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Wie die Untersuchungen von MUFON-CES zu einem neuen Weltbild führten
Unidentifizierte Flugobjekte lassen sich nicht ins Laboratorium und auf den Seziertisch der Wissenschaft zwingen. Sie tauchen unvorhersehbar nur für kurze Zeit im Luftraum oder in greifbarer Nähe vor Zeugen auf und verschwinden plötzlich wieder.
Diese Flüchtigkeit macht es dem Wissenschaftsbetrieb unmöglich, sich mit ihnen zu befassen. Daher haben sich in aller Welt Wissenschaftler aus privatem Interesse zusammengefunden, um diese Phänomene in eigener Initiative zu untersuchen.
Illobrand von Ludwiger hat dies seit 1974 gemeinsam mit einer Gruppe von Wissenschaftlern und Raumfahrt-Ingenieuren 40 Jahre lang im deutschsprachigen Raum getan. Dabei konnten rund 600 Objekte nicht identifiziert werden, und die Analyse vieler Fotos, Videos und militärischer Radaraufzeichnungen belegen deren physikalische Existenz.
Untersuchungen von Landeplätzen, Zeugen von Nahsichtungen und Entführte mit Implantaten beweisen die sporadische Anwesenheit und das Wirken einer fremden Intelligenz auf unserer Erde. Eine sechsdimensionale einheitliche Feldtheorie könnte einige der bisher unverständlichen Eigenschaften der unbekannten Objekte erklären: beispielsweise den Gravitationsantrieb, die »Solid Lights«, das Verschwinden im Nichts, instantane Projektionen von Objekten aus fernen Distanzen und Zeiten.
Das führt zu der Schlussfolgerung, dass wir eine sechsdimensionale Realität akzeptieren müssen, in der die Phänomene der Parapsychologie von der fremden Intelligenz bereits technologisch perfektioniert angewendet werden, und dass auch der Mensch mehr ist als nur ein materielles Wesen in Raum und Zeit.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
An einem sehr heißen Augustabend im Jahre 2012 befand ich mich anlässlich einer Einweihung des neuen Hauses einer Bekannten im Münchner Umland unter vielen Gästen aus der »Münchner Gesellschaft«. Die Dame des Hauses stellte mich einer Dame mittleren Alters vor, die offenbar schon von meinem Interesse an der Untersuchung Unidentifizierter Flugobjekte wusste, mich wie einen Sonderling ansah und fragte: »Also, Sie glauben an UFOs?« »Nein«, korrigierte ich sie, »ich glaube aber an das, was mir die Zeugen über ihre Sichtungen berichtet haben und ich glaube und vertraue unseren Messinstrumenten, die mir die Existenz unerklärlicher Erscheinungen in der Atmosphäre bestätigen. Und weil es seit rund 60 Jahren davon so überwältigend viele Belege gibt, weiß ich, dass ein neues Phänomen existiert.« »Aber warum liest man dann nichts in den Zeitungen darüber?«, fragte mich die Dame. Das war und ist in der Tat eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Ich erklärte der Dame, das läge daran, dass sich die Wissenschaft dieses Phänomens nicht annimmt, weil die Berichte zu unglaubhaft klingen und schon zu viele unsinnige Fantasten mit albernen Behauptungen das gesamte Phänomen auf das flache Niveau der Unseriosität und Lächerlichkeit herabgezogen haben. Außerdem behauptet die amerikanische Regierung, dass ihre Luftwaffe noch alle zunächst Unidentifizierten Flugobjekte als Naturerscheinungen aufklären konnte. Weil die Phänomene die Sicherheit nicht zu bedrohen scheinen, kümmern sich die Regierungen nicht weiter um eine Aufklärung und schieben sie den Wissenschaftlern zu. Diese sind mit dem Phänomen völlig überfordert und verharren in »schockierender Untätigkeit«, wie es J. A. Hynek nennt: »Mit der Apathie geht die Fähigkeit einher, die albernsten Erklärungen zu akzeptieren – wie immer sie auch lauten mögen –, bloß um die Notwendigkeit abzuwehren, über das Undenkbare nachdenken zu müssen. « (Hynek 1977/1978)
Die Gleichgültigkeit der TV- und Printmedien diesem Phänomen gegenüber ist derartig frappant, schreibt die amerikanische Journalistin Leslie Kean, »dass man sich zu Recht fragen könnte, ob diese Ereignisse überhaupt stattgefunden haben: Kann so etwas tatsächlich passiert sein, ohne dass ich je etwas davon gehört habe? … Denn gäbe es solche Vorfälle tatsächlich, so sollte man doch davon ausgehen, dass wir alle davon wüssten.« (Kean 2010, S. 169) Natürlich kann es sich dann kein Journalist einer seriösen Zeitschrift leisten, an Aussagen der Wissenschaftler zu zweifeln. Die müssten sich ja, so vermutet der naive Laie, wie deren Berufsbezeichnung ausweist, das entsprechende Wissen über das, worüber sie sich äußern, angeeignet haben. Das ist aber selten der Fall. Außerdem fehlt den Journalisten für eigene Recherchen die Zeit und der Auftrag des Chefredakteurs. Und so etablierte sich allmählich das »UFO-Tabu«. Es bezeichnet das offizielle Desinteresse, auf UFOs zu reagieren oder herauszufinden, was sie sind. »Medien unterstützen das Desinteresse, indem sie nur selten über UFOs berichten, und wenn sie es tun, dann unweigerlich mit einem Augenzwinkern, so als wollten sie uns versichern, dass sie UFOs eigentlich nicht ernst nehmen. UFOs ernst zu nehmen bedeutet, die eigene Seriosität in Frage zu stellen.« (Kean 2010) Daher melden nach allen Erfahrungen der UFO-Untersucher auch nur rund zehn Prozent der Zeugen ihre Sichtungen an amtliche Stellen, und von den Piloten sind es höchstens fünf bis zehn Prozent. (Haines 2000)
Wenn die Skeptiker, die behaupten, sämtliche Phänomene identifizieren zu können und dabei Lüge, Vereinfachung, Zeugenverleumdung einsetzen, einen einzigen Fall aus einer überwältigenden Menge von UFO-Sichtungen wirklich einmal aufklären können, dann meinen sie, damit sämtliche Fälle erklärt zu haben. Der Generalmajor a. D. der belgischen Luftwaffe, Wilfried de Brouwer, der für die Untersuchung der »UFO-Welle in Belgien« 1998 zuständig war und rund 500 Fälle nicht identifizieren lassen konnte, entrüstet sich über Skeptiker: »Es ist für mich inakzeptabel, dass sogenannte Forscher mit Vermutungen an die Öffentlichkeit treten, die auf falschen Informationen beruhen. Die Zeugenaussagen von Hunderten von Menschen werden außer Acht gelassen, und es wird versucht, Außenstehende davon zu überzeugen, dass die Sichtungen nichts mehr waren als die falsche Wahrnehmung gewöhnlicher Flugzeuge.« (Brouwer zitiert in Kean 2010, S. 29).
In der anfangs erwähnten Diskussion musste ich der Dame dann erklären, wieso wir wenigen Leute von der Gesellschaft MUFON-CES (Mutual UFO Network – Central European Section) uns seit vielen Jahren mit dem Phänomen befassen. Ein Herr, der unser Gespräch mitgehört hatte, mischte sich in die Unterhaltung ein: »Seit den 1950er-Jahren gibt es nun schon den Streit darüber, ob es UFOs gibt oder nicht. Und bisher hat jede private oder staatlich finanzierte Forschung keine neuen Erkenntnisse über das Phänomen gebracht. Die Untersuchungen kommen nicht von der Stelle.«
Ich beklagte, dass der von ihm vorgebrachte Eindruck in der Öffentlichkeit weit verbreitet und – wie so viele andere Vermutungen über das Phänomen – völlig falsch sei. Ganz im Gegenteil: Wir Untersucher sind im Laufe der Beschäftigung mit diesem Phänomen zu überwältigend neuen Erkenntnissen über die Wirklichkeit, über die Zukunft der Wissenschaft und Technik sowie über ein neues Bild vom Menschen gelangt. Wir stehen vor einer Kopernikanischen Wende unseres raumzeitlich beschränkten Weltbildes, das sämtliche Bereiche des Lebens und Wissens verändern wird. Denn im Gegensatz zu Edward Condons unbegründeter und einfältiger Vermutung, dass die Beschäftigung mit UFOs zu keinerlei neuen wissenschaftlich relevanten Erkenntnissen führen würde und dass »only poor observers report UFOs« (Condon & Gillmore 1968), haben Wissenschaftler der MUFON-CES nach vielen Jahren der Beobachtung, Zeugenbefragung, des Studiums der Radar-Registrierungen, der Film- und Fotoanalysen sowie der theoretischen Analyse der physikalischen Wechselwirkungen der Objekte mit der Umgebung festgestellt, dass unser Weltbild erheblich erweitert werden muss, wenn wir die beobachteten Eigenschaften der Unidentifizierten Flugobjekte einigermaßen verstehen wollen. »Wir müssen auf das Ziel hinarbeiten, die Wahrheit zu akzeptieren. Uns mit weniger zu begnügen bedeutet ganz einfach, uns mit einer möglicherweise gefährlichen Zukunft abzufinden«, warnt Richard Haines.
Abgesehen von den Gefahren, die uns noch bevorstehen, konnten wir aus der Analyse der Beobachtungsdaten bereits schon jetzt wichtige Hinweise auf eine zukünftige interstellare Raumfahrt sowie neue Vorstellungen über Astronomie, Physik, Biologie, Psychologie und die Parapsychologie erhalten. Die unverständliche Feststellung des Physikers Condon, dass sich die Beschäftigung mit diesem Phänomen wissenschaftlich nicht lohne, zerstört seine wissenschaftliche Reputation und beweist nur seine eingeschränkte wissenschaftliche Neugier.
Wer sich als Naturwissenschaftler nicht mit dem Phänomen der Unidentifizierbaren Flugoobjekte, ihren Wirkungen und den Konsequenzen ihres Erscheinens beschäftigt, wird Wissenschaft und Technik der Zukunft nicht richtig einschätzen und vorantreiben können. Denn in der Begegnung mit diesen fremdartigen Objekten werden wir mit einer zukünftigen Technologie und Realitätsauffassung konfrontiert, die bereits jetzt einer anderen, sich vor uns verbergenden Intelligenz zu eigen ist.
