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Emilia ist ein fröhliches Energiebündel mit vielen Hobbys. Eine Angewohnheit allerdings, die ihr großen Spaß macht, finden die Erwachsenen gar nicht so lustig. Da kommt ihr ein merkwürdiges Ereignis gerade recht, das sie niemandem erzählen will, nur ihrer besten Freundin Clara. Ob diese es für sich behalten kann? Emilias Geschwister allerdings erfahren durch einen raffinierten Trick alles. Erfreut stellen sie fest, dass man zusammen viel mehr Spaß haben kann. Und den sollten sie haben, sogar im Urlaub in Holland! Obwohl, eigentlich ist dort auch nicht immer alles lustig, eher ziemlich aufregend und einmal sogar richtig gefährlich.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Emilia im Glück
Ist Turnen doch nicht so blöd?
Die aufgetakelte Blondine
Emilia verrät ihr Geheimnis
Ein unerwartetes Eisvergnügen
Ferien in Holland
Ein Hai in Sicht
Die Einladung
Der Kellner
Strandwanderung
Linas Liebling Martin
Die liebe Tante Frieda
Gangster im Ort
Abschied von Holland
Der Werbemann
Ein Teil der Einnahmen geht an die Stiftung
Glückliche Kinder starke Kinder
Emilia ist ein richtiges Energiebündel und ihre Hobbys kann sie kaum an einer Hand abzählen. Malen liegt ihr besonders, schwimmen gehen würde sie am liebsten vier Mal die Woche und Bücher hat sie schon so viele gelesen, dass sie diese gar nicht mehr zählen kann.
Aber immer und überall einen Kaugummi zu kauen, ist ihre allergrößte Lieblingsbeschäftigung, sehr zum Ärger ihrer Mutter. Erst vor zwei Tagen hatte sie ihren neunten Geburtstag gefeiert und ihre Mutter fand, dass ein Mädchen in ihrem Alter ziemlich hässlich aussähe, wenn sie ständig Kaugummis im Mund hin und herschieben würde. Ja, es wäre geradezu unappetitlich und sie solle endlich damit aufhören! Außerdem hätte sie zum wiederholten Male am Fenstersims und unter dem Esstisch diese klebrige, eklige Masse entdeckt und sie hätte absolut keine Lust mehr, ihr hinterher zu räumen. Mahnend fügte sie noch hinzu, dass sie es damit sehr ernst meine. Emilia ist eigentlich ein liebes und braves Mädchen, aber sie kann es einfach nicht lassen! Morgens, mittags, abends…, nie ist sie ohne Kaugummi zu sehen. Nein, ihre Mutter kann es wirklich nicht leiden, ihr Vater hält sich da raus. Geld bekommt sie dafür jedenfalls auf gar keinen Fall. Allerdings gab es immer ein wenig Taschengeld, um sich in der Schule etwas Essen kaufen zu können. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie immer ein wenig sparen.
Es reichte gerade für einen Kaugummi. Dann wurde geschmatzt, gekaut und große Blasen aus dem Mund gepustet, dass es eine wahre Wonne war. Alles wäre somit in bester Ordnung für sie, hätte ihr nur nicht so oft Fräulein Zipfel, ihre Lehrerin, einen Strich durch ihr Vergnügen gemacht! Eigentlich war ihre Lehrerin ein nettes, lustiges Fräulein, aber dummerweise meinte sie, dass Kaugummi kauen eine abscheuliche Angewohnheit sei! Ja, es würde sie sogar anwidern, wenn einige Kinder ihren Mund nach rechts, die anderen ihn nach links verzerrten und dabei auch noch ziemlich unappetitlich schmatzten. Genauso konnte sich Fräulein Zipfel auch schrecklich aufregen, wenn jemand eine besonders groß geratene Blase an der spannendsten Stelle ihres Unterrichtes zum Platzen brachte.
Richtig wütend konnte sie dann werden! Leider kauten ziemlich viele Kinder ihrer Klasse gerne Kaugummi, nur Emilia trieb es mit Abstand am tollsten! Dabei wusste jeder, dass es auf dem ganzen Schulgelände strikt verboten war.
Anfangs hatte die Lehrerin auch nur ermahnt, später schimpfte sie richtig aufgebracht.
