Erhört - P.C. Cast - E-Book

Erhört E-Book

P.C. Cast

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Beschreibung

Ihre Mutter ist die Auserwählte, ihr Vater ein Hoher Schamane. Und trotzdem ist die 19-jährige Elphame eine Außenseiterin. Als Prinzessin aufgewachsen, hat sie außer ihrem Bruder keine echten Freunde.

Ihre Suche nach einem Ort, an dem sie sie selbst sein kann, führt sie zu der verlassenen Burg des alten MacCallan. Im Sonnenlicht sieht Elphame die Mauern golden schimmern. Da spürt sie es: Das dornröschenschlossähnliche Gemäuer ruft sie! Über hundert Jahre scheint es darauf gewartet zu haben, dass sie nach Hause kommt. Hierher zu gelangen, das war ihr Schicksal.

Das denkt auch Lochlan, der düstere Herrscher des Waldes...

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Seitenzahl: 605

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

P. C. Cast

New Tales of Partholon 4: Erhört

Roman

Aus dem Amerikanischen von

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Elphame’s Choice

Copyright © 2004 by P. C. Cast

erschienen bei: LUNA Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Daniela Peter

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Satz: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-426-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Für meine erstaunliche Tochter Kristin Frances,

die perfekte Mischung aus zweien und

die Inspiration für Elphame.

DANKSAGUNGEN

Wie immer danke ich meiner Agentin und Freundin Meredith Bernstein. In diesem speziellen Fall verdienst du das große Dankeschön!

Meiner Redakteurin Mary-Theresa Hussey bin ich so dankbar. Danke, M-T, dass du mir während der umfangreichen Arbeit, eine neue Welt zu erschaffen, geholfen hast, den Überblick zu behalten.

Dank an meinen Vater Dick Cast für seine unschätzbaren Informationen über Wölfe (siehst du, ist doch gut, dass du Mitglied einer Meute bist) und über Flora und Fauna im Allgemeinen.

Ich danke meiner Schwägerin Carol Cast, zertifizierte Krankenschwester, für die detaillierten Informationen bezüglich grausamer Wunden und Leichen. Alle diesbezüglichen Fehler stammen allein von mir.

Und ich möchte einen aus tiefster Seele kommenden Dank an euch, meine fabelhaften Fans, aussprechen, die ihr euch in Partholon verliebt und mich um immer mehr und mehr gebeten habt. Ich bin euch so unglaublich dankbar!

PROLOG

Der Tag begann trügerisch ruhig.

Das morgendliche Dämmeropfer an Epona war außergewöhnlich bewegend gewesen. Die Göttin hatte Etain so vollkommen erfüllt, dass sie ihre strahlende Präsenz den ganzen Morgen über in sich gespürt hatte, nun war ihr endlich ein wenig Zeit für sich allein vergönnt – eine kurze Befreiung von den Pflichten als Inkarnation der Göttin.

Die ersten Wehen nahm sie nur als vages Gefühl von Unwohlsein wahr. Sie fand auf ihrer dick gepolsterten Chaiselongue einfach keine bequeme Stellung. Daher fuhr sie die enthusiastische Dienerin uncharakteristisch ungeduldig an, die hereinkam, um sich zu vergewissern, dass ihrer Herrin tatsächlich kein Wasser heiß gemacht werden sollte. Nicht einmal der Gedanke an ein langes Bad in dem von Mineralquellen gespeisten Badebecken schien ihr verlockend.

Etain hoffte, ein Rundgang durch ihren zauberhaften Blumengarten würde das beheben, was sie eine kleine Magenverstimmung wähnte, hervorgerufen von den Erdbeeren beim Mittagsmahl. Der Spaziergang schien tatsächlich zu helfen – bis sie stehen blieb, um an einer wunderschönen blutroten Blüte zu schnuppern. Da platzte ihre Fruchtblase. Das Wasser ergoss sich in einem Schwall über die seidenen Slipper der Inkarnation der Göttin.

Die Normalität war beendet.

„Ist es nicht immer so?“ Sie zog eine Grimasse und biss die Zähne zusammen, als eine neue Schmerzwelle ihren Körper packte. Vorgebeugt stützte sie sich schwer auf den Arm der Frau, die sie begleitete.

„Pscht, Etain“, sagte Fiona mit ihrem hellen melodischen Akzent. „Sprich nicht, meine Freundin, sonder konzentriere dich auf deine Atmung.“

Etain nickte als Zeichen der Zustimmung heftig und versuchte ihre gekeuchten Atemzüge Fionas ruhiger, tiefer Atmung anzupassen. Die Wehe erreichte ihren Höhepunkt und verebbte.

