Liebe in Fichtengrund - Nadine Engmann - E-Book

Liebe in Fichtengrund E-Book

Nadine Engmann

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Beschreibung

Das gute Gefühl verließ mich erst, als ich dem eisernen Tor, das sich vor mir aufbaute, näher kam. Es sah undurchdringlich aus, als wollte es mich nicht hier haben. Zweifel machten sich in mir breit. Ist das die richtige Entscheidung? Hab ich mir das wirklich gut überlegt? Letztendlich war es eine Flucht, das wurde mir bei jedem Zweifel klarer. Ich flüchtete vor meiner Vergangenheit und in meine Zukunft hinein. Anna ist die neue Lehrerin in Fichtengrund. Das Internat liegt im wundervollen Harz und soll ihre Zuflucht sein. Stefanie ist Hausmutter im Internat und liebt es, sich um die Kinder zu kümmern. Die Frauen treffen aufeinander und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Beide haben den Verlust ihrer Eltern noch nicht verwunden und die Vergangenheit holt sie wieder ein. Die Zukunft ist ungewiss und die Frage lautet: Hat ihre Liebe eine Chance?

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Seitenzahl: 251

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Contents

Titel

1. Anna

2. Stefanie

3. Anna

4. Stefanie

5. Anna

6. Stefanie

7. Anna

8. Stefanie

9. Anna

10. Stefanie

11. Anna

12. Stefanie

13. Anna

14. Stefanie

15. Anna

16. Stefanie

17. Anna

18. Stefanie

19. Anna

20. Stefanie

21. Anna

22. Stefanie

23. Anna

24. Stefanie

Danksagung

Impressum

Nadine Engmann

Liebe in Fichtengrund

1. Anna

Das gute Gefühl verließ mich erst, als ich dem eisernen Tor, das sich vor mir aufbaute, näher kam. Es sah undurchdringlich aus, als wollte es mich nicht hier haben. Zweifel machten sich in mir breit.

Ist das die richtige Entscheidung? Hab ich mir das wirklich gut überlegt?

Letztendlich war es eine Flucht, das wurde mir bei jedem Zweifel klarer. Ich flüchtete vor meiner Vergangenheit und in meine Zukunft hinein.

Würde hier nun alles besser werden?

Das konnte ich nicht wissen und ich nahm mir vor es auf mich zukommen zu lassen.

Klack. Klack. Klack.

Die Geräusche der Kofferrollen auf dem gepflasterten Fußweg hypnotisierten mich. Ich hätte gern diesen ersten Tag übersprungen, wäre gern schon angekommen und nicht »Die Neue«. Ich hasste es in neue Situationen geworfen zu werden, aber das sollte mein neues Zuhause werden. Ich musste da durch und mich zusammen nehmen.

Das Tor war zu, daneben halbhohe Backsteinmauern. Panik stieg in mir auf und ich atmete bewusst tief ein und aus. Ich konnte nicht schon jetzt daran scheitern. Hinter dem Tor erkannte ich den Springbrunnen, der noch nicht angeschalten war, keine sichtbaren Autos. Bin ich hier alleine? Wo sind denn alle?

Ich wusste, dass heute Anreisetag war. Sicher waren schon andere Lehrkräfte hier und der Direktor. Hoffte ich.

Ich zuckte zusammen, als das Tor sich in Bewegung setzte. Mein Herz klopfte wild im Takt des Quietschens.

»Entschuldigen Sie, ich hatte so zeitig noch niemanden erwartet«, ein älterer, schlaksig wirkender Mann kam auf mich zu. Eine Fernbedienung in der Hand und ein entschuldigendes Lächeln im Gesicht, welches seine Zähne zeigte. Ich bekam Gänsehaut und weiche Knie.

Jetzt geht’s los!

»Hallo, guten Morgen. Ich war etwas überrascht vor verschlossener Tür zu stehen«, ich versuchte mich zu erklären und mein Gesicht brannte.

»Sie sind recht früh dran heute, Fräulein«, er schaute fragend und ich streckte ihm die Hand entgegen.

»Mattis, Anna Mattis. Ich bin die neue Lehrerin für Biologie und Kunst.«

»Dann Willkommen in Fichtengrund! Ich bin Arno, der Hausmeister. Falls etwas erledigt werden soll oder Sie Hilfe brauchen, sagen Sie einfach Bescheid. Mein Büro und die Werkstatt sind dort hinten«, er zeigte auf eine Treppe, die anscheinend in den Keller des Hauptgebäudes ging.

»Das werde ich tun, Arno«, ich lächelte ihn an. Er war nett, wenn auch etwas heruntergekommen. Das konnte aber auch an der frühen Uhrzeit liegen, auch ich fühlte mich wie überfahren. Ich war schon seit Stunden auf, hatte kaum geschlafen und war unterkoffeiniert.

