Es geschah im Wandsbeker Gehölz - Hans Garbaden - E-Book

Es geschah im Wandsbeker Gehölz E-Book

Hans Garbaden

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Beschreibung

Ein Krimi, der in der „Besseren Gesellschaft“ Marienthals spielt. Die Mitglieder eines Wandsbeker Tennisvereins unternehmen eine Wanderung durch das Watt der Nordsee. Die Tour entwickelt sich zu einem Drama. Die Männer werden auf einer Sandbank von der Flut überrascht. Einer der Tennisfreunde versucht, ans Ufer zu schwimmen und bleibt verschollen. Werden die elf anderen gerettet? Und dann passieren grauenhafte Morde im Wandsbeker Gehölz. Wer ist der Mörder? Ist er von der Kripo unter den Überlebenden zu suchen, oder wird einer von ihnen das nächste Opfer? Ist ein Nachkomme von Sklavenhändlern oder der Sammler von Raubkunst aus der NS-Zeit der Täter? Viele Rätsel in einem spannenden Krimi und ein überraschendes Ende. Das alles mit einer Prise norddeutsch-deftigem Humor. Der Wandsbeker Krimiautor Hans Garbaden hat sein Meisterstück abgeliefert.

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Seitenzahl: 116

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Nach einer Episode als Schiffsjunge auf einem Stückgut-Frachter des Norddeutschen Lloyd machte Hans Garbaden eine Schriftsetzerlehre. Daneben nahm er Schauspielunterricht an der Niederdeutschen Bühne in Bremen. Ein Fachstudium zum Werbekaufmann in Berlin schloss sich an. Nach 17 Jahren in der Marketingabteilung einer Bremer Brauerei und zehn Jahren Tätigkeiten in internationalen Werbeagenturen in Hamburg wechselte er als Darsteller vor die Kamera. Seit 1997 in über 700 Film- und Fernsehproduktionen war Hans Garbaden als Episoden- und Nebendarsteller im Einsatz. Seit 1998 hat er als freier Mitarbeiter beim NDR in über 350 Sendungen wie „Aufgepasst, Gefahr!“, „Dennis & Jesko“, „DAS!“ und „Extra 3“ als Darsteller mitgewirkt. Seit 2003 schreibt Hans Garbaden Kriminalromane, in die er auch seine Erlebnisse vom Set einfließen lässt. Bisher erschienen:

„Wer erschießt Jürgen Prochnow“, Erlebnisse bei Dreharbeiten / „Paulas Töchter“, Ein Worpswede-Krimi / „Ein Mordsdreh am Jadebusen“ Krimi aus der Filmszenerie / „Im Strom“, Ein Roman aus Hamburg-Wilhelmsburg“ / „Hunde vor der Filmkamera“, Skurrile Erlebnisse mit seinen Hunden beim Dreh / „Was geschah auf dem Priwall?“, Ein Politkrimi aus Travemünde / „Mord & Totschlag“, Kurzkrimis vom Feinsten.

www.hansgarbaden.de

Hinter jedem großen Vermögen steht ein großes Verbrechen.

Honoré de Balzac

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

PROLOG

Er schwamm um sein Leben. Die Wassertemperatur der Nordsee betrug 16 Grad Celsius. Aber ein an der Nordseeküste aufgewachsener, sportlicher und durchtrainierter Wassersportler wie er war an niedrige Temperaturen gewöhnt. Was ihm zu schaffen machte, waren der scharfe Wind und die hohen Wellen. Mit dem Orkan war ablandiger Wind aufgekommen, so dass ihm die schweren Brecher ins Gesicht schlugen. Er musste es schaffen, das Ufer am Hedwigenkoog zu erreichen, denn nicht nur sein Leben hing davon ab, sondern auch das der anderen Männer auf der Sandbank, die vom aufkommenden Sturm und dem auflaufenden Wasser überrascht worden waren.

Die Hoffnung, es bis ans rettende Ufer zu schaffen, ließ langsam nach. Er versuchte, gegen die bleierne Müdigkeit in seinem Körper anzukämpfen und mobilisierte noch einmal alle Kräfte.

