1,99 €
In dieser neu aufgelegten eBook-Ausgabe von Erste Liebe erleben Leserinnen und Leser eine der schönsten und schmerzlichsten Erzählungen der Weltliteratur in ihrer ursprünglichen Form. Mit feinem Gespür schildert Iwan Turgenjew die Erinnerungen eines jungen Mannes an seine erste, überwältigende Liebe – voller Sehnsucht, Verwirrung und bittersüßer Enttäuschung. Die Begegnung mit der geheimnisvollen Sinaida wird für den sechzehnjährigen Wladimir zum Wendepunkt seines jungen Lebens. Ein literarischer Klassiker in frischer digitaler Aufmachung, der die Herzen auch heute noch berührt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2025
Iwan Turgenjew
Erste Liebe
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Die Gäste...
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
XXII.
Impressum neobooks
Eine zarte Tragödie der Seele – Iwan Turgenjews Erste Liebe
Mit Erste Liebe (Pérvaya Lyubóv), erstmals veröffentlicht im Jahr 1860, schenkte uns Iwan Sergejewitsch Turgenjew eine der berührendsten Erzählungen der Weltliteratur. Diese schmale Novelle ist zugleich schlicht und raffiniert, tiefgründig und leichtfüßig – ein wahres Kleinod russischer Prosa, das Generationen von Leserinnen und Lesern in seinen Bann gezogen hat.
In einer klaren, fast zurückhaltenden Sprache schildert Turgenjew die Erinnerungen eines jungen Mannes an jene erste, alles verzehrende Liebe, die sein Leben unauslöschlich geprägt hat. Die Geschichte beginnt im Gewand einer Rückblende: Der Erzähler, inzwischen ein gereifter Mann, blickt zurück auf einen unvergesslichen Sommer seiner Jugend. Im Mittelpunkt steht seine Begegnung mit der geheimnisvollen Fürstentochter Sinaida, die ihn in ein verwirrendes Geflecht aus Leidenschaft, Idealisierung und schmerzlicher Erkenntnis verstrickt. Was als schwärmerisches Gefühl beginnt, entwickelt sich zu einer dramatischen Initiation in die Welt der erwachsenen Emotionen – mit all ihrer Schönheit und Grausamkeit.
Turgenjews Kunst liegt nicht nur in der psychologischen Feinzeichnung seiner Figuren, sondern auch in seiner meisterhaften Darstellung jener leisen Zwischentöne, die in der Liebe – und besonders in der ersten – den wahren Schmerz und die größte Süße bergen. Der Autor verzichtet auf laute Dramatik; er vertraut auf die Kraft des Erlebten, auf Andeutungen, auf die Suggestion des Ungesagten. Gerade dadurch entfaltet die Novelle eine emotionale Wucht, die lange nachklingt.
"Erste Liebe" ist mehr als nur ein persönliches Erinnerungsstück; es ist ein literarisches Dokument einer Epoche des Umbruchs. Turgenjew schrieb in einer Zeit, in der sich Russland im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne befand, zwischen aristokratischem Erbe und aufkommendem sozialen Wandel. In diesem Klima der Unsicherheit gewann das Individuum mit seinen inneren Konflikten zunehmend an Bedeutung. Turgenjew, ein feinsinniger Beobachter und stilistischer Wegbereiter des psychologischen Realismus, gibt dieser Entwicklung in Erste Liebe eine Stimme – zart, aber unüberhörbar.
Zugleich zeigt sich hier Turgenjews lebenslange Auseinandersetzung mit den Themen Enttäuschung, Entfremdung und der unerfüllten Sehnsucht nach Nähe. In der Figur des Vaters – einem Mann, der selbst Teil des Dramas wird – spiegelt sich auch die biografische Realität des Autors wider, dessen Verhältnis zu seinem eigenen Vater als distanziert und konfliktgeladen galt. Wie so oft in seinen Werken bleibt auch in Erste Liebe die Familie ein Ort stiller Tragödien und unausgesprochener Wahrheiten.