Hektische Aktivität setzte ein. Der Inkarnation der Göttin wurde von der Schar ihrer Begleiterinnen die Kleidung gewechselt, und sie bemerkte die Weisen Frauen, die in den Dörfern in der Nähe von Eponas Tempel lebten und sich im Garten versammelt hatten. Sie legte einen Arm um Fionas Taille und zog Kraft aus der robusten Natur ihrer Vertrauten, um ihren Weg durch den Blumengarten fortzusetzen. Freundin und Ratgeberin der Auserwählten, hatte Fiona ihr versichert, dass herumzulaufen ihr bei der Geburt des Kindes helfen würde.

Während der Tag langsam dahinkroch, ließ die beruhigende Wirkung von Etains kleiner Oase nach, doch der Nachklang von Eponas morgendlicher Anrufung blieb – wie immer vertraute Eponas Auserwählte auf das Band zwischen ihr und der Göttin und fand darin Stärke und Trost.

Fiona lächelte aufmunternd, und gemeinsam drehten die beiden Frauen sich um und gingen auf die hohen Glastüren zu, die von Etains Schlafzimmer direkt in ihren privaten Garten führten. Leichte Vorhänge in der Farbe flüssigen Goldes flatterten vor den geöffneten Bleiglasfenstern, die zugleich als Türen dienten. Die Inkarnation der Göttin atmete tief durch und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen und sich für die nächste Kontraktion zu wappnen.

„Ich glaube, das hier ist der schlimmste Teil.“ Wie immer sprach sie ihre Gedanken Fiona gegenüber laut aus.

„Was meinst du?“ Fiona schaute ihre Freundin und Herrin nachdenklich an.

„Die Unausweichlichkeit der Ereignisse. Ich kann es nicht aufhalten. Ich kann es nicht anhalten. Ich kann es überhaupt nicht beeinflussen. Die Wahrheit ist, ich würde gerne sagen: Nun, das war eine interessante Erfahrung, aber jetzt ist es genug. Ich möchte baden, ein leckeres Mahl zu mir nehmen und schön eine Nacht durchschlafen. Machen wir einfach morgen weiter, einverstanden?“

Fiona brach in perlendes Gelächter aus. „Das wäre nett.“

„Nett?“ Etain zog eine sehr ungöttliche Grimasse. „Das wäre wundervoll.“

Sie nahm einen weiteren tiefen Atemzug und genoss die berauschende Süße der üppig blühenden Fliederbüsche, die diesen Teil des Weges säumten. Der Pfad machte eine leichte Linkskurve, und dem Flieder folgte eine Fülle violetter Rosen, die in voller Blüte standen. Die zarten Vorhänge blähten sich vor der Tür und schwebten wie Flügel riesiger Schmetterlinge über den Köpfen der Rosen. Ein paar Meter vor dem Schlafgemach, das seit unzähligen Generationen Partholons Geliebte der Epona beherbergte, blieben Etain und Fiona stehen. Die sanfte Brise trug den verzaubernden Klang des Lobgesangs zu ihnen, den die Weisen Frauen angestimmt hatten.

„Wir sind der Fluss des Wassers,

Die Ebbe und die Flut,

Der Hort der Weisheit,

Der alle Wahrheit kennt.“

Die Worte verbanden sich harmonisch miteinander; der zugrunde liegende Rhythmus war hypnotisch. Er rief nach der Auserwählten Eponas und beruhigte ihre gereizten Nerven. Langsam entspannte sich ihr angeschwollener Leib, während der Grußgesang der Frauen sie erfüllte.

„Wir sind der Klang des Wachstums

Der göttlichen Wurzeln.

Die sich lang und wissend

Bis in die Unendlichkeit strecken.“

Die Worte trieben Etain vorwärts, sodass sie freudig das Schlafgemach betrat. Die Weisen Frauen füllten den Raum. Beim Erscheinen der Inkarnation der Göttin steigerte sich das Tempo des Liedes. Die Frauen bewegten sich fröhlich und graziös durch das Zimmer, bis Etain und Fiona das Zentrum ihres Kreises bildeten.

„Wir sind die Seele der Frau,

Ein wundersames Geschenk,

Reich und wissend

Erheben wir uns in Glorie!“

Beim Wort „erheben“ hoben die Frauen die Arme zur kuppelförmigen Decke und drehten sich, wobei sie die Melodie weitersummten. Ihre seidenen Kleider schwebten um ihre Körper wie fallende Blätter und hüllten sie in schimmernde Strahlen wechselnden Lichts. Alle Frauen lächelten. Es schien, als könnten sie die Freude über das Wunder, an dem sie teilhatten, nicht für sich behalten und sprudelten nur so vor Glück über. Als Fiona ihrer Herrin half, sich auf die gepolsterte Chaiselongue sinken zu lassen, sah Etain, dass jede Tänzerin von einer glitzernden Aura umgeben war.

„Magisch“, flüsterte sie.