EINS

Es war eine Villa in der Oktaviostraße, die den Zweiten Weltkrieg ohne Schäden überstanden hatte. Es war ein prachtvolles Anwesen aus der Gründerzeit, in das seine Besitzer im Laufe der Jahre viel investiert hatten, aber immer mit Geschmack und Augenmaß, so dass der historische Charakter gewahrt worden war und die Villa ihren alten Glanz bewahrt hatte. Wenn die herrschaftlichen Tore geöffnet waren, konnten Bewohner und Gäste mit dem Wagen auf der weißen Kiesauffahrt bis vor das Eingangsportal fahren.

So auch heute, am Sonntag, als ein Luxuswagen nach dem anderen vorfuhr. Im Eingangsbereich wurden die Gäste von dem Hausherrn Amandus Krebermeyer und seiner Gattin Josephine empfangen. Eine junge, attraktive Hostess bot mit einem Lächeln von einem Tablett eine Auswahl von Empfangsdrinks an.

Einige der Gäste wirkten durch die Pracht, die sich ihnen darbot, etwas eingeschüchtert. Die große Halle hatte einen Mosaikboden, die Wände waren mit Paneelen verkleidet. Eine imposante Marmortreppe führte zwischen zwei Marmorsäulen in den oberen Bereich des Hauses. Alles wurde überwölbt von Deckenfresken

Der 50jährige Amandus Krebermeyer war eine große, stattliche Erscheinung. Das volle, dunkle Haar trug er in Künstlermanier etwas länger und nach hinten gekämmt, so dass es ein Stück über den Kragen seines offen getragenen bordeauxfarbenen Hemdes fiel. Dazu trug er eine farblich passende Stoffhose und bordeauxrote Lederhalbschuhe. Es war ein extravagantes, aber durchaus geschmackvolles Outfit. Seine Ehefrau Josephine hatte da nicht soviel Geschick bewiesen: Zu bunt die Kleidung und zu knapp, zu viel Schminke im Gesicht, zu viel Schmuck an Hals, Armen und Händen, zuviel Farbe im Haar und Stielettos, die schon vom Hinsehen die eigenen Füße schmerzen ließen. Josephine Krebermeyer war deutlich jünger als ihr Mann.

Die von Amandus Krebermeyer zur Schau gestellte Attitüde hatte seinen Grund. Der Hausherr sammelte Kunst und war der Meinung, sich deshalb auch unkonventionell kleiden zu müssen Seine umfangreiche Sammlung stellte er heute erstmalig einem ausgewähltem Kreis seiner Freunde, Geschäftspartner sowie einigen Lokalpolitikern vor. Ein Securitymitarbeiter ließ sich vor dem Portal die Einladungskarten der eintreffenden Gäste zeigen, während ein weiterer Mitarbeiter die Fahrzeuge der eingetroffenen Gäste auf eine Brachfläche des Nebengrundstücks fuhr.

Nach der kurzen Begrüßung durch Amandus und Josephine Krebermeyer verteilten sich die Gäste, mit den Begrüßungsdrinks in den Händen, auf die verschiedenen Räume des weitläufigen Gebäudes, um das zu tun, was der Hausherr von ihnen erwartete: Sie bewunderten die in drei Generationen seiner Familie zusammen getragenen Kunstgegenstände.

Beherrscht wurde die große Eingangshalle von einer über zwei Meter hohen Skulptur von Arno Breker, die einen germanischen Jüngling zeigte und einer Arbeit von Jeff Koons in Form eines riesigen Staubsaugers. Im eleganten Salon des Hauses hing eine Sammlung Alter Meister, zum Beispiel ein Jan Vermeer, zwei El Grecos und Bilder anderer Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts; Werke, die der Großvater von Amandus Krebermeyer erworben hatte. Der Hausherr selbst interessierte sich mehr für Konzeptkünstler und Maler der zeitgenössischen Kunst. So waren Arbeiten von Andy Warhol, Gerhard Richter , Sigmar Polke und Neo Rauch in anderen Räumen zu bewundern.

