Fantastische Aussichten: Fantasy & Science Fiction bei Knaur #8 - Markus Heitz - kostenlos E-Book

Fantastische Aussichten: Fantasy & Science Fiction bei Knaur #8 E-Book

Markus Heitz

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Beschreibung

Bist du bereit für eine aufregende Reise in fremde Welten? Bist du bereit, dich von fantastischen Geschichten verzaubern zu lassen? Dann ist dieser Leseproben-Mix genau das Richtige für dich! Auf dich wartet die langersehnte Fortsetzung der großen Fantasy-Saga »Die Zwerge« von Markus Heitz: Alte und neue Helden machen sich in »Die Rückkehr der Zwerge« auf die gefährliche Suche nach dem legendären und verschollenen Zwerg Tungdil Goldhand – und geraten mitten hinein in uralte Intrigen und brutale Machtkämpfe zwischen Menschen, Albae – und Drachen! Tauche ein in eine alternative Realität, in der die amerikanischen Ureinwohner sich mithilfe der Geisterwelt erfolgreich gegen die Eroberer aus Europa zur Wehr gesetzt haben. Im Fantasy-Thriller »Geistkrieger: Feuertaufe« von Sonja Rüther übernimmt die Sondereinheit der Geistkrieger die Ermittlungen zum Mord eines angesehenen Professors, dessen Brustkorb von einer unsichtbaren Macht regelrecht zerfetzt wurde. Oder freue dich auf das spektakuläre Finale von Leigh Bardugos Grishaverse-Saga und erfahre in »Rule of Wolves«, wie es mit Nikolai Lantsov, den Grisha Nina Zenik und Zoya Nazyalensky weitergeht. Wird der schicksalhafte Kampf um den Zarenthron von Ravka eine ganze Welt in Asche versinken lassen? Diese und weitere fantastische Geschichten von Autor*innen wie Stefanie Hasse, Lucinda Flynn und Ransom Riggs findest du in der Leseproben-Sammlung zu den Fantasy-Titeln des Knaur Verlages. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Markus Heitz, »Die Rückkehr der Zwerge 1« - Leigh Bardugo, »Rule of Wolves« - Stefanie Hasse, »Der verbotene Wunsch« - Lucinda Flynn, »Die Erbin des Windes« - Sonja Rüther, »Geistkrieger: Feuertaufe« - Ransom Riggs, »Die Zukunft der besonderen Kinder«

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Fantastische Aussichten:Fantasy & Science Fiction bei Knaur

Ausgewählte Leseproben von Markus Heitz, Leigh Bardugo, Stefanie Hasse, Lucinda Flynn u.v.m.

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Über dieses Buch

Bist du bereit für eine aufregende Reise in fremde Welten? Bist du bereit, dich von fantastischen Geschichten verzaubern zu lassen? Dann ist dieser Leseproben-Mix genau das Richtige für dich!

Auf dich wartet die langersehnte Fortsetzung der großen Fantasy-Saga »Die Zwerge« von Markus Heitz: Alte und neue Helden machen sich in »Die Rückkehr der Zwerge« auf die gefährliche Suche nach dem legendären und verschollenen Zwerg Tungdil Goldhand – und geraten mitten hinein in uralte Intrigen und brutale Machtkämpfe zwischen Menschen, Albae – und Drachen!

Tauche ein in eine alternative Realität, in der die amerikanischen Ureinwohner sich mit Hilfe der Geisterwelt erfolgreich gegen die Eroberer aus Europa zur Wehr gesetzt haben. Im Fantasy-Thriller »Geistkrieger: Feuertaufe« von Sonja Rüther übernimmt die Sondereinheit der Geistkrieger die Ermittlungen zum Mord eines angesehenen Professors, dessen Brustkorb von einer unsichtbaren Macht regelrecht zerfetzt wurde.

Oder freue dich auf das spektakuläre Finale von Leigh Bardugos Grishaverse-Saga und erfahre in »Rule of Wolves«, wie es mit Nikolai Lantsov, den Grisha Nina Zenik und Zoya Nazyalensky weitergeht. Wird der schicksalhafte Kampf um den Zarenthron von Ravka eine ganze Welt in Asche versinken lassen?

Diese und weitere fantastische Geschichten von Autor*innen wie Stefanie Hasse, Lucinda Flynn und Ransom Riggs findest du in den Vorab-Leseproben zu den Fantasy-Titeln des Knaur Verlages, die im Herbst und Winter 2021 erscheinen.

