Emilia Galotti - Gotthold Ephraim Lessing - E-Book

Emilia Galotti E-Book

Gotthold Ephraim Lessing

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Beschreibung

Für RUTHeBooks Klassiker lassen wir alte oder gar schon vergriffene Werke als eBooks wieder auferstehen. Wir möchten Ihnen diese Bücher nahebringen, Sie in eine andere Welt entführen. Manchmal geht das einher mit einer für unsere Ohren seltsam klingenden Sprache oder einer anderen Sicht auf die Dinge, so wie das eben zum Zeitpunkt des Verfassens vor 100 oder mehr Jahren "normal" war. Mit einer gehörigen Portion Neugier und einem gewissen Entdeckergeist werden Sie beim Stöbern in unseren RUTHeBooks Klassikern wunderbare Kleinode entdecken. Tauchen Sie mit uns ein in die spannende Welt vergangener Zeiten!

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Seitenzahl: 108

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Gotthold Ephraim Lessing

Emilia Galotti

Impressum

Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016
ISBN: 978-3-945667-43-9
Für Fragen und Anregungen: [email protected]
RUTHeBooks
Am Kirchplatz 7
D 82340 Feldafing
Tel. +49 (0) 8157 9266 280

Inhalt

Personen

Erster Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt

Dritter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt

Vierter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt

Fünfter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt

Personen

Emilia Galotti

Odoardo und Claudia Galotti -Eltern der Emilia

Hettore Gonzaga -Prinz von Guastalla

Marinelli -Kammerherr des Prinzen

Camillo Rota- einer von des Prinzen Räthen

Conti-Maler

Graf Appiani

Gräfin Orsina

Angelo und einige Bediente

Erster Aufzug

Die Szene, ein Kabinett des Prinzen

Erster Auftritt

Der Prinzan einem Arbeitstische, voller Briefschaften und Papiere, deren einige er durchläuft:

Klagen, nichts als Klagen! Bittschriften, nichts als Bittschriften! Die traurigen Geschäffte; und man beneidet uns noch! Das glaub’ ich; wenn wir allen helfen könnten: dann wären wir zu beneiden. Emilia?

indem er noch eine von den Bittschriften aufschlägt, und nach dem unterschriebenen Namen sieht

Eine Emilia? Aber eine Emilia Bruneschi, nicht Gallotti. Nicht Emilia Galotti! Was will sie, diese Emilia Bruneschi?

er lieset

Viel gefodert; sehr viel. Doch sie heist Emilia. Gewährt!

er unterschreibt und klingelt; worauf ein Kammerdiner hereintritt

Es ist wol noch keiner von den Räthen in dem Vorzimmer?

Der Kammerdiener:

Nein.

Der Prinz:

Ich habe zu früh Tag gemacht. Der Morgen ist so schön. Ich will ausfahren. Marchese Marinelli soll mich begleiten. Laßt ihn rufen.

der Kammerdiener geht ab

Ich kann doch nicht mehr arbeiten. Ich war so ruhig, bild’ ich mir ein, so ruhig. Auf einmal muß eine arme Bruneschi, Emilia heißen: weg ist meine Ruhe, und alles!

Der Kammerdwelcher wieder herein tritt:

Nach dem Marchese ist geschickt. Und hier, ein Brief von der Gräfinn Orsina.

Der Prinz:

Der Orsina? Legt ihn hin.

Der Kammerd:

Ihr Läufer wartet.

Der Prinz:

Ich will die Antwort senden; wenn es einer bedarf. Wo ist sie? In der Stadt? oder auf ihrer Villa?

Der Kammerd:

Sie ist gestern in die Stadt gekommen.

Der Prinz:

Desto schlimmer, besser, wollt’ ich sagen. So braucht der Läufer um so weniger zu warten.

der Kammerdiener geht ab

Meine theure Gräfinn!

bitter, indem er den Brief in die Hand nimmt

So gut, als gelesen!

und ihn wieder wegwirft

Nun ja; ich habe sie zu lieben geglaubt! Was glaubt man nicht alles? Kann seyn, ich habe sie auch wirklich geliebt. Aber – ich habe!

