Erin und der Singledad - Marie Ferrarella - E-Book

Erin und der Singledad E-Book

Marie Ferrarella

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Beschreibung

Zum ersten Mal im Leben hat Erin sich rettungslos verliebt – ausgerechnet in den sexy Singledad Steven! Gerade noch genießt sie seine zärtlichen Küsse, da muss sie sich traurig fragen: Sucht er bloß eine neue Mommy für seinen süßen Sohn, statt ihre romantischen Gefühle zu erwidern?

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Seitenzahl: 168

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IMPRESSUM

Erin und der Singledad erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Marie Rydzynski-Ferrarella Originaltitel: „Dating for Two“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 57 Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A., Roman Rybalko / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2023

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751521956

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Zum dritten Mal in der letzten halben Stunde fiel Maizie Sommers auf, dass ihre Kundin geistesabwesend ins Leere starrte.

Eleanor O’Brien, eine sanfte Frau mittleren Alters, hatte sich vor einigen Wochen an das Immobilienbüro gewandt, weil sie ihren Lebensstil reduzieren und ihr Haus gegen eine kleine Eigentumswohnung tauschen wollte. Mehrere Angebote für ihren Besitz lagen bereits vor, aber sie wollte keine Verkaufszusage geben, solange sie noch auf der Suche nach einem passenden Apartment war.

Doch an diesem Tag war sie ganz und gar nicht bei der Sache, sondern schien in Gedanken meilenweit entfernt zu sein.

„Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich muss sagen, dass Sie heute ziemlich zerstreut wirken“, bemerkte Maizie und fügte taktvoll hinzu: „Wissen Sie, wir müssen uns heute nicht unbedingt alle Wohnungen ansehen.“

Sie ging nicht nur zum Schein auf die Befindlichkeiten ihrer Kundin ein, die ihr in den letzten Wochen ans Herz gewachsen war, sondern machte sich ernsthaft Gedanken. Sie rühmte sich, ein einfühlsamer Mensch zuallererst und eine Maklerin erst an zweiter Stelle zu sein. Oder gar an dritter, wenn man meine wahre Berufung mitzählt.

Während sie ihren Lebensunterhalt sehr erfolgreich damit verdiente, ihre Kundschaft mit dem richtigen Zuhause zusammenzuführen, hing ihr Herz noch mehr an der Partnervermittlung, die sie zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen und ebenfalls erfolgreichen Geschäftsfrauen Cecilia und Theresa betrieb.

Das Trio war seit der dritten Schulklasse befreundet und hatte große Freude daran, andere Leute mit ihren Seelenverwandten zu vereinen und somit Glück in deren Leben zu bringen. Die bisherige Erfolgsbilanz auf diesem Gebiet war herausragend.

„Eines habe ich zumindest in all den Jahren als Immobilienmaklerin gelernt“, fuhr Maizie fort, als ihre Klientin sie fragend ansah. „Wenn man eine Gelegenheit verpasst, wie perfekt sie auch erscheinen mag, tut sich schon bald eine andere auf. Manchmal gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet.“

Eleanor lachte leise. „Das klingt wie ein Slogan für eine Singlebörse, nicht für ein Immobilienbüro.“

Interessant, dass sie spontan in diese Richtung denkt. „Wir können ja eine Pause machen und irgendwo eine Tasse Kaffee trinken“, schlug Maizie vor. „Dabei können Sie mir erzählen, was Sie dermaßen beschäftigt.“

„Wenn Sie die Zeit erübrigen können …“

Maizie schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. „Sehr gern.“

„Dann nehme ich dankend an.“

Zehn Minuten später saßen sie an einem Tisch für zwei in einem Restaurant in der Nähe des Immobilienbüros.

„Haben Sie Kinder?“, erkundigte sich Eleanor.

Mit mütterlichem Stolz erwiderte Maizie: „Ja. Eine Tochter. Sie heißt Nikki.“

„Ist sie verheiratet?“

„Ja, das ist sie.“ Maizie schmunzelte in Erinnerung an ihre erste Erfolgsgeschichte.

Nikki war vollkommen in ihrer Karriere als Kinderärztin aufgegangen und hatte sich überhaupt keine Zeit für ihr Privatleben genommen.

