Fast alles, was Sie wissen müssen – 2in1 Bundle - Sebastian Klussmann - E-Book

Fast alles, was Sie wissen müssen – 2in1 Bundle E-Book

Sebastian Klussmann

0,0
19,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jetzt alle wichtigen Wissensgebiete in einem E-Book!

Wissen, was wirklich wichtig ist? Informiert in jedem Smalltalk? Der Champion beim nächsten Pubquiz? Keine Lust auf trockene Zahlen, Daten, Fakten? Erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um nie wieder dumm dazustehen. In Zeiten von Wikipedia, Google und ChatGPT ist es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sebastian Klussmann hat die Lösung! Mit unterhaltsamer Leichtigkeit verschafft er Ihnen den Durchblick – mit einem kompakten Kanon des Wissenswerten!

In diesem 2in1-Bundle finden Sie alle Wissensbereiche aus Fast alles, was Sie wissen müssen Teil 1 und Teil 2: Kunst & Kultur, Literatur & Medien, Sport & Spiele, Welt & Natur, Wissenschaft, Musik, Film & Fernsehen, Lifestyle & Technik, Geschichte und Politik & Wirtschaft

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 619

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Fast alles, was Sie wissen müssen

Wissen, was wirklich wichtig ist? Informiert in jedem Smalltalk? Der Champion beim nächsten Pubquiz? Keine Lust auf trockene Zahlen, Daten, Fakten? Erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um nie wieder dumm dazustehen. In Zeiten von Wikipedia, Google und ChatGPT ist es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sebastian Klussmann hat die Lösung! Mit unterhaltsamer Leichtigkeit verschafft er Ihnen den Durchblick – mit einem kompakten Kanon des Wissenswerten!

In diesem 2in1-Bundle finden Sie alle Wissensbereiche aus Fast alles, was Sie wissen müssen Teil 1 und Teil 2: Kunst & Kultur, Literatur & Medien, Sport & Spiele, Welt & Natur, Wissenschaft, Musik, Film & Fernsehen, Lifestyle & Technik, Geschichte und Politik & Wirtschaft.

Autor

Sebastian Klussmann, geboren 1989 in Berlin, tritt seit 2013 als Jäger in der erfolgreichen ARD-Quizshow Gefragt – Gejagt an und glänzt mit seinem umfangreichen Wissen. Er ist Gründer und Ehrenvorsitzender des Deutschen-Quizvereins sowie Sieger der Quiz-Europameisterschaft und -Olympiade. Klussmann spricht fünf Fremdsprachen und ist als Moderator, Berater, Keynote-Speaker und Autor zu den Themen Lernen, Gedächtnis und Bildung tätig. Sein erster Bestseller Besserwissen mit dem Besserwisser erschien 2020.

Sebastian Klussmann

Fast alles, was Sie wissen müssen

Allgemeinwissen vom Besserwisser

Teil 1 & 2

WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Bildnachweis:

Alle Grafiken: Buch-Werkstatt GmbH/Kim Winzen

Weitere Motive: Shutterstock.com:Glühbirne (Alon Za, linear_design), Religionssymbole (sreewing), Große Glühbirne (Mr. Claret Red), Der Aufbau der Erde (Macrovector), Plattentektonik (Kolonko), Mercator-Projektion (Andrei Minsk), Peters-Projektion (Jason_Li), Bedürfnispyramide (Elnur); Wikimedia Commons: Zahlenmengen (Yomomo (https://de.wikibooks.org/wiki/Datei:Zahlenmengen.svg))

Weitere Kennzeichnungen bei den jeweiligen Abbildungen.

Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 03/2024

Copyright © 2023 und 2024 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Desirée Šimeg

Umschlaggestaltung: wilhelm typo grafisch, unter Verwendung eines Fotos von © Benjamin Zibner und der Motive von Shutterstock.com (Alon Za, linear_design)

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-32410-0V001

www.heyne.de

Teil 1

Allgemeinwissen vom Besserwisser

Für meine Oma

Inhalt

Ein paar Worte vorab

1 Kunst & Kultur

Malerei

Bildhauerei

Architektur

Fotografie

Zeitgenössische Kunst

Mythologie

Religionen der Welt

Sprachen der Welt

2 Literatur & Medien

Dramen

Epik

Lyrik

Märchen und Fabeln

Comics und Manga

Zeitungen und Zeitschriften

Podcasts

3 Sport & Spiele

Fußball

Handball

Eishockey

Baseball

American Football

Basketball

Tennis

Kampfsport

Kraftsport und Fitness

Radsport

Motorsport

Golf

Olympische Sommerspiele

Wintersport

Videospiele

Schach

Kartenspiele

4 Welt & Natur

Aufbau der Erde

Zeitzonen der Erde

Kontinente der Erde

Wälder, Wüsten und Meere der Erde

Berge, Flüsse und Seen der Erde

Darstellung der Erdflächen

Artenvielfalt der Erde

Klimawandel und dessen Auswirkungen

Schutz der Arten, der Natur und der Umwelt

Staaten der Erde

Bevölkerung der Welt

5 Wissenschaften

Mathematik

Physik

Astronomie/Kosmologie

Raumfahrt

Chemie

Evolution

Medizin

Psychologie

Philosophie

Danksagung

Ein paar Worte vorab

Was gehört alles zum Allgemeinwissen? Diese Frage lässt sich nicht abschließend beantworten – und ich möchte es gar nicht erst versuchen. Allgemeinwissen ist immer abhängig von Zeit, Kultur und Ort. Boomer subsumieren unter dem Begriff andere Inhalte als Gen Z, noch dazu hat jeder Mensch individuelle Vorstellungen, Präferenzen und Lieblingsthemen. Der kulturelle Hintergrund prägt unsere Interessen und Gewohnheiten ebenso, und was bei uns in Deutschland als Allgemeinwissen zählt, unterscheidet sich durchaus von dem, was in anderen Ländern der Welt als relevant und essenziell erachtet wird – und z. T. welches Wissen dort überhaupt »zulässig« ist (Stichwort: Zensur). Mit anderen Worten: Uropa und Oma fanden andere Aspekte in puncto Allgemeinwissen wichtig als ihre Kinder oder Enkelkinder, noch dazu abhängig davon, wo die Personen jeweils gelebt haben und/oder aufgewachsen sind.

Einen eindeutigen Kanon der Bildung gibt es meines Erachtens nicht mehr, insbesondere weil die Informationswege – also die Plattformen, über die wir Wissen aufnehmen und uns unterhalten lassen – immer fragmentierter werden. Die Menschen leben in ihren eigenen Wissenswelten, und die Überschneidungen bzw. verbindenden Elemente nehmen sukzessive ab. Dadurch wird der generationenübergreifende Dialog erschwert, und selbst innerhalb einer Altersgruppe gibt es Echokammer-Effekte.

Beim Schreiben habe ich deshalb versucht, mich in verschiedene Alters- und Interessengruppen hineinzuversetzen, Lebenswelten wieder miteinander in Bezug zu bringen und bestenfalls zu verbinden. Zudem habe ich internationale Themen miteinbezogen, also über den Tellerrand Deutschlands und Europas hinausgeschaut, und relevante Bereiche außerhalb des »klassischen Bildungskanons« berücksichtigt, wo immer das möglich war. Denn Allgemeinwissen ist nicht nur das, was Koryphäen von der Kanzel predigen (Lest Goethe und Schiller!), sondern auch das, was wir als Gesellschaft mehrheitlich konsumieren (Fitzek und »Gemischtes Hack«). Allgemeinwissen kann also im empirischen Sinne als »Schnittmenge des Wissens der Bevölkerung« verstanden werden. Nichtsdestotrotz ist mein Blick westlich und eurozentrisch geprägt, und ich bin mir bewusst, dass diese spezielle Brille naturgemäß nicht alle Perspektiven abdecken kann.

Eines habe ich jedoch bewusst ausgeklammert: Alltagswissen. Ich setze voraus, dass Sie wissen, wie man sich die Zähne putzt, die Schnürsenkel bindet oder Spaghetti kocht. Auch Ihre Steuererklärung müssen Sie weiterhin ohne meine Hilfe machen. Sorry! Worauf ich ebenfalls verzichtet habe: auf ein Binnen-I, eine Schreibweise mit Asterisk, Doppelpunkt oder Unterstrich, eine Nennung der grammatikalisch weiblichen wie auch männlichen Form oder eine durchgängig neutrale Ausdrucksweise. Ich möchte jede Person als Mensch ansprechen – daher gelten alle personenbezogenen Bezeichnungen und Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechteridentitäten. Diese Entscheidung dient der besseren Lesbarkeit und beinhaltet keinerlei Wertung.

Ich möchte Ihnen kompaktes Wissen vermitteln und eine kurzweilige Leseerfahrung bieten. Dieses Buch ist also weder als enzyklopädisches Nachschlagewerk noch als akribische Faktensammlung konzipiert. Der Fokus liegt nicht auf Vollständigkeit, daher gehören Verkürzungen und Auslassungen dazu – der sprichwörtliche Mut zur Lücke. Dieses zweiteilige Werk ist als kompakter Kanon des Wissenswerten zu verstehen, eine sinnvolle Selektion auf empirischer und normativer Basis, der Ihnen als Orientierungshilfe dienen soll, indem er zahlreiche Relevanzmarker, Beispiele und Impulse liefert.

Die zehn Kapitel, verteilt auf zwei Bände, folgen den zehn Wissenskategorien offizieller Wettbewerbe des Deutschen Quiz-Vereins, die ich vor mehr als einem Jahrzehnt als Gründungsvorsitzender konzipierte. Bei den Deutschen Meisterschaften sind diese mit jeweils 10 Prozent vertreten – dieser Vorgabe bin ich beim Schreiben nicht so starr gefolgt. Das heißt aber nicht, dass längere Kapitel automatisch eine höhere Bedeutung haben, sondern nur dass manche Sachverhalte eben komplexer sind als andere und somit mehr Platz brauchen. Höchstwahrscheinlich werden die Inhalte so einiger Kapitel viele weitere Fragen aufwerfen – und das ist gut so! Denn ich möchte Sie animieren, während und vor allem nach der Lektüre selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Das soll nur der Anfang einer niemals endenden Wissensreise werden, mit vielen unterhaltsamen Etappen und unvergesslichen Erlebnissen im richtigen Leben – IRL, wie es die jüngeren Generationen abgekürzt nennen.