Der Kammerd der nochmals herein tritt:

Der Maler Conti will die Gnade haben ...

Der Prinz:

Conti? Recht wohl; laßt ihn herein kommen. Das wird mir andere Gedanken in den Kopf bringen.

steht auf

Zweiter Auftritt

Conti - der Prinz

Der Prinz:

Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was macht die Kunst?

Conti:

Prinz, die Kunst geht nach Brodt.

Der Prinz:

Das muß sie nicht; das soll sie nicht, in meinem kleinen Gebiethe gewiß nicht. Aber der Künstler muß auch arbeiten wollen.

Conti:

Arbeiten? Das ist seine Lust. Nur zu viel arbeiten müssen, kan ihn um den Namen Künstler bringen.

Der Prinz:

Ich meyne nicht vieles; sondern viel: ein Weniges; aber mit Fleiß. Sie kommen doch nicht leer, Conti?

Conti:

Ich bringe das Porträtt, welches Sie mir befohlen haben, gnädiger Herr. Und bringe noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber weil es gesehen zu werden verdient ...

Der Prinz:

Jenes ist? Kann ich mich doch kaum erinnern ...

Conti:

Die Gräfinn Orsina.

Der Prinz:

Wahr! Der Auftrag ist nur ein wenig von lange her.

Conti:

Unsere schönen Damen sind nicht alle Tage zum malen. Die Gräfinn hat, seit drey Monathen, gerade Einmal sich entschließen können, zu sitzen.

Der Prinz:

Wo sind die Stücke?

Conti:

In dem Vorzimmer, ich hole sie.

Dritter Auftritt

Der Prinz

Der Prinz:

Ihr Bild! Mag! Ihr Bild, ist sie doch nicht selber. Und vielleicht find’ ich in dem Bilde wieder, was ich in der Person nicht mehr erblicke. Ich will es aber nicht wiederfinden. Der beschwerliche Maler! Ich glaube gar, sie hat ihn bestochen. Wär’ es auch! Wenn ihr ein anderes Bild, das mit andern Farben, auf einen andern Grund gemalet ist, in meinem Herzen wieder Platz machen will: Warlich, ich glaube, ich wär’ es zufrieden. Als ich dort liebte, war ich immer so leicht, so fröhlich, so ausgelassen. Nun bin ich von allem das Gegentheil. Doch nein; nein, nein! Behäglicher, oder nicht behäglicher: ich bin so besser.

Vierter Auftritt

Der Prinz - Conti,mit den Gemälden, wovon er das eine verwandt gegen einen Stuhl lehnet

Contiindem er das andere zurecht stellet:

Ich bitte, Prinz, daß Sie die Gränzen unserer Kunst erwägen wollen. Vieles von dem Anzüglichsten der Schönheit, liegt ganz außer den Gränzen derselben. Treten Sie so!

Der Prinznach einer kurzen Betrachtung:

Vortrefflich, Conti; ganz vortrefflich! Das gilt Ihrer Kunst, Ihrem Pinsel. Aber geschmeichelt, Conti; ganz unendlich geschmeichelt!

Conti:

Das Original schien dieser Meynung nicht zu seyn. Auch ist es in der That nicht mehr geschmeichelt, als die Kunst schmeicheln muß. Die Kunst muß malen, wie sich die plastische Natur, wenn es eine giebt, das Bild dachte: ohne den Abfall, welchen der widerstrebende Stoff unvermeidlich macht; ohne das Verderb, mit welchem die Zeit dagegen an kämpfet.

Der Prinz:

Der denkende Künstler ist noch eins so viel werth. Aber das Original, sagen Sie, fand dem ungeachtet ...

Conti:

Verzeihen Sie, Prinz. Das Original ist eine Person, die meine Ehrerbietung fodert. Ich habe nichts nachtheiliges von ihr äußern wollen.

Der Prinz:

Soviel als Ihnen beliebt! Und was sagte das Original?

Conti:

Ich bin zufrieden, sagte die Gräfinn, wenn ich nicht häßlicher aussehe.

Der Prinz:

Nicht häßlicher? O das wahre Original!

