Familie mit Herz 144 - Marlene Menzel - E-Book

Familie mit Herz 144 E-Book

Marlene Menzel

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Maren Pfalz traut sich seit einem schweren Reitunfall nicht mehr in den Sattel. Für ihre beiden Töchter versucht sie jedoch alles, um den verschuldeten Reiterhof ihres verstorbenen Mannes weiterzuführen. Denn sie hängen sehr an den Pferden und verknüpfen damit viele Erinnerungen an ihren Vater.
Als ins alte Farmhaus nebenan der aufgeschlossene Daniel einzieht, ändert sich Marens Leben komplett. Nicht nur, dass sich der Zugezogene bestens mit Pferden auskennt, er ist auch noch der perfekte Reitlehrer für ihre zwei Mädchen.
Schnell freundet sich Maren mit Daniel an, fasst durch ihn sogar langsam wieder Vertrauen zu den Tieren und fühlt bald immer häufiger in der Nähe dieses Mannes so ein seltsames Flattern in ihrem Bauch. Hat sie sich etwa in ihn verliebt?


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 133

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Das Glück auf dem Pferderücken

Vorschau

Impressum

Das Glück auf dem Pferderücken

Wie Maren nach ihrem traumatischen Unfall ins Leben zurückfand

Von Marlene Menzel

Maren Pfalz traut sich seit einem schweren Reitunfall nicht mehr in den Sattel. Für ihre beiden Töchter versucht sie jedoch alles, um den verschuldeten Reiterhof ihres verstorbenen Mannes weiterzuführen. Denn die beiden hängen sehr an den Pferden und verbinden viele Erinnerungen an ihren Vater mit dem Hof.

Als ins alte Farmhaus nebenan der aufgeschlossene Daniel einzieht, ändert sich Marens Leben komplett. Nicht nur, dass sich der Zugezogene bestens mit Pferden auskennt, er ist auch noch der perfekte Reitlehrer für ihre zwei Mädchen.

Schnell freundet sich Maren mit Daniel an, fasst durch ihn sogar langsam wieder Vertrauen zu den Tieren und fühlt bald immer häufiger in seiner Nähe so ein seltsames Flattern in ihrem Bauch. Hat sie sich etwa in ihn verliebt?

»Ihr bewegt euch nur innerhalb des Grundstücks. Ich möchte euch nicht schon wieder auf einem Nachbarhof erwischen«, bestimmte Maren Pfalz und strich ihrer jüngsten Tochter Natalie liebevoll über das kastanienbraune Haar.

Die braune Wuschelmähne und auch die großen braunen Mandelaugen der Zehnjährigen erinnerten Maren stets schmerzhaft an Alex, den Vater ihrer beiden Kinder, ihren verstorbenen Mann.

»Ja, Mama«, antwortete ihre vier Jahre ältere Schwester Lisa und half Natalie mit dem Verschluss des Reithelms.

»Und dass ihr auf keinen Fall eure Helme zwischendurch abnehmt!«

Lisa verdrehte die Augen.

Maren war ihr nicht böse. Sie wusste, dass sie eine übervorsichtige Mutter war, die ihre Kinder schnell mit ihrer Sorge erdrückte. Sofort hob sie beide Hände und zog sich zurück. Ihre Töchter brauchten ihren Freiraum, um sich zu entfalten. Alex hätte ihr das Gleiche geraten.

Durch das Zusammenleben mit den Pferden waren sie ausgeglichener und glücklicher als andere Kinder, glaubte Maren. Zudem hoffte sie, dass sie durch die Tiere den schmerzlichen Verlust ihres Vaters besser verarbeiteten. Leider flüchtete sich Lisa seit der Pubertät zunehmend in ihr Handy und vernachlässigte die täglichen Pflichten auf dem Reiterhof meistens.

Noch einmal trat Maren an die Mädchen heran.

»Und es wird nicht aus dem Sattel heraus gepostet«, ermahnte sie insbesondere ihre Ältere.

»Es war nur ein Foto«, beschwerte sich Lisa genervt. »Andere machen das auch.«

»Mir ist egal, was andere machen«, konterte Maren streng. »Ich möchte, dass du dich zu einhundert Prozent auf deine Schwester und eure Pferde konzentrierst. Du hast jetzt eine Verantwortung zu tragen.«

»Ja, weil du nicht mehr selbst reitest. Schon klar.«

»Nicht in diesem Ton, Lisa.«

Ein Schnaufen genügte Maren zur Bestätigung. Sie wusste, dass sich der Rauch verzog, sobald sie mit ihrer Stute über die weiten Wiesen und Felder Brandenburgs ritt.

