9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 17,99 €
Kinder brauchen Rituale! Den Rhythmus der Jahreszeiten mit Achtsamkeit neu entdecken
Der Jahreskreis bietet Familien reichlich Gelegenheit, verbindende Traditionen und sinnstiftende Rituale zu finden. Vom herbstlichen Kürbiskopf-Schnitzen bis hin zum sommerlichen Waldabenteuer: Verena Wagners Familienbuch ist eine nahezu unerschöpfliche Schatztruhe mit Vorlesegeschichten, Bastelideen und Anregungen für intensive Naturerlebnisse. So wird der besondere Zauber jeder einzelnen Jahreszeit für Kinder ab 4 mit einfachen Mitteln erfahrbar.
Feierliche Momente jenseits des Alltags: Die ganze Welt der Feste im Jahreskreis
Für Weihnachten oder Ostern existieren in vielen Familien festgelegte Abläufe. Dieses Buch bringt nicht nur frischen Wind in die ganz großen Tage des Jahres. Es regt auch dazu an, naturnahe Feste wie die Sommersonnenwende wiederzuentdecken oder sich mit Traditionen anderer Kulturen wie dem Ramadan auseinanderzusetzen.
Unvergessliche Erinnerungen für die ganze Familie: Mit etwas Kreativität und den originellen Ideen aus Verena Wagners Erfahrungsschatz können Kinder ab 4 Jahren den Lauf der Jahreszeiten völlig neu erleben!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Verena Wagner
Illustrationen von Celina Sarah Friedrichs
Mitmachbuch mit Ausmalbildern zu den 4 Jahreszeiten
lebensgut_verlag
LebensGut Verlag
LebensgutVerlag
Newsletter:
www.lebensgut-verlag.de/kontakt
1. Auflage 2022
Text: Verena Wagner
Illustrationen: Celina Sarah Friedrichs
Foto der Autorin: Sonja König
Lektorat: Isabelle Romann
Gestaltung und Textsatz: Miriam Hase
ISBN: 978-3-948885-24-3
www.lebensgut-verlag.de
Warum brauchen Kinder Rituale?
Vorwort von Simone Streif
Und plötzlich ist es Herbst!
Oktober
Frische Luft und Sonne tanken
Tod gehört zum Leben
Mit Kindern Halloween in Kalifornien feiern: Boo!
Andenken und Danke sagen
Rezept: Grabkuchen mit Marzipan-Leichenfingern, Graberde und Grabsteinen
Kreativtipp: Kürbisköpfe schnitzen
Geschichte zum Vorlesen: Berta, Birk und die Blutbuche
November
Die Dunkelheit wahrnehmen
Einstimmen auf den Advent
Rezept: Bratäpfel
Adventskalender für Kinder
Kreativtipp: Kerzen aus Bienenwaben
Geschichte zum Vorlesen: Bonbons für die Himbeer-Omi
Hurra, es schneit! Hallo, Winter!
Dezember
Das Lichterfest der heiligen Luzia
Waldweihnacht zur Wintersonnenwende
Zeit für gute Wünsche
Rezept: Weihnachtswunschpunsch
Weihnachtsbaum – ja oder nein?
Die Sache mit den Wichteln
Kreativtipp: Futterkugeln für Vögel
Geschichte zum Vorlesen: Die Weihnachtsfalten
Januar
Raunächte: Zwischen den Jahren
Von Perchten bis Sternsinger
Der Silvesterabend
Rezept: Glückskekse
Kreativtipp: Kunstwerke aus Eis
Geschichte zum Vorlesen: Neujahrsputz im Winterwald
Februar
Reinigen und erneuern
Das chinesische Neujahr
Fasching: Die Welt steht Kopf
Rezept: Süßkram-Waffeln
Es gibt was zu feiern: Eine Piñata muss her!
Kreativtipp: Glücksdrachen-Piñata basteln
Geschichte zum Vorlesen: Kirschbaum, wach auf!
Endlich Frühling!
