Was macht er die ganze Zeit?«, ihre Gedanken rasten.