Erfolgreiche Lehre für Universitäten und Hochschulen - Fabian Wagner - E-Book

Erfolgreiche Lehre für Universitäten und Hochschulen E-Book

Fabian Wagner

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Beschreibung

"Anstrengende Vorlesungen, undankbare Studenten! Gibt es dafür keinen Ausweg?" Trotz zahlreicher Anstrengungen zur Verbesserung der Lehre werden viele Aspekte immer noch als negativ wahrgenommen, sowohl von Dozenten als auch Studenten. Die Ursache: eine oft unbewusste Vorstellung, dass es bei der Lehre hauptsächlich um die Vermittlung von Wissen geht. Stattdessen können wir ausprobieren, den eigentlichen Prozess des Lernes in den Mittelpunkt zu stellen. Hier hilft dieses Buch, ohne eine große Revolution zu fordern, sondern durch Diskussion entscheidender Faktoren im Lernprozess. Diese stelle ich auf Basis eigener Erfahrungen vor und obwohl die Inhalte auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, verzichte ich bewusst auf abstrakte Fachterminologie (dazu gibt es genügend anderes Material). Auf dieser Grundlage folgen konkrete Beispiele und einfache Ansätze, die den Prozess des Lernens initiieren und unterstützen. Fragen regen zur Reflexion an, was dem Leser ermöglicht, eine negative Haltung gegenüber der Lehre abzulegen. Geeignete Ansätze zur Gestaltung der eigenen Lehre können sie dann besser identifizieren und umsetzen. Da Dozenten im Gegensatz zu Lehrern an Schulen deutlich mehr Freiheiten und Gestaltungsspielraum bei der Lehre haben, ist hier erstaunliches möglich! Dies ist keine Methodensammlung, sondern ein schonungslos ehrliches Feedback und eine Einladung.

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Seitenzahl: 96

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Erfolgreiche Lehre für Universitäten und Hochschulen

Ein Wegweiser für Dozentenund Lehrkräfte aller Art

© 2019 Fabian Wagner

Umschlaggestaltung

Design: Fabian Wagner

Hintergrund: Designed by Freepik (http://www.freepik.com)

Verlag & Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Taschenbuch: 978-3-7482-2490-7

e-Book: 978-3-7482-2492-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INHALT

WORUM GEHT ES HIER?

KAPITEL 1: BESTANDSAUFNAHME

ERHÄLTST DU INDIREKTES FFEEDBACK?

ZUSTAND DER LEHRE

WIE VIELE GUTE VORLESUNGEN HATTEST DU?

WIE KOMMT ES DAZU?

KAPITEL 2: LEHRE VERSTEHEN

WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH LERNEN?

LEHRE IM KONTEXT VON BERUF UND FORSCHUNG

DAS ERGEBNIS GELUNGENER LEHRE

LEHRE ALS ANGEBOT

KAPITEL 3: DEINE ROLLE ALS DOZENT UND LEHRER

SIND DOZENTEN EXPERTEN?

WAS HAST DU ALS DOZENT DAVON?

BEGEISTERUNG (WIEDER) ENTDECKEN

ÄNDERUNG DEINES BLICKWINKELS

GIB DIE LEHRE AUF…

KAPITEL 4: LEHRE NEU GESTALTEN

THEMEN ERARBEITEN

KOMMUNIKATION STATT VOR-LESUNG

EIN SOLIDES FUNDAMENT

KONTEXT ERMÖGLICHT VERSTÄNDNIS

SPEZIALFÄLLE SIND KEINE BEISPIELE

INTELLIGENTES WIEDERHOLEN

WERKZEUGE DER ABSTRAKTION: Fachbegriffe & FORMELN

ÜBERFLÜSSIGE SKRIPTE

UNTERSTÜTZUNG DURCH MATERIALIEN & MEDIEN

ZUVIEL DES GUTEN

PRÜFUNGEN DIE MAN GERNE KORRIGIERT

KAPITEL 5: EIN REALES BEISPIEL

DANKE!

Worum geht es hier?

Vorab lediglich eine kurze Bemerkung, was dich hier erwartet. Es klingt vielleicht überraschend, aber meine Intention ist nicht, dir zu erklären, wie du bei deiner Lehrtätigkeit vorgehen sollst. Ziel ist in erster Linie dir Zeit zu sparen. Zeit, die dazu nötig wäre, dich tiefgreifend mit dem Thema Lehre zu befassen und wofür im alltäglichen Hin und Her oft keine Zeit bleibt.