»Ich suche dann mal den Direktor«, und stapfte mit meinem Koffer weiter. Das Hauptgebäude baute sich vor mir auf. Ich hatte es nicht so mächtig in Erinnerung. Ich kam mir so klein vor, als ich das hölzerne Tor erreichte, doch die Tür öffnete sich kinderleicht. In der Eingangshalle sah ich niemanden, doch ich hörte leise Stimmen von oben. Die Treppe führte zu den Wohnräumen, das hatte mir der Direktor beim Bewerbungsgespräch erzählt. Hier unten waren die Klassenräume, die Cafeteria und die Büros. Ein Schild zeigte mir dann aber auch den richtigen Weg und mein Koffer folgte mir. Er wurde langsam schwer, doch ich traute mich nicht ihn stehen zu lassen. Dort drin war all mein Hab und Gut, was mich durch die nächsten Tage, Wochen, Monate begleiten sollte. Das Büro des Direktors lag hinter einem Vorzimmer, ich erinnerte mich und in dem Vorzimmer saß eine etwas ältere Frau, die ich noch nicht lächeln gesehen hatte. Sie sah mich neugierig an, als ich eintrat. Schweiß stand mir auf der Oberlippe, es wurde zum einen warm und zum anderen war ich viel zu nervös, um cool zu sein.

»Frau Mattis, sie haben es geschafft«, es klang gleichgültig, aber doch überraschend erfreut, »Herr Klausnitzer erwartet sie bereits. Sie können klopfen«, dann sah sie wieder auf die Papiere vor sich. Ich hatte bisher nichts gesagt und beließ es dabei. Ich erinnerte mich nicht mal an den Namen der Vorzimmerfrau, doch das war mein kleinstes Problem. Ich nahm meinen Mut zusammen, hörte auf das Hämmern in mir und klopfte zaghaft gegen die schwere Eichentür.

Hatte er das gehört? Muss ich nochmal?

Dann stand er vor mir. Er war kräftig, gut einen Kopf größer als ich, sein dunkles Haar war voll und seine Koteletten waren grau. Sein Anzug war hochwertig, das konnte ich an seiner Brust erkennen, die nur Zentimeter von mir entfernt war. Ich musste einen Schritt zurück treten, damit ich ihm meine Hand hinhalten konnte. Er lächelte mich warmherzig an und meine Nervosität legte sich endlich etwas.

»Guten Morgen, Direktor«, meine Stimme kratzig, ich räusperte mich.

»Guten Morgen, Frau Mattis. Schön, dass Sie da sind. Ich werde Sie gleich herumführen, damit Sie wissen, wo Sie wohnen. Dann können Sie sich einrichten, bevor die Schüler anreisen«, ein flüchtiger Blick auf die Uhr, es war kurz vor 9, »Schade, dass Sie nicht eher ankommen konnten, dann hätte ich mir mehr Zeit für Sie nehmen können«, er lächelte entschuldigend, doch das schlechte Gewissen machte sich in mir breit. Ich hatte meine Wohnung erst jetzt abgeben können, musste soviel organisieren und ich hatte es einfach nicht eher hinbekommen, obwohl er mich gebeten hatte.

»Frau Turm, ich bin dann erstmal unterwegs. Rufen Sie mich an, falls etwas ist«, er wackelte mit seinem Mobiltelefon vor ihrer Nase herum und sie lachte: »Ist klar, Chef!«

Sie konnte also lachen und sie heißt Frau Turm. Gut zu wissen.

Ich lächelte verlegen zu ihr, doch sie war schon wieder in ihren Papieren versunken.

Ich zog klackernd den Koffer hinter mir her, als wir wieder zur Eingangshalle kamen. Ich fühlte mich wie ein Kind hinter dem kräftigen Mann, denn ich kam nicht zu Wort. Er erzählte noch einmal, was ich hier im Erdgeschoss finden würde. Das hatte er mir beim Gespräch vor ein paar Wochen bereits gezeigt. An der großen Holztreppe, die sicher schon einige Füße gesehen hatte, blieb er stehen und sah mich an.

»Wir gehen erstmal nach oben, damit Sie Ihren Koffer ablegen können«, ich folgte ihm. Uns entgegen kam ein junger Mann mit dunkelblonden Haaren und in gut sitzender Jeans. Er sah nicht schlecht aus, dachte ich und nahm mich zusammen.

Daran denken wir gar nicht!

Er nickte freundlich und ging nach unten seines Weges, Herr Klausnitzer kommentierte ihn aber nicht, also blieb seine Identität erst einmal ein Rätsel. Im ersten Stock angekommen, waren die Schwingungen ganz andere. Freundliche gemalte Bilder an den Wänden und zwei Flügel. Über dem rechten Bogen stand »Jungen« und links stand »Mädchen«. Bevor wir geradewegs nach links bogen, kommentierte der Direktor: »Da drüben werden aus den verweichlichten Jungen, ein paar echte Kerle. Da wird nicht nach Mama geweint, sondern sie lernen Kameradschaft und Zusammenhalt. Das ist mir ganz wichtig!«

Ich sagte nichts dazu, denn offenbar hatte er eine feste Einstellung zur Erziehung von Jungen.