Wissenserwerb ist ein fortlaufender geistiger Marathon, er hat jedoch keine klar definierte Ziellinie, denn jeden Tag kommen neue Informationen hinzu. Lebenslanges Lernen ist keine hohle Phrase. Deswegen ist es mir auch so wichtig, dass es Spaß macht, Neues zu lernen und seinen Horizont zu erweitern. Je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich, was ich alles nicht weiß! Und weiß dann, was und wo ich suchen kann.

Heutzutage wird Faktenwissen oft unterschätzt, weil viele glauben, im Bedarfsfall einfach schnell mal zu googeln würde reichen. Meiner Ansicht nach war es nie wichtiger als heute, im Zeitalter der Angebotsvielfalt und Informationssturmflut! Fakten sind die Brille, durch die wir die Welt wahrnehmen. Je mehr davon wir kennen, desto bunter und differenzierter ist sie. Ganz ohne Fakten lassen sich Sachverhalte hingegen nur schwer einordnen, das kommt dann wilden Spekulationen gleich. Fakten liefern uns die passenden Suchbegriffe für Google & Co., wodurch sich die Trefferquote deutlich verbessert. Anschließend gilt es, die Treffer kritisch zu hinterfragen, einzuordnen und mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen.

Sie können dieses Buch auch gerne als Wissenstest nutzen, wenn Sie mögen: Wen oder was kannten Sie schon? Was war Ihnen bisher noch kein Begriff? Wenn dann der Gedanke folgt: »Warum wusste ich das eigentlich noch nicht? Interessant, damit will ich mich unbedingt weiter beschäftigen …«, machen Sie mir das größte Kompliment! Denn ich möchte nicht, dass Sie nur Wissen anhäufen, das dann in Ihrem Hinterkopf verstaubt. Ich wünsche mir vielmehr, dass Sie mit den Informationen aus diesem Buch im Gepäck Ihre persönliche Wissens-Expedition starten. Mein Ziel ist es, dass Sie Spaß am Lernen haben und Ihr Wissen aktiv anwenden können.

Also, starten Sie nun mit den ersten fünf Kategorien in die wunderbare Welt des Allgemeinwissens, lassen Sie sich von Ihrer Neugier und Ihrem Entdeckergeist leiten und bestaunen Sie die Vielfalt der Wissensgebiete, die Ihnen bei der Lektüre begegnen!

1 Kunst & Kultur

Kunst und Kultur sind wie ein Kaleidoskop der Kreativität, denn die menschliche Schaffenskraft findet in den unterschiedlichsten Formen Ausdruck, je nachdem durch welche Brille wir die Welt um uns herum betrachten, und kreiert Verbindungen aller Art. In Malerei, Bildhauerei und Architektur – den drei etablierten Gattungen der Kunst – schaffen die Kreativen Gemälde, Skulpturen und Bauwerke von zeitloser Schönheit, Fotografen konservieren Momente für die Ewigkeit, und zeitgenössische Künstler brechen bewusst mit Konventionen, um zum Nachdenken anzuregen. Allesamt halten sie in unterschiedlichsten Stilen und Variationen in kreativen Werken ihre Sicht auf die Realität und ihre Imaginationen fest. Mythen und Religionen sind ebenfalls ein Spiegel unserer kollektiven Vorstellungskraft. Sie sind Zeugnisse dessen, wie unsere Ahnen sich die Welt erklärten und in ihrem Dasein einen tieferen Sinn gesucht und gefunden haben. Vieles davon dient Menschen heute als spirituelle und ethische Grundlage. Und die Sprache ist nicht zuletzt unser Werkzeug, um unsere Gedanken, Gefühle und Geschichten miteinander zu teilen, wobei sie – wie vieles andere – dem Wandel unterworfen ist.

Malerei

Unser Verständnis von Malerei und Kunstgeschichte ist maßgeblich von den Höchstleistungen der italienischen Renaissance-Künstler geprägt. Diese »Wiedergeburt« bezieht sich auf die Wiederbelebung antiker Kunstideale. Mithilfe der Zentralperspektive bekamen die Gemälde einen 3-D-Effekt (Stichwort: Fluchtpunkt), und reichhaltige Farben hauchten den vor allem religiösen und mythologischen Darstellungen Leben ein.

Im 15. und 16. Jahrhundert waren es insbesondere vier Künstler, die sich in Rom, dem Sitz der Päpste, und Florenz, der mächtigen Republik unter langjähriger Führung der Medici, mit ihren Werken unsterblich machten. Michelangelo, das künstlerische Universalgenie, sah sich zwar selbst primär als Bildhauer, überwältigt bis heute jedoch die Besucher mit seinem gewaltigen Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle. Wenige Meter entfernt schmückte Raffael die Gemächer im Apostolischen Palast, darunter das weltbekannte Philosophengruppenbild »Die Schule von Athen«, das neben zahlreichen Madonnenbildnissen als Hauptwerk des jung verstorbenen Künstlers gilt. Auch wenn der Inbegriff des Genies, Leonardo da Vinci, vergleichsweise wenig Kunstwerke hinterließ, zählen zwei doch zu den bekanntesten der Welt: Tagtäglich bedrängen Tausende Menschen im Pariser Louvre das kleine, auf Pappelholz gemalte Frauenporträt der Mona Lisa, geschützt hinter dickem Glas, und eine aus konservatorischen und physischen Gründen wesentlich kleinere Schar drängt sich an die Nordwand des ehemaligen Speisesaals des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand, um einen Blick auf das Secco »Das letzte Abendmahl« zu werfen. In die Toskana muss man reisen, um die Hauptwerke von Sandro Botticelli vor Augen zu haben. Die sinnliche »Geburt der Venus« und der verblüffend detailreiche »Frühling« sind in den Florentiner Uffizien zu Hause. In Venedig freute sich Tizian, ein weiterer Hauptmeister der Hochrenaissance, mit seiner technisch raffinierten Ölmalerei über eine kaum stillbare Nachfrage aller Herrschaftshäuser. Er deckte gekonnt so gut wie jedes Motivgenre ab, und seine Werke sind bis heute maßgebend, wie etwa der mythologische Akt »Venus von Urbino«.

Verwechslungsgefahr!

Da Vincis Kunstwerk »Das letzte Abendmahl« wird häufig fälschlicherweise als Fresko bezeichnet, doch es ist ein Secco. Beim Fresko werden die Farben auf einen frischen, noch feuchten Kalkputz aufgetragen und direkt eingearbeitet, wodurch sie eine dauerhafte Verbindung eingehen und so als langlebige Gemälde an Wänden und Decken haften. Im Gegensatz dazu werden beim Secco die Farben auf getrockneten Putz aufgetragen, wodurch es weniger haltbar und widerstandsfähig ist.

Nördlich der Alpen waren es der Nürnberger Albrecht Dürer, heute vor allem für sein Feldhasen-Aquarell, seinen Rhinoceros-Holzschnitt und seine Selbstbildnisse bekannt, und der Luther-Vertraute Lucas Cranach mit seiner produktiven Werkstatt, die in der Renaissance herausragten.

Aufgrund eines kunstbegeisterten Bürgertums entwickelte sich in Flandern und den Niederlanden eines der bedeutendsten Kunstzentren Europas. Aufgrund der Auftraggeber außerhalb von Adel und Klerus lösten häufig alltägliche Szenen die Motive aus Bibel und antiker Mythologie ab. Pieter Breughel malte derbe Bauernfeste, Rembrandt porträtierte nicht nur sich selbst, sondern auch angesehene Bürger und Auftraggeber in der berühmten »Nachtwache« und »Die Anatomie des Dr. Tulp«, und Jan Vermeer gewährte trotz seines quantitativ überschaubaren Werkkatalogs einen faszinierenden Einblick in das Leben der Bürger von Delft. Die enorme Kunstnachfrage der holländischen Gesellschaft ermöglichte zudem eine Spezialisierung vieler Künstler und darauf aufbauende Perfektion, sei es bei Stillleben, Landschafts- oder Seefahrtsbildern.

Die klassischen sakralen und mythologischen Themen bediente ein Ausnahmekünstler des Barocks auf sagenhafte Weise, der heute vor allem für seine Darstellung üppiger Figuren bekannt ist: Peter Paul Rubens. Der auch als Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone tätige gebürtige Siegener bestach durch seinen sinnlich wirkenden Einsatz fließenden Lichts und lebendiger Farbigkeit – nicht immer zum Wohlgefallen konservativer Klerikaler. Der gekonnte Einsatz von Licht, vielmehr die bewusste Einsparung dessen, machte den Italiener Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, berühmt. Seine kontrastscharfe Hell-Dunkel-Malerei, das sogenannte Chiaroscuro, fand nicht nur viele Bewunderer, sondern auch Nachahmer. In ganz Europa gab es Caravaggisten. In Spanien war es der Sevillaner Diego Velazquez, der weit über den Barock hinaus insbesondere für seine Porträts, allen voran »Las Meninas«, nicht nur am Königshof gefeiert wurde. Im frühen 19. Jahrhundert erregte dann sein Landsmann Francisco de Goya mit dem Aktporträt »Die nackte Maja« die Gemüter (etwa ein Jahr später zog er ihr dann doch etwas Leichtes über).

Noch weiter ging der französische RealistGustave Courbet mit seinem süffisant betitelten »Ursprung der Welt«, das den gespreizten, behaarten Unterleib einer jungen Frau zeigt. Bis heute wird dieses Werk im Pariser Musée d’Orsay in einer erschwert zugänglichen Nische ausgestellt.

Der nackte Wahnsinn

Goya brach mit den gängigen Konventionen und ebnete den Weg für eine offenere und freizügigere Darstellung des nackten Körpers in der Kunst. Sein Gemälde wurde als obszön empfunden, und er musste sich sogar vor der spanischen Inquisition verantworten! Es existieren zwei Versionen von »Maja«. Eine zeigt die sinnlich posierende Frau nackt, wie Gott sie schuf, während die andere sie mit einem leichten transparenten Schleier über den Hüften darstellt: »Die bekleidete Maja«.

Ende des 18. Jahrhunderts war der französische KlassizistJacques-Louis David mit seinen imposanten Historienporträts »Napoleon am Großen St. Bernhard«, »Der Tod des Marat« und »Der Tod des Sokrates« der Star der Kunstwelt. Ihm folgten im Renommee sein Landsmann Eugène Delacroix, dessen bedeutendstes Gemälde »Die Freiheit führt das Volk« die barbusige und barfüßige Marianne – die Personifikation Frankreichs – zeigt, wie sie über Barrikaden und Leichenberge hinweg im Pulverdampf die französische Trikolore in die Luft reckt, und der ebenfalls der Romantik zuzuordnende Nordostdeutsche Caspar David Friedrich mit seinen wirkungsmächtigen Naturdarstellungen »Der Wanderer über dem Nebelmeer« und »Abtei im Eichwald«.

