Erinnerungslos - B.T. Gold - E-Book

Erinnerungslos E-Book

B.T. Gold

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Beschreibung

Ian Galloway findet eine fürchterlich zugerichtete Frau bei Schneetreiben im Straßengraben liegend. Als sie nach wochenlangem Koma endlich zu Bewusstsein kommt, kann sie sich weder an ihren Namen noch an das Geschehene erinnern. Ian gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen und verliebt sich Hals über Kopf in die Unbekannte. Zusammen mit seinen besten Freunden, Chirurg Tom Melbourne und Ex-Seal Red Garred, stellt er Nachforschungen an, die aber mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Warum behauptet die Polizei, dass Melissa Coleman zusammen mit ihrem Ehemann bei einer Wohnungsexplosion ums Leben kam, da sie ja offensichtlich noch lebt? Ist ihr Mann vielleicht auch noch am Leben und wenn ja, wo ist er? Und warum taucht der Immobilienmogul Daniel Haig, dessen Name auch mit illegalem Glückspiel und der Prostituition in Verbindung gebracht wird, immer wieder bei ihren Ermittlungen auf? Melissas seelischer Zustand verschlechtert sich zusehens und Tom bittet seinen langjährigen Freund Pete Sullivan, den FBI-Profiler inoffiziell um Hilfe. Als Tom von Haigs Leuten zusammengeschlagen wird, aktiviert Red seine komplette damalige Seal-Einheit. Ein Wettlauf auf Leben und Tod entbrennt, da Haig vor nichts zurückschreckt, um Melissa in seine Finger zu bekommen, und Ians Liebe wird auf eine harte Probe gestellt.

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Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Dank, dass sie sich auch für den Kauf meines zweiten Buches entschieden haben, bei dem der FBI-Profiler Pete Sullivan sein Können unter Beweis stellen muss.

Allen neuen Käufern wünsche ich viel Spaß beim Lesen und verweise gleichzeitig auf das erste Buch dieser Pete Sullivan–Reihe, mit dem Titel: Ich finde dich (siehe letzte Seite).

Beide Storys sind vollkommen getrennt voneinander zu lesen, da ich relevante Zusammenhänge in jeder meiner Geschichten erkläre.

Zwei weitere Pete Sullivan Bücher sind in Arbeit, aber wer weiß? Vielleicht bringe ich als nächstes mein Lieblingsbuch heraus und hoffe, dass ich sie auch mit dieser Story begeistern kann.

Weiterhin viel Spaß beim Lesen wünscht ihre B.T. Gold

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Fast ein Jahr später

1

„Verdammte Scheiße!“

Wutentbrannt schlug ich auf mein Lenkrad ein, als mein Wagen mal wieder aus unerfindlichen Gründen einfach den Dienst verweigerte.

„Nicht jetzt!“

Hoffnungsvoll drehte ich den Zündschlüssel, aber der Wagen gab keinen Mucks von sich. Nicht einmal das übliche orgelnde Anlassgeräusch war zu hören, sondern nur ein leises Klacken. Wahrscheinlich war es diesmal der Anlasser, der das Zeitliche gesegnet hatte. Trotzdem griff nach dem Hebel, der sich links, leicht unterhalb des Armaturenbrettes befand und entriegelte die Motorhaube.

„Na wenigstens das funktioniert!“

Schnaubend stieg ich aus dem Auto und fing augenblicklich zu frieren an. Es war als würde ich gegen eine eiskalte Mauer laufen und ich versuchte mich, indem ich meinen Reißverschluss der Jacke bis ganz nach oben zog, gegen die Kälte zu schützen. Leider brachte es rein gar nichts und ich warf genervt die Türe ins Schloss, damit wenigstens das Wageninnere warm blieb. Schnellen Schrittes stellte ich mich vor mein Auto und suchte mit Hilfe meiner Fingerspitzen den Falz der Motorhaube ab, da ich nicht genau wusste, wo dieser bescheuerte Sicherungshebel saß. Schon als meine Hände das kalte Blech berührten, hatte ich das Gefühl gleich festzufrieren und ich stieß in Gedanken einen fäkalen Fluch aus. Endlich spürte ich ihn knapp über dem Kühlergrill, zog daran und stellte die Motorhaube mit Hilfe der Haltestange, die sich rechts an der Karosserieseite befand, nach oben. Ein kurzer warmer Hauch umfing mich, der aber ebenso schnell wieder verschwand, als mich eine eisige Windböe erfasste. Schnell rieb ich meine mittlerweile geröteten Finger aneinander und versuchte durch ein paar Hauchstöße diese zum Leben zu erwecken. Leider half es nur, solange ich diese Prozedur wiederholte. Sobald ich damit aufhörte, war der wärmende Effekt vorbei.

„Was machst du hier eigentlich? Du hast doch keinen blassen Dunst von diesem Kram“ schimpfte ich vor mich hin, als ich zitternder Weise in die Eingeweide meines Autos starrte.

Das Einzige was ich einwandfrei erkannte, war der Motor, aber der war in diesem Auto auch nicht zu übersehen, da er mehr als dominant in der Mitte saß. Die restlichen Schläuche, Behälter, Rohre und Kabel waren für mich nur ein undurchsichtiges Wirrwarr und absolut nicht einordbar. Leider begann es jetzt auch noch zu schneien und zu dämmern und die Temperatur würde in spätestens einer halben Stunde ins Bodenlose fallen. Obwohl es erst kurz nach vier Uhr war, hatten wir bereits minus vierzehn Grad und mein Aufzug samt Schuhwerk war für einen Spaziergang in dieser Kälte mehr als ungeeignet. Genervt kramte ich mit bereits steifen Fingergliedern in meiner Jacke nach meinem Handy und drückte im Kurzwahlnummernspeicher die Eins. Auf und abgehend wartete ich darauf, dass er endlich abnahm.

„Na endlich“ blaffte ich ins Telefon.

„Ich bin mal wieder liegengeblieben.“

Er quittierte meine Anklage mit einem lockeren Spruch, aber dafür hatte ich jetzt echt keinen Nerv.

„Halt die Klappe, Red. Du hast heute Morgen doch rumgeprahlt, dass du ihn repariert hast.“

Jetzt wurde auch er etwas lauter und machte meinen Wagen schlechter als er in Wirklichkeit war. Das Wort Schrottkarre fiel in diesem kurzen Monolog garantiert fünf Mal und ich wurde sauer.

„Jetzt komm mir bloß nicht so! Du hast gesagt, dass er fährt und jetzt stehe ich hier rum! Weißt du eigentlich wie kalt es hier draußen ist?“

„Nein, denn ich sitze hier vor dem Kamin und habe bis vor ein paar Minuten noch diese himmlische Ruhe genossen“ kam triefend sarkastisch zurück und ich flippte aus.

„Hör mit deinen blöden Sprüchen auf und setze gefälligst deinen Hintern in Bewegung und hol mich ab!“

„Jetzt reg dich ab, ich bin doch schon am Anziehen!“

An seinem Wortlaut erkannte ich ganz genau, dass er ein schlechtes Gewissen besaß, dennoch ging ich ihn weiterhin an.

„Nein, ich höre nicht auf mich aufzuregen! Denn seit zwei Wochen behauptest du jeden Tag, dass du den Fehler gefunden hast und jetzt stehe ich schon wieder in der Pampa herum und friere mir den Arsch weg.“

Schon während ich ihn anging, wusste ich, dass ich einen handfesten Streit vom Zaun brechen würde, aber ich fror mittlerweile so dermaßen, dass mir alles egal war. Ich wollte nur noch hier weg.

Wie erwartet war meine erneute Anschuldigung zu viel für meinen Freund und er bezeichnete mich ganz unverblümt als einen riesen Arsch und Vollidioten und drohte sogar einfach aufzulegen, wenn ich mich nicht sofort beruhigen würde.

„Ok, ich beruhige mich ja schon“ ruderte ich zurück, aber meine Wut war noch deutlich herauszuhören.

Trotzdem reichte diese Geste bereits aus, um Red zu besänftigen, da er relativ neutral wissen wollte, wo ich genau war.

„Etwa fünfzehn Meilen vor Gillam.“

„Bist du schon über den Nelsen?“

„Ja. Ich denke ich stehe zwei, maximal drei Meilen nach der Brücke.“

„Bin schon unterwegs.“

„Gut, wie lange wirst du brauchen?“

„Kommt auf die Straßenverhältnisse an.“

„Noch sind sie einigermaßen passierbar, aber es schneit mittlerweile fürchterlich. Pack vorsichtshalber die Schneeketten ein und bring mir eine anständige Jacke mit.“

Ich bereute mein letztes Satzfragment bereits nachdem ich es aussprach, da mir Red jetzt auch noch eine Moralpredigt hielt.

„Ja verdammt! Ich weiß, dass du gesagt hast, dass ich den Parka anziehen soll. Also spar dir, ich hab´s dir doch gesagt und komm endlich. Und zwar bevor ich hier erfriere!“

Diesmal betitelte er mich als hirnverbrannten Vollidioten, der vollkommen naiv und leichtsinnig durchs Leben marschierte. Leider konnte ich nicht einmal etwas dagegen sagen, da er Recht hatte. Bei diesen Temperaturen ging man einfach nicht ohne entsprechender Kleidung nach draußen, da in dieser relativ einsamen Gegend einfach alles passieren konnte. Wie ich ja jetzt am eigenen Leib zu spüren bekam.