»Hier sind wir nun in Ihrem Reich. Hier wohnen die unteren Stufen der Mädchen. Betreut werden sie von Frau Kuhnt, die werden sie sicher dann bald kennenlernen. Und hier hinten«, er ging in einen der Gänge nach ganz hinten, »ist ihr Zimmer mit eigenem Badezimmer.«

Er reichte mir einen Schlüsselbund mit einigen Schlüsseln und einen Plastikanhänger.

»Damit kommen Sie in alle wichtigen Räume, die Klassenzimmer und sonstige Aufenthaltsräume«, er lächelte mich an und ich öffnete im zweiten Versuch das Zimmer, um meinen Koffer unterzustellen. Das Zimmer war karg eingerichtet und schien steril, doch ich würde ihn später unter die Lupe nehmen. Herr Klausnitzer zeigte mir den Aufenthaltsraum der Mädchen, der gemütlich eingerichtet war und auch das Badezimmer. Es schien ihm relativ gleichgültig, aber trotzdem hielt er es für nötig es zu präsentieren. Desweiteren erzählte er von den anderen Lehrkräften, die im Internat wohnten und den oberen Klassenstufen, die das obere Stockwerk bewohnten. Nicht alle Lehrkräfte wohnten hier, manche kamen auch aus den umliegenden Ortschaften. Ich nahm alles in mir auf, eine gewisse Vorfreude mein Zimmer einzurichten, baute sich in mir auf, dass ich ihm kaum noch zuhörte. Das Haus hatte den Charme eines altmodischen Herrenhauses mit einer gewissen Modernität, die ich sehr gemütlich fand. Als wir an der Treppe standen und er von Freizeitaktivitäten anfing, hörten wir von unten die ersten Kinderstimmen und er schaute verunsichert auf seine Uhr.

»Ich muss dann doch los, Frau Mattis. Lassen Sie sich von Frau Turm den Stundenplan geben und die Unterlagen zu den Klassen. Bis später!«, dann flog er fast nach unten und verschwand im Flur zu den Büros.

Ich atmete tief durch, als wäre eine Last von meinen Schultern gefallen. Stimmen von unten bekamen Gesichter, die sich auf den Weg nach oben machten. Jugendliche Mädchen, die miteinander schwatzten und ihre Koffer trugen. Es ging um die Ferien und was sie erlebt hatten. Ich kam mir vor wie Luft, denn sie beachteten mich nicht. Das fand ich aber auch nicht schlimm, denn diese Situationen waren immer komisch für mich.

Ich nahm mir vor Frau Turm später noch einmal zu belästigen und ging nach unten, um mir meine Klassenräume genauer zu betrachten. Auf der Treppe kam mir ein weiterer junger Mann entgegen. Er war ein paar Jahre älter als ich, er war leger gekleidet. Seine Jeans saß stramm an seinen Beinen, muskulöse Arme spannten sein gestreiftes Hemd. Seine Haare waren zurückgegelt und er lächelte verschmitzt.

»Guten Morgen«, kam von ihm, als er an mir vorbeiging. Perplex bekam ich gar nichts raus, wurde nur rot und stürmte dann in den Flur mit den Klassenräumen. Ich hatte keine Ahnung, ob er Lehrer oder Elternteil war, aber das war auch egal. Offenbar gab es hier mehrere gutaussehende Männer, aber Frauen hatte ich noch keine gesehen, außer Frau Turm. Ich hoffte sehr, dass sich das bald ändern würde. Um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen, ging ich erstmal ins Atelier. Ich sog den Duft aus Farben und Holz ein und schloss die Augen. Ich liebte es kreativ zu sein, liebte das Gefühl in meiner eigenen Welt etwas zu erschaffen.

Während meines Referendariats hatte ich einiges hervorgebracht, was noch bis heute bei meinem Bruder hing. Ich hatte Gefühle verarbeitet, die mich lange belastet hatten und mich bis heute verfolgten. Für mich war das Malen Therapie gewesen und so sollte es auch für die Kinder werden. Sie sollten sich selbst kennenlernen und verwirklichen können. Das Atelier war super ausgestattet, es gab für alle Bedürfnisse Material und keine Limitierungen, das hatte mir auch der Direktor zugesagt. Deshalb hoffte ich auch, dass ich eine Kunst-AG aufbauen konnte. Im Bewerbungsgespräch hatte ich mich allerdings noch nicht getraut es anzusprechen. Sicher würde es dafür noch den passenden Moment geben. Mit einem Lächeln verließ ich den Raum, aber auch mit Wehmut. Es packte mich jetzt schon und ich konnte es kaum erwarten hier zu arbeiten.