Einer Eingebung folgend, hatte Maizie ihr einen ihrer Kunden vorbeigeschickt – einen Witwer mit einem Kleinkind. Der Rest war Geschichte und der Anfang einer sehr erfolgreichen Nebenbeschäftigung.

Eleanor seufzte wehmütig. „Da können Sie sich sehr glücklich schätzen. Ich habe auch eine Tochter. Erin. Aber sie wird wohl niemals heiraten.“

„Verzichtet sie aus freien Stücken?“

„Aus Zeitmangel.“ Eleanor seufzte. „Ich dürfte mich eigentlich nicht beklagen, sondern müsste dankbar sein, dass ich sie noch habe.“

„Inwiefern?“

„Als Erin sieben Jahre alt war, bekam sie Krebs. Wir hätten sie mehrmals beinahe verloren. Sie hat fast zwei Jahre in einem Krankenhaus in Memphis zugebracht. Und dann, eines Tages, war der Krebs wie durch ein Wunder spurlos verschwunden. Ich kann gar nicht beschreiben, welche Freude ihr Vater und ich verspürt haben.“ Tränen schimmerten in Eleanors Augen. „Deswegen plagt mich mein Gewissen, weil ich mir jetzt mehr für sie wünsche. Ich würde sie gern verheiratet und mit eigenen Kindern sehen.“

„Hat sie denn keinen festen Freund?“

„Sie hat überhaupt keinen Freund. Dazu geht sie viel zu sehr in ihrer Arbeit auf. Ich weiß, dass ich glücklich sein sollte, weil sich alles so gut entwickelt hat, aber …“

„Sie müssen sich deshalb nicht schuldig fühlen. Es ist ganz natürlich, dass Sie Ihrer Tochter einen Mann zur Seite wünschen, auf den sie sich stützen kann. Was ist sie denn von Beruf?“

„Ihr gehört eine Spielzeugfirma namens Imagine That“, verkündete Eleanor stolz. „Sie verkauft die Art von Spielsachen, die wir in unserer Kindheit hatten. Die Art, die Fantasie statt Batterien erfordert. Zweimal im Jahr bringt sie eine ganze Wagenladung davon ins lokale Kinderkrankenhaus. Das ist ihre Art, etwas zurückzugeben.“

Maizie nickte beeindruckt. „Das klingt nach einer wundervollen Person.“

„Das ist sie wirklich. Und ich möchte so gern, dass sie das Glück erlebt, ihr eigenes Kind in den Armen zu halten. Das mag selbstsüchtig wirken …“

„Überhaupt nicht“, widersprach Maizie. „Ich habe genau dasselbe durchgemacht.“

„Und? Haben Sie etwas dagegen getan?“, fragte Eleanor mit verschwörerisch gesenkter Stimme. Ganz offensichtlich hoffte sie auf einen Rat oder zumindest eine Ermunterung.

Maizie schmunzelte. „Seltsam, dass Sie das fragen. Ich kann Ihnen dazu eine interessante Geschichte erzählen.“ In der Annahme, dass ihr Vorhaben einige Zeit erfordern würde, winkte sie den Kellner an den Tisch und bat um die Speisekarte.

1. KAPITEL

„Bitte sehr.“ Steven Kendall reichte Cecilia Parnell den Monatsscheck, den er gerade auf den Namen ihrer Firma ausgestellt hatte. „Ihre Dienste waren wie immer jeden Penny wert. Die Arbeit, die Ihr Reinigungsservice leistet, würde sogar die strenge Prüfung meiner Mutter bestehen, und die ist äußerst anspruchsvoll.“

Sie lächelte den jungen Anwalt an. Er war seit über einem Jahr ihr Kunde und begegnete ihr stets gut aufgelegt. Mit ihm geschäftlich zu tun zu haben war ihr ein Vergnügen. „Ich wünschte, alle meine Kunden wären so pflegeleicht wie Sie und Ihr Sohn. Außerdem bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir entgegenkommen und mich persönlich bezahlen.“

Sie verstaute den Scheck in ihrer geräumigen Handtasche. „Ich weiß, dass die meisten Leute Ihres Alters Onlineüberweisungen bevorzugen. Aber ich muss sagen, dass ich den persönlichen Touch vorziehe – auch wenn es auf Sie hoffnungslos antiquiert wirken muss.“

„Ehrlich gesagt hätte ich nichts gegen etwas mehr Antiquiertheit einzuwenden.“

Cecilia horchte auf. „Ach so?“ Sie schenkte ihm ein mütterliches Lächeln. „Sie sind für heute der letzte Punkt auf meiner Liste. Falls Sie also ein geduldiges Ohr brauchen, kann ich gern eine Weile bleiben.“

Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer zu Stevens siebenjährigem Sohn Jason, der mit seiner Spielekonsole auf dem Fußboden lag und seiner Lieblingsbeschäftigung nachging: Aliens vernichten, die unaufhörlich auf dem Fernsehbildschirm auftauchten.