März
Gartenarbeit mit Kindern
Frühlingsfeste aus Asien
Frühlingsgöttinnen
Fruchtbarkeitssymbole: Ei und Hase
Rezept: Spaghetti Carbonara
Kreativtipp: Bunte Steine vom Flussbett
Geschichte zum Vorlesen: Birk sucht den Frühling
April
Die Natur wächst und gedeiht
Nest und Neubeginn zu Ostern
Osterfeuer und Osterbräuche
Rezept: 9-Kräuter-Dip
Ramadan: Fastenzeit im Islam
Kreativtipp: Ostereier mit Naturfarben
Geschichte zum Vorlesen: Das Erdmännlein
Mai
Alte Maienbräuche
Walpurgis und Beltane als Feste der Lebenslust
Gute Magie wirkt im Wonnemonat
Rezept: Holunderküchlein
Muttertag
Kreativtipp Schnitzen: Zauberstab, Hexenbesen, Talking Stick
Geschichte zum Vorlesen: Die Waldfrau
Der Sommer ist da!
Juni
Das Sonnenwendfeuer
Mittsommer in Skandinavien
Beerenzeit ist Familienzeit
Rezept: Veganer Erdbeerkuchen
Kreativtipp: Mittsommer-Blumenkranz binden
Geschichte zum Vorlesen: Der Tanz der Feuerwichtel
Juli
Achtsam im Wald: Da sein mit allen Sinnen
Rezept: Waldkräuterpesto
Mündliche Erzählkunst aus Afrika
Selbst Geschichten erzählen
Kreativtipp: Landart-Spielideen für Wald und Wiese
Geschichte zum Vorlesen: Hurra, wir fahren in die Ferien!
August
Vom Korn zum Brot
Rezept: Kräuter-Stockbrot-Rezept für das Lagerfeuer
Antike Erntetraditionen
Wildkräuter sammeln und trocknen
Kreativtipp: Webrahmen mit Sommerblüten
Geschichte zum Vorlesen: Das einsame Haus
September
Erntezeit und Sommer konservieren
Rezept: Kartoffelpuffer mit selbst gemachtem Apfelmus
Jüdisches Laubhüttenfest
Bewusst den Sommer verabschieden
Kreativtipp: Basteln mit Kastanien – Kastanienflieger
Geschichte zum Vorlesen: Berta saugt den Sommer ein
Auch ich möchte mich bedanken
Literatur
Über die Autorin
Über die Illustratorin
Rituale scheinen nicht so recht in unsere schnelllebige und konsumorientierte Zeit zu passen. Das stimmt und stimmt auch wieder nicht!
Denn Menschen haben schon immer Rituale gefeiert. Die archäologischen Zeugnisse dessen reichen weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Wir Menschen waren von Anfang an rituelle Wesen, um in einer Welt voller Unsicherheit und Gefahr Verlässlichkeit und Gemeinschaft zu finden.
Wir, liebe Leserinnen und Leser, sind nicht den Gefahren einer Mammutjagd ausgesetzt, und auch der Zweifel, ob die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht, ist aus dem Weg geräumt. Trotzdem brauchen wir Menschen gerade in diesen Zeiten Rituale, da wir auch heute Unsicherheiten und Gefahren erleben, die uns in ihrer Komplexität oft überfordern.
Das Leben bedeutet ständige Veränderung. Rituale vermitteln durch ihre Wiederholbarkeit dagegen ein Gefühl von Kontinuität. Es ist etwas Versicherndes, dass etwa Weihnachten jedes Jahr erneut im Winter mit den immer gleichen Abläufen gefeiert wird.
Allerdings, und das ist vor allem beim Feiern mit Kindern wichtig, sollten wir uns nicht so verhalten, als ob wir eine Bedienungsanleitung ausführten. Die einzelnen Feste und Rituale im Jahreskreislauf gleichen eher einem Drehbuch, bei dem es erforderlich ist, spontan etwas zu verändern. Um beim Beispiel Weihnachten zu bleiben: Manche Familien haben bestimmte Tradition etabliert, andere Familien überlegen jedes Jahr aufs Neue, worauf sie Lust haben.
Wirklich wichtig bei Ritualen für Kinder ist, dass sie einen klaren Anfang und ein klares Ende haben. Wenn der Beginn und das Ende nicht klar definiert sind, dann wird die Abgrenzung zum Alltag beliebig. Die Rituale verlieren an Magie und Kraft.
Gerade die Jahreskreisfeste bieten Spiritualität und Naturverbundenheit mit Freiraum für eigene Werte. Menschen, deren Glaube sich von den etablierten Religionen weg entwickelt, oder jene, die auf der Suche sind, finden in ihnen sinnerfüllte Feste im zyklischen Rhythmus der Natur.
Dieses Familien-Mitmachbuch bietet einen prall gefüllten Bauchladen an altbewährten Bräuchen und viel Inspiration für Neues.