Den Flur runter war mein zweiter Klassenraum, neben den anderen Räumen für die Naturwissenschaften. Es war kahl und steril, genau wie mein Schlafzimmer und ich machte mir gleich eine mentale To-Do-Liste, was ich verändern wollte. Dass die Tische nicht in U-Form standen, stach mir sofort ins Auge und ich wusste, dass das eins der ersten Dinge sein würde, welche ich verändern würde. Ich brauchte Deko für den Raum, um ihn gemütlicher und ansprechender zu gestalten. Auch hier würde die Kunst-AG nützlich sein, da war ich mir sicher. Ich sah mir den Schreibtisch genauer an und machte mir dann doch eine Liste mit einem Stück Papier und einem Kuli, den ich dort fand. Ich wollte nichts vergessen. Eine Vorfreude durchfuhr mich, als ich den Raum in mir aufnahm und mir die Schüler vorstellte. Ich atmete tief durch, mein ganzer Körper britzelte vor Nervosität und Adrenalin. Als ich am Chemielabor vorbeiging, stach mir weißes krauses Haar ins Auge und ich beobachtete den Mann, der einige Jahre älter schien. Er hatte ein kleines Bäuchlein und reckte sich an einem Regal hoch, um etwas herunterzuholen. Er riss mich aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen.

»Du bist wohl die Neue«, er strahlte mich an und ich fand ihn sofort sympathisch. Ich spürte die Wärme in meinem Gesicht und mein Puls raste, doch ergriff ich möglichst selbstbewusst seine Hand.

»Ja. Ich bin«, ich räusperte mich, sein überrumpelndes Auftreten hatte mich überfahren, »Anna Mattis, Kunst und Bio. Und du, ich meine Sie, sind?«

»Sag du. Wir sind doch Kollegen. Ich bin Peter Just. Chemie und Physik.«

Er kratzte sich verlegen am Kopf und ich sah schon eine unangenehme Pause aufkommen, doch die wurde gerade noch abgewendet.

»Interessante Kombi, du bist wohl vielseitig interessiert?«

Ich fing an zu kichern, was ihn offenbar neugierig machte, denn er hob fragend eine Augenbraue.

»Das wurde mir im Studium oft gesagt. Tatsächlich kann ich beidem sehr viel abgewinnen und versuche es immer wieder zusammenzubringen«, ich fing an mich zu rechtfertigen und hörte auf zu reden.

»Dann kannst du dich mit Silke zusammentun, die hat eine ähnliche Fachkombination und mischt ihre Lerngebiete auch gern.«

Er zwinkerte mir zu und zeigte durch das Fenster Richtung Turnhalle. Ich hatte dagegen keine Ahnung, wer Silke war.

»Okay«, ich zuckte mit der Schulter.

»Sie macht Musik und Sport«, erklärte er nun weiter, »Die Kinder lieben ihren Zumbakurs, den sie einmal die Woche gibt«, er wendete sich wieder zu seinem Regal, »ich muss dann mal weiter meine Bestände checken. Wir sehen uns ja. Viel Spaß noch beim Erkunden.«

Ich verabschiedete mich und stand wieder im Flur. Es hörte sich an wie ein Bienenschwarm. Stimmengewirr aus der Eingangshalle, Schritte auf der Treppe, Türenschlagen. Meine Nervosität war zurück, doch niemand beachtete mich. Ich floh in die Cafeteria, mittlerweile war es schon nach 10 und ich hatte Hunger. Mein Frühstück war klein ausgefallen, da ich nichts runterbekommen hatte. Ich fand die helle Halle mit den Tresen und Getränkespendern schnell, zum Glück war auch alles ausgeschildert. Ich brauchte dringend einen Kaffee. Die junge Frau am Tresen war hübsch, fast mein Alter, ihre Haube war fleckig, aber sie hatte niedliche Sommersprossen. Mit Herzklopfen begrüßte ich sie und fragte nach einem Milchkaffee.

Fragend sah sie mich an und mir rutschte das Herz in die Hose.

»Fehlt noch etwas?«, fragte ich unsicher und sie lächelte wissend.

»Okay, Sie sind neu hier, was?«, ihr Stimme piepsig, aber das passte irgendwie zu ihr.

Ich nickte.

»Okay, dann haben Sie noch keinen Becher, den bekommen Sie. Die sind wiederverwendbar, also bitte nicht entsorgen. Wir haben dort«, sie zeigte auf einen Wagen mit Tabletts, »das dreckige Geschirr, da können auch die Becher zum Abwasch gegeben werden. Außerdem haben wir ein Sicherheitssystem. Mitarbeiter und Schüler haben einen Chip für die Abrechnung.«

Wieder wurde ich unsicher.

Einen Chip, hä?

