Entführung in Manhattan – Das verschwundene Hotel - Walter Kaufmann - E-Book

Entführung in Manhattan – Das verschwundene Hotel E-Book

Walter Kaufmann

4,8

Beschreibung

In diesem Buch stecken zwei in einem – „Entführung in Manhattan“, erschienen 1975 im Kinderbuchverlag Berlin, und „Das verschwundene Hotel“, erschienen 1973 im Verlag Junge Welt Berlin. Beide spielen in New York. In „Entführung in Manhattan“ geht es - wie schon der Titel sagt – um eine Entführung, eine richtige Entführung. Leon hatte keine Chance, er konnte sich nicht mehr losreißen, nicht wegrennen, Zwei Jungen hielten ihn von beiden Seiten gepackt und umklammerten seine Ellbogen mit hartem Griff. „Wer seid ihr, was wollt ihr?", keuchte Leon. Sie wollen tausend Dollar von Leon haben und bringen ihn in ein Versteck. In dem feuchten, finsteren und kalten Kellerloch soll er bleiben, bis er auspackt … Und das Hotel war wirklich verschwunden: „Leon schaute sich um. War er vom Broadway falsch abgebogen und irrtümlich die 85. Straße hinuntergelaufen? Er trat an den Rinnstein und beugte sich vor. Die Straße, in der er sich befand, lief jenseits der 8. Avenue durch den Central Park weiter. Nein, er hatte sich nicht verlaufen. Das hier war die 86. Straße! Hier hatte das Hotel gestanden, das seit dem Tode des Vaters seiner Mutter Lohn und Brot gab. Und nun war es fort. War von einem Sonntag zum anderen verschwunden.“ Jetzt war dort nur noch ein leerer Platz … LESEPROBE: Scarface steckte die Angst in den Knochen. Das gelbe Licht blinkte noch immer in Freckles Fenster, und, was noch schlimmer war: ihm war ein Flitzer aufgefallen mit zwei Polypen in Zivil auf den Vordersitzen und hinten - nun, er war sich nicht sicher, verflucht noch mal -, aber es war ihm so vorgekommen, als ob die Gestalt, die hinten saß, Puncho war ... Natürlich konnte er sich das ebenso gut eingebildet haben. Eins war jedoch klar, die dritte Person in diesem verfluchten Flitzer war zu klein für einen Polypen. Scarface dachte über Busters Befehl nach, den ihm Spider überbracht hatte, und kam zu dem Schluss, dass er den Kopf in die Schlinge steckte, wenn er nicht besonders vorsichtig war. Kam man nur über das freie Gelände aus dem Gebäude hinaus? Gab es keinen unterirdischen Durchschlupf? Jedenfalls kannte er keinen. Und ein Ausgang zur Gasse? Nein. Allerdings war da dieses verschalte Loch in der Wand, etwa ein Stockwerk hoch über dem Erdboden. War vielleicht mal 'n Fenster gewesen - jedenfalls groß genug, dass man sich im Notfall durchquetschen und runterspringen konnte. Aber mit einem gekidnappten Jungen, der sich womöglich sogar weigerte zu laufen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 216

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
13
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Walter Kaufmann

Entführung in Manhattan – Das verschwundene Hotel

ISBN 978-3-86394-568-8 (E-Book)

Das Buch „Entführung in Manhattan“ erschien erstmals 1975 in Der Kinderbuchverlag Berlin, das Buch „Das verschwundene Hotel“ 1973 im Verlag Junge Welt Berlin.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Illustrationen: Angela Brunner

Foto: Barbara Meffert

Übersetzung aus dem Englischen: Olga und Erich Fetter

© 2013 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Entführung in Manhattan

1. Kapitel

Alles ging blitzschnell. Leon konnte sich nicht mehr losreißen, nicht mehr fortrennen. Denn ehe er überhaupt wusste, was los war, spürte er schon die Spitze des Messers im Rücken. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Die Knie wurden ihm weich. Die zwei Jungs hielten ihn von beiden Seiten gepackt und umklammerten seine Ellbogen mit hartem Griff.

„Wer seid ihr, was wollt ihr?", keuchte Leon.

„Was er nicht weiß, macht uns nicht heiß", rief der Größere der beiden seinem Komplizen zu. „Keine Namen, klar?" Der Kleinere grinste. „Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir ihm 'n paar Namen hinwerfen, um ihn 'n bisschen aufzuheitern", antwortete er.

„Okay", sagte der Große zu Leon. „Okay. Ich bin Spider, die Spinne, und mein Biss ist giftig - merk dir's lieber!"