Als beide Mädchen mit einem eleganten Schwung aufstiegen, fühlte Maren Wehmut und Stolz in sich. Am liebsten wäre sie mit ihnen geritten, doch das war nun seit einem Jahr nicht mehr möglich.

»Mama, weinst du etwa?«, wollte Natalie plötzlich wissen.

Maren wischte sich über die tränennassen Augen und zwang sich zu einem entspannten Lächeln.

»Aber nein, ich vertrage wohl nur die Rapsfelder nicht. Seid pünktlich zum Mittagessen zurück, heute gibt es euer Lieblingsessen.«

»Versprochen«, erwiderte Natalie glücklich und griff die Zügel ihres Fuchses Nexus.

Der irische Warmblüter trippelte unruhig vor und zurück. Maren hoffte, dass das am Wetterumschwung lag und nicht daran, dass er ihre zehnjährige Tochter nicht tragen wollte. Doch Nexus gewöhnte sich sogleich an Natalies stummen Befehle.

Lisa ritt auf ihrer Schimmelstute namens Miss Ellie vorneweg und führte die zwei an. Sie war die Erfahrene von den beiden und kannte sich auf der Koppel bis zur Waldgrenze aus. Lisa war häufig mit Maren und Alex ausgeritten, bevor ein Unglück nach dem anderen die kleine Familie erschüttert hatte.

»Und ruft an, wenn was ist!«, rief sie ihnen noch nach, war sich aber nicht sicher, ob der Wind ihre Worte fortgetragen hatte.

♥♥♥

Marens Kehle wurde trocken, ihre Handflächen schwitzten. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, wie sie es in der Therapie gelernt hatte, um der Panikattacke entgegenzuwirken. Die Witwe stützte sich dabei auf ihre lebenslange Begleitung in Form einer ärztlich verschriebenen Krücke. Sie sollte Maren das Gehen erleichtern und ihr im Alltag helfen. Ihre Augen hielt sie einen Moment lang geschlossen und lauschte den Singvögeln hoch oben in den Pappeln, die ein wunderschönes Lied anstimmten. Friedvoll lehnte sich Maren auf den Bretterzaun ihrer Weide und träumte sich in eine Zeit zurück, als sie zu viert den Amseln und Meisen gelauscht hatten.

Ein lautes Schnaufen riss sie aus ihren Gedanken. Warme, muffige Luft traf ihre Wangen. Die Frau machte einen ängstlichen Schritt rückwärts, als sich ein riesiger schwarzer Kopf in ihr Blickfeld schob.

Hengst Tronje betrachtete seine Herrin neugierig. Seine Nüstern weiteten sich mehrmals, während er Maren beschnupperte. Natürlich erkannte das Tier seine Besitzerin sofort. Seine Ohren stellten sich aufmerksam auf, aber sie hatte nicht vor aufzusatteln. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und streichelte ihrem einstigen Lieblingspferd über das weiche Maul. Ihre Finger bebten.

»Nicht heute«, raunte sie traurig und winkte den Mädchen in der Ferne, die auf ihren beiden Connemara-Ponys gerade am Horizont verschwanden.

Maren seufzte. Sie fühlte den Stich in ihrem Herzen. Noch immer sehnte sie sich nach der Freiheit, die man nur auf einem Pferderücken erlebte, doch dann übermannte sie die Panik, sobald sie sich Tronje nur näherte. Sofort schossen Maren Bilder ihres blutigen, herausragenden Knochens durch den Kopf, und sie erinnerte sich an den unbändigen Schmerz, der sie hatte ohnmächtig werden lassen. Nein, sie war noch nicht bereit für den nächsten Schritt und würde es womöglich nie sein, so leid ihr der Holsteiner Rappe auch tat.

Maren kamen Zweifel, weil sie ihre jüngste Tochter mit nicht einmal elf Jahren schon ausreiten ließ, doch die anderen Eltern erlaubten es ihren Kindern im gleichen Alter auch. Zudem war Lisa dabei, um auf sie achtzugeben.