Meine fragenden Blicke, quittierte Roni, wie sie laut ihrem Namensschild hieß, mit einem Ausstoß von Luft.

»Schauen Sie mal an Ihrem Schlüsselbund, den Sie bestimmt schon bekommen haben«, das tat ich und das war also der mysteriöse Schlüsselanhänger.

»Hier dran halten und dann ist alles tutti. Da drüben liegen ein paar Snacks, falls Sie noch Hunger haben. Mittag gibt’s dann ab 11.«

Sie grinste mich an und wieder dachte ich, wie süß sie wahrscheinlich war, aber ihre Art löste auch etwas unangenehmes in mir aus. Ich bedankte mich trotzdem artig und atmete aus, als ich vom Tresen weg war. Das konnte ja heiter werden. Mittlerweile fühlte ich mich ausgelaugt, die Aufregung zehrte an mir und ich brauchte dringend einen Moment Ruhe, doch in dem Ameisenhaufen, in den sich das Internat verwandelt hatte, war das vermutlich nur schwer möglich. Fluchtartig verzog ich mich nun doch in mein Zimmer, da musste es ruhiger sein und ich konnte durchatmen. Ich ging schnellen Schrittes nach oben, ohne etwas zu verschütten, vorbei an jüngeren Jungen und Mädchen, Eltern und Jugendlichen. Es waren überall Leute, Stimmen und Geräusche. Panik stieg in mir auf.

Wo war mein Zimmer?

Als ich in den Gemeinschaftsraum kam, verstummten die Stimmen und ich wurde von 3 Augenpaaren angestarrt. Mein Gesicht wurde heiß, aber ich nahm mich zusammen. Ich lächelte, vermutlich sah es gequält aus.

»Hi, ich bin Anna Mattis. Die neue Kunst- und Biologielehrerin.«

Meine Stimme zitterte, doch die Mädchen nahmen keine Notiz davon. Sie ohten und ahten, dann lachten sie. Ich wusste nicht, ob sie über mich lachten, doch ich entspannte etwas.

»Das ist ja mega, endlich mal wieder jemand Junges nach der alten Schmidt. Die war so langweilig in Kunst«, sagte eins der Mädchen. Ich schätzte sie auf 13, ihre gelockten Haare waren locker in einem Zopf.

»Dann hoffe ich mal, dass ich euch nicht enttäusche. Ich habe viel vor mit euch«, ich zwinkerte ihnen im Spaß zu, wollte dann aber doch wissen, wer die Mädchen überhaupt waren, schließlich wohnten wir hier zusammen.

»Wollt ihr mir denn sagen, wer ihr seid?«

»Es wird heute Abend eine Vorstellungsrunde geben. Die gibt es immer, aber wir sind Paula«, sie zeigte auf ein blasses ruhiges Mädchen, dass mich noch nicht angesehen hatte, »Ludmilla, kurz Ludi«, sie zeigte auf das grinsende Mädchen neben sich, »und ich bin Desiree.«

»In welche Klasse geht ihr?«

»Wir sind Mädchen der Achten. Also sind wir schon ein Jahr hier und werden uns um die Neuen kümmern. Deshalb sind wir auch schon startklar und ausgepackt.«

Desiree war beeindruckend selbstbewusst. Ich nickte und musste mit den Mädchen mitlachen.

»Ich werde dann auch mal auspacken. Ihr findet mich dort hinten. Mal sehen, ob ich mein Zimmer wieder finde.«

Hinter mir hörte ich Kichern.

»Das werden Sie. Es gibt Namensschilder an den Türen«, hörte ich Desiree mir hinterher rufen. Im Gang der Schlafzimmer fand ich dann tatsächlich meine Tür. Ein kleines Schild mit meinem Namen war daneben angebracht und schon der zweite Schlüssel passte. Ich musste mir unbedingt merken, welcher Schlüssel wohin gehörte.

Ich lehnte mich von innen gegen die Tür und ließ den Stress kurz von mir abfallen. Die ganzen Eindrücke stürmten auf mich ein und es drehte sich alles in meinem Kopf. Beim Öffnen der Augen sah ich das Bett, was sofort sehr einladend aussah. Doch ich nutzte es nur, um mich kurz zu setzen, stellte den Kaffee auf den neben stehenden Schreibtisch und atmete ein paar Mal tief ein und aus, um meinen Herzschlag wieder herunter zu fahren. Das war eine der schwierigsten Dinge für mich. Neue Situationen, viele Leute und die Lärmkulisse überforderten mich schnell und ich brauchte Pausen davon. Ich hoffte, dass ich mich schnell gewöhnte. Ich trank an meinem Milchkaffee und aß die mitgenommene Banane, dann fühlte ich mich auch schon besser. Ich sog den Raum auf, da war das unbezogene Doppelbett, auf dem ich saß, daneben der Schreibtisch mit Blick nach vorn zur Straße.

