Engel mit Vergangenheit - Sophia James - E-Book

Engel mit Vergangenheit E-Book

Sophia James

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Beschreibung

Nicholas Pencarrow, Duke of Westbourne, kann die faszinierende Frau nicht vergessen, die ihm das Leben rettete und anschließend spurlos verschwand. Ihren Namen findet er zwar schnell heraus, doch seine Versuche, Kontakt mit der schönen, rätselhaften Brenn

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Seitenzahl: 424

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Sophia James

Engel mit Vergangenheit

IMPRESSUM

HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Sophia James Originaltitel: „Fallen Angel“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICALBand 213 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg Übersetzung: Corinna Hermes de Chedjou Der Abdruck des Auszuges aus John Keats’ „Der St.-Agnes-Abend“ in der Übertragung von Mirko Bonné

Abbildungen: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733760397

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:JULIA, BACCARA, BIANCA, ROMANA, TIFFANY, CORA CLASSICS

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1. Kapitel

Airelies, Kent

August 1861

Brenna verharrte reglos und lauschte, den Kopf zur Seite geneigt, den gedämpften Geräuschen des milden Sommerabends. Hinter ihr rauschte der Fluss, und die Platanen säuselten im lauen Abendwind, ganz so wie immer. Etwas jedoch war anders als sonst. Auch Mars und Bellona, ihre beiden Jagdhunde, schienen es gespürt zu haben, denn sie hielten plötzlich im Lauf inne und sträubten die Nackenhaare. Brenna griff nach ihrer Flinte, entsicherte sie und schob mit zittrigen Fingern eine Patrone in den Lauf, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Er führte in das dichte Wäldchen, das eine halbe Meile von Worsley entfernt die Northern London Road säumte. Mühsam bahnte Brenna sich einen Weg durch das Unterholz, schob Zweige und Äste beiseite, während sie den seltsamen Geräuschen folgte, die nun deutlicher zu vernehmen waren.

Stimmen. Es waren Männerstimmen. Dumpfe, bedrohlich klingende Männerstimmen. Brenna bekam es mit einem Male mit der Angst zu tun und wich klopfenden Herzens einige Schritt zurück. Durch ein Handzeichen befahl sie ihren Hunden, ihr zu folgen, kauerte sich dann jedoch im Gebüsch nieder, um vor ihrem endgültigen Rückzug noch einen Blick auf die Unbekannten und ihr geheimnisvolles Treiben zu erhaschen. Sie erspähte zwei Männer, die einen halb bewusstlosen dritten hinter sich herschleiften. Das Gesicht des Unglücklichen war blutbefleckt, seine Augen mit einer hastig geschlungenen Augenbinde verdeckt, und sein elegantes Hemd und die maßgeschneiderten Hosen wirkten seltsam fehl am Platze angesichts des groben Leinenzeugs seiner Peiniger.

"Gütiger Himmel, Straßenräuber!" schoss es Brenna durch den Kopf. Unwillkürlich presste sie die Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien, und schloss die andere fester um den Griff ihrer Jagdflinte. Als Mars hinter ihrem Rücken zu knurren begann, drückte sie ihm beherzt die Schnauze zu und zwang ihn, sich ruhig zu verhalten, obwohl ihr selbst alles andere als ruhig zu Mute war. Gebannt beobachtete sie, wie die beiden Räuber den Mann mit der Augenbinde unsanft an den Stamm einer mächtigen Ulme fesselten und sich dann zurückzogen.

Brenna lauschte den Schritten der Männer, um herauszufinden, wohin sie gingen. Gewiss zurück zur Kutsche ihres Opfers, schließlich handelte es sich um einen Raubüberfall. Was wohl aus den Bediensteten oder dem Gefolge des Gentleman geworden sein mochte? Und wie dreist diese Strauchdiebe doch waren, an einem derart stark befahrenen Wegstück zuzuschlagen! Vorsichtig schlich Brenna durch das Unterholz, bis sie fast hinter dem Rücken des gefesselten Mannes angelangt war. Dabei spähte sie immer wieder in die Richtung, in der seine beiden Peiniger verschwunden waren, deren Stimmen der Wind als undeutliches Gemurmel zu ihr hinübertrug. Als sie den Gefesselten erreicht hatte, hockte sie sich nieder. Sie wusste, dass er ihre Anwesenheit bemerkt hatte, denn er wandte ihr das Gesicht zu. So leise sie konnte, flüsterte sie ihm zu: "Zwei mit Gewehren bewaffnete Männer sind gerade dabei, Ihre Kutsche zu plündern, fürchte ich …"