„Und ich bin Stumpy, der abgebrochene Riese", sagte der Kleine, „was aber nicht heißt, dass ich Holzbeine hab. Ich bin vielleicht 'n bisschen zu kurz geraten, aber sonst der harte, zähe, unerbittliche Bursche in diesem Verein hier. Das erste siehst du mit eignen Augen, das zweite fühlst du - oder?“

Er drückte das Messer Leon stärker gegen den Rücken und drehte es dabei leicht. Leon fühlte es.

„Was wollt ihr von mir?", wiederholte er.

„Bloß dass du still und friedlich mitkommst, ohne Widerstand, mehr nicht", erklärte Stumpy.

„Lasst mich gehen", sagte Leon. „Ich muss nach Hause. Sofort. Meine Mutter ist krank."

„Mutters Liebling, wie? Nennen wir den hübschen Knaben doch Pretty Boy. Vielleicht möbelt ihn das auf", sagte Spider zu Stumpy. „Kannst du ihm nicht 'n Taschentuch pumpen?"

„Ich doch nicht", gab Stumpy zur Antwort. „Ich hab’ doch bloß Messer."

Durch den Druck seines Messers befahl er Leon loszugehen. Die Klinge fuhr durch den Stoff seines Mantels wie durch Butter.

„Die kommt auf der andren Seite von dir raus, ehe du bis drei zählen kannst, wenn du dich jetzt nicht langsam in Bewegung setzt", sagte er drohend. „Hat 'ne erstklassig geschliffne Klinge, mein gutes olles Messer."

„Was habe ich euch nur getan?", fragte Leon. „Lasst mich doch bitte gehen. Hört ihr, lasst mich gehn."

„Gefällt ihm nicht, unsre Gesellschaft", sagte Stumpy zu Spider. „Was sagst du dazu. Pretty Boy will einfach losgehn."

„Lass ihm doch seinen Willen. Losgehn soll er ja", sagte Spider. „Aber mit uns."

„Also los, Pretty Boy, gehn wir", befahl Stumpy. „Machen wir zusammen 'nen netten kleinen Spaziergang rund um den Block. Ist nicht weit. Grade weit genug, damit du 'n bisschen warm wirst."

Sie redeten, als ob sie Spaß machten. Doch Leon fühlte weiterhin die Drohung: Die Gefahr blieb handfeste Wirklichkeit. Nur - warum waren sie gerade auf ihn verfallen? Warum hatten sie sich ihn ausgesucht?

„Ich habe kein Geld", sagte er. „Keinen Penny. Ich habe alles für die Medizin ausgegeben - Medizin für meine Mutter."

„Klar", sagte Spider. „Haben's gesehn. Mehr als hundert Dollar, 'ne Menge Zaster für 'ne Flasche Pillen. Wette, der Besitzer von dem Drugstore da springt jetzt noch vor Freude bis an die Decke."

„Aber meine Mutter braucht diese Tabletten - sie braucht sie wirklich dringend", sagte Leon.

„Jaaa", nölte Stumpy. „Und bald braucht sie dich, weil du jetzt nämlich für 'n paar Tage verschwunden bleibst. Kann sie hundert Dollar für Pillen hinlegen, kommt sie auch mit 'nem Tausender rüber, um dich wiederzukriegen. Klare Sache, Pretty Boy, muss sich doch jeder sagen, nicht?"

„Tausend Dollar?", stammelte Leon, „Meine Mutter hat ihr ganzes Leben lang nicht so viel Geld gehabt. Und im Augenblick ist sie krank. Sie kann nichts verdienen und kann keinen Penny bezahlen."

„Hör auf, uns was vorzujammern", sagte Spider, der die Geduld verlor. „Und bleib nicht stehn, sondern geh immer schön weiter, wenn dir dein Leben lieb ist."

„Richtig", sagte Stumpy und drückte Leon die scharfe Spitze der Klinge fester in den Rücken. „Säh wirklich nicht schön aus, überhaupt nicht, wenn du plötzlich 'n Loch im Rücken hättest, wo vorher keins war. Also halt's Maul und marschier immer schön weiter."

Das Kellerloch war feucht, finster und kalt - aber am schlimmsten war das unheilvolle Getöse alle paar Minuten. Leon hörte es schon von Weitem, wie es zu drohendem Gepolter anschwoll, bis es als Klirren und Donnern von eisernen Rädern auf stählernen Schienen mit betäubendem Krachen in seinen Ohren explodierte. Die Wände bebten. Der Boden vibrierte. Es war geradezu so, als ob die Untergrundbahn mitten durch den Keller raste, in den ihn die beiden Jungs gestoßen hatten.

Leon kauerte in der Ecke neben der Tür. Ein Stück Putz löste sich und krachte auf den Zementfußboden. Wenn die ganze Decke runterkommt, dachte Leon, begräbt mich der Schutt. Nach der Zahl der Züge, die vorübergerast waren, musste er schon eine ganze Weile hier drin sein. Eine Stunde? Wenn eine Stunde so lang war, wie sollte er dann ein paar Tage hier aushalten? Jedenfalls hatte dieser Spider „ein paar Tage" gesagt. Was meinte er damit? Einen Tag und eine Nacht? Noch einen Tag und eine weitere Nacht? Oder etwa länger?