Wenigstens in diesen Momenten löste sich ihre Tochter vom Smartphone, an dem sie fast täglich hing, statt sich auf die Schule zu konzentrieren. Maren wollte nicht, dass ihre Mädchen geärgert oder ausgeschlossen wurden. Ohne Vater hatten sie es schwierig genug. Somit erlaubte sie ihnen Technik und Tiere gleichermaßen, was finanziell zu einem Drahtseilakt wurde.

Seufzend humpelte Maren zurück zum Haus. Der Geruch von Heu und Sonnenmilch lag in der Luft, weil ein paar Urlauber ihre Tiere bei den Pfalzer Pferdenarren untergestellt hatten und heute wieder abholten.

Maren grüßte das Paar und ihre fünfzehnjährige Tochter freundlich, die soeben dabei waren, einen Haflinger in den Pferdehänger zu laden. Das Tier ließ sich nur mit Futter lotsen und entlockte Maren ein Lächeln. Sie liebte Pferde über alles.

Jedes Tier hatte seine ganz eigene Persönlichkeit, ähnlich dem Menschen. Halter und Pferd mussten zueinanderpassen und aufeinander vertrauen, um ein eingespieltes Team zu werden.

Der Hengst bockte jedoch und warf seinen Kopf wild zurück, als er in die enge Box sollte. Stallbursche Jonas Paulsen stellte seine Schubkarre voller Dung beiseite und kam ihnen zu Hilfe. Der Jugendliche geleitete das Tier schließlich erfolgreich hinein. Er hatte ein Händchen für Pferde.

Maren war froh, sich damals für ihn entschieden zu haben. Jonas war der einzige Kandidat ohne brauchbare Zeugnisse oder Vorerfahrung gewesen, aber Marens Bauchgefühl hatte ihr gesagt, dass er der Richtige für ihren Hof war. Sie bereute ihre Entscheidung auch nach vier Jahren nicht.

Jonas trug Gummistiefel und ein kariertes Hemd. Seine verwuschelten roten Haare standen ihm leicht verschwitzt vom Kopf ab, und auf seiner hellen Stirn glitzerten Schweißperlen. Der sommersprossige Tierpfleger war all das Geld wert, das sie ihm zahlte. Maren hätte ihm gern mehr geboten, doch das überstieg ihre Möglichkeiten. Trotz steigender Kosten hatte sie ihn wenigstens nie um Nachsicht gebeten, sein Gehalt heruntergestuft oder ihn gar entlassen. Sie brauchte den jungen Mann immerhin, um die wenigen Kunden im Jahr zufriedenzustellen und überhaupt noch Einnahmen zu haben. Seit Marens Unfall arbeitete Jonas für zwei.

Die junge Witwe betrat das Einfamilienhaus aus beigem Backstein. Noch immer verzauberten sie die dunklen Fensterrahmen, die sich passend zum Dach von der hellen Außenfassade abhoben.

Sie streifte an der Galerie im Flur entlang und blieb an ihrem imposanten Gemälde von Holsteiner Tronje hängen, das sie einst eigenhändig mit Ölfarben direkt an der Koppel gemalt hatte. Marens Talent für die Komposition von Licht und Farbe hatte ihr damals viele Bewunderer beschert. Doch schon lange kamen keine Besucher mehr, um sich ihren Verkaufsstand anzusehen. Seit Alex' tödlichem Unfall auf der Landstraße vor drei Jahren waren ihnen Stammgäste und Kunstinteressierte abgesprungen. Maren hatte die Malerei nach ihrem eigenen Unglück mit Tronje schließlich eingestellt. Sie bot ihre übrigen Gemälde für wenig Geld im Internet an, doch selbst dort kam höchstens ein einzelner Verkauf pro Jahr zustande.

Zu Marens Überraschung hatte der Tierpfleger ihr die Post bereits ordentlich sortiert auf den Küchentisch gelegt. Die Mahnungsbescheide lagen absichtlich zuunterst, damit sie sie erst sah, wenn sie schon saß. Maren lächelte traurig.

Was würde sie nur ohne Jonas machen? Dass ein junger Mann hinaus in die Welt und mehr erleben wollte als Pferdeäpfel und Hufeisen, war ihr bewusst. Eines Tages würde er Lebewohl sagen und seine Karriere woanders vorantreiben.

