Ewiger Verrat - David Gordon - E-Book

Ewiger Verrat E-Book

David Gordon

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Beschreibung

Wenn die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verschwimmen …
Die aufregende Thriller-Reihe für Fans von Action und Nervenkitzel geht weiter

Joe Brody, ehemaliger Experte für verdeckte Operationen beim Militär und jetziger Strip-Club-Türsteher, hat sich noch nicht von seinem letzten Auftrag erholt, da bekommt er schon den nächsten Anruf: Er wird von der Mafia beauftragt, eine skrupellose Dealergruppe zu überlisten. Diese finanziert mit Drogengeldern die gefährliche Terrororganisation Al-Qaida. Gemeinsam mit Joe muss die Mafia einen verzweifelten Coup im Diamond District von New York durchführen. Dabei steht nicht nur ihre Unterwelt auf dem Spiel. Kann Joe Brody die Intrigen durchschauen und die Welt vor dem drohenden Unheil retten?

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Tödlicher Coup.

Weitere Titel dieser Reihe
Finsterer Pakt (ISBN: 9783987788857)

Erste Leser:innenstimmen
„Ein packender Thriller, der sowohl Actionliebhaber als auch Fans von anspruchsvollen Plots begeistert.“
„Hochspannung pur – Die Verknüpfung von Mafia, Drogenhandel und Terrorismus verleiht dem Action-Thriller eine brisante Atmosphäre.“
„Joe Brody ist kein klassischer Held. Als Strip-Club-Türsteher mit einer Vergangenheit als Militär-Experte ist er ein faszinierender Protagonist mit Ecken und Kanten.“
„Mit dem Diamond District von New York hat sich Autor David Gordon die perfekte Kulisse für seinen zweiten Band der The Bouncer – Reihe gesucht. Sehr mitreißend.“

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Seitenzahl: 422

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Über dieses E-Book

Joe Brody, ehemaliger Experte für verdeckte Operationen beim Militär und jetziger Strip-Club-Türsteher, hat sich noch nicht von seinem letzten Auftrag erholt, da bekommt er schon den nächsten Anruf: Er wird von der Mafia beauftragt, eine skrupellose Dealergruppe zu überlisten. Diese finanziert mit Drogengeldern die gefährliche Terrororganisation Al-Qaida. Gemeinsam mit Joe muss die Mafia einen verzweifelten Coup im Diamond District von New York durchführen. Dabei steht nicht nur ihre Unterwelt auf dem Spiel. Kann Joe Brody die Intrigen durchschauen und die Welt vor dem drohenden Unheil retten?

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Tödlicher Coup.

Impressum

Erstausgabe 2019 Überarbeitete Neuausgabe Februar 2024

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98778-891-8 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-062-4

Copyright © 2019, David Gordon Titel des englischen Originals: The Hard Stuff

Copyright © 2020, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2020 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Tödlicher Coup (ISBN: 978-3-96087-253-5).

Übersetzt von: Tobias Eckerlein Covergestaltung: Anne Gebhardt unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Anton Jankovoy, © leolintang, © VideoFlow neo-stock.com: © Tom Parsons Korrektorat: KoLibri Lektorat

E-Book-Version 06.02.2024, 10:42:38.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Ewiger Verrat

Vorwort des Verlags

Liebe:r Leser:in,

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Tödlicher Coup von David Gordon. Da wir uns stets bemühen, unseren Leser:innen ansprechende Produkte zu liefern, werden Cover sowie Inhalt stets optimiert und zeitgemäß angepasst. Es freut uns, dass du dieses Buch gekauft hast. Es gibt nichts Schöneres für die Autor:innen und uns, zu sehen, dass ein beständiges Interesse an ästhetisch wertvollen Produkten besteht.

Wir hoffen du hast genau so viel Spaß an dieser Neuauflage wie wir.

Dein dp-Team

Part I

1

Joe fühlte sich schrecklich. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, wie er auf dem Rücksitz eines aufgemotzten BMW saß, der tief über dem Boden hing. Die Felgen drehten sich und die Musik wummerte, als die drei Kids der chinesischen Gang

aus Flushing mit ihm im Dunkel der Nacht über die leere Verrazzano-Brücke fuhren. Weit über ihm, wie die Kuppel einer Kathedrale, stützten die Bögen der Brücke den dunklen Himmel. Die Kabel waren mit Sternen besetzt. Er wachte auf dem Parkplatz eines Diners irgendwo im Nirgendwo auf. Der Sommerhimmel strahlte nun bläulich, die Sterne waren blass, die pinke Morgendämmerung gerade noch am Horizont zu erkennen.

„Guten Morgen, Sonnenschein.“ Der Fahrer, Cash, grinste ihn im Rückspiegel an. Die anderen beiden Kids – die sich als Blackie, vorne, und Feather, auf der Rückbank neben Joe, vorstellten – fingen an zu lachen. Sie alle trugen schwarze oder rote Tanktops, Baggy Jeans, Nikes, goldene Ketten und einen Haufen Tattoos. Außerdem hatten sie alle den gleichen Haarschnitt: oben etwas länger, die Seiten kurz geschoren. Außer Cash, der komplett kurz rasierte Haare hatte. Joe war blass und unrasiert, seine Haare ungekämmt. Er trug ein schlichtes, schwarzes T-Shirt, alte Jeans und schwarze Converse High-Tops. Er war ein Dutzend oder mehr Jahre älter als sie. Doch heute fühlte es sich eher an wie eintausend. Er hatte ein blaues Auge, das noch immer schmerzte und frisch getrocknetes Blut an seinen Handknöcheln, einiges davon sein eigenes.

„Boxenstopp, Boss“, sagte Feather. „Willst du aufstehen und den Typen treffen? Oder weiterschnarchen?“

„Du bist lauter als die Anlage“, sagte Blackie. „Wenn wir nicht deine Hilfe bräuchten, hätten wir dich schon längst erstickt.“

Joe ignorierte sie und konzentrierte sich stattdessen auf das Knacken in seinem Nacken, wenn er gähnte.

„Wir holen uns was zu essen, wenn wir schon hier sind“, sagte Cash und schaltete den Motor ab. „Möchtest du etwas frühstücken?“

Joe nickte. „Vier Aspirin.“

Feather lachte. „Immerhin hast du Appetit. Willst du etwas zu trinken dazu?“

„Ja“, sagte Joe. „Eine Flasche Vomex.“

Die Jungs lachten, während Joe aus dem Auto stieg und sich langsam auffaltete, als hätte man ihn vor dem Versand schlecht verpackt. Er streckte sich und sah sich um.

„Wo sind wir überhaupt?“, fragte er und trottete ihnen hinterher. Cash sprach über seine Schulter.

„Irgendwo in Süd-Jersey“, sagte er. „Weit weg von Zuhause.“ Zuhause war Queens, New York. Sie waren auf dem Weg nach Cumberland County, New Jersey, um einen Mann umzubringen.

Die drei jüngeren Männer – Cash, Feather und Blackie – arbeiteten für einen chinesischen Verbrecherboss namens Onkel Chen. Joe arbeitete als Türsteher in einem Club, der seinem Freund aus Kindheitstagen gehörte: Gio Caprisi, welcher das Geschäft seines Vaters übernommen hatte – ein Mafiaboss. Bevor er Türsteher wurde, war Joe Elitesoldat, ein Black Ops „Specialist“ – seine Spezialität war es, Leute zu töten – und er war sehr gut darin, bis ein kleines Opiumproblem, welches er in Afghanistan entwickelte, zu einer nicht allzu ehrenhaften Entlassung aus dem Militär und dementsprechend zur Anstellung bei Gio führte. Es war Gios Idee, Joe zum Sheriff zu machen.