Leon vergrub das Gesicht in den Armen und hielt sich wegen des Gedröhns der Züge die Ohren zu. Als das Getobe der Räder abebbte, schob er sich, eng an die Wand gepresst, zu der eisernen Kellertür, schlug mehrmals dagegen und wartete. Er hörte, wie sich Schritte näherten, wie kreischend ein Riegel zurückgezogen wurde. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Der Strahl einer Taschenlampe erhellte ein Stück Kellerwand. „Schluss mit dem Radau, verstanden!"

Leon erkannte an der Stimme, dass es Stumpy war. „Lass mich raus! Lass mich hier raus!", rief er.

„Was denn, Pretty Boy", höhnte Stumpy. „Magst uns noch immer nicht?"

„Nein", schrie Leon. „Nein. Ich will nach Hause."

„Nach Hause! Dein Zuhause ist, wo du jetzt bist, Pretty Boy. Und das bleibt's, bis du auspackst. Buster meint, noch ein paar Stunden in dem Loch hier, und du wirst dich danach reißen, auszupacken."

„Was will er denn wissen?", fragte Leon. „Ich erzähle ihm alles, was er wissen will - und das gleich."

„Schon besser, Pretty Boy", sagte Stumpy. „Prima Kerlchen, wirklich. Ich sehe mal nach, ob Buster jetzt hörn will, was du zu sagen hast."

Damit wurde die Tür zugedrückt, der Riegel vorgeschoben, und Leon blieb wieder im Dunkeln allein. Eine Stunde später, Leon kam es viel länger vor, wurde er mit verbundenen Augen durch ein Labyrinth von Gängen und dann eine Treppe hinaufgeführt. Oben drehte man ihn grob um und stieß ihn in einen Raum. Die Tür schlug hinter ihm zu, und er hörte, wie sie abgeschlossen wurde. Dann wurde ihm die Augenbinde abgenommen. In einem trüben, rötlichen Licht sah er die regungslose Gestalt eines Jungen, der wie ein Buddha mit untergeschlagenen Beinen auf einer Matratze hockte. Er war dick, ganz und gar glatzköpfig, und das Licht warf seinen Schatten auf die weiße Wand hinter ihm. Leon bemerkte auch andere Schatten. Er wandte den Kopf und erkannte die beiden Jungs, die ihn vor dem Drugstore gekidnappt hatten - Stumpy und Spider. Drei andere Jungs rekelten sich rechts von ihm auf Matratzen.

„Nu verneig dich mal schön vor Buster", befahl ihm Stumpy.

Leon reagierte nicht.

„Los!" Stumpy packte ihn mit einem Griff wie ein Schraubstock beim Genick und drückte ihm roh den Kopf nach unten.

„So, das ist schon besser. Der vor dir, das ist Buster, vergiss das nicht. Und nächstes Mal bist du höflicher."

„Er lernt's schon noch", sagte der kahl geschorene, dicke Junge. „Bestimmt." Dann hielt er die Flasche mit den Tabletten hoch, die Leon im Drugstore gekauft hatte, und rief mit schriller, drohender Stimme: „Wenn du willst, dass deine Mutter die Pillen kriegt, dann sag uns, wo sie wohnt - aber schnell!"

Leon sagte es ihm.

„So. Und nun erzähl uns mal, wo das Geld her war - aber schnell."

„Ich hab's gesammelt."

„Ach!", rief Buster. „Das erklär mal näher - aber schnell!"

„Ich habe für meine Mutter eine Sammlung veranstaltet. In dem Hotel, in dem sie arbeitet."

„Wie hübsch von dir, Pretty Boy", sagte Buster. „Also raus damit: Welches Hotel, wo liegt es, und wer hat die Sammlung erlaubt? Aber schnell! Oder möchtest du noch 'n bisschen länger in dem Keller auskühlen?"

„Nate Wolinski", sagte Leon. „Hotel Gloria. 86. Straße."

„Na also", sagte Buster. „Das ist immerhin schon so viel, dass du dich an deine Schularbeiten machen kannst."

Leon sah sich um. Gegen alle Vernunft hoffte er, dass sie ihn nun laufen lassen würden.

„Meine Schularbeiten kann ich nur zu Hause machen."

Der Raum hallte wider vor Lachen.

„Hab schon von Stumpy gehört, dass es dir bei uns nicht gefällt", sagte Buster. „Warum eigentlich nicht?"

Leon sagte kein Wort.

„Ich hab dich was gefragt, Pretty Boy."