Doch Emilia schien das überhaupt nicht zu stören. Irgendwie verstand sie immer nur „Bahnhof“ wenn Fräulein Zipfel sie zurechtwies. Dann war wieder mal eine Strafarbeit fällig.
Als alles nicht mehr helfen wollte, wurden die Eltern in die Schule bestellt, also die Mutter, denn Vater hielt sich da raus.
„Au weia, da muss ich mir aber schnellstens etwas einfallen lassen, damit der ständige Ärger in der Schule ausbleibt,“ dachte Emilia, hatte es aber genauso schnell wieder vergessen.
Immerhin war sie in letzter Zeit schlau genug, ihr Kauwunder unter ihren Schultisch zu kleben, sobald das Fräulein im Anmarsch war.
Freilich vergaß sie dann leider regelmäßig, es abzunehmen, das war jeden Tag dasselbe mit dem Mädchen.
Am Montagmorgen herrschte im Klassenzimmer erst einmal großes Geschrei und lustiges Durcheinander, weil man unbedingt die Erlebnisse des Wochenendes untereinander austauschen musste. Milli, wie ihre Freundinnen sie nannten, war an diesem Morgen etwas stiller, weil sie den Mund ziemlich voll hatte. Gleich drei Kaugummis auf einmal hatte sie in den Mund gesteckt, die sie vor den strengen Blicken ihrer Mutter gerettet hatte. Wegwerfen, auf keinen Fall, das wäre doch viel zu schade, fand Emilia. Außerdem würde sie damit herrlich große Blasen aufpusten können, um sie dann mit richtig schönem Knall zerplatzen zu lassen!
Gut gelaunt machte das Fräulein Zipfel schwungvoll die Türe auf. Nach einem freundlichen guten Morgen ging es auch schon los mit dem Unterricht. Hatte sie zumindest vorgehabt, aber die meisten Kinder waren noch viel zu laut, tuschelten oder erzählten sich Erlebnisse vom Wochenende, während Emilia genüsslich ihre Kaugummis zu einem saftigen Batzen im Mund zusammenkaute. Aber oh weh, mit kräftigen Schritten näherte sich die Klassenlehrerin. Gerade noch rechtzeitig gelang es Emilia, den Kaugummi unter die Bank zu peppen. Upps! Da spürte Milli noch einen dicken, klebrigen Batzen unter der Bank.
„Ja richtig! Habe ich ja ganz vergessen, den alten Gummi wegzunehmen!“, dachte sie bei sich und klebte den frischen einfach dazu.
Kaum war das Fräulein Zipfel mit Lena in der ersten Bank beschäftigt, nahm Emilia den Klumpen liebevoll in ihre Händchen. Sie knetete und massierte ihn nach Herzenslust, vergaß dabei völlig, was um sie herum vor sich ging.
„Emilia, hörst du mir denn nicht zu? Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ Wie aus weiter Ferne vernahm sie die Stimme ihrer Lehrerin. Erschreckt fuhr sie zusammen, aber da kam die Madame schon auf sie zu. Hilf Himmel, wohin nur mit dem Kaugummi? Unter die Bank kleben war nicht mehr möglich, dass hätte sie bemerkt und das Theater wäre nicht ausgeblieben! Meine Güte, was sollte sie bloß machen? Geistesgegenwärtig ließ Emilia ihr Heft auf den Boden fallen. Dabei tat sie so, als sei sie soeben dran gestoßen. Sie bückte sich, hob es rasch wieder auf, legte es ordentlich auf den Tisch und peppte den Kaugummi noch schnell auf die Rückseite. Gott sei Dank, die Gefahr war gebannt! Sie murmelte noch eine Entschuldigung und die Lehrerin ging weiter.
Hops! Das Heft… es flatterte in die Höhe… ganz von alleine! Platsch, da lag es wieder auf dem Tisch.
Hops, Hops… schon wieder ging es in die Luft, um erneut zu landen!
„Au fein, ich mach weiter so, dass macht ganz toll Spaß!“ jauchzte ein feines Stimmchen an der Rückseite des Heftes. Emilia nahm das Heft ungläubig und staunend in die Hand. Das war doch zu komisch! Hatte sie da etwa eine leise Stimme gehört?