Sein englischer Zeitgenosse William Turner, nach dem einer der wichtigsten Kunstpreise benannt ist, ebnete mit seinem romantischen Stil dem Impressionismus den Weg – der heutzutage populärsten Stilrichtung der Malerei, zumindest gemessen an Besucherzahlen, Sammlerinteresse und Postkartenmotiven. Der Name der französischen Kunstströmung geht auf das im Jahr 1872 entstandene Gemälde »Impression, soleil levant« des heutzutage für seine im Garten in Giverny entstandenen Seerosenbilder bekannten Claude Monet zurück – nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls zum Impressionismus zählenden Édouard Manet, auf dessen Werken meist Personen zu finden sind. Die Gemälde entstanden oft im Freien (en plein air) – ermöglicht durch Farben aus Tuben – und sollten nicht mehr die Wirklichkeit so wiedergeben, wie sie ist, sondern subjektive Stimmungen und Eindrücke der Künstler auf die Leinwand bringen.

Die Künstler des Impressionismus, die sich zum Teil gegen den herrschenden konservativen Akademismus der Historienmaler wendeten, taten sich zunächst schwer bei Wettbewerben, Ausstellungen und Auktionen. Sie nahmen daher ihr Schicksal selbst in die Hand und veranstalteten in Paris zahlreiche Gruppenausstellungen, auf denen die Werke u. a. von Claude Monet, Édouard Manet, Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro, Gustave Caillebotte und Berthe Morisot zu sehen waren. Trotz gewisser stilistischer Unterschiede wird der für seine Darstellungen von Balletttänzerinnen bekannte Edgar Degas oft hinzugezählt, so verkehrte er doch in diesen Kreisen, war mit vielen befreundet und stellte gemeinsam aus. Doch der vielseitige Kreative blieb ein Atelierkünstler und in seinem Wirken eigen. Definitiv post-impressionistisch malten der Franzose Paul Cezanne, der Wahl-Polynesier Paul Gauguin und sein Freund und kurzzeitiger WG-Partner Vincent van Gogh.

Posthumer Hype

Der Niederländer Vincent van Gogh konnte zu Lebzeiten nur ein einziges Gemälde verkaufen: »The Red Vineyard«. Er bekam dafür 400 Francs. Heute gilt er als einer der bekanntesten Künstler überhaupt, und seine Werke erzielen astronomische Preise. Er wurde zur Kultfigur – zweifelsohne aufgrund der rührseligen Geschichte des unverstandenen, armen Künstlers, der seiner Zeit voraus war. Auch die Sache mit dem abgeschnittenen Ohr sowie sein Suizid im Alter von nur 37 Jahren dürften dazu beigetragen haben. Weltbekannt sind viele seiner Gemälde, z. B. die im New Yorker Museum of Modern Art, kurz MoMA, hängende »Sternennacht«, sein »Schlafzimmer in Arles«, die Serie von Sonnenblumengemälden sowie seine expressiven Selbstporträts.

Als einflussreichster und vielseitigster Künstler des 20. Jahrhunderts gilt der Spanier Pablo Picasso. Ikonisch ist sein Entwurf der zum Symbol gewordenen Friedenstaube. Sein monumentales Gemälde »Guernica«, das die Zerstörung der gleichnamigen baskischen Stadt durch deutsche Luftangriffe während des Spanischen Bürgerkriegs darstellt, ist eines der bildmächtigsten Antikriegskunstwerke überhaupt. Als eines seiner besten Gemälde gilt das im Jahr 1907 fertiggestellte »Les Demoiselles d’Avignon«, das den von ihm begründeten, auf geometrischen Formen beruhenden Kubismus einleitete.

In der allgemeinen Publikumsgunst kaum nachrangig mag sein Landsmann Salvador Dalí sein, was jedoch auch an dessen öffentlichkeitswirksamem exzentrischem Auftreten und seinem teils absurden surrealistischen Stil liegen könnte. Weitere ikonische Künstler der Moderne sind der Belgier René Magritte mit seinen humorvoll-nachdenklichen surrealistischen Kompositionen, der Norweger Edvard Munch, dessen expressionistischer »Der Schrei« auch lautlos erschrecken kann, und der Österreicher Gustav Klimt, der mit seinen goldenen Frauenporträts nachwies, dass das wertvolle Edelmetall auch in der Kunst ein gutes Investment darstellt.

Opfer von Langfingern

Die »Mona Lisa« von Leonardo da Vinci wurde im Jahr 1911 von Vincenzo Peruggia aus dem Louvre Museum in Paris gestohlen. Er versteckte es zwei Jahre bei sich zu Hause. Dann wollte er es verkaufen – was für ihn mit einer Verhaftung endete.

Im Jahr 1990 wurden auf einen Schlag 13 Gemälde, u. a. »Das Konzert« von Jan Vermeer und drei Werke Rembrandt van Rijns von zwei als Polizisten verkleideten Männern aus dem Isabella Stewart Gardner Museum in Boston gestohlen. Keines davon ist bis heute wieder aufgetaucht. Von dem erfolgreichen Raub zeugen nach wie vor die leeren Rahmen, die heute an den ursprünglichen Stellen im Museum hängen.

Im August 2004 drangen bewaffnete Diebe in das Munch-Museum in Oslo ein und stahlen »Der Schrei« und »Die Madonna« des Künstlers. Es folgte eine landesweite Suche. Rund zwei Jahre später konnten die gestohlenen Gemälde von der norwegischen Polizei sichergestellt werden.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts »befreite« sich die Malerei zunehmend von konkreten Darstellungen und wurde abstrakt – was bei den Besuchern häufig zu ungläubigem Staunen à la »Das kann meine fünfjährige Tochter auch malen« führte. Doch dem Ganzen ging ein intellektueller, kunsttheoretischer Befreiungsprozess voraus. Wegbereiter dieser Emanzipation waren u. a. die russischen Künstler Wassily Kandinsky und Kasimir Malewitsch, der im Jahr 1915 in Moskau »Das Schwarze Quadrat« ausstellte. Das Gemälde, das hielt, was der Titel versprach, sahen Kritiker wie Befürworter als Nullpunkt der Kunst. Der Niederländer Piet Mondrian, Mitbegründer der De-Stijl-Bewegung, schätzte gerade Linien und Kästchen, die er mit wenigen Farben füllte. Bei dem US-Amerikaner Jackson Pollock, einem der Begründer des Abstrakten Expressionismus, sucht man gerade Linien hingegen vergeblich. »Jack the Dripper« ließ die Farbe mal wild, mal behutsam auf die Leinwand tröpfeln – Chaos als Kompositionsprinzip.

Weitere Künstler, die Sie kennen sollten

Giotto di Bondone: italienischer Maler und Architekt des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts, der als Begründer der Renaissance-Malerei gilt.

Jan van Eyck: flämischer Maler des 15. Jahrhunderts, der eine innovative Ölmalerei-Technik nutzte, zählt zu den Pionieren der frühen niederländischen Malerei. Sein Gemälde »Arnolfini-Hochzeit« ist durch die Ähnlichkeit der beiden Figuren mit Wladimir Putin heutzutage vielen als Meme bekannt.

Hieronymus Bosch: niederländischer Maler des 15. und 16. Jahrhunderts, bekannt für seine detaillierten, oft surrealen und grotesken Darstellungen religiöser und moralischer Themen, wie in seinem berühmten Triptychon »Der Garten der Lüste« im Prado in Madrid.

El Greco: griechisch-spanischer Maler des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, der für seine charakteristischen lang gestreckten Figuren und leuchtenden Farben in religiösen und porträthaften Werken im manieristischen Stil bekannt ist.

Katsushika Hokusai: japanischer Maler und Holzschnittmeister des 18. und 19. Jahrhunderts, bekannt für seine ikonische Farbholzschnitt-Serie »Die 36 Ansichten des Berges Fuji«, einschließlich des berühmten Ukiyo-e »Die große Welle vor Kanagawa«.

Henri Matisse: französischer Maler des 20. Jahrhunderts, führender Vertreter des Fauvismus (französisch: fauves– wilde Bestien).

Paul Klee: deutsch-schweizerischer Maler des 20. Jahrhunderts, dessen abstrakte und oft kindlich-naiv anmutende Werke die Elemente des Expressionismus, Kubismus und Surrealismus miteinander verbinden.

Die Brücke: deutsche Expressionisten-Gruppe, die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde und deren Mitglieder (darunter Ernst Ludwig Kirchner und für kurze Zeit Emil Nolde) für ihre lebhaften Farben, expressiven Pinselstriche und oft provokativen Themen bekannt sind.

Der Blaue Reiter: expressionistische Künstlergruppe des frühen 20. Jahrhunderts aus München, zu der u. a. Wassily Kandinsky und Franz Marc gehörten. Sie zeichnete sich durch abstrakte Kompositionen, leuchtende Farben und spirituelle Themen aus.

Bildhauerei

Die Bildhauerei ist die handwerkliche, dreidimensionale Schwesterdisziplin der Malerei. In der Renaissance gab es ernsthafte Debatten darüber, welche der beiden Kunstgattungen der anderen überlegen sei – eine Frage, die sich, das sah man dann auch ein, objektiv nicht beantworten lässt.

Ein gewisser Konsens besteht zumindest bei der Nennung des bedeutendsten Bildhauers der Frührenaissance: Donatello, der zuletzt in einer global tourenden Ausstellung sogar als »Erfinder der Renaissance« tituliert wurde, knüpfte an das Wissen seiner antiken Vorgänger an und schuf mit dem Reiterstandbild des Söldnerführers Erasmo da Narni, genannt Gattamelata, in Padua das erste im Monumentalformat gegossene Reiterstandbild seit der Antike. Auch die erste Statue der Neuzeit, die einen männlichen Akt lebensgroß darstellte, schuf der Florentiner Künstler mit der Bronzefigur des jünglingshaften David, der im Bargello zu bewundern ist. Nicht weit entfernt, in der Galleria dell’Accademia in Florenz, steht eine andere bildhauerische Interpretation der biblischen Gestalt mit der Steinschleuder: Der Universalkünstler Michelangelo schuf zu Beginn des 16. Jahrhunderts die über 5 Meter hohe und 6 Tonnen schwere Monumentalstatue des muskulösen David aus nur einem einzigen Marmorblock. In der Großstadt in der Toskana erfreute sich der Mythos des Goliath-Bezwingers besonderer Beliebtheit – sah man sich doch als Stadtrepublik stets der Bedrohung durch größere Mächte ausgesetzt. Die meisten seiner bildhauerischen Meisterwerke wie auch seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle stellen religiöse Motive dar, etwa die im Petersdom stehende Pietà, ein beliebtes Motiv, das die Mutter Jesu mit ihrem toten Sohn im Schoß zeigt, und der aufgrund einer biblischen Fehlübersetzung gehörnte Moses in der römischen Kirche San Pietro in Vincoli.