 

Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu:

- Markus Heitz, »Die Rückkehr der Zwerge 1«

- Leigh Bardugo, »Rule of Wolves«

- Stefanie Hasse, »Der verbotene Wunsch«

- Lucinda Flynn, »Die Erbin des Windes«

- Sonja Rüther, »Geistkrieger: Feuertaufe«

- Ransom Riggs, »Die Zukunft der besonderen Kinder«

Inhaltsübersicht

VorwortMarkus Heitz – Die Rückkehr der ZwergeLeigh Bardugo – Rule of WolvesStefanie Hasse – Der verbotene WunschLucinda Flynn – Die Erbin des WindesSonja Rüther – Geistkrieger: FeuertaufeRansom Riggs – Die Zukunft der besonderen Kinder
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Unser Knaur-Fantasy-Programm ermöglicht auch im Herbst 2021 fantastische Reisen in die unterschiedlichsten Welten. Wir haben einige Leseproben unserer Highlights zusammengefasst, die Dir als Reiseführer dienen können. Such Dir aus, ob du etwa das Geborgene Land, Ravka oder Nakita besuchen möchtest oder direkt alle drei Orte erkundest.

Wir wünschen Dir viel Spaß bei Deinen Leseabenteuern, wohin auch immer sie Dich führen werden!

Dein Droemer-Knaur-Team

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Markus Heitz

Die Rückkehr der Zwerge

Im Geborgenen Land sind Hunderte Zyklen vergangen, seit der größte Held der Zwerge, Tungdil Goldhand, als verschollen gilt. Dann jedoch entdeckt der junge Zwerg Goïmron ein altes Buch, dessen Detailfülle keinerlei Zweifel lässt – es muss von Tungdil selbst stammen! Der letzte Eintrag scheint erst vor Kurzem geschrieben worden zu sein, doch wie ist das möglich? Mit einer Gruppe von Gefährten macht Goïmron sich auf die Suche nach dem legendären Helden. Schon bald geraten sie mitten hinein in uralte Intrigen und brutale Machtkämpfe zwischen skrupellosen Menschen, geheimnisvollen Albae – und Drachen!

Prolog
Das Geborgene Land, im Norden des Vereinten Großkönigreichs Gauragon, an den Ausläufern des Grauen Gebirges, 1023 n.B. (7514. Sonnenzyklus nach alter Zeitrechnung), Frühjahr

Unaufhörlich warfen sich die Wassermassen der Smaragdfälle über Felsvorsprünge dreißig Schritt in die Tiefe, bevor sie donnernd im breiten Becken einschlugen. Gischtschleier umspielten die stürzenden grünen Fluten des Flusses Towan. Die winzigen Tröpfchen wurden vom Wind umhergetrieben und verteilten sich weit in der bewaldeten Umgebung, gingen auf Blättern und an Rinden der Bäume nieder. Das helle Sonnenlicht erschuf einen schillernden Regenbogen, der scheinbar für alle Ewigkeit malerisch über dem Gewässer leuchtete.

Einige der klaren Tropfen landeten im geflochtenen dunklen Barthaar des leicht gerüsteten Zwerges, der am Ufer, in sicherer Entfernung vom breiten Kiesbett des Towan, stand; sie sammelten sich zu glitzernden Perlen, als wollten sie ihn zieren, zusätzlich zu seinen goldenen Schmuckspangen.

Es störte Barbandor Stahlgold aus dem Clan der Königswassertrinker nicht, dass die Tropfen sein wettergegerbtes Gesicht benetzten und auf dem Weg abwärts die eingegrabenen Linien und Narben in der Haut nachfuhren. Seine kräftigen Hände lagen locker auf dem aufwendig ziselierten Stahlkopf seiner schweren Kampfaxt, deren Stielende auf dem weichsteinigen Untergrund ruhte. Aus der Ferne wirkte der gestandene Zwerg wie ein sitzender Wanderer bei einer kurzen Rast.

Der Blick aus Barbandors braunen Augen schweifte aufmerksam über die schäumenden, grünlichen Wogen, die gut zehn Schritte vor ihm wirbelnd dahinzogen. Es roch nach Frische, duftenden Blüten und nassem Stein. Das Aufblühen der umliegenden Wiesen und Wälder, die an den südlichsten Ausläufern des Grauen Gebirges lagen, war deutlich wahrzunehmen.