„Ach was, das bilde ich mir doch nur ein!“, dachte sie, aber es hatte doch wirklich so geklungen, als hätte sie ein leises Stimmchen gehört?
Aber nein, das war doch Unsinn! Sie legte das Heft wieder hin, nahm den Kaugummi ab und knetete wie gewohnt an ihm herum.
„He du, halt mich mal an dein Ohr!“ Abermals vernahm Emilia dieses merkwürdige Gepiepse, nur dieses Mal kam es augenscheinlich aus ihrer Hand, die jetzt leicht vibrierte?
„Merkwürdig“, dachte sie, hielt aber das schon etwas schmutzige, klebrige Etwas an ihr Ohr.
„Hör mal Emilia“, raunte es ganz dünn, ich mag dich sehr, weil du mich immer so lieb streichelst und knetest. Wenn du mich ordentlich warm machst, kann ich alle möglichen Dinge hopsen lassen, so wie vorhin dein Heft, weil ich jetzt richtig fett und stark bin. Übrigens war das vorhin mein erstes Kunststück, aber ich glaube, ich kann noch eine ganze Menge hinbekommen. Pass schön auf mich auf, gönn mir zwischendurch ein wenig Ruhe, dann werden wir zwei sicher einen Mordsspass haben.“ Emilia hatte sich noch gar nicht richtig zu Ende gewundert, da hörte sie erneut das feine Stimmchen:
„Allerdings, wenn ich kalt bin, kann ich leider nichts machen. Ach übrigens, eine ganz kleine Bitte hätte ich noch: „Nimm mich nicht mehr in den Mund, das tut mir ziemlich weh! Früher, also vor ein paar Tagen, hat mir das sogar Spaß gemacht, aber jetzt bin ich schon etwas älter, deswegen ist es einfach nur noch abscheulich schmerzhaft!“
Emilia starrte fassungslos auf den kleinen Klumpen:
„Sag mal, spinn ich? Das Heft ist doch bloß herumgeflattert weil das Fenster offen ist. Was quatscht du da für blödes Zeug, du kannst dich doch nicht einfach bewegen! Ich möchte mal wissen, wie du das anstellen willst, he?“
„Glaub mir doch, Emilia, ich weiß auch nicht warum, aber seit du vorhin alles so lieb zusammengedrückt hast, fühle ich mich plötzlich bärenstark!“ Jetzt kicherte das kleine Gummihäuflein leise über den gelungenen Vergleich und flüsterte: „Probiere es doch einfach. Wirst schon sehen, das klappt, großes Ehrenwort!“
„Emilia, was ist heute nur mit dir los?“, die Stimme ihrer Lehrerin drang wieder überdeutlich an ihr Ohr.
„Sofort kommst du an die Tafel und rechnest die Aufgabe vor, die wir soeben besprochen haben!“ Emilia ging bereitwillig nach vorne, sehr erleichtert, dass die Lehrerin nichts bemerkt hatte. Aber natürlich brannte sie darauf festzustellen, ob der Kaugummi wirklich Kunststückchen fertig brachte oder ob das alles nur Einbildung war.
Zu ihrem Glück besaß das Klassenzimmer noch eine recht altmodische Tafel, die man auf- und zuklappen konnte und die obendrein schon recht klapprig war.
Schwupp, klebte Milli den Kaugummi hinten an die Tafel!
„So, mein kleiner Angeber, dann zeig mal was du kannst, Spinner!“, murmelte sie vor sich hin. Aber da ging doch auch schon tatsächlich die Post ab! Übermütig schwenkte die Tafel hin und her… sie war gar nicht zu bändigen. Immer wieder hin und her, auf und zu. Dabei quietschte sie herrlich unangenehm. Jetzt freute sich Emilia unbändig, endlich war mal was los, er hatte doch tatsächlich nicht übertrieben! Sie würde den Kaugummi hüten wie einen Schatz und natürlich auf keinen Fall mehr unter der Bank vergessen! Nein, das würde ganz gewiss nicht passieren. Ganz fest würde sie auf ihn aufpassen und ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Na klar, drauf beißen würde sie natürlich auch nicht, da bräuchte er sich keine Sorge zu machen. Die Tafel quietschte weiter, so dass die Kinder in der Klasse schon anfingen immer lauter zu kichern.