Sie öffnete ihre Post und warf die Werbung unbeachtet in den Müll. Danach widmete sie sich notdürftig ihren Schuldenbergen. Der Pferdehof schrieb rote Zahlen, und noch immer war kein Ende in Sicht. Früher oder später musste sich Maren mit dem Gedanken anfreunden, den geliebten Hof zu verkaufen.

Sie stellte sich die tieftraurigen Gesichter ihrer Kinder vor. Wie sollte sie ihnen beibringen, dass Papas ganzer Stolz abgegeben werden musste? Marens Herz zerriss schon allein bei dem Gedanken daran in tausend Teile. Außerdem hing sie selbst sehr an diesem Ort. Alex' Seele lag in jedem einzelnen Grashalm und jedem Backstein davon. Überall sah Maren ihn, wenn sie über den Innenhof schritt.

Entmutigt ließ sie den Mahnbrief mit der horrenden Summe sinken und warf einen Blick aus dem Fenster hinüber zum verlassenen Hof des kürzlich verstorbenen Landwirtes Hermann Graubach. Bei ihm hatte Maren früher Hühnereier und Fleisch zum halben Preis bekommen.

Bereits das dritte Mal fuhr heute ein großer weißer Transporter entlang der Felder zum Nachbargrundstück. Wer ausstieg, konnte Maren vor lauter Raps nicht sehen.

Sie versteckte die Briefe in der Küchenschublade, damit ihre Mädchen sie nicht fanden. Dann machte sich Maren auf den Weg zum Stall. Es gab noch genug Arbeit zu erledigen ...

♥♥♥

Als die Mädchen zurück waren, begrüßten sie ihre Mutter stürmisch. Glücklich warf sich Natalie in ihre Arme. Dabei rutschte ihr der Helm vom Kopf, den sie nun nicht mehr brauchte. Ihr braunes Haar lag platt an der Stirn an, und ihre Wangen leuchteten rosig.

»Es war so schön da draußen«, jauchzte die Zehnjährige. »Dürfen wir das bald wieder machen?«

Maren blinzelte die Tränen fort und nickte.

Sie war erleichtert, dass der erste eigene Ausritt außerhalb der eingezäunten Koppel geglückt war. Niemand war zu Schaden gekommen, und beide Mädchen waren wohlbehalten zurückgekehrt. Auch den Ponys ging es gut. Sie schwitzten und schnaubten.

Ein lautes Wiehern ließ die Köpfe der Gruppe herumschnellen. Tronje trabte heran und begrüßte die Rückkehrer freudig. Normalerweise wäre es ein harmonisches Bild gewesen, aber in Maren verkrampfte sich alles. Sofort sah sie sich wieder am Boden liegen, über ihr das große dunkle Pferd. Sie hörte und spürte noch immer sein Stampfen, als der riesige Huf nur wenige Zentimeter neben ihrem Gesicht aufgetroffen war.

Maren verlor den Halt, aber ihre Kinder konnten sie stützen. Sie halfen ihrer Mutter zurück auf die Krücke.

»Danke«, wisperte sie tonlos und wandte den Blick von dem Rappen ab. »Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist.«

»Du bist ja ganz blass. Ist wieder böse Post gekommen?«, fragte Lisa direkt und weitete ihre blauen Augen ängstlich.

»Woher ...?«, keuchte Maren und stockte. Dann lächelte sie müde. Sie belog ihre Töchter nicht gern, aber heute war sie zu erschöpft für die Wahrheit. »Nein, heute gab es keine Briefe. Macht euch keine Sorgen, es wird alles gut. Euer Papa passt immer auf uns auf.«

Jonas sah betreten zu Boden und bohrte seine Stiefelspitze in den Sand. Die Mädchen wechselten einen vielsagenden Blick. Sie waren zu alt, um an Lügenmärchen zu glauben. Natürlich durchschauten sie ihre Mutter, waren aber intelligent genug, nicht weiter darauf einzugehen.

Marens Schmerz saß tief, wenn sie an die Zukunft ihrer Kinder dachte. Und was würde erst aus ihren drei Pferden werden, wenn sie einmal fortmussten? Gleich drei eigene Tiere bedeuteten viel Platz, Zeit und Geld. Schon bald würden sie sich ihre Unterbringung nicht mehr leisten können. Die Banken würden Maren zudem keinen weiteren Kredit dieser Größenordnung gewähren.