„Natürlich“, erwiderte Fiona in ihrer sachlichen Art. „Hattest du bei der Geburt einer Göttin etwas anderes erwartet?“

„Natürlich nicht“, sagte Etain, doch die Wahrheit war, dass sie sich immer noch leicht von der Macht ihrer Göttin verzaubern ließ, obwohl sie seit beinahe einem Jahrzehnt Eponas Auserwählte war.

Das Lied endete, und graziös lösten die Tänzerinnen den Kreis auf. Einige traten zu Etain, um ihr ein Lächeln und ein liebes Wort zu schenken.

„Epona hat Euch reich gesegnet, Auserwählte.“

„Das ist ein großer Tag für die Göttin, Eponas Geliebte.“

Wenn sie einzeln standen, verloren sie etwas von ihrer Magie und wurden wieder das, was sie waren – einfach menschliche Frauen, die anwesend waren, um bei der Geburt eines lange erwarteten Kindes zu helfen und sie zu unterstützen. Sie waren unterschiedlich alt und unterschiedlich schön, doch im Geiste waren sie alle gleich.

Die nächste Wehe setzte hoch in Etains Unterleib an. Sie spürte, dass sie sich anspannte. Der Schmerz erreichte seinen Höhepunkt. Die Wehe packte sie und rollte durch ihren Körper, bis sie darin zu ertrinken schien.

Eine junge Frau umfasste Etains Schultern.

„Kämpft nicht dagegen an, Göttin.“ Ihre Stimme war ein zartes Flüstern an Etains Ohr. „Das ist kein Kampf, der gewonnen werden kann. Stellt Euch vor, es wäre der Wind.“

Eine andere Frau ergriff das Wort: „Lasst Euch davon erfüllen, Auserwählte.“

„Ja, fliegt mit dem Schmerz, Mylady“, ergänzte eine weitere. „Atme mit mir, Etain.“

Fionas vertrautes Gesicht war wieder da. Die Inkarnation der Göttin bemühte sich, ihre Atemzüge zu beruhigen, als eine weitere Kontraktion sie erschütterte.

Nach einer ihr endlos erscheinenden Zeit verebbte der Schmerz langsam. Sie spürte, wie ihr mit einem kühlen feuchten Lappen der Schweiß von der Stirn gewischt wurde. Fiona hielt ihr einen Kelch mit klarem eiskaltem Wasser an die trockenen Lippen.

„Lasst mich sehen, wie weit Ihr fortgeschritten seid, Mylady.“

Etain öffnete die Lider und schaute direkt in die kühlen aquamarinblauen Augen der Heilerin. Sie war eine kräftig gebaute blonde Frau mittleren Alters und strahlte das Selbstbewusstsein eines Menschen aus, der seinen Beruf in- und auswendig kannte und wusste, dass er ihn hervorragend ausübte. Etain nickte und zog gehorsam die Knie an. Sie trug nur ein cremefarbenes Baumwollgewand, das so leicht war, dass es sich anfühlte, als wäre es aus Wolken gesponnen. Die Heilerin schob es ihr über die nicht vorhandene Taille. Ihre Berührungen waren sanft und gründlich.

„Es geht gut voran, Geliebte der Göttin.“ Sie lächelte ermutigend und tätschelte Etains Oberschenkel, bevor sie das Gewand wieder herunterzog.

„Wie lange noch?“, fragte Etain erschöpft.

Die Heilerin hielt den Blick der Auserwählten, sie verstand ihre Ungeduld. „Das kann Euch mit Sicherheit nur die Göttin sagen, Mylady. Ich denke aber, es wird nicht mehr sehr lange dauern, bis Ihr Eure Tochter begrüßen könnt.“

Etain lächelte und nickte. Die Heilerin zog sich in den Kreis der Frauen zurück, denen sie mit einer Stimme wie aus samtenem Stahl Befehle erteilte. Fiona strich eine vorwitzige Strähne aus dem feuchten Gesicht ihrer Freundin.

„Er wird nicht rechtzeitig hier sein, oder?“ Etain konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.

„Natürlich wird er das“, erwiderte Fiona fest.

„Ich hätte nicht darauf bestehen sollen, dass er geht. Was habe ich mir nur dabei gedacht?“

Fiona versuchte vergebens, ihr Lachen zu verbergen, als sie antwortete: „Lass mich überlegen … ah, ja! Ich glaube, ich erinnere mich, was du gesagt hast. Irgendwas in der Art, wenn er dir nicht aus dem Weg geht und aufhört, alle naslang zu fragen, wie es dir geht, würdest du ihm die Haut abziehen.“ Sie machte Etains Tonfall so täuschend echt nach, dass einige der in der Nähe stehenden Frauen lachten.