Doch so sehr diese Novelle von Schmerz erzählt, so ist sie zugleich auch eine Feier des lebendigen Fühlens. Erste Liebe erinnert uns daran, wie verwirrend und schmerzlich, wie leuchtend und einzigartig jenes erste große Gefühl sein kann – und dass gerade in seiner Flüchtigkeit seine unvergängliche Schönheit liegt.
Dieses eBook lädt dazu ein, sich auf Turgenjews zarte und zugleich tiefgründige Erzählkunst einzulassen. Möge es Ihnen ein stiller Begleiter sein – und vielleicht den einen oder anderen längst vergessenen Schatten Ihrer eigenen ersten Liebe wieder aufleben lassen.
...waren schon längst nach Hause gefahren. Die Uhr hatte halb Eins geschlagen. Im Zimmer befanden sich nur noch der Herr vom Hause, ferner Sergei Nikolajewitsch und Wladimir Petrowitsch.
Der Herr schellte und befahl die Reste der Abendmahlzeit abzuräumen. – Somit wäre es denn abgemacht, sagte er, tiefer in den Armstuhl sinkend, nachdem er die Zigarre angezündet hatte, daß ein jeder von uns die Geschichte seiner ersten Liebe erzählen muß. An Ihnen ist zuerst die Reihe, Sergei Nikolajewitsch.
Sergei Nikolajewitsch, ein runder Mann mit vollem, aufgedunsenem Gesichte, blickte zuerst den Herrn vom Hause und dann die Decke des Zimmers an. – Ich habe keine erste Liebe gehabt, sagte er darauf, habe gleich mit der zweiten angefangen.
– Wie ist das zu verstehen?
– Sehr einfach. Ich war achtzehn Jahre alt, als ich zum ersten Male einem überaus netten Fräulein den Hof machte; ich benahm mich indessen dabei so, als wäre mir das nichts Neues: genau in derselben Weise, wie ich später anderen den Hof gemacht habe. Im Grunde genommen bin ich nur ein einziges Mal, als Kind von sechs Jahren, verliebt gewesen, und zwar in meine Wärterin; – das ist aber schon sehr lange her. Die Einzelfälle haben sich aus meinem Gedächtnisse vermischt, und wenn ich mich derselben auch erinnerte, wen könnten sie weiter interessieren?
– Was ist da zu machen? begann der Herr vom Hause.
– Auch meine erste Liebe bietet nicht viel Interessantes dar: bevor ich die Bekanntschaft Anna Iwanownas, meiner jetzigen Frau machte, war ich noch in Niemanden verliebt gewesen – und zwischen uns wurde die Sache bald abgemacht: unsere Eltern brachten das Ganze in Ordnung, wir gewannen einander bald lieb und ließen uns, ohne lange zu warten, trauen. Meine Geschichte wäre somit erzählt. Ich gestehe, meine Herren, als ich diese Frage von der ersten Liebe aufs Tapet brachte, hatte ich es auf Sie, wenn auch nicht alte, aber doch nicht mehr junge Junggesellen, abgesehen. Vielleicht geben Sie, Wladimir Petrowitsch, uns Etwas zum Besten?
– Meine erste Liebe gehört in der Tat zu dem nicht ganz Gewöhnlichen, entgegnete mit leichtem Stocken Wladimir, ein Mann gegen die Vierzig mit schwarzem, stellenweise schon grauem Haar.
– Ah! riefen der Herr vom Hause und Sergei Nikolajewitsch wie aus einem Munde. – Desto besser ... Lassen Sie hören.
– Mit Vergnügen ... doch nein: erzählen will ich nicht; ich bin nicht Meister in dieser Kunst: entweder kommt es trocken und kurz, oder weitschweifig und ungenau heraus; wenn Sie es aber zufrieden sind, will ich alles, dessen ich mich erinnere, im Zusammenhange aufschreiben und Ihnen dann vorlesen.