Der Hausherr erklärte gerade einem seiner Gäste, dass sein Gebäude mit einer mehrfach gesicherten Alarmanlage ausgestattet sei und außerdem eine direkte Verbindung zum zuständigen Polizeirevier bestünde, als er von einem lauten Wortwechsel vor dem Eingang unterbrochen wurde. Er entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und eilte nach draußen. Ein Ehepaar hatte die Einladung nicht dabei und der Securitymitarbeiter verweigerte dem Paar den Zutritt.

Krebermeyer umarmte die Neuankömmlinge kurz. „Meinhard und Sabine, schön, dass ihr gekommen seid“. Dem Securitymann bedeutete er, dass alles in Ordnung sei.

Einer der zuletzt eingetroffenen Gäste hob sich äußerlich von den anderen Besuchern total ab: Ein etwas ungepflegt wirkender junger Mann in speckiger Lederjacke, ausgebeulten Jeans und löchrigen Turnschuhen. Sein Gesicht zierte ein zauseliger Vollbart und seine Schiebermütze behielt er auch bei seinem Gang durch die verschiedenen Räumlichkeiten auf seinem Kopf.

Amandus Krebermeyer stellte ihn den gerade in der Nähe stehenden Gästen vor: „Das ist der Kunstmaler Bodo Prahl. Im Wintergarten hängen zwei Bilder von ihm.“

Nachdem Bodo Prahl davon geschlendert war, erläuterte der Hausherr weiter: „Ein junger Maler, der seinen Weg machen wird. Die Investition mit jetzt noch kleinem Geld ist gut angelegt. Ich habe ihn in meinem Golfclub kennen gelernt, als er dort Golfbälle verkaufte. Weil er von dem Verkauf seiner Bilder noch nicht leben kann, arbeitet er als Golfballtaucher. In den Teichen der Plätze in der Region werden in der Saison soviel Bälle versenkt, dass er durch den Verkauf der ertauchten Bälle gut über die Runden kommt.“

Unter den Besuchern der Vernissage befanden sich auch Tobias und Nadine Ohlenbarge. Das Ehepaar mittleren Alters war eingeladen worden, weil die Firma Ohlenbarge-Catering für die Festlichkeiten im Hause Krebermeyer nicht nur heute, sondern schon häufig ein ausgezeichnetes Buffet, erlesene Weine und andere Gaumenfreuden mit der dazu passenden Dekoration geliefert hatte. Die Hostessen, die mit ihren vollen Tabletts für Getränke-Nachschub in den Ausstellungsräumen sorgten, waren Mitarbeiterinnen der Catering-Firma. Für Tobias Ohlenbarge war Nadine die zweite Ehefrau. Sie hatten erst vor kurzem -- nach einer Schamfrist wegen der Scheidung – geheiratet, und es war ihnen anzusehen, dass sie sehr verliebt waren. Hand in Hand schlenderten sie durch die Räume. Vor einigen Bildern verweilten sie kurz. Wenn Nadine Ohlenbarge sich länger für ein Bild interessierte, lösten sie ihre Hände und Tobias Ohlenbarge ging in den nächsten Raum. Seine Frau schloss aber bald wieder zu ihm auf. In einem kleinen Raum, der vielleicht einmal die Stube eines Dienstmädchens gewesen war, hingen einige Bilder der Alten Worpsweder, für die der Vater von Amandus Krebermeyer ein Faible gehabt hatte. Neben einem Portrait von Fritz Mackensen und einer Frühlingslandschaft von Heinrich Vogeler weckte besonders ein Kinderbild von Paula Modersohn-Becker das besondere Interesse von Nadine Ohlenbarge. Sie trat näher an das Bild heran, während ihr Mann weiterging. Die Worpsweder interessierten ihn offensichtlich nicht so sehr. Auch vor einem Bild von Fritz Overbeck verweilte sie länger. Als sie in den nächsten Raum wechselte, musste sie feststellen, dass ihr Mann dort nicht mehr war. Die Videoinstallation in diesem Raum hatte ihm vermutlich auch nichts geben können.