„Ich bin so dumm.“ Etain stöhnte. „Nur eine ausgesprochen dumme Frau würde ihren Mann wegschicken, wenn sie hochschwanger ist und die Geburt ihrer Tochter jeden Augenblick bevorsteht.“

„Meine Freundin.“ Fiona setzte sich neben sie und drückte ihre Hand. „Midhir wird rechtzeitig zur Geburt seiner Tochter hier sein. Du weißt, dass Moira ihn finden wird.“

Das würde sie. Zumindest sagte ihr Verstand der Inkarnation der Göttin, dass Moira, die leitende Jägerin von Partholon, ihren Ehemann selbstverständlich aufspüren würde. Ihren Ehemann, den sie am Tag zuvor in Begleitung seiner Kameraden zu einem Jagdausflug aus dem Haus gescheucht hatte, der die ganze Nacht dauern würde. (Sie dachte an den genervten Ton ihrer Stimme, als sie ihm geraten hatte, lieber auch noch den folgenden Tag fortzubleiben, und zuckte zusammen.) Ihr Herz und ihr in den Wehen liegender Körper verrieten ihr, dass das Baby bald kommen würde, in Anwesenheit des Vaters oder ohne ihn.

„Ich brauche ihn hier, Fiona.“ Tränen verschleierten ihren Blick.

Bevor Fiona etwas erwidern konnte, baute sich eine neue Wehe auf, und Etain packte die Hand ihrer Freundin fester.

„Oh! Die ist schlimm.“ Etain keuchte. Ihr war ein wenig übel, und sie bekam leichte Panik.

Dann legten sich die kühlen, beruhigenden Stimmen der Frauen wie eine Decke über die Auserwählte, als sie die Melodie des Geburtsliedes anstimmten. In Harmonie mit dem Rhythmus sprachen einige von ihnen nacheinander in frohem Ton:

„Wir sind bei Euch, Mylady.“

„Ihr macht das gut.“

„Atmet mit Fiona, Auserwählte.“

„Entspannt Euch, Göttin. Erinnert Euch, jeder Schmerz bringt Eure Tochter weiter in diese Welt.“

„Wir können es kaum erwarten, sie zu begrüßen, Mylady!“

Ihre Stimmen wurden zu Felsen für Etain, an die sie sich klammern, auf die sie sich konzentrieren konnte, während sie ihre Atmung mit Fionas ruhigen Atemzügen synchronisierte. Sie ließ sich von der abebbenden Kontraktion mittragen und schaffte es sogar, den Umstehenden dankbar zuzulächeln.

Das süße Lachen der Frauen war ansteckend. Als ein Kichern über ihre Lippen schlüpfte, legte Etain eine Hand auf ihren prallen Bauch. Sie schloss die Augen und zwang ihren Körper, sich zu entspannen.

Oh bitte, lass ihn rechtzeitig ankommen.

Geduld, Geliebte.

Die Stimme kitzelte Etains Verstand. Ihre Mundwinkel bogen sich bei der leichten Ermahnung nach oben.

Der Schamane wird die Geburt seiner Tochter nicht verpassen.

„Dank dir, Epona“, flüsterte sie. Die Versicherung ihrer Göttin schenkte ihr neue Kraft. „Fiona! Lass uns noch ein Stückchen gehen.“

„Bist du sicher, Etain?“ Fiona runzelte besorgt die Stirn.

„Du hast gesagt, Bewegung würde die Geburt beschleunigen.“ Etain streckte die Hände aus, und Fiona half ihr dabei, sich von der Chaiselongue zu erheben. „Und ‚schnell‘ klingt in meinen Ohren im Moment wundervoll.“ Sie zwinkerte, und die Sorge in Fionas Miene verschwand. Die Auserwählte warf den Kopf zurück und lächelte den wartenden Frauen zu. „Ladies, bitte singt weiter, während ich versuche, die Ankunft meiner Tochter zu beschleunigen.“

Die Frauen klatschten erfreut in die Hände. Einige von ihnen begannen fröhlich einen kleinen Tanz, der die Magie im Raum zum Funkeln brachte. Etain hakte sich bei Fiona unter, und gemeinsam schritten sie durch die Tür mit den transparenten Vorhängen.

Etain atmete tief ein. „Das wird mir fehlen, wenn ich nicht mehr schwanger bin.“ Fiona sah sie fragend an, und sie erklärte: „Mein unglaublicher Geruchssinn. Die ganze Schwangerschaft über war mein Geruchssinn außergewöhnlich geschärft.“ Bevor sie ihren Weg fortsetzte, ging sie zu dem am nächsten stehenden Rosenbusch und ließ einen Finger über die samtigen Blütenblätter gleiten. „Ja, das ist erstaun…“ Das Wort endete in einem Stöhnen, da die nächste Wehe sie überraschte.

„Langsam. Denk daran, nicht dagegen anzukämpfen, Etain.“ Fiona sprach sanft in ihr Ohr, während Etain sich schwer an sie lehnte. „Sollen wir zu den anderen Frauen zurückkehren?“, fragte sie.