„Was ist da zu sagen?", antwortete Leon. „Wer wird schon gern gekidnappt? Ich nicht. Also, was soll mir bei euch da gefallen?"

„Schade, wirklich schade!" Buster schüttelte den Kopf. „Pretty Boy", setzte er dann gespielt traurig hinzu, „du machst einen Fehler."

Er winkte Stumpy und Spider, die Leon sogleich bei den Armen packten und zu einer Kiste stießen, die als eine Art Tisch diente. Auf einem Stapel Papier lag ein Kugelschreiber.

„So, und nun deine Hausarbeit, Pretty Boy", sagte Buster. Seine Stimme klang wieder schrill und drohend. „Du schreibst jetzt, was ich dir sage - aber schnell. Also los: ‚Liebe Mum, mir geht's gut. Niemand droht mir. Nimm die Pillen und mach Dir keine Sorgen. Und ruf nicht die Polizei, auf keinen Fall. Leon.' - Hast du's, Pretty Boy?" Eine Träne tropfte auf das Papier, während Leon schrieb, doch in dem dämmrigen Licht bemerkte es keiner.

Ja, er hat es selber geschrieben, sagte sich Martha Bloom wieder und wieder. Es ist Leons Handschrift. Aber was sollte sie aus dem Inhalt machen, wie ihn verstehen? Kein einziges Wort klang nach ihm: Leon nannte sie immer Masha, wie früher ihr Mann, niemals Mum. Und hätte er nicht „Dein Leon" unterschrieben, statt bloß „Leon", wenn ihm die Nachricht nicht diktiert worden wäre? Und der Satz „Niemand droht mir" - das war so gar nicht Leons sonstige Ausdrucksweise, dass es in ihr alle möglichen bösen Ahnungen und Ängste heraufbeschwor. Guter Gott, stöhnte Martha Bloom, was ist Leon bloß zugestoßen, was haben sie mit meinem Jungen gemacht? Die Küchenuhr vor ihr auf dem Kaminsims tickte laut, Martha Bloom hatte den Laut sonst überhaupt nicht wahrgenommen. Sie starrte auf das weiße Zifferblatt, verfolgte, wie der Minutenzeiger gerade auf die Viertelstunde ruckte - ein Viertel nach sechs. Vielleicht war es wichtig, dass sie sich genau merkte, was wann geschehen war, die Polizei wollte bestimmt genau wissen, zu welcher Uhrzeit sie den Zettel gefunden hatte. Nun, sie konnte angeben, dass es zehn Minuten vor sechs an der Wohnungstür geklingelt und dass sie gleich hinterher gehört hatte, wie jemand schnell die Treppe hinunterlief. Trotz der Schmerzen in ihren geschwollenen Füßen und Knien war sie in knapp einer Minute an der Tür gewesen und hatte sie aufgerissen - aber es hatte eben doch zu lange gedauert, um noch jemand zu entdecken.

Was sollte sie tun? Konnte sie es tatsächlich wagen, zur Polizei zu gehen, wenn der Zettel sie davor warnte? Vielleicht sollte sie lieber mit Nate Wolinski sprechen, ehe sie zur Polizei ging. Ja, sowie Mr. Bartlett, ihr Nachbar, der Telefon hatte, heimkam, würde sie das Hotel anrufen, um sich mit Nate Wolinski zu beraten ... Martha Bloom sah wiederum nach der Uhr. Mein Gott, dachte sie, Mr. Bartlett kommt selten vor acht - wenn es ganz schlimm kam, musste sie zwei Stunden warten, bis sie telefonieren konnte. Wenn sie nur laufen könnte, hinunter auf die Straße gehen ... Aber wie die Dinge lagen, konnte sie sich kaum bis zur Tür schleppen; die Treppe hinunter, daran war überhaupt nicht zu denken. Vor lauter Verzweiflung und weil ihr im Moment nichts anderes übrig blieb, als zu warten, begann sie die klein gedruckte Vorschrift zu studieren, die bei den Tabletten gelegen hatte. Ja, es waren die richtigen Tabletten. Wirksame Tabletten, bestimmt - aber, oh, so teuer! Was hatte Leon nicht alles getan, um sie ihr zu verschaffen. Und nun war er verschwunden, befand sich in den Händen irgendwelcher Leute, die sie nicht kannte, war ihnen auf Gedeih oder Verderb ausgeliefert. Sie betete, dass die Tabletten ihr schnell halfen, dass die Schwellungen in Beinen und Knien zurückgingen, dass sie sich wieder bewegen und Leon suchen konnte.

Es klingelte.

„Leon!", rief sie. „Leon!" Aber nicht Leon antwortete ihr, sondern unverkennbar die Stimme von Nate Wolinski: „Martha! Sind Sie da, Martha?"