Der Blick über den eigenen kulturellen Tellerrand hinaus verlangt ein achtsames Verhalten. Rituale und Zeremonien aus anderen Kulturen sind kein Selbstbedienungsladen! Ethnische Gruppen empfinden es nicht selten als respektlos, wenn ihr kulturelles Erbe aus dem Kontext gerissen wird.
Meist tut man sich damit ohnehin keinen Gefallen, weil man, angetrieben durch den Wunsch, besser passende Rituale zu finden, übersieht, wie wenig etwas mit der eigenen Vorstellungswelt zu tun hat. Die eigenen Kinder erinnern einen dann unmissverständlich daran, dass etwas unstimmig ist. Sie „spielen“ einfach nicht mit.
Rituale und Feste gelingen dann, wenn sie zur Familienkultur passen. Dafür brauchen wir ein wenig Geduld. Das darf sich über die Zeit entwickeln, gerade, wenn die Kinder schon größer sind und bereits viel weitreichendere Fragen stellen. Wichtig ist, sie immer wieder einzuladen.
Kleiner Tipp: Rituale und Zeremonien sind oft mit einem besonderen Festessen verbunden. Das ist für Kinder und auch Jugendliche meist verlockend. Sie genießen einen geschmückten Raum und saugen die besondere Atmosphäre auf.
Auch hier gilt: Alles ist besser ohne Perfektionismus. Unsere Kinder haben feine Antennen und rebellieren ansonsten schnell dagegen.
Neue Traditionen etablieren sich nicht innerhalb eines Jahres. Es braucht mehrere Jahreszyklen, bis sie langsam verinnerlicht werden. Der Rhythmus der Jahreszeiten ist eine Chance, unsere Vorstellungen und Werte Kindern und Jugendlichen symbolisch näherzubringen. Feierliche und entspannte Momente jenseits des Alltags stärken die Familienbande und schaffen wertvolle Erinnerungen.
Wer das Buch nicht ausmalen will oder Nachschub braucht, kann sich die Bilder auch hier herunterladen: www.lebensgut-verlag.de/familienbande-ausmalen
Der Wind bläst die Blätter von den Alleebäumen. Gelb und rot und braun treiben sie in Spiralen über den Boden dahin. Sturmböen rütteln an den Ästen. Der Wind pustet, bis die bunte Pracht auf der Erde liegt. Wald und Parkbäume glänzen in ihrem letzten Festtagsputz in der goldenen Oktobersonne. Auf einem Herbstspaziergang sammeln die Kinder Kastanien, Eicheln, Bucheckern und Nüsse. Und dann genügt ein Regentag, um raschelnde Laubberge in dreckigen Matsch zu verwandeln.
Der Herbst zeigt uns die Vergänglichkeit der Natur. Ihre grüne, wilde Üppigkeit welkt dahin. In einem letzten Aufbäumen erstrahlt sie erneut in all ihrer Schönheit, saugt sich voll Farbe und Licht, bevor sie still und ohne Aufhebens zusammen mit der Sonne verschwindet. So wie das Licht uns in diesen Tagen verlässt, so wandert die Kraft der Pflanzen von den Blättern in die Wurzeln. Ihre Säfte und Energien ziehen sich zurück, um tief in der Erde zu überwintern.
Die Waldtiere bereiten sich auf ihre Winterruhe oder den Winterschlaf vor. Im Garten oder in Parks entdecken wir mit etwas Glück einen Igel auf abendlicher Futtersuche. Spätestens mit der Zeitumstellung am letzten Oktoberwochenende ist es bereits am späten Nachmittag dämmrig.
Mit den Baumfrüchten verschönern wir unser Fensterbrett und den Eingang. Die Ausflüge mit den Kindern in die Natur bringen die jahreszeitliche Naturdekoration ganz von selbst ins Haus. Um die Schätze der Kinder zu würdigen, baue ich sie auf unserem Gabentisch auf. Wenn das Wetter jetzt im Herbst zunehmend ungemütlicher wird, kommt eine Kerze hinzu, ein paar Wichtel oder Zwerge, Waldtiere als kleine Figuren.