Etain schüttelte schwer atmend den Kopf. „Nein. Ich habe das Gefühl, hier draußen bekomme ich besser Luft.“ Die Wehe verebbte, und sie richtete sich langsam wieder auf und wischte sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Und ich mag es, wie ihr Gesang im Wind klingt – als ob die ganze Welt von der Magie der Geburt dieses Babys erfüllt wäre.“

In Fionas Augen glitzerten mit einem Mal Tränen, und sie nahm Etain fest in den Arm. „Das ist sie, Mylady, das ist sie.“

Die Auserwählte der Göttin verbannte den Schmerz aus ihren Gedanken, indem sie sich auf das konzentrierte, wofür sie dankbar war. Sie setzten den Weg durch den Garten fort. Die Bewohner von Partholon huldigten vielen Göttern und Göttinnen, doch Epona würde immer einen besonderen Platz im Herzen ihres Volkes einnehmen.

Die Göttin hauchte dem Morgenhimmel Leben ein, und Eponas Gesicht zeigte sich in der Fülle des Mondes. Sie war die Kriegsgöttin, Göttin der Pferde und die Stifterin reicher Ernte. Partholon würde sie immer als seine Beschützerin verehren. Es war Eponas Auserwählte, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, einem Schamanen, die Invasion der dämonischen Fomorianer zurückgeschlagen und Partholon damit vor dem Schicksal der Versklavung gerettet hatte. Das war nun über einhundert Jahre her, und der Fomorianische Krieg spielte in den Köpfen und Herzen der Partholonier kaum noch eine Rolle. Doch Eponas Größe würde nie vergessen werden, und ihre Geliebte würde auf alle Zeiten verehrt werden.

Ich bin die Geliebte der Göttin, Eponas Auserwählte, rief Etain sich ins Gedächtnis, während sie sich durch eine weitere Wehe atmete. Das bedeutete, dass ihre Erstgeborene eine Tochter sein würde, die ebenfalls von der Göttin berührt worden war. Sie wäre die Urenkeltochter der legendären, Fomorianer tötenden Rhiannon. Der Gedanke, dass ihr Kind vielleicht ausersehen war, als Eponas Auserwählte in ihre Fußstapfen zu treten, war aufregend und machte die Anstrengungen der Geburt etwas erträglicher.

Unter der nächsten Kontraktion zerstoben Etains Gedanken. Sie merkte schnell, dass diese Wehe anders war als die anderen. Sie wurde von einem Brennen tief in ihr begleitet, und der überwältigende Drang zu pressen ließ sie nach Luft schnappen. Ihre Knie gaben unter ihr nach. Fiona fing sie gerade noch auf und half ihr, sich sanft zu Boden sinken zu lassen.

„Ich muss pressen.“ Etain stöhnte.

„Warte!“, befahl Fiona scharf. Dann rief sie über ihre Schulter in Richtung Schlafgemach: „Frauen! Kommt zu mir! Die Göttin braucht Euch!“ Etain konnte nicht sagen, ob jemand sie gehört hatte, denn ihr ganzes Wesen war auf ihr Inneres gerichtet. Der Drang zu pressen war roh und ursprünglich, und nur wegen der Angst um das Leben ihrer Tochter schaffte sie es, dagegen anzukämpfen.

Ein Geräusch drang durch ihre tiefe Konzentration, und ihre Seele jauchzte vor Freude auf, als sie es erkannte. Es war der Klang von Hufen, die auf den festen Pfad schlugen. Etain blinzelte den Schweiß aus den Augen und sah den Zentauren um die Kurve biegen und vor ihr auf die Knie fallen.

„Hier, meine Liebe. Jetzt wird alles gut. Leg deine Arme um meine Schultern.“

Die tiefe Stimme ihres Mannes schien die Schmerzen zu vertreiben. Die Wehe verebbte völlig.

Wortlos schlang sie die Arme um seine granitharten Schultern und ließ den Kopf dagegenfallen, als er sie mühelos hochhob. Nach wenigen großen Schritten kam ihr Schlafgemach in Sicht, und Sekunden später bettete ihr Ehemann sie vorsichtig auf die Chaiselongue. Sie hielt ihn fest, doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er hatte nicht vor, sie loszulassen.

„Ich bin so froh, dass du da bist“, sagte sie, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

„Nur hier gehöre ich hin.“ Er lächelte und schob ihr eine Strähne aus der verschwitzten Stirn.

„Ich hatte Angst, dass du es nicht rechtzeitig schaffen würdest. Ich dachte, Moira würde dich nicht rechtzeitig finden.“

„Das hat sie auch nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber deine Göttin.“ Er gab ihr einen sanften Kuss.