„Mensch, Milli hat heute aber ganz schön Mut!“
„Wenn die so weitermacht, bekommt sie noch einen Eintrag ins Klassenbuch!“
„Wahrscheinlich muss sie wieder nachsitzen!“, flüsterte man sich gegenseitig zu. Natürlich dachten alle, Emilia würde die Tafel hin und her schwenken.
„Hörst du sofort auf damit!“, schimpfte Fräulein Zipfel.
„Aber ich tu doch gar nichts!“
Emilia schaute die Lehrerin mit den liebsten Kinderäuglein an, die sie nur machen konnte…
„Pling.“ „Plong“…tanzte die Tafel…Pling…. Plong….
hin und her.
Mit einem raschen Griff hatte Emilia den Kaugummi wieder abgenommen und rechnete die Aufgabe zu Ende.
Immerhin war Mathe ihr Lieblingsfach, da wollte sie sich die Note nicht unnötig verderben.
Doch bevor sie wieder an den Platz ging, konnte sie es sich doch nicht verkneifen, den Gummi an die andere Tafelhälfte zu kleben.
„Ach, da bitte ich dich aber um Entschuldigung, gutes Kind“, flötete Fräulein Zipfel.
„Da habe ich dich ja fälschlicherweise verdächtigt!“
"Komisch, mit der Tafel scheint heute etwas nicht in Ordnung zu sein.“ „Jaja, ist schon gut, kann ja vorkommen“, meinte Emilia großzügig und setzte sich so artig wie irgend möglich hin. „Nehmt die Hefte raus, wir schreiben eine Kurzarbeit!“
Pling…Plong…Pling…Plong tanzte die Tafel…und quietschte weiter fröhlich vor sich hin. „Das macht mich noch verrückt Kinder“, rief die Lehrerin leicht hysterisch, um dann auf den Jungen in der hintersten Reihe zu zeigen:
„Rasch Daniel, hol den Hausmeister!“ Fräulein Zipfel war inzwischen ziemlich genervt und fuhr sich nervös immer wieder über die Augen.
„Die Kurzarbeit lohnt sich jetzt auch nicht mehr, da könnt ihr doch nicht richtig nachdenken.“ Natürlich ließen sie sich das nicht zweimal sagen und ihre Hefte verschwanden schnell wieder im Schulranzen. Poch, poch, klopfte es an der Türe, da stand auch schon der Hausmeister polternd im Zimmer.
„Soso, die Tafel soll nicht in Ordnung sein, hat das Fräulein Zipfel ausrichten lassen.“ Der Mann musste noch ziemlich schnaufen, weil er sich ausnahmsweise beeilt hatte.
„Na, das haben wir doch gleich!“, trompetete er fröhlich in den Raum und bückte sich über seinen Werkzeugkoffer.
„Meine Güte, wie kann ich jetzt nur schnell den Kaugummi wieder von der Tafel nehmen?“, überlegte Emilia verzweifelt. Kurzerhand rannte sie mit ihrem Heft hinaus ans Pult, dabei huschte sie schnell an der Tafel vorbei, um mit einer blitzschnellen Bewegung den Gummi abzunehmen und wieder in ihrer Hosentasche verschwinden zu lassen. Unschuldig zeigte sie ihrer Lehrerin ihr Schulheft:
„Wollen sie meine Hausaufgaben sehen, ich habe mir so viel Mühe gegeben?“ Bescheiden hielt sie ihr das Heft dicht unter die Nase und konnte dabei ein Lachen kaum unterdrücken.