Diesen anthroposophischen Brauch habe ich bei befreundeten Waldorf-Familien kennen-und lieben gelernt. Viele spirituelle Menschen haben einen kleinen Naturaltar oder einen Gabentisch mit geliebten oder ihnen heiligen Gegenständen und Fundstücken. Oft sind diese Nischen der Achtsamkeit mit saisonalen Schätzen geschmückt. Früher war es in Bauernhäusern – etwa in Bayern und überhaupt im Alpenraum – üblich, in der guten Stube einen Herrgottswinkel mit Kreuz und Heiligenbildern zu haben. Auch diesen Schrein schmückten die Familien passend zu den Jahreszeiten.
Wer die Tradition der Jahreszeitentische bei sich einführen oder ausprobieren möchte, beginnt am besten jetzt gleich damit! Der Herbst bietet zum Schmücken und Dekorieren jede Menge Gelegenheiten. Bestimmt haben die Kinder auf Spaziergängen und Ausflügen in die Natur allerlei herbstliche Schätze gesammelt. Ein Jahreszeitentisch ist der passende Rahmen, um sie zur Geltung zu bringen und gebührend zu bewundern! Das freut die Kinder und ist eine prima Chance, um den Wandel der Jahreszeiten zu Hause noch einmal zu vertiefen. Ein kleiner Schemel, ein Nachtkästchen, ein Fensterbrett, ein Regalfach oder ein Tischchen dafür findet sich bestimmt.
Auch in den Ideen zum Erntedankfest (→ Monat September) finden sich Anregungen zum Schmücken eines herbstlichen Jahreszeitentisches.
In den vier Zwischenkapiteln der Jahreszeiten habe ich wie hier im Herbst versucht, die besondere Stimmung von Naturaltaren einzufangen und dafür passende Dekorationsideen als Anregungen für eigene Jahreszeitentische gesammelt. Das wirklich Bezaubernde an ihnen ist, dass sie für sich einzigartige Unikate bilden und jeder Mensch seine persönlichen Ideen in die Gestaltung einbringen kann.
Farben: Gelb, Rot, Orangetöne, Braun und leuchtendes Himmelblau
Material: Holz, Rinde, Kastanien, Eicheln, Hagebutten, Walnüsse, Haselnüsse, Bucheckern und andere Baumfrüchte, Maiskolben, Ähren, Laub, Pilze, Kürbisse in verschiedenen Formen und Größen (auch geschnitzte Kürbisköpfe oder andere Halloween-Deko), Filz und Seidentücher in passenden Farben, kleine Laternen für St. Martin
Figuren: Waldtiere, Gnome, Zwerge, Waldfeen, Elfen, kleine Kastanienmännchen, Geister, Gespenster
Bäume umarmen
Drachen steigen lassen
Kastanien sammeln
Tipi bauen
auf Bäume klettern
Schiffchen schwimmen lassen
Baumfrüchte und Verdorrtes zum Basteln sammeln
Erntedank-Mandala legen
Fangen und Verstecken spielen
Geschicklichkeitsparcours im Wald bauen
mit Laub rascheln, werfen und darin spielen
Gemeinsam türmen wir riesige Laubhaufen mit Rechen auf. Die Kinder spielen Absprung von der Schaukel und hüpfen immer wieder in den Blätterhaufen, als wäre es ein Trampolin. Letzte warme Herbsttage im klaren Licht der Oktobersonne nutzen wir für ein paar wilde Spiele draußen. Wir bauen uns Burgen aus dem Laub und werfen die bunten Blätter hoch in die Luft. Habt ihr einmal eure Nase hineingesteckt ins Herbstlaub? Es duftet so würzig nach Erde und Baumharz.
Dann aber kehren wir die Haufen zusammen und lassen sie für dieses Jahr in Ruhe. Dort bekommt die Igelfamilie ein gutes, warmes Zuhause für die dunklen Tage. Auch viele Käfer und andere Krabbeltiere fühlen sich in Laub- und Gestrüpphaufen wohl. Wir überlassen den Garten nun sich selbst. Die Natur weiß, was gut für sie ist.
Mit vielen kleinen Ritualen – von Kastanienfliegern (→ Kreativtipp im September) und Drachen im Wind bis hin zum Sammeln von Baumfrüchten und Blättern – feiern wir den Herbst und bereiten uns auf den Rückzug nach innen, ins Häusliche vor. Ganz wichtig ist es, die Kinder einzubeziehen und zu erkennen, worauf sie Lust haben. Oft äußern sie selbst Vorschläge, welche jahreszeitlichen Rituale sie gernhaben. Manche Aktivitäten beeindrucken Kinder so sehr, dass sie sich Jahr für Jahr von selbst daran erinnern. Der Rhythmus der Jahreszeiten ist eine wunderbare Gelegenheit zur Wiederholung. Das gibt Kindern Halt und Geborgenheit. Selbst als Erwachsene schlurfe ich jeden Herbst mindestens einmal durch raschelndes Laub. Diese lieb gewordene Kindheitserinnerung empfinde ich bis heute als tröstlich. Warum, das weiß ich nicht. Für mich ist es ein starkes Gefühl von Naturverbundenheit.