Oh Epona, danke, dass du ihn rechtzeitig zu mir gebracht hast. Und danke, dass er mein Lebenspartner ist. Durch tränenverschleierte Augen sah sie zu, wie ihr Ehemann mit den Kissen hantierte, die sie stützten. Sogar nach fünf Jahren Ehe war sie immer noch von der Kraft und Männlichkeit seiner zentaurischen Gestalt fasziniert. Als Hoher Schamane beherrschte er die Fähigkeit des Gestaltwandels, sodass sie sich tatsächlich vereinigen konnten. Sie liebte ihn in allen Formen und mit jeder Faser ihres Herzens und konnte manchmal kaum glauben, dass ihre Göttin einen so wunderbaren Mann zu ihrem Lebenspartner auserkoren hatte.

Bevor sie ihm noch einmal sagen konnte, wie sehr sie ihn liebte, fühlte Etain die nächste Wehe kommen. Ihr Stöhnen rief die Heilerin an ihre Seite.

„Mein Gebieter, helfen Sie mir bitte, sie in die Geburtsposition zu setzen.“

Ihre Befehle waren kurz und knapp, und wieder hob Midhir seine Frau mit starken Armen an. Er hielt ihren Oberkörper an sich gedrückt, während Fiona an ihrer rechten Seite stand und eine andere Frau ihre linke Hand nahm. Die Inkarnation der Göttin schaute zur Heilerin, die zwischen ihren Beinen kniete. Die Finger der Heilerin tasten sich vorsichtig vor.

„Ihr seid bereit. Mit der nächsten Wehe müsst Ihr pressen.“

Da kam sie auch schon. Etain presste mit jeder Faser ihres Körpers. Bunte Farbkleckse explodierten vor ihren fest geschlossenen Lidern. Sie sah einen Regen aus Gold und Rot und vernahm einen gutturalen, unmenschlichen Ton. Seltsam entrückt erkannte sie, dass ihre eigene Stimme diesen animalischen Klang hervorbrachte. Einen Moment lang konnte sie nicht atmen, dann durchbrach ein wortloses Summen den Nebel in ihrem Kopf. Etain konnte die Frauen nicht sehen, aber sie spürte sie. Die Melodie des Geburtsliedes erfüllte sie, und nun bekam sie auch wieder Luft.

„Einmal noch, Göttin. Ich kann schon den Kopf Eurer Tochter sehen!“, ermutigte die Heilerin sie.

Sie hörte Midhirs geflüsterte Gebete. Die Worte in seiner alten Sprache, die in ihren Ohren immer so magisch klangen, schienen ein Spiegelbild des Geburtsliedes zu sein, das wiederum den Takt der Wehen vorgab.

Etain presste noch einmal und meinte, entzweigerissen zu werden. Gegen Panik und Angst ankämpfend, streckte sie ihren Geist aus, um die Macht anzuzapfen, die sie umgab. Sie ließ sich vom Gesang der Frauen tragen und konzentrierte sich mit einer Mischung aus Willen und Magie darauf, zu pressen. Feucht und warm glitt ihre Tochter aus ihr heraus.

Nun schien die Zeit zu rasen, und alles passierte sehr schnell. Etain bemühte sich, einen Blick auf ihr Kind zu werfen, doch sie sah nur unzusammenhängende Bilder der Heilerin, die ein nasses Bündel an ihre Robe drückte. Die Hand der alten Frau zitterte, als sie die Nabelschnur durchschnitt.

Stille.

Etains Knie gaben unter ihr nach, und Midhir und Fiona brachten die Auserwählte zur Chaiselongue zurück.

„Warum schreit sie nicht?“ Etain stöhnte.

Midhir kniff besorgt die Augen zusammen. Schnell drehte er sich zur Heilerin um, die immer noch mit dem kleinen Bündel auf der Erde hockte. Dann durchbrach der süße starke Schrei eines Neugeborenen die Luft, und Etain fühlte, wie ihr Herz dahinschmolz. Es war aber nur eine kurze Erleichterung, denn sofort sah sie den schockierten Ausdruck auf dem fahlen Gesicht der Heilerin.

Den Frauen, die sie umringten, war er ebenfalls aufgefallen, ihr fröhliches Willkommenslied endete abrupt.

„Midhir?“ Etain schluchzte seinen Namen.

Der Zentaur eilte zu dem Bündel, das seine herzhaft schreiende Tochter war. Die Heilerin sah zu ihm auf, Verwirrung und Bestürzung trübten ihren Blick. Midhir ließ sich auf die Knie fallen und streckte die Hände aus, um das Tuch zu lösen, das sein Kind bedeckte, und erstarrte.

Sein Körper verbarg das Baby vor Etains Blicken. Sie kämpfte gegen die Erschöpfung an und rappelte sich so weit auf, dass sie sehen konnte, was passierte.

„Was ist los?“ Sie weinte. Ihr Magen zog sich nicht nur wegen der Nachwehen der Geburt zusammen.