„Ach, gutes Kind, viel zu gerne, wenn du möchtest. Ich bin ja froh, wenn ich die Verdächtigung von vorhin wieder gut machen kann.“
Sie blätterte anerkennend im Heft herum und Emilia freute sich im Stillen, dass ihre Mutter gestern von ihr verlangt hatte, alles noch einmal sauber zu schreiben. Dabei war sie deswegen zuerst ganz schön sauer gewesen. „Sehr ordentlich!“, sagte Fräulein Zipfel und wollte ihr gerade das Heft zurückgeben, als dieses kurz in die Höhe schwebte um dann… Plotz…. zu Boden zu fallen. Beide bückten sich gleichzeitig nach unten, fast hätten sie sich noch die Köpfe angestoßen. Da flatterte es schon wieder in die Höhe und klatsch, lag es Platsch… ausgestreckt am Boden. Mit offenem Mund schaute Fräulein Zipfel erst ungläubig auf das Heft, dann in ihre Hand, schüttelte den Kopf und wollte sich dann erneut nach dem Heft bücken, Emilia jedoch war schneller. Schon hatte sie es aufgehoben und hielt es sicher und fest.
„Setz dich, es ist gut!“, meinte die völlig verwirrte Lehrerin. Abermals schüttelte sie verwundert den Kopf, so dass ihre kunstvolle Frisur bedenklich verrutschte. Emilia ließ sich das nicht zweimal sagen und setzte sich schnell auf ihren Platz.
„Uff, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt!“, stellte sie erleichtert fest. Der Kaugummi war ja nur aus Versehen auf die Rückseite des Umschlages gelangt, als sie es vom Boden aufgehoben hatte. Im Augenblick reichte es mit Abenteuern, deswegen verstaute das „Gute Stück“ in einem Papiertaschentuch tief in ihrer Hosentasche.
„Ich muss mir einen Namen ausdenken! Kaugummi, so heißt doch jeder. Aber dieser ist doch schließlich besonders, also muss er auch einen coolen Namen bekommen“, überlegte Emilia, als die Schulglocke auch schon klingelte. Erleichtert schnatterte alles durcheinander. Die meisten fanden es doch super, dass man wegen diesem Tafel Malheur keine Kurzarbeit hatte schreiben müssen. Schließlich liebte nicht jeder Mathe. Alles rannte lärmend in den Hof, froh über die Pause.
„Wer macht mit Gummi Hopf?“
„Gummi Hopf?“ Die Freundinnen prusteten los:
„Gummi Hopf, was soll das denn sein, nie gehört?“ Maria schwenkte ein ziemlich mitgenommenes, ausgeleiertes Etwas in die Höhe. Es konnte gut mal ein Gummiband gewesen sein, viel war nicht mehr davon zu erkennen. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass sie das früher immer gespielt hatten, und das fand sie irgendwie cool und wollte es ausprobieren.
„Ich“, „Ich“, „Ich“, riefen Sophia, Mia und Emilia fast wie aus einem Mund, obwohl sie noch nicht genau wussten, wie das gehen sollte.
„Erster“, „Erster“, „Erster!“, riefen sie begeistert. Schon war natürlich die schönste Streiterei im Gange.
„Ach was, ich bin mal Letzte!“, flötete Emilia und grinste.
“He?“
„Wie bitte?“
„Du bist heute nicht zufällig krank?“ Alles redete durcheinander, offensichtlich waren sie das von Emilia nicht gewohnt.
„Sag mal, das ist ja ganz was Neues? Erst zeigst du dein Heft freiwillig her, und jetzt willst du auch noch Letzte sein?“, staunte Sophia.
„Na gut, uns soll`s recht sein“, willigte sie hocherfreut ein.
Heimlich knetete Emilia ihren Kaugummi warm und als sie an die Reihe kam, klebte sie ihn geschwind an ihre Fußsohle.
„Jetzt werden die mal sehen, was du kleines Kerlchen so alles kannst. Bitte blamier mich nicht“, dachte sie noch, als es auch schon losging! Hei, das ging ja wie toll! Fast wie von selbst sprang Milli hinüber und herüber. Ein herrliches Gefühl war das. Obwohl ihre Freundinnen das Gummiband immer höher hielten, war sie jedes Mal locker darüber gesprungen und wieder federnd auf dem Boden gelandet. Ihre Freundinnen wurden schon ziemlich sauer.
„Hör doch auf, wir wollen auch mal drankommen!“
„Mach doch endlich mal einen Fehler, sonst ist die Pause rum und wir sind bloß einmal dran gewesen!“, maulten die Freundinnen durcheinander, weil sie das Spiel nicht gekannt hatten, es aber ziemlich lustig fanden.