Im goldenen Oktober bietet uns der Wald noch einmal eine richtig schöne Stimmung zum Waldbaden. Der Begriff Waldbaden hört sich so statisch an. Als ob man sich in den Wald legen würde wie in einen See. Waldbaden heißt bewusst wahrnehmen lernen, in die Stille der Natur hineinspüren und Entschleunigung aktiv erleben - ob im Liegen, Sitzen oder Gehen. Der Wald ist ein Lebensraum, in dem so vieles zu entdecken ist.
Für Kinder ist Waldbaden aber auch spüren, freuen, Natur begreifen, experimentieren und ausprobieren, staunen und innehalten. Seit Menschengedenken gehört es zu unserem ureigenen Wesen, uns mit der Natur zu verbinden. Der Wald schenkt uns Kontemplation und Frieden. Alles ist so magisch und zauberhaft im Herbstwald, für Kinder wie für Erwachsene. Mich schlägt jedes Mal von Neuem diese fast mythische Stimmung in den Bann, wenn ein Lichtstreifen die Bäume und Gräser in sein magisches Licht taucht.
Waldbaden ist ein sehr schönes Wort für eine sehr gesunde Aktivität. Der neue alte Trend kommt aus Japan, und es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Waldluft der Gesundheit förderlich ist und das Immunsystem stärkt. Natürlich ist es naturverbundenen Menschen auch in Europa seit Langem bekannt, dass der Wald der Seele guttut. Waldbaden hilft bei Burnout, bei Stresssymptomen und weiteren Zivilisationskrankheiten aller Art. Der Wald ist unser Freund und hilft uns dabei, runterzukommen. Kinder können sich austoben, und die Bewegung hilft, die Lungen mit viel frischer Luft vollzupumpen. Im Wald atmet jeder automatisch tief ein und wieder aus. Dazu braucht beim Spielen und Toben im Freien niemand eine Erinnerung!
Drachen steigen lassen
Unsere selbst gebauten Drachen kann ich leider nicht weiterempfehlen. So hübsch sie aussahen mit leichten Holzstäben, Transparentpapier und einem langen Schweif mit Krepppapierschleifen, geflogen sind sie alle nicht. Da haben sich tatsächlich gekaufte Flugdrachen aus Plastikfolie oder Fallschirmseide bewährt. Für Kinder ist es ein unglaubliches Erlebnis, wenn sich ihr Drachen hoch in die Lüfte erhebt. Am besten funktioniert dies am Strand. Aber auch fernab von Küstenwinden gibt es im Herbst manchmal perfekte Windverhältnisse. Dann heißt es: spontan raus zum Drachensteigen. Es lohnt sich, dafür eine weite Fläche oder Wiese, die weitgehend frei von Stromleitungen ist, auszusuchen.
Der Anblick von Verblühtem und Verdorrtem zeigt uns die Zeitqualität: Das alte Jahr geht, damit ein neues geboren werden kann. Früher erzählten sich die Menschen Märchen von der schwarzen Mutter, die alles Lebendige mitnimmt unter die Erde, um im Frühling als strahlende Schönheit voller Lebensenergie in neuer Gestalt zurückzukehren. Die Pflanzen kehren in den Schoß der Erde zurück. Die Göttin ist alt geworden und stirbt mit dem Jahr.
Schon Goethe schrieb wunderbare Gedichte über das Sterben und Werden. Nichts verdeutlicht besser als der zyklische Rhythmus der Natur, dass der Tod Teil des Lebens ist. Passend dazu gedenken wir an Allerheiligen, Allerseelen oder Samhain den Verstorbenen. Wir feiern ein Fest für sie und in manchen Kulturen auch mit ihnen. So ist es in Mexiko etwa Brauch, den „Dia de los Muertos“ als fröhliches Fest gemeinsam mit der Familie – Lebenden und Ahnen – auf dem Friedhof zu feiern.