Als Jahrhundertgenie – in diesem Fall des 17. – galt Gian Lorenzo Bernini mit seinen sowohl religiösen (»Verzückung der heiligen Teresa«) als auch mythologischen (»Raub der Proserpina« und »Apollo und Daphne«) Marmorwerken, die sich heute vor allem in römischen Kirchen und der Galleria Borghese finden lassen und aufgrund ihrer Posen, die Bewegungen andeuten, fast lebendig wirken. Auch der anderthalb Jahrhunderte später geborene Antonio Canova, der wohl bedeutendste Vertreter des italienischen Klassizismus, setzte auf Marmor als Werkmaterial. Das Zentrum seines Schaffens verlagerte sich fast vollständig von Figuren der Bibel auf die der griechischen Mythologie wie »Amor und Psyche«, »Perseus mit dem Haupt der Medusa« und »Theseus und der Kentaur«, die wie bei Bernini trotz ihrer steinernen Form erstaunlich beweglich und lebhaft wirken. Zudem setzte er zeitgenössischen Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte oder seiner Schwester Paolina sprichwörtlich ein Denkmal, indem er sie respektive als Mars und Venus schuf. Dass die hohe Kunst der Bildhauerei nicht ausschließlich Italienern vorbehalten war, stellte wenig später der Däne Bertel Thorvaldsen unter Beweis, wenngleich auch er im Kunstzentrum Rom wirkte und sich ebenso wie Canova vornehmlich antiken Motiven widmete.

Der größte Bildhauer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Wegbereiter der modernen Plastik konnte sich in seiner mittlerweile zum Kunstzentrum aufgestiegenen Pariser Heimat verwirklichen: Auguste Rodin brach mit akademischen Traditionen und erhob das bewusst Fragmentarisch-Unglatte in den Kunstrang. Seine monumentale Skulptur »Der Denker« – ein muskulöser, auf einem Sockel sitzender und sich auf der Hand abstützender in Gedanken versunkener Mann, der den italienischen Dichter Dante Alighieri darstellen soll –, findet sich heute nicht nur in Paris, sondern in zahlreichen Abgüssen u. a. in Tokio, Philadelphia und Kopenhagen. Die weltbekannte Liebes-Skulptur »Der Kuss« geht auf eine Szene aus Alighieris Die göttliche Komödie zurück. Auf eine reale Episode aus dem Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England beruft sich Rodins sechsfigurige Bronzeplastik »Die Bürger von Calais«, die in ihrer Aussichtslosigkeit bereit waren, dem englischen König, der ihre Stadt belagerte, den Schlüssel ihrer Stadt zu übergeben und sich als Geiseln anzubieten.

Weiterhin primär figürlich arbeiteten die Französin Niki de Saint Phalle, die in vielen Städten mit ihren überdimensionalen, bunten Nana-Figuren sichtbare Spuren hinterlassen hat, die deutsche Künstlerin Käthe Kollwitz, deren heute in der Neuen Wache in Berlin stehende Pietà-Plastik »Mutter mit totem Sohn« als Kriegsmahnmal dient. Die Künstlerin verlor ihren Sohn Peter im Ersten Weltkrieg. Der Schweizer Alberto Giacometti machte dürre, fragil wirkende Steinfiguren zu seinem Markenzeichen.

Der Brite Henry Moore, in Deutschland bekannt für seine Skulptur »Large Two Forms«, die vor dem Bonner Kanzleramt stand, markiert den Übergang zu abstrakteren Formen, aufbauend u. a. auf den Arbeiten des Rumänen Constantin Brâncuși, dessen bronzene Version des »Vogel im Raum« gar nicht als Vogel zu erkennen ist. Ein Umstand, der sogar dazu führte, dass die US-amerikanische Zollkontrolle auf die Einfuhr eine Steuer erhob, da das Werk als Stück Metall steuerpflichtig sei. Nach einem langwierigen Prozess gab das zuständige Gericht Brâncuși recht und deklarierte es als Kunst.

Die Erweiterung des Skulpturbegriffs um abstraktere Formen vollzog auch der US-Amerikaner Alexander Calder mit seinen heute eher aus Kinderzimmern bekannten Mobiles. Der Überzeugung, dass letztlich alles erfolgreich als Kunst deklariert werden kann (Zollbehörde hin oder her), verhalf insbesondere der vielseitige Konzeptkünstler und Surrealist Marcel Duchamp mit seinen Ready-mades, zur Kunst gemachten Alltagsgegenständen, zum Durchbruch – ikonisch ist sein umgedrehtes Pissoir »Fountain«. Der deutsche Kunsterneuerer Joseph Beuys mag mit seiner Konzeption der »sozialen Plastik« das Verständnis von Kunstwerken dann aber womöglich bis zur unmöglichen Abgrenzung überdehnt haben. Der gemeine Kunstverstand könnte sich verständlicherweise aber schon mit den Metallplatten eines Richard Serra und den Neonröhren eines Dan Flavin schwertun.

Die höchsten Statuen der Welt, die Sie kennen sollten

In den letzten 40 Jahren sind die zehn höchsten Statuen entstanden – alle höher als die New Yorker Freiheitsstatue, die mit Sockel 46 Meter misst. Sieben stellen Buddhafiguren dar, wie die über 100 Meter hohen Zhongyuan-Buddha in China, Ushiku Daibutsu in Japan und Laykyun Setkyar in Myanmar. Die höchste europäische Kolossalstatue ist die Stahlskulptur Mutter Heimat in Kiew (62 Meter). Weltrekordhalterin ist seit 2018 jedoch die Statue der Einheit im indischen Gujarat, die den Unabhängigkeitskämpfer und Politiker Vallabhbhai Patel darstellt und mit einer Gesamthöhe von 240 Metern alles andere in den Schatten stellt.

Architektur

Wie die Malerei kann die europäische Architekturgeschichte grob – trotz aller regionalen Besonderheiten – in den bekannten zeitstilistischen Strömungen verstanden werden, wenn auch nicht immer ganz deckungsgleich.

Für die vom 10. bis zum 13. Jahrhundert vorherrschende Romanik waren Rundbögen ein typisches Element, die sich in vielen Kirchenschiffen finden lassen, sofern spätere Stile nicht zum Umbau bewogen. Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts folgte in Frankreich die Gotik mit ihren charakteristischen Spitzbögen, Kreuzrippengewölben, polychromen Fenstern und dem filigranen Maßwerk der Steinmetze. Beeindruckende Beispiele sind die Kathedralen Chartres, Notre-Dame de Paris und Reims sowie die Dome in Köln, Sevilla und Mailand. In der Gotik begonnen wurde auch die Kathedrale in Florenz, gilt jedoch heute mit der monumentalen Kuppel Filippo Brunelleschis als Meisterwerk der Frührenaissance.

Die Architektur der Renaissance zeichnete sich durch eine Wiederentdeckung der Formensprache der Antike und klare, einfache geometrische Formen aus. Kapitelle, Dreiecksgiebel und Säulen – allen voran die antiken Klassiker dorisch, ionisch und korinthisch – waren maßgebend, und mit dem Schriftwerk bildete sich auch die fundierte Architekturtheorie aus. Neben klerikalen Bauten setzten nun die Architekten vermehrt auf Profanbauten wie Palazzi (z. B. Pitti), Schlösser (z. B. Chambord und Heidelberg) und Villen – vor allem Andrea Palladio in Venetien. In der Renaissance begonnen wurde auch der imposante Petersdom in Rom, der mit seinen sieben Baumeistern, angefangen mit Donato Bramante über Raffael und Michelangelo bis Gian Lorenzo Bernini, allerdings in den Barock überleitete, klar ersichtlich u. a. an der Fassade.

Den Barock kennzeichnen ein üppiges, prachtvolles Ornament und eine deutliche Plastizität. Es ist passend, dass dieser Stil die Hochzeit der absolutistischen Herrschaftsform in Bauform goss. Das gigantische Zeugnis des buchstäblichen Größenwahns ist das Versailler Schloss, aber auch im deutschsprachigen Raum fand die weltliche Macht in den Wiener Schlössern Schönbrunn und Belvedere, im Dresdner Zwinger und in der Würzburger Residenz physischen Ausdruck. Auch der Klerus ließ sich nicht lumpen, und so ragen neben dem Petersdom auch die Wiener Karlskirche und der Fuldaer Dom heraus. Insbesondere bei Barockkirchen zeigt sich Gottes Reichtum auf Erden in der prunkvollen Innenausstattung der Gebetshallen.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts orientierte man sich im Klassizismus noch einmal an den antiken, insbesondere griechischen Bauformen. In Deutschland waren es der Preuße Karl Friedrich Schinkel (Altes Museum und Friedrichswerdersche Kirche in Berlin) und der Bayer Leo von Klenze (Glyptothek in München und Walhalla bei Donaustauf), die die Antike in die deutschen Städte brachten. Auch der Arc de Triomphe in Paris, das British Museum in London und das Brandenburger Tor in Berlin – immerhin wird die Stadt bisweilen auch »Spreeathen« genannt – sind Zeugnisse der Rückbesinnung auf Akropolis & Co. Das weltweit bekannteste Beispiel dürfte allerdings das von dem irischen Architekten James Hoban entworfene Gebäude in der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington, D. C. sein: das Weiße Haus, der Amtssitz des Präsidenten der USA.

Mehr Ornamente schmückten die Bauten dann wieder im Jugendstil und Art déco, das mit dem Chrysler Building und dem Empire State Building den in Chicago begonnenen Trend der Hochhausarchitektur aufnahm. Die ambitioniertesten Architekten verwirklichten sich nicht mehr bei Kirchen, sondern bauten mit den Unternehmenssitzen Kathedralen des Kapitalismus. Entfernt wurden die Ornamente dann wieder bei der von Walter Gropius gegründeten, funktionalistischen Bauhaus-Schule, weiter popularisiert und personifiziert von Ludwig Mies van der Rohe, einem seiner Direktoren. Der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier gilt als bedeutendster Vertreter seiner Zunft im 20. Jahrhundert. 17 seiner Bauten zählen zum Weltkulturerbe, darunter die Villa Savoyen im Nordosten von Paris, die »Wohnmaschine« Unité d’Habitation in Marseille und Häuser in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Auch als Architekturtheoretiker und Stadtplaner hatte er großen Einfluss. Seither erweiterten sich vor allem die technologischen Möglichkeiten, vom Einsatz leistungsfähiger Computer bis hin zur flächendeckenden Nutzung und Etablierung vieler Werkstoffe wie Glas (z. B. für Fassaden) und Stahl.