„Ja. Ich komme schon, Mr. Wolinski. Ich komme - geht bloß nicht so schnell."

Der rundliche, untersetzte Mann kam atemlos und aufgeregt in die Küche und setzte sich an den Tisch. Er knöpfte seinen Mantel auf und schob den Hut aus der Stirn. „Gibt Ungelegenheiten, Martha", sagte er und reichte ihr ein mit deutlich lesbaren Druckbuchstaben bedecktes Blatt Papier.

Martha Bloom zitterte die Hand, als sie das Blatt Papier auf Armeslänge von sich hielt. Während sie las, redete Nate Wolinski weiter: „Der Zettel flog gegen sechs auf meinen Schreibtisch, und ehe ich hochblicken konnte, war der Bursche schon verschwunden. Könnte nicht mal sagen, wie er aussah. Teenager, mit dickem schwarzem Haar, an mehr erinnere ich mich nicht. Immerhin, Mo Blue hat ihn genau gesehn. Ist mit ihm zusammengeprallt. Ganz offensichtlich ist Leon gekidnappt worden - was machen wir also: Melden wir es der Polizei oder halten den Mund und zahlen?"

„Tausend Dollar!", rief Martha Bloom. „Wie sollen wir jemals tausend Dollar zusammenbekommen?"

„Da gibt es schon Wege ...", sagte Nate Wolinski. „Nicht dass ich selber auch nur einen Bruchteil davon aufbringen könnte. Sie wissen, wie ich in der Klemme stecke. Aber deshalb gibt es doch Wege und Möglichkeiten, denke ich. Fragt sich nur, wollen wir tausend Dollar nur auf Sieg riskieren?"

Martha Bloom sah ihn mit großen Augen verständnislos an.

„Mein Junge ist entführt worden, und Sie reden wie bei einem Pferderennen."

„Was ich meine, ist das", ergänzte Nate Wolinski. „Wir sollten versuchen, das Geld aufzutreiben, und außerdem der Polizei einen Wink geben. Eine Doppelwette auf Platz und Sieg ist immer sicherer, als nur auf Sieg zu setzen." Er seufzte. „Ich hätte Leon nie mit so viel Geld allein aus dem Hotel gehen lassen dürfen, da liegt die Ursache, bestimmt."

Er bemerkte die Flasche mit den Tabletten und stutzte. „Wie kommen die denn hierher?"

„Leon muss sie bei sich gehabt haben, als sie ihn ..." Martha Bloom bekam das Wort, „gekidnappt" nicht über die Lippen, „... als sie ihn mitgenommen haben", sagte sie. Dann reichte sie Nate Wolinski den Zettel, den Leon geschrieben hatte.

„Jedes Wort davon ist ihm diktiert worden", rief sie. „Jedes!"

Nate Wolinski setzte sich seine Lesebrille mit dem dicken Hornrand auf und las den Zettel. „Diktiert oder nicht", sagte er, „es ist jedenfalls seine Handschrift, nicht wahr?"

Martha Bloom nickte.

„Wenn diese Bande bereit war, Ihnen die Tabletten zu schicken, dann sind die Burschen vielleicht doch nicht so hart, wie sie tun. Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Wir kriegen Leon schon wieder frei. Das Beste ist, Sie nehmen jetzt erst mal Ihre Tabletten und versuchen zu schlafen."

„Schlafen!", sagte Martha Bloom. „Wie kann ich mich jetzt schlafen legen!"

„Ich bleibe auf", versicherte ihr Nate Wolinski, „und denke nach. Mir fällt bestimmt was ein."

Martha Bloom schlug die Hände vor das Gesicht. „Ach, Mr. Wolinski, ach, Mr. Wolinski ... Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll."

„Sich schlafen legen, Martha, ich habe es ja schon gesagt. Und ich lasse mir inzwischen etwas einfallen."

Nate Wolinski war ein Mann mit sportlichen Interessen. Er ging zu Pferderennen, hatte Spaß an den Boxkämpfen in Madison Square Gardens und an Ringkämpfen. Wer zögert, ist verloren, das vor allem hatte ihm der Sport beigebracht.

Jetzt saß er zurückgelehnt auf seinem Drehstuhl hinter dem Empfangsschalter in der Halle des Hotels Gloria und ließ seine Lesebrille am Zeigefinger baumeln, dass die Linsen das Lampenlicht zurückwarfen. Er starrte unverwandt auf die Lichtreflexe. Es sah aus, als wäre er ganz in ein Spiel versunken. Nichtsdestoweniger beschäftigte er sich die ganze Zeit über damit, wie er das Versprechen, das er Martha Bloom gegeben hatte, erfüllen konnte. Er musste sich etwas einfallen lassen, die Dinge durften nicht ohne Gegenschlag ihren Lauf nehmen. Strategie war erforderlich. In gewissem Sinne war es ein Rennen mit hohen Einsätzen, ein Match zwischen Gegnern. Und ja, verdammt noch mal, wer zögert, ist verloren.