„Es kommt nicht oft vor, dass ich mich in der Gesellschaft von so gut aussehenden jungen Männern befinde“, fügte sie an.

Jason horchte auf, was in letzter Zeit höchst selten geschah. „Meint Mrs. Parnell damit uns, Dad?“

Ein Hoffnungsschimmer stieg in Steven auf. Vielleicht kriegt er doch noch die Kurve. „Na ja, zumindest dich“, erwiderte er.

Leider hörte Jason es nicht mehr. Er war wieder in seine Mission vertieft, die Menschheit gegen die außerirdische Bedrohung zu beschützen.

„Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel, Steven. Sie sind ein sehr intelligenter, attraktiver und dazu einfühlsamer junger Mann“, entgegnete Cecilia. In ihrem Alter wurden solche Äußerungen höchstens als Schmeichelei, nicht aber als Flirtversuch angesehen, sodass sie kein Blatt vor den Mund nehmen musste. „Deshalb frage ich mich auch, warum Sie zu Hause hocken und mit mir reden, anstatt auszugehen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, ist der Freitagabend prädestiniert, um auf Partnersuche zu gehen. Ich stelle mich gern als Babysitter zur Verfügung“, bot sie an, weil sie wusste, dass die Tagesmutter, die während seiner Abwesenheit auf seinen Sohn aufzupassen pflegte, gerade gegangen war.

„Ihr Gedächtnis ist völlig intakt. Trotzdem nein danke. Ich brauche keinen Babysitter.“ Anstatt sich an ihrem Verhalten zu stören und es als Eingriff in seine Privatsphäre zu sehen, fand er es anrührend, dass sie sich Gedanken um ihn machte. „Ich habe beschlossen, mich für eine Weile von der Dating-Szene fernzuhalten.“

Cecilia runzelte die Stirn. Sie mochte den jungen Witwer und seinen Sohn und verspürte den Drang, ihn ein wenig zu bemuttern, da seine Eltern weit entfernt in einem anderen Staat lebten. „Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre, aber haben Sie nicht gerade erst vor zwei Monaten wieder angefangen, sich zu verabreden?“

Obwohl sie es wie eine Frage klingen ließ, kannte sie die Antwort darauf ganz genau. Nach dem Tod seiner Frau Julia hatte der sympathische Anwalt zwei Jahre lang um sie getrauert und sich ausschließlich seinem Beruf und seinem Sohn gewidmet. Erst vor Kurzem hatte er sich auf hartnäckiges Drängen seiner Freunde breitschlagen lassen, wieder auszugehen. Was mag da schiefgelaufen sein?Und wie kann ich helfen?

„Das stimmt.“ Steven ging in die Küche, holte eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein Glas ein. „Ich habe wirklich damit angefangen, sogar schon vor vier Monaten. Jedenfalls habe ich jetzt entschieden, mich wieder aus der Szene auszuklinken.“

„Warum? Sie sind in der Blüte Ihres Lebens, und ein anständiger, solider Mann wie Sie wäre die Antwort auf die Gebete vieler junger Frauen.“

„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte er verwundert.

Schnell erklärte Cecilia: „Ich habe zwei gute Freundinnen, die mir ständig in den Ohren liegen, weil ihre Töchter unfähig sind, den richtigen Partner zu finden.“

Ihre Behauptung war zwar zutreffend, aber seit einigen Jahren überholt. Damals hatten Maizie, Theresa und Cecilia sich wöchentlich zum Kartenspiel getroffen – und um sich gegenseitig darüber hinwegzutrösten, dass ihre Töchter unverheiratet blieben.

Bei einer dieser Sitzungen hatte Maizie entschieden, dass es nicht reichte, nur zu reden, zu lamentieren und sich zu sorgen – sie müssten vielmehr aktiv gegen diese Missstände vorgehen.