Er war natürlich kein richtiger Sheriff. Als jedoch herauskam, dass Terroristen planten, ein Virus zu verbreiten, das tödlich genug war, ein Yankee-Stadion-großes Stück der Bevölkerung auszulöschen, entschlossen sich Gio, Onkel Chen und all die anderen Bosse von New York – die CEOs der Unterwelt – teils unter Druck von der Regierung, teils als Patrioten und New Yorker, sich zusammenzuschließen und jeden einzelnen Terroristen unter ihnen auszurotten. Sie hatten Joe nicht nur für seine einzigartigen Fähigkeiten rekrutiert, sondern ihn auch autorisiert, sich im Zuge seiner Arbeit frei in ihren Territorien zu bewegen und ihm Hilfe und Unterstützung zugesichert. In der normalen Welt rief man bei Problemen die Polizei. In dieser Welt rief man Joe.

Joe hatte den Job erledigt, den sie ihm gaben. Das Ergebnis waren vier tote Terroristen und zwei tote Verbrecher. Doch Onkel Chens Neffe Derek, ein talentierter junger Autodieb, wurde ebenfalls in der Hitze des Gefechts getötet, als er und Joe auf einer illegalen Waffenmesse ein paar Hinterwäldlern aus dem Süden – „Rednecks“, wie man sie hier in New York nannte – über den Weg liefen. Zuerst gab Onkel Chen Joe die Schuld. Dann stellte sich heraus, dass die Kugel, die Derek umgebracht hatte, aus der Waffe von einem der Rednecks stammte, ein Rechtsextremer namens Jonesy Grables. Doch aufgrund mangelnder Augenzeugen und dem generellen Chaos, das sich am Tatort abspielte, konnte sein Anwalt das Urteil auf fahrlässige Tötung begrenzen und ihn auf Kaution rausholen. Jonesy verschwand daraufhin. Jetzt hatte ihn jedoch eine von Onkel Chens Quellen lokalisiert und er hat seine Männer losgeschickt, um die offene Rechnung zu begleichen. Joe hat sich zögerlich angeschlossen.

Für Gio, die anderen Bosse, die Behörden und die ganze herrlich ignorante zivile Bevölkerung der Stadt war das Leben in New York wieder beim Alten, jetzt, wo die Terroristen ausgeschaltet waren. Nicht aber für Joe.

Nicht, dass er es nicht versucht hätte. Er ging nach Hause zu dem Apartment seiner Großmutter, wo sie ihn großgezogen hatte, nachdem seine Eltern, beide kriminell, jung gestorben waren, und nahm seine Arbeit als Türsteher im Club Rendezvous wieder auf. Doch als Joe erneut eine Waffe in die Hand nahm, kamen auch seine Albträume, Flashbacks und Panikattacken zusammen mit dem Verlangen nach Alkohol und Dope, um sie zu kontrollieren, zurück. Und sobald dieser böse Geist erst einmal aus der Flasche war, wurde er ihn nicht ohne Weiteres wieder los.

2

Die Probleme fingen an, als er zurück im Club war. Ein Türsteher zu sein, erfordert Stärke, Geschick und schnelle Reflexe, doch vor allem erfordert es Geduld. Betrunkene zu beruhigen, Grapscher zu beseitigen und Kämpfe zu schlichten – all das, ohne die zahlende Kundschaft zu verängstigen –, hat genau so viel, wenn nicht sogar mehr, mit einer ruhigen Stimme und lockerem Auftreten zu tun wie mit Fäusten. Doch jetzt war Joe empfindlich. Verkatert bei der Arbeit, weil er die Nacht zuvor zu lange gefeiert hatte oder schon angetrunken, bevor der Club öffnete, weil er zu früh angefangen hatte. Er verlor schnell die Fassung bei Arschlöchern oder, noch schlimmer, verhielt sich selbst ab und zu wie ein Arschloch. Er hatte ein großes Maul und verschärfte Situationen, anstatt sie zu schlichten. Genau so entstand auch der Streit mit dem Gangster Rap-Mogul, ungefähr eine Woche, nachdem Joe zurück bei der Arbeit war und der Goldesel Nummer eins des Moguls, ein kleiner weißer Rapper, in den Club kam.

Yelena Noylaskya war eine erfahrene Tresorknackerin, Einbrecherin, Arschtreterin und, den tätowierten kriminellen Symbolen, die ihren Körper zierten und die sie sich in Russland verdient hatte, nach anzunehmen, eiskalter Killer. Sie und Joe lernten sich bei ihrem letzten Job kennen; arbeiteten und kämpften und zu guter Letzt schliefen Seite an Seite. Als Joe Yelena das letzte Mal sah, war sie verwundet. Eine Kugel der Terroristen hatte ihren Arm gestreift, als sie ihn tötete, um Joe Deckung zu geben, während der geradewegs auf ein heranrasendes Auto zurannte und durch die Windschutzscheibe schoss. Er verfolgte sein Ziel – der Terrorist Adrian Kaan – durch das Gebäude bis aufs Dach, wo er ihn mit einer einzigen Kugel zwischen den Augen zurückließ. Kaans Frau und Partnerin Heather war geflohen. Yelena war ebenfalls verschwunden, irgendwo in den russischen Gegenden von Brooklyn, und mit ihr die Tasche voller Geld.

Joe kannte Yelenas Adresse nicht. Er war sich nicht einmal sicher, wie man ihren Nachnamen buchstabierte. Doch da es kaum ein Gesetz gab, das sie noch nicht gebrochen hatte, lebte sie nach einem spezifischen Code und zehn Tage nach der Schießerei, Joe und seine Großmutter Gladys saßen gerade zusammen, um Jeopardy! zu schauen, wie sie es fünf Abende die Woche tat, klingelte es an der Tür.

„Wer ist das?“, fragte Gladys und schaute auf ihre Armbanduhr. Zehn vor Jeopardy!.

„Woher soll ich das wissen?“ Joe stand in der langen, schmalen Küche und wusch Geschirr ab. „Bestimmt eins von deinen Mädels.“

Mit einem Seufzen erhob sie sich aus ihrem Fernsehsessel und ging in das kleine Foyer, um durch den Spion zu gucken. „Sieht eher nach einem von deinen aus“, rief sie zu ihm und als Joe aus der Küche kam, stand Yelena neben ihr. Sie war chic und sah gesund aus in ihren dunkelblauen Jeans und der Bluse, die die Umrisse ihrer Tattoos durchschimmern ließ. Sie hatte ihren Pony etwas gekürzt und sah generell gut aus, als ob sie genug Schlaf und Wasser bekommen hatte. Sogar der Verband um ihren Oberarm, wo die Kugel durch ihr Fleisch geschnitten hatte, war frisch und weiß und irgendwie chic wie ein Armband.

„Hallo, Yelena.“ Joe lächelte. „Kennst du schon meine Großmutter Gladys?“

„Freut mich“, sagte Yelena in ihrem leichten russischen Akzent und küsste Gladys auf die Wange, „die wichtigste Frau in Joes Leben kennenzulernen.“ Sie holte eine Flasche Wodka und eine Dose Kaviar aus ihrer Handtasche und gab sie Gladys. „Das ist für Sie.“

„Ha! Danke, Kleines“, sagte sie. „Ich hole uns etwas Eis.“

„Und das ist für dich, Joe.“ Yelena übergab ihm einen dicken Briefumschlag.

„Danke“, erwiderte Joe. „Aber eigentlich ist das auch für dich“, sagte er zu Gladys, gab ihr den Umschlag und nahm ihr gleichzeitig die Flasche aus der Hand. „Ich gehe und hole das Eis.“ Er ging in die Küche und Yelena folgte ihm.

„Bring gleich eine Limonade mit, Joey, wenn du schon in die Küche gehst“, rief Gladys und setzte sich, um das Geld in dem Umschlag zu zählen.

Yelena sprach leise, während Joe Gläser und Eis herausholte. „Der Großteil des Geldes war nichts wert. Koreanisches Falschgeld. Nach Ausgaben blieben noch fünfzehntausend für jeden; dich, Juno und mich.“

Joe goss den Wodka über das Eis in den Gläsern. „Za zdorovie“, sagte er und sie stießen an und tranken.

„Du trinkst also noch, Joe?“, fragte sie.

Joe füllte nach. „Ich dachte, du wolltest, dass ich mit dir trinke wie die russischen Männer, die du hattest.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Klar, aber die sind fast alle tot.“ Sie streichelte seinen Unterarm, folgte einer dicken Vene. „Und das?“, fragte sie.

„Es geht los“, rief Gladys aus dem anderen Zimmer. „Wo ist meine Limonade?“

Joe lächelte und tätschelte ihre Hand. „Siehst du? Ich habe schon eine Großmutter.“ Er nahm die Limonade und ein weiteres Glas mit Eis und ging zurück ins Wohnzimmer, während Yelena ihm mit dem Wodka folgte.

„Nur bis über das Eis, Kleines“, wies Gladys Yelena an, als sie den Wodka eingoss, „ich fülle den Rest mit Limonade auf.“ Der Umschlag war mittlerweile verschwunden. Gladys’ Augen klebten am Bildschirm und das vertraute Lied aus dem Intro spielte.

„Komm, lass uns in mein Zimmer gehen“, sagte Joe und nahm Yelena an der Hand. „Während Jeopardy! darf nicht geredet werden.“

Eine Stunde später, als sie nackt nebeneinanderlagen, die Klimaanlage auf höchster Stufe, um ihren Schweiß zu trocknen, schaute Joe auf seine Uhr und setzte sich auf.

„Ich muss zur Arbeit“, sagte er.

„Du hast einen Job?“, fragte Yelena. „Ich komme mit.“

Joe lächelte. „Nicht diese Art von Job. Aber klar, komm mit, wenn du willst.“

Sie duschten zügig und zogen sich an. Dann nahm er sie mit in den Club Rendezvous.

3

Es war Yelena, die im Club in eine Schlägerei geraten war – es ging um Crystal, eine schwarze, halb kolumbianische Stripperin aus Philly, die tagsüber Rechnungswesen studierte –, aber es war der kleine weiße Rapper-Typ, der angefangen hatte. Joe war mehr oder weniger im Dienst, doch er tauschte gelegentlich den schwarzen Kaffee gegen Shots, die Yelena ihm bringen ließ. Yelena saß vorne in der Mitte an einem der VIP-Tische direkt vor der Bühne, schmiss mit Geldscheinen um sich und bestellte Lapdances und Getränke für die Kellnerin und den Barkeeper.

Wenn eine hübsche Frau in einen Stripclub marschiert, sind die Reaktionen der Angestellten gemischt. Einerseits sind die Tänzerinnen neugierig und wenn die Frau vom anderen Ufer ist, glücklich. Es macht Spaß, ausnahmsweise mal für jemanden zu tanzen, den man heiß findet, sich an weicher, süßlich duftender Haut zu reiben anstatt einem weiteren stinkenden Typen. Am Anfang neigen die Mädchen dazu, sich der Frau hinzugeben. Es ist lustig für alle Beteiligten. Andererseits sind die Stripperinnen nicht hier, um Spaß zu haben, sondern um Geld zu verdienen. Für sie ist eine heiße Kundin wie eine Geburtstagstorte im Büro: Alle versammeln sich im Konferenzraum für ein Stück vom Kuchen, freuen sich auf etwas Abwechslung zwischen all der Routine, aber letztendlich bezahlt niemand im Büro damit seine Miete. Dafür müssen sie sich nämlich zurück an ihren Schreibtisch setzen und ackern. Kuchen ist Kuchen, das täglich Brot einer Stripperin ist jedoch der aufgegeilte aber letztendlich gefügige Durchschnittstyp, der Nerd oder Arbeiter, der die ganze Nacht vor ihnen sitzt und einen Zwanziger nach dem anderen ausspuckt und im Anschluss nach Hause geht. Pleite und allein, aber mit einem Lächeln. Keine attraktive Frau würde so etwas tun.

Ein anderer auf den ersten Blick vielversprechender Typ von Kunde, der problematischer ist, als er Geld wert ist, ist ein Kerl, der sich für einen Player hält: der Prominente oder Athlet. Er mag vielleicht mit einem fetten Batzen Geld herumwedeln, aber da er erwartet, dass sich Frauen ihm an den Hals werfen und er öfters von den verschiedensten Stars eingeladen wird, neigt er dazu, geizig zu sein, denn er denkt, dass er dem Mädchen einen Gefallen tut, wenn sie ihm ihre Titten ins Gesicht drücken darf. Oder er geht zu weit, weil er glaubt, dass die Glückliche es kaum abwarten kann, es mit einem Star wie ihm zu treiben. Bei Typen wie ihm ist es auch wahrscheinlicher, dass sie ausrasten oder respektlos werden, wenn sie von einer Frau zurückgewiesen werden.

Genau das ist auch mit Lil’ Whitey passiert. Ein schmächtiger, kleiner weißer Rapper aus Long Island, der vor Kurzem mit seinem Song Cookies and Cream einen Hit gelandet hatte. Er tauchte mit seiner Entourage im Club auf, bestehend aus einem Grasdealer, einem weniger bekannten Rapper, einem aufstrebenden MMA-Kämpfer, der sich selbst Flex nannte, und seinen Bodyguards, zwei Stiere in Trainingsanzügen. Nach ihrem Auftritt rief Lil’ Whitey Crystal zu sich herüber und bestellte einen Lapdance. Das Stripclub-Protokoll hat klare Regeln: Sie fasst dich an, aber du sie nicht, es sei denn, sie erlaubt es dir oder platziert deine Hände auf einer Stelle ihrer Wahl. Whitey vergaß – oder nahm an, dass diese Regeln nicht für ihn galten – und platzierte seine Hand an der Stelle, die Crystal am wenigsten mochte. Sie sprang auf und als er sie packte und an sich riss, klatschte sie ihm eine. Yelena, die in der Nähe saß, beobachtete, wie sich die Situation entwickelte und als Whitey ausholte, um Crystal ebenfalls eine zu verpassen, schritt sie ein. Blitzschnell verdrehte sie seine Hand hinter seinem Rücken, das Handgelenk verrenkt und die Schulter kurz vorm Auskugeln.

Die Bodyguards packten Yelena, die sich befreite und einen von ihnen auf den Tisch beförderte. Crystal kreischte und schlug dem anderen eine Flasche über den Kopf. Der Grasdealer machte sich aus dem Staub, weil er Stoff dabeihatte und der zweite Rapper versuchte einzugreifen, doch bekam den Ellenbogen des Türstehers auf die Nase, als dieser sich umdrehte, um Crystal wegzustoßen. Dann machte Joe sich an die Arbeit.

Als Türsteher war es Joes Aufgabe

(1) die Angestellten zu beschützen,

(2) Ärger rasch zu schlichten, ohne die Kunden zu stören und, wenn nötig,

(3) die Unruhestifter zu entfernen.

All das mit minimaler Gewaltanwendung. In Rage von dem Anblick, wie Yelena und Crystal von den Bodyguards angegangen wurden, und selbst einen oder zwei Drinks zu viel intus vergaß Joe für einen Moment die letzte Klausel bezüglich minimaler Gewaltanwendung. Er sprang mitten ins Geschehen und schleuderte Bodyguard Nummer eins mit dem Gesicht zuerst in den Eimer mit Eis und versetzte Bodyguard Nummer zwei einen Schlag in die Niere. Anschließend rammte er seine Faust in Whiteys Solarplexus, woraufhin dieser nach Luft rang. Mittlerweile waren die beiden Barkeeper, ein großer, attraktiver, dunkelhäutiger Typ, der Schauspiel studierte, aber auf dem College Football gespielt hatte, und ein stämmiger, junger Mexikaner, herübergekommen. Während sie zusammen mit einem Bodyguard rauften und Yelena den anderen auseinandernahm, zerrte Joe Whitey in Richtung Ausgang, wo eine Kellnerin die Tür aufhielt. Die Keilerei verlagerte sich daraufhin nach draußen. In diesem Moment mischte sich Flex ein.

Mit mehreren Siegen in Folge und seinem bevorstehenden ersten Kampf im Fernsehen sah sich Flex als professionellen Athleten und nicht als Schläger. Er hatte kein Interesse daran, verletzt zu werden oder andere zu verletzen, ohne dafür bezahlt zu werden. Doch an Whiteys Seite Zugang zu Clubs und Events zu bekommen und den berühmten Rapper bei seinen Kämpfen am Ring stehen zu haben, war eine berufliche Angelegenheit und als er sah, wie sein Glücksbringer im hohen Bogen auf den Bürgersteig vorm Club befördert wurde, wie ein Müllsack bereit zur Abholung, schritt er ein. Als Profi war ihm sofort klar, dass niemand außer ihm dort mit Joe fertig werden würde.

Als Erstes erledigte er einen der Barkeeper, der zwar kräftig und flink, aber kein trainierter Kämpfer war, und ließ ihn stöhnend am Boden zurück. Der zweite Barkeeper ließ sich davon nicht einschüchtern und teilte einen kräftigen Schlag aus, doch auch er war unterlegen: Flex wich seinem Schlag mit Leichtigkeit aus und schlug ihm mit dem Unterarm auf die Nase, wodurch er das Gleichgewicht verlor. Dann ging er auf Joe los. Er packte ihn an den Beinen und warf ihn über seinen Rücken. Joe flog kopfüber auf den Boden zu, doch rollte sich im richtigen Moment ab und griff Flex dabei an den Knöcheln und brachte ihn ebenfalls zu Boden. Beide sprangen auf und standen sich gegenüber. Flex musterte Joe mit demselben irren Blick, den er auch im Ring hatte und zeigte auf die Tattoos auf seiner Brust: YOLO auf der rechten, FLEX auf der linken. „Du weißt, was das heißt, oder?“, fragte er und spannte sie an.

Joe dachte einen Moment nach. „Du magst wirklich gerne Joghurt?“

Flex wurde wütend. „Du meinst Froyo, du Wichser. Das hier heißt, ich bin völlig irre und gebe einen Fick. Du hast gerade den schlimmsten Fehler deines Lebens begangen.“

Joe grinste. „Ich befürchte, dass das noch nicht einmal der schlimmste des Tages ist.“

In Rage ging Flex auf ihn los und Joe versuchte, seine Tritte und Schläge zu parieren. Yelena war mit den beiden Bodyguards beschäftigt. Sie trat dem einen so hart in die Eier, dass er sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte, doch dann verpasste ihr der andere eine Faust direkt gegen das Kinn. Sie taumelte zurück, grinste und leckte das Blut von ihren Lippen, bevor sie wieder auf ihn zustürmte. Dann, kurz bevor es ernsthaft zu eskalieren drohte, trafen die Obrigkeiten ein. Die Obrigkeiten waren in diesem Falle ein großer Range Rover voll beladen mit großen, schwarzen Typen und ein großer, breiter Denali, voll beladen mit großen, breiten weißen Typen.

In einer Welt, in der niemand jemals die Bullen ruft, neigen die Menschen in Krisensituationen dazu, jemanden etwas höher in der Befehlskette zu rufen. Whiteys Grasdealer und Handlanger hatte, sobald er in Sicherheit war, Ernest „Cold Daddy“ Collins gerufen, dem nicht nur Lil’ Whiteys Plattenlabel, sondern auch das Fitnessstudio, in dem Flex trainierte, und ein Unternehmen im Showbusiness gehörte. Der Manager des Club Rendezvous rief Gio, der wiederum Nero und ein paar andere Jungs losschickte, bevor er sich selbst in sein Auto setzte und hinterherfuhr.

Als Cold eintraf und sah, wie Joe Schläge mit Flex austauschte, welcher stark aus der Nase blutete und Whitey stöhnend am Boden lag, sah er rot und stürmte an seinen Männern vorbei, um Joe am Hals zu packen. Joe drehte sich instinktiv um und schlug Cold in den Magen, woraufhin dieser vornüber klappte. Beide von Colds Männern zogen daraufhin ihre Waffen und richteten sie auf Joe. Nero und seine Jungs stiegen gerade aus dem Auto, als sie dies sahen und zogen ebenfalls ihre Waffen und richteten sie auf Colds Leute. Yelena, die gerade einen der Bodyguards verprügelte, blickte auf und zog sofort ihren kleinen Revolver, den sie um ihren Knöchel geschnallt hatte und hielt ihn Whitey an den Kopf. Er fing an zu wimmern – kein Geräusch, das auf einem seiner Tracks zu hören war.

„Was zur Hölle ist hier los?“, schrie Nero. „Wer seid ihr?“

„Wer ich bin?“, rief Cold zurück. „Für wen hältst du dich, mich das zu fragen, du Wichser?“

„Legt die Waffen weg und dann reden wir“, sagte Nero.

„Ihr legt die Scheißwaffen weg und dann reden wir.“

Es war eine Sackgasse. Jeder guckte sich an, doch niemand bewegte sich. Dann traf Gio ein. Er stieg aus seinem Audi und ging unbewaffnet direkt in die Mitte der Party.

„Nero. Joe.“ Er nickte den anderen zu. „Leute, was soll das hier werden? Ich weiß, dass keiner von euch dumm genug ist, irgendjemanden in meinem Club zu töten.“

Nachdem Cold Daddy Collins und seine Leute zusammen mit Whitey und Flex abgezogen waren, ist auch Nero wieder verschwunden, nachdem er einen seiner Leute an der Tür des Clubs als Vertretung positioniert hatte. Die beiden Barkeeper erholten sich schnell mit etwas Eis für ihre Wunden und etwas Geld für ihre Hilfe und gingen zurück an die Arbeit. Gio setzte sich gegenüber von Joe und Yelena in eine Sitzecke, die dauerhaft reserviert war. Joe drückte ein Glas mit Eis auf sein geschwollenes Auge. Yelena hielt zwischen den Schlucken ein kaltes Bier an ihre zerschrammte Wange und geplatzte Lippe.

„Sorry, Gio“, sagte Joe. „Das ist alles meine Schuld. Ich hatte einen schlechten Abend.“

Gio zuckte mit den Schultern. „Du hast Glück, dass ich sowieso schon auf dem Weg hierher war, um dich zu sehen. Aber du weißt hoffentlich, dass Collins noch nicht mit dir fertig ist. Du hast ihn vor den Augen seiner Leute umgehauen und seinen großmäuligen Rapper zum Heulen gebracht.“

„Ehrlich gesagt, war das Yelena und er hat es verdient.“

„Tut mir leid, Gio“, sagte sie. „Nächstes Mal bringe ich ihn vorher aus dem Club.“

„Ist schon in Ordnung, Kleines. Ich würde sagen, du hattest genug Spaß für heute? Ich muss etwas mit deinem kleinen Freund hier besprechen.“

Joe drehte sich zu ihr. „Wenn du willst, kann dir Eddie vorne an der Tür ein Taxi bestellen.“

„Schon okay.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Crystal hat mir schon angeboten, mich nach Hause zu bringen.“

Joe lächelte. „Richte ihr von mir aus, dass sie sich gut um dich kümmern soll.“ Sie winkte Gio zu und ging zu Crystal herüber, die bereits in ihren Freizeitklamotten an der Tür wartete. Die beiden Männer schauten ihnen nach, wie sie Arm in Arm den Club verließen.

„Vergiss den Rest dieser Arschlöcher“, observierte Gio. „Das Mädchen ist diejenige, die dir noch richtig Ärger bereiten wird.“

„Sie hat mich auch schon vor einigem Ärger bewahrt.“

Gio seufzte. „Wenn du das sagst. Jetzt solltest du dich aber erst mal auf Klo frisch machen. Onkel Chen hat angerufen. Einer seiner Waffenlieferanten hat diesen gottverdammten Redneck aufgespürt, der seinen Neffen erschossen hat und wegen dem er uns dauernd auf den Sack geht. Er hält sich gerade in irgend so einem White Power Ferienlager auf, irgendwo weit draußen in Jersey. Er schickt seine Leute vorbei, um dich abzuholen.“

„Ich weiß nicht, Gio. Ich mochte Derek. Aber Rache ist nicht so mein Ding.“

„Ich weiß. Ich habe gesagt, dass du nur mitkommst, um den Typen zu identifizieren. Nur in beratender Funktion quasi. Er war ihr Freund, also drücken sie auch den Abzug. Danach bist du im Reinen mit Chen. Dann können wir uns überlegen, was wir wegen deiner neuen Feinde machen.“

4

So fand Joe sich einige Stunden später verkatert und grün und blau geschlagen mit drei Kids aus Flushing auf einem Parkplatz eines Diners in South Jersey wieder und sah mit zusammengekniffenen Augen die Sonne aufgehen. Blackie und Feather zündeten sich eine Zigarette an, Cash packte ein frisches Kaugummi aus und bot Joe ebenfalls eines an, der daraufhin den Kopf schüttelte.

„Weißt du“, sagte Cash und schaute Joe nachdenklich durch seine gespiegelten Sonnenbrillengläser an, „Derek war mein ältester Freund. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen angefangen zu klauen. Er hat mir gezeigt, wie man ein Auto kurzschließt. Er war kurz davor zu heiraten.“

„Ich weiß“, sagte Joe. „Mein Beileid. Ich mochte Derek.“

„Er mochte dich auch. Hat gesagt, du wärst ein echter Profi. Oldschool.“

Joe nickte. „Er war ein guter Junge.“

„Wie kommt es dann, dass du nicht mitkommen wolltest, um es seinem Mörder heimzuzahlen?“, fragte Cash. Seine Stimme wurde lauter und er nahm seine Sonnenbrille ab. „Wenn er dein Freund war?“

Blackie und Feather standen still und warteten auf Joes Antwort. Joes Ton änderte sich nicht.

„Ich habe nicht gesagt, dass er mein Freund war. Ich habe gesagt, dass er ein guter Junge war. Wir haben zusammen ein Ding gedreht. Er wurde erschossen. So läuft das eben. Das wusste er genau so gut wie jeder andere.“ Er schaute Cash ruhig in die Augen. „Ich begehe nicht jedes Mal einen Mord, wenn ein guter Junge erschossen wird.“

Blackie schnaubte. Feather schüttelte den Kopf.

„Wann begehst du denn einen Mord, Mr. Oldschool?“, fragte Cash.

Joe zuckte mit den Schultern. „Wenn es zu meinem Vorteil ist.“

Die Lippen spöttisch verzogen, setzte Cash seine Sonnenbrille wieder auf. Er machte eine Kaugummiblase und wandte Joe den Rücken zu, als ein großer Truck auf den Parkplatz fuhr. Ein übergroßer Ford Exposition hielt neben ihnen, der umgebaute V8 schnurrte. Ein sonnenverbrannter, weißer Typ im Baseball Cap lehnte sich aus dem Fenster und guckte sie prüfend an.

„Seid ihr Chens Jungs?“, fragte er mit einem starken südlichen Akzent.

Cash nickte. „Wäre ein ziemlicher Zufall, wenn wir das nicht wären, stimmt’s?“

„Da ist was dran“, sagte er mit ernster Miene und kletterte aus dem Truck. „Ich bin Clevon. Dermott schickt mich.“

Dermott war einer von Chens Waffenlieferanten. Das Hauptquartier lag in Florida. Seine Leute besorgten überall im Süden Waffen, wo die Gesetze locker und der Zugang leicht war, und schickten sie dann in den Norden zu Chen für seine eigenen Leute oder zum Weiterverkauf. Als Gefallen für Dermotts besten Kunden hatte er Jonesy Grables ausfindig gemacht, der in einem Camp für Überlebenstraining untergetaucht war, und hatte Clevon geschickt, einen seiner Kuriere, um ihnen die Richtung vorzugeben. Das Camp war eine Durchlaufstation für illegale Waffen sowie Meth und Oxycodon. Jetzt, wo sich die anderen mit Clevon austauschten, lehnte Joe sich zurück gegen die Seite des Autos und wartete. Er fand eine kaputte Sonnenbrille in seiner Tasche, bog sie gerade und setzte sie auf. Clevon hatte eine Karte dabei, die er aus dem Internet ausgedruckt hatte.

„Ich habe die GPS-Koordinaten hier notiert“, sagte er, „aber ich wollte noch ein paar Dinge anmerken. Hier, das Camp liegt einige Meilen außerhalb der Stadt, oben in diesen Nadelwäldern. Der einzige Weg rein ist über diesen Fluss hier. Da ist eine Holzbrücke, gerade so breit wie ein Fahrzeug. Dann nehmt ihr die Straße über den Bergkamm hier, welche euch direkt ins Camp führt.“

„Also, wenn wir die Brücke überquert haben“, sagte Cash zu den anderen, „setze ich euch beide ab, damit ihr durch den Wald gehen könnt, dann fahre ich weiter über die Straße und lenke sie ab.“

„So habe ich mir das auch vorgestellt“, stimmte Clevon zu. „Irgendwelche Fragen?“

„Klingt gut“, sagte Blackie.

„Kein Problem“, sagte Feather.

Cash schüttelte den Kopf und blies eine weitere Kaugummiblase.

Joe seufzte. „Ich habe eine“, sagte er.

Sie alle drehten sich zu ihm.

„Wie komme ich nach Hause, wenn ihr alle tot seid?“

Die drei Kids starrten ihn an. Cash ließ seine Blase platzen. Clevon runzelte die Stirn. „Sorry“, sagte er. „Wer bist du? So eine Art Söldner?“

„Nein“, sagte Joe. „Ich bin ein Türsteher.“

„Türsteher?“

„In einem Stripclub.“

„Ich will dir nicht zu nahe treten, aber deinem Gesicht nach zu urteilen, bist du schon mit ein paar Titten überfordert. Überlass das hier lieber uns.“ Er breitete die Karte wieder aus und fing an, der Straße mit dem Fingernagel zu folgen, als Joe ihn erneut unterbrach.

„Schaut mal, diese Typen sind Überlebenskünstler, richtig? Waffennarren, die Krieg spielen und auf einem Haufen Waffen und Drogen sitzen?“

Clevon zuckte mit den Schultern. „Scheint so.“

„Dann sind die Wälder definitiv mit Sprengfallen gesichert. Ihr jagt euch auf dem Weg da durch in die Luft. Wenn die Brücke nicht verkabelt ist, dann haben sie jemanden, der aufpasst oder irgendeine Art Alarm. Ihr bewegt euch geradewegs in eine Falle.“

Sie alle runzelten nun die Stirn. Cash blies eine weitere Blase. „Guter Punkt“, sagte er.

„Willst du nur dasitzen und kritisieren?“, fragte Clevon, „oder hast du einen konstruktiven Vorschlag?“

„Vielleicht“, sagte Joe, „aber dafür werden wir uns deinen Truck ausleihen müssen.“

„Einen Scheiß werdet ihr tun“, sagte er, „der hier ist speziell umgebaut.“

„Ist mir schon aufgefallen“, sagte Joe, „und wir werden was auch immer du für Spielzeuge da drin versteckt hast benötigen.“

„Du erwartest also, dass ich den einfach so gegen euer Auto tausche?“

„Nein“, sagte Joe, „das Auto nehmen wir auch.“

„Wie soll ich dann nach Hause kommen?“

Joe zuckte mit den Schultern. „Bus?“

„Ich weiß nicht, was du für ein Problem hast, Türsteher, aber ich schlage vor, du schaltest einen Gang zurück, es sei denn, du willst, dass dein blaues Auge Teil eines passenden Sets ist.“

Joe lächelte. „Warum rufst du nicht einfach deinen Boss an?“

„Und was soll ich ihm sagen, wer du bist?“

„Joe.“

„Joe?“ Er lachte. „Joe wer? Der Türsteher? Das soll wohl ein Scherz sein.“

Joe seufzte. Er zog sein Shirt hoch und zeigte ihm eine sternförmige Brandnarbe auf seiner Brust, links über seinen Rippen, unter seinem Herzen. Die anderen musterten sie ebenfalls unauffällig. „Sag ihm, dieser Joe.“

Clevon schüttelte den Kopf. „Wenn du das sagst. Ihr seid mir alle zu merkwürdig. Aber ich rufe ihn an.“

„Großartig. Danke“, sagte Joe, „du findest uns drinnen.“ Er drehte sich zu den anderen. „Ich glaube, jetzt brauche ich doch ein paar Eier und einen Kaffee“, sagte er zu ihnen auf dem Weg ins Diner. „Und danach unterhalten wir uns mit den örtlichen Behörden.“

„Behörden?“, fragte Blackie, „wovon zum Teufel redet der?“

Feather schüttelte den Kopf.

„Warum machst du dir auf einmal solche Sorgen um uns?“, fragte Cash, „ich dachte, du wärst hier nur der kritische Beobachter?“

„Genau“, stimmte Feather zu, „was kümmert’s dich, wenn ein paar gute Jungs abgeknallt werden?“

„Die Dinge haben sich geändert. Jetzt ist es zu meinem Vorteil, euch am Leben zu halten.“ Er lächelte Feather zu. „Und ich habe nie behauptet, dass ihr gute Jungs seid.“

5

Agent Donna Zamora überquerte die Brücke nach New Jersey. Als sie den Tipp bezüglich des Aufenthaltsortes eines gewissen Jonesy Grables bekam, ein Waffenhändler und allgemeiner Drecksack, der auf Bewährung freigekommen ist, nachdem er für den Mord an Derek Chen verhaftet worden war, kontaktierte sie das Büro der US-Marshals in Trenton und arrangierte dieses Treffen. Diese Angelegenheit war für sie von persönlichem Interesse. Die Schießerei ereignete sich während einer FBI/ATF-Operation, in die sie involviert gewesen war. Sie hatte Grables jedoch nicht festgenommen. Stattdessen lag sie am Boden, zu Fall gebracht durch einen Schuss mit einem Bean Bag aus der Schrotflinte eines maskierten Mannes, bei dem sie mittlerweile überzeugt war, dass es sich um einen gewissen Joseph Brody aka Joe der Türsteher handelte. Es war ihr erstes Date gewesen, es sei denn, man zählt das eine Mal mit, als sie ihn im Zuge einer Razzia in einem Stripclub verhaftet hatte. Wenn man bedenkt, dass sein Komplize ihm befohlen hatte, sie umzubringen, war der Schuss mit nichttödlicher Munition im Großen und Ganzen eine nette Geste – er hatte sich vorm Abdrücken sogar entschuldigt – und auch wenn sie es nicht gerne zugab, war sie von Joe fasziniert.

Der Marshals Service hatte sie mit Field Agent Deputy Marshal Blaze Logan vermittelt und sie haben ein Treffen auf der New-Jersey-Seite der George Washington Bridge vereinbart. Donna hatte in Washington Heights gewohnt, ist im Schatten der Brücke aufgewachsen, und plante, heute einen der Zwei-Dollar-Shuttles zu nehmen, in denen die Spanisch sprechenden Fahrer den ganzen Tag Pendler hin und her fuhren. Doch als sie aufwachte, war es so ein herrlicher, sonniger Tag, dass sie sich stattdessen dazu entschied zu laufen. Es war früh morgens, noch etwas kühl und die Sonne ging hinter ihr auf und verzierte die Ränder der Skyline, als sie in Richtung der grün bedeckten Felswand der Palisaden spazierte. Der Hudson schimmerte unter ihr. Nicht ganz so berühmt oder schön wie die Brooklyn Bridge, überraschte sie die George Washington Bridge doch auf eine Art: das nackte Stahlskelett, die schwingenden Kabel, einen Kilometer quer über den Fluss und hundertachtzig Meter hoch über der glitzernden, rauschenden Tiefe. Sie war eine Schönheit und sie berührte Donna jedes Mal aufs Neue.

Deputy Logan hatte ihren Chevrolet Impala, ein Behördenfahrzeug, in der Taxischlange geparkt. Die einzige Frau, strahlend blond, in einer Menge aus dunkelhäutigen Männern. Sie sah Donna und nickte. Sie lehnte an der Motorhaube, die Jacke ihres Hosenanzugs leicht gewölbt an der Hüfte, wo sie ihre Waffe trug. Donna trug Jeans und ein Sweatshirt, ihre Haare hatte sie unter ihrem Cap zu einem Zopf zusammengebunden. Sie fühlte sich ein wenig underdressed, doch dann musste sie über sich selbst lachen, weil sie sich so benahm, als wäre dies ein Date. Dann fühlte sie sich merkwürdig und fragte sich, ob sie so dachte, weil Logan lesbisch war.

Zumindest laut Andrew und der musste es wissen. Als offen schwuler, verheirateter FBI-Agent sah er sich selbst als Experte, was alle LBGTQIAPK betreffenden Angelegenheiten der Strafverfolgung anging (das schloss auch mit ein, sie regelmäßig bezüglich der Bedeutung des neuesten Akronyms auf dem Laufenden zu halten). Als sie erwähnte, mit wem sie zusammen an dem Fall arbeiten würde, musste er lachen.

„Deputy Logan ist der männlichste Marshal seit Wyatt Earps Schnurrbart grau wurde.“

„Andy!“ Sie guckte sich im Büro um, um sicherzugehen, dass ihn niemand gehört hatte. „Wie kommt es, dass der einzige schwarze, schwule Agent in diesem Raum, der auch noch mit einem Juden verheiratet ist, die beleidigendste Scheiße von sich gibt?“

Er zuckte mit den Schultern. „Wir sind lustiger.“

„Wer wir? Schwarze? Juden? Schwule?“

„Alle drei. Deswegen dominieren wir das Showbiz.“

„Aber nicht das FBI, also pass auf. Diese Weißen verstehen keinen Spaß. Noch nicht einmal die Liberalen.“

„Na gut“, sagte er und lehnte sich herüber, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Lass mich wissen, wie das Date lief.“

„Agent Zamora?“, rief Logan und stellte sich aufrecht hin, während Donna sich näherte. Sie streckte ihre Hand aus.

„Guten Morgen“, sagte Donna, „danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“ Sie gaben sich die Hand.

„Kein Problem“, sagte Logan, „brauchen Sie irgendetwas? Kaffee? Toilettenpause?“

„Nein, schon okay.“

„Alles klar.“ Sie ging zur Fahrerseite. „Steigen Sie ein. Es ist ein guter Tag für eine Verbrecherjagd.“

6

Joe fuhr den Truck vor das kleine Rathaus der Gemeinde, in welchem sich ebenfalls die Polizeistation befand. Die Feuerwehr war direkt nebenan. Er parkte, warf einen Blick auf die zwei leeren Sitzbänke hinter ihm und schloss ab, bevor er zu der Tür mit der Aufschrift POLIZEI ging. Hinter der Tür befand sich ein mit Leuchtstoffröhren beleuchtetes Wartezimmer mit einer Reihe aus Plastikstühlen, an dessen Ende ein großer, blonder Mann hinter einem Tresen stand. Sowohl Hemd als auch Hose seiner Uniform spannten über seinem Bauch und sein Haar war abgeflacht durch seinen Schweiß und die Mütze, die auf dem Stuhl neben ihm lag.

„Guten Morgen“, sagte er, „kann ich Ihnen helfen?“

„Das hoffe ich“, sagte Joe, „ist der Chief in der Nähe?“

„Der ist beschäftigt. Ich bin Deputy Cook. Warum erzählen Sie mir nicht, worum es geht?“

„Gerne“, sagte Joe, „soll ich es von hier herüberschreien?“

Der Deputy zeigte auf die Schwingtür am Ende des Tresens und nahm zögerlich seine Mütze von dem Stuhl. Joe setzte sich und warf einen Blick auf das Jumble-Rätsel, das vor dem Deputy lag. „Glücklich“, sagte er.

„Was?“, fragte Cook.

Joe zeigte mit dem Finger. „Das Wort ist ‚glücklich‘. Nicht Glück.“

Cook runzelte die Stirn, dann nahm er seinen Stift und füllte die fehlenden Felder aus. „Also, was kann ich für Sie tun?“, fragte er genervt.

Joe streckte seine Hand aus und der Deputy schüttelte sie zögerlich. „Mein Name ist John Mayoff. Aber die Leute nennen mich Jack.“

„Okay, Jack.“

„Ich jage einen flüchtigen Verbrecher. Ein Mann namens Jonesy Grables. Er hat seine Kaution verfallen lassen. Mir wurde von einer Quelle meines Vertrauens mitgeteilt, dass er sich in den Bergen in der Nähe verstecken soll.“

„Ist das so?“, fragte Cook, „sind Sie ein Kopfgeldjäger?“

„Ja, Sir.“

„Können Sie sich ausweisen?“

„Nun ja, Deputy, das ist das Problem.“ Joe lehnte sich zu ihm herüber und lächelte. „Ich mache das hier quasi inoffiziell. Ich hatte jedoch gehofft, dass Sie mir inoffiziell assistieren könnten und ich Ihnen dafür, sagen wir, fünfundzwanzig Prozent meines Finderlohns überlasse. Das sind tausend Dollar für Sie.“

„Sie kriegen viertausend?“

„Richtig, Sir. Wenn ich ihn lebendig vor seinem Gerichtstermin zurückbringe.“

„Nun ja, ich denke, wenn wir in der Sache zusammenarbeiten, inoffiziell, sollten es ja wohl fünfzig-fünfzig sein, habe ich recht?“

„Sie sind ein harter Verhandlungspartner“, sagte Joe, dann lächelte er, „aber ein fairer. Deal.“ Er hielt seine Hand erneut ausgestreckt und dieses Mal schüttelte der Deputy sie enthusiastisch. Er setzte seine Mütze auf.

„Mein Auto steht hinten.“

„Ich glaube“, sagte Joe, „wir sollten lieber meinen Truck nehmen. Der ist für dieses Terrain gemacht. Und sobald ich den Flüchtigen darin gefesselt habe, geht es geradewegs zurück, keine Stopps. Ist sicherer.“

„Ist mir recht“, sagte Cook, „wir treffen uns vorn. Ich geh nur schnell aufs Klo.“

Joe und Deputy Cook fuhren raus zum Camp. Sie verließen die Hauptstraße ein paar Meilen außerhalb der Stadt und folgten einer kurvigen einspurigen Straße bergauf durch Bäume und Gestrüpp, welches das Dach des Trucks streifte. Sie beide waren still, der Classic Rock Radiosender spielte leise. Sie erreichten einen tiefen Fluss wie eine scharfe Fissur in der Straße, über den eine unebene Brücke aus Holzbrettern führte. Joe hielt an.

„Ganz ruhig“, sagte Cook, „sie ist breit genug, doch es gibt keine Spurrillen oder Schienen.“

„Richtig.“ Joe streckte seinen Kopf aus dem Fenster, sodass er die Reifen im Auge behalten konnte, während sie langsam über die Brücke rollten. Cook passte auf der anderen Seite auf und rief: „Okay. Okay. Sie schaffen das.“ Joe sah das Wasser unter ihnen, wie es gegen scharfkantige Felsen schlug. Auf der anderen Seite waren die Bäume dichter und die Straße wurde zu Sand. Staub stieg auf, als sie den Truck den steilen Berg hinaufzwangen, der zum Camp führte, welches auf einer Lichtung lag, verdeckt mit Tarnplanen. Es gab eine Quonsetbaracke, einen Trailer, der auf Betonklötzen stand, und ein paar Hütten aus Sperrholz, ebenfalls in Tarnfarben und mit Propangasflaschen und gasbetriebenen Stromgeneratoren. Pick-ups und Pkws parkten auf der einen Seite und auf der anderen befand sich ein selbst gebauter Schießstand und ein menschenförmiges Ziel aus Holz, in dem Wurfmesser steckten.

„Folgen Sie meinen Anweisungen. Die können launisch sein“, sagte Cook, während sie einparkten. Bärtige Männer in Militärhosen und Tarnwesten traten mit Maschinengewehren aus den Hütten. Zwei gingen vor, die anderen blieben weiter hinten.

„Alles klar“, sagte Joe und schaltete den Motor ab, ließ jedoch die Schlüssel in der Zündung. Er öffnete seine Tür und kletterte hinunter, während der Deputy vorging.

„Guten Morgen“, rief Cook, als er sich den Männern näherte, Joe einen Schritt dahinter.

„Morgen …“, erwiderten die Männer und nickten.

Cook fuhr fort: „Das ist Mayoff. Ein Kopfgeldjäger, der uns aus New York City besuchen kommt.“ Cook zeigte auf einen Typen mit rotem Ziegenbart und einer Baseball Cap zusammen mit seiner Militärausrüstung. „Das ist Jonesy“, sagte Cook, während er seine Pistole zog und sie auf Joe richtete. „Und das“, fügte er hinzu und nickte in Richtung eines anderen stämmigen, blonden Typen mit buschigem Bart, „ist mein Cousin Randy.“

Joe nahm seine Hände hoch. „Ich bin nicht hier, um euch in die Quere zu kommen. Wissen Sie, dass Mr. Grables gesucht wird, um sich vor Gericht zu verantworten?“

Grables lächelte und seine braunen stummeligen Zähne kamen zum Vorschein. „Dann haben wir ja Glück, dass wir nicht in Jew York sind, stimmt’s?“

Cousin Randy nickte und musterte Joe, während er seinen Zeigefinger um den Abzug seiner Waffe legte. „Das hier ist Herrschaftsgebiet der Vereinigten Staaten von Amerika.“

„Tut mir leid, Jack“, sagte Deputy Cook, „sieht so aus, als hättest du dir den falschen Deputy ausgesucht.“

„Das muss dir nicht leidtun“, sagte Joe, „ich habe mir genau den richtigen ausgesucht.“ Dann duckte er sich, schloss seine Augen und hielt seine Ohren zu, als er die erste Rakete an ihm vorbeikreischen hörte. Die Quonsetbaracke explodierte. Als sich alle anderen duckten und zerstreuten, hagelten Schüsse in den Propangastank neben dem Trailer und auch dieser explodierte in einer orangefarbenen Wolke aus Flammen und Rauch.

Während Cook verdutzt um sich blickte, rannte Joe auf ihn zu und griff den Arm, der die Pistole hielt, mit seiner rechten Hand, während seine Linke die Waffe am Lauf entriss und sie beiseite schmiss. Cook feuerte eine Kugel in den Sand, bevor Joe ihm die Waffe entnahm und ihm dabei den Zeigefinger brach, der sich am Abzug befand. Cook stöhnte vor Schmerz, bevor Joe ihm die Pistole gegen die Stirn schleuderte. Als Grables auf ihn zustürmte, drehte er sich und hielt ihm die Waffe gegen die Stirn.

„Keine Bewegung“, sagte Joe und Gables erstarrte. „Bleib, wo du bist“, sagte er zu Randy, dem Cousin, der noch immer auf dem Boden kauerte, um seinen Kopf vor den Explosionen zu schützen. Joe stellte sich hinter Grables und legte einen Arm um seinen Hals, um ihn als Schutzschild zu benutzen, und drückte ihm die Pistole an die Schläfe. Doch Randy griff trotzdem nach dem Maschinengewehr auf seinem Rücken und richtete es auf Joe, also schoss Joe ihm durchs Herz.

Joe hatte den Jungs seinen Plan im Diner erklärt. Er benutzte Clevons Karte des Camps und probte die Schritte kurz mit ihnen auf dem Parkplatz, inklusive einer kurzen Einführung in den Gebrauch des Raketenwerfers, den Clevon zusammen mit ein paar AR-15 in den Schließfächern verstaut hatte, die er unter den beiden hinteren Sitzbänken angebracht hatte. Dann stiegen Feather und Blackie ein, jeder nahm eines der beiden Schließfächer. Joe klappte sie zu und senkte die Sitze, er schloss sie jedoch nicht ab, damit sie sich mit den Waffen verstecken konnten, während er mit dem Deputy redete. Auf dem Weg zum Camp versuchte Joe, möglichst keine Schlaglöcher zu erwischen, während Cash, der beste Fahrer der Gruppe, unauffällig mit seinem eigenen Auto folgte, ebenfalls bewaffnet mit einem Maschinengewehr. Joe hatte ihnen gesagt, dass sie, sobald er den Motor abgeschaltet hat, bis zehn zählen und dann herauskommen sollten, um Zeug in die Luft zu jagen. Blackie hatte die Baracke mit dem Raketenwerfer gesprengt, während Feather auf die Gasflaschen feuerte. Jetzt feuerten sie beide auf die sich zurückziehenden Rednecks, während Joe Grables in den Truck zerrte.

„Rein mit dir“, befahl er und nahm ihm die Waffen ab, bevor er ihn in das Schließfach stieß.

„Warte“, schrie Grables, „das ist nicht erlaubt. Ich habe Rechte.“

„Ich lese sie dir später vor“, sagte Joe und schlug ihm die Pistole gegen den Unterkiefer. Er schloss das Schließfach, dieses Mal schob er den Riegel vor, und senkte den Sitz. „Lasst uns verschwinden!“, rief er.

Blackie setzte sich hinters Lenkrad, Feather feuerte vom Beifahrersitz aus weiter auf die Rednecks, während Joe auf dem Rücksitz, unter dem Grables lag, den Raketenwerfer nachlud. „Anschnallen“, rief Joe, als sie sich in Bewegung setzten. Zur gleichen Zeit gruppierten sich die Rednecks neu, um das Feuer zu eröffnen. Joe duckte sich und hielt den Raketenwerfer aus dem Fenster. Er schoss und jagte einen Pick-up in die Luft, der in der Nähe des Eingangs parkte, um die Rednecks zu verängstigen, während sie davonrasten.

Ohne sich dieses Mal Sorgen um das Wohl des Passagiers in dem Schließfach zu machen, den Joe unter sich herumrollen und stöhnen hören konnte, holperten sie die steile Sandstraße hinunter. Sie wirbelten eine Menge Sand auf, doch Joe konnte sehen, wie sich die Rednecks in der Ferne in ihren Trucks näherten. Joe lud den Raketenwerfer mit einer der letzten beiden Raketen nach, dann machte er sich bereit und wartete.

Sie erreichten die Holzbrücke und Blackie fuhr langsamer. Sie konnten Cash auf der anderen Seite sehen, der auf der asphaltierten Straße wartete. Er hatte das Auto gewendet, um schnell fliehen zu können und stand nun mit gerichteter Waffe dahinter, um ihnen Deckung zu geben.

„Okay, Blackie“, sagte Joe, „lass dir Zeit. Immer mit der Ruhe.“

Blackie fing an, den Truck langsam über die Brücke zu manövrieren, fokussiert darauf, zentriert zu bleiben. Cash eröffnete das Feuer, um sie zurückzuhalten, als er sah, dass die Rednecks den Hügel hinter ihnen überquert hatten. Während der Truck die Brücke überquerte, versuchte Joe, den Raketenwerfer genau auszurichten, um die Brücke hinter ihnen zu sprengen, sobald sie auf der anderen Seite waren. Plötzlich kam ein Redneck von der Ladefläche eines Pick-ups hervor und zerschoss ihren hinteren linken Reifen mit einer Schrotflinte. Der Truck schaukelte schwindelerregend und für einen Moment dachte Joe, dass sie im Fluss landen würden. Doch Blackie drückte das Gaspedal durch und riss das Lenkrad herum. Der Motor heulte auf und das Heck rutschte seitwärts, doch die Vorderräder waren auf festem Boden. Der Pick-up hinter ihnen begann, die Brücke zu überqueren. Joe feuerte.

Bei einem Schuss aus so kurzer Entfernung war die Wucht der Explosion gewaltig. Die Brücke zersplitterte, die Front des Pick-ups war zerstört und der Truck stürzte hinunter und landete am Flussufer. Das Heck hing über der zerstörten Brücke und begann zu brennen. Joe war nach dem Schuss auf dem Boden des Trucks in Deckung gegangen, doch er war benommen und hatte keinen Schimmer, wo der Raketenwerfer oder die verbleibende Rakete war. Das Heck des Trucks war durch den Aufprall eingedrückt und die Achse gebrochen. Feather und Blackie, die auf Joes Beharren beide angeschnallt auf ihren Sitzen saßen, waren etwas durch den Wind aber in Ordnung. Sie krochen aus den vorderen Fenstern des Trucks und riefen nach Joe.

Joe hörte Grables panisch gegen den Sitz treten. Er entfernte die Abdeckung und versuchte, das Schloss zu öffnen. Es war blockiert. Er rüttelte dran, doch der Riegel war durch den Unfall verbogen und steckte fest. Grables hörte ihn und trat fester. „Hey!“, hörte Joe eine Stimme rufen, gedämpft wie durch ein Kissen. „Hey!“

„Joe!“ Es war Feather. „Komm schon. Die Scheiße fliegt gleich in die Luft.“

Er hatte recht. Joe konnte sehen, wie die Flammen größer wurden. Kugeln hagelten durch die Rückseite des Trucks. Solange er am Boden blieb, konnten sie ihn durch all den Stahl nichts anhaben, doch früher oder später würden die Kugeln oder die Flammen den Tank oder die letzte Rakete erreichen. Joe lehnte sich zurück und trat fest mit dem flachen Fuß auf das Schloss. Nichts. Noch mal. Es rührte sich kein bisschen.

Blackie und Feather schrien. „Joe! Was zur Hölle?! Komm schon!“

Der Truck schaukelte erneut, als eine brennende Planke unter ihm nachgab. Joe sah die Flammen näherkommen. Maschinengewehrmunition prasselte und ein Heulen ertönte aus dem Schließfach, als Grables angeschossen wurde. Die Kugel durchbohrte das Schließfach.

„Sorry“, sagte Joe, auch wenn er wusste, dass man ihn nicht hören konnte. Dann ging er.

Joe kletterte durch das Fenster auf der Fahrerseite. Blackie zog ihn heraus, während Feather und Cash auf dem Boden lagen und Deckungsfeuer gaben. Sie liefen den Hang hinauf zum BMW und Cash gab Vollgas, wodurch das Heck leicht ausbrach, bevor sie sich aus dem Staub machten. Dann hörten sie die Explosion.

Die Flammen hatten die Rakete erreicht und sie ist explodiert, wodurch umgehend die Gase in dem Tank entzündet wurden, die erst einen orangefarbenen Feuerball und dann schwarzen Rauch in die Luft beförderten, während die Einzelteile von zwei Trucks und höchstwahrscheinlich Grables in der Gegend verteilt wurden. Die Struktur der Brücke, die bisher standgehalten hat, brach nun ebenfalls unter der Wucht der Explosion zusammen und fiel brennend in den Fluss, wo die Flammen mit einem Zischen erloschen.

Während sie die schmale Straße hinunterrasten und die Bäume links und rechts verschwommen an ihnen vorbeizogen, entfernte Joe rasch das Magazin aus der Glock des Deputy und warf es aus dem Fenster. Dann zog er den Schlitten zurück, um die Kugel, die im Lauf steckte, ebenfalls aus dem Fenster zu schmeißen. Im Anschluss montierte er den Schlitten ab und machte die Pistole untauglich, indem er seinen Haustürschlüssel in eine kleine Öffnung steckte, den Verschlussfang entsicherte und den Schlagbolzen entnahm. Er warf die Teile während der Fahrt nacheinander aus dem Auto.

„Waffen weg. Wischt sie ab und dann gebt sie mir.“

„Bist du sicher?“, fragte Feather neben ihm auf dem Rücksitz, „was ist, wenn die uns einholen?“

„Selbst, wenn sie es über den Fluss schaffen, sind sie zu Fuß. Aber wenn wir angehalten werden, sind wir am Arsch.“