Schade, Blick zum Wald wäre auch schön gewesen.

Es gab einen Kleiderschrank, eine Kommode im typischen Buche-Stil und eine Tür zum Badezimmer, was ich mit niemandem teilen musste. Ich war überrascht und erfreut, dass ich sogar eine Badewanne hatte. So einen Luxus hatte ich nicht erwartet, aber ich liebte es in der Badewanne auszuspannen. Ich hatte Platz für eine Staffelei, die hoffentlich bald per Post ankommen würde mit den anderen Sachen, die mir mein Bruder nachschicken wollte.

Dann machte ich mich ans Auspacken und Bettbeziehen. Ich hatte wirklich nur die nötigsten Dinge mitgenommen und überlegte, ob ein minimalistisches Leben vielleicht auch was für sich hätte. Künstlerisch kreativ sein und sich nur darauf konzentrieren. Den Rest der Zeit im Wald verbringen und eins sein mit den Gedanken. Meine Tagträume vereinnahmten mich, bis ich mich untätig mitten im Raum wiederfand. Ich hatte alles verstaut, was ich dabei hatte. Nun konnte der Alltag losgehen.

2. Stefanie

In der Woche, bevor die Schule wieder los ging, besuchte ich Frau Turm im Vorzimmer. Der liebe Drache hatte sicher nichts gegen eine Pause einzuwenden. Sie war fast hinter einem Stapel Papier verschwunden, als ich hereinkam. Sie erschrak, als sie mich bemerkte.

»Guten Morgen, Frau Turm, ich habe Ihnen einen Kaffee mitgebracht«, sie beäugte mich skeptisch, ergriff dann aber den Becher.

»Stefanie, Sie haben mich wirklich erschreckt. Ich war ganz in Gedanken«, verlegen pustete sie in den Becher, der Kaffee dampfte noch.

»Das sieht ja nach Arbeit aus«, ich trat hinter den Schreibtisch und betrachtete die Aktenberge. Mit Digitalisierung war es wohl noch nicht soweit her.

»Sieben neue Mädchen für Sie, eine gute Mischung. Haben gute Leistungen bisher«, sie schob mir ein paar Akten zu.

»Sonstige Neuerungen? Frau Schmidt ist doch in Rente gegangen, wenn ich mich recht erinnere?«

Da war eine Feier, als das Schuljahr vorbei war, und sie hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Ich erinnerte mich an Kuchen. Der Gedanke an Frau Schmidt ließ mich allerdings schaudern. Die Mädchen erzählten immer Horrorgeschichten über sie und ich war froh darüber ihr nicht mehr über den Weg zu laufen.

»Ja, es gibt eine neue Lehrerin für Kunst und, äh«, sie blätterte in ein paar Papieren, »achja, Biologie. Sie hat ausgezeichnete Beurteilungen, ist aber noch nicht so lange fertig mit dem Studium. Sehr ambitioniert. Ich habe zufällig mitbekommen, wie sie mit dem Direktor sprach, dass sie gern aufs Land wollte. Die Stadt war ihr zu hektisch.«

Ich grinste, denn Frau Turm war so stolz, dass sie mir das alles erzählen konnte. Die Informationen ließ ich sacken, eine neue junge Lehrerin wäre schön. Vielleicht konnten wir uns anfreunden, denn es gab eher wenige in meinem Alter hier, auch wenn ich ein paar Jahre älter als sie sein würde. Eine Frage fiel mir dann aber noch ein.

»Wird sie hier wohnen?«

Frau Turm blätterte wieder, während mein Puls sich beschleunigte.

»Ja, bei Ihnen, Stefanie«, mein Herz hüpfte auf, »Sie bekommt das Zimmer neben Frau Leitner.«

Ich kannte das Zimmer, Frau Schmidt hatte dort gewohnt, bis sie auszog. Es gab kurzzeitig Diskussionen, ob es für weitere Schüler hergerichtet werden sollte. Nun war es aber doch vergeben.

»Schön, eine junge Frau passt sicher gut in die Gruppe.«

Mich erfüllte Vorfreude, hoffentlich verstanden wir uns und die Mädchen nahmen sie an.

»Danke für den Kaffee, Stefanie«, Frau Turm prostete mir mit dem Kaffee zu. Sie sah so winzig aus hinter dem riesigen Schreibtisch. Ich spazierte auf den Hof und setzte mich unter eine der Kastanien. Der Sommer war wieder heiß und ich ließ meine Gedanken schweifen. Wie wird die Neue wohl sein?

»Hallo?«, ich kannte die Nummer nicht auf dem Display, hatte aber zufällig gesehen, dass jemand anrief. Ich war auch einer dieser Leute, die ihr Telefon immer auf lautlos hatte.

»Stefanie?«, eine weibliche Stimme, sie war heiser, doch das Kribbeln in meinem Nacken verriet mir wer es war.