Ein Ruck ging durch seinen Körper. "Können Sie meine Fesseln lösen und mir dieses Ding von den Augen nehmen?" unterbrach er sie. Seine tiefe Stimme klang heiser vor Zorn.

"Ich werde mich zuerst um Ihre Fesseln kümmern. Das ist sicherer, für den Fall, dass die Räuber zurückkehren sollten." Er nickte, und Brenna machte sich mit zitternden Fingern an dem Strick zu schaffen, mit dem seine Handgelenke zusammengebunden waren. Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie so lange brauchte, um die Fesseln zu lösen, und hielt dabei unablässig nach den Straßenräubern Ausschau.

Soeben hatte sie den letzten Knoten geöffnet, da bahnten schwere Stiefel sich mit dumpfen, krachenden Schritten einen Weg zurück auf die kleine Lichtung. Während der Mann neben ihr sich die Binde von den Augen riss, sank Brenna auf die Knie, hob ihre Jagdflinte an die Wange und schoss dem ersten Räuber eine Ladung Schrot ins Bein. In Windeseile lud sie nach, um den zweiten Schuss abzufeuern. Dazu kam sie allerdings nicht mehr, denn zwei starke Arme zogen sie just in dem Augenblick hinter den schützenden Stamm eines Baumes, als über ihrem Kopf eine Kugel durch die Luft pfiff. Völlig unvermittelt fand sie sich unter einer breiten Männerbrust wieder, die sie fest auf den Waldboden drückte. Brenna war erschrocken und wütend, empfand jedoch zugleich ein Gefühl, das ihr weniger vertraut war. Sie spürte die festen Muskeln des Fremden unter ihren Handflächen und fühlte sich einen kurzen Augenblick lang so sicher und geborgen wie nie zuvor in ihrem Leben. Der Körper des Mannes strahlte Kraft aus, Stärke, … Glut. Plötzlich drängten ihre Hunde sich zwischen sie und den Fremden, beunruhigt über die Nähe ihrer Herrin zu diesem unbekannten Mann. Mit vor Zorn und Scham geröteten Wangen löste Brenna sich aus seiner Umarmung und kauerte neben ihm nieder, wobei sie sorgfältig darauf bedacht war, gebührenden Abstand zu wahren.

"Geben Sie mir Ihre Waffe, und verschwinden Sie hier!" verlangte er. Als Brenna sich nicht vom Fleck rührte, blickte er sie fragend an.

"Bringen Sie sich in Sicherheit, Prinzessin", wiederholte er ruhig.

"Sie können mit einer Flinte umgehen …?"

Zu Brennas Überraschung lächelte er, und als er ihr die Waffe aus der Hand nahm, schlug ihr das Herz vor Aufregung bis zum Hals. Unwillkürlich wich sie vor ihm zurück. Niemals durfte sie jemanden an sich heranlassen – niemals.

"Ich werde die Kerle in Schach halten, bis Sie in Sicherheit sind", erklärte er, lud die Waffe nach und nahm die Angreifer ins Visier. Brennas Blick fiel auf den goldenen Siegelring an seinem kleinen Finger und die in gleicher Farbe schimmernden Strähnen in seinem kastanienbraunen Haar. Dann raffte sie die Röcke ihres Jagdkostüms und floh durch den Wald, bis sie die Sicherheit des offenen Feldes erreicht hatte, froh über die Hunde an ihrer Seite. Hinter ihrem Rücken hallten Schüsse über die Lichtung, drei, vier, fünf … dann war es still. Sie biss sich auf die Unterlippe. Die Vorstellung, wie der Fremde getroffen zu Boden sackte, die grünbraunen Augen gebrochen und starr, schnürte Brenna die Kehle zu und erfüllte sie mit einem quälenden Gefühl des Verlusts und der Trauer.