Die Maximalforderung der Wissenschaft, dass die unbekannten Objekte landen und Kontakt zu uns aufnehmen müssen, um sich einer Untersuchung durch uns zu stellen, wird von der fremden Intelligenz nicht erfüllt. Mit Überresten abgestürzter Objekte, beispielsweise in Roswell und Dalnegorsk, ließ sich jedenfalls bisher keine staatlich finanzierte wissenschaftliche Untersuchung des UFO-Phänomens begründen. Also lehnt die Wissenschaft die Beschäftigung mit dem Phänomen kategorisch ab und überlässt es Laien und einzelnen neugierigen Wissenschaftlern, sich damit zu befassen.
Wir kennen weder den Ursprungsort noch die Intentionen der fremden Intelligenz. Alles, was wir wissen, müssen wir aus den registrierten Eigenschaften der Objekte und aus dem Verhalten der Insassen erschließen. Die wichtigste Eigenschaft Unidentifizierbarer Flugobjekte ist, nach Hynek (1978), ihre »Raum-Zeit-Singularität«. Sie erscheinen nur für kurze Zeit, unvorhersehbar, flüchtig und scheinen wie in einem Schwarzen Loch wieder zu verschwinden.
In den 1970er-Jahren wies der Physik-Professor H. D. Rutledge darauf hin, dass er in seiner siebenjährigen Felduntersuchung in Missouri neben soliden Objekten sehr viel mehr (etwa zwei Drittel der Fälle) Erscheinungen am Himmel registrieren konnte, die nur aus Licht zu bestehen schienen und trotzdem eine Art Eigenleben führten. (Rutledge 1981)
Bei den unidentifizierten Himmelserscheinungen hat man es also grundsätzlich mit zwei unterschiedlichen Phänomenen zu tun: zum einen mit realen gegenständlichen Objekten metallischen Aussehens mit oder ohne leuchtendem Hof der unterschiedlichsten Formen (überwiegend Kugeln, Dreiecke, Scheiben und zigarrenförmige Objekte), zum anderen mit Lichterscheinungen in runder oder irregulärer Gestalt, die in ihrer Helligkeit pulsieren können.
Obwohl für diese beiden, nach Rutledge »Klassen« genannten Phänomene (Rutledge 1981) andere Modelle für eine theoretische Erklärung gesucht werden müssen, scheinen beide Phänomene eine gewisse Beziehung zueinander zu besitzen, da sie gelegentlich gemeinsam auftreten: So verlassen leuchtende Kugeln metallische Objekte, umkreisen diese oder fliegen fort oder wieder in diese hinein.
In den späten 1940er- und 1950er-Jahren interessierte sich die militärische Luftraumüberwachung der Länder lediglich für unerkannte Objekte im Luftraum. In der öffentlichen Diskussion gab es daher nur die tellerartigen »Fliegenden Untertassen« oder »UFOs«, die visuell und auf dem Radar nicht erklärt werden konnten. Schwer oder nicht zu deutende atmosphärische Erscheinungen überließ man der Wissenschaft, also den Atmosphären-Physikern. Da beide Phänomene immer wieder am Himmel erschienen, nannte man sie gemeinsam »UFOs«. Heute haben sich für diese zwei unterschiedlichen nicht zu identifizierenden Erscheinungen die Bezeichnungen »Unidentifizierte Atmosphärische Phänomene« (UAPs) und »Unidentifizierte Flugobjekte« (UFOs) eingebürgert. Allerdings reden die meisten UFO-Forscher weiterhin nur entweder von UFOs oder von UAPs, ohne den Unterschied zwischen beiden zu berücksichtigen. Wir werden diese Phänomene allerdings sauber voneinander getrennt behandeln.
Die Wissenschaft ist, wenn es um Existenzbeweise geht, eine gestrenge Herrin. Es fällt Wissenschaftlern leichter, Neuankömmlinge wie Quasare oder Schwarze Löcher zu akzeptieren, die bereits in das Theoriegebäude der Physik passen, als solche, die sich nicht dort hineinpressen lassen. »Wenn ein Thema mit derart absoluter Verachtung begrüßt wird, wie es mit dem UFO geschehen ist, wird die bloße Erlangung solcher Daten unermesslich schwierig. Ohne Geld, ohne Zeit, und oft ohne die Mitarbeit der Beobachter, die fürchten, sich lächerlich zu machen, kann die Art von Nachweis, wie sie vor dem Gerichtshof der Wissenschaft erforderlich ist, praktisch nicht beschafft werden. Wissenschaftler fragen sich in erster Linie, ob sich die Ereignisse so abgespielt haben könnten wie berichtet und nicht, ob sie mehr oder weniger so wie berichtet tatsächlich geschehen sind«, stellt Astronomie-Professor J.A. Hynek fest. (Hynek 1972/1978)
Der Wissenschaftsbetrieb akzeptiert Lichterscheinungen noch unbekannter Ursache als Forschungsgegenstand daher nur, weil die Fremdartigkeit beziehungsweise der »Strangeness«-Faktor das physikalische Weltbild nicht wesentlich mehr herausfordert als Kugelblitze. Anders verhält es sich mit soliden metallischen Objekten, die Eigenschaften und Verhalten zeigen, welche das gegenwärtig akzeptierte Weltbild völlig überfordern. In den Medien werden vereinzelt Dinge über UFOs berichtet, die an Science-Fiction oder Märchen erinnern und den bekannten physikalischen Gesetzen Hohn sprechen. Es soll beispielsweise beobachtet worden sein, dass Objekte sich in Nichts auflösen, Insassen sollen in einem Lichtstrahl zum Boden und wieder hoch geschwebt und durch massive Wände in die Schlafzimmer von Zeugen gekommen sein. Kein Wissenschaftler will nach Kenntnisnahme solcher Geschichten, die seinen Glauben an ein vernünftiges Weltbild zerstören und die auch nicht in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert werden, »mit diesem Unsinn« etwas zu tun haben. Vielleicht stimmen die Berichte aber auch? Wie soll man das entscheiden? Wie man mit solchen Behauptungen umgehen sollte, hat uns Immanuel Kant vorgeführt. Es ging damals um die Frage der Geistererscheinungen, die Kant als rationaler Denker natürlich anzweifelte. Doch er bezog den Standpunkt: »Eben dieselbe Unwissenheit macht auch, dass ich mich nicht unterstehe, so gänzlich alle Wahrheit den mancherlei Geistererscheinungen abzuleugnen, doch mit dem gewöhnlichen obgleich wunderlichen Vorbehalt, eine jede einzelne derselben in Zweifel zu ziehen, allem zusammengenommen aber einigen Glauben beizumessen.« (Kant 1768, 1983)
Der Realitätsgehalt unglaublicher Berichte von unvoreingenommenen Beobachtern nimmt mit deren Anzahl zu. Daher ist es wichtig, als Erstes die Anzahl der Berichte zu kennen. Über Sichtungen Unidentifizierter Flugobjekte lagen schon im Jahre 1999 mehr als 100 000 registrierte Fälle vor (Johnson 1999), wobei darauf hinzuweisen ist, dass nach Erfahrungen aller UFO-Ermittler nur jede zehnte Beobachtung gemeldet wird. (Hynek 1978) Natürlich kann kein UFO-Ermittler akzeptiert werden, der unkritisch alles hinnimmt, was ein Zeuge von sich gibt. »Aber alles abzutun, was ein Zeuge angibt, vor allem dann, wenn mehrere Zeugen beteiligt sind«, erkannte der ehemalige UFO-Entlarver J. A. Hynek endlich nach seiner Wandlung »vom Saulus zum Paulus«, »ist unverantwortlich und unwissenschaftlich … Ich hatte als unverhohlener ›Entlarver‹ begonnen, ich war der Erzfeind dieser Fliegenden-Untertassen-Gruppen und – Enthusiasten … dass ich andere wichtige Hinweise einfach nicht beachtete, beunruhigt mich heute noch.« … »Die Crux des UFO-Berichterstatter-Problems ist einfach die, dass von scheinbar glaubwürdigen Personen völlig unglaubwürdige Ereignisse geschildert werden.« (Hynek 1977/1978)
Die ablehnende und skeptische Haltung gegenüber außergewöhnlichen Berichten ist vernünftig und entspricht dem aufgeklärten rationalen Denken des Menschen der Neuzeit, der nicht auf abergläubische Erlebnisschilderungen hereinfallen möchte. Diese Einstellung sollte jedoch bei einer überwältigenden Zunahme immer gleicher ungewöhnlicher Berichte einer kritischen Akzeptanz weichen, wenn die Masse der Schilderungen diese zu gewöhnlichen Ereignissen macht. Das ist jetzt bei UFO-Berichten der Fall! Nur muss der Skeptiker und Wissenschaftler darüber Bescheid wissen, was bei den meisten aber nicht der Fall ist. So kommt es, dass zu Talkshows bekannte Wissenschaftler eingeladen werden, die ihre Meinung kundtun, ohne einen Funken Ahnung von dem Phänomen zu haben (weil sie glauben, mit »Unsinn« müsse man sich ja nicht befassen; es reiche, eine Meinung zu haben und zu äußern). Die Zuschauer kennen die Autoritäten meistens aus anderen Sendungen und vertrauen jeder ihrer Behauptungen, mögen sie noch so falsch sein, und bezweifeln die Fakten, die ein gut informierter, aber unbekannter Wissenschaftler in den Gesprächsrunden vorlegt, entsprechend der »Rekognitions-Heuristik«, wie Psychologen den Vertrauensvorschuss aufgrund von Bekanntheit eines Gesprächspartners nennen.
Ich habe noch nie erlebt, dass ein Talkmaster einen der in der Gesprächsrunde anwesenden Professoren gefragt hätte, wie dieser sein Wissen über das UFO-Phänomen erarbeitet hat, also ob er Berichte selbst untersucht, Zeugen befragt oder welche wissenschaftlichen Publikationen er über dieses Phänomen gelesen hat. Es wird einfach vorausgesetzt, dass die eingeladenen wissenschaftlichen Autoritäten sich umfangreich informierten. Tatsächlich sind die Autoritäten so eitel, dass sie trotz Ahnungslosigkeit – als »Erklärclowns« und »Tiefsinnvortäuscher« (Spiegel 2014) – vor die Kamera drängen in der berechtigten Vermutung, dass die Zuschauer auch nicht mehr wissen als sie selbst und ihnen daher ihre Unwissenheit nicht vorwerfen können.