Auch bei uns gehen viele Familien gemeinsam zum Friedhof und schmücken ihre Gräber für Allerheiligen. Der Besuch verstorbener Angehöriger auf den Friedhöfen gehört ebenso zur christlichen Tradition wie das Aufputzen der Gräber mit frischen Blumengestecken.
Für die Völker der Kelten bedeutete der Beginn der Dunkeltage nicht nur Winteranfang, sondern gleichzeitig Jahreswechsel und Neubeginn. Laut der Archäologin Miranda Jane Green ist Samhain das keltische Fest, über das wir heute am meisten wissen. Samhain – oder Samonios, wie es im gallischen Coligny-Kalender aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert heiße – war für sie das Neujahrsfest mit Jahrmärkten und Pferderennen, großen politischen Versammlungen und Ritualen, die sich auf das Ende der Weidezeit und die Landwirtschaft bezogen. „Samhain war das Fest, mit dem der Tod des Sommers rituell betrauert wurde. Es markierte den Übergang zwischen zwei Perioden, das heißt, es fand in einer gefährlichen Zwischenperiode statt, in der die normalen Gesetze von Zeit und Raum vorübergehend außer Kraft gesetzt waren. Die Grenzbarrieren waren aufgehoben: Geister der Anderswelt konnten auf der Erde wandeln, und die menschlichen Wesen konnten ihrem Reich einen Besuch abstatten“, schreibt sie in Keltische Mythen (S. 103).
Dass die Grenzen zur Anderswelt – wie die jenseitige Welt auch genannt wird – offen stehen, erzählen uns auch viele Grusel- und Gespenstergeschichten zu Halloween. Das Fest, das viele aus den USA kennen und das seit den späten 1990ern auch in Europa gefeiert wird, wurzelt in dem oben beschriebenen keltischen Jahreskreisfest. Besonders in Irland sind diese Traditionen lebendig geblieben und von dort mit den Auswanderern nach Übersee gekommen.
Kinder lieben das Fest aus zwei Gründen: Sie bekommen viele Süßigkeiten. Und noch viel wichtiger: Geister, Monster und Skelette bevölkern die Welt. Damit Wesen von jenseits des Vorhangs gar nicht auf die Idee kommen, uns zu erschrecken, verkleiden wir uns selbst und veranstalten ein Höllenspektakel.
Indem wir uns gruselig anmalen, schlagen wir jedes echte Gespenst, jeden Kobold oder Gnom in die Flucht. Dazu stellen wir ein Licht ins dunkle Fenster. So ein Licht schützt das Haus ebenso wie Kürbis und weitere magische Schutzpflanzen wie Zwiebel- und Knoblauchzöpfe, die vor unserer Türe nicht nur bloße Dekoration sind.
Die Kinder feiern mit ihrem Freundeskreis eine Party mit Grabkuchen (→ Rezept) und blutiger Monstersaftbowle. Supereklig anzusehen sind auch Brote mit Alien-Schleim. Wir verwenden dafür weiche Avocados als Aufstrich. Zombie-Gehirne heißt bei uns zu Hause übrigens der Rosenkohl. Das ist mit Kartoffeln ein prima Mittagessen zu Halloween, damit der Vitaminhaushalt bei all den vielen Süßigkeiten dann wenigstens etwas ausgeglichen ist.
Mit den Ahnen verbinden
Eine liebevolle Geste sind gute Gaben für die Ahnen. Die Engelsstatue auf dem Grab unserer (Ur-)Oma bekommt Pralinen in den steinernen Schoß gelegt, weil Oma die so gerne mochte. Indem wir zu Hause Fotos geliebter Menschen aufstellen, halten wir die Erinnerung an sie lebendig. So entsteht auch für die Kinder eine persönliche Bindung, ein Familienzusammenhalt über den Tod hinaus.
Die Journalistin Elke Klukowsky ist mit ihrem Mann Christian 2008 nach Austin, Texas, ausgewandert. Heute leben die beiden mit ihren drei Kindern Milena (geb. 2011), Benjamin (2015) und Julian (2018) in San José, Kalifornien. Sie erzählt, wie Familien dort Halloween feiern: „Sobald die heißen Temperaturen im Herbst etwas nachlassen, freuen sich alle auf Halloween. Je näher der 31. Oktober kommt, desto mehr Dekorationen finden sich in den Vorgärten und auf der Veranda: Da gibt es die typischen Herbstdekorationen mit ausgeschnitzten Gesichtern und Lichtern in den Kürbissen, Vogelscheuchen und Strohballen. Oder die unheimlichen mit Skeletten, Friedhöfen oder gar ganze Piratenboote! Sehr viele Nachbarn stellen große aufblasbare Tiere oder schaurige Figuren in die Vorgärten. Manche davon sind so hoch wie ein Haus! Am besten gefällt uns die schwarze Katze, die mit dem Kopf wackelt.