Bei ihren Worten überlief ein Schauer Midhirs muskulösen Körper. Vorsichtig hob er das Baby vom Boden auf. In einer fließenden Bewegung drehte er sich zu seiner Frau um. Seine Augen strahlten vor Freude.

„Es ist unsere Tochter, meine Liebe.“ Seine Stimme war belegt. „Und sie ist eine winzige Göttin!“

Bei diesen Worten kam er zu Etain herüber und reichte ihr vorsichtig das nun stumme, aber sich windende Bündel. Die Auserwählte von Epona erblickte zum ersten Mal ihre Tochter.

Etains erste Reaktion war weder Schock noch Überraschung, sondern der Gedanke, dass sie noch nie etwas so Wunderschönes gesehen hatte. Ihre Tochter war perfekt. Auch wenn sie nach der Geburt noch nicht gereinigt worden war. Flaum aus dunklen bernsteinbraunen Haaren bedeckte ihren Kopf. Ihre Haut hatte einen cremigen Braunton, eine Schattierung irgendwo zwischen Bronze und Gold. Sie sieht genauso aus, als hätte man Midhirs und meine Haut zusammengegossen, schoss es Etain durch den vor Staunen benebelten Kopf. Die goldene Haut wurde zur Taille hin dunkler, dort war der Körper ihrer Tochter von Fell bedeckt, das die gleiche Farbe hatte wie das Haar auf ihrem Kopf. Kleine getrocknete Flecken hier und da verliehen ihr das Aussehen eines gerade geborenen Rehkitzes. Sie wand sich und trat mit beiden Beinchen aus, die sich grazil verjüngten und in kleinen, noch feuchten Hufen endeten. Dann öffnete sie ihren perfekt geformten kleinen Mund und stieß empört einen Schrei aus.

„Pst, meine Kostbare“, flüsterte Etain. Sie küsste das Gesicht ihrer Tochter und staunte über die Zartheit ihrer Haut. Liebe überkam sie, die umfassender war, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. „Ich bin hier, und alles ist gut.“ Beim Klang der Stimme ihrer Mutter wurden die unglaublich dunklen Augen des Mädchens groß, und ihr Geschrei endete auf der Stelle.

„Elphame.“

Midhir klang tief bewegt. Er kniete neben ihnen. Einen seiner Arme schlang er um seine Frau, sodass sie sich an ihn lehnen konnte, mit der anderen Hand berührte er den Körper seiner Tochter.

„Elphame“, wiederholte er.

Seine tiefe, wundervolle Stimme verlieh dem Wort einen gewissen Zauber, als hätte er gerade die Feenkönigin in ihre Mitte gebeten. Der Name schien in der sie umgebenden Luft zu schweben.

Etain schaute Midhir durch Tränen hindurch an. Der Name kam ihr vage bekannt vor, als hätte sie ihn schon einmal in einem Traum gehört. „Elphame … Was bedeutet das?“

Bevor er antwortete, berührten seine warmen Lippen ihre Stirn, dann die seiner Tochter. „Das ist ein alter schamanischer Name für die mädchenhafte Göttin. Sie ist die Auserlesenste, erfüllt mit der Magie der Jugend und dem Wunder des neu beginnenden Lebens.“

„Elphame“, murmelte Etain und führte den suchenden Mund ihrer Tochter an ihre schmerzende Brust. „Meine Wunderbare.“

Ja, Geliebte. Die Stimme der Göttin säuselte durch den Geist ihrer Auserwählten. Der Schamane hat ihr den rechten Namen gegeben. Sie wird Elphame gerufen – verkünde Partholon den Namen deiner Neugeborenen, die ebenfalls die Geliebte der Epona ist.

Etain lächelte strahlend und hob den Kopf. Ihre Stimme, die durch Eponas Macht verstärkt wurde, durchbrach jubilierend die Luft.

„Freut euch, Partholon! Uns ist durch die Geburt meiner Tochter ein wertvolles Geschenk der Göttin gemacht worden.“ Ihr Blick ging von den immer noch starrenden Frauen, die sie schweigend umringten, zu ihrem Ehemann, dessen Gesicht nass vor Tränen war. „Ihr Name ist Elphame. Sie ist wahrlich eine winzige Göttin, ganz wunderschön und auserlesen.“

Nach der Ankündigung durch die Inkarnation der Göttin gab es ein Knistern in der Luft wie bei einem Blitz. Dann veränderte die Brise, die an den sich vor den offenen Fenstern blähenden Vorhängen gezerrt hatte, ihre Richtung, und der goldene Tüll wehte auf einem Strom warmer, angenehm duftender Luft in den Raum. Plötzlich waren sie von einer hauchzarten Wolke feinster Flügel umgeben. Hunderte von schimmernden Schmetterlingen flatterten um sie herum und befächelten sie mit ihrer Magie.

„Danke, Epona.“ Etain lachte. Sie freute sich über den Ausdruck der Freude ihrer Göttin.