Barbandor hatte sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet, wie er es stets tat, sobald die Zeit gekommen war.

Und dies geschah recht häufig.

Jedes Mal nach Wolkenbrüchen im weit entfernten Grauen Gebirge oder nach der Schneeschmelze oder nach anhaltenden starken Regenfällen über den Gipfeln und den Hängen der alten, aufgegebenen Heimat wuchs der Towan an und trug eine besondere, außergewöhnliche Fracht in seinen Wogen, die er irgendwann an Land spülte. Vor allem nahe der Smaragdfälle.

Mit einem tiefen Seufzen drehte Barbandor den Kopf und richtete den Blick mit Wehmut nach Norden. Dorthin, wo sich das Graue Gebirge befand. Oder zumindest das, was nach den vielen Beben und Erschütterungen in Hunderten Zyklen von ihm übrig geblieben war. Wo sich einst majestätische, namhafte Gipfel und uralte vielgestaltige Hänge emporgeschwungen hatten, in denen man Formen und Figuren, Bestien und Schönheiten hatte erkennen können, gab es nun lediglich abgebrochene Klippen, stumpfe Erhebungen und wie lieblos hingeworfene, aufragende Bergketten. Tagaus, tagein stiegen irgendwo Qualmwolken und Rauchschlieren aus weit entfernten jungen Vulkanen auf. Die Beben hatten das ehrwürdige Graue Gebirge vernichtet und zugleich auf dessen Sockel ein neues Massiv erschaffen, das noch längst nicht zur Ruhe gekommen war.

Der Anblick schmerzte Barbandor, obwohl er nie einen Fuß in die Berge, in die alte Heimat gesetzt hatte. Wie keiner seit mehreren Generationen der Fünften.

Die säulengestützten Hallen gehörten der Vergangenheit ebenso an wie die gefüllten Schatzkammern, die reichen Minen, die tönenden Schmieden und klingenden Werkstätten, wie die wunderschöne Handwerkskunst aus den Fingern zahlreicher begnadeter Zwerginnen und Zwerge. Das alles existierte bloß noch in Erzählungen, Niederschriften, Bildern und Zeichnungen. Und in unzähligen traurigen Liedern.

Niemand wusste, wie es nun um das Innere der alten Heimat stand.

»Vraccas, was taten wir, dass du uns derart gestraft hast?«, murmelte Barbandor.

Die Antwort vermochten die Lebenden nicht zu geben.

Hals über Kopf waren die Kinder des Schmieds vor etwas mehr als eintausend Zyklen geflohen, als die Beben begannen und Vulkane ausbrachen; geflohen, bevor das Graue Gebirge zum Grab für den Stamm der Fünften werden konnte. Dabei hatten sie den Großkönig aller Stämme und dessen legendäre Axt Feuerklinge verloren. Dieser Verlust traf die Zwerge wie das Geborgene Land gleichermaßen hart.

Ebenso erging es den Zweiten im Blauen Gebirge des Südens. Nur die Ersten im Westen und die Dritten im Osten waren glimpflich davongekommen. Sie harrten in den Behausungen im roten und schwarzen Gestein aus, auch wenn selbst ihre Reiche nicht mehr aussahen wie einst.

Am schwersten von allen hatte es das Reich der Vierten getroffen. Es war von mehr als nur Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht worden, und die Folgen davon spürte das gesamte Geborgene Land. Seit Hunderten Zyklen.

Die Zwerginnen und Zwerge der Zweiten, Vierten und Fünften lebten nun in wehrhaften Siedlungen nahe der Gebirge. Wann sie zurückkehren würden, um aufzubauen, was zerfallen dalag, blieb ungewiss.

Ungewiss wie so vieles. Barbandor schloss die Lider, um sie mit Gischt benetzen zu lassen. Die Wassertröpfchen kühlten seine Augen, in denen ein Brennen aufsteigende Tränen ankündigte. Seine Seele ließ sich kaum beruhigen. Gegen den inneren, schweren Schmerz der fehlenden Heimat half wenig.

