Spaceboy - David Walliams - E-Book

Spaceboy E-Book

David Walliams

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Beschreibung

Ein neues intergalaktisches Abenteuer von Bestsellerautor David Walliams, für Kinder ab 9 Jahren Jede Nacht schaut die kleine Ruth auf dem Dachboden der einsamen Farm, wo sie mit ihrer grässlichen Tante wohnt, durch ihr Teleskop und träumt vom Weltraum und von großen Abenteuern. Dann, eines Nachts, erblickt sie eine fliegende Untertasse, die über den Himmel schießt und kurz darauf im nahe gelegenen Maisfeld abstürzt. Heraus steigt Spaceboy – und für Ruth beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

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Seitenzahl: 171

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Bücher von David Walliams:
Banditen-Papa
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Das Eismonster
Die Mitternachtsbande
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Fing
Gangsta-Oma
Gangsta-Oma schlägt wieder zu!
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Propeller-Opa
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Terror-Tantchen
Zombie-Zahnarzt
Illustriert von
Adam Stower
Aus dem Englischen
von Bettina Münch
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen
Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-book ist urheberrechtlich geschützt.
Die englische Originalausgabe erschien 2022
unter dem Titel «Spaceboy» bei
HarperCollinsPublishers Ltd, London.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Deutsche Erstausgabe
Copyright für die deutsche Übersetzung © 2024 by
Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH,
Hedderichstraße 114, 60596 Frankfurt am Main
«Spaceboy» Copyright © 2022 by David Walliams
Cover-Lettering des Autorennamens
Copyright © 2010 by Quentin Blake
David Walliams und Adam Stower
sind als Autor und Illustrator dieses Buches
urheberrechtlich geschützt
Lektorat Sophie Härtling
Satz aus der Dante MT
durch Konstantin Kleinwächter
E-Book Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg
ISBN 978-3-7336-0652-7
Für Alfred
Meine Liebe zu dir ist größer als das Universum.
Dad
DANKESCHÖNS
ICH BEDANKE MICH BEI:
CALLY POPLAK
Verlegerin
CHARLIE REDMAYNE
CEO
ADAM STOWER
Illustrator
PAUL STEVENS
Literarischer Agent
NICK LAKE
Lektor
KATE BURNS
Layouterin
VAL BRATHWAITE
Kreativdirektorin
ELORINE GRANT
Leitende Grafikerin
MATTHEW KELLY
Leitender Grafiker
SALLY GRIFFIN
Grafikerin
GERALDINE STROUD
PR-Direktorin
TANYA HOUGHAM
Audioredakteurin
ALEX COWAN
Marketingleiter
In den 1960er-Jahren verfolgte die ganze Welt gebannt
den Wettlauf ins All. Die beiden Supermächte, Ame-
rika und Russland, kämpften darum, die Ersten zu
sein: als Erste eine Rakete in den Weltraum zu schie-
ßen. Als Erste die Erde zu umkreisen. Als Erste einen
Hund ins All zu befördern. Als Erste einen Menschen
ins All zu schicken. Als Erste auf dem Mond zu lan-
den. Der Lohn dafür war gigantisch: die Herrschaft
über den Weltraum selbst.
Unsere Geschichte spielt in den frühen 60er-Jahren,
in einem staubigen alten Farmerstädtchen im Mitt-
leren Westen Amerikas. Einem Ort, an dem nie
etwas passiert – na gut, bis zu diesem unglaublichen
ABENTEUER …
HIER LERNST DU DIE PERSONEN KENNEN,
DIE IN DIESER GESCHICHTE VORKOMMEN:
RUTH
Ruth ist eine zwölfjährige Waise und vom Weltraum regelrecht
besessen. Sie bleibt die ganze Nacht auf, um aus dem Fenster
ihrer winzigen Dachkammer im Farmhaus ihrer Tante die Sterne
zu beobachten.
JURI
Juri ist Ruths dreibeiniger Hund, den sie nicht weit von der Farm
entfernt auf der Straße aufgelesen hat. Sie benannte ihn nach ihrem
Helden, dem russischen Kosmonauten Juri Gagarin. Gagarin war
als erster Mensch im Weltraum gerade weltberühmt geworden.