Er hatte mal wieder Recht behalten und dieses Wissen ärgerte mich maßlos. Dementsprechend fiel auch meine Entschuldigung aus.

„Du hast ja Recht, zufrieden?“

Mein Freund lachte wie immer in solchen Situationen siegessicher auf und ich konnte sein überhebliches Grinsen förmlich sehen. Und auch diesmal kostete er es voll und ganz aus, indem er mich mehr als sarkastisch fragte, ob ich denn auch auf ihn warten würde.

„Halt die Klappe! Natürlich warte ich, wo zum Teufel sollte ich auch hin?“

Im Hintergrund hörte ich den Motor seines Jeeps anspringen und gleichzeitig Reds Fluchen, dass er erst das Auto freischaufeln musste, bevor er losfahren konnte. Die Besorgnis in seiner Stimme war jedoch nicht zu überhören und ich wiegelte ab.

„Jetzt mach dir keine Gedanken. Ich erfriere dir schon nicht.“

Er knurrte nur und legte auf, da er keine Zeit vergeuden wollte. Wenn es um mich ging, machte er keine halben Sachen und ich ärgerte mich über meine eigene Blödheit, mich nicht den Wetterverhältnissen entsprechend angezogen zu haben. Egal wie lange die Fahrt auch dauern würde, bei diesen Minusgraden war es grob fahrlässig so aus dem Haus zu gehen. Die Quittung spürte ich gerade mehr als deutlich, als eine heftige Windböe durch meine dünne Softschelljacke pfiff. Ich wollte jetzt nur noch in den Wagen zurück und griff nach der Haltestange. Gerade als ich die Motorhaube ein Stück anheben wollte, um die Stange auszuhängen, hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich hielt inne und lauschte, aber es war alles still. Es war sogar so still, dass ich den Schnee leise zu Boden fallen hörte.

Da ist nichts.

Als ich nach kurzem Zögern die Sicherungsstange löste, hörte ich es erneut. Es klang wie ein leises Wimmern, fast nicht hörbar und es kam aus unmittelbarer Nähe. Leider war die Dämmerung bereits so weit fortgeschritten, dass ich nur noch Umrisse erkennen konnte. Schnell ließ ich die Haube in ihre Verankerung fallen, ging um das Auto herum zur Beifahrertüre, öffnete diese und holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Sie funktionierte und ich machte mich umgehend auf die Suche. Langsam ließ ich den Lichtkegel der Lampe, in einem Radius von knappen zehn Metern vor mir, nach rechts und links schwenken, als ich im Schnee den Umriss eines Körpers entdeckte. In Habachtstellung ging ich darauf zu, da ich mit einem verletzten Tier rechnete, welches in dieser Situation mehr als unberechenbar sein konnte.

Doch was ich dann zu sehen bekam, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Nein! Das kann nicht sein!

Schon fast panisch rannte ich darauf zu und ließ mich ungebremst auf meine Knie fallen. Instinktiv riss ich mir die Jacke vom Leib und legte diese schützend auf den halbnackten und leblosen Frauenkörper.

„Miss?…Miss? Können sie mich hören?… Hallo!“

Keine Antwort, nichts, gar nichts. Innerlich fing ich zu beten an, als ich meinen Zeige- und Mittelfinger gegen ihren Hals drückte.

Sei am Leben. Bitte, sei am Leben.

Zuerst fühlte ich rein gar nichts, aber als ich meine Finger noch fester an ihren Hals presste, konnte ich ein extrem schwaches Pulsieren spüren. Sie lebte noch und meine innere Anspannung löste sich etwas.

Ohne zu überlegen, griff ich unter ihren Nacken und ihre Beine, zog sie nach oben und stand mit ihr in meinen Armen auf. Sie brauchte Wärme und ich lief so schnell ich konnte zu meinem Auto zurück. Ich hatte das Gefühl eine Ewigkeit zu brauchen, bis ich endlich die Beifahrertüre aufbekam, aber mit ihr im Arm, war es gar nicht so einfach. Behutsam setzte ich sie dort ab und als ich sie losließ, fiel sie regelrecht in sich zusammen. Erneut suchte ich ihren Puls und griff gleichzeitig in die Außentasche meiner Jacke, um mein Handy zu holen. Wieder drückte ich die Eins und versuchte währenddessen die Schläge des Pulses zu zählen, gab aber auf, da mich das Klingelgeräusch völlig aus dem Takt brachte. Als mich eine erneute Windböe erfasste, schloss ich die Beifahrertüre, damit die Frau nicht doch noch kurz vor der Zielgeraden erfror.

„Geh schon ran Red“ bettelte ich schimpfender Weise vor mich hin, während ich völlig kopflos zur Fahrerseite lief.

Aber der Anblick der Frau hatte mich zutiefst erschüttert, da ihr Gesicht durch extreme Gewalteinwirkung völlig entstellt war. Es war fürchterlich geschwollen und mit blutverkrusteten Platz- und Schürfwunden vollkommen übersäht. Es gab eigentlich keinen Flecken der nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Als ich gerade einsteigen wollte, nahm er meinen Anruf entgegen.

„Bist du schon unterwegs?“ brüllte ich drauf los und Red quittierte meine Frage mit einem genervt knurrendem ja.

Dem Tonfall nach war er stinksauer auf mich, da ich ihn schon wieder anging, aber ich war so dermaßen aufgelöst, dass ich es ihm weder erklären, noch meine Stimme zügeln konnte.

„Ruf sofort Tom an! Er soll umgehend mit seinem kompletten Scheiß zu mir ins Haus kommen und sich bereit machen.“

Mein Freund wollte etwas sagen, doch ich fiel ihm bestimmt ins Wort.

„Halt die Klappe, Red! Mach es einfach! Und tritt verdammt nochmal aufs Gas!“

Mein langjähriger Freund kannte mich gut genug um zu wissen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimme. Nie und nimmer hätte ich so herrisch mit ihm gesprochen und er sagte nur ein einziges Wort.

„Was?“

„Ich habe eine Frau…in meinem Auto.“

Ich war unfähig einen anständigen Satz hinzubekommen und Red versuchte mit gezielten Fragen etwas Brauchbares aus mir rauszukriegen.

„Ist sie liegengeblieben?“

„Nein. Sie ist schwer verletzt und …“

Wieder brach ich ab.

„Hatte sie einen Unfall?“

„Keine Ahnung?“

„Jetzt beruhige dich, Ian und konzentriere dich. War da ein anderes Auto?“

„Nein, sie lag keine zwanzig Meter von mir entfernt im Straßengraben.“

„Im Straßengraben?“

Das war nicht unbedingt das, was er hören wollte.

„Ja Red. Sie lag einfach da.“

„Und da war kein Auto, oder zumindest Spuren davon?“

„Nein, ganz sicher. Nur sie und sie ist fürchterlich zugerichtet.“

„Wie definierst du fürchterlich zugerichtet?“

Seine Stimme hatte einen rauen und harten Unterton bekommen.

„Ihr Gesicht, es ist vollkommen …“ Ich hatte nicht einmal Worte dafür.

„Sie hat keines, verstehst du? Und sie ist fast nackt.“

„Nackt? Bei den Temperaturen? Und du bist sicher, dass sie noch lebt?“

Jetzt war es absolute Überraschung, was seine Stimme wiederspiegelte.

„Ja.“

„Halte sie warm, Ian. Hörst du! Du musst sie jetzt unbedingt warm halten.“

„Ja, ist gut. Aber bitte, fahr so schnell du kannst.“

Red legte auf und ich stieg ins Auto. Achtlos warf ich mein Handy aufs Armaturenbrett und beugte mich zu der Verletzten. Behutsam suchte ich wieder nach dem Puls an der Halsschlagader und im ersten Moment dachte ich sie wäre verstorben, doch als ich den Druck meiner Finger auf ihren Hals verstärkte, spürte ich etwas. Er war fast nicht mehr fühlbar und mein erster Reflex war warmrubbeln, aber aufgrund ihrer Verletzungen traute ich mich nicht, denn ihr restlicher Körper war ebenfalls mit Blutergüssen und mehreren offenen Wunden übersäht. Ich hatte Angst ihren Zustand nur noch weiter zu verschlimmern und zog sie behutsam in meine Arme, damit sie zumindest meine Körperwärme spüren konnte.

„Bitte stirb mir nicht weg. Hörst du?“ flüsterte ich immer wieder und je länger ich sie im Arm hielt, umso mehr machte sich der Gedanke in mir breit, dass sie wie Müll zum Sterben hier abgelegt worden war und ich ging instinktiv von einem Mann aus.

Im Wagen wurde es von Minute zu Minute kälter und plötzlich fiel mir die Wolldecke ein. Behutsam lud ich die Frau wieder in ihrem Sitz ab, stieg schnell aus und lief zum Kofferraum. Die Ernüchterung kam, kaum dass ich ihn öffnete. Red packte die Decke gestern Nacht, nachdem er mit reparieren fertig war, nicht mehr ein.