Nate Wolinski hörte auf, die Brille zu schwenken. Er setzte sie auf und las nochmals aufmerksam die Rückseite des Erpressungsbriefes; er hatte achtgegeben, dass Martha Bloom die drohenden Anweisungen nicht bemerkte. Da war der Hinweis, wie er informiert werden würde, wo die tausend Dollar am Mittwochmittag hinterlegt werden sollten; und da war die Drohung, was mit Leon geschehen würde, falls das Geld nicht gezahlt oder die Polizei hinzugezogen wurde. Ein dunkler, kalter Keller, dachte Nate Wolinski voller Zorn, und weder Essen noch Trinken von Mittwoch an. Unvermittelt beugte er sich vor, langte nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer der Zeitung „New York Sentinel".

„Die Lokalredaktion“, bat er die Frau an der Vermittlung. Wenige Sekunden später hatte er den Reporter Lou Costello am Apparat, ein alter Bekannter, mit dem er oft zu Pferderennen und Wettkämpfen in den Madison Square Gardens ging.

„Lou", sagte Nate Wolinski, „ich habe da etwas für dich. Kannst du mal für eine halbe Stunde oder so zu mir rüberkommen?"

„Ich hab selber neue Nachrichten genug, und außerdem ist bald Redaktionsschluss", sagte Lou Costello.

„Grade deswegen sollst du ja rüberkommen", erwiderte Nate Wolinski. „Was ich hier habe, muss vor Redaktionsschluss durch und morgen im ,Sentinel' stehn - oder euer Blatt verdient den Namen ‚Wachposten' nicht."

„Heiße Sache?"

„Siedend heiß", sagte Nate Wolinski. „Also komm rüber." Er warf den Hörer auf die Gabel. Während er auf Lou Costello wartete, überlegte er, wie die Meldung, die Lou Costello im „Sentinel" bringen sollte, formuliert werden konnte - jeder Satz musste gleichzeitig mehreren Gruppen eine Botschaft übermitteln. Keine leichte Aufgabe. Zum Glück herrschte Ruhe. Um neun Uhr abends, noch dazu an einem Montag, war in der Halle kein Betrieb, und Mo Blue, der farbige Fahrstuhlführer, saß müßig und ungestört auf seinem Stuhl.

Nate Wolinski hatte also Muße genug, und als Lou Costello auftauchte, hatte er den Artikel bereits Wort für Wort im Kopf.

„Lou", sagte er leise, doch bestimmt zu Costello, dem Reporter. „Pass auf, es dreht sich um folgendes: Der Sohn einer unserer Putzfrauen ist gekidnappt worden, und wir brauchen ein paar Zeilen im ‚Sentinel', die die Kidnapper zufriedenstellen, die Leser ansprechen und die Polizei unterrichten, ohne dass sie gleich eingreift."

„Bisschen viel auf einmal", sagte Lou Costello und klopfte mit dem Daumen gegen seine lange Nase. „Das ist wirklich ’n bisschen viel."

„Nicht so viel, dass wir es nicht schaffen könnten."

„Spuck aus, worauf du hinauswillst. Ich hab wirklich bloß eine halbe Stunde."

Schnell und exakt entwickelte Nate Wolinski seine Gedanken. Lou Costellos Bleistift flog nur so über die Seiten seines Notizbuches. Als er alles notiert hatte, grinste er Nate Wolinski an. „Gut durchdacht", sagte er. „Hoffentlich klappt der Trick."

„Glaubst du, dass wir eine Chance haben?"

„Nun ... ja", sagte Lou Costello. „Zumindest seid ihr den anderen einen Sprung voraus, und das ist bei einem Hindernisrennen immer was wert."

„Ja, es läuft", sagte Nate Wolinski. „Aber noch haben wir das Rennen nicht gewonnen."

„Ich ruf dich morgen Vormittag an", versprach Lou Costello und steckte sein Notizbuch weg. Er schlug den Mantelkragen hoch, um zu gehen. „Und sag mir dann, was du von dem hältst, was ich geschrieben habe."

„Gut, mach ich, Lou. Bis dann - und vielen Dank."

„Wir sind schließlich Freunde, nicht wahr!", sagte Lou Costello und verschwand durch die Pendeltür des Hotels Gloria.

2. Kapitel

Am nächsten Morgen um sieben rief Lou Costello wie versprochen das Gloria an. Nate Wolinski, der bereits zwei Stunden bei der Arbeit war, nahm den Hörer schon beim ersten Läuten ab. Der „New York Sentinel" lag ausgebreitet vor ihm auf der Rezeption. Von der Vorderseite her blickte ihn - wirkungsvoll platziert - ein Foto Leon Blooms an: das Bild eines empfindsamen kleinen Jungen mit dunklen, klugen Augen.