TANTE DOROTHY
Tante Dorothy hatte viele Jahre allein auf ihrer staubigen alten
Straußenfarm gelebt, bis eines Nachts ihre entfernte Verwandte
Ruth vor ihrer Tür stand. Tante Dorothy nahm das Waisen-
mädchen widerwillig bei sich auf, aber Ruth muss seitdem auf
ihrer Farm schuften. Tante Dorothy sieht aus wie ein Krokodil
und schnappt auch wie eines zu.
DER SHERIFF
Der donutsüchtige Sheriff sehnt sich schon sein gesamtes
Polizistenleben lang nach Aufregung. Allerdings drehen sich
in dieser kleinen Stadt im amerikanischen Mittelwesten die
spannendsten Notrufe um Katzen, die auf Bäumen festsitzen, um
gestohlene Eimer und vermisste Schuhe. Doch all das ändert sich
mit der Ankunft eines Wesens aus einer anderen Welt.
DER PRÄSIDENT
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika mag der
mächtigste Mann auf dem Planeten sein und Tag und Nacht von
Geheimdienstleuten bewacht werden, aber er ist trotzdem ein
alberner kleiner Mann. Er ist unglaublich eingebildet, sieht immer
dunkelbraun gebrannt aus und trägt eine lächerliche orange-
farbene Perücke. Der Präsident interessiert sich nur für sich
selbst, und alles soll sich nur um ihn drehen, selbst wenn gerade
ein Alien auf der Erde landet.
ICH!
ICH!
ICH!
MAJOR MAJORS
Dieser große, breitschultrige Mann sieht aus wie ein in die Jahre
gekommener Filmstar. Er ist der höchstdekorierte Soldat in
der Geschichte des US-Militärs und wurde zum Oberboss von
Amerikas streng geheimer Geheimbasis ernannt. Dort wird der
Himmel überwacht und nach UFOs (unbekannten Flugobjekten)
Ausschau gehalten.
Die streng geheime Geheimbasis liegt tief unter der Erde,
mitten in einer Wüste. Der Ort ist so geheim, dass niemand
weiß, dass er überhaupt existiert! Das heißt, niemand außer dem
Präsidenten und Major Majors natürlich (sonst würde er morgens
nicht an seinen Arbeitsplatz finden).
DR. SCHOCK
Dr. Schock ist halb Mensch, halb Maschine. Während des Zweiten
Weltkriegs arbeitete der superschlaue Wissenschaftler für die
Deutschen. Damals war er noch ganz Mensch und keine Maschine,
aber dann jagte er sich bei der Konstruktion einer Superrakete
eines Nachts selbst in die Luft. Zwanzig Jahre später ist Dr. Schock
der Leiter des im Niedergang befindlichen amerikanischen Raum-
fahrtprogramms und kommandiert Raketentüftler herum.
DIE RAKETENTÜFTLER
Die Raketentüftler sind versponnene Geheimwissenschaftler,
die bei der NASA (der Nationalen Aeronautik- und Raumfahrt-
behörde) arbeiten. Und diese speziellen Weltraumtüftler sind
die vertüfteltsten Tüftler in der Geschichte des Tüftlertums.
UND SCHLIESSLICH …
SPACEBOY
Eine geheimnisvolle Gestalt in einem silbernen Raumanzug,
mit Stiefeln, Handschuhen, Umhang und verspiegeltem Helm.
Spaceboy spricht mit geisterhafter Stimme, und das Gesicht ist
unter dem Helm vollständig verborgen.
DIE STRENG GEHEIME
GEHEIMBASIS
(BITTE VERRATE
NIEMANDEM, WO
SIE LIEGT)
TANTE DOROTHYS
FARM
KARTE VON
AMERIKA
DAS WEISSE HAUS
WASHINGTON, DC
NASA-
WELTRAUMZENTRUM
CAPE CANAVERAL,
FLORIDA
GRASLAND FÜR
KÜHE UND STIERE
STRAUSSEN-
GEHEGE
GARAGE
TANTE DOROTHYS FARM
WEIZENFELDER
SCHWEINESTALL
FARMHAUS
HÜHNERSTALL
ERSTER TEIL
LEBEN AUF DEM MARS
1. KAPITEL
T RAUME
..