Die Freunde waren anfänglich nicht damit einverstanden, Wladimir Petrowitsch bestand jedoch auf seinem Vorschlage. Zwei Wochen später kamen sie wieder zusammen und Wladimir Petrowitsch erfüllte sein Versprechen.
Folgendes ist seine Geschichte, wie er sie niedergeschrieben.
Der Vorfall ereignete sich im Sommer des Jahres 1833; ich war damals sechzehn Jahre alt und wohnte in Moskau bei meinen Eltern. Sie hatten ein Landhaus in der Nähe des Kalugaschen Tores, dem Neskuschni-Garten gegenüber, gemietet. Ich bereitete mich für die Universität vor, arbeitete jedoch nicht viel und ohne mich zu übereilen.
Niemand beschränkte meine Freiheit. Ich tat, was ich wollte, besonders, seit ich meinen letzten Gouverneur los war, einen Franzosen, der sich durchaus nicht an den Gedanken gewöhnen konnte, daß er »gleich einer Bombe« (comme une bomde) nach Russland geschleudert worden war, und sich mit grimmiger Miene Tagelang auf dem Bette herumwälzte. Der Vater behandelte mich mit freundlicher Gleichgültigkeit; meine Mutter gab nur wenig auf mich Acht, obgleich sie außer mir weiter keine Kinder hatte: andere Sorgen nahmen sie in Anspruch. Mein Vater, ein noch junger und sehr hübscher Mann, hatte sie aus Berechnung geheiratet; sie war zehn Jahr älter als er. Meine Mutter führte ein trauriges Leben: sie war beständig aufgeregt, eifersüchtig, ärgerlich – nur nicht in Gegenwart des Vaters; sie hatte große Furcht vor ihm, er dagegen hielt sich streng, kalt, fern ... Ich habe nie einen Menschen gesehen, der künstlich-ruhiger, selbstvertrauender und eigenmächtiger gewesen wäre.
Nie werde ich die ersten Wochen, die ich auf dem Lande verbrachte, vergessen. Das Wetter war wundervoll; wir zogen am 9. Mai, gerade am Sankt Nikolaustage, in das Landhaus ein. Ich schlenderte umher, bald im Garten unserer Landwohnung, bald in Neskuschni, bald außerhalb der Stadt; gewöhnlich nahm ich ein Buch mit, wie zum Beispiel Kaidanows Lehrbuch der Weltgeschichte, schlug es jedoch selten auf und deklamierte meistenteils mit lauter Stimme Gedichte, deren ich eine Menge auswendig wußte; das Blut kochte in meinen Adern und mein Herz durchschauerte ein Gefühl seltsam süßer Wonne; unbestimmtes Ahnen und Bangen erfüllte mich, alles erregte mein Staunen und hielt mich in Spannung; meine Phantasie schweifte und kreiste in raschem Fluge immer um dieselben Vorstellungen herum, wie Mauerschwalben um den Glockenturm; ich wurde nachdenkend, traurig, weinte sogar; doch aus Tränen und Traurigkeit, die ein melodisches Gedicht oder ein schöner Abend hervorgebracht hatten, sproß wie Lenzesgrün das freudige Bewußtsein jugendlichen, sprudelnden Lebens empor.
Ich besaß ein kleines Reitpferd; ich sattelte es selbst und pflegte dann ohne bestimmtes Ziel allein hinauszureiten, spornte es zum Galopp an und bildete mir ein, ich wäre ein Ritter auf einem Turnier – wie lustig blies mir dabei der Wind um die Schläfen! – oder, das Gesicht gen Himmel gekehrt, sog ich dessen strahlendes, glänzendes Blau in die Seele.
Zu der Zeit, erinnere ich mich, tauchte vor meinen Sinnen, fast niemals in bestimmten Zügen, das Bild eines Weibes, die Vorstellung weiblicher Liebe auf; dennoch lag in all' meinem Denken und Empfinden ein halb unbewußtes, schamhaftes Vorgefühl von etwas Neuem, unsäglich Süßem Weiblichem ...