Ein signifikantes Beispiel: Als ich am 5. November 1992 in einer Fernsehrunde (Bayern 3) mit dem Soziologie-Professor Eberlein und dem bekannten Astronomen Professor Kippenhahn über das UFO-Phänomen diskutierte, erklärte Rudolf Kippenhahn, dass er aus einer Fernsehsendung mit Wim Toelke erfahren habe, dass schon einmal ein Pilot einem Unidentifizierten Flugobjekt begegnet sei. (Wahrscheinlich meinte er den ehemaligen Lufthansa-Chef Werner Utter). Ein Pilot als Zeuge, das wusste Professor Kippenhahn aus einer Fernsehsendung! Zu jener Zeit gab es allerdings schon seriöse Literatur über Tausende von Piloten-Sichtungen. Im Jahre 2000 betrug die Anzahl der von Dr. R. Haines gesammelten Piloten-Sichtungen bereits 3300! (Haines 2000) Der Soziologe Eberlein behauptete, dass UFOs immer in Krisenzeiten gesichtet würden, ohne eine Untersuchung angeben zu können, die dies begründet hätte. Natürlich kannte er die Dissertation von Herbert J. Strentz an der Northwestern University of Illinois nicht (Strentz 1970), in dem diese Vermutung ausdrücklich widerlegt worden war.
Im Dezember 2012 gab ein Astronaut und Professor für Raumfahrtwissenschaften in München seine völlige Unkenntnis über UFO-Phänomene in einem Fernsehinterview des Senders N24 (Sendung wiederholt bei ZDF-Info am 5. Mai 2014, um 15.45 Uhr) bekannt (ohne von anderen Diskussionsteilnehmern – darunter der Skeptiker Werner Walter – korrigiert zu werden), indem er fragte: »Warum werden diese Objekte immer nur nachts gesehen?« In der Sammlung von 600 Piloten-Sichtungen von Dominique Weinstein (2012) fanden 54 Prozent der Beobachtungen nachts und 46 Prozent am Tage statt – also tags und nachts nahezu gleich häufig!
Eine allzu rasche Akzeptanz der berichteten Erscheinungen ist für die Skeptiker so gefährlich, dass sie von einer weiteren Untersuchung abraten. Denn solange die Ursachen des Phänomens noch nicht erkannt sind, meinen sie – und seriöse wissenschaftliche Analysen würden sich sehr lange hinziehen –, könnte die Öffentlichkeit versucht sein, auch andere fantastische Behauptungen zu glauben und einem irrationalen Verhalten anheimzufallen. Der Skeptiker Robert Scheaffer geht sogar so weit zu vermuten, dass am Ende irrationale Weltbilder in den Köpfen ihrer Anhänger zum Holocaust führen könnten. (Scheaffer 1981) Er hält das Interesse und die Untersuchungen des Phänomens für eine »Reaktion gegen Wissenschaft und Vernunft« und äußert sich weiter: »Das Befürworten >paranormaler< oder anderer irrationaler Lösungen für die äußerst komplexen Probleme des gegenwärtigen Zeitalters ist ein Verbrechen an unseren Kindern und deren noch ungeborenen Kindern. … Wer UFOs untersuchen will, wünscht die Uhren zurückzustellen, sehnt sich nach dem unkritischen, mirakulösen Universum des Mittelalters zurück.« (Scheaffer 1981, S. 78)
Der Psychologe D.R. Hofstätter behauptet zwar, dass die Mitglieder der Skeptiker-Organisation CSICOP »das flackernde Flämmchen der Wahrheit« hüten (wer persönlich mit Skeptikern zu tun hat weiß, dass ein solches Flämmchen – sollte es jemals gebrannt haben – längst erloschen ist). Aber Hofstätter gibt auch zu bedenken: »Wer wie Klass und sein Komitee UFOs und andere paranormalen Phänomene pauschal in den ›okkulten Sumpf‹ werfen will, trägt eine große Verantwortung. Denn sollten wir eines Tages sicher wissen, dass UFOs mehr sind als Täuschung, dann könnte es geschehen, dass eine unkritische Öffentlichkeit nun unbesehen auch das, was wirklich ›Sumpf‹ ist, für echt akzeptiert. Die Skeptiker haben dann das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollen.« (Hofstätter 1982)
Der Philosoph und Mathematiker Alfred North Whithehead (1871–1947), der gemeinsam mit Bertrand Russell (1872–1970) das bedeutendste Werk über mathematische Logik Principia Mathematica geschrieben hat, sagte einmal: »Die Zurückweisung irgendwelcher Quellen von Belegen bzw. Beweismaterials ist immer ein Verrat am grundlegenden Rationalismus, der sowohl die Wissenschaft als auch die Philosophie vorantreibt.« (Whithehead 1929/1978) Der Wissenschaftsbetrieb tut aber genau dies. Er nimmt Beweise für UFOs nicht zur Kenntnis und übt damit Verrat am Rationalismus der Wissenschaft! Es ist daher ein schlechter Witz, wenn ausgerechnet von Wissenschaftlern den wenigen Mutigen aus ihren Reihen, die UFO-Beweise nicht zurückweisen, »Irrationalität« vorgeworfen wird, und sie lächerlich gemacht werden.
»Wer nicht den Mut hat, sich auslachen zu lassen«, meint dagegen der Physiker Hans Thirring (1888–1976), »ist keine echte Forschernatur«. Und »es ist ein geringeres Unglück, wenn ein paar Gelehrte eine Zeit lang von einem Schwindler gefoppt werden, als wenn sie aus Angst vor Blamage ein faszinierendes, bisher unbekanntes Naturphänomen achtlos ignorieren«. (Thirring 1977)
In der Woche vom 11. bis zum 14. Februar 2008 wurde ein Bericht des National Guard über unerklärliche Luftbeobachtungen von drei amerikanischen Staaten der UNO vorgelegt und hinter verschlossenen Türen diskutiert. Die Schlussfolgerungen wurden im Laufe der folgenden Tage, während drei weiterer Versammlungen, ebenfalls vertraulich, den Vertretern von 28 Ländern der Erde unterbreitet. Auf dem Spiel stehe die soziale Stabilität der Gesellschaft und die Sicherung der Werte, die Demokratie und Liberalismus begründen. Es wurden mehrere Faktoren erwähnt, die dieses Gleichgewicht auf verschiedene Weise beeinflussen, wobei UFO-Beobachtungen eine fortwährend weniger zu vernachlässigende Tatsache darstellen. Die sozialen Instabilitäten könnten außer die USA auch andere Länder betreffen.
Die offizielle Position des Schweigens und des Verneinens der Verteidigungsinstitutionen und des Geheimdienstes, die nicht den Auftrag erhalten haben, dem Publikum die Gegenwart von unsere Erde besuchenden »Nachbarn« mitzuteilen, ruft bei der Bevölkerung (und speziell bei den Augenzeugen solcher Beobachtungen) immer mehr Fragen hervor, die systematische Verleugnung unerträglich macht. Selbst die Legitimität gewisser amerikanischer Institutionen, deren Ehrlichkeit in Bezug auf die Handhabung der sich aus den Augenzeugen ergebenden Daten noch zu beweisen ist, erscheint einer wachsenden Zahl amerikanischer Bürger als kompromittiert.
Nach Gilles Lorant, Mitglied derFédération Européenne ›Airplane‹, mitgeteilt am 7. März 2008 von Prof. A. Meessen)
Das Gremium untersuchte aufgrund der Debatte einen Plan, wie die soziale Stabilität in Bezug auf eine Krise des Vertrauens gegenüber den öffentlichen Institutionen und Staatsobrigkeiten gestärkt werden könnte. Das UFO-Phänomen scheint nun bei Politikern angekommen zu sein.
Da sich der Wissenschaftsbetrieb nicht um das UFO-Phänomen kümmert – es sei denn, er würde beauftragt, zu prüfen, ob ein Fall tatsächlich unidentifizierbar ist, aber nicht, um herauszufinden um was es sich dabei handelt –, müssen sich die wenigen »idealistischen Wissenschaftler«, also solche, denen es nicht nur um Gewissheit, sondern in erster Linie um Wahrheit geht, unfinanziert und ohne bereitgestellte teure Instrumente in ihrer Freizeit dem Thema annehmen. Als einziges Werkzeug neben der voll finanzierten Mainstream-Forschung können sie nur ihre erlernte wissenschaftliche Methode einsetzen. Für beide phänomenologisch verschiedenen Phänomene muss eine eigene Erklärung gefunden werden.
Über das in 40 Jahren Studium erlangte Wissen über das UFO-Phänomen und über begründete Vermutungen zu dessen Bedeutung für die Menschheit soll das vorliegende Buch informieren.
Teil 1
Die Anfänge der UFO-Forschung in Deutschland
Im August des Jahres 1954 erlaubte mir die Volkspolizei in Stendal ein Jahr vor meinem Abiturabschluss gnädig, meinen Großvater in Detmold zu besuchen. Hier im Westen konnte ich mich wieder richtig satt essen. Wonach ich aber mehr hungerte als nach gutem Essen war Information. Ganz einfache Berichte über Menschenschicksale, Filmstars, schöne und reiche Leute, Naturkatastrophen, ferne Länder, ungeklärte Phänomene, dazu lustige Cartoons und Artikel, mit interessanten Fotos oder Zeichnungen ausgestattet, waren für mich so aufregend, weil es so etwas in keiner Zeitung oder Illustrierten in der DDR zu sehen gab. Ich holte mir also vom Nachbarn meines Großvaters Dutzende alter und neuer Lesemappen mit Illustrierten wie Quick, Neue Illustrierte, Kristall oder Stern, um meinen Informationshunger zu stillen.