„Scheiße“ fluchte ich schon wieder völlig hilflos und lief zur Fahrerseite des Wagens zurück.

Kaum dass ich eingestiegen war, kontrollierte ich den Puls der Frau erneut. Er war immer noch schwach, aber zumindest noch vorhanden.

„Bitte, komm endlich!“

Nervös starrte ich auf meine Uhr. Es waren erst zehn Minuten vergangen, aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit.

Die Frau war schon fast blau gefroren und ich wickelte meine Jacke noch fester um ihren geschundenen Körper.

Verdammt! Wer tut so etwas? Warum?

Bei diesem Gedanken wurde ich mehr als zornig und musste mich zusammenreißen, um nicht auf mein Lenkrad einzuprügeln. Stattdessen versuchte ich verzweifelt meinen Wagen zu starten, doch er gab keinen Mucks von sich.

Scheiße, scheiße, scheiße!

Nach weiteren quälenden sieben Minuten, konnte ich endlich den Geländewagen meines Freundes hören.

Augenblicklich sprang ich aus dem Wagen, lief zur Beifahrerseite und hob die Unbekannte vorsichtig heraus.

Als Red gerade aus dem Auto stieg, lief ich ihm, mit der Frau in meinen Armen, entgegen. Schnell öffnete er mir die Türe der Rückbank und ich stieg mit ihr zusammen hinten ein.

„Fahr los!“ schrie ich ihn mal wieder an und mein Freund sprang ohne zu zögern auf den Fahrersitz und startete den Motor.

Gleichzeitig warf er mir meine Daunenjacke nach hinten und ich wickelte diese ebenfalls um die Frau.

Währenddessen fuhr er mit durchdrehenden Reifen los, wendete abrupt und ruppig den Wagen und beschleunigte dann in ein halsbrecherisches Tempo. An seinen Augen im Rückspiegel sah ich seine unendliche Wut. Er war genauso geschockt wie ich und dann sprach er meine schlimmsten Befürchtungen aus.

„Verdammt Ian, was ist hier los? Sie wurde fast zu Tode geprügelt. Wer um Himmels Willen tut so etwas? Sie ist eine Frau.“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Dieser Dreckskerl, dieser elende Dreckskerl!“

Obwohl mein Freund ein Soldat war, hatte er schon immer extreme Probleme, wenn es darum ging, dass Menschen anderen Menschen Gewalt antaten. Besonders wenn dieser Mensch haushoch unterlegen war und sein Gegner nur seine Überlegenheit und Macht demonstrieren wollte.

„Hast du Tom erreicht?“

„Ja, er hat alles stehen und liegenlassen und ist sofort losgefahren. Wir müssten fast zeitgleich bei dir ankommen.“

„Gott sei Dank war er zu Hause. Es wird eh schon kritisch sie überhaupt zu retten.“

Red drehte den Temperaturhebel der Innenbelüftung auf Anschlag in den roten Bereich und richtete seine nächsten Worte direkt an mich.

„Reibe deine Hände aneinander.“

Obwohl ich sie weder spürte noch richtig bewegen konnte, wiegelte ich ab.

„Es geht schon.“

„Nein, tut es eben nicht. Also mach gefälligst was ich dir sage!“

Sein Befehlston sprach Bände und mein schlechtes Gewissen prallte voll auf mich ein.

„Es tut mir leid, ok?“

Er sagte nichts und ich versuchte es erneut.

„Bitte Red, ich habe jetzt wirklich keine Nerven für diesen Mist. Ich habe Scheiße gebaut und die Quittung auch prompt erhalten. Meine Finger werden schon wieder, also reg dich …“ Weiter kam ich nicht, da mein Freund die Kurve viel zu schnell nahm und der Wagen über die rechte Seite hin ausbrach. Krampfhaft versuchte ich mich und die Frau im Sitz zu halten, da sie mit dem Kopf auf meinen Oberschenkeln lag und ich mich aufgrund dessen nicht angeschnallt hatte. Red schaffte es den Wagen zu stabilisieren und trat das Gaspedal erneut bis zum Anschlag durch. Er dachte nicht einmal daran langsamer zu werden, da er, genau wie ich wusste, dass wir keine einzige Sekunde verlieren durften.

Mit rutschenden Reifen kamen wir keine fünfzehn Minuten später an meinem Haus zum Stehen. Tom kam sofort aus dem Anwesen gerannt und riss die hintere linke Türe auf.

Geschockt von dem Anblick der sich ihm bot, wurde er augenblicklich blass. Trotzdem verteilte er bellende Befehle.

„Los Ian, gib sie mir. Ich trage sie rein.“

Wortlos gehorchte ich, schob sie zu ihm rüber und als er sie in Empfang nahm, konnte ich wieder dieses leise Stöhnen hören.

„Red, halte mir die Haustüre auf.“

Tom setzte sich in Bewegung und nachdem wir ihm nicht umgehend folgten, drehte er sich mit der Frau in seinen Armen wieder um und herrschte uns an.

„Worauf wartet ihr noch, verdammt nochmal!“

Reds Schockzustand fiel augenblicklich von ihm ab. Er lief los, hielt Tom die Türe auf und ich betrat als Letzter mein Haus. Erst als die Türe ins Schloss fiel, wurde mir bewusst wie ich selbst eigentlich fror, aber es war mir egal. Tom hielt kurz inne und sah sich suchend um. Seiner Reaktion nach, wollte er die Frau in seinen Armen ursprünglich auf meinen Esstisch legen, aber nachdem er das Chaos darauf sah, trug er die Unbekannte auf direktem Wege in mein Arbeitszimmer. Leider sah es hier nicht besser aus und Tom sah mich hilfesuchend an.

„Ian bitte, schaff schnellstmöglich den Krempel vom Tisch.“

Mit einer schnellen Handbewegung fegte ich alles achtlos auf den Boden. Es war mir scheißegal um was es sich handelte und Tom legte die Frau extrem vorsichtig auf dem Tisch ab. Während er den Reißverschluss meiner Daunenjacke öffnete, um sie zu untersuchenden, versuchte er sich zu erklären.

„Am Tisch kann ich sie wegen der Höhe viel besser untersuchen, als auf deinem Bett. Tut mir leid, ich weiß wie empfindlich du bei deinem Arbeitszimmer bist, aber ich dachte nachdem du gerade kein aktuelles Projekt am Laufen hast …“ „Ich bin gerade alles andere als empfindlich, Tom“ fiel ich ihm ins Wort.

„Ich bin stinksauer auf dieses Dreckschwein der ihr das angetan hat.“

Ohne mich anzusehen, oder meinen Ausbruch zu kommentieren, sprach er weiter und kramte dabei in seinem Notfallkoffer herum.

„Bitte besorge ein paar Wolldecken, warmes Wasser und einige Handtücher. Wir müssen sie saubermachen, damit ich mir einen Überblick über ihren Zustand verschaffen kann.“

Ich wollte mich abwenden, doch Tom hielt mich am Oberarm zurück und sah tadelnd auf meine Hände.

„Halte sie unters kalte Wasser, damit die Blutzirkulation wieder in Gang kommt.“

Ich nickte, wand mich ab und gab Red mit einer Kopfbewegung zu verstehen mir zu folgen. Als wir den Raum verließen, gab Tom der Verletzten gerade eine Spritze und legte eilig sein Stethoskop an.

„Oben in meinem Schlafzimmer, in der zweiten Lade der Kommode, sind Handtücher und im Gästezimmer …“ „Ich weiß“ fiel mir mein Freund ins Wort und legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter.

Ich nickte dankend, da ich wirklich kurz vorm Durchdrehen stand und wir trennten uns. Red rannte nach oben und ich in die Küche. Schnell drehte ich das heiße Wasser der Spüle an und kramte nach meinem größten Kochtopf. Ich zerrte ihn aus der hintersten Ecke hervor, jedoch nicht ohne die vorderen Töpfe aus dem Schrank zu katapultieren.

Scheppernder Weise landeten sie auf dem Fußboden, doch es war mir einfach egal. Ich ließ das mittlerweile heiß gewordene Wasser ein und als ich ihn anheben wollte, meldeten sich meine Finger schmerzhaft zu Wort. Tom hatte Recht, ich musste etwas tun.

Mit Hilfe meiner Unterarme stellte ich den Topf auf der Anrichte ab, drehte das Wasser auf kalt und hielt meine Finger darunter. Zuerst merkte ich rein gar nichts, bis es nach ein paar Sekunden zu kribbeln anfing. Ich ließ das Wasser so lange darüber laufen, bis das leichte Blau in ein tiefes Rot wechselte und ich, wenn ich die einzelnen Fingerglieder bewegte, diese wieder spüren konnte. Ich stellte das Wasser ab, griff jetzt ohne Probleme nach dem Topf und lief in mein Arbeitszimmer zurück. Red rannte gerade, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herunter. Er war so bepackt, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Wir legten alles auf dem Schreibtisch ab und warteten auf weitere Anweisungen von Tom. Er tastete gerade das Gesicht der Frau ab und seine Kiefermuskeln mahlten.

„Hier ist so ziemlich alles gebrochen, was man sich nur vorstellen kann.“

Er schüttelte mit verbissener Miene seinen Kopf und sah mich an.