Sie zog ihre Töchter näher an sich heran und küsste erst den dunkelblonden, dann den braunen Schopf liebevoll. Tronje beobachtete die Szene interessiert. Er erhoffte sich offenbar ebenfalls eine Streicheleinheit. Doch für heute hatte Maren genug von ihm gesehen. Sie wandte sich stattdessen an Jonas.

»Könntest du bitte ...«, begann Maren.

Sie musste ihren Satz nicht beenden. Jonas bejahte sofort. Er würde für Tronjes heutige Bewegung sorgen. Wenn er ihn nicht selbst ritt, würde der Pfleger ihn eine Weile an der langen Longe im Kreis traben lassen und ein anspruchsvolles Rückentraining mit ihm machen. Tronjes ausgeprägte Muskulatur durfte nicht verkümmern.

Da Maren ihn nicht mehr ritt, spielte sie mit dem Gedanken, das Pferd zu verkaufen, solang es noch gesund und kräftig war. Es gab viele Interessenten für ein edles deutsches Warmblut. Holsteiner waren eine gefragte Rasse fürs Dressur- oder Springreiten, aber auch für die Freizeit. Sie waren ruhige, mutige Tiere mit einem stolzen, aufrechten Gang. Zudem schimmerte Tronjes schwarzes Fell wunderschön in der Sonne. Er war gepflegt und sah prächtig aus.

Auf dem traditionellen Fest für Pferdeliebhaber, Züchter und Familien würde Maren ihren Hengst anpreisen und vielleicht bereits verkaufen können. Mit dem Geld für Tronje könnte sie die offenen Rechnungen bezahlen und erst einmal aufatmen. Danach müssten neue Ideen her.

Ihre Augen wanderten ganz automatisch zu dem hochgewachsenen Rappen hinter dem Gatter. Seine großen Augen musterten sie. Noch immer schrie sein Blick nach Aufmerksamkeit.

Maren wusste, dass es nicht leicht werden würde, ihn für immer gehen zu lassen. Alex hatte ihn ihr damals zum Hochzeitstag geschenkt, doch ausgerechnet Tronje war es gewesen, der ihr Leben beinahe beendet hätte.

Jonas schenkte Maren einen mitfühlenden Blick, behielt seinen Kommentar jedoch für sich. Er konnte sich denken, was für böse Überraschungen die Post für Maren und ihr Geschäft bereitgehalten hatte. Umso schöner, dass ihre Töchter zufrieden heimgekehrt waren und strahlten.

Die drei Pfalz-Frauen machten sich an die tägliche Arbeit, die ein Reiterhof mit sich brachte. Wie immer um diese Zeit half der Stallbursche beim Ausmisten und Füttern mit. Außerdem mussten die Pferde gewaschen, gestriegelt und gebürstet werden. Das kalte Wasser half ihnen bei der Durchblutung und sorgte für eine angenehme Erfrischung im Sommer.

»Lisa, leg das Handy beiseite, und hilf uns!«, rief Maren ihrer Tochter verärgert zu. »Das hat doch sicher Zeit bis nachher!«

»Ja, gleich. Ich durfte ja nicht von unterwegs aus posten«, antwortete die Teenagerin zänkisch und hob nicht einmal den Blick, während ihre Finger flink über das Display glitten.

Währenddessen hielt Natalie die Tiere ruhig, und Jonas kratzte ihre Hufe aus. Er befreite sie von Steinen, Erde und Mist.

Endlich hatte Lisa ein Einsehen und steckte das Gerät weg. Maren bereute ihre Entscheidung, der Vierzehnjährigen ein Handy gekauft zu haben. Sie wirkte seit Monaten abgelenkt und unnahbar. Wer wusste schon, auf welchen Seiten sie sich herumtrieb?

Maren schüttelte ihre Ängste schnell wieder ab, drückte Lisa den Wasserschlauch in die Hand und humpelte zum Haus.

Während die drei beschäftigt waren, kümmerte sie sich um Anfragen, Telefonate, E-Mails und ihre Webseite. Das veraltete Design war etwas, das sie längst hatte angehen wollen. Ihre Seite sollte frisch und modern aussehen, nicht trist und langweilig. Ihr Mann hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Online-Präsenz auf Vordermann zu bringen und aktuell zu halten, doch sein unerwarteter Tod hatte seine Pläne vereitelt und eine Lücke in Marens Alltag gerissen.