Doch aus dem, was ich erlebt und recherchiert habe, ergeben sich keine Regeln, keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, kein Versprechen oder Garantie, dass der ein oder andere Ansatz absolut immer funktionieren wird. Würde ich das behaupten, hätte ich einen entscheidenden Faktor ganz außer Acht gelassen. Nämlich dich als Dozent und was dir selbst bei deinen Lehrveranstaltungen Freude bereitet. Wenn dich der ein oder andere Punkt inspiriert etwas Neues auszuprobieren, hat dieses Buch seinen Zweck voll und ganz erfüllt.

Um es einmal ganz deutlich zu formulieren, mich interessiert nicht, was gebetsmühlenartig über Lehre und das Ziel davon erzählt wird. Die Behauptung: "Schüler und Studenten sollen lernen selbstständig zu denken", ist dabei wohl das markanteste Beispiel. Stattdessen gehe ich davon aus, was ich selbst erlebt habe, nahezu alle Studenten immer noch Tag für Tag in den Lehrveranstaltungen erleben – und was dabei herauskommt.

Allerdings plädiere ich nicht für einen Umsturz oder eine Revolution des gesamten Bildungssystems, wie einige andere Persönlichkeiten, die sich zu dem Thema äußern. Das größte Potential sehe ich darin, in den bestehenden Grenzen kleine Dinge auszuprobieren, neu zu gestalten und so Veränderungen anzustoßen. Was wirklich nachhaltig funktioniert dient als Vorbild und führt durch Nachahmer mit der Zeit auch zu Veränderungen in größerem Maßstab.

Als ich anfing mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, fand ich erstaunlich, dass es relativ wenig Literatur dazu gibt – und vor allen Dingen nur eine bestimmte Art davon. Teils hunderte Seiten lange Methodensammlungen und Anleitungen, was du machen sollst. Oft sind diese vergleichbar mit einem Vorlesungs-Skript und stark wissenschaftlich formuliert. Wer soll sich das alles merken und noch dazu während einer Veranstaltung anwenden können? Deshalb biete ich dir hier, vergleichbar mit einem einfachen Gespräch, eine Beschreibung ohne Fachterminologie, was erfolgreiche Lehre im Kern ausmacht. Zusätzlich gebe ich konkrete Beispiele, die dir als Inspiration dienen können.

Der ein oder andere überlegt jetzt wahrscheinlich, was mich dazu befähigt, über dieses Thema zu schreiben. Eine berechtigte Frage, die ich mir selbst gestellt habe. Ich bin kein Experte, habe keine eigene Methode entwickelt, von der ich dich überzeugen will. Meine Tätigkeit verstehe ich als eine Mischung aus Journalist und Wissenschaftler. Ein Teil der Arbeit war die Recherche von Erkenntnissen zu den Themen Lehre und Lernen. Ein noch größerer Teil war hingegen die direkte Beobachtung und Analyse unterschiedlicher Veranstaltungen und Dozenten. Dadurch konnte ich im Lauf der Zeit Muster erfolgreicher Lehre erkennen. Das habe ich schließlich hier in konzentrierter Form aufbereitet und zusammengefasst.

Jahrelange Erfahrung im Halten von Vorlesungen kann ich nicht vorweisen. Meine Praxis als Lehrer beschränkt sich auf die Leitung von Tutorien während des Studiums und Tätigkeiten als Nachhilfelehrer, insbesondere für Kommilitonen. Gerade dieser Blickwinkel von außen ermöglicht mir Aspekte zu sehen, die jemand, der täglich mit dem Thema konfrontiert ist, vielleicht gar nicht mehr wahrnimmt. Eine Betriebsblindheit gibt es auch bei der Lehre. Das Argument: "Man versteht etwas nur, wenn man es jahrelang gemacht hat und man darf erst dann Verbesserungsvorschläge dazu geben!", hat für mich daher kein Gewicht.

