Everything I Hate About You - Sarah Saxx - E-Book

Everything I Hate About You E-Book

Sarah Saxx

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Beschreibung

Wenn dein One-Night-Stand deinen Songtext klaut  Als Tessa den Song der Shootingstars Mighty Bastards im Radio hört, kommt er ihr erstaunlich bekannt vor – denn sie hat den Text geschrieben. Er stand in ihrem Notizbuch, das sie nach einer heißen Nacht mit dem attraktiven Alexander im Hotelzimmer vergessen hat. Dass dieser sich nun nicht nur als Sänger, sondern auch als Songwriter feiern lässt, macht sie wütend. Um Alexander mit seinem Diebstahl zu konfrontieren, bewirbt Tessa sich als Tourbusfahrerin der Band. Doch dann machen ihr ihre Gefühle einen Strich durch die Rechnung …  »Auf diese Rockstar Romance habe ich gewartet! Emotional mitreißend, voller prickelnder Momente und grandioser Schauplätze. Ich konnte die Geschichte von Tessa und Lex gar nicht mehr aus der Hand legen. Ein absolutes Must Read für alle, die ihr Herz an heiße Musiker verlieren und High fives an toughe Frauen verteilen wollen.« Kate Corell, Spiegel Bestseller-Autorin

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© everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2024

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Textbaby Medienagentur, www.textbaby.de.

Sprachredaktion: Cornelia Franke

Korrektorat: Uwe Raum-Deinzer

Songtexte im Buch © Jil Aimée Bayer und Sarah Saxx

Vignetten am Kapitelanfang: © Freepik.com

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Wir behalten uns eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Content Note

Widmung

Playlist

1 – Tessa

2 – Alexander

3 – Tessa

4 – Alexander

5 – Tessa

6 – Alexander

7 – Tessa

8 – Alexander

9 – Tessa

10 – Lex

11 – Tessa

12 – Lex

13 – Tessa

14 – Lex

15 – Tessa

16 – Lex

17 – Tessa

18 – Lex

19 – Tessa

20 – Lex

21 – Tessa

22 – Lex

23 – Tessa

24 – Lex

25 – Tessa

26 – Lex

27 – Tessa

28 – Lex

29 – Tessa

30 – Lex

31 – Tessa

32 – Lex

33 – Tessa

34 – Lex

35 – Tessa

36 – Lex

37 – Tessa

38 – Lex

39 – Tessa

40 – Lex – Epilog

Danksagung

Content Notes

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Content Note

Dieses Buch behandelt potenziell triggernde Inhalte. Am Ende des Textes findet sich eine Aufzählung, die jedoch den Verlauf der Geschichte spoilern kann.[1]

Für Kate – auch wenn Lex nicht dein Alex ist.

Für Lalu – weil Rockstar.

Für alle da draußen, die einen Herzensmenschen viel zu früh an den Himmel verloren haben.

Playlist

Until I Found You – Stephen Sanchez

18 – Anarbor

All the Tings I Hate About You – Huddy

Thriving – UPSAHL

Play Pretend (feat. Travis Barker) – Caspr, Travis Barker

»Filthy« – Ayron Jones

Reptilia – The Strokes

I Hate Everything About You – Three Days Grace

Falling (In Dreams) – Telekinesis

Time In A Bottle – YUNGBLUD

CITY OF ANGELS – YUNGBLUD Remix – 24kGoldn, YUNGBLUD

Tongue Tied (with YUNGBLUD & blackbear) – Marshmello, YUNGBLUD, blackbear

I Wanna Be Yours – Arctic Monkeys

DiE4u – Bring Me the Horizon

Drown – Bring Me the Horizon

If I’m the Devil… – letlive.

Here I Am – Asking Alexandria

Would You Still Be There – Of Mice & Men

Since U Been Gone – A Day To Remember

Nights In White Satin – Single Version/Mono – The Moody Blues

Skin – Being as an Ocean

casual sabotage – YUNGBLUD

Avalanche – Bring Me the Horizon

11 Minutes (with Halsey feat. Travis Barker) – YUNGBLUD, Halsey, Travis Barker

drunk face – Machine Gun Kelly

Love Was Made to Break – Andy Black

Beautiful Pain – Andy Black

Diese Playlist findest du auch auf Spotify unter Everything I hate about you – by Sarah Sax:

https://open.spotify.com/playlist/4iJPNxqUPDQcrxUXfhdejx?si=4c30c256767c46b6&nd=1&dlsi=6491e471ca7741f7

Viel Spaß beim Hören und gute Unterhaltung.

1 – Tessa

Zweieinhalb Jahre zuvor

»Komm schon, Tessa, sei keine Spielverderberin. Begleite uns in die Bar!« Berry, mein Arbeitskollege, der mit einem Teil des Kollegiums heute seinen fünfzigsten Geburtstag feierte, schaute mich mit vorgeschobener Unterlippe an. Dabei sah er wie ein liebenswerter Brummbär aus.

Seit einem halben Jahr arbeitete ich als Busfahrerin in meiner Heimatstadt Liverpool, und Berry war mir besonders ans Herz gewachsen, deswegen konnte ich ihm die Bitte nicht abschlagen. Also folgte ich den anderen in das Abbey Road, unweit des Derby Square. Die Harrington Street schien weniger der Ort für eine Geburtstagsfeier mit Kollegen zu sein, dafür die Bar umso mehr, denn sie war bekannt dafür, den besten einheimischen Musikern eine Bühne zu bieten. Und Berry mochte gute Livemusik.

Das Abbey Road bestand aus einem großen Raum und war um kurz vor elf Uhr abends bereits voller Menschen. Wir schoben uns an Holztischen vorbei in Richtung Tresen. Angewidert rümpfte ich die Nase, als ich mehrere völlig verschwitzte Körper streifte.

Langsam schoben wir uns in den hinteren Bereich, wo über die Decke gespannte Lichterketten für ein schummriges Licht sorgten, das von den roten Backsteinwänden gleich wieder verschluckt wurde. Die Luft roch abgestanden und die Band, die auf einer kleinen Bühne spielte, machte es mit ihrer leider nur mittelmäßigen Darbietung auch nicht besser. Gott, ich wusste, warum ich Bars grundsätzlich nicht mochte.

Als ich mich weiter umsah, fiel mir ein Mann in meiner Nähe auf. Er musste ungefähr in meinem Alter sein, war groß, hatte dunkle Haare, von denen ihm ein paar Strähnen ins Gesicht hingen. Er schüttelte genervt den Kopf, während er die Band im Blick hatte. Schließlich zückte er sein Handy und stöpselte sich Kopfhörer in die Ohren.

Drehte er seine eigene Musik auf, obwohl er sich in einer Bar mit – zugegeben schlechter – Livemusik befand?

Okay, das war definitiv interessant. Ich musterte ihn genauer und musste feststellen, dass er richtig gut aussah. An seiner Unterlippe glänzte ein dünner silberner Ring, der ihm ein verwegenes Aussehen verlieh. Sein Blick wanderte in meine Richtung, als hätte er gespürt, dass ich ihn beobachtete, und sofort kribbelte es in meinem Bauch.

Sein Kopf nickte in einem völlig anderen Rhythmus, der Beweis dafür, dass er derselben Meinung war wie ich: Die Band war schlecht.

Doch dann zog er sich seine Lederjacke über, offensichtlich wollte er gehen.

»Tessa, kommst du?«, drang Berrys tiefe Stimme durch den Lärm zu mir, und ich wandte mich von dem Kerl ab, richtete den Riemen meiner Umhängetasche und folgte meinen Kollegen.

Ich kämpfte mich in den hinteren Bereich durch, wo sie den letzten freien Stehtisch ergattert hatten. Berry stellte sich gerade am Tresen an, um Getränke zu besorgen. Wenig später stieß er mit einem großen Krug Bier und sechs Gläsern auf einem Tablett wieder zu uns.