„Kannst du ihr bitte das Blut vom Körper waschen? Ich kann sonst die Verletzungen nicht genau bestimmen.“

Ich nickte und er untersuchte die Frau weiter.

„John, du rufst bitte in meiner Klinik an und sag Gillian, dass ich einen OP und das dazugehörige Team brauche, mit plastischem Chirurgen.“

John, sagte Tom nur, wenn er völlig aus dem Häuschen war.

Eigentlich hieß Red mit vollem Namen John Garred, aber wir nannten ihn, seit dem ich denken konnte, immer nur Red. John, benutzte Tom nur in absoluten Ausnahmesituationen. Warum das so war, konnte er uns nicht erklären. Er war damals selbst überrascht, als unser gemeinsamer Freund ihn daraufhin einmal ansprach.

Wortlos nickte er nur und griff nach seinem Handy.

„Und sie sollen umgehend einen Krankenwagen hierher schicken.“

„Mach ich.“

Er verließ das Zimmer. Ich hingegen fing an das Blut behutsam abzuwaschen.

„Hat sie eine Chance?“

„Ich habe keine Ahnung. Aber das siehst du wahrscheinlich selbst. Ihr komplettes Gesicht ist ein Trümmerhaufen.

Überall auf ihrem Körper befinden sich Schnittwunden. Die meisten sind zwar nur oberflächlich, aber …“ Er schluckte schwer und setzte nach einer Weile erneut an.

„Ich denke sie wurde vergewaltigt“ flüsterte er schon fast.

Entsetzt riss ich die Augen auf und Tom verlor seine mühsam im Zaum gehaltene Beherrschung.

„Sieh mich nicht so an, ich musste das tun. Es gehört auch zu meinem Job, sie dahingehend zu untersuchen.“

„Verdammt Tom, das weiß ich doch“ blaffte ich zurück.

„Entschuldige, es ist nur …“ er brach abermals mitten im Satz ab.

Wortlos und völlig schockiert machten wir weiter und Toms Diagnose der Vergewaltigung hallte im meinem Kopf nach.

„Der rechte Arm und ihr Handgelenk sind ebenfalls gebrochen“ riss er mich kurze Zeit später aus meinen schlimmen Gedanken.

„Wahrscheinlich wurde sie aus einem fahrenden Auto geworfen, dass würde zumindest für die zahlreichen Prellungen und Schürfwunden auf der rechten Seite sprechen.“

„Verdammtes Schwein“ presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ohne Röntgenbild kann ich momentan keine weiteren Verletzungen feststellen. Aber so wie sie aussieht, glaube ich nicht, dass sie innere Blutungen oder schwerwiegende Verletzungen hat. Der Typ der ihr das angetan hat, wollte sie leiden lassen und nicht töten. Das hätte das Wetter machen sollen.“

Seine Kiefermuskeln traten erneut hervor.

„Ihre Körpertemperatur macht mir momentan aber am meisten zu schaffen. Sie liegt gerade mal bei vierunddreißigsieben. Wir müssen sie mindestens auf sechsunddreißig bekommen, ansonsten ist sie nicht transportfähig.“

„Sind die Beine in Ordnung“ fragte ich leise.

Tom nickte gequält und ich fing vorsichtig zu rubbeln an.

In der nächsten halben Stunde gab er ihr zwei Infusionen und kontrollierte immer wieder ihre Atmung und ihre Temperatur. Die Atmung blieb zum Glück konstant und die Körpertemperatur stieg langsam aber stetig.

„War sie irgendwann bei Bewusstsein?“

„Nein, mehr als ein leises Stöhnen war nicht auszumachen.

Es war absolutes Glück, dass ich sie überhaupt gefunden habe. Mein Wagen hat mal wieder schlappgemacht und wenn ich nur zehn Minuten später gekommen wäre, hätte ich sie aufgrund des Schneefalls gar nicht mehr gesehen.“

„Du und deine Schrottkiste. Wann kaufst du dir endlich einen Neuen? Am fehlenden Geld kann es ja wohl nicht liegen.“

„Jetzt fang du nicht auch noch an.“

Ich war genervt und machte meinem Unmut Luft.

„Red liegt mir deshalb schon seit einer Woche in den Ohren und ich wäre euch beiden durchaus dankbar, wenn ihr nicht bei jeder Gelegenheit meinen finanziellen Hintergrund ins Spiel bringen würdet. Ich bin nicht geizig und das wisst ihr beide ganz genau, aber ich mag dieses Auto nun einmal.“

„Das weiß ich“ fing Red genervt an.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er wieder im Zimmer war.

„Aber der Wagen ist schon seit mindestens einem Jahr tot.

Er weiß es nur noch nicht und jedes Mal, wenn er verreckt, pflaumst du mich schräg von der Seite an. Seit dem wir hier sind, verbringe ich Stunden unter dieser Kiste. Er ist hinüber, Punkt. Kapier das endlich. Und außerdem dachte ich, du wolltest hier Urlaub machen? Aber seitdem wir hier sind, habe ich noch mehr Arbeit als sonst. Ich bin kein Mechaniker. Bitte, ich brauche den Urlaub genauso dringend wie du, Boss.“

Mit Boss betitelte mein Freund mich nur, wenn er wütend, sauer oder gekränkt war. Diesmal tippte ich auf alles zusammen und versuchte mich zu entschuldigen.

„Tut mir Leid … ehrlich. Ich weiß, dass du dringend Ruhe brauchst. Besonders nach den letzten Wochen. Ich kaufe mir gleich morgen früh einen Neuen, ok?“

Er sah mich ungläubig an und schüttelte seinen Kopf.

„Du verarscht mich jetzt, oder?“

„Nein, du hast ja Recht. Bist du jetzt zufrieden?“

Red grinste überheblich, sagte aber nichts dazu und fing ebenfalls an ein Bein der Unbekannten zu kneten, um die Blutzirkulation voranzutreiben.

Die nächsten Minuten verliefen schweigend und Tom kontrollierte immer wieder die Temperatur der Frau, bis er sich mit beiden Händen am Schreibtisch abstützte und uns eindringlich ansah.

„Ich denke wir müssen uns über die weitere Vorgehensweise, was diese Frau betrifft, unterhalten.“

„Denke ich auch“ bestätigte Red und sein harter Tonfall ließ mich aufhorchen.

Ich kannte ihn und diese Reaktion bedeutete nichts Gutes.

Auch Tom wusste seine Art einzuschätzen und hob die Hand.

„Langsam Red, noch wissen wir gar nichts.“

„Gar nichts? Toller Witz!“

Er schnaubte auf.

„Sorry, aber mir reicht das was ich gerade vor mir sehe um meine Schlussfolgerung daraus zu ziehen.“

„Ja, ich weiß. Trotzdem sollten wir es erst einmal ruhig angehen.“

„Ruhig angehen? Ich glaube du spinnst! Du hast ihre Innenschenkel schon gesehen, oder?“

„Ja, ich habe sie gesehen.“

„Dann ist doch wohl klar, dass sie mehr als brutal vergewaltigt wurde. Dieses miese Dreckschwein mach ich kalt, wenn ich ihn zwischen die Finger bekomme.“

„Red!“ ermahnte ihn Tom.

„Ist ja gut!“ spie er ihm zornig entgegen und schlug mit der flachen Hand auf meinen Tisch ein.

„Sorry Leute, aber wenn ich …“ Er atmete tief durch.

„Als wäre es nicht schon schlimm genug sie zu vergewaltigen. Nein, dieser Drecksack hat sie dabei auch noch fast zu Tode geprügelt. Tut mir Leid, aber bei so etwas könnte ich kotzen.“

„Ich weiß, Red. Trotzdem sollten wir jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen.“

Red nickte und Tom sprach weiter.

„Also, solange wir nicht wissen was da los ist und wer ihr das angetan hat, würde ich sie gerne ohne die üblichen Formalitäten in meine Klinik bringen. Oder seht ihr beide das anders?“

Wir schüttelten unsere Köpfe.

„Gut! Ich werde sie operieren und ihr Gesicht so gut es geht wiederherstellen. Heute und morgen kann sie problemlos in der Klinik bleiben, ohne dass sie auffällt, oder mein Personal blöde Fragen stellt. Danach haben wir zwei Optionen, entweder ich mache es offiziell, oder sie muss raus?“

Red atmete hörbar aus und ich wusste ganz genau was gerade in ihm vorging, da mich die gleichen Gedanken beschäftigten.

„Das geht natürlich nur, wenn sie einigermaßen stabil ist“ setzte Tom nach, in der stillen Hoffnung, dass wir uns für Option eins entscheiden würden.

Doch seinem besorgten Gesichtsausdruck zu urteilen, wusste er bereits wie unsere Entscheidung ausgefallen war.

Trotzdem versuchte er das Ruder doch noch herumzureißen.

„Bevor wir uns zu etwas hinreißen lassen, sollten wir sie erst einmal in meine Klinik bringen und dann sehen wir weiter, ok?“

„Tom“ fing ich beruhigend an.