»Mama?«, warum waren meine Augen plötzlich feucht, »Hast du eine neue Telefonnummer?«, ich wunderte mich, dass es die Nummer meiner Eltern nicht angezeigt hatte.

»Äh, ja«, sagte sie zögerlich und ich bekam ein mulmiges Gefühl, »ist alles gut bei dir?«

Wir hatten schon seit Monaten nicht gesprochen, selten rief meine Mutter an, meist nur wenn etwas Neues in der restlichen Familie meine Aufmerksamkeit erforderte. Ich rief nie an, aus gutem Grund. Das ungute Gefühl blieb, aber ich sagte nichts. Irgendwas war im Busch, ich spürte es.

»Ja, Mama. Das neue Schuljahr fängt bald an und die Kinder kommen an. Wie immer alles sehr aufregend. Für die Kinder. Ich freue mich.«

Das war ehrlich. Was sollte ich ihr sonst noch erzählen? Es gab nichts aufregendes in meinem Leben.

»Das ist schön. Du magst Kinder. Du wärst sicher eine gute Mutter«, mein Magen zog sich zusammen und meine Mutter räusperte sich.

»Ich mag die Kinder sehr. Sie sehen die Welt immer mit anderen Augen und man kann ihnen so viel mitgeben«, ich überspielte das unangemessene Kommentar und schaute auf meine Füße.

»Warum rufst du an, Mama? Ist wieder jemand gestorben?«, ich sagte es frei heraus. Wieso lang hinaus zögern?

Es entstand eine unangenehm lange Pause, ich hörte ein paar Geräusche durch die Leitung, die nach Scheppern klangen.

»Nein, Stefanie. Niemand. Ich wollte deine Stimme hören, aber du bist anscheinend beschäftigt. Ich melde mich wieder. Mach’s gut«, ihre Stimme wurde dünner mit den letzten Worten und dann tutete die Leitung. Ich fühlte mich unwohl, als würde mein Kreislauf keine Lust mehr haben. Ich musste mich setzen, mein Puls raste und ich schloss die Augen. Was war das? War etwas passiert?

Ich verdrängte das Gespräch, es holte mich nur beim Einschlafen wieder ein, doch ich unternahm nichts. Ich würde sie nicht anrufen. Ich wollte kein Risiko eingehen.

Ich wurde hibbelig, der Tag der Anreise rückte immer näher. Ich war vorbereitet, wie immer. Ich wusste, was auf mich zukam. Die andere Hausmutter und die Hausväter hatten sich mit mir ausgetauscht, wir hatten geplant und uns abgesprochen. Alles war hergerichtet, damit die Kinder sich wohlfühlen würden. An einem der letzten Abende, bevor sie kamen, hatte ich mit Jan, dem Hausvater der kleineren Jungs, einen Filmabend und ich musste mal wieder pausenlos die Augen verdrehen, bei dem was er sich alles vorgenommen hatte. Ich fragte mich, wie er das beim Direktor durchsetzen wollte. Die Mittel waren begrenzt und nur gute Ideen durften mit Schulgeld finanziert werden. Meist mussten wir mit den Eltern sprechen, um bestimmte Ausflüge zu bezahlen.

»Ich werde das schon hinbekommen. Klausi«, so nannte er den Direktor scherzhaft, »mag mich«, dann zwinkerte er mir zu. Ich mochte Jan einerseits, aber andererseits konnte er auch arrogant und überheblich sein. Er war wie eine gespaltene Persönlichkeit, stellte ich mir vor und hoffte immer auf den Zuhörer, dem ich auch mal etwas anvertrauen konnte. Doch der kam selten heraus, vor allem nicht wenn die Kinder da waren. Seine Art war immer nett, aber oftmals doch auch ein wenig aufdringlich. Er machte sich an alles ran, was zwei Beine und eine ansehnliche Oberweite hatte. Aber mit den Jungen hatte er ein gutes Händchen, sie vertrauten ihm und er war ein guter Erzieher. So verbrachten wir also noch einen ruhigen Abend bei einem Glas Wein und einem Actionfilm. Zum Glück überschritt er keine Grenzen mehr, denn ich hatte ihm mehr als einmal klar gemacht, dass ich nichts von ihm wollte.

Dann war es soweit! Anreisetag! Ich war schon so früh auf, dass ich aufgeregt eine Runde um den Sportplatz joggte, um Energie loszuwerden. Ich freute mich auf die neuen und alten Gesichter und vor allem auf Frau Mattis, die mir Frau Turm angekündigt hatte. Ich fragte mich, warum sie erst so spät anreiste. Die hier wohnenden Lehrer hatten sich schon in der letzten Woche eingefunden und eingerichtet. Ich hatte mit Silke bereits gefrühstückt und mir den neusten Klatsch von Peter angehört.