Abhängig vom Dozenten und Fachgebiet gibt es viele verschiedene Arten, Lehre erfolgreich umzusetzen. Statt eine Anleitung zu geben, geht es mir vielmehr darum, grundlegende Prinzipien zu verstehen (die übrigens nicht beschränkt sind auf Universitäten und Hochschulen) und beispielhaft Werkzeuge zu beschreiben, die darauf aufbauen. Nimm davon, probiere einfach aus, was dich anspricht und was du interessant findest. So werden nicht nur deine Schüler bzw. Studenten profitieren, sondern auch du selbst. Wie genau, dazu folgt später mehr.

Es interessiert mich sehr, welche Veränderungen diese Vorschläge auslösen. Lass mich also gerne daran Teil haben, was du ausprobierst, was das Ergebnis war oder welche eigenen Ideen du entwickelst. Bei Fragen, oder wenn du gerne direktes Feedback zu deiner Tätigkeit als Lehrer wünscht, kannst du ebenfalls gerne auf mich zukommen. Die entsprechenden Kontaktdaten findest du am Ende des Buches.

Bleibt nur noch mich zu bedanken, dass du diesem Buch deine Aufmerksamkeit schenkst und dir viel Spaß beim Lesen, Lernen und natürlich Lehren zu wünschen! Das ist meiner Ansicht nach eine der schönsten Erfahrungen, die wir alle machen können.

Kapitel 1:Bestandsaufnahme

Erhältst du indirektes Feedback?

Eines Abends traf ich in einer Studentenkneipe einen wissenschaftlichen Mitarbeiter aus dem Matheinstitut, den ich bereits aus einer Veranstaltung kannte. Damals hatte ich gerade begonnen mir erste Gedanken zum Thema Lehre zu machen und so kamen wir darauf zu sprechen.

Am Tag zuvor war mir ein Aushang mit den Ergebnissen einer Grundlagenvorlesung aufgefallen, wenn ich mich richtig erinnere handelte es sich um "Ingenieursmathematik I". Insgesamt war dort ein Notendurchschnitt von deutlich über 4,0 zu sehen und eine Durchfallquote jenseits von 80%.

Hattest du auch schon mal ein derartiges Ergebnis und falls ja, wie hast du das interpretiert?

Der wissenschaftliche Mitarbeiter betreute besagte Vorlesung und ich war neugierig, wie er dieses Ergebnis wahrnahm. "Wir haben das Skript überarbeitet, das ist jetzt super und total verständlich aufgebaut. Daran, wie wir die Vorlesung halten, kann es nicht liegen. Die hohe Durchfallquote liegt wahrscheinlich an den Studenten selbst. Die haben wohl einfach nichts getan oder das Ganze nicht ernst genug genommen!"

Teilweise konnte ich seine Sicht auf die Dinge nachvollziehen. In seinen Augen und mit seinem Hintergrund (er arbeitete seit mehreren Jahren am Institut) war die Vorlesung inhaltlich nachvollziehbar aufgebaut. In der Veranstaltung saß aber ein ganz anderes Publikum, mit anderen Hintergründen, Interessen, Zielen sowie Fähigkeiten und Potenzialen.

Das Ergebnis der Klausur ist ein Symptom dafür, dass die Veranstaltung nicht darauf ausgelegt war, die Teilnehmer beim Prozess des Lernens zu unterstützen. Ich bezeichne das als eine Form von indirektem Feedback für den Dozenten. Der Umkehrschluss gilt dabei nicht unbedingt. Eine Prüfung die sehr gut ausfällt ist nicht zwangsläufig darauf zurückzuführen, dass auch erfolgreiche Lehre praktiziert wurde.

Solches Feedback kann sich auch auf andere Art zeigen. Generell niedrige Teilnehmerzahlen in der Vorlesung, eine entsprechend geringe Beteiligungsquote oder die spürbare Abwesenheit anwesender Studenten sind ebenfalls wichtige Hinweise. Oft kommen sogar mehrere Dinge zusammen. So auch in meiner Studienzeit, dazu gleich mehr im folgenden Kapitel.

Zuvor möchte ich dich einladen kurz zu reflektieren. Das nächste Kapitel wartet auf dich, bis du damit fertig bist:

•  Hast du das Verhalten der Studenten und deren Ergebnisse schon einmal als Feedback angesehen?

• Falls nicht, was ist deine Begründung dafür, das nicht zu tun?

• Denkst du es muss Veranstaltungen geben mit denen stark aussortiert wird, da heute einfach zu viele studieren wollen?