Als weltweit renommierteste Auszeichnung für Architektur – quasi der Nobelpreis der Zunft – gilt der vom Gründer der Hyatt-Hotelkette gestiftete und nach ihm benannte Pritzker-Preis, der seit 1979 jährlich vergeben wird. Am häufigsten wurde die Auszeichnung Architekten japanischer Nationalität verliehen, darunter Kenzo Tange, der u. a. die Hallen der Olympischen Spiele 1964 in Tokio entwarf, sowie der Holzspezialist Shigeru Ban. Weitere wichtige Preisträger sind der brasilianische Baumeister Oscar Niemeyer, der maßgeblich die Plan-Hauptstadt Brasilia entwarf, der geadelte Brite Sir Norman Foster, bekannt u. a. für das an eine Gurke erinnernde Londoner Hochhaus The Gherkin und die moderne Kuppel am Reichstag, sowie die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid, deren Werkspanne die Skisprungschanze in Innsbruck, den Flughafen Beijings und das moderne Kunstmuseum Maxxi in Rom umfasst. Für ihre Museums(an)-bauten werden auch der chinesisch-stämmige US-Amerikaner Ieoh Ming Pei (mittlerweile) gefeiert – weltbekannt vor allem durch die Glaspyramide des Louvre – wie auch Frank Gehry, dessen spektakulärer Bau des Guggenheim-Museums in der baskischen Metropole Bilbao einen gleichnamigen Effekt auslöste, der Städte aufgrund ikonischer Neubauten schlagartig weltweit bekannt macht und die Besucherzahlen kräftig ankurbelt. Einen Bilbao-Effekt braucht New York gewiss nicht, um Touristen anzulocken, ein eindrucksvolles Guggenheim-Museum hat es jedoch auch. Der kreisförmige Bau mit seinen inneren, gewundenen Terrassen ist der Schöpfungskraft des wohl bedeutendsten US-amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright entsprungen, der auch im kleineren Ausmaß beim Bau von Wohnhäusern neue Maßstäbe setzte, so z. B. mit dem harmonisch in die Natur integrierten Fallingwater in Pennsylvania. Weitere globale Meisterbauten sind das nach dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten benannte moderne Kunstmuseum Centre Pompidou mit ikonischer Röhrenfassade des Architektenduos Renzo Piano und Richard Rogers und das Opernhaus in Sydney, das der mittlerweile vielfach prämierte dänische Architekt Jørn Utzon allerdings nie besucht hat, da er nach deutlichen Differenzen aufgrund massiver Zeit- und Budgetplanüberschreitungen aus dem Projekt vorzeitig entlassen worden war.

Fotografie

Die Fotografie hat sich von ihren Anfängen mit Joseph Nicéphore Niépces »Blick aus dem Arbeitszimmer von Le Gras« aus dem Jahr 1827 vom reinen Dokumentationsziel gelöst und sich längst als eigenständige Gattung der Bildenden Künste etabliert. Zu den bedeutenden Pionieren zählten u. a. der US-Amerikaner Ansel Adams, der mit seinen eindrucksvollen Landschaftsfotografien der Natur seines Heimatlands Bild-Denkmale setzte, die DokumentarfotografinDorothea Lange, die die große wirtschaftliche Depression der 1930er-Jahre und die damit verbundenen Facetten der Armut und Verzweiflung festhielt, und der PorträtfotografYousuf Karsh, dessen Aufnahme des mürrischen Winston Churchill (»The Roaring Lion«) bis heute das Image dieses britischen Staatsmanns maßgeblich prägt.

Weitere »Disziplinen« der Fotografie sind die insbesondere von Helmut Newton, Peter Lindbergh und Richard Avedon bestimmte Modefotografie, die unser Bild von Schönheit und Anmut formte, die Alltagsfotografien eines Robert Doisneau, André Kertész oder Brassaï, die Szenen des normalen Lebens vor die Linse holten, und die Kriegs-, Krisen- und Konfliktfotografie eines Robert Capa, der mit seinen Bildern vom Spanischen Bürgerkrieg und Zweiten Weltkrieg die Welt visuell aufklärte und bildete. Die mit 40 Jahren im Indochina-Krieg ums Leben gekommene Fotografenlegende gründete zudem u. a. mit seinem Kollegen Henri Cartier-Bresson die einflussreiche Agentur Magnum Photos.

Es sind Fotografen, die immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann. Insbesondere fotojournalistische Arbeiten haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt wie die Kriegsberichterstattung zum Vietnamkrieg von Eddie Adams (»Hinrichtung von Nguyn Văn Lém«) und Nick Ut (»The Terror of War«), die beide als »World Press Photo of the Year« ausgezeichnet wurden. Oder die Arbeiten des Brasilianers Sebastião Salgado über noch unberührte Landschaften und den Amazonas, die gesellschaftlichen Außenseiterfiguren von Diane Arbus oder Steve McCurrys eindringliches Porträt des afghanischen Flüchtlingsmädchens Sharbat Gula, das als Coverfoto des National Geographic Magazine im Jahr 1985 um die Welt ging.

Weltweite Beachtung findet heutzutage auch das Werk des deutschen Fotografen Andreas Gursky, für dessen großformatige Bilder interessierte Käufer bisweilen Millionen hinblättern, z. B. »99 Cent« und »Rhein II«.

Zeitgenössische Kunst

Zeitgenössische Kunst fordert uns heraus, unsere Vorstellungen von dem, was Kunst sein kann, zu erweitern. Der moderne Kunstbegriff geht nämlich weit über Malerei und Bildhauerei hinaus und umfasst Gattungen wie Street Art, also nicht immer legale Werke im urbanen Raum wie die Graffiti von Banksy, Body-Art, in der der menschliche Körper als Kunstobjekt dient, und Land-Art, bei der Landschaften mit teils gigantischem Aufwand umgestaltet werden. Medial wirksame Großkunstprojekte schuf das Künstlerehepaar Christo und Jean-Claude, am bekanntesten ist wohl ihre Verhüllung des Reichstags. Die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramović lotet regelmäßig ihre physischen und psychischen Grenzen auf der öffentlichen Bühne aus. Bei Installationen kreieren die Künstler raumgreifende Werke, wobei Licht, Ton, Video und multimediale Tools zum Einsatz kommen. Beim Happening, der wichtigsten Form der Aktionskunst, liegt der Fokus auf den Handlungen der Künstler – die Gegenstände werfen, Sachen zerreißen, Anwesende bemalen etc. –, wobei die Grenzen verschwimmen und auch das Publikum Teil des Werkes werden kann.

Alle zwei Jahre wird Venedig für einige Monate zum Kunstzentrum der Welt, denn Hunderttausende kunstbegeisterte Menschen strömen in die norditalienische Lagunenstadt zur Biennale di Venezia, der ältesten und bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Im Zentrum der seit 1895 stattfindenden Werkschau stehen die Pavillons einzelner Nationen, die im Auftrag der jeweiligen Länder von meist etablierten Künstlern mit Leben gefüllt werden, und eine von Kuratoren zusammengestellte zentrale Themenausstellung. Die Gestaltung des Deutschen Pavillons wurde u. a. von den Künstlergruppen Blauer Reiter (1950) und Brücke (1952), Joseph Beuys (1976) und Georg Baselitz (1980) verantwortet. Nicht immer müssen die verantwortenden Künstler jedoch aus dem repräsentierten Land stammen, so waren u. a. der US-amerikanische Begründer der Videokunst Nam June Paik (1993) und der chinesische Kunst-Megastar Ai Weiwei (2013) für den Deutschen Pavillon mitverantwortlich.

Krasse Kunst

Der italienische Konzeptkünstler Piero Manzoni testete die Grenzen des guten Geschmacks. Er verkaufte in den 1960er-Jahren seine eigenen Fäkalien – zu 30 Gramm in geruchsfesten Dosen verpackt unter dem Namen »Merda d’artista«, zu Deutsch: »Künstlerscheiße«. Heute sind sie in vielen Museen ausgestellt. Der US-amerikanische Künstler Chris Burden strapazierte 1971 die Nerven der Besucher mit extremer Body Art, als er sich mit einem Gewehr in den Arm schießen ließ. Mit den gesellschaftlichen Konventionen des Anstands spielte ein Jahr später der US-Amerikaner Vito Acconci. In seiner Performance »Seedbed« masturbierte er unter einem eingezogenen Holzboden in einer New Yorker Galerie und teilte seine Gedanken und Fantasien währenddessen über Lautsprecher mit den Anwesenden.

Alle fünf Jahre richtet sich der Blick der Kunstwelt nach Hessen, denn das beschauliche Kassel wird mit der Documenta zum »Museum der 100 Tage«. Die im Jahr 1955 von Kunstprofessor Arnold Bode ins Leben gerufene Ausstellung hat sich zum weltweiten Ankerpunkt internationaler zeitgenössischer Kunst entwickelt. Eine Einladung nach Kassel gilt als Anerkennung, die höher wiegt als die Verleihung manch eines Kunstpreises (was gewiss auch an der inflationären Stiftung ebendieser liegen mag). Wer Kunstwerke in der Stadt platzieren darf und unter welchem Motto dies geschieht, entscheiden die jeweiligen Leiter der Documenta.

Bleibende Erinnerungen

Einige Künstler hinterließen sichtbare Spuren in der hessischen Großstadt: Joseph Beuys ließ 7000 Eichen pflanzen, und Walter de Maria ließ einen Kilometer tief in die Erde bohren und das Loch mit massiven Messingstäben von fünf Zentimetern Durchmesser füllen. Erwarten Sie allerdings nicht zu viel, sollten Sie nach Kassel fahren, denn mehr als eine Platte und einen runden Querschnitt des Stabs sieht man nicht. Für größere Begeisterung könnte Bildhauerkunst sorgen, z. B. Claes Oldenburgs überdimensionierte Spitzhacke oder Jonathan Borofskys »Himmelsstürmer«.