„Er wird nicht im Uhrzeigersinn weitergegangen sein“, dachte sie und drängte sich an anderen Bilderbetrachtern vorbei in weitere Räume. Auch dort fand sie ihren Mann nicht, aber ihr kam die Erkenntnis: Natürlich, er wird auf eine Zigarettenlänge vor die Tür gegangen sein.

Das Rauchen tolerierte sie als Nichtraucherin, weil ihr Mann für sein kleines Laster im eigenen Haus auch immer vor die Tür ging.

Beruhigt sah sie sich weitere Bilder an. Nachdem sie mit einigen anderen Besuchern einen kurzen Gedankenaustausch vor einem Feininger geführt hatte und ihr Mann immer noch nicht aufgetaucht war, ging sie leicht beunruhigt zum Eingangsportal. Davor standen – wie sie es von Büros und Gastronomiebetrieben kannte – mehrere rauchende Leute. Ihr Mann war nicht dabei.

Der Wachmann bemerkte ihren suchenden Blick. „Ja, wegen der sehr sensiblen Rauchmelder im Haus müssen die Gäste vor die Tür gehen. Einige überqueren auch die Straße, um am Rand des Gehölzes eine Zigarette zu schmauchen:“

„Dankeschön“, sagte Nadine Ohlenbarge und lief über die in dieser Abendstunde kaum befahrene Oktaviostraße zum Rand des Wandsbeker Gehölzes hinüber.

In der einbrechenden Dunkelheit erkannte sie ein älteres rauchendes Paar, mit dem sie schon vor einem Bild kurz gesprochen hatte. Einen einzelnen Mann mit einer Zigarette hatten sie aber nicht gesehen. Sie waren allerdings auch gerade erst vom Haus herüber gekommen.

Jetzt wurde Nadine Ohlenbarge doch unruhig. Sie ging zurück, nickte dem Wachmann zu und suchte, sich durch die inzwischen in Gruppen stehenden Gäste drängend, die verschiedenen Räume nach ihrem Mann ab. Er war nirgendwo zu finden. Leichte Panik machte sich in ihr breit. Sie sah sich nach dem Gastgeber um. Sie bemerkte, wie Amandus Krebermeyer aus einem der Nebenräume die Eingangshalle betrat und dort von seiner Frau in ein Gespräch verwickelt wurde. Beim näher Herangehen an das Paar bekam Nadine Ohlenbarge noch mit, dass Josephine Krebermeyer ihrem Ehemann heftige Vorhaltungen machte.

„Wo warst du denn so lange? Die Gäste warten schon auf die Freigabe des Kalten Büfetts. Und warum hast du ein anderes Hemd angezogen?“

Amandus Krebermeyer tat die in einem äußerst vorwurfsvollen Ton gestellten Fragen mit einer wegwerfenden Handbewegung ab: „Ich muss das Büfett jetzt freigeben. Das Hemd musste ich wechseln, weil mich irgend so ein Trottel angestoßen hat und mir dabei der Inhalt meines Rotweinglases über das Hemd lief.“

Nadine Ohlenbarge musste die kurze Ansprache des Gastgebers Krebermeyer abwarten, mit der – wie er es launig ausdrückte – der Sturm auf das Kalte Buffet vor der Breker-Skulptur eröffnet wurde..

Anschließend konnte sie den Gastgeber über das rätselhafte Verschwinden ihres Mannes informieren.

„Keine Panik, wir werden ihn schon finden. Mein Haus ist zwar keine kleine Hütte, aber doch nicht unüberschaubar“, beruhigte er Nadine.

„Rufen Sie ihn doch auf dem Handy an“, empfahl er ihr.

„Das habe ich nicht mit. Meine kleine Handtasche ist nicht geräumig genug. Wir waren der Meinung, dass es reicht, wenn er sein Handy dabei hat. Wir hatten ja nicht vor, uns heute noch zu trennen“.

„Kein Problem“, meinte Krebermeyer, zog sein Smartphon aus der Hosentasche und fragte nach der Nummer.

