Bücher von David Walliams:Banditen-PapaBillionen-BoyDas EismonsterDie MitternachtsbandeDie schlimmsten Kinder der WeltDie allerschlimmsten Kinder der WeltDie schlimmsten Eltern der WeltFINGGangsta-OmaGangsta-Oma schlägt wieder zu!Gestatten, Mr. StinkKicker im KleidPropeller-OpaRatten-BurgerRobodogSpace-BoyTerror-TantchenZombie-Zahnarzt
Aus dem Englischen von Bettina Münch Illustriert von Adam Stower
Die englische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel «The Blunders» bei HarperCollinsPublishersLtd, London. Erschienen bei Fischer Sauerländer E-BooksCopyright für die deutsche Übersetzung © 2025, Fischer Sauerländer GmbH, Hedderichstraße 114, 60596 Frankfurt am Main«The Blunders» Copyright © 2023 by David WalliamsCover-Lettering des AutorennamensCopyright © 2010 by Quentin BlakeDavid Walliams und Adam Stower sind als Autor und Illustrator dieses Buches urheberrechtlich geschütztInk splats used under licence from ShutterstockDie Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.Lektorat: Eva JaeschkeCovergestaltung: Cordula Schmidt Design, Hamburg,nach dem Original von HarperCollinsPublishers 2023Coverabbildung: Adam Stower 2023Satz: Konstantin KleinwächterE-Book-Produktion: rombach digitale manufaktur, FreiburgAbhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegeben Textes kommen. Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt. 978-3-7336-0893-4
Für Alfred.Ich hoffe, dieses Buch bringt dich zum Lachen, denn dein Lachen ist für mich der schönste Klang der Welt.Dein Dad
D
ANKESCHÖNS
ICH BEDANKE MICH BEI … CALYPOKVerlegerinADM STWRMeinem IllustratorCHRLI REMECEOPAU STVENMeinem literarischen AgentenNIK AEMeinem LektorVAL BRTWIEKreativdirektorin
AX COAMarketingleiterERN GRNLeitende GrafikerinMEA REDLektorinSALYGRFIGestalterinMATE KELYLeitender GrafikerTA HOUGAAudioredakteurinGEALDN STOUDPR-Direktorin
DARF ICH VORSTELLEN: Familie von Murks.Familie von Murks ist die vermurksteste Familie in der vermurksten Geschichte der Murkserei.Die Murkser, wie sie sich selbst nennen, leben in einem verfallenen Herrenhaus namens Schloss Murksim Herzen der englischen Provinz. Es ist seit Jahrhun-derten der Stammsitz der Familie.Dort hängen die Gemälde verkehrt herum, die Tape-ten blätternab,und die Fensterscheiben sind zersprun-gen, aber das alles spielt keine Rolle, denn Schloss Murks ist der Ort, den die Familie ihr Zuhausenennt.
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R MN VN MURSDer Vater der Familie ist ein typischer adliger Schnösel. Er steht an 526ster Stelle der englischen Thronfolge. Manny muss also nur daraufwarten, dass 5267 vornehme Leute tot umfallen, dann wird er KÖNIG! Nicht, dass er unbedingt König sein möchte. Manny Murks ist nämlich Erfinder! Eine seiner Erfindungen ist die AUFBLASBARE UNTERHOSE, die sich aufbläst, sobald sie nass wird. Das ist perfekt, wenn man ins Meer fällt. Aber weniger perfekt, wenn dir ein feuchtes kleines Missgeschick passiert. Manny ist überzeugt, dass seine Erfindungen der Familie ein Vermögen einbringen werden, aber leider kosten sie seine Familie jedes Mal ein Vermögen.Nichtsdestotrotz lieben ihn alle von Herzen.
ady Molie VN MurksMollie ist Mannys liebende Ehefrau. Die beiden sind sich vor zwanzig Jahren aufdem Sommerball der adligen Schnösel begegnet, wo sie zusammenstießen und gemeinsam in das Dessert stürzten. Nachdem sie sich Schlagsahne, Biskuit, Obst und Vanillesoße aus den Augen gewischt hatten, war es Liebe aufden ersten Blick.Wie viele vornehme Leute ist Mollie ganz besessen von Pferden. Sie läuft grundsätzlich nur in Reitkleidung herum und immer mit einer Gerte in der Hand, während sie ständig «Hüa!» schreit. Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Mollie hat gar kein Pferd.