»Was stehst du da herum?« Die schnarrende Stimme von Giselgar Harthieb traf ihn in den Rücken. »Bist du eingeschlafen? Oder ist es die Furcht vor Elrias Fluch?« Ein Rumpeln und dunkles Rattern erklangen. »Mach dich lieber nützlich.« Das Quietschen einer Feststellbremse erklang. »Heute wird’s was Besonderes geben. Ich spüre es in den alten Knochen!«

Die Ablenkung kam Barbandor wie gerufen. Schnell wischte er Tröpfchen und Tränen vom Gesicht. »Alte Knochen?« Er öffnete die Lider und wandte sich zu seinem Freund um, der auf einem Karren saß, gezogen von einem struppigen, schwarz-weiß gescheckten Pony. »Du bist kaum zehn Zyklen älter als ich.« Die Ladefläche lag voller Gestänge, Greifhaken und mehreren Keschern.

»Aber es waren zehn sehr entbehrungsreiche Zyklen, die ich Vorsprung habe. Das zählt doppelt. Nein, dreifach, bei Vraccas!« Giselgar sprang vom Bock und band die Zügel an einem Essigbaum fest, dessen Blätter ein buntes Dach bildeten. Wie Barbandor trug er eine leichte Lederrüstung, was für Zwerge ungewöhnlich war. Doch arbeitete man nahe am Wasser, war ein Kettenhemd oder eine schwerere Panzerung keine gute Wahl, es sei denn, man wollte unter allen Umständen ertrinken. »Deswegen musst du auch härter arbeiten als ich.« Giselgar nahm das zusammenschiebbare Fernrohr aus der Gürtelhalterung, zog es aus und warf einen prüfenden Blick hindurch über die Wogen, das Kiesbett und das Ufer zu beiden Seiten. »Schon was gefunden, während du faul gewartet hast?«

»Ich wollte gerade …«

»Ah, eine Ausrede. Weshalb bist du aus Platinglanze vorausgegangen, wenn du …« Giselgar hielt im Schwenken inne und drehte schnell am vorderen Element der Sehhilfe. »Verflucht! Der Blitz soll die gierigen Langen treffen! Wieso hast du sie nicht vertrieben?«

Barbandor wandte den Kopf in die Richtung, in die das Fernrohr zeigte. Zwischen den größeren Felsen und auf den herausragenden Brocken im Wasser, die eine Überquerung des Towan trocknen Fußes ermöglichten, sprangen Menschen, ausgestattet mit hakenbesetzten Stöcken, Säckchen und Netzen; andere trugen Reusen.

»Die waren vorhin noch nicht da«, verteidigte sich Barbandor und verzog das bärtige Gesicht.

»Du hast die Langen nicht gesehen, weil du zum Grauen Gebirge gestarrt hast, als käme es dadurch zu dir«, entgegnete Giselgar und packte das Sehglas ein. »Rasch, nimm dir von der Ausrüstung und runter ins Kiesbett. Diese verfluchten Gierfinger sollen vor uns nichts finden, was unserem Stamm gehört.« Er langte auf die Ladefläche und raffte an sich, was er zu greifen bekam. Gestängeteile schepperten metallisch. »Beeil dich! Wenn sie auch nur eine Brosche vor uns finden, werde ich das Pony ausspannen, es zu mir auf den Karren hieven und dich das Ganze zurück in die Siedlung ziehen lassen.« Dann rannte der Zwerg los und rutschte flink die Böschung hinab.

Seit der Flucht aus ihrer alten Heimat versuchten die Fünften zu retten, was die smaragdfarbenen Fluten aus den Stollen bis ins Geborgene Land spülten, um es zu bewahren und für jenen Zyklus bereitzuhalten, an dem sie ins Gebirge zurückkehren konnten.

Barbandor betrachtete das helle Kiesbett, über das sein Begleiter eilte. Wie jeder Zwerg und jede Zwergin kannte er Elrias Fluch. Er besagte, die Göttin des Wassers habe dem Element befohlen, die Kinder des Schmieds samt und sonders zu ersäufen, und wenn es in einer knöchelflachen Pfütze sein mochte.

Ein gewaltiger, reißender Fluss hatte leichteres Spiel.

Giselgar schien es nichts auszumachen, dass er bis auf zwei Schritte an den Towan heranmusste, während er die Gestänge zusammensetzte und das Fischen im smaragdfarbenen Strom begann.

Also los! Barbandor atmete einmal durch und schob die Kampfaxt in die Rückenhalterung, danach nahm er Ruten, Stangen sowie Kescher, um seinem Freund zu folgen. Ich tue das ja nicht zum ersten Mal.