Er bekam keinen Anschluss. „Vielleicht ist er auf einer der Toiletten. Kommen Sie!“

Nachdem er die beiden im Erdgeschoß liegenden Sanitärbereiche kontrolliert hatte, gingen sie ins Souterrain, wo für den Gärtner, der zweimal in der Woche den weitläufigen Garten hinter dem Haus in Ordnung hielt, eine Toilette mit Waschgelegenheit eingerichtet war. Auch hier: Nichts!

„Bleibt noch das Obergeschoß mit Schlafzimmern und zwei Bädern“, sagte Krebermeyer, während er zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hoch stürmte und Nadine Ohlenbarge mit rotem Kopf hinter ihm her stolperte.

Oben angekommen ging Amandus Krebermeyer an einer Tür vorbei, ohne sie zu öffnen. Als Nadine Ohlenbarge den Türgriff betätigte, musste sie feststellen, dass die Tür verschlossen war.

Krebermeyer winkte ab: „Das Zimmer können wir uns schenken. Ein besonders gesicherter Raum mit Kunstgegenständen und anderen Exponaten meines verstorbenen Großvaters. Da kommt niemand rein.“

Die Suche in den anderen Räumen und den Badezimmern verlief ergebnislos. „Bleibt nur noch der Garten mit dem Pavillon“, meinte der Hausherr, der jetzt auch leicht beunruhigt wirkte.

Sie durchschritten den Garten und kamen an einem Hundezwinger vorbei, in dem zwei riesige Dobermann-Rüden lagen und die Vorbeigehenden aufmerksam im Auge behielten.

Krebermeyer erläuterte: „Normalerweise laufen sie auf dem gut eingezäunten Grundstück frei herum. Ich möchte den sehen, der es wagt, das Gelände ohne meine Einwilligung zu betreten. Sie würden Hackfleisch aus ihm machen.“

Während sie nach der ergebnislosen Suche in dem durch Bodenlampen erleuchteten Garten und im Pavillon ins Haus zurückkehrten, hatte sich die leichte Panik von Nadine Ohlenbarge in ein starkes Unwohlsein verwandelt. Sie sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Für einen Moment musste sie sich auf einen an der Wand stehenden Stuhl setzen.

Die anderen Gäste hatten die Suchaktion nicht registriert, weil sie inzwischen alle über das Kalte Buffet hergefallen waren. Nur Josephine Krebermeyer fragte ihren Mann, als sie ihn mit der attraktiven Nadine Ohlenbarge aus der zum Garten führenden Tür hereinkommen sah, mit leicht pikiertem Ton: „Wo bleibst du denn die ganze Zeit. Unsere Gäste vermissen dich schon!“

* * *

Tobias Ohlenbarge blieb verschwunden. Auf dem zuständigen Polizeirevier wurde seiner Frau gesagt, dass eine Suchaktion erst nach 24 Stunden eingeleitet würde. „Aber bis dahin ist Ihr Mann sicher wieder aufgetaucht“, meinte der Beamte. „So etwas kommt öfter vor.“

Nadine Ohlenbarge machte sich trotz der späten Stunde auf eigene Faust auf die Suche nach ihrem Mann. Sie kontrollierte in der Oktaviostraße den seit einiger Zeit zum Brachgelände gewordenen ehemaligen Fußballplatz, auf dem jetzt die Container für Flüchtlinge aufgestellt waren. Sie kontrollierte auch die verlassenen Tennisplätze, auf denen nur noch Unkraut wucherte, und umrundete die idyllisch gelegenen flachen Teiche im Gehölz. Wegen der Dunkelheit brach sie die Suche aber ab.

Zuletzt betrat sie die am Osterkamp gelegene Vereinsgaststätte des Sport-Clubs Concordia. Ein paar Gäste saßen noch an der Theke. Auf Fragen nach ihrem Mann erntete sie nur Kopfschütteln. Niemand hatte Tobias Ohlenbarge – der in Wandsbeker Sportlerkreisen gut bekannt war – an diesem Tag gesehen.

* * *