Unter den vielen interessanten Artikeln fand ich einen über die zukünftigen Raumfahrt-Unternehmungen der Amerikaner und Russen mit der Überschrift »Wunder werden Wirklichkeit – Ein deutscher Beitrag zur Weltraumfahrt«. Neben einem großen Bild von einem fliegenden eiförmigen Gegenstand über der Mondoberfläche war ein Mann abgebildet, dem beide Hände fehlten und der offensichtlich blind war: Burkhard Heim. Die Bildunterschrift lautete: »Raketen gehören zum alten Eisen, wenn sich die Pläne des jungen Göttinger Wissenschaftlers Burkhard Heim verwirklichen sollten. Nach jahrelangen mathematischen Studien entdeckte er, dass es möglich sei, Raumschiffe auf eine völlig neue Art anzutreiben – ohne Raketen, ohne Propeller, allein durch ein Kraftfeld, welches den Körper des Raumschiffs umgibt. Heims Entdeckung erscheint uns heute noch wie die Phantasie eines Autors utopischer Romane … Aber Heims Berechnungen sind bereits in öffentlichen Vorträgen bei einem internationalen, wissenschaftlichen Kongress [gemeint war der Internationale Astronautische Kongress 1952 in Stuttgart, Anm. d. Verf.] vorgeführt worden. Der Flugkörper schafft sich sein eigenes, regulierbares, von der Erde unabhängiges Schwerefeld. … Heims Weltraumschiff … kann sowohl regungslos irgendwo im Weltall stehen, als auch mit außerordentlich hohen, von Raketen nicht erreichbaren Geschwindigkeiten, davonschießen. … Im Raumschiff selbst merkt man weder etwas von der gefürchteten Beschleunigung noch von den schärfsten Kurven. Bisher ist das sensationelle Projekt allerdings nur errechnet. Aber mit den Vorarbeiten könnte morgen schon begonnen werden, wenn die relativ geringen Geldmittel dafür bereitgestellt werden. Die vordringendste Aufgabe besteht jetzt darin, dass die bestehende Theorie verfeinert und experimentell ausgebaut wird.«
Das war etwas in der Raumfahrtforschung wirklich Unvergleichliches! Von Raketen und Raumfahrt hatte ich bereits viel aus dem Nachlass meines Vaters, Dr. Herbert von Ludwiger, der 1938 tödlich verunglückte, gelesen. Mein Vater, der einer der Schüler von Max Planck gewesen war, bekam Anfang der 1930er-Jahre von der »Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaftler« eine Anstellung auf dem Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf bei den Ingenieuren und Technikern um Rudolf Nebel und Walter Riedel. Dort traf er auch mit dem Studenten Wernher von Braun und mit Hermann Oberth zusammen.
Abb. 1: Burkhard Heim mit dem Modell eines Raumschiffs, wie es nach seiner Theorie aussehen könnte. Der »Kontrabator« würde mit einem Feldantrieb fliegen (Stern, November 1954)
Ich las einiges über Raketenflug in den Büchern, die mein Vater hinterlassen hatte, und in den Zeitschriften Die Rakete und Zeitschrift für Raumfahrtforschung, in Arbeitsheften meines Vaters und in der Korrespondenz zwischen Oberth und meinem Vater. Daher wusste ich, wie Flüssig- und Feststoffraketen aufgebaut sind, wie man Satelliten in eine Erdumlaufbahn bringt und welche extraterrestrischen Ziele mit dieser Technik erreichbar sein können. Aber ich hatte nirgendwo gelesen, dass man anstatt mit chemischen Treibstoffen mit Kraftfeldern Raumfahrt betreiben könnte, wie Heim es vorschlug. Wie der Feldantrieb allerdings funktionieren und auf welche Weise Lichtenergie in Bewegungsenergie umgesetzt werden sollte, blieb völlig unklar, und ich hatte den Eindruck, dass Burkhard Heim dies auch gerne geheim halten wollte. In dem genannten Stern – Artikel stand die Zwischenunterschrift »Der Weltraum ist uns näher gerückt. Seine Eroberung steht unmittelbar bevor. Jetzt geht es nur noch um die Frage: Wer wird der Erste sein?«
Der Weltraum rückt uns näher, so lautete auch der Titel eines Buches, das damals großes Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte. (Keyhoe 1954) Ein Major der US Air Force hatte darin behauptet, die US-Luftwaffe hätte Gründe zu der Annahme, dass die seit 1947 sehr häufig berichteten unbekannten Flugobjekte oder Fliegenden Untertassen möglicherweise Raumfahrzeuge außerirdischer Bewohner sein könnten. Ich hatte dieses Buch während der Ferien bei meinem Großvater gelesen und stellte nun fest, dass die darin beschriebenen Eigenschaften der beobachteten Objekte am Himmel genau dieselben waren, wie sie das zukünftige Raumschiff von Heim haben sollte: Schweben, hohe Geschwindigkeiten, scharfes Kurvenfliegen, kein sichtbarer Feuerstrahl aus Raketendüsen. Und so vermutete ich, dass die unidentifizierten fliegenden Scheiben, die 1954 besonders häufig über Frankreich, aber auch mehrmals über Deutschland gesehen wurden, nach dem Antriebsprinzip der Heim’schen Theorie fliegen könnten.
Selbstverständlich war auch dem US-Geheimdienst aufgefallen, dass der von Heim entdeckte Feldantrieb genau derjenige sein könnte, den unbekannte Flugobjekte verwendeten. Wie ich erst Jahrzehnte später aufgrund des Freedom of Information Act (FOIA) erfuhr, hatte sich die CIA bemüht, Heims Vortrag von 1952 in Stuttgart zu bekommen. In einer Nachricht vom 5. Dezember 1952 berichtete der CIA – Agent Dr. H. M. Chadwell, dass »kürzlich von einem deutschen Atomwissenschaftler eine Präsentation über ›Untertassen‹ gegeben wurde«. Nach Dr. Chadwell sollten »alle Anstrengungen unternommen werden, das Vortragsmanuskript über die Theorie des deutschen Wissenschaftlers zu bekommen«. (Belmont 1952) Heim war kein Atomwissenschaftler, sondern noch Student, und er hatte auch nicht über »Untertassen« geredet. Doch die Kombination des amerikanischen Geheimdienstes, dass der von Heim postulierte Feldantrieb auch derjenige der unbekannten Objekte sei, war völlig richtig. Leider konnten die Amerikaner das Vortragsmanuskript nicht auffinden, denn Heim hatte – wie immer – völlig frei ohne Manuskript gesprochen.
In den Illustrierten-Artikeln fand ich in den 1954er-Ferien allerdings auch einfachere Erklärungen für die unbekannten Himmelserscheinungen. Der Sonnenphysiker Professor Donald H. Menzel hatte beispielsweise in Experimenten nachgewiesen, dass bei bestimmten Luftschichtungen Strahlen von Lichtquellen derartig abgelenkt werden können, dass weit entfernte Beobachter die von diesen ausgehenden Lichter am Himmel sehen müssten und sie womöglich für fliegende Objekte halten könnten.
Im Juni 1955 machte ich mein Abitur. Kurz darauf verstarb mein Großvater, und ich reiste, nicht ohne Hemmnisse durch die Volkspolizei, nach Detmold – viel zu spät, um an der Beerdigung noch teilnehmen zu können (Die Volkspolizei zögerte die Reise hinaus: »Was wollen Sie da? Das bisschen Wäsche und die paar Löffel. Und dann kommen Sie wieder und haben Grippe!?«). Ich wollte im Westen bleiben. Jetzt konnte ich endlich Kontakt zu Burkhard Heim aufnehmen. Am 25. November 1955 schrieb ich an ihn und stellte mich zunächst vor. Ich teilte ihm mit, dass ich 18 Jahre alt war, in Hamburg wohnte, wo ich bis zum März des kommenden Jahres einen Kursus zur Erlangung der »westlichen Reife« besuchte, da ich mein Abitur in der DDR gemacht hatte, wozu man dort nur zwölf anstelle von 13 Schuljahren benötigte, und dass ich im kommenden Mai Physik und Mathematik studieren wollte. Und dann stellte ich ihm die Frage, auf welchem physikalisch-mathematischen Prinzip die Erzeugung von Gravitationskräften in seiner Theorie beruhte? Am 6. Dezember 1955 antwortete mir Burkhard Heim in einem Brief und ließ unter anderem von seinem Vater schreiben:
Das von den Zeitschriften gebrachte Projekt eines Weltraumschiffes ist als eine technische Perspektive aufzufassen, die sich aus einer von mir stammenden allgemeinen Feldtheorie ergeben wird. Dieser technische Weg, der nur eine einzige Richtung von vielen anderen sich ergebenden andeutet (die allerdings keine Astronautik zum Ziel haben), ist allerdings nicht Selbstzweck, sondern nur als Nebenprodukt einer Theorie aufzufassen, deren eigentlicher Sinn darin liegt, gewisse Risse im heutigen physikalischen Weltbild zu überbrücken. Die Theorie stellt Zusammenhänge her zwischen elektromagnetischen und gravitativen Wirkungen; das in Form von Operatorgleichungen.
Auf welcher physikalischen Grundannahme der Antrieb funktionieren sollte, teilte mir Heim leider nicht mit. Welche Operatorgleichungen sollten das sein? Heim erwähnte noch, dass die erforderliche Strahlungsenergie beispielsweise aus einem kleinen Kernreaktor gewonnen werden könnte: »Die Kernenergie wird in Form von elektromagnetischer Strahlung frei, welche nach den oben angegebenen Operatorgesetzen in gravitative Feldwirkungen transformiert werden soll.« Außerdem zeigte mir Heim noch eine Gleichung, mit der ich die Energie, die zur Erreichung verschiedener Geschwindigkeiten erforderlich wäre, selbst abschätzen könnte. Die experimentellen Arbeiten befänden sich in Vorbereitung und könnten mit den vorhandenen technischen Mitteln durchgeführt werden. Publikationen gäbe es noch nicht, doch werde voraussichtlich im nächsten Frühjahr ein kurzer Überblick über seine Arbeiten erscheinen.
Ich wartete mit Spannung auf die angekündigte Veröffentlichung der Heim’schen Theorie. Doch bis zum April 1956 war noch nirgendwo etwas darüber zu lesen. Daher meldete ich mich wieder bei Burkhard Heim und stellte ihm auch eine neue Frage. Es ging um das Phänomen der »Photophorese«, und ich vermutete, dass man diese Erscheinung mit Heims neuer Theorie der Schwerkraft erklären könnte.