Das Gefühl, das in ihm aufstieg, als das Rauschen der Wellen und das Blubbern der Strudel durch das Tosen der Wasserfälle drangen, wollte er nicht Angst nennen. Unwohlsein klang wesentlich besser.

Die Menschen hatten die beiden Zwerge bemerkt und riefen unverständliche Worte zu ihnen herüber, machten abfällige oder scheuchende Gesten. Sie mochten keine Konkurrenz auf der Suche nach kleinen und großen Reichtümern.

»Diese Schuhpisser! Stets der gleiche Narrentanz«, sprach Giselgar laut, um die Geräusche des Flusses zu übertönen, und lachte. »Heya! Ihr da! Wagt es nicht, heimlich unsere Schätze einzustecken«, brüllte er den Sammlern zu. »Alles, was ihr findet, zeigt ihr mir, verstanden? Das ist Eigentum meines Volkes!« Schon setzte er eine Brille mit speziell geschliffenen Edelsteingläsern auf, mit denen er besser durch den Schaum und die Wogen auf den Grund des Flusses sehen konnte. Geschickt nutzte er den Kescher, um damit im Towan zu stochern. »Elria, nimm einen von denen zu dir. Nicht uns.«

»Ich kann es den Menschen nicht verdenken. Es sichert Essen. Und geringen Wohlstand.« Barbandor hatte sich auf vier Schritte genähert und setzte den Magnetstein in die Halterung der langen Stange, an deren Ende ein Fanghaken saß. Danach rammte er die schmiedeeiserne Rutenhalterung in den Untergrund. Zur Beruhigung seines Gemüts steckte er sich ein wenig aromatisierten Kautabak aus seinem Beutel in die rechte Wangentasche. Der Geschmack der Fasern von Zimmet mit Minze breitete sich sogleich in seinem Mund aus.

»Es bleibt Diebstahl an unserem Stamm«, beharrte Giselgar und zog das Rohr zurück. Im Kescher glänzte ein handtellergroßes, verziertes Silberstück mit einem Rubin darin, das er herausnahm und zufrieden in die Ledertasche steckte. »Du willst sie nicht etwa verteidigen, oder?«

»Nein. Ich habe nur Verständnis.« Barbandor schob den Magnetstein in den Fluss und dirigierte ihn an der langen Stange auf gut Glück hin und her. »Mit solch einem Fund wie deinem kommt eine Familie durch den Winter.«

»Nun, es ist aber Frühjahr. Sollen die Langen das Getreide und Gemüse aussäen und ihre Äcker pflügen, wenn sie im Winter was zu beißen haben wollen.« Giselgar hatte erneut Beute gemacht: einen massiven Goldring, der im Sonnenlicht zwischen seinen Fingern aufglänzte. Beim Wegpacken warf er Barbandor einen rätselnden Blick zu. »Wenn du an dem zweifelst, was wir tun, und den Langen unsere Schätze gönnst, weswegen meldest du dich seit zehn Zyklen stets freiwillig?«

»Weil ich …« Er sah erneut zum Grauen Gebirge, das sich hinter dem Regenbogen und einer Gischtwand verbarg. »Weil ich hoffe, eine Nachricht zu finden. Nicht nur antike Kostbarkeiten der Toten.«

»Nachrichten von überlebenden Fünften?« Giselgar stieß ein knappes Lachen aus. »Niemals. Der Steinerne Torweg ist zugeschüttet wie die Hohe Pforte und alles, was wir kannten. Da lebt niemand mehr. Seit eintausend Zyklen.« Er deutete auf den Fluss. »Darin treibt ihr Vermächtnis an uns vorbei. Rette ihr Andenken, Barbandor. Bevor es diese Aasvögel unterhalb von uns tun; diese elenden Plünderer und vermaledeiten Totenfledderer, die es für eine schäbige Kuh oder zehn Sack schimmliges Getreide hergeben.« Der Ausdruck im Gesicht des älteren Zwergs wurde bittend. »Für uns ist die kleinste Münze aus den alten Umläufen unbezahlbar. Das Zeugnis der Ahnen, ihrer Kultur, ihres Könnens und ihres Wissens. Das muss zurück an seinen angestammten Platz. Alles!«

Barbandor nickte und verschob die lange Rute mit dem Magnetstein daran. Den Glauben an ein Zeichen, an ein Signal der Hoffnung ließ er sich nicht nehmen.