Schnell raunte ich Berry zu, dass ich mir einen Eistee bestellen würde. Ich hatte vorhin zum Essen im Restaurant schon zwei Pint getrunken und würde auf weiteren Alkohol verzichten. Als er mir dafür einen Geldschein zustecken wollte, lehnte ich entschlossen ab.

»Ich bestehe darauf.«

Sein eindringlicher Blick verriet mir, dass es zwecklos war, ihm zu widersprechen. Also nahm ich mit einem verlegenen »Danke« den Schein entgegen und suchte mir eine freie Stelle am Tresen.

Das Gedränge nervte, jemand stieß mir seinen Ellbogen in die Rippen, und ich musste meine Tasche festhalten, damit niemand sie mit sich riss.

»Echt voll hier, was?«, raunte mir eine Stimme ins Ohr.

Ich drehte mich zur Quelle um und … spürte ein nervöses Flattern in meiner Magengegend. Denn neben mir stand der Typ, der mir beim Betreten der Bar aufgefallen war. Hatte er sie nicht verlassen wollen? Doch seine Lederjacke lag über einem Unterarm, und die Kopfhörer steckten nicht mehr in seinen Ohren. Vielleicht hatte ich mich geirrt, und er hatte lediglich eine Sprachnachricht abgehört? Warum hatte er dann allerdings vorhin die Jacke angezogen?

»Gefällt dir der Act nicht?«, fragte ich, weil ich neugierig war.

»Wie kommst du darauf?«

Statt ihm zu antworten, tippte ich gegen mein Ohr.

»Gute Beobachtungsgabe«, antwortete er amüsiert. »Nein, ist nicht ganz mein Geschmack.«

»Okay, aber … wolltest du nicht gehen?« Am liebsten hätte ich mir die flache Hand gegen die Stirn geschlagen. Meine Worte hatten eher wie Kannst du wieder gehen? geklungen. »Weil dich die Musik nervt, meine ich.«

Zu meinem Glück schmunzelte er nur. »Das war mein Plan … bis du die Bar betreten hast.«

Es war hier so laut, dass ich mich sehr weit in seine Richtung lehnen musste, um ihn zu verstehen. Als ich sein dezentes Parfum einatmete, sehnte ich das Ende des Abends mit einem Mal nicht mehr herbei. Ich schaute in seine tiefblauen Augen, in denen sich das Licht des Spots über dem Tresen spiegelte.

»Dann … welcome back«, sagte ich und grinste zurück.

Der Barkeeper drehte sich mir zu, und ich rief ihm meine Bestellung entgegen. Der Typ neben mir nutzte die Gelegenheit und schloss sich mir an. Kurz darauf standen ein Eistee und eine Cola vor uns, die der Unbekannte bezahlte, noch bevor ich Berrys Geldschein zücken konnte. Den würde ich ihm einfach später zurückgeben.

»Danke für die Einladung.« Ich griff nach dem Glas Eistee, das ich genau im Auge behielt, und trank sofort einen großen Schluck daraus.

»Gerne …«

»Tessa. Und du?«

»Alexander. Bist du allein hier?«

Wir wandten uns von dem Tresen ab und machten anderen Gästen Platz, die ebenfalls bestellen wollten.

»Nein, ich bin mit ein paar Leuten von der Arbeit unterwegs.« Mit dem Daumen deutete ich über meine Schulter in die Richtung meiner Kolleginnen und Kollegen.

»Oh, okay.«

Bildete ich es mir ein, oder war das Enttäuschung in seinem Gesicht?

»Dann halte ich dich nicht länger auf …«

»Das tust du nicht«, sagte ich schnell. Keine Ahnung, wieso, aber ich wollte unbedingt noch etwas Zeit mit ihm verbringen und ihn kennenlernen. »Wir waren vorhin schon gemeinsam beim Abendessen, und die anderen haben mich überredet, auf einen Absacker mitzukommen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch ohne mich gut unterhalten.«

Das Leuchten in seinen Augen war wieder zurück, was mir gefiel.

»Und du? Bist du allein hier?«, fragte ich.

Erst schüttelte er den Kopf, dann nickte er. »Meine Kumpels sind schon vor einer Weile weitergezogen, ich wollte mir noch den nächsten Act anschauen. Zum Glück, sonst wären wir uns nicht über den Weg gelaufen – was ich wirklich schade gefunden hätte.«

»Auf jeden Fall.« Mir war klar, dass wir übertrieben flirteten, schließlich kannten wir uns erst seit fünf Minuten, aber verdammt, er war echt gut darin.

»Bist du von hier?«, wollte er als Nächstes wissen.

»Ja, und du?«

»Wir sind extra aus York angereist, weil ein Kumpel von uns hier mit seiner Band einen Auftritt hatte. Also vor diesem, meine ich.«

York lag eine knapp zweistündige Autofahrt von hier entfernt.

»Dort war ich zuletzt vor einigen Jahren mit der Schulklasse. Du weißt schon, all die alten Gebäude und das Schlossmuseum besichtigen und so«, erzählte ich. »Ich musste sogar einen kleinen Vortrag über die mittelalterlichen Stadtmauern halten.«

Alexander hob die Augenbrauen. »Oh, da kommen einige üble Erinnerungen hoch. So ein Referat durften wir auch über York halten.«

»Sorry, das war nicht meine Absicht. Worum ging es bei dir?« Jetzt war ich neugierig.

»Okay, ich verrate es dir, aber du darfst nicht lachen.«

»Versprochen.« Mit aller Kraft nahm ich mir vor, ernst zu bleiben.

»York – Englands Spukstadt Nummer eins.«

Ich scheiterte kläglich, als ich laut losprustete.

»Das Thema hat meine Mum für mich ausgewählt – frag nicht.«

»Natürlich«, sagte ich so übertrieben, dass klar war, dass ich ihm kein Wort glaubte.

Belustigt rollte er mit den Augen. »Ich sage die Wahrheit, ich schwöre. Und ich glaube zwar nicht an Geister, dafür aber an das Schicksal. Es war bestimmt kein Zufall, dass wir uns hier begegnet sind.«

Ein Schmunzeln zupfte an meinen Mundwinkeln. »Du glaubst, es war vorherbestimmt?«

Gespielt schockiert schnappte er nach Luft. »Du etwa nicht?«

»Wenn du so davon überzeugt bist …« Kurz wandte ich den Blick zu Berry und den anderen. »Hör mal, ich sage schnell meinen Kollegen Bescheid, wo ich stecke. Damit sie sich keine Sorgen machen.«

»Aber du kommst zurück, oder?«

War es verrückt, dass ich ein warmes Kribbeln in meinem Bauch spürte?

»Versprochen. Diesmal wirklich«, sagte ich und sah ihm dabei so lange in die Augen, bis er nickte. Dieses Mal würde ich mich daran halten.

Berry hatte immerhin von uns allen verlangt, heute Spaß zu haben. Und den hatte ich – so leid es mir für meine im Durchschnitt zwanzig Jahre ältere Kollegschaft tat – mehr bei diesem Gespräch als mit ihnen. Abgesehen davon war ich seit sieben Uhr abends mit Berry und den anderen unterwegs gewesen, und jetzt war es bereits nach elf.

Ohne Zeit zu verlieren, drehte ich mich um und schlängelte mich zwischen den Leuten durch zu unserem Stehtisch. Eileen leerte gerade ihr Glas, und Henry und Otis lachten herzlich.

Als Berry mich bemerkte, legte er seinen massigen Arm um meine Schultern. »Na, wo warst du so lange?« Er wackelte mit den Augenbrauen, vermutlich hatte er gesehen, bei wem ich gestanden hatte.

Die perfekte Vorlage für meine Verabschiedung. »Ich hab da jemanden getroffen«, erklärte ich unnötigerweise.