An Halloween dürfen sich die Kinder verkleiden, auch im Kindergarten und in der Schule: Da finden sich Zombies, Prinzessinnen und Superhelden. Abends ziehen sie in kleinen Gruppen gemeinsam los. Kinder und Jugendliche kennen die Nachbarschaft und wissen, wer die besten und meisten Süßigkeiten ausgibt. Die Gruppen laufen von Tür zu Tür, klingeln (wenn Licht im Haus zu sehen ist) und rufen: ,Trick or Treat‘. Süßes, sonst gibt es Saures: Das bedeutet, die Kinder würden einen Streich spielen, wenn sie keine Süßigkeit bekommen. Aber natürlich haben alle Leute etwas Süßes oder eine andere Kleinigkeit für die Kinder. Manchmal stehen auch Schüsseln zur Selbstbedienung bereit. Kleinere Kinder ziehen schon los, wenn es noch etwas hell ist. Aber die Großen warten auf die Dunkelheit, da dann die Dekorationen mit den bunten Lichtern am schönsten sind. Halloween ist vor allem ein Wettlauf, wer die meisten und die besten Süßigkeiten einsammeln kann! Wenn wir dann wieder, kaputt vom Rumrennen, zu Hause sind, werden die Taschen geleert und die Schätze sortiert. Einige Dinge, die nicht so beliebt sind, kommen in unsere Schüssel vor die Türe, sodass sie andere Kinder mitnehmen können. Aber das meiste behalten und verteilen wir über die nächsten Wochen. So haben die Kinder noch einige Zeit etwas von Halloween.
Je älter die Kinder werden, desto mehr Spaß macht es, bei Halloween mitzulaufen, die unterschiedlichen Kostüme, Aufbauten und Lichterspiele zu sehen und verschiedene Nachbarschaften kennenzulernen, die eine oder andere Süßigkeit mitzuessen. Gleich am Tag nach Halloween weichen die gruselig-schaurigen Dekorationen der normalen Herbstdekoration, denn dann wird sofort auf den nächsten wichtigen Feiertag, Thanksgiving, umgeschmückt.“
Monstersaftbowle:
Blutroten Fruchtsaft (Johannisbeere, Traube und/oder Kirschsaft mitsamt den Schattenmorellen aus einem Glas Kirschen) in eine große Glasschüssel gießen. Litschis aus der Dose dazugeben.
Sieht echt eklig aus, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Schwimmen in der blutigen Suppe da Alien-Gehirne oder die glubschigen Augäpfel eines Riesen vielleicht?
Auch ein loderndes Lagerfeuer ist ein lieb gewordenes Ritual in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Wir Eltern wärmen uns am Halloweenfeuer, eine Flasche Bier in der Hand und froh, dass wir nicht mehr mitgehen müssen zum „Süßes oder Saures“-Rufen. Halloween zeigt deutlich, wie das ist, wenn wir mit einer Tradition nicht aufgewachsen sind. Bis heute finde ich das Fest ein wenig befremdlich – nicht so unsere Kinder. Die kommen kichernd und quasselnd von ihrer Tour zurück, als wäre das Betteln um Süßigkeiten das Natürlichste auf der Welt, und wärmen sich die kalten Finger über der Feuerschale, bei gegrilltem Marshmallow auf Schokoladenkeks – auch Geschmackssache.
Das Teelicht im hohlen Kürbiskopf lässt mich jedes Mal wohlig erschauern, wenn ich die Haustüre öffne, weil kleine Geister klingeln. Der Brauch, Kürbislaternen mit gruseligen Gesichtern zu schnitzen und vor die Tür zu stellen, ist im englischsprachigen Raum als Jack O’Lantern bekannt. Die dazugehörige Sage über eine verdammte, für ewig auf Erden umherwandernde Seele stammt ursprünglich ebenfalls aus Irland.
Doch kehre ich zurück in den Kreis am Lagerfeuer, spüre ich seine Kraft: Die lodernden Flammen weisen alles Ungeheure und Bedrohliche in seine Schranken. Seine Wärme und sein Licht bringen Jung und Alt im Kreis um die Feuerschale zusammen.
