Empörung, Andacht, Ewigkeit - Max Herrmann-Neiße - E-Book

Empörung, Andacht, Ewigkeit E-Book

Max Herrmann-Neiße

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Beschreibung

Ein größerer Gedichtband sollte in drei Teilen Verse geben, die mein Erlebnis der Welt in seinen hauptsächlichen Ausstrahlungen faßten: Empörung wider ihre Höllen, Andacht vor ihren Wundern, Ewigkeit in der letzten Hingabe an das Göttliche über ihr. Das kleine nun vorliegende Buch konnte nur in einer Auswahl eine Andeutung von dem Gewollten zu bringen versuchen. Möge es vor allem den Irrtum beseitigen, ich sei mit der Etikettierung als fortgeschritten-realitätenabschildernder Großstadt-Lyriker gekennzeichnet. Und möge es wenigstens eine Ahnung verschaffen von jenem Erfühlt-Musikalischen, Rhythmisch-Vollen, was ich wieder als das Ursprüngliche und Wesentliche des Lyrischen existierend wissen möchte. Der Schlußzyklus bestrebt sich, mein großes Erlebnis vom Geiste Jakob Böhmes in Kunst umzusetzen, das heißt in einen Gefühlsstrom, der die Bereiten zu Andacht und Inbrunst in gleichem Willen mit sich nimmt. Und nicht zuletzt soll meine Dichtung gehört werden als ein unverkehrbares Bekenntnis zu einer in Blut und Hirn verankerten Weltanschauung, der aller Gewalt- und Machtkult in jeder Form als der ewige Widersacher gilt und die sich restlos einsetzt für eine Befreitheit und Erlösung alles Irdischen, vor welcher Herrschen und Beherrschtwerden zwei gleich verwerfliche Spiegelungen ein und desselben Bösen sind. In diesem Sinne ein Gruß und Gelöbnis für jeden namenlosen Kameraden! (Und eine Huldigung für den bewährten!)« Max Herrmann-Neiße

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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Vorwort

Erkenntnis ist ein Wald von Schnee

Immanuel leidet in der großen Stadt

Letzter Notschrei

Keiner Seele darf ich Antwort geben

Mein Herz ist leergebrannt

Der Mutter

Lob des Mondes

Bettler, wo kehrtest du ein

Verirrt in dieser Fremdheit Not

Türme in der großen Stadt

Ein Abend ist vertan - ein Tag zerschlagen - -

Wenn ich wieder durch die Fremde irre ...

Werd’ ich noch einmal Bruder entgürteter Geister?

Zum Herzen meines Vaters

Was ihr verschenkt, wird euer Reichtum werden

Schweigen mit dir

Verse von Ausreise und Wiederkehr

Blumenlied

Mein Gethsemane

Abendliches Leni-Lied

Du meiner Beete stille Gärtnerin

Dialog an den Drei-Steinen

Acht Gedichte aus der Nachfolge Jakob Böhmes

In fremder Straßen fremde Nacht verschlagen

Dieser Welt entgrüntes Witwentum

Auch der Zweifler bleibt in Gottes Sphäre

Herr, kannst du nicht die Dinge strafen

Ich nahm den sehr verhaßten Pfad - -

Veracht’ ich mich, um Gott mehr zu gefallen?

Himmelfahrt

Des Erlösers letzter Sieg

Über den Autor

E-Books im Reese Verlag:

Hinweise und Rechtliches

Max Herrmann-Neiße

Empörung, Andacht, Ewigkeit

Gedichte

»Wir gehen im Rosengarten, da sind

Lilien und Blumen genug; wir wollen

unserer Schwester einen Kranz machen,

so wird sie sich vor uns freuen.«

(Jakob Böhme,»De triplici vita hominis«.)

Copyright © 2013 Reese Verlag, Lothar Reese, Hannover.

ISBN: 3-944621-13-5

ISBN-13: 978-3-944621-13-5

Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten.

Vorwort

»Ein größerer Gedichtband sollte in drei Teilen Verse geben, die mein Erlebnis der Welt in seinen hauptsächlichen Ausstrahlungen faßten: Empörung wider ihre Höllen, Andacht vor ihren Wundern, Ewigkeit in der letzten Hingabe an das Göttliche über ihr. Das kleine nun vorliegende Buch konnte nur in einer Auswahl eine Andeutung von dem Gewollten zu bringen versuchen. Möge es vor allem den Irrtum beseitigen, ich sei mit der Etikettierung als fortgeschritten-realitätenabschildernder Großstadt-Lyriker gekennzeichnet. Und möge es wenigstens eine Ahnung verschaffen von jenem Erfühlt-Musikalischen, Rhythmisch-Vollen, was ich wieder als das Ursprüngliche und Wesentliche des Lyrischen existierend wissen möchte. Der Schlußzyklus bestrebt sich, mein großes Erlebnis vom Geiste Jakob Böhmes in Kunst umzusetzen, das heißt in einen Gefühlsstrom, der die Bereiten zu Andacht und Inbrunst in gleichem Willen mit sich nimmt. Und nicht zuletzt soll meine Dichtung gehört werden als ein unverkehrbares Bekenntnis zu einer in Blut und Hirn verankerten Weltanschauung, der aller Gewalt- und Machtkult in jeder Form als der ewige Widersacher gilt und die sich restlos einsetzt für eine Befreitheit und Erlösung alles Irdischen, vor welcher Herrschen und Beherrschtwerden zwei gleich verwerfliche Spiegelungen ein und desselben Bösen sind. In diesem Sinne ein Gruß und Gelöbnis für jeden namenlosen Kameraden! (Und eine Huldigung für den bewährten!)« Max Herrmann-Neiße

Erkenntnis ist ein Wald von Schnee

Erkenntnis ist ein Wald von Schnee um meine Stirn.

Ich stehe still. Tatkraft zerbricht unter der Last.

Zermalmter Zweig. Bin ich für immer ungebetner Gast

und muß ein Leben lang von fremder Tür zu fremder

Türe irrn?

Im Sonnenaufgang stirbt mein Stern. Ein See

von blauer Seele gibt sich einem Berg verkrümmten

Dunkels hin.

Ich weine selbstgefälliges Mitleid. Ängste mich

nach einem Sinn,

der leuchtend leitet durch den endlos auf getürmten Wald

von Schnee.

Ich halte meine Hände unbewußt wie zum Gebet

für einen fremden Mann, für eine fremde Frau.

Ich zwinge mich zur Lust ... zum Ernst ... und ich

verblasse grau

ein wesenloser Schatten, der von seinem lang schon toten

Herrn in wesenloser Zwietracht geht ...

Denn Liebe wird Verleumdung. Zweikampf prallt aus Glück.

Kein Leichtsinn singt Verlorenes zurück.

Dies starb: Frommsein, voll Heiterkeit, in allem ohne Sünde

wider dich und mich.

Jeder fühlt bei jedem Schritt im Herzen der einen

unvergeßlichen Sekunde Messerstich.

Immanuel leidet in der großen Stadt

In die große Stadt mochte Gott nicht mit mir gehen:

er hat mich bis an die Grenze gebracht; am Kreuz mit dem

goldbeschriebenen Stein,

das ihm mein Vater auf unserm Felde weihte, blieb er

plötzlich stehen,

gab mir noch ein Lied seiner Augen zum Geleite, schwand

ins Geriesel der Silberpappel und ließ mich

allein. ---

Aber hier ist immer ein Flackern auf Tennisplätzen,

kommt immer abends aus Gartenbühnen der Stimmen Sturz;

Hunde (ach mein sehr geliebter Wolf daheim!) nicht mehr

als einer Tapete Fetzen