»Ah, einen Freund?«, fragte er und grinste.

»Mal schauen. Also … genau genommen wollte ich Tschüss sagen.«

Eine Sorgenfalte bildete sich auf Berrys Stirn. »Aber du machst keine Dummheiten oder so?«

»Nein, keine Sorge«, erwiderte ich sofort. Gleichzeitig jedoch kreuzte ich meine Finger hinter dem Rücken. Was wusste ich schon, was Berry unter Dummheiten verstand?

Nach kurzem Zögern nickte er. »Lass dein Handy eingeschaltet und melde dich bitte, wenn du zu Hause bist.«

Sein väterlicher Ton rührte mich, und ich versprach ihm, mich an seine Bitte zu halten, ehe ich mich von ihm und dem Rest der Truppe verabschiedete.

Danach schob ich mich suchend zwischen den feiernden Menschen hindurch, bis ich Alexander in einer Ecke am anderen Ende entdeckte, von wo aus er mir zuwinkte. Erneut überlief ein Schauer meinen Körper, und ich wischte meine Hände am Stoff meiner Slouchy-Jeans ab, während ich auf ihn zuging.

»Ich dachte, hier können wir uns unterhalten, ohne ständig angerempelt zu werden«, meinte er und drehte mit den Zähnen sein Piercing. War er etwa auch nervös?

»Eine gute Idee. Also, Alexander aus York. Was sollte ich sonst noch über dich wissen?«

Weil hier zwar weniger Gedränge herrschte, es jedoch unverändert laut war, lehnte ich mich in seine Richtung und atmete dabei erneut seinen unwiderstehlichen Duft ein. Zudem hatte ich den Eindruck, als würde mir seine Wärme entgegenströmen und mich zärtlich einhüllen.

Verrückt, dass ich mich innerhalb so kurzer Zeit dermaßen wohl in seiner Gegenwart fühlte, doch er hatte etwas an sich, das mich unglaublich anzog. Unter seinem Blick kam ich mir verdammt sexy vor.

»Hm … ich bin dreiundzwanzig, ich arbeite in der Stadtverwaltung von York, aber die Musik ist mein Leben. Und du?«

»Ich bin neunzehn, schreibe gern Gedichte und bin hier in Liverpool Busfahrerin.«

Überrascht schaute er mich an. »Was für ein cooler Job!«

Die meisten Leute reagierten eher ungläubig, wenn ich ihnen erzählte, was ich beruflich machte, weshalb Alexander sofort Pluspunkte sammelte.

»Und du schreibst Gedichte? Das finde ich mega. Da haben wir ja etwas gemeinsam, immerhin schreibe ich Songs.«

»Spielst du in einer Band?«

»Ja, mit meinen Kumpels Spencer und Richie, die heute ebenfalls hier waren. Theo musste verletzungsbedingt zu Hause bleiben. Fußball.« Alexander verdrehte schmunzelnd die Augen.

»Songwriting finde ich total spannend. Gibt es irgendwo was von euch zu hören?«, fragte ich, und mir fiel auf, dass ich inzwischen fast an seiner Brust lehnte, so nah waren wir uns gekommen – und das lag nicht nur an der Lautstärke hier.

»Na ja, ich hab schon was auf dem Handy. Aber miese Qualität, ich hab’s bei unseren Proben mitgeschnitten.«

Wie süß, war er deswegen verlegen?

Das hielt mich jedenfalls nicht davon ab nachzubohren. »Darf ich es trotzdem hören?«

»Echt, du willst …?«

Ich nickte. »Natürlich nur, wenn du mich lässt. Falls nicht, kann ich das voll verstehen.«

Alexander musterte mich einen Augenblick, als würde er überlegen. Vielleicht schämte er sich für den Song.

»Nein, schon gut. Ich hoffe, es ist nicht zu laut dafür.« Er stöpselte sich einen Kopfhörer ins Ohr und reichte mir den anderen.

Ich steckte ihn mir ins Ohr und schaute ihm zu, wie er sein Telefon entsperrte und darauf herumtippte, ehe die Musik startete.

Das freie Ohr hielt ich mir zu und hörte schließlich E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Gesang – insgesamt klang es lässig und genau nach meinem Geschmack. »Ihr seid echt gut.«

Als er mein Lächeln erwiderte, stockte mir der Atem. Meine Knie wurden weich, besonders nachdem ich ihm den Kopfhörer zurückgegeben und er sie gemeinsam mit seinem Handy wieder in der Hosentasche verstaut hatte. Denn jetzt stützte er sich mit einer Hand an der Wand hinter mir ab.

»Am liebsten würde ich dich küssen, Tessa …«, raunte er mir ins Ohr und jagte mir damit eine Gänsehaut über den Rücken.

Reflexartig befeuchtete ich meine Lippen mit der Zunge. »Warum tust du es dann nicht?«

2 – Alexander

Verdammt, ich hatte so gehofft, dass sie das sagen würde. Ohne zu zögern, hob ich meine freie Hand an ihre Wange und beugte mich zu ihr hinab. Unsere Lippen berührten sich erst vorsichtig, tastend. Doch kaum dass sie ihren Mund für mich öffnete, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Sobald ihre Zunge an meiner rieb, stöhnte ich auf. Gleich darauf schlang sie die Arme um meinen Nacken und drückte sich an mich, als fühlte sie sich in dem Moment genauso zu mir hingezogen wie ich zu ihr.

Sie schmeckte süß, irgendwie nach Pfirsich und gleichzeitig nach so viel mehr. Verlangen wallte durch mich hindurch, und ich keuchte in ihren Mund. Ihre Küsse berauschten mich.

Schwer atmend löste ich mich von ihr, sah hinab auf Tessas halb geschlossene Lider und die Lippen, die von unseren Küssen glänzten und geschwollen wirkten. Ich verzog meine Mundwinkel zu einem Grinsen, und sie erwiderte es.

»Wenn du so gut Musik machst, wie du küsst, steht dir eine große Karriere bevor«, meinte sie frech, ohne ihre Hände von mir zu lösen.

Bei ihren Worten lachte ich laut auf. Und verflucht, ich liebte es, dass sie sich nach wie vor an mir festhielt. »Das wäre echt ein Traum.«

»Also willst du mit deiner Musik berühmt werden?«

Kurz ließ ich mir ihre Frage durch den Kopf gehen. »Berühmt klingt nach zu wenig wahren Freunden und einem durchgetakteten Leben, das keinen Spaß mehr macht. Viel lieber möchte ich mit der Musik eine große Anzahl an Menschen berühren. Dass sie bei unseren Songs abgehen und feiern, dass sie fühlen, worüber ich singe.«

Tessa legte nachdenklich den Kopf schräg, und in ihre Augen trat ein seltsam vertrautes Leuchten. »Das klingt … schön.«

»Ja, und ich tue alles dafür, dass mein Traum, unser Traum wahr wird.«

»Indem du nach Liverpool fährst, um Busfahrerinnen zu küssen?«

Erneut musste ich lachen. »Das ist nur ein Bonus.« Dann beugte ich mich zu ihr hinab und berührte ihre Lippen wieder mit meinen, nur um gleich darauf meinen Mund für ihre Zunge zu öffnen. Sofort drängte sie sich wieder an mich. Doch dieses Mal streichelte sie über meine Brust und weckte den Wunsch in mir, wir wären nicht mehr in dieser Bar.

Ich packte sie an der Hüfte, vergrub die andere Hand in ihren Haaren, soweit es ihre zu einem wilden Knoten hochgesteckten Strähnen erlaubten, und ließ sie meine Erregung spüren.

Ich wusste nicht, ob es ihr zu viel war oder zu schnell ging. Ob sie einfach nur knutschen wollte und sich danach auf den Heimweg machen würde oder ob sie … offen für mehr war. Aber ich musste es riskieren.