Im Neuen Universum von 1954 hatte ich einen Artikel von Robert Gerwin über »Das Geheimnis eines tanzenden Staubkorns« gelesen. Staubteilchen (beispielsweise aus Grafit), die in einem verschlossenen Glaskolben, in dem nur ein Zehntel des normalen Luftdrucks herrscht, geschüttelt werden, und auf die ein konvergierender Lichtstrahl gerichtet wird, bleiben zum Teil im Lichtstrahl regelrecht »hängen«. Sie rotieren und bewegen sich – mitunter stundenlang – auf Kreisbahnen von bis zu einigen Millimetern Durchmesser. Der Autor des Artikels schrieb dazu: »Jahrelang haben sich Forscher darum bemüht, die Photophorese in das bestehende physikalische Weltbild einzuordnen. Zunächst dachte man daran, sie durch zwei andere Erscheinungen zu erklären: den Lichtdruck und die Radiometerkräfte … doch ohne Erfolg.«
Heim hatte meine Anfrage zunächst der Astrophysikalischen Forschungsgruppe um Carl Friedrich von Weizsäcker vom Max-Planck-Institut in Göttingen vorgelegt, in dem er damals arbeitete. Doch die Erscheinung war den Physikern dort nicht bekannt. Weizsäcker meinte, dass dies einer der Fälle wäre, in denen das Objekt, der Staub, zu groß für kernphysikalische und zu klein für mechanische Untersuchungen und daher schwer zu fassen wäre. Man sollte sich aber darum kümmern, und Heim schrieb mir im Mai 1956, er hätte die Absicht, sich zu gegebener Zeit selbst mit diesem Phänomen zu beschäftigen. Vielleicht könne er dieses Phänomen tatsächlich mithilfe seiner Theorie erklären.
Seit einigen Jahren schon war ich Mitglied der »Deutschen Gesellschaft für Weltraumforschung« (GfW), die 1957 den Namen »Deutsche Gesellschaft für Raketentechnik und Raumfahrtforschung« (DGRR) bekam, und erhielt regelmäßig die entsprechenden Fachzeitschriften und Mitteilungen. Für Ende Oktober 1957 wurde ich in der DGRR-Mitteilung zu einer Tagung in Frankfurt/M. eingeladen. Erfreut stellte ich fest, dass auf dieser Tagung auch Burkhard Heim einen Vortrag über das Thema »Der kontrabarische Effekt und seine astronautische Bedeutung« halten wollte. Das war für mich die Gelegenheit, in Frankfurt nicht nur etwas über Heims Theorie zu erfahren, sondern auch Heim persönlich kennenzulernen. Ich hatte erst drei Semester Physik studiert und war daher wohl der jüngste Teilnehmer auf dieser Frankfurter Tagung. Es gab am Sonnabend zunächst interessante Vorträge von Raumfahrtexperten, denen der Schock noch in den Gliedern saß, dass ausgerechnet die Sowjets einige Wochen zuvor den ersten Satelliten, »Sputnik« genannt, in eine Erdumlaufbahn geschossen hatten. Dr. H. Faust vom Wetteramt Offenburg erklärte, dass man zwar erdnahe Satelliten bauen könne, dass mit Raketen allerdings niemals der Mond erreicht werden könne, weil ein Rechner zur Navigation mitgeführt werden müsste, und dabei machte er eine Handbewegung, welche die Größe des Computers – in Ausmaßen eines großen Zimmers – andeuten sollte. (Zwölf Jahre später flogen in der ersten bemannten Mondrakete sogar 16 Computer mit.) Andere Redner sprachen über die relativistische Zeitdehnung bei langen und schnellen Raumfahrten und über die Notwendigkeit, dass die Menschen in Zukunft die Erde verlassen müssten, weil sich die Sonne – in rund vier Milliarden Jahren – ausdehnen würde, also wäre man bald gezwungen, Raumfahrtforschung zu betreiben. Außerdem gab es spezielle Fachvorträge über Treibstoffe und elektronische Steuergeräte. Am späten Nachmittag war Heims Vortrag angesetzt. Und erst jetzt wurde die Tagung zu einer denkwürdigen Veranstaltung.
Zum ersten Mal sah ich Burkhard Heim, der von seiner Frau Gerda behutsam auf die Rednerbühne geführt wurde. Es war ein erschütternder Anblick, den hoch gewachsenen, gut aussehenden Mann ohne Hände und ohne Augenlicht so hilflos an das Rednerpult geführt zu sehen. Ich saß in der zweiten Reihe; vor mir an der rechten Ecke hatte jemand von der DGRR ein Tonband eingeschaltet. Dann begann Heim mit ruhiger Stimme zunächst über die Grenzen der mit Raketentechnik erreichbaren Planeten zu sprechen und machte dabei deutlich, dass mit chemischen Antriebsmitteln keine echte interstellare Raumfahrt möglich sei. Um Planeten in anderen Sonnensystemen zu erreichen, müsse ein völlig anderes Antriebssystem verwendet werden. Und ein solches könne als eine spezielle Aussage aus seiner »Einheitlichen Quantenfeldtheorie«, einer Weiterentwicklung der Einstein’schen »Einheitlichen Feldtheorie«, abgeleitet werden. Dann führte Heim vor, was er damit meinte: Im Gegensatz zu Einstein werden in seiner Theorie auch die quantenhaften Diskontinuitäten erfasst. Aber die Behandlung dieses Ansatzes erforderte eine neue mathematische Methodik. Dabei wurde neben Gravitation und Elektromagnetismus noch die Existenz eines bislang unbekannten universellen Feldzustandes entdeckt, den Heim als »Mesofeld« bezeichnete. Wir erfuhren, dass eines der Ergebnisse der neuen Theorie des Mesofeldes »acht Systeme sechsdimensionaler nichtlinearer tensorieller Differentialgleichungen seien, welche offenbar ein ganz universelles Naturgesetz darstellten, denn je nach Art der eingeführten Approximationen ergibt sich neben der Quantentheorie auch Einsteins Theorie und damit die gesamte klassische Physik in Form von speziellen Sonderfällen der allgemeinen Mesofeldgleichungen«.
Von nun an – da bin ich ganz sicher – verstand keiner der Zuhörer im Saal mehr etwas. Die Hörer waren ja keine Relativitätstheoretiker, sondern Ingenieure, Techniker, Chemiker, Elektroniker und angewandte Physiker. Dazu hatten alle den Eindruck, als hörte man einen Wissenschaftler, der dem allgemeinen Wissensstand um 50 Jahre voraus war. Vielen wurde es unheimlich zumute. Heim versuchte, den Ausgangspunkt der »Mesofeldtheorie« zu erklären. Sein Vortrag hätte für eine Physiker-Tagung, Spezialgebiet »Allgemeine Relativitätstheorie« gepasst. Hier saßen entschieden die falschen Hörer, weil Heims Vortrag die Kenntnis der »Allgemeinen Relativitätstheorie« voraussetzte und er neue Begriffe verwendete, an die man sich als Zuhörer erst langsam gewöhnen musste. Im Jahre 1957 gab es nur einige Dutzend Physiker in Deutschland, die sich mit der »Allgemeinen Relativitätstheorie« beschäftigten; und mit Einsteins »Einheitlicher Feldtheorie« kannte sich damals, außer Heim, wahrscheinlich kaum jemand aus. Dann deutete Heim noch an, welchen Stand seine Laborarbeiten erreicht hatten, durch die er den kontrabarischen Effekt, also die Umwandlung von Strahlung in ponderomotorische Kräfte, im Experiment beweisen wollte. Die Experimente waren noch nicht abgeschlossen, weil es ihm an Geld für notwendige Nachweisgeräte und für Mitarbeiter fehlte. Eigentlich hätte Heim bereits am 6. Oktober 1957 seinen Vortrag auf dem »Internationalen Astronautischen Kongress« halten wollen. Weil die experimentellen Arbeiten aber nicht fertig waren, hatte er seine Anmeldung zu dieser Tagung zurückgezogen. Die Hörer im Saal erkannten, dass hier eine bedeutende Idee vorgetragen wurde. Tosender Applaus brauste auf, und eine große Verwirrung breiteten sich nach Heims Vortrag im Saal aus. Ein Sprecher der DGRR sprach aufgeregt ins Mikrofon, dass nichts von diesem Vortrag veröffentlicht werde, weil diese neue Raumfahrtentwicklung in Deutschland geheim gehalten werden müsste. Gleich nach dem Vortrag sprach ich den Herrn an, der die Tonbandaufzeichnung vorgenommen hatte, und bat ihn um eine Kopie des Bandes, weil ich den Vortrag nicht verstanden hätte. Der Herr von der DGRR sagte, dass ich mir ein zweites Gerät und ein Tonband besorgen müsste, dann könnte er mir das Band überspielen. Aber es war Samstagabend und daher aussichtslos. Alle Geschäfte hatten geschlossen, ein zweites Gerät war bis zum kommenden Tag nicht zu beschaffen. Ich gab den Versuch auf.
Dann begrüßte ich Herrn Heim, der sich freute, mich zu treffen und mir seine Frau und seine Mutter vorstellte. Er forderte mich auf, ihn zum Abendessen in die Stadt zu begleiten. Außer Herrn Heim und den beiden Damen begleiteten uns noch Herrn Heims Jugendfreund und der Reporter Dr. Lothar Reinbacher. Als wir in einem Lokal Platz genommen hatten, brachte Dr. Reinbacher, der in Medizin promoviert hatte und zum Journalismus gewechselt war, Burkhard Heim durch seine humorvollen Geschichten zum Lachen. Dabei klatsche Heim vor Begeisterung mit seinen beiden Armstümpfen. Ich lernte Burkhard Heim nun als einen sehr humorvollen Menschen kennen, der auch gerne intelligente Witze erzählte, über die er selbst herzlich lachen konnte. Als ich Heim bekannte, dass ich seinen Vortrag nicht verstanden habe, meinte er: »Dann kommen Sie mal zu mir nach Göttingen. Dort erkläre ich Ihnen alles ganz genau.« Heim berichtete, dass er 1954 im Max-Planck-Institut für Astrophysik bei Professor von Weizsäcker an seiner Diplomarbeit arbeitete. Doch es hätte sich bald herausgestellt, dass er aufgrund seines Handicaps nicht im Team arbeiten konnte. Außerdem wollte von Weizsäcker nichts mit der »Einheitlichen Feldtheorie« zu tun haben, über die Burkhard Heim eigentlich bei ihm promovieren wollte. Seither hätte er zu Hause an seiner Theorie weitergearbeitet.