PGSUPegasus ist das imaginäre Pferdvon Lady Murks. Da es nicht existiert, brauchen wir auch kein Bild. Du kannst hier gern eins in den Rahmen kritzeln.
DY MURS NOMannys Mutter ist schon über achtzig. Und ihr liebster Zeitvertreib ist Schießen, Schießen und noch mal Schießen. Man sieht sie nie ohne ihre Donnerbüchse. Nachdem ihr Ehemann bei einem merkwürdigen Donnerbüchsenunfall ums Leben kam, wurde ihr ältester Sohn Manny der Schlossherr. Manny mag zwar glauben, dass er das Oberhaupt der Familie ist, aber das stimmt ganz und gar nicht.Oh, nein!Lady Murks senior ist die Herrin im Haus!
MNI VN MURSMinnie ist die zwölfjährige Tochter von Manny und Mollie. Mit ihrem Pferdeschwanz, ihrem Tutu und den Steppschuhen sieht sie aus wie ein Traum. Aber sie kann ein echter Albtraum sein! Minnie ist der Liebling ihres Vaters. In seinen Augen ist sie absolut perfekt. Und genau deshalb hält Minnie sich auch für eine erstklassige Balletttänzerin, Malerin und Hula-Hoop-Reifen-Schwingerin, obwohl sie nichts davon jemals probiert hat. Auf jeden Fall aber ist sie großartig darin, ihren kleinen Bruder fies zu behandeln.
MG VN MURSMagnus ist ein schmuddeliger zehnjähriger Junge. Seine Kleider sind besudelt mit Schlamm, Marmelade, Soße, Dreck und Rotz. Er ist Minnies kleiner Bruder. Und im Gegensatz zu seiner Schwester liebt er alles, was eklig ist.Er gräbt im Garten Würmer aus, um sie zu essen.Er putzt sich mit den Vorhängen die Nase.Er trinkt Wasser aus Pfützen.Aber am meisten Spaß macht es ihm, seine große Schwester fies zu behandeln.
BUTLE DR BUTLEButler heißt mit Nachnamen Butler, aber gleichzeitig ist er auch der Butler. Und das ist gut so, denn dadurch können die Murkser weder seinen Namen vergessen noch seinen Beruf. Oder beides. Butler entstammt einer langen Linie von Butlern. Alle hatten das Pech, für Generationen von Murksern als Butler zu arbeiten. Er ist neunundneunzig Jahre alt, aber immer noch fit.Einigermaßen jedenfalls.
CDICedric ist der Hausstrauß der Familie von Murks. Natürlich ist ein Vogel Strauß kein vernünftiges Haustier, aber die Murkser sind auch keine vernünftige Familie. Cedric liebt es, Leuten in den Hintern zu beißen.Davon später mehr.
DE BRNSDie Baroness ist das ramponierte Auto der Familie von Murks, ein uralter Rolls-Royce. Leider hat der Motor schon vor Jahrzehnten den Geist aufgegeben. Daher ist die Baroness nun mit vier Pedalpaaren ausgestattet.
DR MN VN DR BNDer Mann von der Bank ist ein kleiner Mann mit einem großen Plan. Dem großen, bösen Plan, sich Schloss Murks unter den Nagel zu reißen.
KANONEMANSARDEBADEZIMMERKÜCHE
W
ILOMNAUF
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CSMRKS
DACHDACHBODENSCHLAF- ZIMMERSPEISE- ZIMMERBALLSAALBÜCHEREISALONKELLER: MANNYS WERKSTATT
ord Manny von Murks hatte einen Traum. Einen Traum, der so groß war, dass er damit die Welt zu verändern hoffte.Manny verbrachte seine Tage damit, Erfindungen zu erfinden. Erfindun-gen, die ihm einen Platz in den Geschichtsbüchern sichernwürden.In den tiefsten Tiefen von Schloss Murks hatte Mannyeine Werkstatt. Und im ganzen Keller verteilt, standen seine «genialen»Erfindungen herum.DASÜBE GESCHÄFTMT DMÜBLE GECÄT I
BOMBENSICHERE WINDELN Für die gelegentlichen Explosionen.KARTOFFELPÜREE-SCHLEUDERKann aus hundert Meilen Entfernung Kartoffelpüree aufeinen Teller schleudern.SEIFE MIT KORDEL Manny war überzeugt, dass sie ein Knüller werden würde, bis er feststellte, dass bereits jemand anderes Seife mit Kordelerfunden hatte. Es folgten Seife mit Seife und Kordel mit Kordel, aber nichts davon setzte sich durch.ROLLERSKATES FÜR KATZENIdeal für Katzen, die es eilig haben.SCHAUMFREIES SCHAUMBAD Bietet den ganzen Spaß eines Schaumbades, aber ohneden Spaß des Schaums.DAS FLIEGENDE FAHRRADMan muss nur mit hundert Meilen die Stunde in die Pedale treten, und schon hebt es ab. FELL IN DER DOSE Perfekt für das felllose Tier in deinem Leben.DIE TOILETTE FÜR ZWEIWurde am Valentinstag eingeführt. Auf dieser Toilettemit Doppelsitz können Pärchen ihr Geschäft verrichten, während sie sich dabei in die Augen schauen. Total romantisch!ESSBARE SOCKEN Nur mit Käse-Zwiebel-Geschmack.DIE FLIEGENDE TEEKANNE Zum Teetrinken für unterwegs. DER SUPERSAUGER Ein Strohhalm, mit dem man hundert verschiedene Getränke auf einmal trinken kann.DAS KUCHENAUTO Ein Auto, das komplett aus Kuchen besteht. Nichtzu verwechseln mit AUTOKUCHEN, einem Kuchen der komplett aus Auto besteht. Ideal, wenn man auflangen Fahrten hungrig wird.
SEIFEKartoffelDONG!Eines Tages ersann Manny etwas so teuflisch Raffiniertes, dass er – erschüttert von seiner eigenen Genialität – in Ohnmacht fiel.
IHIER SEHEN SIE DEN MONOSCHUH!DER SCHUH, DER AN BEIDE FÜSSE PASST!», rief Manny.Er stand in seiner Werkstatt, hatte seine Füße in einen großen Schuh gezwängt, um dem Mann von der Bank seine neueste Erfindung zu demonstrieren.«Ich nehme an, man muss ziemlich gut hüpfenkön-nen», erwiderte der Mann von der Bank.Er war ein tadellos gekleideter kleiner Herr mit einer makellosen schwarzen Melone aufdem Schoß.SCHWARZE MELONEDRAHTBÜGELBRILLEKLEINER SCHNURRBARTHEMD MIT SMOKINGKRAGENSEIDENSCHLIPSJACKETTWESTEGOLDENE TASCHENUHR MIT KETTEZUSAMMEN- GEROLLTER REGENSCHIRMGRAUE NADEL-STREIFENHOSEPOLIERTE SCHUHE
Manny war das glatte Gegenteil mit seinen wilden Haaren, dem mottenzerfressenen Pulloverund einer Kordel als Gürtel. Obwohl er ein Lord war und dieses herrschaftliche Haus besaß, war er nicht gerade gut bei Kasse. Allein Schloss Murksvor dem Verfall zu bewah-ren, verschlang Jahr für Jahr ein Vermögen. Gerade des-halb waren die Erfindungen so wichtig für ihn. Manny war sicher, dass er die Geldprobleme der Familie von Murks ein für alle Mal würde lösen können.STRUBBELIGE HAAREHEMD MIT HALB ABGELÖSTEM KRAGENTWEEDJACKEVOLLGESTOPFTE HOSENTASCHENBEKLECKERTER SCHLIPSARMBANDUHR, DIE STEHEN GEBLIEBEN ISTPULLOVER MIT LÖCHERN DARIN (ODER LÖCHER MIT EINEM PULLOVER DAZWISCHEN)BUCH ÜBER STRENG GEHEIME ERFINDUNGENKORDELGÜRTELCORDHOSEUNTERSCHIEDLICHE SOCKENMONOSCHUH
«Ja, natürlich muss der MONOSCHUH-Träger eher hüpfen als gehen», sagte Manny.«Aber bedenken Sie nur,wie viel Zeit man sparen kann, wenn man am Mor-gen nur einen Schuh statt zwei anzieht!»Der Mann von der Bank seufzte. Manny hatte ihm in der Hoffnung darauf, dass die Bank ihn unterstützen würde, im Laufe der Jahre zahllose verrückte Ideen aufgetischt, aber jede einzelne davon war zum Scheitern verurteilt.«Lassen Sie mich Ihnen den MONOSCHUH demons-trieren!»Damit begann Manny durch die Werkstatt zu hopsen.BOING!BOING! BOING!Er knallte gegen einen Tisch … PENG!… riss seine Erfindungen aus den Regalen …ZACK!… und landete auf dem Schoß des Mannes von der Bank.
29PLUMPS!«SCHEREN SIE SICH RUNTER VON MIR, SIE TROTTEL!»«Kinderkrankheiten!», erwiderte Manny, als er sich schwankend wieder aufrichtete.Der Mann untersuchte seine Melone, die jetzt wie eine Schiebermütze aussah.«SEHEN SIE NUR, WAS SIE ANGERICH-TET HABEN!», schimpfte er.«Die erste zusammenklappbare Melone der Welt», sagte Manny,als er dem Mann den Hut abnahm. «Las-sen Sie sie mich wieder aufklappen.»Doch bei dem Versuch, die Sache in Ordnung zu brin-gen, wurde alles nur noch schlimmer. Er schlug mit der Faust geradewegs durch den Hut.«Ups!», sagte Manny, ehe er das Beste aus der Situa-tion zu machen versuchte und dem Mann den Hut wie-der aufsetzte. «Das könnte durchaus Erfolg haben: Der erste nach oben offene Hut der Welt!»Der kleine Mann sprang erbost auf. «Ich habe wirk-lich genug von diesem UNSINN!»Niedergeschlagen sagte Manny: «Dann leiht mir die Bank also kein Geld, damit mein MONOSCHUHein Knüller wird?»
30«Ein Knüller? Eher ist die Erde eine Scheibe!»«Oh, ich dachte, das wäre sie», erwiderte Manny.«AufWiedersehen, Herrvon Murks! Bitte behelligen Sie die Bank nie wieder», sagte der Mann aufdem Weg zur Treppe.«Aber der MONOSCHUHist meine bisher beste Erfin-dung!»«Er ist Ihre albernste Erfindung. Und das will etwas heißen.»«Ich würde Milliarden davonverkaufen! Ich könnte die ganze Welt zum Hüpfen bringen!»«MURKS! SIE SIND EIN HANSWURST!», erwi-derte der Mann, der schon halb die Treppe hinauf war.«Der MONOSCHUHwird eine SENSATION!Daraufwürde ich mein Haus verwetten!»Das ließ den Mann wie angewurzelt stehen bleiben. Mit einem verschlagenen Lächeln im Gesicht drehte er sich um.«Sie würden mit Schloss MurksaufIhren MONO-SCHUH wetten?»«Natürlich! Solche Einfälle hat man nur einmal im Leben! Dieser Zweifußschuh kann gar kein Reinfall werden!», sagte Manny und hüpfte dabei aufder Stelle, damit er nicht umfiel.
«Dann könnte Schloss Murks also der Bank zufallen?»«Ha! Ha! Das wird nie passieren! Es ist schließlich unser Zuhause! Und das wird es für immerbleiben!»«Wirwerden sehen», murmelte der Mann vor sich hin, als er die Steinstufen wieder herunterkam. Erging auf Manny zu und griff in seine Aktentasche.Mit den Fingerspitzen zog er zwei blütenreine Doku-mente heraus.«Das sind die Kreditverträge. Standardformulare. Bloß eine Formalität. Bitte unterschreiben Sie hier und hier», sagte er, als er in seiner Tasche nach einem goldenen Füller suchte. «Ich fülle dann den Rest aus.»«Wirklich nett von Ihnen, mir die Mühe zu ersparen!»«Gern!», erwiderte der Mann mit einem unterdrück-ten Grinsen.Manny griffbegierig nach dem Füller, hielt ihn aber verkehrt herum, als er versuchte, seinen Namen zu schreiben.
32«Sie halten den Füller verkehrt herum, Lord Murks.»«Ups!», sagte Manny,drehte den Füller richtig herum und unterschrieb mit seiner völlig unleserlichen Hand-schrift.«Bitte unterzeichnen Sie zur Sicherheit auch die Zweit-schrift, Lord Murks.»«Klaro!», erwiderte dieser und setzte seinen Namen auch auf das zweite Blatt.«Die Bank leiht Ihnen zehntausend Pfund, damit Sie Ihr MONOSCHUH-Geschäft aufdie Beine stellen kön-nen. Sie haben ein Jahr Zeit, um es erfolg-reich zu machen, ansonsten geht Schloss Murks in den Besitz der Bank über.»«Das werden wir sehen!»«Ja, das werden wir.»«Danke! Vielen, vielen Dank!», rief Manny.Er war so glücklich, dass er den Mann umarmte und dabei in die Luft hob.«LASSEN SIE MICH RUNTER, LORD MURKS!»
«Ups! Das macht die Aufregung! Ach, ich kann es kaum erwarten, meiner Familie davon zu erzählen. Sie werden BEGEISTERT sein!»«Bestimmt», gurrte der Mann von der Bank.
I ord Murks baute eine MONOSCHUH-Fabrik und pro-duzierte Tausende Zweifußschuhe. Allerdings verkaufte er nur ein einziges Exemplar.Dieses ging an einen einbeinigen Mann in Belgien, der es sich ersparen wollte, Geld für ein komplettes Paar Schuhe auszugeben. Allerdings schickte erden Mono-schuh schon am nächsten Tag zurück, weil er für seinen verbliebenen Fuß viel zu groß war. Manny erstattete ihm den vollen Kaufpreis, und noch in der gleichen Nacht wurde die Fabrik geschlossen. Für seinen Spleen hatte Manny jeden Penny der zehntausend Pfund auf-gebraucht.
35Aufdie Minute genau ein Jahr später kam der Mann von der Bank wieder ins Schloss. Er und Mannytrafen sich im Salon. Der kleine Mann saß aufeinem hohen Stuhl und seine Füße reichten nicht ganz bis aufden Boden. Er sah genauso tadellos aus wie immer, hatte eine makellose neue Melone aufdem Kopfund ein dickes Grinsen im Gesicht.«Ihr Geschäft ist misslungen, Murks! Sie haben jeden Penny des Bankkredits verloren», erklärte der kleine Mann. «Und bald werden Sie auch ihr Heim verlieren!»«Aber, aber ..., aber wo sollen wir denn hin?», stot-terte Manny, der im Zimmer auf und ab lief.«Meinetwegen können Sie hingehen, woder Pfeffer wächst.»«Wie viel Zeit bleibt uns noch?», fragte Manny.«Ach ja. Laut unserem Vertrag haben Sie von heute an einen Monat Zeit, um Ihre Schulden in voller Höhe zurückzuzahlen. Dann, und nur dann, dürfen Sie dasHaus behalten.»«Oje, oje, ojemine.»«Wenn Sie nicht in einem Monat Schlag Mitternacht die zehntausend Pfundzurückzahlen, Murks, wirddie Bank Schloss Murks beschlagnahmen!»«Aber es ist unser Zuhause!»
«Nicht mehr lange!»«NIEMALS!», riefManny. «Es muss einen Weg geben, Schloss Murks zu retten!»Der Mann von der Bank griffin seine lederne Akten-tasche und zog den Kreditvertrag heraus,den Manny unterschrieben hatte. «Nein. Hier steht es schwarz aufweiß!»«Ich glaube, Sie unterschätzen uns Murkser,Sir! So schnell geben wir uns nicht geschlagen!»Manny lief zur Tür.«KOMMT ZUSAMMEN, MURKSER!»
37I Einer nach dem anderen kam die gesamte Familie Murks in den Salon.Mannys fröhliche Frau Mollie war die Erste. In voller Reitmontur galoppierte sie ins Zimmer, schlug sich mit der Gerte aufden Hintern und rief: «HÜA, MEIN BESTER!»Der Mann von der Bank mustertesie von oben bis unten, als hätte sie nicht mehr alle TASSEN im Schrank, was auch so war. «Mit wem reden Sie?», fragte er.«Mit Pegasus!», erwi-derte Mollie mit einem breiten Grinsen.«Wer ist Pegasus?»«Mein Pferd, Sie Dummer-jan! Bitte entschuldigen Sie – er
38ist heute ein bisschen launisch. Ruhig, Pegasus! Ganz ruhig!»Dann küsste sie die Luft, dort, wo der Kopfihres ima-ginären Pferdes sein könnte, ehe sie sich ihrem Ehe-mann zuwandte und ihn ebenfalls küsste.«SCHMATZ!Entschuldige, Darling. Ich hätte dich zuerst küssen sollen», scherzte sie.«Pegasus ist immer der Erste», erwiderte Manny,«außer in Pferderennen.»Lady Murks wandte sich wieder dem Mann von der Bank zu.«Möchten Sie Pegasus gern streicheln?»«NEIN! ICH BIN DOCH NICHT VERRÜCKT!»«Sie müssen nicht gleich laut werden», erwidertedie Lady. «Sie erschrecken mir noch das Pferd!»Als Nächstes trottete Magnus ins Zimmer. Der Junge sah aus, als wäre er in eine Hecke gefallen, was auch so gewesen war.Aber freiwillig. Sein Gesicht war dreck-verschmiert, seine Haare ein Wust aus Blätternund Zweigen und er hielt etwas in der Hand versteckt.«Was hab ich denn JETZT wieder angestellt?», wollte Magnus wissen.«Weiß ich nicht – sag du es mir», erwiderte seine Mutter.«Oh, ich dachte, ich bekäme Ärger.»
«Gibt es denn einen Grund?»«Wahrscheinlich. SIEH MAL!»Er öffnete die Faust und zeigte eine riesige Nacktschnecke.«Keine Schnecken im Haus, Magnus! Wie oft müssen wir dir das noch sagen?», fragte sein Vater. «Noch so zehn oder elfMal, dann kommt es vielleicht an. Außerdem ist das keine Schnecke, sondernein Popel! SEHT IHR?»Er schob sich die Nacktschnecke in eines seiner Nasenlöcher.Der Mann von der Bank schnalzte angewidert mit der Zunge.«TSE, TSE, TSE!»Magnus sprang zu ihm hinüber, wäh-rend er in seiner Tasche nach einem Krabbelvieh suchte. «Soll ich Ihnen eine Raupe in die Nase stecken?»«Nein, danke, mein Junge!»
40«Selbst schuld», sagte Magnus,ehe er sich die Raupe in das andere Nasenloch schob. «NOCH EIN POPEL!»Als Nächstes kam Minnie mit einer Pirouette ins Zimmer gefegt. Sie trug einen Tutu, summte eine Bal-lettmelodie vor sich hin und wirbelte so angeberisch durchs Zimmer wie nie zuvor.«Unser kleiner Augapfel!», sagte Manny und legte den Arm um seine Frau. «Kaumzu glauben, dass sie noch nie Ballettunterricht hatte, nicht wahr?»«Ich glaube es», murmelte der Mann von der Bank.Die stolzen Eltern sahen weiter zu, wie Minnie sich mitten im Zimmer aufeinem Fuß im Kreis drehte.«SIEH MAL, MAMAMAMA! SIEH MAL, PAPAPAPAPA!», schrie sie.«BRAVO!», riefen diese. Begeistert von sich selbst, drehte sich Minnie immer schneller und schneller. Wie ein Brummkreisel wirbelte sie von hier nach da.Ihr selbstgefälliger AusdruckWIRBEL!
verwandelte sich in Panik. Minnie begriff, dass sie die Kontrolle verlor.WIRBEL!Sie kreiselte auf den Mann von der Bank zu.WIRBEL!«SCHER DICH WEG!», schrie der und riss den Kopfzurück, um ihr auszuweichen.Minnies Fuß traf den Mann an der Nase.BONG!Die Wucht des Tritts schleuderte seine Melone in die Luft. WUSCH!Und dann …
PENG!
… wurde sie von einem Schuss zerfetzt.
V Mit der rauchenden Donnerbüchse in der Hand stand Lady Murks senior im Türrahmen. «Warum haben Sie meinen Hut zerschossen?», wollte der Mann von der Bank wissen, der seine ramponierte Nase knetete.
43«Ich dachte, es wäreein fliegender Dachs», erwiderte die alte Dame.«DACHSE KÖNNEN NICHT FLIEGEN!»«Ein Grund mehr, das Ding zu erschießen! Wer sind Sie überhaupt, Sie merkwürdiger kleiner Kerl?»«Ich bin ein Bankmanager. Ihr Sohn …»«Mein närrischer Sohn.»«Verzeihung. Ihr närrischer Sohn hat sich von der Bank zehntausend Pfundfür seine MONOSCHUH- Erfindung geliehen.»«Ein übles Geschäft!»«Es war tatsächlich ein übles Geschäft.»«Schon, aber ich meinte, das üble Geschäft war ein übles Geschäft!»Der Mann von der Bank verdrehte die Augen, wäh-rend Lady Murkssenior ihre Aufmerksamkeit aufihren Sohn richtete.«Keine verrückten Erfindungen mehr, Manfred! Sie werden uns Murkser noch ruinieren.»«Aber –»«KEIN ABER, JUNGE!», fauchte die alte Dame, ehe sie sich wieder dem Mann von der Bank zuwandte. «Also, was genau wollen Sie uns sagen? Raus mit der Sprache, Mann! Ich muss fliegende Dachse jagen.»
44«Wenn die Schulden nicht zurückgezahlt werden, gehört Schloss Murks in vier Wochen der Bank.»«WAS? Dieses Haus gehört der Familie von Murks schonseit Hunderten, wenn nicht sogar Millionen von Jahren!»«Nun, das wird sich bald ändern. Hier ist der Beweis», sagte der Mann und schwenkte den Vertrag. Im nächsten Moment riss ihm ein Strauß von hinten das Dokument aus der Hand. Der Vogel verschlang das Papier mit einem Happs.«URRGH!»«Warum befindet sich ein Strauß in Ihrem Haus?», wollte der Mann von der Bank wissen.«Cedric ist unser Haus-strauß», erwiderte Mannyund tätschelte den Rücken des großen Vogels.«Wer hält sich denn einen Hausstrauß?»«Na wir», sagte Manny.«Bitte sorge dafür, dass Ced-ric nicht in die Nähe von Pega-sus kommt, Darling», sagte
45Mollie. «Als der Vogel ihm das letzte Mal in den Hin-tern gebissen hat, hat er ausgetreten.» «Sie sind alle PLEMPLEM! Vollkommen PLEMPLEM!»,riefder Mann von der Bank. «Sie haben einen MonatZeit, Herrschaften. Nicht eine Sekunde mehr. In einem Monat wird aus Schloss Murks eine Besserungsanstalt.»«Eine B...besserungsanstalt?», stotterte Mollie. «Ein Gefängnis für unartige Kinder?»«Oh, gut», sagte Magnus. «Dann muss ich nicht aus-ziehen!»«Aber der Rest von uns», sagte Manny.«Ausziehen? Das ist undenkbar!»«Nichtsdestotrotz wird aus Schloss Murksdie Besse-rungsanstalt Murks», sagte der Mann von der Bank. «Aber jetzt, woCedric den Kreditvertraggefressen hat», widersprach Lady Murkssenior, «bleibt Schloss Murks weiter unser Eigentum. FÜR IMMER!»Die ganze Familie brach in Jubel aus. «HURRA!»«Halten Sie mich für einen Narren?», fauchte der