Auch die Kunstszene ist internationaler geworden. So zählen zu den wichtigsten Biennalen auch die Ausgaben in der brasilianischen Metropole São Paulo, der südkoreanischen Millionenstadt Gwangju, und in Schardscha, einem der sieben Emirate der VAE. Zusammentreffen, die für den internationalen Kunstmarkt zumindest kommerziell von größerer Bedeutung sind, sind Messen wie die Frieze Art Fair in London, die Armory Show in New York City und die Art Basel, die – anders als der Name vermuten lässt – nicht nur in der Schweiz, sondern auch mit Ablegern in Miami und Hongkong viele kaufkräftige Kunden anzieht. Auf den Messen präsentieren die größten Galerien ihre namhaftesten und erfolgversprechendsten Künstler.

Die meisten Deals werden vermutlich von den Vertretern der Galerien David Zwirner, Hauser & Wirth und Gagosian gemacht. Letzterem stehen fernab der Messestände an 17 Standorten in Städten wie Los Angeles, Rom und Paris über 20 000 Quadratmeter eigener Ausstellungsfläche zur Verfügung, um die hochpreisigen Arbeiten seiner Schützlinge wie Anselm Kiefer, Damien Hirst und Jeff Koons verkaufsfördernd darzubieten. Die Galerien vertreiben jedoch nicht nur die Kunst noch lebender Schöpfer, auch Gemälde des bereits verstorbenen Malers Cy Twombly und des Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein finden sich im Sortiment. Übliche Anlaufstelle zum Erwerb von Erzeugnissen von Künstlern, deren Werkkatalog abseits von Überraschungsfunden nicht mehr erweitert wird, sind Auktionshäuser wie Sotheby’s,Christie’s und Phillips, die mit ihren Losen schätzungsweise 70 Prozent des Gesamtumsatzes des Marktes für moderne Kunst ausmachen. Unter den Hammer kommen natürlich Kunstwerke aus allen Epochen.

Der höchste Preis, der je für ein Kunstwerk gezahlt worden ist, waren 450,3 Millionen US-Dollar. Im November 2017 blätterte der Geschäftsmann und saudi-arabische Kulturminister Badr bin Abdullah Al Saud bei einer Auktion in New York diesen irren Betrag für das Gemälde »Salvator Mundi« hin, dessen Entstehungsjahr auf 1500 geschätzt wird. Es zeigt Jesus Christus mit erhobenen Fingern und soll von Leonardo da Vinci geschaffen worden sein – eine Annahme, die von vielen Experten vermehrt in Zweifel gezogen wird. Den russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew, der das Werk gewinnbringend veräußerte, wird die Frage der Urheberschaft nicht mehr beschäftigen, im Gegensatz zum saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der den Kauf in Auftrag gegeben haben soll – die Hüter Mekkas als Liebhaber christlicher Kunst.

Die folgenden höchsten Verkaufspreise wurden bei Privatverhandlungen erzielt: Rund 300 Millionen US-Dollar legte der Hedgefonds-Manager Kenneth Griffin für das abstrakte Gemälde »Interchange« von Willem de Kooning hin, das der Künstler im Jahr 1955 für nur 4000 US-Dollar selbst verkauft hatte. Im Ranking der teuersten Gemälde finden sich zudem die Post-Impressionisten Paul Cezanne mit »Kartenspieler« und Paul Gauguin mit »Nafea faa ipoipo«, die abstrakt-expressionistischen Künstler Jackson Pollock mit seinem Klecksbild »Number 17A« und Mark Rothko mit »No. 6 (Violet, Green and Red)«. Die Dominanz der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts wird nur von Rembrandt herausgefordert – allerdings griff dort die öffentliche Hand tief in die Staatskasse: Das Rijksmuseum in Amsterdam sicherte sich zwei Schlüsselwerke des Leidener Meisters. Bei öffentlichen Auktionen sind es vor allem populäre Künstler wie Pablo Picasso, Vincent van Gogh, Pierre-Auguste Renoir und der Pop-Art-Gigant Andy Warhol, die für einen Geldregen sorgen – aber manchmal auch für die breite Masse eher Unbekannte, wie der früh verstorbene Italiener Amedeo Modigliani, dessen Frauenakte alle Schätzungen sprengten. Seine Werke erzielten dreistellige Millionenbeträge!

Naturgemäß finden sich viele Werke der großen Renaissance- und Barockkünstler in den Sammlungen von Museen, die sich nur unter höchstem Spardruck von diesen lösen. Noch lebende Künstler sind auf dem Markt etwas benachteiligt – immerhin können sie stetig weiter produzieren und das Angebot vergrößern. Dennoch erzielen die erfolgreichsten Künstler, insbesondere jene mit Marketingverständnis und einem Hang zur Selbstdarstellung, mit ihren Werken Preise von über 90 Millionen US-Dollar, wie der Brite Damien Hirst mit seinem Diamantenschädel »For the Love of God«, Jeff Koons mit seiner an Kitsch grenzenden Stahl-Kaninchen-Skulptur und das Gemälde einer US-Flagge von Jasper Johns. Weitere preisliche Superlative sind die Bronzeskulptur »L’Homme au doigt« des Schweizers Alberto Giacometti, Man Rays Fotografie »Le Violon d’Ingres« sowie Raphaels Zeichnung »Kopf eines jungen Apostels«.

Mythologie

Wenngleich die antike griechische Sagen- und Götterwelt als Inspiration und Grundlage verschiedenster Kunstformen von Literatur über Malerei und Bildhauerei bis hin zur Musik diente, hat sie in den letzten Dekaden doch enorm an Bedeutung verloren, zumindest als explizite Referenz. Sie wich der Popularität neuer Heldengeschichten in Filmen, Videospielen oder Comics. Dass altsprachliche Bildung nicht mehr essenzieller Bestandteil des bildungsbürgerlichen Wissenskanons ist, hat den Abwärtstrend zusätzlich beschleunigt. Dennoch kommt Kenntnissen der griechischen Mythen zumindest im künstlerischen Bildungserwerb und in der europäischen Literaturgeschichte eine Schlüsselrolle zu. Neben biblischen Themen waren die Geschichten der griechischen Götter eine ergiebige Quelle der Künstler nicht nur, aber insbesondere der Renaissance und des Barocks.

Hauptquellen zur griechischen Mythologie sind HesiodsWerke und Tage und die Theogonie, in denen der Ursprung der Welt und die Götter-Genealogie nacherzählt werden, sowie HomersIlias und Odyssee in daktylischen Hexametern.

Die wichtigsten Götter residieren auf dem Berg Olymp. Dazu zählen der Göttervater Zeus, seine Frau und Schwester Hera, seine Geschwister Poseidon, der Gott des Meeres, Demeter, die Fruchtbarkeitsgöttin, und Hestia, die Göttin des Familien- und Staatsherdes. Auf dem Götterberg leben zudem die Zeus-Kinder Apollon, der Gott der Poesie und des Lichts, Artemis, die Göttin der Jagd, Athene, die Göttin der Weisheit, Ares, der Gott des Krieges, Hermes, der Gott des Handels, und Hephaistos, der Gott des Feuers. Die meisten Kinder gingen nicht aus inzestuöser Götterliebe hervor, denn der von Libido getriebene polyamoröse Zeus vergnügte sich gern mal außerhalb seiner Ehe. Die zwölfte Bewohnerin des Olymps hatte die wohl außergewöhnlichste Zeugungsgeschichte: Die Göttin der Liebe und Schönheit, Aphrodite, entstand aus dem Schaum, der sich aus dem Blut und Samen aus dem abgeschnittenen Glied des Uranos bildete, das dessen Sohn Kronos ins Meer geworfen hatte. Zeus’ Bruder Hades herrscht zusammen mit seiner Frau und Nichte Persephone in der Unterwelt.

Zu den bedeutsamsten Geschichten zählt die des Titanen Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und den Menschen gab. Zur Strafe wurde er von Zeus an einen Felsen gekettet, wo täglich ein Adler seine Leber fraß. Auch die zwölf Aufgaben des Halbgotts Herakles, der Flug des Ikarus, der Rätselmeister Ödipus vor der Sphinx und Theseus im Kampf mit dem Minotaurus zählen zu den populären Sujets.

Zwei weitere Götterwelten, die Sie kennen sollten

Nordische Mythologie: Göttervater Odin und seine Frau Frigg, Donnergott Thor, Gestaltenwandler Loki, Fruchtbarkeitsgöttin Freya, die Herrscherin der Unterwelt Hel. In Midgard leben die Menschen, in Asgard die Götter, in Utgard die Riesen und Trolle.

Ägyptische Mythologie: Amun-Ra, höchster Gott, vereinte Amun (verborgene Macht) und Ra (Sonnengott), Symbol der Lebenskraft und Sonnenmacht. Osiris, Gott der Unterwelt, zentral für ägyptische Vorstellungen von Tod und Auferstehung. Isis, Göttin der Liebe, Mutterschaft und Fruchtbarkeit. Horus, der Himmelsgott, Gott der Könige und Ordnung, dargestellt als Falke. Anubis, der Gott der Mumifizierung und Totenriten, dargestellt als Schakal, begleitete die Seelen ins Jenseits. Hathor, die Göttin der Liebe, Freude, Musik und Mutterschaft, dargestellt als Kuh.

Religionen der Welt

Religionen sind wohl die wirkungsmächtigsten Weltanschauungen, Erzählungen und Lehren der Menschheitsgeschichte. Gemein ist ihnen der Glaube an mindestens eine transzendente, also übersinnliche Kraft, die man als Schöpfer, Lenker oder Regelgeber anerkennt und in Ritualen oder Gebeten anruft, sowie eine Vorstellung von dem Leben nach dem Tod. Anhänger monotheistischer Religionen, zu denen das Christentum, der Islam und das Judentum zählen, verehren einen einzigen Gott. Im Gegensatz dazu stehen polytheistische Konstrukte wie die antiken Götterwelten. Zusammen mit dem Hinduismus und dem Buddhismus bilden Islam, Judentum und Christentum – die drei abrahamitischen, d. h. auf Abraham, den Stammvater der Israeliten, zurückgehend – die fünf Weltreligionen. Religionen unterteilen sich oft in Untergruppen, die Konfessionen.

Der Hinduismus ist mit über einer Milliarde hauptsächlich im indischen Subkontinent lebenden Anhängern nach dem Christentum (ca. 2,1 Mrd.) und dem Islam (ca. 1,5 Mrd.), die drittgrößte Religionsgruppe der Erde. Aufgrund der enormen Vielzahl an Göttern wird der Hinduismus oft fälschlicherweise zum Polytheismus gezählt, da Hindus jedoch aus dem Pantheon meist eine Gottheit wählen, die dann im Zentrum ihres Glaubens steht, ist die Vorstellung etwas irreführend. Zur Auswahl stehen u. a. Brahma, der Schöpfer der Welt, seine Gattin Saraswati, die Göttin der Weisheit, Vishnu, der Erhalter der Welt, Lakshmi, die Glücksgöttin, Shiva, der Zerstörer, Ganesha, der elefantenköpfige Sohn Shivas, sowie Krishna, der blaue Flötenspieler, und Hanuman, der loyale Affengott.

Der Hinduismus ist wohl der heterogenste Glaube unter den Weltreligionen. Es gibt keine allem zugrunde liegende Schrift und auch kein institutionelles Oberhaupt. Das Dharma, das Weltgesetz, das durch Rechte und Pflichten die natürliche Ordnung darstellt, durchzieht den Kosmos. Es gibt keine Schöpfung, sondern ein ewiges Werden und Vergehen in festen Zyklen. Wichtige Konzepte sind Karma (jede Handlung hat eine Folgewirkung), Atman (Seele) und Moksha, die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Darüber hinaus existieren zahlreiche Verehrungsrituale, die gläubige Hindus praktizieren müssen (Pujas und Samsakaras). Neben dem eigenen Haus sind Tempel und Pilgerzentren wie die heilige Stadt Varanasi am Ganges wichtige religiöse Anlaufpunkte. Zu den spirituellen Höhepunkten zählen das mehrtägige Lichterfest Diwali, das farbenfrohe Frühlingsfest Holi und Kumbh Mela, das nur alle zwölf Jahre stattfindende und mit über 70 Millionen Pilgern größte Religionsfest der Erde.

Im Gegensatz zu den anderen Weltreligionen steht im Zentrum des Buddhismus nicht die Verehrung eines allmächtigen Gottes, sondern die Lehren des im 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. in Nordindien lebenden Siddhartha Gautama, heute unter dem Ehrentitel Buddha bekannt. Dieser bedeutet wörtlich »der Erwachte« und drückt das zentrale Lebensziel der Erleuchtung aus, die zur Überwindung des leidhaften Daseins befähigt. Wie im Hinduismus gibt es jedoch keine institutionalisierte zentrale Autorität.

Handlungsleitend sind die fünf Silas, nach denen man keine Lebewesen töten oder verletzen, nicht stehlen, sich nicht sexuell »unheilsam« verhalten, nicht lügen und keine Rauschmittel zu sich nehmen soll. Um dem Leiden zu entkommen, muss man es verstehen, daher widmete sich Buddha in den VierEdlen Wahrheiten den Fragen: Was ist Leiden? Wie entsteht Leiden? Wie kann Leiden überwunden werden? Auf welchem Weg soll dies geschehen? Wem die Erleuchtung gelingt, der kann dem ewigen Kreislauf von Geburt und Tod entkommen und erreicht das Nirvana. Ein wichtiges Element im Buddhismus ist die Meditation.

Die größte Konfession des Islam bilden die Sunniten, zu denen sich knapp 85 Prozent aller Muslime zählen. Fast alle anderen gehören zu den Schiiten, die vor allem im Iran leben. Sie sind der Auffassung, dass nach dem Tode des Propheten Mohammed nicht Abū Bakr, sondern Mohammeds Cousin und Schwiegersohn Alī Kalif hätte werden müssen. Jedem Muslim sind fünf Hauptpflichten auferlegt, die sogenannten Säulen des Islams. Dazu zählt die Shahada, das Glaubensbekenntnis (»Es gibt keinen Gott außer Gott« und »Mohammed ist der Gesandte Gottes«) und das Zakat, die Almosengabe. Im Monat Ramadan wird von der Morgendämmerung bis zum vollendeten Sonnenuntergang gefastet. Da das islamische Jahr, auf dem Mondkalender basierend, vom christlichen Jahr abweicht, kann der Ramadan mal in den Winter fallen und mal in den Sommer, der mit seinen langen Tagen den Gläubigen einiges abverlangt. Die Pilgerfahrt nach Mekka, die Haddsch, soll jeder Muslim mindestens einmal in seinem Leben unternommen haben. Die fünfte Säule ist das Salat, das Gebet, das fünf Mal am Tag in Richtung Mekka durchgeführt werden muss. Am Freitag, dem Ruhetag, gehen Anhänger des Islams, dem Ruf des Muezzins vom Minarett folgend, in die Moschee, wo der Imam von der Minbar (Gebetskanzel) neben der Mihrab (Gebetsnische) aus dem Koran liest. Die aus 114 Suren bestehende heilige Schrift des Islams soll dem Propheten Mohammed direkt von Gott (»Allah«) offenbart worden sein. Die zweite textliche Quelle der islamischen Theologie ist die Hadith (auch als Sunnah bekannt), eine Sammlung von Aussprüchen und Handlungen Mohammeds.

Die textliche Grundlage des Judentums ist das Tanach, bestehend aus Torah (den fünf Büchern Moses), den 21 Büchern der Propheten (Josua, Jesaja, Jeremia etc.) und den Ketuwim (Schriften), die u. a. Psalmen, Sprüche und die Geschichte um Hiob umfassen. Im Christentum ist dies mit dem Alten Testament vergleichbar. Darüber hinaus gibt es insgesamt 613 Mitzwot, die in 248 Gebote (positive Handlungen) und 365 Verbote (negative Handlungen) unterteilt sind.

Gott schuf laut dem ersten Buch Moses Adam, den ersten Menschen, aus Erde, hauchte ihm den Lebensatem ein und schuf dann aus der Rippe Adams Eva, die somit die Stammeltern aller Menschen sind. Beide lebten im Paradies, wurden dann aber verbannt, nachdem Eva sich verführen ließ und trotz Verbots die Frucht vom Baum der Erkenntnis aß. Der erste nicht von Gott erschaffene Mensch, ihr gemeinsamer Sohn Kain, wurde dann gleich zum Straftäter und ermordete seinen jüngeren Bruder Abel und damit 25 Prozent der damaligen Weltbevölkerung. Ein noch höherer Anteil fiel später der Sintflut zum Opfer, die dank Gottes Hinweis nur Noah mit seiner Familie auf der selbst gebauten Arche überlebte – zusammen mit unzähligen Tieren. Eine Warnung sprach der Allmächtige an all diejenigen aus, die sich auf seine Höhe begeben wollten: Das gigantische Infrastrukturprojekt des Turmbaus zu Babel ließ er kurzerhand platzen, indem er die Kommunikationsbarriere Fremdsprache etablierte. Auch das wilde Treiben in Sodom und Gomorra widerstrebte ihm aufgrund seiner Sündhaftigkeit, und er zerstörte kurzerhand die Städte.

Am Berg Sinai empfing der Prophet Moses während seiner 40-jährigen Wanderschaft aus Ägypten (»Exodus«) als Führer der Israeliten die Zehn Gebote. Der göttliche Dekalog umfasst u. a. das Monotheismus-Gebot, das Verbot des Lügens, Tötens, Stehlens und sogar Begehrens. Als Stammvater der Israeliten gilt Abraham, auf den sich das Judentum, Christentum und der Islam berufen. Die Geschichte rund um ihn, seine Frau Sara, seinen Sohn Isaak und seinen Enkel Jakob bilden einen zentralen Teil der Genesis, dem ersten Teil des Pentateuch, den fünf Büchern Moses, die im Judentum als Torah bezeichnet werden.

Immer wieder Sintflut

Dass ein zorniger Gott genozidal mit einer gewaltigen Flut fast die gesamte Menschheit ausrottet, ist keine der Bibel exklusive Erzählung: Eine solche Geschichte findet sich bereits im akkadischen Atrahasis-Epos und etwas später auch im Gilgamesch-Epos, die der biblischen Überlieferung als Grundlage gedient haben könnten. Und auch Zeus ließ seinem Ärger freien Lauf und überschwemmte Griechenland, sodass nur Deukalion mit seiner Frau Pyrrha überlebte.

Zu den wichtigsten Festen zählen Pessach, das an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten erinnert. Es dauert acht Tage (sieben in Israel) und wird im Frühjahr gefeiert. Jom Kippur ist der heiligste Tag im jüdischen Kalender. Es ist ein Fastentag, an dem Juden für ihre Sünden um Vergebung bitten und für das kommende Jahr um ein gutes Schicksal beten. Purim erinnert an die Rettung der Juden im Persischen Reich vor einem geplanten Völkermord. Sukkot ist ein achttägiges Fest (sieben Tage in Israel), das fünf Tage nach Jom Kippur beginnt. Es erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten durch die Wüste und ist gleichzeitig ein Erntedankfest.

Die Bibel ist eine Schriftensammlung des Christentums, deren Zusammensetzung sich im Laufe der Zeit geändert hat und zwischen den Konfessionen unterschiedlich ausfällt, grob aber in Altes und Neues Testament unterteilt werden kann. Das Alte Testament, das im Judentum etwa dem Tanach entspricht, beinhaltet neben den fünf Büchern Moses die Geschichtsbücher wie die Bücher der Könige und der Chronik über das Schicksal der Israeliten, Lehrbücher wie die Erzählung vom Leidgeplagten Hiob oder die Weisheit Salomos und die Propheten wie Jeremias und Jesaja. Das Neue Testament erzählt das Leben von Jesus Christus, dem gesandten Messias und Sohn Gottes, in den vier Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie das Wirken seiner Anhänger, u. a. in den Paulusbriefen.

Im Mittelalter nahm man an, dass Jesus am 25. Dezember im Jahr 1 geboren worden sei. Auch wenn mittlerweile sicher ist, dass das nicht zutrifft, fand traditionell ein heidnisches Fest zur Wintersonnenwende am 21. Dezember statt. Die Christen feierten weiterhin, nun aber Weihnachten, und unsere moderne Zeitrechnung beginnt eben damit. Jesu Mutter Maria soll vom Heiligen Geist geschwängert worden sein – die unbefleckte Empfängnis. Ein Wunder, das nicht verborgen blieb, und so kamen Könige mit Gaben in den Geburtsstall in Bethlehem. Jesus ließ sich von Johannes dem Täufer selbst taufen, predigte fortan öffentlich, zog mit seinen Wundertaten (z. B. zahlreiche Spontanheilungen, die »praktische« Umwandlung von Wasser zu Wein auf der Hochzeit zu Kana), Reden (z. B. Bergpredigt, Endzeitrede) und seinem Charisma immer mehr Anhänger an, darunter auch die zwölf Jünger, die zum letzten Abendmahl mit ihm am Tisch Platz nehmen sollten. Unter ihnen war auch Judas, der ihn verraten sollte und dem sicheren Tod auslieferte, denn Pontius Pilatus ließ den aus seiner Sicht gefährlichen jüdischen Wanderprediger zum Tod durch Kreuzigung verurteilen. Mit Vollstreckung des Urteils nahm Jesus die Sünden eines jeden Menschen auf sich. Zur Unterstreichung seiner Glaubwürdigkeit als Messias ließ er sich nach dem Tod noch einmal blicken. Am dritten Tag nach der Kreuzigung erstand er von den Toten auf – Grundlage des höchsten christlichen Festes: Ostern. 50 Tage nach Ostersonntag findet Pfingsten statt, an dem die Gläubigen die Aussendung des Heiligen Geistes feiern.

Jesu von Liebe und Gleichheit geprägte Ideen trugen Missionare wie Paulus mit Erfolg weiter durch die Welt, und Kirchenlehrer wie Augustinus festigten sie. Dass diese dann ausgerechnet in ein stark hierarchisches Kirchensystem münden sollten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Heutzutage teilen sich die über 2 Milliarden Christen in Konfessionen, die sich in Glauben und Organisation ihrer Religion unterscheiden. Die Hauptkonfessionen sind die orthodoxen Kirchen in Russland, Griechenland, der Ukraine und Rumänien sowie die evangelische und römisch-katholische Kirche, mit dem in einem Konklave von den Kardinälen gewählten und im Vatikan residierenden Papst als Kirchenoberhaupt. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der über 300 historischen Päpste Italiener waren, wurde die Tradition in den letzten Jahrzehnten mit dem Polen Karol Wojtyła als Johannes Paul II., dem Deutschen (»Wir sind Papst«) Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. und dem Argentinier Jorge Bergoglio als Franziskus gebrochen.

In Kirchenversammlungen, den Konzilen, und Enzykliken werden Glaubensgrundlagen erörtert und festgelegt. Neben Unterschieden im Gottesdienst und der Liturgie gibt es bei katholischen und evangelischen Christen u. a. Abweichungen in der Anzahl der Sakramente, den sichtbaren Zeichen des Glaubensvollzugs. Die evangelische Kirche kennt nur zwei: Taufe und Abendmahl. Bei der katholischen Kirche kommen fünf weitere dazu: Krankensalbung, Priesterweihe, Firmung, Ehe und natürlich die Beichte.

Sprachen der Welt

Weltweit werden schätzungsweise 6500 verschiedene Sprachen gesprochen – Tendenz sinkend, denn gut ein Drittel ist aufgrund weniger noch lebender Sprecher vom Aussterben bedroht. Linguisten typologisieren Sprachen in verschiedene genetisch verwandte Sprachen, die alle von einer gemeinsamen Protosprache abstammen sollen und meist im Vokabular und in der Grammatik über gewisse Gemeinsamkeiten verfügen. Acht der zehn meistgesprochenen Sprachen zählen zu den indogermanischenSprachen, darunter die romanischen Sprachen Spanisch, Französisch und Portugiesisch, das slawische Russisch, die indoarischen Sprachen Urdu und Hindi sowie die Nummer eins der Welt: Englisch, das ebenso wie Deutsch zu den germanischenSprachen zählt.

Sprachfamilie

Sprecherzahl

Lebendige Sprachen

Beispiele

Indogermanisch

3000 Mio.

220 

Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch, Hindi, Persisch

Sinotibetisch

1288 Mio.

335 

Mandarin, Birmanisch

Niger-Kongo

354 Mio.

1364 

Yoruba, Igbo, Fula, Xhosa, Zulu

Afroasiatisch

347 Mio.

311 

Arabisch, Hebräisch, Hausa

Austronesisch

296 Mio.

1119 

Malaiisch, Javanisch, Tagalog, Maorisch, Hawaiianisch

Dravidisch

220 Mio.

27 

Tamil, Telugu, Kannada

Turkisch

160 Mio.

37 

Türkisch, Aserbaidschanisch

Japanisch-Ryūkyū

126 Mio.

Japanisch, Ryūkyū

Austroasiatisch

95 Mio.

156 

Vietnamesisch, Khmer

Tai-Kadai

83 Mio.

68 

Thailändisch, Laotisch

Sprache

Gesamtsprecherzahl

Länder mit höchster Sprecherzahl

Englisch

1453 Mio.

Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

Mandarin-Chinesisch

1118 Mio.

Volksrepublik China, Taiwan

Hindi

602 Mio.

Indien

Spanisch

548 Mio.

Spanien, Mexiko, Kolumbien

Französisch

274 Mio.

Frankreich, Algerien, Marokko, Demokratische Republik Kongo, Kanada

Hocharabisch

274 Mio.

Ägypten, Algerien, Saudi-Arabien

Bengalisch

273 Mio.

Bangladesch, Indien

Russisch

258 Mio.

Russland

Portugiesisch

258 Mio.

Portugal, Brasilien, Angola, Mosambik

Urdu

231 Mio.

Pakistan, Indien

Indonesisch

199 Mio.

Indonesien

Deutsch

160 Mio.

Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Namibia

Zahlreiche Zungen

Die meisten verschiedenen Sprachen finden sich in dem Inselstaat Papua Neu-Guinea: Linguisten zählen 840, wobei viele Sprachen nur in einzelnen Dörfern gesprochen werden. Im Ranking polyglotter Länder folgen Indonesien (700+), Nigeria (500+), Indien (400+) und China (300+). Selbst Australien und die Vereinigten Staaten finden sich durch zahlreiche indigene Gruppen und Zuwanderung in den Top 10 der »Sprachenvielfalt«.

Einige Fiktive Sprachen, die Sie kennen sollten

Sindarin und Quenya sind Elbensprachen, die – neben einer ganzen Reihe anderer Sprachen für die Völker von Mittelerde – von dem Philologen J. R. R. Tolkien für Der Herr der Ringe und andere Werke erschaffen wurden, teils mitsamt einer geschichtlichen Entwicklung. Darüber hinaus erdachte er passende Schriftsysteme, die ebenfalls dem Wandel unterworfen waren.

Klingonisch wurde für Star Trek entwickelt. Der Linguist Marc Okrand entwarf die Sprache in den 1980er-Jahren, um sie der außerirdischen Spezies der Klingonen in der Fernsehserie und den Filmen in den Mund zu legen.

Na’vi kommt in James Camerons Blockbuster Avatar zum Einsatz, auch hier war ein Linguist am Werk: Paul Frommer.

Dothraki und Valyrisch werden in der TV-Serie Game of Thrones, die auf den Romanen von George R. R. Martin basiert, von verschiedenen Völkern gesprochen.

WICHTIGE Internationale Schriftsysteme, die Sie kennen sollten

Arabisches Alphabet: (anā uhibbu al-marifah). Ausschließlich aus Konsonanten bestehendes Schriftsystem mit 28 Buchstaben, von rechts nach links geschrieben.

Chinesische Schriftzeichen (Hànzì): (w ài zhīshì). Die allermeisten der historisch bekannten vielen Tausend Logogramme (für den alltäglichen Bedarf reichen rund 2000 Zeichen) sind Phonogramme, die als Sinn- und Lautkombinationen aus einem sogenannten Radikal als semantischer (Sinnträger) und einer phonetischen Komponente (Lautträger) bestehen. Jedes Schriftzeichen entspricht einer Silbe; die Sprache differenziert unterschiedliche Wörter auch durch distinktive Tonverläufe (mā: »Mutter«; má: »Hanf«; ma: »Pferd«; mà: »schimpfen«). ? Māma mà má ma ma? Schimpft die Mutter das Hanfpferd? Heutzutage werden anstatt der traditionellen Langzeichen die vereinfachten Kurzzeichen verwendet.

Devanagari-Schrift: (mai gyān pyār kartā hū). Wird für viele Sprachen Indiens (u. a. Hindi, Marathi, auch für das klassische Sanskrit) verwendet und hat 47 Grundzeichen.

Griechisches Alphabet: (Agapó ti gnósi). Das älteste Alphabet in Europa hat 24 Buchstaben, viele davon bekannt durch deren Verwendung in naturwissenschaftlichen Formeln.

Hangul (Koreanisch): (jeoneun jisigeul saranghabnida). Echte Buchstabenschrift, die im 15. Jahrhundert von König Sejong dem Großen und seinen Gelehrten entwickelt wurde, besteht aus 14 Grundkonsonanten und 10 Grundvokalen.

Hebräisches Alphabet: (ani ohev yediah). Abjad-Schriftsystem mit 22 Buchstaben, wird von rechts nach links geschrieben.

Kanji, Hiragana und Katakana (Japanisch): (, watashi wa chishiki ga daisuki desu). Kanji sind Schriftzeichen chinesischen Ursprungs. Hiragana ist die Silbenschrift, die in der Regel für die Schreibung japanischer grammatischer Elemente zum Einsatz kommt, während die Silbenschrift Katakana hauptsächlich für Fremd- und Lehnwörter verwendet wird.

Kyrillisches Alphabet (Russisch): (Ja ljublju znanie). 33 Buchstaben, wird in vielen osteuropäischen und zentralasiatischen Sprachen in leicht abgewandelter Form verwendet.

Sprachen haben unterschiedliche Kasus (grammatische Fälle), die Nomen, Pronomen und Adjektive annehmen, um ihre Funktion im Satz zu kennzeichnen. Im Deutschen gibt es vier Fälle: Nominativ (für das Subjekt – Wer oder was?), Akkusativ (für das direkte Objekt – Wen oder was?), Dativ (für das indirekte Objekt – Wem oder was?) und Genitiv (um Besitz oder Zugehörigkeit auszudrücken – Wessen?). Die nominalen Wörter werden dann dekliniert. Das Türkische kennt zusätzlich noch den Lokativ und Ablativ. Das Russische hat auch sechs Kasus, zusätzlich allerdings Präpositiv und Instrumental. Im Finnischen gibt es gar 15 Fälle!

Sätze können in unterschiedlichen Zeitformen stehen, das Deutsche kennt sechs: Die Vergangenheit drückt man im Perfekt (Ich habe gelernt), Präteritum (Ich lernte) und Plusquamperfekt (Ich hatte gelernt), die Gegenwart im Präsens (Ich lerne) und die Zukunft in Futur I (Ich werde lernen) und Futur II (Ich werde gelernt haben) aus. Verben werden konjugiert – ich konjugiere, du konjugierst, wir konjugieren.

Die Syntax