Burkhard Heim hatte bei einer Explosion des von ihm entwickelten Thermit-Sprengstoffs in der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin 1944 seine Hände, sein Augenlicht und sein Gehör nahezu verloren. Ich stellte fest, dass Heim sich nur mit demjenigen unterhalten konnte, der direkt an seiner linken Seite saß, denn mit seinem linken Ohr konnte er etwas besser hören als mit dem rechten. Das elektronische Hörgerät benutzte er damals nur selten und später gar nicht mehr. Seine Frau führte ihm Löffel oder Gabel mit Essen zum Mund. Eine bestrichene Brotschnitte legte er sich auf seinen rechten Spaltenarm, um sie zu essen. Bier- und Weingläser konnte Heim mit beiden Spaltenarmen umfassen und an den Mund führen. Sehen konnte Heim mit seinem linken Auge etwas Helles oder Farbiges. Das rechte Auge war völlig zerstört. Wenn Heim eine Star-Brille aufsetzte, die eine dicke Linse vor das rechte Auge platzierte, konnte er Strukturen etwa 25 Zentimeter vor seinem Auge wahrnehmen, was es ihm ermöglichte, Kreidestriche an einer Wandtafel zu erkennen.
Wir verabredeten, uns am folgenden Sonntag nochmals zu treffen. Das Ehepaar Heim wollte noch bei seinem Freund in Frankfurt bleiben. Heims Mutter wollte mit demselben Zug, den ich nahm, bis nach Kassel fahren. Von dort aus wollte sie weiter nach Göttingen und ich nach Detmold reisen. Den Herrn am Tonbandgerät sprach ich nicht mehr an. Es genügte mir, dass mich Heim persönlich in seine Theorie einführen wollte. Ich fuhr also mit Heims Mutter nach Kassel. Auf dem Bahnhof in Frankfurt sah ich schwarz gekleidete Bahnpolizisten und hatte den Eindruck, als würden sie uns beobachten. Sie stiegen neben unserem Abteil in den Zug.
Von Burkhard Heims Mutter erfuhr ich, dass ihr Sohn in Northeim in ihrem Haus in der Wilhelmstraße ein Laboratorium eingerichtet hatte. Die Parterrewohnung, bestehend aus fünf Räumen, sei vollgestellt mit elektronischen Geräten. In einem der Zimmer befände sich das Nachweisgerät, der »Kontrabator«, in einem anderen die Wandtafel, an der Heim arbeitete. Jeden Tag käme er von Göttingen nach Northeim, um dort mit seinem Vater und mit seiner Frau an den Geräten zu arbeiten, sich vorlesen zu lassen oder etwas zu diktieren.
In Kassel hatten wir nicht sofort Anschluss zu unseren Zügen und warteten daher im Wartesaal. Wieder fühlte ich mich von Bahnpolizisten, die einige Tische neben uns Platz genommen hatten, beobachtet. Vor Polizeibeamten hatten wir aus der ehemaligen DDR immer eine gewisse Scheu. Schließlich fuhr ich weiter nach Detmold, wo ich gegen 22 Uhr aus dem Zug stieg und sofort mehrere aufgeregte Leute auf mich zurennen sah. »Hier ist er«, rief jemand einem Bahnpolizisten zu. Ein Kriminalbeamter durchwühlte meine Tasche, ein anderer Beamter tastete meinen Körper ab. Als ich erstaunt fragte, was das alles bedeuten solle, wurde mir eröffnet, dass ich verhaftet sei, und ich »schon wüsste weshalb«. Hatte mein Interesse an Heims Arbeit tatsächlich bereits ausgereicht, mir Spionage zu unterstellen? In der Wache in Detmold fragte man mich nach gewissen Beziehungen zu ostdeutschen Stellen. Dann wurde ich ins Gefängnis gesperrt. Ich war mir keiner Schuld bewusst, wollte nur wissen, was mir vorgeworfen wurde, und fühlte mich wie im Prozess von Kafka. Wie lange würde man mich dabehalten? Was dachte Burkhard Heim nun von mir?
Am nächsten Tag holte man mich in die Wachstube. Lothar Reinbacher machte rasch ein Foto von mir, das mich beim Eintreten in den Raum nur von der Seite zeigte, und verschwand schnell. Ich musste 1,15 DM Übernachtungsgebühren zahlen (die ich mir später – aus Prinzip – über eine Beschwerde beim Bürgermeister wieder zurückholte) und hörte nur, »dass sich die Tonbänder angefunden hätten«. Ein führendes Mitglied der DGRR, so erfuhr ich später, hatte die Tonbänder aufgenommen und kopieren lassen. Sein Name wurde peinlich verschwiegen. Burkhard Heim ließ mir am 9. November 1957 durch seinen Vater schreiben:
Als ich am Sonntag, nachdem Sie sich von uns verabschiedet hatten, den Versammlungsraum betrat, wurde ich von allen Seiten mit Fragen bestürmt, die Sie betrafen. Sie hatten sich, wie ich aus allem entnahm, sehr intensiv für die Tonbänder interessiert, und ein unglücklicher Zufall wollte es, dass alle diese Tonbänder plötzlich verschwunden waren. Da Ihre Abfahrt mit diesem Zeitpunkt zusammenfiel, fiel der Verdacht der für diese Tonbänder verantwortlichen Herren der DGRR auf Sie. Anzeige wurde aber nicht gegen Sie erstattet, sondern gegen Unbekannt. Leider wurde Ihnen dabei am schlimmsten mitgespielt. Die Tonbänder wurden noch in derselben Nacht von der Polizei sichergestellt.
In der folgenden Woche brachten die Neue Illustrierte und der Stern längere Berichte über diese Tagung, vor allen Dingen über Burkhard Heim und dessen Theorie. In der vom 9. November 1957 lautete der Titel des zweiten Teils über die Frankfurter Tagung: »Der unheimliche Gast – Steht den Deutschen ein neues ›Weltbild der Physik‹ bevor? Seine Kollegen nennen ihn ein Genie. Was er in Frankfurt berichtete, kommt einer Sensation gleich. Wird er recht behalten?« Zu Bildern von mir lautete die Unterschrift »Auch ein zweiter Gast war ›unheimlich‹«. Dazu schrieb Dr. Reinbacher:
Dieser Student wird die Tagung nie vergessen. In seinem Herzen wird sich ein Erlebnis eingraben, das ihm nur in unserem Zeitalter des Misstrauens widerfahren konnte: Er war als angehender Physiker nach Frankfurt gekommen, um nicht nur etwas Neues über Weltraumphysik zu erfahren, sondern auch um die Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sehen, deren Namen er in seinen Lehrbüchern findet. Er hatte eifrig – übereifrig – um Tonbänder der Forschungsberichte gebeten. Er hatte Fotos haben wollen, Tabellen, Berechnungen. Ein Zufall machte ihn zum Opfer einer Fahndungsaktion: Nach der Tagung waren plötzlich alle Tonbänder verschwunden. Der Verdacht fiel auf ihn. … Zwölf Stunden war die Polizei hinter ihm her. Fernschreiben jagten von Frankfurt nach Göttingen, von Göttingen nach Detmold. An den Sperren der Bahnhöfe, wo man ihn auf der Heimreise vermutete, stand Bahnpolizei. Seine Personalbeschreibung lag der Kripo vor. Kraftwagen preschen durch die Nacht, überholen D-Züge. Überall die gleiche Sorge: ›Werden unsere Forschungsberichte in falsche Hände kommen?‹ In Detmold nimmt man ihn endlich fest. Einen Tag später lässt man ihn endlich frei – er ist unschuldig.«
In der Presse wurde über Heims Vortrag allgemein als von einer wissenschaftlichen Sensation geschrieben. Der Stern konzentrierte sich in einer Bildreportage auf die Person Burkhard Heim und titelte: »Burkhard Heim lässt sich nicht kaufen.« In der Ufa-Wochenschau wurde in der zweiten Novemberwoche ein kurzer Film über Heim gezeigt, und die Tagesschau der ARD brachte ein Interview des Reporters Hans-Joachim Fahlefeld mit Burkhard Heim. Bild rief (am 13. November 1957) zu Spenden für Heim auf unter der Überschrift: »Kein Geld für blinden Weltraum-Forscher«. Auch im Ausland sprach sich herum, dass in Frankfurt über ein neues Antriebskonzept für die Raumfahrt vorgetragen worden war.
Was Heim mit seinem Vortrag vor der DGRR erreichen wollte, war die öffentliche Aufmerksamkeit, damit er Fördermittel für seine Forschungen bekommen konnte, denn er gehörte ja keinem Institut an. Diese Absicht erfüllte sich zum Teil. Aber woran Heim nicht ernsthaft genug gedacht hatte, waren die Angriffe, denen er sich nun von der Zunft der »reinen Theoretischen Physiker« ausgesetzt sah. Bis auf wenige Ausnahmen wurde ihm das Auftreten in der Öffentlichkeit verübelt, weil er seine Theorie nicht zuerst auf einem soliden Physikerkongress vorgetragen und seine Untersuchungen in einer Fachzeitschrift publiziert hatte. Kein bekannter deutscher Theoretischer Physiker nahm in den 1950er-Jahren Raumfahrtforschung ernst. Sie war in ihren Augen eine Spielerei von Technikern und Fantasten – keine Wissenschaft. Born, Heisenberg und von Weizsäcker hielten Raumfahrtforschung für reine Geldverschwendung. »Man wird niemals Geräte in Umlaufbahnen bringen und stabil halten können, sodass physikalische Messungen angestellt werden könnten«, war von Weizsäckers Meinung (der später auch einige Jahre lang ein Institut für Zukunftsforschung leitete). Ohne sich mit Heims Ideen beschäftigt zu haben – Heim hatte ja noch nichts publiziert –, wurde er von den meisten Physikern als unseriös angesehen, weil er die vorgeschriebene Form nicht eingehalten hatte. Nur diejenigen Physiker, die mit Heim sprachen, ihn reden hörten oder sogar mit ihm zusammenarbeiteten, beispielsweise der damals führende Relativitätstheoretiker Deutschlands, Professor Pascual Jordan in Hamburg, hatten von Heim einen überaus positiven Eindruck, den er auch in den uns erhaltenen Briefen zum Ausdruck brachte. (von Ludwiger 2010)
Weil ich den Vortrag nicht verstanden hatte und wegen meines Interesses an den Tonbändern eine Verhaftung über mich ergehen lassen musste, bat mich Burkhard Heim, zu ihm zu kommen, wo er mir alle weiteren Erklärungen zu seiner Theorie mitteilen wollte. Ich fuhr nach Göttingen. Als Herr Heim ins Zimmer trat und mich kurz mit Bedauern über die Vorfälle begrüßte, fragte er mich spontan: »Herr von Ludwiger, können Sie einen projektiven Tensor iterieren?« Ich wusste zu der Zeit aber noch gar nicht Bescheid und verneinte. Daraufhin sagte er etwas enttäuscht: »Na dann muss ich die 5 × 5-Matrizen selber im Kopf multiplizieren.« Und dann erzählte er mir von seinen Ideen. So begann eine 40-jährige Freundschaft zwischen unseren Familien. Und ich habe Burkhard Heim zu vielen Vorträgen und Treffen mit Kollegen begleitet. Auf der Burg Rabeneck in der Fränkischen Schweiz und in Bayern habe ich interessante Gespräche mit ihm führen dürfen. Seit dieser Zeit hat mich die Heim’sche Theorie in ihren Bann gezogen. Wann immer ich Berichte über neue Wechselwirkungen von UFOs aus Büchern oder Zeitschriften erfuhr, versuchte ich die Effekte im Rahmen der Heim’schen Theorie zu verstehen, denn in den Standardtheorien der Teilchenphysik und Kosmologie bleiben die seltsamen Himmelserscheinungen Fremdkörper.