"Bitte, lieber Gott, mach, dass er noch lebt, mach, dass er in Sicherheit ist!" Wieder und wieder sandte sie ihr Stoßgebet gen Himmel, während sie den Weg zu Airelies Manor hinaufeilte, hastig die schwere Tür des alten Herrenhauses öffnete und über die Schwelle trat. Das Blut pochte ihr in den Schläfen, als sie sich atemlos und erschöpft gegen die Tür sinken ließ. Durch den Lärm aufgeschreckt, eilte Mrs. Fenton, die Haushälterin, aus der Küche herbei, um nach dem Rechten zu sehen. Sobald sie Brennas Zustand gewahr wurde, war sie auf der Stelle an der Seite ihrer jungen Dienstherrin.

"Was um Himmels willen ist Ihnen denn widerfahren, Kindchen?" fragte sie aufgeregt und wischte sich die mehlbestäubten Hände an ihrer großen Küchenschürze ab.

"Im Wald treiben sich Straßenräuber herum. Verriegeln Sie alle Fenster und Türen und holen Sie die Pistolen aus dem Arbeitszimmer! Wenn der Gentleman, den sie ausrauben wollten, erschossen wird, stehen die Kerle als Nächstes hier auf Airelies vor der Tür. Ich glaube, sie haben mich gesehen!"

Hastig schob Rose Fenton die schweren Messingriegel vor. "Mein Gott, Brenna! Wir sind allein hier, nur Albert und der junge Stephen sind noch da. Da können wir unmöglich irgendwelche Straßenräuber erschießen!"

"Genau das habe ich soeben getan", entgegnete Brenna, abermals von Grausen gepackt, woraufhin die Haushälterin sich erschrocken bekreuzigte und inbrünstige Gebete an den Barmherzigen zu stammeln begann.

"Sie haben jemanden umgebracht?"

"Ich habe ihm das Knie zerschossen, glaube ich. Wenigstens wird ihn das ein wenig aufhalten." Brenna verzichtete darauf, den zweiten Räuber zu erwähnen. Der Gentleman ist gewiss in Sicherheit, sagte sie sich. Er hatte einen kräftigen, wehrhaften Eindruck gemacht und die Jagdflinte mit geübter Hand geladen. Sie versuchte, sich das Wappen in Erinnerung zu rufen, das sie auf seinem Ring gesehen hatte. Ein sich aufbäumender Löwe über zwei gezückten Dolchen. Stärke und Gefahr. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als Brenna daran dachte, wie gut dieses Bild zu ihm passte. Ihre blassen Wangen bekamen wieder Farbe, während sie von Fenster zu Fenster eilte, um jedes sorgfältig zu verriegeln. Sollte sie vielleicht zurückgehen, um dem fremden Gentleman zu helfen? Sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Ihre Rückkehr würde ihn vermutlich eher gefährden, statt ihm zu nützen. Dennoch wollte die Anspannung einfach nicht von ihr weichen, während sie im Flur auf und ab ging, den Blick angestrengt ins Dunkel jenseits der Fenster gerichtet, damit ihr auch nicht die leiseste Bewegung entging.

Keine weiteren Schüsse hatten die abendliche Stille zerrissen, doch soeben waren vom Dorf her laute Rufe zu ihnen heraufgeschallt. Der Anblick von Mrs. Fentons schreckensbleichem Gesicht riss Brenna aus ihren Gedanken, und sie bemühte sich nach Kräften, ihre eigene Furcht vor der älteren Frau zu verbergen.

"Wer auch immer tot oder lebendig sein mag, er wird uns nun wohl nicht mehr belästigen", erklärte sie mit gespielter Ruhe und warf einen Blick auf die Standuhr am anderen Ende des Korridors. "Doch um ganz sicher zu gehen, packen wir morgen in aller Frühe unsere Koffer und kehren nach London zurück. Außerdem werde ich Albert bitten, Stephen hinunter nach Worsley zu schicken und Einzelheiten über den Zwischenfall in Erfahrung zu bringen."