Da alle drei beruflich mit einem breiten Spektrum an Menschen interagierten, hatten sie beschlossen, diesen Umstand zu nutzen und Ehemänner für ihre Töchter zu finden. Und weil ihnen das hervorragend gelungen war, machten sie einfach mit der Partnervermittlung außerhalb der eigenen Familien weiter.

Und so kam es, dass jedes Mal, wenn eine der drei auf einen Single ohne Aussicht auf einen Partner stieß, ein gewisser Denkprozess in entsprechender Richtung in Gang gesetzt wurde.

Und genau so geschah es in diesem Moment.

„Ich fühle mich dem nicht mehr gewachsen“, gestand Steven.

„Warum nicht?“, fragte Cecilia verwundert.

„Alle Frauen, mit denen ich in den letzten Monaten ausgegangen bin, waren sehr hübsch und dazu smarte Karrierefrauen …“

„Aber?“

„Sobald sie von meinem Sohn erfahren haben, war alles aus, bevor es richtig angefangen hatte. Einige wollten nichts mehr von mir wissen, weil sie Kinder als eine Last ansahen, die sie sich nicht aufhalsen wollten. Die anderen, die Kindern grundsätzlich offen gegenüberstanden, setzten sie mit niedlichen Haustieren gleich. Keine der Frauen entspricht auch nur im Entferntesten dem, was ich mir unter einem mütterlichen Typ vorstelle.“

Er seufzte schwer. „Ich verabrede mich nicht nur so aus Spaß. Eine Frau, mit der ich mich privat treffe, muss bereit sein, nicht nur mich zu akzeptieren, sondern auch Jason. Er spielt eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben.“

Er blickte über die Schulter zu dem Jungen, der wie üblich in sein Videospiel vertieft war. „Da keine der Frauen bereit war, die Sache aus meiner Sicht zu sehen, habe ich beschlossen, mich auf unbestimmte Zeit von der Partnersuche zurückzuziehen.“ Ein schelmisches Funkeln trat in seine Augen. „Es sei denn, Sie möchten mit mir ausgehen. Was haben Sie denn so für den Rest Ihres Lebens geplant?“

Cecilia lachte kopfschüttelnd und tätschelte seine Wange. „Älter zu werden. Aber das war eine sehr nette aufbauende Idee von Ihnen, und ich fühle mich geschmeichelt.“

Als Steven den Kühlschrank geöffnet hatte, war ihr aufgefallen, dass der Inhalt kein vielversprechendes Bild abgab. Was sie veranlasste zu fragen: „Wann haben Sie das letzte Mal ein hausgemachtes Gericht gegessen?“

„Das hängt davon ab, wie weit man den Begriff hausgemacht fasst.“ Er grinste. Obwohl er sehr erfolgreich in seinem Beruf war und sich gern an den verschiedensten Hobbys versuchte, gehörte Kochen eindeutig nicht dazu. „Wenn in der Mikrowelle aufgewärmte Tiefkühlkost dazuzählt, lautet die Antwort: gestern. Falls Sie damit etwas anderes als Fertiggerichte meinen, muss ich gestehen: vor drei Monaten, als meine Mutter das letzte Mal zu Besuch war.“

Cecilia nickte. „Das dachte ich mir. Mal sehen, was sich so auftreiben lässt.“ Sie schob sich die Blusenärmel hoch und marschierte zum Kühlschrank.

Er war hungrig, zugegeben, doch er wollte ihr nicht zur Last fallen und stellte sich ihr daher in den Weg. „Das kann ich nicht annehmen.“

Unverdrossen schob sie ihn beiseite und suchte im Kühlschrank nach Zutaten für ein anständiges Mahl. „Betrachten Sie es als Bonus, weil Sie ein so guter Kunde sind.“

Während sie sich an die Arbeit machte, dachte sie: Maizie wird Gefallen an diesem Mann finden.

„Wie heißt er doch gleich?“, fragte Maizie am selben Abend bei einer Besprechung mit Cecilia und Theresa.

Es handelte sich um ein spontanes Treffen. Cecilia hatte es einberufen, sobald sie Steven und Jason einen Auflauf aus den kargen Resten in Kühlschrank und Speisekammer aufgetischt und die Wohnung verlassen hatte. „Steven Kendall“, erwiderte sie und buchstabierte den Namen.