Conti:

Und mit einer Miene sagte sie das, von der freylich dieses ihr Bild keine Spur, keinen Verdacht zeiget.

Der Prinz:

Das meynt’ ich ja; das ist es eben, worinn ich die unendliche Schmeicheley finde. O! ich kenne sie, jene stolze höhnische Miene, die auch das Gesicht einer Grazie entstellen würde! Ich leugne nicht, daß ein schöner Mund, der sich ein wenig spöttisch verziehet, nicht selten um so viel schöner ist. Aber, wohl gemerkt, ein wenig: die Verziehung muß nicht bis zur Grimasse gehen, wie bey dieser Gräfinn. Und Augen müssen über den wollüstigen Spötter die Aufsicht führen, Augen, wie sie die gute Gräfinn nun gerade gar nicht hat. Auch nicht einmal hier im Bilde hat.

Conti:

Gnädiger Herr, ich bin äußerst betroffen ...

Der Prinz:

Und worüber? Alles, was die Kunst aus den großen, hervorragenden, stieren, starren Medusenaugen der Gräfinn gutes machen kann, das haben Sie, Conti, redlich daraus gemacht. Redlich, sag’ ich? Nicht so redlich, wäre redlicher. Denn sagen Sie selbst, Conti, läßt sich aus diesem Bilde wohl der Charakter der Person schließen? Und das sollte doch. Stolz haben Sie in Würde, Hohn in Lächeln, Ansatz zu trübsinniger Schwärmerey in sanfte Schwermuth verwandelt.

Contietwas ärgerlich:

Ah, mein Prinz, wir Maler rechnen darauf, daß das fertige Bild den Liebhaber noch eben so warm findet, als warm er es bestellte. Wir malen mit Augen der Liebe: und Augen der Liebe müßten uns auch nur beurtheilen.

Der Prinz:

Ja nun, Conti; warum kamen Sie nicht einen Monath früher damit? Setzen Sie weg. Was ist das andere Stück?

Contiindem er es holt, und noch verkehrt in der Hand hält:

Auch ein weibliches Porträtt.

Der Prinz:

So möcht’ ich es bald, lieber gar nicht sehen. Denn dem Ideal hier,

mit dem Finger auf die Stirne

oder vielmehr hier,

mit dem Finger auf das Herz

kömmt es doch nicht bey. Ich wünschte, Conti, Ihre Kunst in andern Vorwürfen zu bewundern.

Conti:

Eine bewundernswürdigere Kunst giebt es; aber sicherlich keinen bewundernswürdigern Gegenstand, als diesen.

Der Prinz:

So wett’ ich, Conti, daß es des Künstlers eigene Gebietherinn ist.

indem der Maler das Bild umwendet

Was seh’ ich? Ihr Werk, Conti? oder das Werk meiner Phantasie? Emilia Galotti!

Conti:

Wie, mein Prinz? Sie kennen diesen Engel?

Der Prinzindem er sich zu fassen sucht, aber ohne ein Auge von dem Bilde zu verwenden:

So halb! – um sie eben wieder zu kennen. Es ist einige Wochen her, als ich sie mit ihrer Mutter in einer Vegghia traf. Nachher ist sie mir nur an heiligen Stäten wieder vorgekommen, wo das Angaffen sich weniger ziemet. Auch kenn’ ich ihren Vater. Er ist mein Freund nicht. Er war es, der sich meinen Ansprüchen auf Sabionetta am meisten widersetzte. Ein alter Degen; stolz und rauh; sonst bieder und gut!

Conti:

Der Vater! Aber hier haben wir seine Tochter.

Der Prinz:

Bey Gott! wie aus dem Spiegel gestohlen!

noch immer die Augen auf das Bild geheftet

O, Sie wissen es ja wohl, Conti, daß man den Künstler dann erst recht lobt, wenn man über sein Werk sein Lob vergißt.