„Schnelle Arbeit", sagte er zu Lou Costello. „Wo hast du denn das Bild so schnell herbekommen?"

„Wenn du unsere Kinderseite lesen würdest, wüsstest du's", sagte Lou Costello. „Dieser Knabe da hat Ende vorigen Jahres unser Quiz in Allgemeinwissen gewonnen, und wir haben damals sein Foto gebracht."

„Verdammt, richtig", sagte Nate Wolinski, „das hatte ich ganz vergessen."

„Nun, ich werde unter anderem dafür bezahlt, dass ich weiß, was wir im Archiv haben", antwortete Lou Costello. „Also - was meinst du zu dem Artikel?"

Nate Wolinski zögerte. „Lou", begann er dann, „offen gesagt, bin ich ein bisschen besorgt - darüber, wie du den Kidnappern drohst. Kann unter Umständen ins Auge gehen."

„Hör mal zu", entgegnete Lou Costello, „nur wenn wir dieser Bande beibringen, den Jungen anständig zu behandeln, bleiben wir ihnen den Sprung voraus und liegen vorn. Jetzt wissen sie, dass sie für alles, was sie ihm antun, zur Verantwortung gezogen werden."

„Ja, ja", sagte Nate Wolinski. „Kann sein. Vielleicht hast du recht." Aber seine Zweifel waren nicht beseitigt. „Hoffen wir, dass der Artikel nicht gleich die Polizei alarmiert - nicht beim augenblicklichen Stand der Dinge. Könnte sonst gut und gern Leon Blooms Ende bedeuten."

„Auf die Dauer ist die Polizei doch nicht rauszuhalten, jedenfalls wüsste ich nicht wie, Nate. Also konnte ich eine Drohung ebenso gut mit einer Gegendrohung beantworten. Da sind wir doch wohl einer Meinung."

„Nun ja ... Es ist nun mal passiert", sagte Nate Wolinski. „Ich hatte es mir anders gedacht, aber du weißt sicher genau, was du tust - jedenfalls habe ich bereits mehrere Exemplare eurer Zeitung gekauft und sie meinen Dauergästen vor die Tür gelegt. Und nun sitze ich hier und warte auf die Reaktionen."

„Gut", sagte Lou Costello. „Wie die Dinge liegen, würde ich noch stärker rangehn und noch ein bisschen mehr tun. Warum lässt du Mo Blue den Artikel nicht im Fahrstuhl ankleben?"

„Das Gloria ist nicht mein Hotel, Lou, ich leite bloß den Betrieb", erklärte Nate Wolinski. „Nein, nein, worauf ich zähle, das sind die Dauergäste und vielleicht ein paar von unsren Angestellten. - Mo Blue hat bereits zehn Dollar beigesteuert. Guter alter Mo Blue!"

„Das ist ja ganz schön, Nate, aber wie weit kommst du auf die Weise?", fragte Lou Costello. „Es ist wirklich ein Jammer, dass du ein so billiges Hotel leitest - ein einziger Millionär unter den Gästen, und alles sähe ganz anders aus."

Nate Wolinski fiel etwas ein. „Ja, ja", sagte er, „da hast du recht."

„Und ob ich recht habe", sagte Lou Costello, „bis auf die Tatsache, dass Millionäre nicht auch zugleich Menschenfreunde sein müssen. Wie dem auch sei, du hast ja den ganzen Tag, um dir die Geschichte durch den Kopf gehn zu lassen. Sag mir heute Abend Bescheid, wie die Sache läuft. Und viel Glück."

„Danke, Lou. Kann ich brauchen. Ich ruf dich dann an", sagte Nate Wolinski und legte den Hörer auf.

Buster saß mit untergeschlagenen Beinen gerade aufgerichtet auf seiner Matratze. Er war wütend, ließ es sich aber nicht anmerken. Sein Gesicht verriet nichts. Er schob die Lippen vor, schloss halb die Augen, stemmte die Arme in die Seiten und wiegte sich langsam vor und zurück. Niemand sprach. Die Bande: Stumpy, Spider, Freckles, Scarface und Puncho, alle fünf warteten. Aus Erfahrung wussten sie, dass Buster gleich mit einem Befehl herausplatzen würde.

„Ein Strauß weiße Nelken", rief er plötzlich.

„Wozu, Buster?", wollte Stumpy wissen. Da er an der Entführung wesentlich beteiligt war, fühlte er sich zu der Frage berechtigt. Aber Buster wies ihn sofort in die Schranken.

„Was kümmert's dich, wozu", fuhr er ihn schrill an. „In einer Stunde sind die Blumen hier - und zwar mit Blut bespritzt."