Maizie saß in ihrem Wohnzimmer vor ihrem Laptop und recherchierte über den potenziellen Heiratskandidaten, der nach Cecilias Ansicht dringend eine neue Liebe brauchte. „Glaubst du, dass er bei Facebook ist?“

„Keine Ahnung. Er ist eher zurückhaltend, was sein Privatleben angeht.“

Theresa erkundigte sich: „Was macht er denn beruflich?“

„Er ist Anwalt mit Spezialgebiet Firmenrecht.“

„Anwalt!“, rief Maizie triumphierend. „Dann hat er bestimmt ein Profil seiner Kanzlei online gestellt.“ Schnell tippte sie seinen Namen ein und stieß prompt auf eine Minibiografie mitsamt Foto. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und stieß einen leisen Pfiff aus. „Nicht schlecht.“

Neugierig spähte Theresa ihr über die Schulter. „Nicht schlecht? Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich ihn mir selbst angeln.“ Angesichts der amüsierten Blicke ihrer Freundinnen berichtigte sie sich schnell: „Okay, zwanzig Jahre.“

Maizie lachte. „Schon besser. Außerdem habe ich schon wen für ihn ins Auge gefasst.“ In kurzen Zügen berichtete sie von Erin O’Brien und schloss hoffnungsvoll: „Wenn ihr mich fragt, sind die beiden füreinander bestimmt. Sie ist Spielzeugmacherin, die Kinder liebt, und er ist Witwer mit einem Kind, das Spielzeug liebt. Besser kann es nicht kommen.“

Theresa gab zu bedenken: „Aber wie willst du diese beiden füreinander bestimmten Personen zusammenbringen, ohne dass sie merken, dass es ein abgekartetes Spiel ist?“

Nachdenklich nagte Maizie an der Unterlippe. „Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger.“

„Das heißt im Klartext, dass keiner von uns nach Hause gehen darf, bevor uns etwas einfällt, wie die beiden sich kennenlernen können“, verkündete Theresa seufzend und wappnete sich für eine lange Nacht.

„Wie gut du mich kennst!“ Maizie machte sich auf den Weg in die Küche. „Ich koche uns eine große Kanne Kaffee.“

Erin O’Brien beendete das Telefonat mit Felicity Robinson, der Rektorin der James Bedford Elementary School, und starrte verwundert auf den Hörer. Wie ist sie ausgerechnet auf mich gekommen? Woher weiß sie, was ich von Beruf bin, und woher hat sie meine Privatnummer?

Diese Fragen hielten Erin für eine ganze Weile beschäftigt. Schließlich sagte sie sich, dass es im Zeitalter des World Wide Web für jeden mit einem Minimum an technischem Know-how keine Hexerei war, sich persönliche Informationen zu beschaffen.

„Weißt du was? Wir gehen wieder zur Schule“, teilte sie dem freundlichen Dinosaurier auf ihrem Schreibtisch mit. Er war ein Nachkomme des allerersten Stofftiers, das sie vor vielen Jahren entworfen hatte; der stark bespielte Prototyp befand sich sicher verwahrt in ihrem Safe. „Ich soll einer zweiten Klasse erzählen, wie ich dazu gekommen bin, Spielzeug zu machen.“

Seit ihrer Kindheit verkörperte das Kuscheltier ihre Unsicherheiten. Mit seiner Hilfe hatte sie gelernt, mit ihren Ängsten umzugehen.

„Ach, guck mich nicht so patzig an! Es macht bestimmt Spaß, du wirst schon sehen.“

„Ja, dir vielleicht!“, antwortete sie sich selbst mit missmutiger, schriller Stimme.

Sie zog den Dinosaurier zu sich heran, den sie liebevoll Tex der T-Rex getauft hatte. Er hatte ihr zusammen mit ihrer positiven Fantasie geholfen, ihr schweres Schicksal zu meistern, als ihr Leben sich um piepsende Apparate gedreht hatte, die über unzählige Verbindungsschläuche die Vitalparameter ihres kleinen kranken Körpers überwacht hatten.

Selbst damals hatte in ihrem schwachen Körper ein starker Geist gewohnt. Sie war fest überzeugt, dass sie an der lebensbedrohenden Krankheit zugrunde gegangen wäre, hätte sie Tex damals nicht erfunden.