Ein Blitz zuckte über den nächtlichen Himmel. In
der Dachkammer des windschiefen Farmhauses, das
sie ihr Zuhause nannte, wandte ein Mädchen namens
Ruth den Blick von ihrem Teleskop ab. Sie rieb mit
einem schmuddeligen kleinen Finger ihr schmuddeli-
ges kleines Auge.
Sie träumte doch bestimmt.
Nein.
Da oben war wirklich etwas, das sich rasend schnell
drehte und einen Feuerstrahl hinter sich herzog. Was
immer es auch war, es brannte!
Konnte das ein Flugzeug sein?
Nein, Flugzeuge drehten sich nicht so.
Ein Hubschrauber vielleicht?
Nein, für einen Hubschrauber war es viel zu schnell.
28
WOMP!
Oder eine Sternschnuppe?
Nein, für eine Sternschnuppe flog es zu tief.
Es war ein UFO. Ein unbekanntes Flugobjekt!
Und was noch schlimmer war: Es kam unglaublich
schnell näher und war im Begriff, auf die Erde
zu stürzen!
Das war der aufregendste Moment von Ruths kur-
zem Leben.
29
Ruth war eine Waise. Sie kam aus einer bettelarmen
Familie, und ihre Eltern waren beim Goldschürfen
gestorben. Die beiden hatten sich für ihre geliebte
Tochter ein besseres Leben gewünscht, waren jedoch
ums Leben gekommen, als die Mine, in der sie arbei-
teten, einstürzte. Es war ein grausames Ende, denn
sie wurden lebendig begraben.
Davor war Ruth mit ihren Eltern auf der Suche nach
Arbeit von einem Bundesstaat in den nächsten ge-
zogen. Die Nächte hatten sie auf der Ladefläche ihres
alten Pritschenwagens verbracht, wo Ruth warm
eingekuschelt zwischen ihren Eltern lag. Ruth besaß
nichts und doch alles, denn ihre Eltern liebten sie
sehr. Jeden Abend schlief das kleine Mädchen unter
dem Sternenzelt ein.
Doch am Ende war Ruth von ihren geliebten Eltern
nichts geblieben als Erinnerungen: an die sanften
Küsse ihrer Mutter. Und an das besondere Lächeln,
das ihr Vater nur ihr geschenkt hatte.
Der Pritschenwagen wurde verkauft, um die Kosten
für die Beerdigung zu decken, und Ruth schickte man
zu ihrer einzigen lebenden Verwandten. Auf dem
Schild, das sie um den Hals trug, stand:
BITTE KUMMERN SIE SICH UM DIESE WAISE
..
Nachdem sie tagelang, meist zu Fuß, unterwegs ge-
wesen war, stand Ruth an einem stürmischen Abend
schließlich vor der Haustür ihrer Tante Dorothy. Die
beiden waren sich noch nie zuvor begegnet. Die alte
Frau hatte keine eigenen Kinder, und das aus gutem
Grund.
Sie konnte Kinder nämlich nicht ausstehen.
In Tante Dorothys Augen waren alle Kinder wider-
liche Wesen mit dreckigen Händen, Rotznasen und
Hummeln im Hintern.
Das Einzige, was Tante Dorothy mit Ruth anfangen
konnte, war,
sie auf
ihrer Straußenfarm sofort
an die Arbeit zu schicken. Und so musste Ruth von
früh bis spät Straußenställe ausmisten, ehe sie eine
ellenlange Liste mit Aufgaben bekam, die sie abends
im Farmhaus zu erledigen hatte.
31
RUTHS AUFGABENLISTE
VON TANTE DOROTHY
DEN FUSSBODEN WISCHEN
DIE TOILETTEN SCHRUBBEN
MEINE HAARE AUS DER HAARBURSTE ZUPFEN
..
DEN VERSTOPFTEN AB-
FLUSS REINIGEN
MEINE SOCKEN WASCHEN
DIE SPINNWEBEN WEGFEGEN
UND ALS BESONDERE BELOHNUNG:
DEINER GELIEBTEN TANTE DIE
ZEHENNaGEL SCHNEIDEN
..