„Du weißt genau, dass es so besser ist und außerdem wäre es nicht das erste Mal.“

„Ich weiß. Aber diesmal habe ich das Gefühl, das verdammt viel Ärger auf uns zukommt, wenn wir sie unter dem Radar laufen lassen.“

„Denke ich auch, denn der, der ihr das angetan hat, wollte sie tot sehen und wird garantiert nicht begeistert sein, wenn sie diese Tortur überlebt hat. Und genau aus diesem Grund muss sie hier bleiben, denn ich denke nicht, dass ein halbherziger Polizeischutz das Richtige in ihrem Fall ist.

Oder bist du da anderer Meinung?“ quittierte Red trocken.

„Nein, bin ich nicht. Ich weiß nur nicht, ob das momentan so eine gute Idee ist.“

„Der Spinner ist Geschichte und so wie sie aussieht …“ Red sah die Frau mitleidig an.

„Wird es eh Zeit brauchen, bis wir überhaupt etwas unternehmen können.“

„Bist du auch seiner Meinung, Ian?“

Ich nickte.

„Du vielleicht nicht?“

Tom atmete resigniert aus. Er kannte uns beide gut genug um zu wissen, dass, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt hatten, dies auch ohne Wenn und Aber durchzogen.

„Ja verdammt! Tut mir leid, ok? Es ist nur alles ein bisschen viel in der letzten Zeit und wenn ich daran denke, dass ihr euch schon wieder in Schwierigkeiten bringt.“

Er schüttelte den Kopf und sah uns beide eindringlich an.

„Ich will das nicht noch mal durchmachen müssen. Kapiert!

Denn ich habe den letzten Schock noch nicht einmal richtig verdaut.“

Red legte ihm seine Hand auf die Schulter und fing breit zu grinsen an.

„Hey, ich hab ja gar nicht gewusst, wie viel ich dir bedeute.“

„Halt die Klappe, Red!“

Tom schlug seinen Arm weg, grinste jetzt aber ebenfalls.

„Wie kommst du nur darauf, dass es dabei um dich ging?

Ich hatte nur Angst, dass ich deinen ganzen Mist entsorgen und dann auch noch für deine Beerdigung aufkommen muss.“

Red fing lauthals zu lachen an.

„Gut gekontert.“

Er schlug Tom freundschaftlich auf die Schulter und wurde plötzlich ernst.

„Ich verspreche dir, dass so etwas nie wieder passieren wird, ok?“

„Das will ich hoffen, denn nochmal ertrage ich das nicht.“

Nach fast einer Stunde kam endlich der Krankenwagen aus Toms Klinik. Er war Leiter und Mitinhaber einer relativ großen Privatklinik. Sein Schwiegervater hatte sie vor knapp fünfunddreißig Jahren aufgebaut und Tom ist finanziell und mit beruflichem Einsatz eingestiegen. Seit dem Tod des alten Herren, hat er expandiert und zwei weitere Geldgeber und somit Mitinhaber ins Boot geholt. Er selbst behielt aber die Hauptanteile und somit die Kontrolle über alles. Die beiden sind mehr oder weniger nur stille Teilhaber, die am Ende am Gewinn beteiligt werden wollen. Dieses Arrangement klappte mittlerweile seit fast zehn Jahren, ohne irgendwelcher Streitereien oder Unstimmigkeiten. Nur deshalb war es ihm möglich, den einen oder anderen Fall Pro-Boni abzuwickeln und unter den Tisch zu kehren. Zwei Mal bekam ich durch diese Vorgehensweise schon unerwartete Gäste in mein Haus. Beim ersten Mal ging es um eine junge Mutter, die von ihrem Mann verprügelt wurde. Tom las sie und ihren zweijährigen Sohn von der Straße auf, brachte sie kurzerhand in seine Klinik und lud sie dann bei mir ab. Wir halfen ihr zu einer neuen Identität und brachten sie aus der Stadt. Das zweite Mal war es ein sechzehnjähriges, drogenabhängiges Mädchen, das auf den Strich ging, um sich ihre Drogensucht finanzieren zu können. Sie lief mir eines Abends über den Weg, als ich gerade nach Hause gehen wollte. Als ich nicht auf ihr eindeutiges Angebot einging, brach sie in Tränen aus. Dieses Häufchen Elend berührte meine Seele und ich brachte sie für einen radikalen Entzug in die Klinik von Tom. Danach kümmerte ich mich fast fünf Wochen um sie. Die ersten zwei davon waren die Hölle für uns beide, aber danach lief es irrer Weise vorbildlich. Leila meldet sich noch immer in sporadischen Abständen bei mir, um sich für meine damalige Hilfe und meiner immer noch bestehenden finanziellen Unterstützung für ihr Studium zu bedanken. Ich freute mich jedes Mal, wenn sie anrief und ich ihre fröhliche Stimme hörte. In diesen beiden Fällen war ich zum ersten Mal richtig glücklich so verdammt viel Geld zu besitzen.

Die meiste Zeit über, empfinde ich es jedoch als Belastung, da permanent irgendjemand Geld von mir wollte, ich zu irgendwelchen gesellschaftlichen und zu Tode langweiligen Empfängen musste, erpresst werde, oder wie in den letzten Wochen, um mein Leben fürchten musste. Es ist nicht so, dass ich mich beschweren möchte. Millionär zu sein hat durchaus seine Vorteile, aber im Großen und Ganzen entspricht es nicht meinem Naturell. Ich bin eher der einfache, normale Kerl von nebenan, der sich hin und wieder hinter teuren Anzügen verstecken muss. Jeans und Shirt sind mir aber bedeutend lieber. Auch trinke ich mein Bier lieber aus der Flasche, lege die Füße auf den Tisch und rede wie mir der Schnabel gewachsen ist. Wenn es aber sein muss, benehme ich mich durchaus nach der vorgeschriebenen Etikette, aber das bin ich einfach nicht.

„Ian?“ riss mich Red aus meinen Gedanken.

„Was?“

„Ich wollte wissen ob wir hinterher fahren, oder ob du lieber hier bleiben willst?“

„Sorry! Ich war gerade ganz wo anders. Und nein, ich will nicht hier bleiben, also lass uns fahren.“

Schnell gingen wir zurück ins Haus und holten unsere Jacken.

2

Ein fürchterlicher Schmerz durchfuhr meine komplette rechte Seite und ich hatte das Gefühl mich mehrmals zu überschlagen. Als ich dann zum Stillstand kam, fing ich augenblicklich zu frieren an. Ich wollte mich zusammenrollen um mich zu wärmen, doch weder meine Arme, noch meine Beine gehorchten auf meine stummen Befehle. Ich war völlig bewegungsunfähig. Auch meine Augen gehorchten nicht. So sehr ich mich auch bemühte, ich bekam sie einfach nicht auf. Gleichermaßen verhielt es sich mit meiner Stimme, ich brachte keinen Laut über meine Lippen. Da war nur unendliche Dunkelheit, Stille und eisige Kälte.

Was ist los mit mir? Wo bin ich? Was passiert hier?

Die Kälte wurde immer unerträglicher und ich hatte große Schmerzen, mein ganzer Körper tat schrecklich weh, aber am schlimmsten war der Kopf. Plötzlich spürte ich, dass etwas auf mich gelegt wurde und im nächsten Moment wurde ich hochgehoben. Wieder wollte ich etwas sagen, doch ich blieb stumm. Sekunden später spürte ich, dass ich abgeladen wurde und dann hörte ich eine männliche Stimme verzerrt im Hintergrund. Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte kein einziges Wort von dem Gesagten verstehen.

Was ist los mit mir? Wo bin ich?

Grenzenlose Panik die mich wie eine dunkle und undurchdringliche Wolke umhüllte.

Stille.

Ruckartig wurde ich aus der Dunkelheit gezerrt und die beruhigende Stille verschwand, als ich erneut hochgehoben wurde.

Eisige Kälte.

Ich wurde wieder hingelegt.

Wärmer.

Eine neue Stimme, aber genauso verzerrt wie die Erste.

Arme die mich die ganze Zeit festhielten.

Beruhigend still und dunkel.

Laut. Eisige Kälte. Wärmer. Unerträglich hell. Schmerzhaft.

Hände. Überall Hände.

Was ist hier los? Was passiert mit mir? Aufhören! Bitte aufhören. Es tut so schrecklich weh.

Mein ganzer Körper reagierte auf keinen einzigen Befehl meines Gehirns. So sehr ich mich auch anstrengte meine Augen zu öffnen, es blieb dunkel. Immer wieder versuchte ich meinen Arm zu heben, oder etwas zu sagen, doch es war vergebens. Auch die Geräusche um mich herum, wurden immer leiser und gedämpfter, bis ich wieder von einer absoluten Stille eingenommen wurde.

Schmerz. Unerträglicher Schmerz und warme Nässe.

Endlich wärmer. Viele Hände und drei unterschiedliche Stimmen. Einmal laut und im nächsten Moment wieder leise, aber ohne verständlichen Inhalt.

Wo bin ich? Was ist los mit mir? Warum kann ich mich nicht bewegen?

Die Wolke kam zurück und dann wurde alles wieder still.

3

Erst um kurz nach drei Uhr morgens kam Tom völlig fertig aus dem OP. Er ließ sich auf einen der Stühle im Wartebereich gegenüber von uns fallen, lehnte seinen Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Ohne seine Position zu verändern, redete er matt und tonlos drauf los.

„Ich glaube das Schlimmste hat sie überstanden. Die Knochenbrüche am rechten Arm sind beide geschraubt und das Handgelenk haben wir mit einer Platte gestützt. Die Nase haben wir komplett neu aufbauen müssen, ob sie der ursprünglichen entspricht… keine Ahnung.“

Er zog seine Schultern kurz nach oben. Seine Augen blieben aber weiterhin geschlossen. Er war fix und fertig. Trotzdem sprach er monoton weiter.

„Aber Matt hat sein Bestes gegeben, sie wird laut seiner Aussage auf alle Fälle hübsch. Die Wangenknochen waren gebrochen und zum Teil gesplittert, aber wir haben sie wieder aufgebaut. Der Kiefer war zwei Mal gebrochen, musste aber nicht geschraubt werden.“

Er machte eine kurze Pause und atmete tief durch. Dann änderte er seine Position. Er stützte sich mit seinen Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab und legte seine Stirn in seine Handflächen.

„Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzt, um ihr den Wundschmerz in den nächsten Tagen zu ersparen.“

„Kann ich sie dann überhaupt übernehmen?“

„Ja, aber nur, wenn wir dein Gästezimmer ein bisschen umbauen, beziehungsweise technisch aufrüsten.“

Erst jetzt setzte er sich auf, verschränkte seine Finger ineinander, legte sie auf seinem Kopf ab und sah uns aus müden Augen an.

„Wenn dir das zu viel ist, verstehe ich das voll und ganz. Es wird nicht einfach, da sie rund um die Uhr Überwachung braucht. Und ihr beide braucht leider selber eine Auszeit.“

Red sah mich an und schüttelte seinen Kopf. Wir waren uns mal wieder einig.

„Nein, sie kommt auf alle Fälle mit zu mir. Ich krieg das mit Red schon hin. Und ich hoffe, dass du jeden Tag zumindest einmal bei uns reinschaust, um nachzusehen ob alles in Ordnung ist.“

„Natürlich. Außerdem möchte ich sie maximal drei … vier Tage im künstlichen Koma liegen lassen. Dann wird es auch wieder einfacher für euch beide. Aber mir ist wirklich wohler, wenn ich sie vorerst nicht den Behörden melden muss, solange sie sich nicht selbst zu dem Vorfall geäußert hat.“

„Mach dir keine Gedanken, es ist wirklich ok“ beruhigte ich ihn und stand auf.

„Sollen wir über Nacht hier bleiben?“ fragte Red.

„Nein, fahrt nach Hause. Ich komme morgen Abend mit dem nötigen Equipment bei euch vorbei.“

Ich streckte Red meine Hand hin und er zog sich daran hoch.

Jetzt machte ich das Selbe bei Tom, doch er schüttelte nur seinen Kopf.

„Ich bleibe noch ein paar Minuten hier sitzen.“

„Nein, los hoch mit dir! Wenn du hier sitzen bleibst schläfst du ein. Wir fahren dich nach Hause. In deinem momentanen Zustand, kannst du nicht einmal mehr Autofahren.“

Gemeinsam verließen wir die Klinik und keine zehn Minuten später, luden wir Tom vor seinem Haus ab und machten uns dann selbst auf den Weg, um selbst endlich ins Bett zu kommen. Da mein Freund mir jetzt nicht auskam, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und entschuldigte mich bei ihm.

„Hey, das von vorhin tut mir wirklich leid. Du hattest völlig Recht, seit dem wir hier sind, liegst du unter meinem Auto und ich schnauze dich in einer Tour blöd an.“

Ich sah kurz zu ihm rüber bevor ich weiterredete. Seine Miene war jedoch ausdruckslos.

„Red bitte. Was soll ich noch sagen? Ich weiß ich habe Scheiße gebaut und ich verspreche dir, dich für die nächsten drei Wochen völlig in Ruhe zu lassen.“

Immer noch keine erkennbare Reaktion.

„Verdammt Red, rede endlich mit mir! Ich habe mich doch schon entschuldigt und an einer Gehaltserhöhung kann es ja wohl nicht liegen, dass du immer noch sauer auf mich bist.

Noch mehr Geld kann ich dir nicht in den Rachen werfen, du weißt eh schon nicht mehr, was du dir für unnützen Kram kaufen sollst.“

Endlich, er fing zu grinsen an.

„Ich bin dir unendlich dankbar, dass du mich nicht hast absaufen lassen und dein eigenes Leben für mich aufs Spiel gesetzt hast. Das weißt du, oder?“

„Hör auf, Ian.“

Endlich sprach er mit mir. Ich hasste es wie die Pest, wenn wir uns stritten.

„Du bist nicht mein Job, sondern mein Freund. Das ich Geld dafür bekomme um auf dich aufzupassen und mit dir rumzuhängen, macht es nur um einiges lukrativer. Ich hätte dich auch gerettet, wenn du mich nicht monatlich fürstlich dafür bezahlen würdest.“

„Soll das etwa heißen, ich könnte mir dein horrendes und überzogen teures Gehalt sparen?“

Ich neckte ihn, da ich wusste, dass er mir nicht mehr böse war. Red war kein nachtragender Mensch, er war wie ich.

Manchmal glaubte ich wir wären Brüder. Wir verstanden uns ohne vieler Worte und waren, seit dem ich denken konnte, immer für einander da.

„Vielleicht“ gab er verschmitzt zurück.

„Ich wollte vorhin auch nicht so genervt reagierten, denn eigentlich macht es mir Spaß an deiner Schrottkarre herumzubasteln. Ich kann dabei herrlich abschalten und mich entspannen. Es macht mich nur rasend, wenn du mich deshalb angehst. An deiner Karre ist so viel kaputt, dass ich mittlerweile den Überblick verloren habe. Aber du kaufst dir morgen ja eh einen Neuen, dann will ich mal nicht nachtragend sein.“

Er machte sich nicht einmal die Mühe seinen Sarkasmus zu unterdrücken und ich versetzte ihm einen leichten Schlag in die Rippengegend, was ihn theatralisch aufstöhnen ließ.

Die nächsten paar Meilen schwiegen wir beide. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und unwillkürlich dachte ich an den verhängnisvollen Segeltörn zurück.

Vor zwei Monaten bekam ich täglich Drohbriefe, entging einem Brandanschlag, einer Hubschraubersabotage und einer Messerattacke. Aber dank Red, überlebte ich alles, ohne auch nur einen einzigen Kratzer abzubekommen.

Leider bekamen wir diesen Schweinehund, der es auf mich abgesehen hatte, bei keiner dieser Aktionen zu fassen. Selbst bei dem Angriff mit dem Messer konnte er knapp entkommen, da Red sich erst hundertprozentig sicher sein wollte, dass es mir auch wirklich gut ging, bevor er dem Angreifer nachjagte. Eines Nachmittags überredete ich ihn dazu, mit mir segeln zu gehen. Ich brauchte Abstand von dem ganzen Scheiß und beim Segeln konnte ich mich am besten entspannen. Red war von Anfang an dagegen, aber ich hörte nicht auf ihn damit zu nerven. Missmutig willigte er ein, war aber trotzdem die ganze Zeit über sehr nervös und angespannt. Selbst nach zwei Stunden wurde seine Laune nicht besser und ich fing an das Hauptsegel einzuholen, um das Boot zu stoppen. Ich wollte mit ihm über seine übertriebene Vorsicht sprechen und das ging nur, wenn wir langsamer wurden. Red half mir schon fast stoisch dabei und als wir am Bug standen um das Segel zu befestigen, explodierte das Boot. Der Mast stürzte auf meinen Kopf und ich fiel bewusstlos ins Meer. Red schaffte es mich wieder an die Wasseroberfläche zu befördern und hielt mich, trotz seinen unzähligen Schürf und Brandwunden, über Wasser. Er schwamm mit mir im Schlepptau den restlichen Tag und die ganze Nacht hindurch. Erst am frühen Vormittag fand uns die Küstenwache. Laut deren Aussage, war Red kurz davor, vor lauter Erschöpfung, selbst das Bewusstsein zu verlieren. Er wäre lieber zusammen mit mir untergegangen, als sich selbst zu retten. Ich bekam von alle dem nichts mit, da ich während der ganzen Zeit nicht bei Bewusstsein war. Es stellte sich nach einer Untersuchung der geborgenen Wrackteile heraus, dass wir keine Überlebenschance gehabt hätten, wenn wir uns wo anders, als am Bug des Schiffes aufgehalten hätten. Reds mürrische Laune war zum größten Teil dafür verantwortlich nicht sofort draufzugehen.