»Halte die Stellung, Jungspund. Ich suche weiter abwärts.« Giselgar schulterte seine Ausrüstung und ging über das weißgraue Kiesbett auf die Menschen zu, die von den Trittsteinen herab suchten, Netze auswarfen und Reusen verlegten. »Und erkläre den Langen, wie sie sich zu benehmen haben.«

Barbandor verlängerte seinen Stab geschickt um ein Anbaustück und schob ihn tiefer in den rauschenden Strom. »Ist gut.« Er überließ es seinem Freund, sich den Beschimpfungen und dem Hohn auszusetzen.

In Zeiten von Katastrophen suchte man nach einfachen Erklärungen. Gerade die Menschen gaben seinem Volk sowie Vraccas die Schuld an den unaufhörlichen Beben und neu entstehenden Vulkanen, den emporragenden Gebirgen in den Binnenreichen und sämtlichen Schwierigkeiten, die damit im Geborgenen Land Einzug gehalten hatten. Und das ließen sie gerne an jedem Zwerg aus, der ihren Weg kreuzte.

Barbandor sah zum Pulk der Schatzsucher.

Es war ein gutes Dutzend Männer, gekleidet in einfache Sachen aus Leinen und Wolle. Manche hatten sich aufgeblasene Lederschläuche und Korkstücke umgebunden, damit sie bei einem Sturz in den reißenden Fluss nicht sofort untergingen. Die Suche nach den Schätzen der Fünften war gefährlich.

Deswegen fühlte sich Barbandor am Ufer sehr wohl, mit großem Abstand zu den schnell ziehenden Wogen, auf denen zu seiner Verwunderung just eine schlichte Holztruhe mit zwergischen Insignien an ihm vorbeitrieb. Da sie ohne Beschläge war und obenauf schwamm, musste sie leer sein. Barbandor ließ sie ziehen. Mag sie flussabwärts einen Menschen glücklich machen.

Giselgar indes näherte sich unerschrocken dem Ufer stromabwärts.

Sogleich entbrannte ein Wortgefecht zwischen dem laut zürnenden Zwerg und den höhnenden Sammlern, die aus dem Dorf Kleinfluxwasser in der Nähe stammten. Die Siedlung mit gut fünfzig Hütten und Häusern hatte unter den Fünften den unschönen Ruf, rücksichtslose Diebe und Plünderer zu beheimaten. Die weniger wagemutigen Schatzsucher und Glücksritter aus verschiedenen Regionen des Geborgenen Landes wagten sich üblicherweise nicht in die Nähe von Zwergensiedlungen und blieben flussabwärts. Sie nutzten eher die freiwilligen Sklaven der Kaste der Doulia, um in dem gefährlichen Wasser suchen zu lassen.

Jedes Wort verstand Barbandor nicht, und er wollte es auch nicht. Es war müßig, sich die endlosen Tiraden, Schmähungen und Spottgedichte über sein Volk anzuhören. Warum, Vraccas? Seufzend veränderte er die Suchbahn der Rute. Was haben wir dir …

Unvermittelt gab es einen Ruck. Der Magnetstein hatte sich an etwas Metallisches geheftet, der Greifhaken saß fest. Aufregung erfasste Barbandor, seine Fingerspitzen kribbelten voller Vorfreude. Ist das unser besonderer Fang, von dem Giselgar vorhin sprach?

Bei einem ersten vorsichtigen Anziehen bemerkte er das extreme Gewicht seines Fundes. Das ist mindestens eine randvolle Eisentruhe voller Kostbarkeiten! Seine Stiefelsohlen gruben sich tief in den hellen Kies, er zog mit ganzer Kraft und zermalmte vor Anspannung den Kautabak zwischen den Zähnen.

Aber seine fette Beute weigerte sich, an die Oberfläche des Towan gezerrt zu werden.

Verflucht! Elria selbst hält sie fest. Barbandor wandte sich zu Giselgar, um ihn zu Hilfe zu bitten. Dabei entdeckte er den dunklen Qualm, der stromabwärts in einer breiten Rauchsäule in den blauen Sommerhimmel stieg. Es brannte in der Siedlung.

Noch bevor er nach seinem Freund rufen konnte, spannte sich ein Fangnetz der Leute aus Kleinfluxwasser zwischen den Trittsteinen und schleuderte einen überraschten Mann mit Bergungsstrick um den Unterarm in die Fluten. Er versank prustend, trotz Korkweste und Lederschlauch.