Ruths Tage waren öde. Sie ging nicht zur Schule. Sie
hatte keine Freunde. Sie hatte praktisch kein Leben.
Alles, was sie hatte, waren ihre TRÄUME.
32
IM GANZEN HAUS VON OBEN
BIS UNTEN STAUB WISCHEN
DEN SCHORNSTEIN SAUBER MACHEN
DAS DACH REPARIEREN
Abend für Abend trottete Ruth, nachdem sie end-
lich ihre Hausarbeiten erledigt hatte, die wackelige
Stiege hinauf in ihre winzige Dachkammer. Dort ließ
sie sich auf das quietschende Bett fallen und dachte an
ihre Eltern. Wie anders ihr Leben doch wäre, wenn es
sie noch gäbe. Mit aller Kraft versuchte Ruth, die bei-
den in ihren Gedanken lebendig zu halten. Sie ging
alle ihre Erinnerungen durch, als würde sie die Seiten
eines Fotoalbums umblättern – obwohl sie kein ein-
ziges Foto von ihnen besaß. Dafür waren sie zu arm
gewesen.
Ruths kluger kleiner Hund, der dreibeinige Juri,
spürte, wenn sie traurig war. Dann nahm er jedes Mal
Anlauf, sprang auf ihr Bett und kuschelte sich an sie.
«WAU!»
«Ich liebe dich, kleiner Juri»,
flüsterte Ruth in solchen
Momenten und kraulte
ihn hinter den Ohren.
«Du bist alles, was ich
habe.»
Es war ein Glück für
Ruth, dass es Juri gab,
und es war ein Glück
für Juri, dass es Ruth
33
FARMER POSTHORN
DER ERSTE MENSCH
IM ALL
gab. Sie hatte den armen kleinen Kerl auf der Straße
nahe der Farm gefunden. Irgendein Rohling musste
den Welpen überfahren, sein Bein unter den Reifen
seines Fahrzeugs zerquetscht und dann Gas gegeben
haben, im Glauben, er sei tot.
Als Ruth den armen Welpen entdeckte, hatte sie
ihn sofort aufgehoben und zum Farmhaus gebracht.
Dort pflegte sie ihn, allen Widrigkeiten zum Trotz,
wieder gesund. Das linke Hinterbein des Hundes
war nicht mehr zu retten gewesen, aber Ruth hatte
ihm aus einem alten Schneebesen und einem
Ledergürtel ein neues gebastelt. Wenn er es angelegt
hatte, konnte er Ruth leichter über den Hof folgen,
während sie ihre Aufgaben erledigte. Da sie nicht
wusste, ob der Hund
schon einen Namen
hatte, gab Ruth ihm
einen neuen.
Juri.
Ruth benannte ihn
ihrem Helden,
nach
dem gut aussehenden
russischen Kosmonau-
ten JuRi GagaRiN.
Dieser hatte gerade welt-
weit Schlagzeilen gemacht, weil er als erster Mensch
ins All geflogen war. Es war die Schlagzeile des Jahr-
hunderts.
Ruth hatte die Titelseiten sämtlicher alter Zeitungen
und Zeitschriften, die über seinen Weltraumflug mit
der russischen Rakete WOSTOK 1 berichteten, aus
Tante Dorothys Mülltonne gerettet und an die kahlen
Wände ihrer Dachkammer geheftet. Sie hatte Bilder
von GagaRiN im Weltraum, Bilder von seiner si-
cheren Landung zurück auf der Erde – und sogar ein
Bild, auf dem er für seine unglaubliche Tapferkeit die
höchste russische Auszeichnung, eine Ehrenmedaille,
erhielt. Praktischerweise bedeckten die
Zeitungs-
seiten alle Flecken, Risse und bröckelnden Putzstellen
an den Wänden, während sie gleichzeitig einen Ort
des Gedenkens für Ruths Helden schufen. Was für ein
ABENTEUER , Gagarin zu sein, dachte Ruth, er saust
rund um unseren Planeten, während ich mich mit den
Zehennägeln meiner Tante abplage. Ruths Leben war so
weit von einem ABENTEUER entfernt, wie man es
sich nur vorstellen konnte.
Bis zu diesem Abend!