Vor zwei Wochen bekamen wir ihn dann endlich zu fassen und der Spuk war vorbei. Dieser Spinner kannte mich nicht einmal, er war einfach nur sauer, weil ich erfolgreich und reich war. Ich hatte einen Schiffsrumpf in Leichtbauweise erfunden. Kurzgesagt, er war innen hohl und mit einer speziellen Masse gefüllt, die sich bei einem Wassereinbruch so verändert, dass sie sich explosionsartig aufbläst und somit das Schiff stabilisiert und schwer sinkbar macht. Ich verkaufte mein Patent und wurde somit zum Millionär. Ich hätte es ja noch verstanden, wenn ich nicht dafür gearbeitet hätte, aber ich hatte echt schwer geschuftet, um es so weit zu bringen. Natürlich besaß ich auch eine gehörige Portion Glück, musste aber im Gegenzug auch schwere Rückschläge bei der Forschung erleiden. Ich nahm einen überaus hohen Kredit auf, der mir, wenn ich versagt hätte, das Genick gebrochen hätte. Ich setzte alles auf eine Karte und gewann am Ende den Jackpot. Doch seit meinem dicken Bankkonto, habe ich sehr viele Neider und die Spinner wurden auch immer mehr. Red lag mir permanent in den Ohren einen Personenschützer einzustellen, aber ich lehnte kategorisch ab. Ich wollte einfach keinen Schatten, der mich auf Schritt und Tritt begleitet, doch er nörgelte weiter, bis ich ihm eines Tages diesen Job angeboten habe. Zuerst dachte er ich würde ihn verarschen, aber als ich sagte: Du, oder keiner, wurde er sich erst darüber im Klaren, dass ich es absolut Ernst meinte. Seine Ausbildung bei den Navy-Seals sprach dafür und als ich ihm von seinem Gehalt erzählte, wäre er beinahe umgefallen.

Jetzt bin ich rund um die Uhr mit meinem besten Freund zusammen und wir beide kommen, bis auf einige kleinere Reibereien, mit unserem Arrangement bestens klar. Das einzige wirklich große Streitthema waren seine unzähligen, angeordneten Trainingseinheiten was die Selbstverteidigung betraf. Ich hasste es mit ihm zu trainieren, denn der Einzige der jedes Mal völlig fertig auf der Matte lag, war ich. Egal was ich auch versuchte, er durchschaute es bereits im Ansatz und schickte mich gnadenlos und grinsend zu Boden. Oh ja, für dieses triumphfierende Grinsen hasste ich ihn wirklich und das wusste er auch. Trotzdem genoss er es jedes Mal sichtlich und seine spottenden Worte waren immer die gleichen: Werde besser, nur dann weißt du wie geil es sich wirklich anfühlt hier oben zu stehen. Ein einziges Mal, wirklich nur ein einziges Mal wollte ich auf ihn heruntersehen dürfen. Aber ich wusste genau, dass dies ein Traum bleiben würde. Diesen Typen würde ich niemals in die Knie zwingen, selbst wenn ich Tag und Nacht dafür trainieren würde.

Ich wurde durch ein lautes Geräusch in meiner Küche geweckt. Schlaftrunken setzte ich mich auf und sah auf meine Uhr. Es war kurz nach neun Uhr und ich ließ mich mit einem genervten Stöhnen auf die Couch zurückfallen, auf der ich zusammen mit Red gestern, beziehungsweise heute Morgen um vier, eingeschlafen war.

„Ich hatte ganz vergessen welchen Lärm dieses Ding macht“ quittierte Red mein Stöhnen, mit einem belustigtem Unterton in seiner Stimme.

„Außerdem wir es Zeit, dass du endlich aufstehst. Willst du auch einen?“

„Ja“ brachte ich gähnend hervor, setzte mich wieder auf und Red erweckte durch einen Tastendruck die Kaffeemaschine erneut zum Leben.

„Es ist eh Zeit aufzustehen, denn wie du ja schließlich weißt, haben wir heute einen straffen Tagesplan.“

„Was?“

Entsetzt sah er mich an. Meine Retourkutsche hatte gesessen, denn ich wusste ganz genau, dass er es liebte mich gnadenlos und völlig rücksichtslos zu wecken.

„Hey, du sagtest gestern ich hätte Urlaub“ entrüstete er sich und stellte genervt meinen Kaffee auf der Küchenanrichte ab, anstatt ihn mir wie sonst zu bringen.

„Gut“ quittierte ich gespielt enttäuscht, stand auf und ging extrem lässig auf meinen Kaffeebecher zu.

„Dann kaufen wir halt kein neues Auto.“

„Du willst echt ein neues Auto? Das war gestern also dein Ernst?“

Red war sich immer noch unsicher wie er meine Aussage bewerten sollte und ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich nach meiner Tasse griff. Doch als ich einen Schluck daraus trank, fing mein Freund plötzlich zu lachen an und schlug mir gegen meine Schulter. Bei dieser Aktion hätte ich mir beinahe den Kaffee übers Hemd geschüttet.

„Du Mistkerl! Du hast das mit dem Auto tatsächlich ernst gemeint.“

„Wie kommst du denn darauf?“ versuchte ich ihn weiterhin aufzuziehen, aber es war bereits zu spät.

„Wenn du mich verarschen willst, musst du deine Gefühle besser im Zaum halten.“

Ich erntete mal wieder sein überhebliches und siegessichere Grinsen.

„Denn so wie du gerade über deine Tasse linst, verraten dich deine Augen.“

Erneut lachte er auf.

„Pokerface Kumpel. Ich glaube ich muss dich erst einmal über dieses Wort aufklären.“

Er atmete theatralisch aus und schüttelte seinen Kopf dabei.

„Pokerface bedeutet, wie der Name schon sagt, das ganze Gesicht. Es heißt nicht nur sich ein Lachen zu ver…“ Jetzt schlug ich ihm gegen die Schulter.

„Klappe Red! Sonst zieh ich nachher ganz alleine los um mir einen Neuen zu holen.“

Auch ließ ich es mir nicht nehmen, genauso provokant auszuatmen, wie er nur Sekunden vorher.

„Na, Pokerface genug?“

Um halb zwei bestieg ich mit meinem Freund mein neues Auto. Im Nachhinein musste ich wirklich zugeben, dass er mir sehr gefiel. Normalerweise hätte ich mir niemals ein so protziges Auto gekauft, aber Red lag mir so dermaßen in den Ohren, das ich den Audi Q7, V8 mit 340 PS und sämtlichen anderen Schikanen einfach kaufte. Mein Bankkonto war jetzt allerdings um fast hunderttausend ärmer, aber laut Red waren es für mich schließlich nur Peanuts. Trotz der miesen Witterung machte es enorm viel Spaß dieses Monster zu fahren. Er reagierte auf jede und sei es noch so kleine Gasansprache sofort mit einem Satz nach vorne und durch den permanenten Allradantrieb hatte der 2,5 Tonnen schwere SUV keine Probleme sich durch den Schnee zu kämpfen.

„Stellst du mich bitte als Chauffeur ein? Ich mache es auch ohne einer Gehaltserhöhung“ bettelte Red.

„Du kannst dir selber einen leisten, mit dem Geld was du von mir bekommst“ gab ich gespielt trocken zurück.

Wir fuhren den ganzen Tag in der Gegend herum und es verstand sich von selbst, dass ich meinen Beifahrer ebenfalls fahren ließ. Er war genauso begeistert wie ich. Trotzdem ließ uns die Frau von gestern Abend nicht los, da wir immer wieder wir auf sie zu sprechen kamen.

„Glaubst du sie wurde überfallen?“

Er überlegte kurz.

„Keine Ahnung, aber mein Gefühl sagt nein.“

„Nein?“

„Sorry.“

Red zog seine Schultern kurz nach oben und sah zu mir rüber.

„Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass sie einem Racheakt, Vergeltungsschlag oder einem Exempel zum Opfer gefallen ist.“

„Einem was?“

Ich war völlig von der Rolle und brauchte einige Sekunden, um das soeben gehörte einzuordnen.

„Wie kommst du denn darauf?“

Er fuhr sich mit seiner rechten Hand über sein Kinn.

„Die oberflächlichen Schnittwunden passen irgendwie nicht ins Bild eines typischen Vergewaltigers.“

Er sah erneut zu mir rüber.

„Bei meinen damaligen Einsätzen, habe ich leider einige Vergewaltigungsopfer gesehen. Sie waren allesamt schwer geschlagen worden, vorzugsweise ins Gesicht, wie bei der Frau, Schnittwunden gab es schon auch, aber nie so viele, geschweige denn nur oberflächliche.“

Er legte seine Stirn in Falten und kniff leicht die Augen zusammen bevor er weitersprach.

„Irgendwie sehen sie mir auch nicht nach einem Messer aus.

Eher wie nach Schrapnellverletzungen, ähnlich wie bei einer Explosion.“

„Scheiße!“ flüsterte ich, da ich völlig geschockt von seiner Einschätzung war.

„Wie gesagt Ian, es ist nur so ein Gefühl. Sicher bin ich mir natürlich nicht. Ich weiß nur eines mit Sicherheit, dieser Typ der ihr das angetan hat, war rasend vor Wut, denn ihr Gesicht wurde definitiv durch extrem brutale Schläge so zugerichtet.“

„Was machen wir jetzt?“

Ich war völlig durcheinander.

„Ich würde sie gerne durchs Raster jagen, um mehr über sie zu erfahren. Mir sind da noch einige Leute einen Gefallen schuldig.“

Ich sah zu ihm rüber, doch er winkte ab.