Kaum hatte sie ihren Satz beendet, als eine Kutsche die Auffahrt hinauffuhr und vor dem Haus zum Stehen kam. Der Wagenschlag wurde aufgerissen, und als Brenna jenen Mann aussteigen sah, den die Räuber an einen Baum gefesselt hatten und der nun ihre Jagdflinte in der Hand hielt, verschlug es ihr vor Schreck beinahe den Atem. Ohne jede weitere Überlegung wandte sie sich an ihre Haushälterin.

"Sagen Sie ihm bitte, ich sei fort. Danken Sie ihm dafür, dass er meine Flinte zurückgebracht hat und …", sie rief die letzten Worte über die Schulter, während sie die Treppenstufen hinaufeilte, "… richten Sie ihm aus, ich wolle ihn nicht mehr wiedersehen." Just in dem Augenblick verschwand sie in einem der Schlafzimmer im ersten Stock, als das dumpfe Geräusch des Türklopfers ertönte.

Rose Fenton strich ihre Küchenschürze glatt, holte tief Luft und öffnete mit einem säuerlichen Lächeln auf den Lippen die Tür. Vor ihr stand der stattlichste Gentleman, dem sie je das Vergnügen hatte zu begegnen, und daran änderten auch seine zahllosen blauen Flecke und Schürfwunden nichts. Sein Haar war von der Farbe dunklen Kupfers, und seine Augen strahlten in warmem Grün. Der dunkle burnusähnliche Mantel, den er trug, war an der Schulter eingerissen, die kostbaren goldenen Applikationen darauf arg beschädigt.

"Kann ich Ihnen helfen, Sir?" fragte Rose atemlos, den Blick auf Brennas Jagdflinte geheftet, die der Besucher ihr mit einer höflichen Verbeugung lächelnd in die Hand gedrückt hatte.

"Im Gasthaus unten in Worsley hat man mir gesagt, eine Miss Brenna Stanhope wohne hier, und ich nehme an, diese Waffe gehört ihr, doch sicher bin ich nicht."

Die Haushälterin fiel ihm ins Wort: "Ja, Sir, Miss Brenna hat mir erzählt, was sich zugetragen hat, und mich gebeten, Ihnen zu danken."

"Sie ist also hier?" Sein Blick glitt prüfend durch den menschenleeren Flur. "Dürfte ich einen Augenblick mit ihr sprechen?"

Rose Fenton trat vor ihn hin und verstellte ihm die Sicht ins Innere des Hauses. "Nein, Sir, sie … sie ist soeben abgereist …" Die Auskunft klang völlig aus der Luft gegriffen und wenig glaubhaft.

"Zurück nach London?" fragte er zweifelnd.

"Nein, noch nicht. Sie ist hinunter nach Süden gefahren."

Der Mann lehnte sich an die Außenwand. Ein verstimmter Ausdruck huschte über sein Gesicht. "Sie möchte mich nicht sehen, meinen Dank nicht persönlich entgegennehmen?"

"Nein, Sir."

"Dürfte ich einen Brief für sie hinterlegen?"

"Nein, Sir. Miss Stanhope möchte die ganze Angelegenheit einfach vergessen. Es ist vorbei, und dabei wünscht sie es zu belassen."

"Ich verstehe", sagte der Gentleman knapp, straffte sich und trat unter dem von Säulen getragenen Vorbau hervor. "Könnten Sie dafür sorgen, dass sie unter allen Umständen von meinem Besuch erfährt, und ihr meinen tief empfundenen Dank aussprechen?"

"Das werde ich tun, Sir", entgegnete Mrs. Fenton und zog besorgt die Stirn kraus, als der Blick des Mannes zu einem der Fenster im ersten Stock hinaufwanderte. Gewiss war ihm nicht entgangen, dass eine schemenhafte Gestalt sich hastig hinter einen schweren Samtvorhang zurückgezogen hatte, um nicht entdeckt zu werden.