2. KAPITEL
DER DUNKLE VORHANG
Beim Graben nach Knochen hatte Juri (der Hund,
nicht der Kosmonaut) eines Nachmittags auf der
Farm ein ramponiertes Teleskop ausgebuddelt. Es
war bestimmt mehr als hundert Jahre alt, vielleicht
hatte es einem gefallenen General im amerikanischen
Bürgerkrieg gehört. Juri nahm das Teleskop ins Maul,
trug es zu seinem Frauchen und wedelte so stolz mit
dem Schwanz, als hätte er gerade einen Super-
knochen ausgegraben. Ruth reinig-
te und reparierte das Teleskop
und hatte es in mühevoller
Kleinarbeit nach vielen
Monaten wieder so ein-
satzfähig gemacht, dass
sie
damit kilometer-
weit sehen konnte. Das
Teleskop wurde zu einer
36
Fluchtmöglichkeit, die ihr Einblicke in eine Welt ge-
währte, die weit über ihre eigene hinausging.
Jede Nacht suchte Ruth von ihrer winzigen Dach-
kammer ganz oben in Tante Dorothys wind-
schiefem Farmhaus aus den Himmel ab.
Der dunkle Vorhang, der Nacht für Nacht über der
Erde hing, faszinierte sie.
Wenn sie ein Auge an das Ende ihres Teleskops
presste, sah Ruth blinkende Lichter, Sternschnuppen,
fliegende Umrisse, unerklärliche Schatten und noch
viel, viel mehr. Bald kannte sie die Anordnung der
Sterne am Nachthimmel besser als ihre eigenen Ge-
sichtszüge. Und jede Nacht, wenn sie die Augen keine
Sekunde länger offen halten konnte, fiel Ruth ins Bett
und träumte denselben Traum. Einen Traum, in dem
sie die grausame Welt, in der sie lebte, hinter sich ließ
und mit einer RAKETE ins All flog.
Während sie in den Himmel über der Straußen-
farm hinaufschoss, winkte sie ihrer bösen Tante
Dorothy grinsend ein letztes Mal zu. Dann sausten
sie und ihr Hund Juri durch das Sonnensystem.
WUSCH!
37
WOMM!
Sie segelten an Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun vorbei. Als Nächstes
SAUSTEN sie aus
dem Sonnensystem heraus, um unsere Galaxie, die
Milchstraße, weiter zu erforschen. Unsere Sonne ist
innerhalb der Milchstraße nur einer von Milliarden
Sternen, von denen einige wiederum das Zentrum
38
eines eigenen Sonnensystems bilden. Die Milchstraße
wiederum ist nur eine von Milliarden Galaxien
im Universum. Und das Universum dehnt sich ständig
weiter aus, sodass es unendlich viel Weltraum zu er-
forschen gibt.
Ein bisschen Proviant war also unbedingt notwendig.
39
In diesem Moment saß Ruth also in ihrem Zimmer,
betrachtete durch ihr Teleskop das UFO und fragte
sich, ob es vielleicht ein Traum war. Sie zwickte sich.
«Au!», rief sie.
Nein, es geschah wirklich. Ein brennendes UFO fiel
gerade vom Himmel. Inzwischen war es so nah, dass
Juri es ebenfalls sehen konnte. Er sprang von Ruths
Bett, spähte aus dem Fenster und begann wild zu bel-
len.
«WAU! WAU! WAU!»
«Pst, Juri!», flüsterte Ruth. «Sonst weckst du Tante
Dorothy auf!» Es war bereits nach Mitternacht, und
die Tante schlief im Zimmer direkt unter ihnen.
«WAU! WAU! WAU!»
«PSSST! Du bleibst hier, Juri!», flüsterte Ruth. «Ich
muss mir das Ding genauer ansehen!»
Der kleine Hund schüttelte besorgt den Kopf, wäh-
rend Ruth aus dem windschiefen Fenster auf der
Vorderseite des Hauses kletterte. Sie hielt dabei die
uralte Box-Kamera ihrer Tante umklammert, die sie
genau für eine Gelegenheit wie diese unter ihrem
Bett versteckt hatte.