Als sie sich heftig atmend wieder von mir löste, wallte Enttäuschung in mir auf, genau wie das Verlangen, sie erneut zu küssen. Sie besser kennenzulernen. Das alles war vermutlich eine blöde Idee. Sie lebte hier, ich war in York zu Hause – uns trennten gute zwei Stunden Fahrtzeit, sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug.

»Hör zu, egal, was heute passiert, ich möchte, dass du weißt, dass ich nicht der Typ für eine Fernbeziehung bin. Mal davon abgesehen, dass ich gerade weder den Kopf noch die Zeit für eine Freundin hätte. Ich finde, dir das zu sagen, ist nur fair.« Mein Herz raste, aber ich musste für klare Verhältnisse sorgen, egal, wohin uns das heute noch führte.

Tessa dachte kurz über meine Worte nach. »Das geht für mich in Ordnung.«

»Echt?« Meine Stimme bebte vor Aufregung. Selbst wenn wir uns nur noch gut unterhielten, war dieser Abend so viel besser geworden, als ich es erwartet hätte.

»Sicher. Ich meine, mir ist es lieber, wenn ich weiß, woran ich bin. Von daher hast du alles richtig gemacht.«

Okay, das war zumindest ein Anfang. Doch sie konnte sich immer noch jeden Moment von mir abwenden und gehen.

»Welche Band hat vorhin gespielt, für die ihr hergekommen seid? Kennt man die?« Dass sie an unser Gespräch von eben anknüpfte, wertete ich als Erfolg.

»Keine Ahnung, ob du sie kennst. Sie nennen sich Three For Badger.«

Tessa kicherte, und, verdammt, ich verliebte mich sofort in das Geräusch. Augenblicklich kam in mir der Wunsch hoch, es öfter zu hören.

»Okay, was machen die für Musik?«

»Alternative Rock, ich weiß nicht, ob dir das was …«

»Ich liebe Alternative Rock, bei mir läuft nichts anderes. Dann muss ich wohl gleich morgen die Band googeln.«

Ein überraschtes Schnauben brach aus mir heraus. Nicht, weil sie mehr über die Band herausfinden wollte, sondern weil wir denselben Musikgeschmack hatten. »Ich kenne Keaton, den Gitarristen, seit der Schulzeit. Er wohnte in der Nachbarschaft von unserem Drummer Spencer. Eine Zeit lang haben wir sogar gemeinsam Musik gemacht.«

»Und wo ist er jetzt? Haben ihn deine beiden anderen Freunde mit in die nächste Bar geschleift?«

»Nein, Keaton hat was Falsches gegessen. Er hat den Auftritt über die Bühne gebracht und hängt seitdem über dem Klo. Beziehungsweise hoffe ich für ihn, dass er inzwischen im Bett liegt.«

Tessa machte ein mitleidsvolles Gesicht. »Der Arme. Hoffentlich geht es ihm bald besser, so eine Magenverstimmung ist echt übel. Und Hut ab, dass er den Auftritt durchgehalten hat.«

»Stell dir vor, du musst mitten während eines Gigs …« Ich riss die Augen weit auf, worauf Tessa die Nase krauszog und kicherte. Erneut.

»Dann steht man als Fan besser nicht in der ersten Reihe.«

Leute applaudierten und pfiffen, der Lärm verschluckte mein Lachen und erinnerte mich daran, dass immer noch eine Band spielte, deren Musik ich weitestgehend auszublenden versuchte.

»Manchmal wünsche ich mir, in eine Zeitreisemaschine steigen zu können, um mich zurück in die frühen Sechzigerjahre katapultieren zu lassen. Dann würde ich in den Cavern Club gehen und den Moment abwarten, als die Beatles 1961 auf Brian Epstein getroffen sind.«

Tessas fragender Blick verriet, dass sie nicht so vertraut mit der britischen Musikgeschichte war wie ich, und augenblicklich war es mir unangenehm, das eben erwähnt zu haben. Auf keinen Fall wollte ich, dass sie mich für einen Musiknerd hielt. Gut, der war ich zwar, aber ich wollte sie nicht langweilen.

»Brian Epstein war ihr späterer Manager«, half ich dennoch nach.

»Das war ein wirklich historischer Moment.« Dass ihre Augen nun aufleuchteten, gefiel mir.

Angeregt von ihrer Reaktion erzählte ich weiter. »Die Beatles hatten dort am neunten Februar einundsechzig ihren ersten Auftritt, und in den nächsten beiden Jahren traten sie zweihundertzweiundneunzigmal im Cavern Club auf. Ich bin echt neidisch auf alle, die die Jungs vor ihrem großen Durchbruch 1963 erlebt haben. Überhaupt hätte ich gerne einen ihrer Gigs gesehen.« Schmunzelnd unterbrach ich mich selbst. »Sorry, ich gerate schon wieder ins Schwärmen.«

»Nein, bitte red weiter, ich finde das alles total spannend. Ich wusste nicht, dass die Beatles so viele Auftritte im Cavern Club hatten.« Mir gefiel, dass sie neugierig und fast ein bisschen aufgeregt klang.

»Nicht nur die, auch die Rolling Stones, The Who und sogar Elton John. Ich dachte, jeder, der in Liverpool lebt, weiß das?« Vermutlich war es fies, dass ich sie damit etwas aufzog, dennoch überraschte mich das wirklich.

»Offensichtlich nicht.« Sie lachte. »Aber gut, dass ich dich getroffen habe. Ich glaube, ich werde gleich morgen das Internet durchforsten und mich in die Details einlesen. Vielleicht kann ich meine Bestie überzeugen, mit mir den Cavern Club zu besuchen. Der hat nach wie vor offen, oder?«

»Klar, allerdings ist das nicht mehr der originale Cavern Club. Der musste in den Siebzigerjahren geschlossen werden und wurde Anfang der Achtziger an anderer Stelle neu eröffnet. Das Gebäude, in dem sich der ursprüngliche Club befand, wurde beim Bau der Merseyrail abgerissen.«

Ihr war die Enttäuschung im Gesicht abzulesen. »Wie schade!«

»Ja, finde ich auch. Einige Steine des originalen Clubs wurden jedoch beim Bau des neuen wiederverwendet, und man hat darauf geachtet, dass er seinem Vorbild möglichst ähnlich sieht.«

»Oh, okay. Dann muss ich dem Club wirklich einen Besuch abstatten.«

»Das solltest du auf jeden Fall tun.« Fast lag mir auf der Zunge, dass ich sie dorthin begleiten könnte, aber ich hütete mich davor, Versprechungen zu machen, die ich nicht halten konnte. Davon abgesehen hatten wir uns darauf geeinigt, nur den Abend zu genießen.

»Danke jedenfalls für den Tipp«, sagte Tessa und unterbrach meine Grübeleien. Und die Art, wie sie mich dabei ansah, wie ihr Blick zwischen meinen Augen und Lippen hin und her wanderte, zeigte mir, dass ich wertvolle Zeit verschwendete, wenn ich meinen Gedanken nachhing. Viel besser wäre es, den Augenblick zu nutzen.

Langsam senkte ich meinen Kopf, schmiegte mich an Tessa, die die Augen schloss, bevor ich meinen Mund auf ihren legte und anschließend ihre Unterlippe mit der Zunge neckte. Sanft biss ich hinein, ehe wir uns erneut küssten.

Ich spürte, wie sie ihre Finger in meinem T-Shirt vergrub, wie ihre Brust leise vibrierte, kaum dass ich ihren Hintern umfasste und sie enger an mich presste. Dass wir den anderen Gästen womöglich eine Show lieferten, war mir egal.

Verdammt, vermutlich war es verrückt, ja sogar übermütig, aber ich fasste einen Entschluss. Immerhin wusste man nie, ob es eine zweite Chance gab – und Tessa und ich hatten nur diesen einen Abend.