„Willst du nicht wissen, glaub mir.“

Das war mal wieder typisch für meinen Freund. Über seine Sealzeit sprach er nur sehr selten und dann auch nur in Rätseln. Ich wollte ihn nie drängen und nachdem was er mir gerade offenbarte, würde ich es auch weiterhin nicht machen, da ich in seinen Augen deutlich sah, dass er nicht gerne daran erinnert werden wollte.

„Wenn wir uns auf dieses Spiel einlassen und sie bei uns aufnehmen, könnte es …“ Er atmete hörbar ein.

„Ich sage mal ungemütlich werden. Bist du dir sicher, dass du das willst?“

Ich schüttelte meinen Kopf.

„Keine Ahnung? Ich denke es kommt darauf an, wie du ungemütlich definierst?“

Red lenkte den Wagen in meine Einfahrt, fuhr ihn direkt vor mein Haus, stellte den Motor ab und drehte sich zu mir rüber.

„Muss ich dir das echt erklären? Du hast doch selbst gesehen wie sie aussah.“

Eindringlich sah er mir in die Augen und wartete auf eine Antwort.

„Ich habe keine Ahnung. Bis jetzt habe ich immer nur mein Geld spielen lassen um zu helfen.“

„Da hast du Recht, denn so einfach wie bei Leila und der Frau mit dem Kind, der wir eine neue Identität besorgt haben, wird es vermutlich nicht laufen. Das hier wird, wie ich leider befürchte, eine ganz andere Nummer.“

Ich legte meine Hände vor Mund und Nase und schloss meine Augen.

„Nur um deine Bedenken mir gegenüber gleich im Vorfeld auszuräumen, egal für was du dich entscheiden wirst, ich stehe hundert Prozent hinter dir.“

Mein Freund musste mein entsetztes Gesicht gesehen haben, da er gleich abwiegelnd weitersprach.

„Keine Panik! Jetzt lass uns erst einmal die Fingerabdrücke durchs System jagen und dann können wir uns noch einmal darüber unterhalten wie es weitergehen soll, ok?“

„Klingt vernünftig, aber nur um eines Klarzustellen, ich will deine ehrliche Meinung und Einschätzung darüber hören, denn dass du hinter mir stehst, stand nie in Frage.“

„Gut, dann versuche ich Tom zu erreichen, damit er mir nachher ihre Fingerabdrücke mitbringt.“

Ich nickte und Red kramte in seiner Jacke nach dem Handy, bevor wir beide ausstiegen.

Wir saßen, jeder mit einer Flasche Bier in der Hand auf der Couch vor dem Kamin, als Tom endlich zur Türe herein schneite, im wahrsten Sinne des Wortes.

„Sorry Leute, aber heute war aufgrund des Wetters einiges in der Klinik los. Dieser verdammte Schnee, es saut heute schon den ganzen Tag.“

„Zieh dich aus, schnapp dir ein Bier und komm erst mal runter.“

Keine zwei Minuten später saß er neben uns, legte seine Füße ebenfalls auf dem Couchtisch ab und trank einen Schluck.

„Hast du die Abdrücke?“

„Ja, sie sind in meiner Jackentasche, aber so einfach wie du dir das vorgestellt hast, war es übrigens nicht.“

„In deiner Jackentasche?“

Red war sichtlich irritiert.

„Ja, wo sollten sie sonst sein?“

Tom wollte aufstehen, doch Red hielt ihn mit einem Druck auf seinem Oberschenkel davon ab.

„Bleib sitzen und ruh dich aus.“

Jetzt stand er selbst auf.

„Was war das Problem?“ fragte er Tom als er zur Garderobe ging.

„Das Problem war, dass ich weder ein Stempelkissen, noch Tinte, oder was auch immer hatte.“

Red lachte auf und schüttelte gleichzeitig seinen Kopf.

„Du weißt schon, dass wir nicht mehr in der Steinzeit leben?“

„Ha, ha, sehr witzig Red. Nein, ich habe es mit einem orangenen Desinfektionsmittel gemacht.“

Tom wollte eigentlich, dass unser gemeinsamer Freund ihn für seinen Einfall lobte, aber er erntete nur einen weiteren Lachanfall.

„Hey, hör dein blödes Gelache auf. Die Idee war schließlich genial!“

„Genial wäre es gewesen, wenn du dein Handy geschnappt und ein Foto der Fingerkuppen gemacht hättest.“

Tom stöhnte auf und Red fing an Toms Jacke zu durchsuchen. Als er das Gesuchte in Händen hielt, tippte er eine Nummer auf seinem Telefon ein. Während es anklingelte, kam er zu uns zurück und nahm wieder Platz.

„Hi Alain, hier ist John … Ja … Freut mich auch dich zu hören … Nein, schon lange nicht mehr … Nein, nein, viel langweiliger … Im privaten Personenschutz … Nein, ich will dich nicht verarschen.“

Er lachte amüsiert auf.

„Ja, ich weiß, so wollte ich nie enden … Ja … Ja, genau … Nein, so schlimm ist es auch wieder nicht.“

Er lachte erneut und sah entschuldigend zu mir rüber.

„Nein … Irgend so ein Millionär … Ok, du hast mich wie immer durchschaut … Ja … Nein … Doch ehrlich, aber er ist mein bester Freund.“

Jetzt fing er ausgelassen zu lachen an.

„Sorry, aber deine Reaktion war einfach genial … Ich weiß … Du kennst mich besser als ich dachte … Wie immer, du kommst sofort auf den Punkt … Ja … Nein, vorerst nur ein paar Fingerabdrücke checken … Richtig … Würdest du denn? … Kann ich dir im Moment noch nicht genau sagen … Genau … Ja … Nein, kann ich nicht. Die Abdrücke wurden Oldschool gemacht.“

Tom stöhnte erneut.

„Kann ich dir einen Scan schicken? … Ich danke dir … Moment, ich hole was zum Schreiben.“

Er bat mich mit einer Kopfbewegung um die Erlaubnis mein Arbeitszimmer benutzen zu dürfen. Ich wedelte genervt mit der Hand, da ich seine Frage ungewöhnlich fand und er verschwand mit einem entschuldigenden Achselzucken darin. Jetzt kam mir auch Toms ungewöhnliche Reaktion von gestern wieder in den Sinn und als ich kurz darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass beide eigentlich noch nie mein Arbeitszimmer betreten hatten. Normalerweise ist dies nichts ungewöhnliches, aber Red wohnte bei mir und mein Schlafzimmer oder mein Badezimmer betrat er auch, wann immer ihm der Sinn danach stand.

„Wieso seid ihr beide eigentlich so übervorsichtig, wenn es um mein Arbeitszimmer geht? Gestern du und jetzt auch noch er.“

„Na ja“ fing Tom betreten an.

„Als du vor ein paar Jahren an deinem Patent gebastelt hast, hattest du uns beiden strikt verboten, dieses Zimmer zu betreten.“

Ich war im ersten Moment über diese Enthüllung völlig sprachlos.

„Aber doch nicht, weil ich Angst hatte, dass ihr spioniert.

Hey, ihr seid meine Freunde und nicht irgendwelche Industriespione.“

Tom sah mich schulterzuckend an.

„Ich habe das nur gesagt, weil mein Tisch, die Couch und der komplette Boden mit unendlich vielen Blätterstapeln übersäht war. Ich wollte nur verhindern, dass ihr zwei etwas durcheinander bringt.“

Ich sah Tom verwirrt an und erklärte es ihm weiter.

„Ich habe, wenn ich in meiner Arbeit versinke, ein völlig absurdes Ablagesystem. Wenn da nur etwas durcheinander kommt, versinke ich im absoluten Chaos. Mehr war da nicht … niemals.“

Als ich seinen betretenen Gesichtsausdruck sah, setzte ich völlig verständnislos und gekränkt nach.

„Habt ihr beide wirklich geglaubt, dass ich Angst habe, ihr könntet mir meine Idee und Arbeit stehlen?“

„So wie du das jetzt sagst, klingt das echt scheiße“ verteidigte er sich.

„Natürlich haben wir das nicht geglaubt. Wir dachten nur, dass du mehr als penibel bist, was dieses Zimmer angeht.“

Er sah mich kurz an und sprach kleinlaut weiter.

„Na ja, zugegebener Weise hat es uns schon gewundert, aber …“

„Ihr beide seid doch völlig bekloppt“ fiel ich ihm schimpfend ins Wort.

„Warum sind wir jetzt schon wieder bekloppt?“ wollte Red grinsend wissen, als er aus meinem Arbeitszimmer kam.

Doch ich war viel zu aufgewühlt, als das mich seine typische ironisch-lustige Weise runtergeholt hätte.

„Ich kläre Tom gerade über mein Arbeitszimmer auf “ fing ich gereizt an.

„Ihr beide habt einen Schlüssel für jedes verdammte Haus von mir, du wohnst sogar mit mir zusammen und jetzt muss ich erfahren, dass ihr tatsächlich denkt, dass ich euch nicht vertraue.“

Wütend stand ich auf.

„Ihr seid meine Freunde, verdammt nochmal!“

„Jetzt komm mal wieder runter, Ian“ fing Red mit einer abwehrenden Handbewegung an.

„So ist es doch gar nicht gewesen. Und selbst wenn, es ist schließlich dein gutes Recht. Es ist deine …“