Als Ruth sie fand, lag die Kamera verstaubt ganz
oben auf einem Regal, deshalb hatte sie beschlossen,
dass es in Ordnung sei, sie «auszuleihen». Das Mäd-
chen war nicht dumm. Sie wusste genau, dass ihre
Tante Nein sagen würde, wenn sie fragte, also hielt
sie es für das Beste, gar nicht erst zu fragen!
LOGISCH!
In null Komma nichts war Ruth mit der Kamera aufs
Dach geklettert. Das Dach war genauso windschief
wie der Rest des Hauses. Ruth trug nur ihren Schlaf-
anzug und keine Schuhe. Eine falsche Bewegung, und
sie konnte hinunterstürzen.
Und es ging wirklich sehr tief hinab.
41
Entschlossen, eine Stelle zu finden, von der aus
sie das Flugobjekt besser sehen konnte, kletterte sie
bis hinauf zu dem windschiefen Schornstein. Sie
packte ihn, um sich daran festzuhalten, doch in die-
sem Moment schlug das UNGLÜCK zu! Der
Ziegelstein in ihrer Hand brach ab.
KRACKS!
Ruth begann zu schwanken und kippte hintenüber.
«WOAH!»
3. KAPITEL
EINE FLIEGENDE UNT ERTASSE
IN FLAMMEN
Wie ein Vogel Strauß beim Versuch zu fliegen ru-
derte Ruth verzweifelt mit den Armen. Sie klammerte
sich mit den Zehen am Dach fest. Ihre Eltern waren
zu arm gewesen, um ihr Schuhe zu kaufen, deshalb
hatte sie im Laufe der Zeit regelrechte Affenfüße ent-
wickelt, mit denen sie sich gut festhalten konnte.
«PUH!», rief sie aus.
Sie war noch am Leben.
Vom Dach des Farmhauses konnte Ruth in jede
Himmelsrichtung meilenweit sehen. Riesige Vierecke
mit goldgelbem Weizen erstreckten sich, so weit das
Auge reichte, dazwischen standen nur hier und da ein
paar Bäume oder Scheunen. Mit ihren freien Händen
hantierte Ruth mit der Kamera ihrer Tante herum.
Das UFO kam jetzt direkt auf sie zu.
WUSCH!
43
BA-DUMM! BA-DUMM! BA-DUMM!
Ruths Herz klopfte wie wild.
Es war aufregend und beängstigend zugleich. Sie
hielt sich die Kamera vors Gesicht und stellte die
Linse scharf.
SURR!
Das Bild wurde scharf.
Ruth schluckte.
Das war nicht einfach nur ein UFO.
Es war eine fliegende Untertasse!
Sie
hatte
fliegende Untertassen schon auf
den
Titelseiten von Comic-Heften gesehen, die sie nicht
kaufen konnte, und auf Plakaten von Kinofilmen, in
die sie nicht hineingehen konnte. Sie war zu arm für
solche Annehmlichkeiten des Lebens. Aber sie wusste
eines:
Fliegende Untertassen kamen nicht von der Erde.
Das hier war ein außerirdisches Raumschiff!
In diesem Ding saß ein Besucher aus einer anderen
Welt!
Die fliegende Untertasse war ein ramponiertes
rundes Metallding, das sich mit beängstigender Ge-
schwindigkeit drehte. Auf dem wirbelnden Kreisel
war eine Kapsel, die wie eine umgestülpte Glas-
schüssel aussah. Und in dieser Kapsel saß eine
geheimnisvolle Gestalt in einem silbernen Rauman-
zug und mit einem hohen Helm. Die Gestalt musste
einen wirklich langen Kopf haben.
BEÄNGSTIGEND!
Ruths Hände zitterten so sehr, dass sie einfach nicht
auf den Auslöser der Kamera drücken konnte. Dann
war es zu spät. Die fliegende Untertasse sauste über
sie hinweg.
Die Unterseite des Raumschiffs schrammte über
den Schornstein.
45
WUSCH!
KNIRSCH!
Steinsplitter flogen in alle Richtungen.
Einer davon knallte Ruth an den Kopf …
BÄNG!
BONG!
… und warf sie auf der Stelle um.
Tante Dorothys Kamera fiel ihr aus der Hand.
PLONG!
Sie rutschte das Dach hinunter.