Dieses Vorgefühl, diese Erwartung durchdrang mein ganzes Wesen; es bildete meinen Lebensgeist, rollte in jedem Blutstropfen durch meine Adern ... bald sollte es der Wirklichkeit weichen.
Unser Landhaus bestand aus einem hölzernen Herrenhause mit Säulen und zwei kleinen Nebengebäuden; im Nebengebäude links befand sich eine unbedeutende Tapetenfabrik. Mehr als einmal war ich hingegangen, um zu sehen, wie ein Dutzend magerer, wirrhaariger Knaben in schmutzigen Röcken und mit fahlen Gesichtern beständig auf hölzerne Hebebäume sprangen, vermöge welcher viereckige Druckklötze herabgedrückt wurden und auf diese Weise durch die Last ihrer schmächtigen Leiber bunte Muster auf das Papier druckten. Das kleine Nebengebäude rechts stand leer und war zu vermieten. Eines Tages, drei Wochen nach dem 9. Mai, wurden die Fensterladen desselben aufgemacht, weibliche Gesichter kamen zum Vorscheine – es hatte sich eine Familie darin eingemietet. Ich besinne mich, noch am selben Tage erkundigte sich meine Mutter während des Essens beim Hausmeister, wer die neuen Nachbarn wären, und als ihr der Name der Fürstin Sassekin genannt wurde, sagte sie, nicht ohne einige Ehrfurcht: Ah! eine Fürstin ... setzte dann aber hinzu: vermutlich irgend eine arme Familie.
– Sind in drei Droschken angefahren, bemerkte der Hausmeister, ehrerbietig die Schüssel umherreichend; haben keine eigene Equipage und ganz gewöhnliche Möbeln.
– So, meinte die Mutter, es ist aber doch besser – Mein Vater warf einen kalten Blick auf sie: sie verstummte.
In der Tat, die Fürstin Sassekin mußte nicht reich sein: das kleine Gebäude, daß sie bezogen hatte, war so baufällig, eng, niedrig, daß Leute von einigem Vermögen sich nicht würden entschlossen haben, daselbst zu wohnen.
Übrigens gab ich damals nicht acht darauf. Ein fürstlicher Titel übte wenig Wirkung auf mich aus: ich hatte vor Kurzem Schillers »Räuber« gelesen.
Es war meine Gewohnheit, jeden Abend mit der Flinte in unserem Garten umherzuschlendern und auf Krähen zu lauern. – Von jeher hatte ich auf diese vorsichtigen, raubsüchtigen und listigen Vögel einen Haß geworfen. An dem Tage, von welchem die Rede ist, war ich auch in den Garten gegangen – und nachdem ich vergebens alle Alleen durchstrichen hatte (die Krähen kannten mich schon und krächzten ab und zu aus der Ferne), kam ich zufällig dem niedrigen Zaune nahe, der eigentlich unser Gebiet von dem schmalen Gartenstrich hinter dem rechten Nebengebäude, zu welchem er gehörte, trennte. Ich wandelte gesenkten Blickes meiner Wege. Plötzlich glaubte ich Stimmen zu hören; ich tat einen Blick über den Zaun – und blieb wie versteinert stehen ... Ein sonderbares Schauspiel bot sich meinen Augen dar.