Ich bin oft gefragt worden, wieso ich mich als angehender Wissenschaftler mit so esoterischen Dingen wie UFOs beschäftigt habe. Das kam ganz allmählich, logisch und folgerichtig: Kurz nach dem Krieg, im Sommer 1945, schloss ich mich einigen Jungens von zwölf und 14 Jahren an – ich selbst war acht Jahre alt –, die versuchten, aus den deutschen Provianthäusern in Stendal, die von den Amerikanern bewacht wurden, Lebensmittel, die dort lagerten, aber nicht an die hungernde Bevölkerung verteilt wurden, zu klauen. Es gelang uns, unbemerkt durch ein Fenster in die Lagerhäuser einzubrechen, vor allem Fleischkonservendosen in mitgebrachte Netze zu packen und wegzulaufen. Wir berechneten genau, wann die bewaffnete Wache, die das Provianthaus umschritt, wieder auftauchen musste. Vorher mussten wir über ein langes freies Feld laufen und dann durch das Flüsschen Uchte waten, um auf einen befestigten Weg zu gelangen, an dem einer von uns mit einem Handwagen wartete. Wir schafften es knapp und sahen noch, dass die amerikanischen GIs uns bemerkt hatten. Ich entsinne mich genau, dass es an einem dieser Tage stark bewölkt und windig war. Ich schleppte einen schweren Eimer mit Marmelade durch die Uchte. Nachdem ich am anderen Ufer angelangt war, sah ich am Himmel eine kleine schwarze Scheibe oder Kugel. Was mich verblüffte, sodass ich es später meiner Mutter berichtete, war, dass dieses Ding schnell gegen die Windrichtung flog. Vielleicht war das meine erste UFO-Sichtung.
Als ich zehn Jahre alt war, hörte ich einen schon älteren Schulkameraden während der Pause auf dem Schulhof davon reden, dass in Amerika fliegende Teller gesehen wurden und niemand wüsste, woher sie kämen. Fünf Jahre später las ich auf unserer Toilette, in der die Zeitung Volksstimme als Toilettenpapier diente, Auszüge aus einem Buch von Friedrich Wolf über Fliegende Untertassen, und zwar den spannenden Teil, in welchem darüber geschrieben wurde, dass der amerikanische Pilot Mantell bei der Jagd auf eine Fliegende Untertasse abgestürzt sei. Das hätte sich tatsächlich in den USA ereignet, wurde behauptet. Ich glaubte das zwar, aber die vorgebrachte Erklärung des Autors war Unsinn. (Wolf 1954/61)
Meine Tante »im Westen« schickte mir regelmäßig das technische Magazin hobby, dessen Besitz nicht von der politischen Kontrolle beanstandet wurde. Darin stand einmal ein Artikel über »Fliegende Untertassen« und mögliche Erklärungen durch Lichtbrechungen an Luftschichten bei Temperaturinversionen, Kugelblitzen und anderen Verwechslungen mit bekannten Dingen. Doch die Erklärungen wirkten gerade bei sehr guten Fällen mit vielen Zeugen wie an den Haaren herbeigezogen.
Im Jahre 1954 konnte ich in Detmold das Buch von Keyhoe noch schnell vor meiner Heimreise in die DDR lesen. Im Herbst, als ich wieder dort lebte, brachten mir meine Eltern von ihrem Besuch in Westberlin (verbotenerweise) eine Zeitung mit, in der etwas über eine gelandete Fliegende Untertasse in Frankreich zu lesen war. Ich wollte darüber mit meinen Freunden diskutieren. Aber die hatten kein Interesse an solchen Geschichten. Sie glaubten ja noch nicht einmal, dass es bald möglich sein würde, Satelliten wie einen Mond um die Erde kreisen zu lassen. »Die müssten ja auf die Erde fallen«, waren meine Freunde überzeugt und gingen mir aus dem Weg.
Gleich nach dem Abitur im Juni 1955 fuhr ich wieder nach Detmold. Doch kurz vor der Abreise ging ich mit meiner Freundin nochmals um den Stendaler Stadtsee spazieren. Ich ahnte nicht, dass sieben Jahre später, im Januar 1962, über der kleinen Insel in diesem See die erste auf europäischem Gebiet bekannt gewordene Entführung eines Menschen durch ein UFO stattfinden sollte. Der damals 18-jährige Norbert Haase war auf dem Stadtsee Schlittschuh gelaufen. Seine Freunde waren gegen 18.30 Uhr schon nach Hause gegangen. Norbert Haase wollte noch schnell zur kleinen, zwölf Meter langen Insel laufen. Als er etwa 40 Meter von ihr entfernt war, erschien plötzlich fünf Meter über den Bäumen ein gleißend helles, 20 Meter langes Objekt. Norbert wurde ohnmächtig. Gegen Mitternacht wachte er am Ufer wieder auf. Seine Schlittschuhe lagen neben ihm. Er taumelte nach Hause. Seine Eltern hatten sich bereits große Sorgen gemacht. Sein Gesicht war rot wie von einem Sonnenbrand, und seine Armbanduhr war um 18.40 Uhr stehen geblieben. Der Arzt überwies ihn in die Poliklinik. Einige Tage später wurde er von Stasibeamten aufgesucht. Von UFOs hatte man damals noch nichts gehört. Norbert Haase wurde einer Hypnoseregression unterzogen. Es wurde vermutet, dass hier eine neue Strahlenwaffe, möglicherweise aus dem Westen, zur Anwendung gekommen war. Norbert sollte sich an die Aggressoren aus dem Westen in der Hypnose erinnern. Doch er erzählte nur, dass er in einem geschlossenen Raum von schlanken, weiß gekleideten Menschen mit sehr langen Haaren untersucht worden war, »und anderen Unsinn«. Erst nachdem ihm 1974 seine Ausreise in den Westen gelungen war, wurde sein Erlebnis bekannt. (Hesemann 1998)
Als ich 1956 mein »westliches« Abitur in Hamburg nachmachen musste, was in einer Abendschule erfolgte, lernte ich zum ersten Mal den Zeugen einer UFO-Sichtung persönlich kennen. Ein Schulfreund, der aus Leipzig kam, hatte dort metallische fliegende Objekte gesehen, welche die merkwürdigsten Flugmanöver ausführten. Es war absolut nicht daran zu denken, dass er sich geirrt oder den Vorfall ausgedacht hatte. Nach Erlangung der »westlichen Reife« begann ich in Hamburg mit dem Studium der Physik, Mathematik, Chemie und Philosophie in der Hoffnung, dem Geheimnis der Schwerkraft näherzukommen. Daher belegte ich vor allem Vorlesungen des bekannten Relativitätstheoretikers Pascual Jordan und des Atomphysikers Carl Friedrich von Weizsäcker.
Mein Interesse am Phänomen der unbekannten Flugobjekte war so groß, dass ich 1957 der amerikanischen Gesellschaft National Investigation Committee on Aerial Phenomena (NICAP) beitrat, die von Donald Keyhoe geleitet wurde und damals die einzige mir bekannte seriöse Forschungsorganisation für UFOs war. Der Physiker Townsend T. Brown, der NICAP mitgegründet hatte, musste, um dem Ansehen mit seinen umstrittenen Ideen nicht zu schaden, ausscheiden. Der ehemalige CIA – Chef Viceadmiral Roscoe H. Hillenkoetter war ein Vorstandsmitglied. Das monatlich erscheinende NICAP-Informationsheft The U.F.O. Investigator enthielt interessante Schilderungen von UFO-Begegnungen. Berichte über Sichtungen von Landungen und von Insassen in oder neben den Objekten wurden aus taktischen Gründen nicht veröffentlicht.
Ich abonnierte auch die britische Zeitschrift Flying Saucer Review (FSR). Sie wurde 1955 in London von dem Royal-Air-Force – Piloten Derek Dempster gegründet. Erst zehn Jahre nach ihrem ersten Erscheinen brachte der Chefredakteur Charles Bowen auch Berichte aus aller Welt, die von dem Linguisten Gordon Creighton übersetzt wurden. In der FSR publizierten angesehene UFO-Forscher und Skeptiker. Man konnte auch über Landungen und Insassen der UFOs lesen. Doch blieb bei vielen Berichten immer der Zweifel, ob diese von den Autoren hinreichend gut recherchiert worden waren. In den ersten Jahren freute man sich, wenn man einen Artikel mit einer wirklichen UFO-Sichtung lesen konnte. (Heute, wo beispielsweise allein im Juli 2014 der MUFON in den USA mehr als 1000 UFO-Sichtungen gemeldet wurden, davon 126 Fälle, in denen das Objekt den Zeugen näher als 30 Meter kam, will man nur noch die »interessantesten Beobachtungen« zur Kenntnis nehmen). Es gab in den 1950er-Jahren kaum verlässliche Fotos der Erscheinungen. Heutzutage wimmelt es von echten und gefälschten Aufnahmen und Filmen im Internet. Und niemand ist in der Lage zu entscheiden, ob es sich dabei um Fälschungen beziehungsweise um Computeranimationen handelt, weil man die Zeugen und ihre Absichten nicht kennt.