Conti:

Gleichwohl hat mich dieses noch sehr unzufrieden mit mir gelassen. Und doch bin ich wiederum sehr zufrieden mit meiner Unzufriedenheit mit mir selbst. Ha! daß wir nicht unmittelbar mit den Augen malen! Auf dem langen Wege, aus dem Auge durch den Arm in den Pinsel, wie viel geht da verloren! Aber, wie ich sage, daß ich es weiß, was hier verloren gegangen, und wie es verloren gegangen, und warum es verloren gehen müssen: darauf bin ich eben so stolz, und stolzer, als ich auf alles das bin, was ich nicht verloren gehen lassen. Denn aus jenem erkenne ich, mehr als aus diesem, daß ich wirklich ein großer Maler bin; daß es aber meine Hand nur nicht immer ist. Oder meynen Sie, Prinz, daß Raphael nicht das größte malerische Genie gewesen wäre, wenn er unglücklicher Weise ohne Hände wäre geboren worden? Meynen Sie, Prinz?

Der Prinzindem er nur eben von dem Bilde wegblickt:

Was sagen Sie, Conti? Was wollen Sie wissen?

Conti:

O nichts, nichts! Plauderey! Ihre Seele, merk’ ich, war ganz in Ihren Augen. Ich liebe solche Seelen, und solche Augen.

Der Prinzmit einer erzwungenen Kälte:

Also, Conti, rechnen Sie doch wirklich Emilia Galotti mit zu den vorzüglichsten Schönheiten unserer Stadt?

Conti:

Also? mit? mit zu den vorzüglichsten? und den vorzüglichsten unserer Stadt? Sie spotten meiner, Prinz. Oder Sie sahen, die ganze Zeit, eben so wenig, als Sie hörten.

Der Prinz:

Lieber Conti,

die Augen wieder auf das Bild gerichtet

wie darf unser einer seinen Augen trauen? Eigentlich weiß doch nur allein ein Maler von der Schönheit zu urtheilen.

Conti:

Und eines jeden Empfindung sollte erst auf den Ausspruch eines Malers warten? Ins Kloster mit dem, der es von uns lernen will, was schön ist! Aber das muß ich Ihnen doch als Maler sagen, mein Prinz: eine von den größten Glückseeligkeiten meines Lebens ist es, daß Emilia Galotti mir gesessen. Dieser Kopf, dieses Antlitz, diese Stirn, diese Augen, diese Nase, dieser Mund, dieses Kinn, dieser Hals, diese Brust, dieser Wuchs, dieser ganze Bau, sind, von der Zeit an, mein einziges Studium der weiblichen Schönheit. Die Schilderey selbst, wovor sie gesessen, hat ihr abwesender Vater bekommen. Aber diese Kopie ...

Der Prinzder sich schnell gegen ihn kehret:

Nun, Conti? ist doch nicht schon versagt?

Conti:

Ist für Sie, Prinz; wenn Sie Geschmack daran finden.

Der Prinz:

Geschmack!

lächelnd

Dieses Ihr Studium der weiblichen Schönheit, Conti, wie könnt’ ich besser thun, als es auch zu dem meinigen zu machen? Dort, jenes Porträtt nehmen Sie nur wieder mit, einen Rahmen darum zu bestellen.

Conti: Wohl!

Der Prinz:

So schön, so reich, als ihn der Schnitzer nur machen kann. Es soll in der Gallerie aufgestellet werden. Aber dieses bleibt hier. Mit einem Studio macht man so viel Umstände nicht: auch läßt man das nicht aufhängen; sondern hat es gern bey der Hand. Ich danke Ihnen, Conti; ich danke Ihnen recht sehr. Und wie gesagt: in meinem Gebiethe soll die Kunst nicht nach Brodt gehen; bis ich selbst keines habe. Schicken Sie, Conti, zu meinem Schatzmeister, und lassen Sie, auf Ihre Quittung, für beyde Porträtte sich bezahlen, was Sie wollen. So viel Sie wollen, Conti.

Conti:

Sollte ich doch nun bald fürchten, Prinz, daß Sie so, noch etwas anders belohnen wollen, als die Kunst.

Der Prinz:

O des eifersüchtigen Künstlers! Nicht doch! Hören Sie, Conti; so viel Sie wollen.

Conti geht

Fünfter Auftritt

Der Prinz

Der Prinz:

So viel er will!

gegen das Bild