Einige Schritte vor mir – auf einem Rasenplatze, zwischen grünen Himbeersträuchen, stand ein hohes, schlankes Mädchen, in gestreiftem, rosafarbenen Kleide, mit einem weißen Tuche auf dem Kopfe; um sie herum standen, dicht gedrängt, vier junge Leute und sie teilte jedem derselben der Reihe nach mit jenem kleinen, grauen Blümchen, dessen Namen ich nicht kenne, das jedoch den Kindern wohlbekannt ist, Schläge auf die Stirn aus. Diese Blümchen bilden kleine Säckchen; die knallend aufspringen, sobald man mit denselben auf einen harten Gegenstand schlägt. Die jungen Leute streckten so willfährig ihre Stirn vor, und in den Bewegungen des jungen Mädchens (sie kehrte mir die Seite zu) lag Etwas so Bezauberndes, Gebieterisches, und doch dabei Einschmeichelndes, Scherzendes und Liebliches, daß ich vor Erstaunen und Entzücken beinahe aufgeschrien hätte und, glaube ich, auf der Stelle alles in der Welt würde hingegeben haben, wenn diese reizenden Fingerchen auch mich auf die Stirn geschlagen hätten. Meine Flinte war ins Gras geglitten, ich hatte alles vergessen, verschlang mit den Blicken die schlanke Gestalt, den Hals, die schönen Arme, das unter dem weißen Tuche leicht in Unordnung geratene Haar, dieses halbverhüllte, kluge Auge, diese Wimpern und unterhalb derselben die zarte Wange ...
– Junger Mann, junger Mann, sagte plötzlich eine Stimme neben mir: – ist es denn erlaubt, fremde junge Damen zu belauschen?
Ich fuhr zusammen und blieb stumm stehen ... Neben mir, hinter dem Zaune, stand ein Mann mit kurzgeschnittenem, schwarzem Haar und blickte mich höhnisch lächelnd an. In demselben Augenblicke wandte sich auch das junge Mädchen nach mir um ... Ich wurde ein Paar große, graue Augen aus einem lebhaften Gesichte gewahr, das plötzlich erzitterte, vom raschen Lachen bewegt, weiße Zähne sehen ließ und gar komisch die Brauen emporzog ... Feuerrot raffte ich meine Flinte vom Boden auf und stürzte, von lautem, aber nicht spöttischem Lachen begleitet, auf mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Das Herz pochte gewaltig in meiner Brust; es war von Beschämung und zugleich von Freudigkeit erfüllt: eine bis dahin unbekannte Erregung hatte sich meiner bemächtigt.
Nachdem ich mich erholt hatte, brachte ich mein Haar in Ordnung, bürstete mich rein und begab mich hinunter zum Tee. Das Bild des jungen Mädchens schwebte mir immer vor Augen; das Herz pochte nicht mehr, aber ich empfand einen Druck darin, der mich wonnig bewegte.
– Was hast Du? fragte mich plötzlich mein Vater – Hast Du eine Krähe geschossen?
Ich wollte ihm alles erzählen, hielt jedoch an mich und lächelte bloß vor mich hin.
Vor dem Schlafengehen drehte ich mich, ich weiß selbst nicht weswegen, drei Mal auf einem Beine herum, rieb mir Pomade ins Haar, legte mich dann zu Bette und schlief die ganze Nacht hindurch wie tot. Noch vor Tagesanbruch erwachte ich auf einen Augenblick, streckte den Kopf in die Höhe, blickte wie verzückt umher, und – schlief wieder ein.
»Wie fang' ich es nur an, ihre Bekanntschaft zu machen?« war mein erster Gedanke, als ich endlich erwacht war. Vor dem Tee begab ich mich in den Garten, näherte mich jedoch dem Zaune nicht gar so sehr und – bekam Niemand zu Gesicht. Nach dem Tee ging ich einige Male die Gasse vor dem Landhause aus und ab – und schielte von Weitem nach den Fenstern ... Mir deuchte, ich hätte ihr Gesicht hinter dem Vorhange erblickt und erschrocken entfernte ich mich rasch. »Ich muß aber doch ihre Bekanntschaft machen,« dachte ich, indem ich ziellos auf der Sandfläche, die sich vor Neskuschni hinzog, umherging ... »wie aber? Das ist die Frage.« Ich gedachte der geringsten Einzelheiten bei unserem gestrigen Zusammentreffen: besonders erinnerte ich mich deutlich, wie sie über mich gelacht hatte ... Doch während ich noch hin- und hersann und verschiedene Pläne schmiedete, hatte schon das Schicksal über mich entschieden.