"Sie haben noch weitere Gäste?" erkundigte er sich und blickte die ältere Frau prüfend an.

"Nein, Sir."

Rose Fenton atmete erleichtert auf, als sie die Tür hinter sich schloss.

Von ihrem Versteck hinter dem Vorhang aus beobachtete Brenna die Abreise des Fremden. Sie war zutiefst beunruhigt.

Er hatte sie gesehen.

Sogar ihren Namen und ihre Adresse hatte er in Erfahrung gebracht. Könnte sich das als schädlich für sie erweisen? Würde das Interesse, das sie aus seiner Stimme herausgehört hatte, zu einer Bedrohung für sie werden? Oder sich in erstickende Neugier verwandeln?

Mit düsterer Miene beobachtete sie, wie seine Kutsche den gewundenen Weg entlangrollte, der zu Gut Airelies hinaufführte, und dann auf die Hauptstraße in Richtung Norden abbog und in der Dunkelheit verschwand.

2. Kapitel

Nicholas Pencarrow, Duke of Westbourne, Ritter des Vereinigten Königreichs und Besitzer eines halben Dutzends der prächtigsten Landsitze von ganz England, lehnte sich, die Füße lässig auf den Schreibtisch gelegt, in seinem Ledersessel zurück und las mit nachdenklicher Anteilnahme einen Brief seines Anwalts.

Trotz gründlicher Nachforschungen konnten wir nur äußerst wenig über Brenna Stanhope in Erfahrung bringen. Über die Zeit vor ihrem sechzehnten Lebensjahr, als das Mädchen sich in exklusiven, von einem Sir Michael de Lancey, ihrem Onkel, organisierten Gesellschaften einen Namen als Pianistin machte, ist absolut nichts bekannt. Vor fünf Jahren wurde Miss Stanhope als Debütantin in die Londoner Gesellschaft eingeführt, blieb jedoch nur für die Dauer einer Ballsaison. Weitere Nachforschungen förderten den Namen eines Waisenhauses in der Beaumont Street zu Tage. Offenbar leiten Sir Michael und seine Nichte die Einrichtung gemeinsam, wobei Miss Stanhope zusätzlich in der angegliederten Schule unterrichtet …

Nicholas legte die Stirn in Falten. Ein Waisenhaus? Die Vorstellung faszinierte ihn, wie alles, was er über die geheimnisvolle Miss Stanhope in Erfahrung gebracht hatte. Der Rest des Schreibens enthielt nur einige spärliche Angaben über Michael de Lanceys beschränkte Vermögensverhältnisse, weiter nichts. "Verflucht", entfuhr es Nicholas leise. Warum war sie so heimlichtuerisch? Seine Gedanken wanderten zurück zu der Frau, der er im Wald begegnet war, zu ihrem ebenholzschwarzen Haar, den veilchenblauen Augen und ihren üppigen, weiblichen Formen. "Brenna Stanhope …" Leise sprach er ihren Namen in die Stille seines Arbeitszimmers hinein, erinnerte sich an ihre wohlklingende Stimme, die Grübchen in ihren Wangen und das Gefühl ihres warmen Atems an seiner Wange.

Und als er sie berührt hatte …

Ein Geräusch draußen im Korridor riss ihn aus seinen Tagträumen. Er erhob sich just in dem Augenblick, als die Tür geöffnet wurde und Lady Letitia Carruthers eintrat, eine Schönheit mit goldblonden Ringellöckchen und strahlend blauen Augen in einem modischen rosa Redingote-Tageskleid, das sich um ihre Wespentaille schmiegte. "Nicholas, Liebling", sagte sie atemlos und warf sich ungestüm in seine Arme, um dann auf einem in der Nähe stehenden Sofa Platz zu nehmen und mit geübten Griffen ihre Röcke um sich herum zu drapieren. "Ich bin erschöpft, und dieser Ball, den du planst, wird der krönende Abschluss zahlloser Stunden harter Arbeit sein. Solch eine Opulenz hat nicht einmal Christopher zu seinen besten Zeiten angestrebt!"

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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