Mein Puls raste, und ich wappnete mich innerlich für einen Korb, als ich mich heftig atmend und verflucht erregt von ihr löste und ihr ins Ohr raunte: »Vertraust du mir, Tessa?«

3 – Tessa

Alexanders Frage sandte ein nervöses Kribbeln durch meinen Körper. Aber keines der unangenehmen Sorte. Und ich brauchte nur eine Sekunde, in der ich in mich hineinhorchte, bis ich die Antwort kannte. »Ja.«

Das Lächeln, das er mir daraufhin schenkte, ließ meine Knie weich werden.

»Willst du mit zu mir kommen? Mein Hotel ist gleich um die Ecke. Ich habe das Zimmer für mich allein, und ich würde echt gern die Zeit, die wir haben, mit dir dort verbringen. Hast du Lust?«

Hitze flutete meinen Körper, genau wie Nervosität. Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb, während ich ein kribbelndes Ziehen zwischen meinen Beinen spürte.

Auf keinen Fall hatte ich mit so einer Wendung des heutigen Abends gerechnet. Aber nun hegte ich nicht den geringsten Zweifel, wie meine Antwort ausfallen würde. »Ja, lass uns abhauen.«

Dass ich klang wie eine ausgehungerte Frau, war mir egal. Meine Küsse und Berührungen hatten mich vermutlich sowieso verraten. Ich war so was von scharf auf Alexander und obwohl ich noch nie zuvor einen One-Night-Stand gehabt hatte, war ich dem heute nicht abgeneigt.

Schnell leerten wir unsere Getränke, dann griff Alexander nach meiner Hand, verschränkte seine Finger mit meinen, und ich folgte ihm durch die Bar in Richtung Ausgang.

Nur kurz schaute ich im Vorbeigehen zum Stehtisch, an dem meine Kolleginnen und Kollegen zuletzt gestanden hatten. Doch nachdem ich Berry, der aufgrund seiner Größe normalerweise schnell aus der Menge herausstach, nicht entdecken konnte, wandte ich mich wieder Alexander zu.

Die Kühle der Nacht ließ mich frösteln, als wir draußen ankamen. Ich zog meine Jacke enger und richtete den Riemen meiner Umhängetasche.

Er bemerkte es, interpretierte es jedoch falsch. »Falls du deine Meinung geändert hast, ist das nicht …«

»Nein! Mir ist nur kalt.«

Knapp nickte er, dann deutete er auf das Hotel an der gegenüberliegenden Straßenecke, das wir gezielt ansteuerten. »Wir sind gleich da.«

Die letzten Meter legten wir schweigend zurück, meine Hand nach wie vor in seiner. Als wir schließlich die Lobby betraten, atmete ich tief durch – um die Anspannung loszuwerden. Die Wärme prickelte auf meinem vermutlich tiefroten Gesicht.

Der Mann an der Rezeption begrüßte uns mit einem freundlichen »Guten Abend«, und augenblicklich spürte ich, wie mir noch mehr Hitze in die Wangen schoss. Weil er garantiert ahnte, was wir vorhatten. Doch Alexander ließ sich nichts anmerken und steuerte den Aufzug an, dessen Türen sofort aufglitten.

Wir stiegen ein, und zum ersten Mal, seit wir die Bar verlassen hatten, löste er seine Finger von meinen. Er drückte den Knopf für sein Stockwerk und holte anschließend die Zimmerkarte aus seiner Geldbörse. Verlegen lächelte er mich an und drehte sein Piercing mit den Zähnen, dann hielt auch schon der Lift, und wir stiegen aus.

Als wir sein Zimmer erreichten, wurde mir klar, dass dies die letzte Gelegenheit war, um die Flucht anzutreten. Allerdings wollte ich diesen Mann, sehnte mich nach mehr Küssen und Berührungen.

Mit einem Klicken öffnete Alexander die Tür und bedeutete mir einzutreten. Ich ging zuerst in den dunklen Raum, er folgte mir und steckte die Schlüsselkarte in den Schlitz. Gleich darauf drang gedämpftes Licht aus dem Schlafbereich zu uns.

»Ist dir immer noch kalt?«, raunte er in mein Ohr.

»Ein bisschen.« Dass es eher die Aufregung war, die mich zittern ließ, verschwieg ich.

»Das sollten wir ändern.« Mit diesen Worten packte er mich sanft an der Taille und zog mich an sich. Zärtlich strich er mit seinen Lippen über meine, ehe er mich vorsichtig seine Zähne spüren ließ.

Ein Seufzen löste sich aus meiner Kehle, und wie von selbst schlang ich die Arme um seinen Nacken. Langsam wiegte er sich mit mir hin und her und drehte uns beide, bis ich mit dem Rücken zur Wand stand. Dann strich er mit seiner Zunge über meine und ließ mich mit dem darauffolgenden Kuss meine Aufregung völlig vergessen.

Alles war wieder da, das Kribbeln, das Sehnen nach mehr – nur dass wir diesmal ungestört waren und ich mich nicht länger zurückhielt. Seufzend drängte ich mich an ihn und vergrub meine Hände in seinen Haaren, zog ihn zu mir herab und legte alles in diesen Kuss, der zärtlich und leidenschaftlich zugleich war.

Ein heiseres Keuchen drang aus Alexanders Kehle, und ich spürte, dass er mich genauso wollte wie ich ihn.

Heftig atmend kratzte ich über seinen Nacken und seinen Hinterkopf, woraufhin er genüsslich die Augen schloss. Und, Gott, ich liebte es, wie er auf mich reagierte.

Alexander beugte sich zu mir herab und neckte meinen Hals mit seinen Lippen. Sanft biss er zu und sorgte dafür, dass eine Hitzewelle durch mich hindurchrauschte und ich mich ihm keuchend entgegenbog.

»Das muss weg«, murmelte er und streifte mir meine Jacke über die Schultern. Mit einem dumpfen Geräusch landete meine Tasche auf dem Boden, doch gerade war mir das völlig egal. Ich war stattdessen vollauf damit beschäftigt, ihm die Lederjacke auszuziehen.

Zärtlich legte er seine Hand an meine Wange, sah mich an, als könnte er nicht glauben, dass ich wirklich hier war.

Berauscht von diesen Empfindungen schob ich die Hände unter sein T-Shirt. Kaum dass ich mit den noch kalten Fingern seine Haut berührt hatte, sog er zischend die Luft ein und grinste.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, zog mein eigenes Oberteil über den Kopf und ließ es zu Boden fallen.

Alexander musterte meinen Oberkörper, und sofort loderte dieses Verlangen in seinen Augen auf, sodass sich in meinem Schoß alles zusammenzog. Einen leisen Fluch ausstoßend, kam er auf mich zu. Er strich über meine Rippen, höher bis zum BH, und umfasste entschlossen meine Brüste. Sanft rieb er mit den Daumen über die Spitzen und brachte mich damit zum Wimmern. Kurz entschlossen packte ich den Saum seines T-Shirts und zog es ihm ebenfalls über den Kopf.

Arm in Arm taumelten wir ein paar Schritte durch den Raum, ehe ich die Bettkante in meinen Kniekehlen spürte und gemeinsam mit Alexander auf die Matratze sackte. Bevor er auf mir landen konnte, fing er sich mit seinen Armen ab und sah heftig atmend auf mich hinab.

Ich versank in seinen Augen, die tiefblau waren und in dem gedimmten Licht beinahe schwarz wirkten, ehe er sich langsam zu mir herabließ und ich seine Lippen auf meiner erhitzten Haut spürte. Wie zarte Schmetterlingsflügel tanzten sie über mein Dekolleté, tiefer zu meinem Bauch, bevor er knapp vor meiner Jeans stoppte und sich wieder nach oben arbeitete. Erst nahm er eine Brustwarze durch den Spitzenstoff in den Mund, dann tastete er über meinen Rücken, um den Verschluss zu lösen. Nur wenige Sekunden später flog der BH auf den Boden, und Alexander rieb mit seiner Zunge über meine Nippel.

Erregt drängte ich mich ihm entgegen, wimmerte, flehte ihn an, nicht aufzuhören. Und den Gefallen tat er mir. Er knetete meine Brüste, sog an ihnen und biss sanft hinein, bis ich es kaum mehr aushielt.

Verwegen drückte ich ihn von mir, und er ließ sich auf den Rücken fallen.

Ohne zu zögern, setzte ich mich rittlings auf ihn. Durch den Stoff unserer Jeans hindurch spürte ich seine Erregung und konnte es mir nicht verkneifen, mein Becken an seinem zu reiben.

Alexander stieß ein gepresstes »Fuck!« aus, die Augen halb geschlossen, während seine Hände an meinen Hüften lagen und mich führten.

Nun war ich an der Reihe, ihn zu necken und zur Verzweiflung zu bringen. Ich beugte mich über ihn und biss sanft in die sensible Haut seines Halses. Angefeuert von seinem heftigen Stöhnen zog ich mit der Zunge eine feuchte Spur über seinen Oberkörper, bis sich sein Brustkorb schnell hob und senkte. Ich stupste seine Brustwarzen an, sodass sie sich zu kleinen harten Kugeln zusammenzogen, dann glitt ich tiefer. Langsam umkreiste ich seinen Bauchnabel mit der Zunge, von dem mich eine feine Spur Härchen abwärts lockte.

Meine Finger zitterten vor Aufregung, als ich den Knopf seiner Jeans öffnete, doch bevor ich ihm die Hose hätte ausziehen können, hatte er sich aufgerichtet und küsste mich erneut. Gleichzeitig tastete auch er nach meinem Jeansknopf, als könnte er es nicht erwarten, mich nackt zu sehen.

Und mir erging es, ehrlich gesagt, nicht anders.

»Ich hab Kondome hier.« Fragend schaute er mich an, als ob er sich vergewissern müsste, dass wir wirklich das Gleiche wollten.

Kaum dass ich genickt hatte, sprang er auf und wühlte in der Sporttasche, die auf dem Sessel neben dem Fenster stand, vor das ein blickdichter Vorhang gezogen war. Nur wenig später hielt er triumphierend eine Packung Gummis in die Höhe, die er mit einem frechen Grinsen auf das Bett warf.

Sobald er wieder bei mir war, half ich ihm mit fahrigen Bewegungen, meine Hose auszuziehen. Socken und Slip folgten gleich darauf, und als ich schließlich nackt vor ihm lag und spürte, wie groß mein Verlangen nach ihm war, wollte ich nur noch, dass er mich nicht lange warten ließ.

Ich sah Alexander zu, wie er – für meinen Geschmack viel zu langsam – seine Jeans mitsamt seinen Boxershorts nach unten zog. Ich konnte mich nicht zurückhalten, musste ihn einfach anfassen und rieb auf und ab, bis er sich stöhnend zurückzog.

»Nicht so schnell«, raunte er mir zu, dann öffnete er eines der Päckchen mit den Zähnen und rollte sich den Gummi über. Alles in mir vibrierte, sehnte sich nach ihm, nach Erlösung.

»Verflucht, du bist so heiß, Tessa … Ich will dich schmecken, dich lecken, bis du in meinem Mund kommst.« Schon tauchte er zwischen meinen Schenkeln ab und ließ seinen Worten Taten folgen.

Als seine Zunge über meine Mitte rieb, keuchte ich überrascht auf. Verzweifelt krallte ich mich am Laken fest, stöhnte und drückte den Rücken durch. Mein Becken zuckte unkontrolliert, und er wusste genau, was er tat. Alexander leckte mich, fickte mich mit seinen Fingern, und ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Ich zerbarst in tausend Stücke, während ich mich stöhnend unter ihm wand.

Nur langsam kam ich wieder zu Atem, als Alexander sich über mich beugte. Mit einer Hand stützte er sich neben meinem Kopf ab, die Finger der anderen nahm er in den Mund und leckte genüsslich daran. Mir wurde klar, dass er mich darauf schmeckte.

Gott, das war dermaßen heiß, dass ich ihn im Nacken packte und zu mir zog.

Grinsend zwinkerte er mir zu und presste sich an meine Mitte. Als er in mich glitt, stöhnte ich auf und verdrehte vor Genuss die Augen.

Ich hätte nicht gedacht, noch intensiver empfinden zu können. Doch Alexander bewegte sich genau im richtigen Tempo, im perfekten Winkel und traf mit jedem Stoß exakt den Punkt, der dafür sorgte, dass sich nur wenig später ein weiterer Höhepunkt anbahnte.

Im Einklang mit seinem Rhythmus drängte ich ihm mein Becken entgegen, krallte mich an ihm fest, biss ihm in den Hals und wimmerte unzusammenhängende Worte. Bis erneut eine gigantische Welle über mich hinwegrauschte und mich in seinen Armen erzittern ließ.

Nur wenig später bäumte sich Alexander ebenfalls auf. Er schloss die Augen und kam mit einem lauten Stöhnen, das noch in mir nachhallte, als er mich heftig atmend und mit vor Schweiß glänzender Stirn verdammt süß anlächelte.

4 – Alexander

Heilige Scheiße, nie hätte ich gedacht, dass dieser Abend so enden würde. Doch nun lag ich in meinem Hotelzimmer, das ich mir ursprünglich mit Theo hätte teilen sollen. Stattdessen fläzte Tessa neben mir im Bett, während ihr Zeigefinger langsam über meine nackte Brust strich und sie meinen Worten lauschte. Ich erzählte ihr von meinen Kumpels und unserer Band.

»Also seid ihr in York berühmt?«

Das leise Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. »Nein, so würde ich das nicht sagen. Sicher kennen uns in York und Umgebung einige Leute, weil wir seit Jahren immer wieder auftreten. Das hat bereits in der Schulzeit begonnen, wobei wir da noch einen anderen Drummer hatten. Spencer kannten wir zwar schon, allerdings hat niemand von uns gewusst, dass er Schlagzeug spielt, bis wir ihn bei einem Auftritt mit seiner damaligen Band live erlebt haben.«

»Dann habt ihr ihn abgeworben?«

»Jep.«

»Oh, das ist aber nicht nett – also der anderen Band gegenüber.«

Leise lachte ich auf. »Die hat es sowieso nicht lange gegeben.«

»Schon mal darüber nachgedacht, dass sie vielleicht deswegen auseinandergegangen sind?«

Ich runzelte die Stirn. »Hm, eventuell … Nein, Spencer meinte, dass es immer wieder zu Streit zwischen den Mitgliedern gekommen ist und er von der Harmonie bei uns positiv überrascht war.«

»Ihr streitet euch nie?« Tessa drehte sich auf den Bauch und stützte mit der Faust ihren Kopf auf meiner Brust ab. Dabei schaute sie mich aus ihren großen braunen Augen an, und am liebsten hätte ich davon ein Foto gemacht.

»Doch, klar gibt es bei uns auch Zoff, wir sind hingegen nie lange aufeinander böse. Richie bringt uns mit seinen Späßen zum Lachen und Spencer lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen. Theo und ich kennen uns seit dem Windelalter, wir wissen also, wie der andere tickt und wie etwas gemeint ist.«

Ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf Tessas Gesicht, gepaart mit … Schmerz? Bevor ich nachhaken konnte, redete sie weiter. »Und du bist bei euch der Songwriter?«

Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe. Ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen stieg, als ich nickte. »Ja, die anderen haben es zwar auch versucht, dann jedoch entschieden, dass ich der Einzige mit Talent bin. Die Texte und Melodien ploppen einfach so in meinem Kopf auf. Manchmal spielt Theo was auf seiner Gitarre, und ich höre die passenden Zeilen dazu. Oder Richie erzählt eine Geschichte, und – boom – ich brauche Zettel und Stift, um die sprudelnden Ideen zu notieren.« Gebannt hing sie an meinen Lippen.

»Darf ich das eine Lied noch einmal hören?«

Verdammt, wieso schlug mein Herz wieder schneller? Immerhin hatte ich ihr den Song vorhin schon vorgespielt. Allerdings würde sie jetzt alles viel genauer hören, ohne die störenden Hintergrundgeräusche der Bar, ohne den Lärm der feiernden Meute und ohne dass eine andere Band spielte.

»Sicher, Moment.« Ich lehnte mich aus dem Bett und tastete nach meiner Jeans, in der noch das Handy steckte. Dann navigierte ich mich zum Song, tippte auf den Play-Button und reichte ihr das Telefon. Hoffentlich hatte Tessa nicht bemerkt, wie sehr meine Hand zitterte.

Mit geschlossenen Augen saß sie da und lauschte der Melodie und meinem Gesang. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, und mir fiel auf, dass sie an den Unterarmen eine leichte Gänsehaut bekam. Als beim Refrain Theo mit seinem Bariton einsetzte, sang ich lautlos mit, während ich Tessa nicht aus den Augen lassen konnte.

»Ich liebe den Song. Wie heißt er.«

»All About Shit«, sagte ich grinsend, was sie zum Lachen brachte.

»Sehr passend. Was hat dich dazu inspiriert?« Sie gab mir mein Smartphone zurück und legte sich wieder neben mich.

»Ein Streit mit meinem Boss. Aber verrate es bloß niemandem, der würde mich hochkant rauswerfen.«

»Ich schweige wie ein Grab.« Sie drehte Daumen und Zeigefinger vor ihren Lippen, als würde sie ein Schloss zusperren.

»Wie ist es mit dir und deinen Texten? Was inspiriert dich?«

Nachdenklich schaute sie auf einen Punkt in der Ferne. »Das Leben im Allgemeinen. Musik, Gefühle. Irgendwie ein bisschen von allem, würde ich sagen.«

Ich nickte, wusste genau, was sie meinte.

»Manchmal werde ich mitten in der Nacht wach und muss etwas aufschreiben, weil ich befürchte, dass mir sonst die Zeilen am nächsten Tag nicht mehr einfallen.«

»Jaaa, das kenne ich auch. Und wenn ich zu faul bin, um aufzustehen, ärgere ich mich wahnsinnig, dass ich mich nicht mehr exakt daran erinnern kann.«

»Genau!« Sie strahlte mich an, und ich liebte es, in ihr jemanden getroffen zu haben, der auf meiner Wellenlänge war.

»Hast du einen deiner Texte auf deinem Handy?«

Tessa blinzelte und wurde merklich blass.

»Sorry, es war nur eine Frage, du musst nicht …«

»Schon gut. Ich habe mein Notizbuch immer bei mir. Eventuell kann ich dir einen vorlesen.«

Als ich neugierig nickte, stand sie auf und ging zu der Stelle, an der ihre Tasche zu Boden gefallen war, als wir das Hotelzimmer betreten hatten. Kurz darauf kam sie mit einem kleinen Buch zu mir zurück. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, und ich hatte das Gefühl, als würde sie zögern und ihr Angebot, mir etwas vorzulesen, bereuen.

»Wenn du nicht möchtest, ist das kein Problem«, sagte ich deshalb, doch sie schüttelte den Kopf.

»Ich überlege nur, welchen Text ich nehme.«

Sie blätterte durch die Seiten, stockte, blätterte weiter und wieder zurück.

»Wirklich, Tessa, du musst nicht …«

»Es ist nur, dieses hier bedeutet mir … alles. Ich habe es für jemand Besonderes geschrieben.« Sie schluckte, strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr und räusperte sich. Holte tief Luft und begann vorzulesen:

I am standing

In the shards of my life

Numb and weak

While my world crashes into deep

And the depth of my pain

Is darker than black

Darker than night

So, this is how it feels

I am to blame

That your light just went black

That you’re not coming back

And I am broken

Just far from alright

Because you died.

Tessas Stimme zitterte mehr, je weiter sie mir vorlas.

Und verdammt, ich konnte so verstehen, dass diese Zeilen sie mitnahmen. Meine Augen brannten. Ein unangenehmer Kloß drückte in meinem Hals, und auch auf meinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus.

Mir war klar, dass Tessa etwas Ähnliches durchgemacht haben musste wie ich. Solche Zeilen brachte man nur zu Papier, wenn man diesen Schmerz kannte.

Nachdem sie geendet hatte, atmete sie geräuschvoll aus, als würde sie sich von einer schweren Last befreien, die sie beim Lesen dieses Gedichts getragen hatte. Tränen standen in ihren Augen, doch sie blinzelte sie weg und versuchte, sie mit einem Lächeln zu vertuschen.

Schließlich räusperte sie sich. »Es sind meistens sehr emotionale Texte. Ich nutze das Schreiben als Ventil für all die Gefühle, die mich ansonsten von innen heraus ersticken würden.«

Auch das kannte ich nur zu gut.

»Komm her«, sagte ich leise und breitete einen Arm aus. Mit der anderen Hand nahm ich ihr das Buch ab, schlug es zu und legte es beiseite, damit ich sie an mich ziehen konnte.

Ein Seufzen entwich ihr, als sie sich an meine Brust schmiegte. »Tut mir leid, so ein emotionaler Absturz war nicht geplant.«

»Scht … mach dir keine Sorgen, es ist alles gut. Ich kann nachempfinden, wie es dir gerade geht.« Kurz stockte ich, weil ich Idiot ihr damit verraten hatte, dass ich Ähnliches erlebt hatte. Allerdings schien sie es gar nicht zu bemerken. Und weil es sicher besser für uns beide war, von diesen erdrückenden Erinnerungen wegzukommen, fügte ich hinzu: »Wenn man seine eigenen Texte jemand Fremdem zeigt, vorliest oder vorsingt, fühlt man sich immer total entblößt.«

Sie lehnte sich etwas zurück und schaute mir in die Augen. Verwundert und doch auch, als wäre sie erleichtert, dass ich sie verstand.

»Da wir beide schon nackt sind, muss dir nichts mehr unangenehm sein.« Ich raunte ihr die Worte ins Ohr und schob damit gleichzeitig den Schmerz von mir, der sich immer in meine Eingeweide krallte, wenn ich an meinen Bruder dachte.

Vielleicht war es nicht die beste Idee der Trauerbewältigung, aber gerade klang der Gedanke, die Schwere in meinem Inneren mit Tessas Leichtigkeit und etwas Leidenschaft wegzuwischen, zu verlockend. Und als sie sich darauf einließ, wusste ich, dass sie dankbar für die Ablenkung war.

5 – Tessa

»Echt jetzt, du hattest einen One-Night-Stand?« Vor Aufregung lachend kippte meine beste Freundin Bree, die im Schneidersitz vor mir auf meinem Bett saß, zur Seite. »Das hätte ich dir nicht zugetraut.« Sie rappelte sich wieder auf, während ich mir eines der violetten Zierkissen schnappte und es auf den Schoß zog.

»Na ja … einmal ist immer das erste Mal, oder nicht?«

Bree raffte ihre langen blonden Haare zusammen und zog sie über eine Schulter. »Da hast du recht. Trotzdem. Jetzt musst du mir alles erzählen. Wie heißt er, wie sieht er aus? Ist er von hier? Was macht er beruflich, und habt ihr Nummern getauscht? Seht ihr euch wieder?«

Verlegen knetete ich den weichen Plüschstoff des Kissens. »Also … ehrlich gesagt weiß ich nichts Konkretes von ihm, das Ganze war sehr … anonym.« Ich wich ihrem Blick aus, konnte jedoch nichts gegen das Grinsen tun, das sich auf meine Lippen schob, als ich an die letzte Nacht dachte.

»O Gott, Tessa, ihr habt hoffentlich verhütet?«

Ich rollte mit den Augen. »Natürlich! Mit Gummi, und wie du weißt, nehme ich außerdem die Pille. Eine ungewollte Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten sollte ich damit ausgeschlossen haben.«

Erleichtert atmete Bree auf. »Und du kennst nicht mal seinen Instagram-Account?«

»Ich weiß nur, dass er Alexander heißt und dreiundzwanzig ist, aber sonst nicht viel … Wir haben keine Nummern getauscht.«

»Und wo hast du ihn kennengelernt? Im Restaurant?«

»Nein. Die anderen wollten nach dem Essen noch eine Runde durch die Stadt ziehen. Kaum dass wir das Abbey Road betreten hatten, fiel er mir auf. Er hat sich Kopfhörer in die Ohren gestöpselt, obwohl gerade eine Band gespielt hat. Nicht besonders gut, weshalb ich ihn gleich noch interessanter fand. Mal davon abgesehen, dass er gut aussah: groß, mit dunklen Haaren. Er wollte wohl gerade gehen, aber dann hat er mich am Tresen angesprochen.«

Meine Freundin, die alte Romantikerin, seufzte, was mich zum Schmunzeln brachte. »Yeah, Baby! Und was ist danach passiert?«

Ausführlich erzählte ich meiner Freundin von dem Abend. Sie hing mir an den Lippen, und ich hatte meine Freude daran, ihr alle Details zu berichten und gleichzeitig in Erinnerungen zu schwelgen.

»Stell dir mal vor, er steigt demnächst in deinen Bus!«

»Das ist äußerst unwahrscheinlich. Er kommt aus York und war mit seinen Freunden nur zu Besuch in der Stadt.«

Bree zog eine Schnute. »Ach wie schade. Damit stehen die Chancen eher schlecht, dass du ihm zufällig im Supermarkt über den Weg läufst.« Geräuschvoll atmete sie aus.

Dass ich mir das ebenfalls gedacht hatte, verschwieg ich.

»Und wie ging es anschließend weiter?«

Verschwörerisch beugte ich mich vor. »Es herrschte eine Anziehung zwischen uns, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Ich hatte nur Augen für ihn. Und Alexander ist es wohl ähnlich ergangen, denn irgendwann hat er sich zu mir gebeugt und mir zugeraunt, dass er mich küssen möchte.«

»Aaah, wie romantisch! War es gut?«

»Und wie«, gestand ich und fühlte sofort wieder das Kribbeln im Bauch. Nun war ich die, die seufzte.

Meine Freundin saß mir mit vor Aufregung glänzenden Augen und geröteten Wangen gegenüber. »Du Glückspilz! Der letzte Kerl, mit dem ich geknutscht habe, wusste nicht, was er mit seiner Zunge anfangen soll. Das war …« Sie schüttelte sich. »Reden wir nicht darüber.« Sie machte eine wegwischende Handbewegung. »Und anschließend bist du mit ihm ins Hotel?«

Ich nickte. »Er hat mich gefragt, ob ich ihm vertraue und ihn auf sein Hotelzimmer begleite.« Allein bei der Erinnerung daran, wie rau seine Stimme geklungen hatte, wie erregt wir gewesen waren und wie stark in dem Moment das Verlangen in mir gelodert hatte, wurde mir wieder heiß.

»Und war er in allem anderen auch so gut wie im Küssen?«

Nun konnte ich förmlich spüren, wie mir Röte in die Wangen stieg. »So gut, Bree!«, flüsterte ich und musste für einen Augenblick die Augen schließen.

Noch nie zuvor hatte ich mich in den Armen eines Mannes so wohlgefühlt. So begehrt. Was echt verrückt war, da ich bisher immer gedacht hatte, dass ein One-Night-Stand eher zur Befriedigung der – zumeist männlichen – Lust diente. Allerdings herrschte zwischen uns sofort eine Verbindung. Eine, die mich faszinierte, von der ich wünschte, ich würde mehr davon bekommen. Und ich war definitiv auf meine Kosten gekommen. Dreimal.

»Erde an Tessa!« Lachend schnippte Bree vor meinem Gesicht und holte mich aus der Erinnerung. »Halleluja, dieser Alexander hat mächtig Eindruck hinterlassen. Wenn es so gut mit ihm war, wieso habt ihr eure Nummern nicht getauscht?« Mit einem Mal riss sie die Augen weit auf. »Oh, oder denkst du …?«

»Hm?«

Verlegen druckste Bree herum. »Na ja … vielleicht war es für ihn nicht … also …«

»Ich denke schon, dass es ihm gefallen hat«, sagte ich und war mit einem Mal verunsichert. »Das war unser Deal. Es war eine einmalige Sache, das haben wir von Beginn an so vereinbart. Wäre es da nicht seltsam, Nummern zu tauschen?«

Bree zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht … Falls er mal wieder in der Stadt ist, könnte er sich ja melden.«

Entschlossen schüttelte ich den Kopf. »So eine bin ich nicht. Ich will nicht auf Abruf parat stehen müssen, sollte er zufällig in der Gegend sein. Dabei würde ich mich nicht wohlfühlen. Es war gut, wie es war, und hat für uns beide gepasst.«

Bree schob ihre Unterlippe vor. »Okay, ich hör ja schon auf. Und ich freue mich, dass du eine tolle Nacht hattest. Hast du bei ihm übernachtet?«

»Nein. Alexander wollte, dass ich bis zum Morgen bleibe. Er hätte sogar Frühstück aufs Zimmer bestellt, was ich dankend abgelehnt habe. Das wäre mir echt too much gewesen. Frag mich nicht, warum, aber in der Nacht war ich felsenfest davon überzeugt, dass es sich seltsam angefühlt hätte, bis zum Morgen zu bleiben. Im Nachhinein bereue ich es ein bisschen.«

Meine Freundin nickte verständnisvoll. »Also habt ihr bis dahin die ganze Nacht …«, kam sie ohne Umschweife auf ihr Lieblingsthema zurück und grinste mich frech an.

»Nein, nicht durchgehend.« Belustigt rollte ich mit den Augen. »Dazwischen haben wir Musik gehört und uns unterhalten. Kurz sind wir sogar mal eingenickt. Außerdem wollte er unbedingt wissen, was ich schreibe. Ich habe ihm das Aaliyah-Gedicht vorgelesen. Und das letzte, das ich geschrieben habe.«

»Oh! Kenne ich das bereits?«

»Nope. Warte, ich lese es dir vor«, sagte ich und beugte mich über den Rand des Bettes, um nach meiner Umhängetasche zu greifen. Blind tastete ich hinein und zog die Tasche schließlich auf den Schoß, weil ich mein Notizbuch nicht gleich fand. Als ich allerdings einen Blick hineinwarf, stieg mein Puls an. Hektisch wühlte ich mich durch den Inhalt.

»Shit …« Aus großen Augen schaute ich Bree an, die fragend die Stirn runzelte. »Es ist nicht da.«

»Hast du es vielleicht rausgenommen und irgendwo anders hingelegt? Auf dem Schreibtisch oder unten? Womöglich hat es deine Mum weggeräumt oder …«

»Nein, Bree, du verstehst nicht. Es ist nicht da! Ich habe es im Hotel vergessen!« Bei dieser Erkenntnis überschlug sich mein Magen und brachte seinen Inhalt gefährlich nahe an meine Kehle.

»Oh Shit!«

Ich nickte. Bree verstand, warum dieses Notizbuch für mich eine so große Bedeutung hatte. Es beinhaltete meine Gedichte. Poesie, Malerei aus Worten. Worte, die mir halfen, den schmerzhaftesten Teil meiner Vergangenheit aufzuarbeiten und hinter mir zu lassen.

Ende der Leseprobe