Die Frauen fingen an zu summen und sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. Fröhlich nahmen sie die uralte Zeremonie wieder auf, die in Partholon traditionell zur Geburt eines Kindes gehörte.

Etain ruhte in den Armen ihres Mannes, der seine Familie an seine Brust zog.

„Die Magie der Jugend und das Wunder neu begonnenen Lebens“, flüsterte Etain ihrer Tochter zu. Ehrfürchtig berührte sie das Neugeborene. Sie konnte den Blick nicht von ihr abwenden, wollte keinen ihrer Atemzüge oder Bewegungen verpassen. Sie ließ staunend die Finger über Elphames Körper gleiten, streichelte ihre einzigartigen Beine und lernte die Konturen eines jeden zarten Hufes kennen. Satyr. Das Wort flatterte durch ihren Geist. Aber nein. Sie hatte nichts Ziegenartiges an sich. Sie war zu zart und fein gewachsen, um Pan zu ähneln. Sie war einfach nur eine perfekte Mischung aus Mensch, Zentaur und Göttin.

Ein Gefühl der Ehrfurcht erfasste Etain, und Lachen stieg in ihrer Brust auf.

Midhir drückte als Antwort ihre Schulter. „Ich bin auch zum Bersten mit Ehrfurcht vor diesem kleinen Wesen erfüllt.“

Sie nickte zustimmend, dann fügte sie unter Gelächter hinzu: „Ja, aber deshalb lache ich nicht.“

Er hob fragend eine Augenbraue.

Sie grinste und streichelte einen von Elphames kleinen Hufen. „Ich habe oft gedacht, dass sie Stiefel tragen muss, so schmerzhaft waren ihre Tritte manchmal. Jetzt sehe ich zum ersten Mal, was genau ich da gefühlt habe.“

Midhir fiel in das Lachen seiner Frau ein, und gemeinsam bestaunten sie das Wunder ihrer neugeborenen Tochter.

1. KAPITEL

Macht! Nichts war so gut wie Macht. Nicht Partholons feinste Schokolade. Nicht die Schönheit eines perfekten Sonnenaufgangs. Nicht einmal … nein, das konnte sie nicht wissen. Sie schüttelte den Kopf und zwang damit ihre Gedanken, eine neue Richtung einzuschlagen. Der Wind pfiff scharf durch ihr Haar, und einige der langen Strähnen wehten ihr ins Gesicht. Sie wünschte, sie hätte es zurückgebunden, wie sie es normalerweise tat, aber an diesem Tag wollte sie das schwere Gewicht fühlen. Außerdem musste sie zugeben, dass sie es mochte, wie es hinter ihr herflatterte, wenn sie lief– wie der flammende Schweif einer Sternschnuppe.

Ihr Schritt wurde unsicher, als ihre Konzentration wankte, und schnell brachte Elphame ihre streunenden Gedanken wieder unter Kontrolle. Um die Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten, war höchste Konzentration nötig. Das Feld, auf dem sie lief, war relativ eben und zum Großteil frei von Steinen und anderen Hindernissen, aber es war trotzdem nicht weise, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Ein falscher Schritt könnte leicht zu einem Beinbruch führen; es wäre dumm, anderes zu glauben. Ihr ganzes Leben lang hatte Elphame sich bemüht, falsches Denken und falsches Verhalten zu vermeiden. Dummheit und Torheit waren etwas für Leute, die sich alltägliche Fehler erlauben konnten. Nicht aber für sie, für jemanden, deren Gestalt schon aussagte, dass sie von der Göttin berührt worden war, weshalb sie von allem Normalen und Alltäglichen ferngehalten wurde.

Elphame vertiefte ihre Atmung und zwang sich, ihren Oberkörper zu entspannen. Behalte die Spannung im Unterkörper, ermahnte sie sich. Lass alles andere locker und entspannt. Lass den kräftigsten Teil deines Körpers die Arbeit tun.

Ihre Zähne blitzen auf, als sie fast animalisch grinste. Sie spürte, wie ihr Körper sich neu sammelte und vorwärts schoss. Elphame liebte es, wie ihre Muskeln in den Beinen reagierten. Ihre Arme ruderten unangestrengt, während ihre Hufe sich in den weichen grünen Teppich des jungen Feldes bohrten.

Sie war schneller als jeder Mensch. Viel schneller.

Elphame verlangte noch mehr von sich, und ihr Körper reagierte mit unmenschlicher Stärke. Über lange Distanzen war sie vielleicht nicht so schnell wie ein Zentaur, aber nur wenige von ihnen konnten sie bei einem Sprint überholen– eine Tatsache, mit der ihre Brüder in letzter Zeit gerne angaben. Mit ein wenig mehr harter Arbeit würde vielleicht niemand sie je schlagen können. Der Gedanke war beinahe so befriedigend wie der Wind auf ihrem Gesicht.

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