Die beiden wollten wissen, ob mein Buchclub wieder stattfinden würde und ich wurde rot. Ich hatte mir für dieses Jahr wieder paar möglicherweise skandalöse Bücher ausgesucht.

»Was? Du willst die Kinder aufklären?«, gespielt empört lachten sie am Cafeteria-Tisch. Ich grinste und bekam gleich wieder Zweifel, ob die Wahl meiner Bücher so gut war.

»Ich will sie nicht aufklären«, rechtfertigte ich mich, »ich will nur zeigen, dass es auch andere Jugendthemen gibt, außer heterosexuelle Liebe und Ponyreiten. Ich will, dass sie die Gefahren von Drogen kennenlernen und offen werden für andere Arten von Liebe. Das in Buchform zu machen, ist doch gut. Das bekommt der Direx dann nicht so schnell mit«, ich hatte es geflüstert und dann lachten wir alle.

Natürlich wollte ich die Kinder aufklären, denn unter der Fuchtel von Herrn Klausnitzer würden sie nichts über Homosexualität und Drogenmissbrauch lernen. Dafür hatte er gesorgt. Eins der wenigen Dinge, die ich an Fichtengrund hasste, denn auch ich musste um meinen Job fürchten, wenn er rausfinden würde, dass ich nicht der heteronormativen Bevölkerung angehörte.

Fichtengrund wurde zum Ameisenhaufen. Ich lief zwischen Parkplatz und Wohnbereich hin und her, begrüßte Eltern und half den Kindern sich zurecht zu finden. Mir brummte der Schädel, denn gefühlt wollte jeder etwas von mir. Trotz meiner jahrelangen Erfahrung gab es doch immer wieder Sonderfälle, die besonderer Aufmerksamkeit bedurften. Und so erklärten und schilderten mir Eltern besondere Essgewohnheiten, Verhaltensauffälligkeiten und Schlafroutinen ihrer Kinder. Ich versuchte alles zu behalten, aber die Kinder waren schließlich alt genug, um mir ihre Sicht der Dinge zu erklären.

In diesem ganzen Gewusel erblickte ich eine Frau, die ruhig durch die Gänge und über den Hof ging. Sie schien angespannt, aber völlig unbeteiligt zu den Ankommenden. Sie sprach mit den Lehrern, die sie traf und da fiel es mir ein. Das musste Anna Mattis sein. Sie war hübsch und machte meinen Mund trocken. Oh oh.

3. Anna

Meine nächste Herausforderung wurde das Mittagessen. Die Cafeteria kannte ich nun, aber konnte ich da wirklich einfach etwas zu Essen holen? Gab es bestimmte Zeiten für die Lehrer? Die Gedanken und die Zweifel fingen sich in meinem Kopf an zu drehen und mir wurde schwindelig. Auch wegen des Hungers, vermutete ich. Doch in einem Raum mit lauter Fremden zu sein, machte mir Angst. Ich hatte alles ausgepackt und das Adrenalin hatte mich hungrig zurückgelassen. Ich atmete tief durch und nahm all meinen Mut zusammen. Als ich in den Aufenthaltsraum trat, staunte ich nicht schlecht. Es hatte sich einiges im Ameisenhaufen getan und mehrere Trauben von Mädchen hatten sich im Raum verteilt, es raunte aus allen Ecken. Eine junge Frau in meinem Alter stand zwischen ihnen und beantwortete Fragen und erklärte ein paar Mädchen mit aufgerissenen Augen etwas. Sie hatte kurze rotbraune Haare und eine kurze Stupsnase. Das war das Erste, was mir auffiel und sie sah so freundlich und warmherzig aus, wie sie mit dem unsicheren Mädchen sprach. Ich wünschte, sie würde auch mit mir so reden…

Niemand hatte mich bisher bemerkt, also musterte ich die attraktive Frau vor mir. Sie war schlank, aber nicht sonderlich muskulös. Sie hatte eine völlig normale Figur und einen süßen Po. Es kitzelte in meinen Fingerspitzen. Sie war leger gekleidet, eine blaue Jeans und ein buntes Shirt. Draußen waren die Temperaturen immer noch jeden Tag über 25 Grad und es passte zu ihr. Sie hielt mich gefangen, ich vergaß, wo ich war, beobachtete ihren Mund, bis sie mich ansprach. Ich zuckte zusammen und die Hitze stieg mir ins Gesicht.

»Hallo, Fremdling!«

Sie kam sofort auf mich zu und alle Anwesenden musterten nun mich.

»Willst du mir verraten, wer du bist?«, sie sagte es mit einem Glitzern im Auge und ich fragte mich, ob sie mich herausfordern wollte.

Ich ergriff ihre warme weiche Hand und lächelte zurück. Meinen Wangen brannten, ich musste tiefrot angelaufen sein.

»Hallo«, krächzte ich heraus, »ich bin Anna Mattis, die neue Biologie- und Kunstlehrerin.«