• Gibt es eine Art "Betriebsblindheit" vielleicht auch im Bereich der Lehre?

• Was weißt du über die Studenten in deiner Vorlesung und über die Gründe, warum Sie diese besuchen?

Zustand der Lehre

Damals habe ich mich für mein Bachelor-Studienfach (Angewandte Mathematik) entschieden, weil mich das Thema wahrhaft begeistert hat. Ich war voller Vorfreude, wollte Neues lernen und mehr darüber erfahren, wie das alles genau funktioniert. Das änderte sich auch im Lauf des Studiums nicht. So habe ich jedes Semester gut überlegt und Veranstaltungen ausgesucht, die mich besonders interessierten. Nach den notwendigen organisatorischen Infos ging es dann los.

Fast alle Veranstaltungen hatten dasselbe Format. Die Dozenten machten dem Namen Vor-LESUNG alle Ehre. Inhalte wurden einfach trocken aneinandergereiht und meist genauso monoton vorgetragen. Ganz so, als ob jemand einfach eine Liste mit Stichpunkten vortragen würde. Dazwischen ein paar Mal der Versuch, Studenten durch Fragen mit einzubinden, was allerdings so gut wie nie funktionierte.

Fast ausschließlich lag der Fokus auf der Vorstellung theoretischer Konstrukte. Doch wie kam man auf diese Ideen? Wie wurden die Methoden entwickelt? Und welche Bedeutung haben diese? Wie und wo werden sie heute verwendet, in der Forschung aber auch der Wirtschaft? Nur selten gab es hierzu Antworten, welche dann meist nur aus wenigen Sätzen bestanden.

Alles zusammen genommen war das Ergebnis, dass meine anfängliche Begeisterung innerhalb weniger (Unterrichts-) Stunden im wahrsten Sinn zu Nichte gemacht wurde. Jedes Semester aufs Neue habe ich versucht die Begeisterung für die Themen aufrecht zu erhalten und dem Ganzen zu folgen. Doch schon nach wenigen Veranstaltungen musste ich fast immer aufgegeben. Nicht, dass ich nichts verstanden hätte, sondern weil ich keinerlei Mehrwert darin sah, meine Zeit in solch ermüdenden Veranstaltungen abzusitzen. Veranstaltungen die mir leider nicht dabei halfen, etwas wirklich zu lernen.

Um dem zu entfliehen, habe ich mich lieber in das gemütliche Café der Mensa gesetzt. Skripte und Bücher arbeitete ich dort durch und erschloss mir so selbstständig die Themen. Und das schließlich auch mit großem Erfolg, einem sehr guten Abschluss im Bachelor- als im Masterstudium.

Diese Erlebnisse haben mich aber nicht losgelassen. Eine Situation am Ende des Studiums unterstreicht das Ganze nochmal: Nach der letzten Prüfung traf ich in der Bibliothek eine Freundin und erzählte natürlich, dass ich nun endlich alles geschafft hatte. Auch sie schien darüber sehr erleichtert zu sein: "Freut mich! In letzter Zeit, wenn wir über das Thema Vorlesungen und Studium geredet haben, warst du ja nur noch frustriert…"

Was war der Grund für meine negative Wahrnehmung der Lehre? Lag es an mir selbst? Hatte ich falsche Erwartungen, mir unter den Themen etwas anderes vorgestellt? War ich eine Ausnahme, dass ich mit den Veranstaltungen und wie sie aufgebaut waren nicht klar kam?

Ich machte mich auf die Suche nach Antworten. Doch ähnlich zur Wissenschaft stößt man auf einem solchen Weg auf weitere Fragen, unter anderem die folgende…

Wie viele gute Vorlesungen hattest du?

Im vorherigen Abschnitt habe ich bewusst den Fokus auf negative Aspekte gelegt, um die Probleme der Lehre deutlich zu machen. Natürlich war nicht alles schlecht, so dass ich mich eines Tages fragte, wie viele "gute" Vorlesungen ich rückblickend eigentlich hatte.

Veranstaltungen zu denen ich gerne gegangen bin, die nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam waren. Vorlesungen, bei denen ich schließlich wirklich etwas gelernt habe, was mir noch langfristig in Erinnerung geblieben ist. Etwas, dass ich vielleicht sogar einmal erfolgreich praktisch anwenden konnte.