Zu Beginn lediglich ein Ausbund ihrer Einbildungskraft, war Tex über eine schlichte Zeichnung zu einem dreidimensionalen Gebilde in Form einer alten grünen Socke herangereift. Irgendwann später hatte Erin beschlossen, ihm mehr Ausdruckskraft zu verleihen. An einem trüben Herbstnachmittag hatte sie mit Nadel und Faden aus grünem Filz und Füllmaterial den Dinosaurier in seiner jetzigen Gestalt „zum Leben erweckt“. Während der gesamten Schulzeit war er ihr treuer Begleiter geblieben.

Einer zufällig aufgeschnappten kindlichen Bemerkung auf einem Spielplatz war es zu verdanken, dass sie eine Freundin für Tex erschaffen hatte: Anita, die ebenso von Fantasie beseelt war.

Und damit war der Grundstein für Imagine That gelegt gewesen.

„Und jetzt werden wir einem Haufen Zweitklässler alles über dich erzählen“, teilte sie dem Kuscheltier stolz mit.

„Vergiss nicht zu erwähnen, dass du ohne mich gar nichts wärst“, ermahnte Tex mit seiner schrillen Stimme.

„Das werde ich nie vergessen“, versprach sie.

Erin gönnte sich dieses kleine Rollenspiel nur, wenn niemand in der Nähe war. Hätte jemand sie mit ihren Plüschtieren reden gehört, wäre sie womöglich für verrückt erklärt worden.

„Wir haben es geschafft, Tex. Wir kommen ganz groß raus.“

Ausnahmsweise sagte er nichts dazu.

Aber sie wusste, was er dachte – dasselbe wie sie selbst. Nämlich, dass sie in vielerlei Hinsicht den Durchbruch bereits geschafft hatten.

Steven legte den Hörer des Festnetzanschlusses in der Küche auf und blickte zu seinem Sohn, der im Wohnzimmer auf den Fernseher starrte. „Hast du was damit zu tun?“

Wie gewöhnlich achtete Jason kaum auf das, was um ihn herum vorging. Sein Videospiel war zu einer Obsession geworden und hielt ihn von früh bis spät im Bann. Sofern sein Vater ihn nicht zu profanen Tätigkeiten wie Essen, Schlafen und Schulbesuch verdonnerte, war er vor dem Fernseher anzutreffen.

Er war felsenfest davon überzeugt, dass jede noch so kleine Unachtsamkeit böse Konsequenzen nach sich ziehen würde. Es konnte das Ende des Lebens bedeuten, wie er es kannte. Das durfte er nicht geschehen lassen. Er hatte bereits seine Mutter verloren und musste unbedingt verhindern, auch noch seinen Vater oder seine Großmutter zu verlieren.

Steven musste seine Frage drei Mal wiederholen, bevor Jason nachfragte: „Womit denn, Dad?“

„Ich habe gerade mit deiner Rektorin telefoniert. Sie hat mich gebeten, am Career Day zu deiner Klasse zu sprechen und meinen Beruf vorzustellen.“

Jasons Daumen huschten blitzschnell über den Controller. Auf dem Bildschirm lösten sich sterbende Aliens in pinkfarbene Wolken auf.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr einen Career Day habt.“

„Ich auch nicht.“

Steven unterdrückte ein Seufzen. Seit Julias Tod fand er einfach keinen Zugang zur Welt seines Sohnes. Jedem vermeintlichen, winzigen Fortschritt folgte ein herber Rückschlag. Aber er wollte nicht aufgeben. Vor allem war ihm daran gelegen, eine offene und ehrliche Beziehung aufrechtzuerhalten. Deshalb stellte er viele Fragen, auch wenn er nur wenige Antworten bekam. „Sie hat so verzweifelt geklungen, dass ich zugesagt habe. Ist dir das recht?“

„Ich schätze, das ist okay“, antwortete Jason ohne jede Spur von Begeisterung. Dann blickte er flüchtig über die Schulter. „Solange du mich nicht vor den anderen küsst.“

Steven unterdrückte ein Grinsen. „Es wird mir schwerfallen, aber ich verspreche, mich zu beherrschen.“

„Gut.“ Jason wandte sich wieder den Aliens zu. „Worüber willst du denn reden?“

„Über meinen Beruf. Ich bin Anwalt, schon vergessen?“