Als Nächstes holte es einen kräftigen Kerl am Ufer von den Beinen, der die Reuse verankern wollte. Etliche Schritte weit schleifte er schreiend durch den Kies, bevor er das Halteseil aufgab. Über und über mit Kratzern und Blessuren bedeckt, setzte sich der Mann auf und drückte die aufgerissene Hand an den Leib.

Eine gefährliche, mächtige Unterströmung. Barbandor richtete die braunen Augen auf sein Gestänge und packte fester zu. Aber ich gebe mich Elrias Laune nicht geschlagen!

»Giselgar!«, rief er. »Komm her! Ich habe –«

Unvermittelt schnellte eine grobe Hand mit langen, gebogenen Fingernägeln aus den schäumenden, smaragdfarbenen Wellen und umfasste das Gestänge. Ein grüngrauhäutiger Arm und ein gepanzerter Ork folgten. Brodelnd und spritzend brach sich der Towan an dem Scheusal, das sich an der Rute aus dem Strom zog und Wasser ausspuckte.

Die Zeichen auf dem umgehängten Knochenschmuck und die Gravuren auf den rostigen Bein- und Armschienen kannte Barbandor nicht.

»Bei Vraccas!«, stieß er überrascht aus und ließ die lange Magnetrute fallen. »Eine Schweineschnauze! Dich will ich nicht als Fang!« Er suchte einen sicheren Stand im Kies und nahm die stählerne Kampfaxt aus der Rückenhalterung, spuckte den Tabakklumpen aus. »Setze deinen hässlichen Fuß an Land, und ich sende dich zu deinem Schöpfer Tion!«

Im selben Augenblick verstand Barbandor, dass die beiden Schatzsucher keiner Unterströmung zum Opfer gefallen waren – und weshalb die Siedlung brannte. Andere Ungeheuer hatten den Weg nach Kleinfluxwasser gefunden und tobten unter den Dörflern, um sie abzuschlachten und zu verspeisen.

Der breit gebaute Ork hatte sich bis zu den Unterschenkeln aus dem Fluss befreit und zog ein gebogenes Schwert aus der Gürtelhalterung, das so groß war wie Barbandor selbst. Grollend näherte er sich und reckte die Spitze ankündigend gegen den Zwerg, kräftige, schwarz angemalte Eckzähne standen wie Wildschweinhauer zwischen den Lippen empor.

»Ein leibhaftiger Unterirdischer! Ich hab’s immer gesagt: Ihr seid mehr als ausgeblichene Knochen, rostige Rüstungen und verrottetes Leder in vergessenen Minen.« Das Wasser lief bei jedem Schritt aus der Lederkleidung und dem gut gemachten Schuppenpanzer. »Endlich! Dein hässlicher Kopf wird meine Trinkschale! Und mit deinem weichen Bart wische ich mir den Arsch!«

Barbandor wunderte sich unaufhörlich. Weder gehörte die Bestie zu den Salzseeorks noch zur bekannten Bande der Feuerfresser, die sich gerne in der Nähe der Lavafelder nördlich von ihnen herumtrieb, und schon gar nicht zu den Scheusalen der Ork-Feste Kràg Tahuum, die als die gefährlichsten und schlausten galten. Seine Art zu sprechen klang ungelenk und entsprach keinem Dialekt, den die Bestien sonst nutzten.

Er stammt aus dem Grauen Gebirge!, durchfuhr es ihn.

Gelegentlich kam es vor, dass Regen und Schneeschmelze die Scheusale aus den Gesteinshöhlen oder dem Jenseitigen Land schwemmten und sie im Geborgenen Land ausspuckten. Die meisten waren tot und kaum in einem Stück.

Aber so ein Exemplar hatte Barbandor noch nie gesehen.

»Meinen Bart willst du? Dann versuch es! Aber koste vorher ausgiebig von meinem Stahl. Dann wird dir die Trinklust vergehen.«

Todesschreie und entsetzte Rufe drangen aus der Richtung der Trittsteine.

Dort waren weitere Bestien aus den Fluten gestiegen, und sie griffen die Menschen an, die mit ihren Stangen, Keschern und Messern keine ernsthaften Gegner waren.

»Ich habe so lange gewartet, endlich einen von deiner Art zu töten!« Brüllend warf sich der Ork nach vorne, fegte mit einem Stiefel den Kies empor und schlug dabei von oben zu. »Aus deiner Haut mache ich einen Trinkschlauch, der zur Schädelschale passt!«