Ruth krabbelte hinterher, um sie zu ret-
ten. Sie streckte die Hand aus, aber da prallte
die Kamera vom Rand des Daches ab und zerschellte
unten auf dem Boden.
46
DONG!
KLICK! KLACK! KLONK!
KRACKS!
«NEIN!», schrie Ruth, als sie das Gerät in Stücke flie-
gen sah.
Zu allem Unglück spürte sie unter ihrem Fuß das
Knacken eines Dachziegels.
KNACK!
Sie verlor den Halt und fiel …
… nach vorn.
PLUMPS!
Das Dach war steil, und Ruth rutschte mit dem
KOPF VORAN hinunter.
«HILFE!», schrie sie, obwohl ihr in diesem Mo-
ment niemand helfen konnte.
Mit ausgestreckten Armen sauste sie über die Dach-
kante.
Noch im Fallen erinnerte sich Ruth an ihre AFFEN-
FÜSSE.
47
«WOAH!»
Ihre
treuen Zehen
schafften es gerade
noch, die Dachrinne
zu packen.
«PUH!», schnaufte
Ruth, als sie wie eine
Fledermaus vom
Dach baumelte.
Sie schwang sich nach vorn, bis sie mit dem Kopf
gegen die Fensterscheibe ihrer Dachkammer stieß.
Juri hatte die ganze Zeit aus dem vorderen Fenster
gestarrt, aus dem Ruth hinausgeklettert war, aber bei
dem Krach drehte er sich um.
Da Ruth das Fenster von außen nicht öffnen konnte,
KLONG!
gab sie Juri ein Zeichen, ihr zu helfen.
Der Hund trippelte hinüber und stupste mit der
Nase gegen den Riegel.
QUIETSCH!
«Ich danke dir, Juri!», flüsterte Ruth, ehe sie sich in
die Dachkammer zog und auf den Boden fiel.
Erleichtert darüber, dass sein Frauchen am Leben
war, leckte ihr Juri mit seiner rauen Zunge das Ge-
sicht ab.
SCHLECK! SCHLECK! SCHLECK!
«Schon gut, Juri! Braver Junge», sagte Ruth, als sie
den Hund beiseiteschob. Sie rappelte sich auf und
schaute aus dem Fenster, durch das sie gerade herein-
geklettert war. In der Ferne sah sie die fliegende
Untertasse in das entlegenste Feld der Farm stürzen.
49
PLUMPS!
KRACH!
Eine riesige Staubwolke stieg auf.
«Oh nein!», stammelte Ruth fassungslos.
Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und zog ihre Stiefel an.
«Komm, Juri», sagte sie. «Wir müssen nach Über-
WOMP!
lebenden suchen.» Sie stand auf.
Der kleine Hund folgte ihr.
Als Ruth die Tür öffnete, wartete auf der anderen
Seite eine dunkle Gestalt auf sie.
«Wo willst du hin?», fauchte die Gestalt.
4. KAPITEL
DAS ALT E KROKODIL
Nirgendwohin», sagte Ruth, die betreten im Tür-
rahmen stand.
«Lüg mich nicht an, RUUS!», donnerte die Stimme.
Tante Dorothy hatte eine ganz besondere Art, Ruths
Namen auszusprechen.
Sie sagte niemals «Ruth», sondern immer «RUUS».
Oder wenn sie schimpfte: «RUUUS».
Und manchmal, wenn Tante Dorothy richtig wütend
war, rief sie auch: «RUUUUUUUUUUS!»
«Ehrlich. Ich gehe nirgendwohin», beteuerte Ruth.
Auch wenn diese Aussage auf Ruths Leben im All-
gemeinen zutreffen mochte, traf sie in diesem Mo-
ment ganz und gar nicht zu.
«Du kannst nicht nirgendwohin gehen! Du musst
schon irgendwohin gehen!», schnaubte Tante Doro-
thy. Sie sah aus wie ein Krokodil und schnappte auch
wie eines.
51
Blasse Haut
Kalte dunkle Augen
Schnüffelnase
Spitze Zähne
(oder eher
Fangzähne)
Fieses
Grinsen
Schwarzes
Kleid
Graue Haare
blaue Venen