In Deutschland hatte sich der Kunstmaler Karl Ludwig Veit in Wiesbaden der »UFO-Forschung« angenommen, die darin bestand, Berichte zu sammeln und ungeprüft zu veröffentlichen in einer Zeitschrift, die er UFO-Nachrichten nannte. Veit war Spiritist und Anhänger der Kontaktler-Storys. Seine Aufsätze waren mehr religiös als wissenschaftlich. Doch weil er auf der letzten Seite immer Leserzuschriften von Zeugen, die UFOs gesehen haben wollen, brachte, las ich diese Zeitschrift auch. Veit vertraute den Menschen, die behauptet hatten, mit UFO-Insassen gesprochen zu haben, ohne ihre Ansprüche in Zweifel zu ziehen. Er publizierte deren angebliche Unterhaltungen mit ETs. (Leslie & Adamski 1953; Angelucci 1959; Fry 1954 und andere)
Eine eher seriöse deutschsprachige UFO-Zeitschrift wurde Mitte der 1950er-Jahre von Heinrich Ragaz in Zürich gegründet und nannte sich Der Weltraumbote. Sie enthielt kritische Aufsätze zu Kontaktlern und mehrere Übersetzungen aus französischen und englischen Fachzeitschriften. Aus allen anekdotischen Berichten in diesen Zeitschriften konnte man den Schluss ziehen, dass bei aller Skepsis den Berichten gegenüber doch »etwas an der Sache dran sein musste«.
Der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung war 1958 der Erste, der in Europa eine wissenschaftliche Deutung des UFO-Phänomens versuchte:
Wenn sich kein Physiker zu diesen Sichtungen äußert, dann versuche ich eine psychologische Deutung. Die Dinge, die am Himmel gesehen werden, könnten psychische Projektionen des kollektiven Unbewussten sein, halluzinierte Symbole, deren Bedeutung erkannt werden müsse.
(Jung 1958)
Runde, kugelige und scheibenförmige Symbole einerseits und längliche, phallusförmige Zeichen hätten eine tiefe seelische Bedeutung. Zunächst klang Jungs Hypothese recht überzeugend für mich. Doch dann entsprachen Jungs Theorien nicht mehr der Realität, als nämlich immer mehr physikalische Wechselwirkungen der Erscheinungen durch die Arbeiten von Aimé Michèl (1958) bekannt wurden. Denn Halluzinationen verursachen keine physikalisch-mechanischen Effekte und bewegen sich nicht auf geografisch geraden Linien über das Land. Jung selbst bezweifelte allerdings seine eigene Theorie und forderte Physiker – natürlich vergebens – auf, sich der Sache anzunehmen.
Burkhard Heim hatte im Jahr 1959 endlich einen lange angekündigten Artikel über den »Kontrabarischen Effekt« in vier Ausgaben der Zeitschrift Flugkörper veröffentlicht. (Heim 1959) Sein Mitarbeiter, Diplomingenieur Göckel, hatte diesen Aufsatz drastisch zusammengestrichen. Denn er war der Ansicht, dass die Raketeningenieure die Tensordarstellungen sowieso nicht verstünden. Daher blieb es in dem Artikel bei Andeutungen, die keinem Physiker verständliche Informationen lieferten. Der anschließende Vergleich zwischen Raketen- und Feldantrieben wurde dann detailliert ausgeführt, war jedoch uninteressant.
Trotzdem hatten die Amerikaner erkannt, dass Heims Arbeiten ein Meilenstein in der Kontrolle der Gravitation darstellt. In einer erst 1993 freigegebenen Arbeit für das US-Verteidigungsministerium stellte John T. Watson fest, nachdem er alle bekannten Versuche zur experimentellen Gravitationsforschung diskutiert hatte, dass man vom Verständnis der Gravitation noch weit entfernt sei. Doch »die einsame Ausnahme hinsichtlich dieser sehr trüben Aussichten findet man in Burkhard Heims Arbeiten. Diese Theorie liefert in jeder Hinsicht vieles. Das einzige Problem scheint in seiner Weigerung zu liegen, die Grundeigenschaften seiner Theorie zu diskutieren. Die seit fünf oder sechs Jahren durchgeführte Arbeit zur Erzeugung der kontrabarischen Bedingungen, die er für die weitere Erzeugung des Mesofeldes benötigt, war nachweislich nicht erfolgreich.« (Watson 1961) Die Amerikaner verfolgten also Heims Experimente sehr aufmerksam.
Ab 1960 studierte ich an der Universität Erlangen-Nürnberg und wohnte später als Diplomand zwei Jahre lang auf der Sternwarte in Bamberg, wo hauptsächlich Veränderliche Sterne untersucht wurden. Dazu wurde der Himmel nachts bei klarem Wetter – also sehr selten – bei einer Stunde Belichtung fotografiert. Die Platte mit der Aufnahme einer Himmelsgegend wurde in einem Blinkkomerator mit einer Platte derselben Gegend verglichen, die zu einer anderen Zeit aufgenommen wurde. Dem Auge wurde jeweils das eine und dann das andere Bild gezeigt beziehungsweise beleuchtet. Und wenn sich dann einer der Sterne einmal heller und beim Umschalten dunkler zeigte, hatte man einen Veränderlichen Stern gefunden.
In einen Plattenkatalog wurden sämtliche Daten einer nächtlichen Aufnahme eingetragen. Beim Durchblättern des Katalogs fand ich Anmerkungen zu einem fotografierten Objekt, das offensichtlich kein Stern gewesen war. Der Sternwartenchef meinte in seiner Notiz darin, eine Supernova entdeckt zu haben. Aber ein Assistent widerlegte das, weil die Form nicht rund, sondern mehr wie eine Bohne aussah. »Plattenfehler« schrieb ein anderer Assistent. Ihm widersprach jemand, der darauf hinwies, dass sich das Ding auch auf einer anderen Platte abgebildet hätte. Ich war so mutig, den Direktor, Professor Strohmeier, zu fragen, was das wäre. Und der wurde böse, meinte, dass diese Platte schon längst herausgenommen werden sollte, weil das die Studenten nur zu dummen Fragen veranlassen und verwirren würde. Und er nahm die Platte mit in seine Wohnung über dem Plattenraum. (Der Astrophysiker Jacques Vallée erzählte von ähnlichen Erfahrungen, als er noch auf der Pariser Sternwarte beschäftigt war.) Ich war dem Direktor sowieso schon verdächtig. Einmal erwischte er mich in meinem Arbeitszimmer, als ich die Zeitschrift für Raketentechnik und Raumfahrtforschung auf dem Tisch liegen hatte. »Wir Astronomen nehmen die Raumfahrt nicht für voll. Mit solchen Dingen sollten Sie sich erst befassen, wenn Sie Ihr Diplom haben.« Ich erklärte ihm, dass ich darin allerdings die besten Berechnungen für das Dreikörperproblem gefunden hätte, besser als in allen Astronomiebüchern.
Viel schlimmer war ein Fall, in dem ich zum Chef nach oben in seine Wohnung zitiert wurde. Er hielt mir eine UFO-Zeitschrift hin, die er abgefangen hatte, und die ich mir unvorsichtigerweise an meine damalige Adresse auf die Sternwarte hatte schicken lassen. Die Zeitschrift kam aus den USA, enthielt Berichte über UFO-Sichtungen und nannte sich Cosmic Brotherhood. Der Chef tobte. Er verbitte sich, dass solche Gesellschaften an seine Sternwarte schreiben. Mir war das furchtbar peinlich. Und ich spielte den Ahnungslosen, wüsste nicht, woher diese Menschen meine Adresse hätten. Wohl weil ich von diesem Verlag andere wissenschaftliche Bücher bezogen hätte.
Im Herbst 1962 besuchte ich im Rahmen meiner Diplomarbeit (über impulszählende Photometer für die Astronomie) für mehrere Tage die Wetterwarte in Hohenpeißenberg, um dort die Messdatensammlungsautomaten zu studieren. Während der abendlichen Unterhaltungen mit dem Direktor des meteorologischen Observatoriums, Dr. Grunow, erzählte er mir, dass er vor einiger Zeit, während er mit seiner Frau die Messinstrumente draußen abgelesen hätte, eine grün leuchtende »Zigarre« ins Tal fliegen und in einem Parabelbogen wieder aufsteigen und verschwinden gesehen hätte. Er hätte diese Sichtung den Amerikanern mitgeteilt, doch sie hätten ihm nicht geantwortet. »Was kann das nach Ihrer Meinung als angehender Astronom gewesen sein?«, fragte er mich. Und ich erwiderte, dass Astronomen dafür nicht zuständig seien, sondern eher die Militärs. (Seltsamerweise erschienen auf zwei Fotos, die ich vom Aussichtsturm aus machte, zwei schwarze Kugeln. Weil ich diese aber mit bloßem Auge nicht gesehen hatte, hielt ich das für einen Fehler im Entwickler.)
Nach dem Diplom wurde ich als Systemanalytiker in der Firma Bölkow, später MBB, dann DASA, dann EADS (heute Airbus Group) angestellt, wo ich hauptsächlich an Satelliten, Satellitenträgern und Lenkflugkörpern sowie Simulationsprogrammen für deren Flüge arbeitete. Als Mitglied der Startmannschaft der europäischen ELDO-Satelliten-Rakete hielt ich mich 1966 ein halbes Jahr lang in Woomera, Australien, auf, wo ich für den Bord-Commutator der dritten Stufe zuständig war. In der Nähe des Abschussgeländes befand sich die geheime Flugkörper-Erprobungsbasis des englischen und französischen Militärs. Eines Abends erzählte mir der Leiter der Flugsicherung auf dieser Basis, er habe am Mittag, als er eine Mirage auf dem Radarschirm verfolgte, ein zweites Objekt gesehen, das sich hinter die Mirage setzte. Andere Fluglotsen der Basis hätten zur selben Zeit beobachtet, dass hinter der Mirage ein orangeroter runder Körper geflogen und dann verschwunden sei. Niemand konnte sich das Flugobjekt erklären. Erstmals erfuhr ich aus erster Hand, dass die unbekannten Objekte auch mit Radar zu sehen sind – und keine Halluzinationen sind.
Als ich mich zu Anfang der 1970er-Jahre in London auf einer Tagung aufhielt, schilderte mir Professor Firsoff seine Sichtung eines Kurven fliegenden unidentifizierten Himmelsobjekts. Er hatte bei der Londoner Flugsicherung angefragt, um was es sich gehandelt haben könnte, und bekam den Rat, sich bei einem Astronomen zu erkundigen, denn wahrscheinlich wäre das ein Meteor gewesen.
Im Jahre 1973 las ich das Buch des Diplomingenieurs Adolf Schneider Besucher aus dem All