Buster kratzte sich den kahl geschorenen Schädel, blickte von einem zum anderen und deutete im Halbdunkel auf Puncho.

Puncho, der Schläger, zuckte zusammen. Mit einer trotzigen Kopfbewegung warf er seine schwarze Tolle zurück und starrte Buster an. Buster starrte zurück. Puncho blickte schließlich zu Boden und rieb sich mit beiden Händen seinen dicken Nacken.

„Warum grade ich?", beklagte er sich. „Hab ich vielleicht nicht schon genug getan?"

„Sitz nicht länger auf deinem fetten Arsch, sondern sieh zu, dass du die Blumen herschaffst", verlangte Buster.

„Und widersprich mir nicht!"

„Ich bin pleite, Buster", sagte Puncho.

„Seit wann denn?", fragte Buster. Und ohne auf eine

Antwort zu warten, setzte er hinzu: „Wenn du keine Moneten hast, nimm 'ne Ladenkasse aus. Mir ist's egal, wie du zu diesen Blumen kommst - aber beschaff sie -, und tauch sie in Blut, ehe du hiermit ankommst."

„Wie denn? Was für Blut, Buster?"

Buster warf Puncho ein Messer vor die Füße. „Stich 'ne Katze ab", sagte er. „Und hör auf, dämliche Fragen zu stellen."

Puncho hob mürrisch das Messer auf.

„Also mach hin", sagte Buster. „Du hast bloß eine Stunde."

Puncho schlurrte aus dem Raum, als hätte er Bleigewichte an den Füßen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, strich Buster ein Streichholz an, hielt die Vorderseite des „Sentinel" hoch und zündete sie an. Er ließ das Zeitungsblatt so weit verbrennen, dass die Flamme ihm die Finger versengte, ehe er die Asche fallen ließ.

„Damit ist der Mist erledigt", erklärte er und wartete. „Oder ist jemand andrer Meinung?"

„Dieser Artikel kann uns ganz schön Feuer unterm Hintern machen", sagte Spider aus dem Hintergrund.

Buster lachte. „Jaaa, ganz schönes Feuer. Hab's an meinen eignen Fingern gespürt."

„Und was, wenn uns die Polizei auf die Pelle rückt?", fragte Freckles, der Jüngste und Kleinste der Bande, dessen Gesicht mit Sommersprossen übersät war.

„Dann ist Sommersprosse die Parole, Baby", erklärte Buster. „Dann wirst du genau wissen, was zu tun ist."

„Jaaa, verstehe", sagte Freckles gedehnt und hielt den Mund.

Schweigen folgte. Eine Weile sagte keiner ein Wort.

„Was ist in euch gefahren?", brüllte Buster plötzlich. „Habt ihr alle die Hosen voll, weil irgend so 'n Mistbock einen Artikel in dieser beschissenen Zeitung geschrieben hat? Zum Teufel, die Zeitungen sind jeden Tag voll von solchem Scheißdreck, und passiert vielleicht was daraufhin oder ändert sich was? - keine Bohne! Morgen geht's schon wieder um was andres." Er hielt inne, ließ seine Worte einsinken.

„Dieser Nate Wolinski wird die Polizei anflehen, sich rauszuhalten, wenn er die blutigen Blumen auf seinem Rezeptionstisch findet", fügte Buster schließlich hinzu. „Lasst Blumen sprechen! - genau das."

„Sicher", sagte Stumpy, in dem Versuch, sich bei Buster wieder einzuschmeicheln, „und sie bringen die Sammlung bestimmt schneller in Gang, wette ich. Wie wär's, wenn wir das Lösegeld rauf setzen?"

„Ein schneller Tausender ist besser als langsame zweitausend", urteilte Buster. „Du kannst wohl plötzlich den Schlund nicht voll genug kriegen, Stumpy, wie?"

„Mir hat in dem Artikel besonders prima gefallen, dass dieser Nate Wolinski mit der Geldsammlung gleich loslegen will", sagte Spider, der in Busters Gunst nicht hinter Stumpy zurückstehen wollte. „Der Satz ist für uns bestimmt - 'ne Information sozusagen. Daraufhin sollten wir Pretty Boy vielleicht 'n anständiges Frühstück geben."

„Klar", sagte Buster. „Stopfen wir ihn voll, bis es ihm oben rauskommt. Nebenbei: Wie ist er über die Nacht gekommen?"

„Mäßig", sagte Scarface, das Narbengesicht. „Als ich vorhin mal reingelinst hab, sah er ziemlich mitgenommen aus. Die Züge müssen ihn früh aufgescheucht haben. Außerdem ist's ziemlich kalt da unten."

„Jaaa, es ist kalt da unten", sagte Buster. „Schlimm, wirklich."