Die Kelten sahen im Feuer das irdische Gegenstück zur Sonne am Himmel. Beide haben nährende und lebenserhaltende Eigenschaften, können aber auch zerstören. Auch der Salamander wurde früher dem Element Feuer zugeordnet. Wer entdeckt einen in der glimmenden Glut? Da sind ja noch viel mehr Wesenheiten in der glühenden Holzkohle zu erkennen. Sie verändert ständig ihre Formen. Feuergeister und knubbelige Zwergengesichter blinken uns mit den Augen an. Bei so einer Feuermeditation kommen auch hibbelige Kinder schnell zur Ruhe.
Auch wenn bei den Kindern das Verkleiden, Spuken und die Süßigkeiten im Vordergrund stehen, können Erwachsene zu diesem Anlass vieles mit ihnen besprechen. Tod und Trauer sind Themen, die sonst oft ausgespart werden oder für die – aus welchen Gründen auch immer – wenig Platz bleibt.
Überall in der Natur begegnen wir jetzt Tod und Verfall. Die Kinder merken dies selbst bei einem Herbstspaziergang durch den kahler werdenden Wald. Besonders wenn wir Eicheln, Nasenzwicker vom Ahorn, Bucheckern, Rinde, Äste und Zweige verdorrter Sträucher und Beeren mit heimnehmen. Dabei erinnere ich sie daran, um Erlaubnis zu bitten, wenn wir die Schätze der Natur sammeln. Sie sind ein Geschenk der Natur, für das wir uns bedanken. Dazu können wir uns an den Händen fassen und zusammen einen dicken Baumstamm umarmen. Oder die Kinder probieren allein aus, wie weit sie den Stamm mit ihrem Körper und ausgestreckten Armen umschließen können.
Wir können uns beim Anblick der sterbenden Pflanzenwelt auch an Verstorbene erinnern und gemeinsam überlegen, wie es ihnen wohl geht, dort, wo sie jetzt sind. Raum für das Jenseits entsteht auch bei gemeinsamen Halloween-Vorbereitungen, wenn wir zusammensitzen, um die Kürbisköpfe zu schnitzen. Mit dem Fruchtfleisch der ausgehöhlten Kürbisse kochen wir uns eine wärmende Suppe. Als Gedenken und Einladung an die Ahnen stellen wir heute einen zusätzlichen Teller in unseren Kreis auf den Küchentisch.
Basteln mit Herbstlaub
Wir legen die gesammelten bunten Blätter in ein dickes Buch und pressen sie. So erhält sich ihre Schönheit, und in ein paar Wochen basteln wir damit lustige Bilder. Dazu kleben wir die getrockneten Blätter auf, malen ihnen Köpfe, Pfoten, Krallen, Schwänze, Hörner oder Gesichter, Hände und Füße.
(Rezept von Sabine Peinsipp-Hölzl)
250 g Butter
4 Eier
500 g Mehl
1 Päckchen Backpulver
150 ml (Pflanzen-)Milch
3 gehäufte Teelöffel Kakaopulver (in ca. 100 ml heißem Wasser auflösen)
200 g Zucker (oder zahnfreundliche Alternative wie Xylit oder Kokosblütenzucker)
1 Packung Backschokolade für den Guss (alternativ 1 Packung Schokomousse (nach Angaben des Herstellers zubereiten)) oder Nutella zum Bestreichen
1 Packung Löffelbiskuits
etwas Lebensmittelfarbe aus der Tube
50 g Mehl
50 g Butter
50 g Kakaopulver
50 g Puderzucker oder weniger nach Belieben
1 Packung Salzstangen oder Mikadostäbchen
1 Stange Rohmarzipan, ungeschälte ganze Mandeln
rote Lebensmittelfarbe (alternativ Fruchtsauce oder Marmelade)
Rührkuchen:
Butter, Eier und Zucker schaumig schlagen mit Mixer, Mehl, Backpulver, (Pflanzen-)Milch und den in Wasser aufgelösten Kakao abwechselnd dazugeben. Alles zu einem festen Teig verrühren. Flach auf dem Backblech verteilen und bei 160 Grad für ca. 20 bis 25 Minuten backen. Den Kuchen abkühlen lassen und mit Schokoguss begießen. Alternativ mit einer festen Schokomousse (Fertigpackung) oder Nutella bestreichen.
Grabsteine: