Fast alles, was Sie wissen müssen – Teil 2 - Sebastian Klussmann - E-Book

Fast alles, was Sie wissen müssen – Teil 2 E-Book

Sebastian Klussmann

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Beschreibung

Die Reise in die Welt des Wissens geht weiter!

Sebastian Klussmann nimmt Sie mit in die faszinierende Welt des Wissens. In diesem kompakten, unterhaltsamen und leicht verständlichen Überblick erfahren Sie das Wichtigste aus den Bereichen Geschichte, Politik & Wirtschaft, Musik, Film & Fernsehen und Lifestyle & Technik. Damit Sie auch ohne Google, Wikipedia und ChatGPT wissen, wer Napoleon, Bismarck und Karl der Große waren, was es mit BRICS auf sich hat und warum alle von Apache reden.

Die perfekte Ergänzung zum Spiegel-Bestseller „Fast alles, was Sie wissen müssen – Teil 1“: Darin finden Sie Wissenswertes aus den Bereichen Kunst & Kultur, Literatur & Medien, Sport & Spiele, Welt & Natur und Wissenschaft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 351

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Über dieses Buch:

Viele glauben, es würde ausreichen, bei Wissenslücken schnell mal zu googeln oder ChatGPT zu fragen, doch Faktenwissen ist heutzutage wichtiger denn je, um Zusammenhänge zu verstehen und den Durchblick im Informationsdschungel zu behalten. Sebastian Klussmann unterstützt Sie gern dabei! Unterhaltsam und leicht verständlich liefert er einen kompakten Kanon des Wissenswerten aus Musik, Film & Fernsehen, Lifestyle & Technik, Geschichte und Politik & Wirtschaft.

Über den Autor:

Sebastian Klussmann, geboren 1989 in Berlin, tritt seit 2013 als Jäger in der erfolgreichen ARD-Quizshow Gefragt – Gejagt an und glänzt mit seinem umfangreichen Wissen. Er ist Gründer und Ehrenvorsitzender des Deutschen Quizvereins sowie Sieger der Quiz-Europameisterschaft und -Olympiade. Klussmann spricht fünf Fremdsprachen und ist als Moderator, Berater, Keynote-Speaker und Autor zu den Themen Lernen, Gedächtnis und Bildung tätig. Sein erster Bestseller Besserwissen mit dem Besserwisser erschien 2020.

Sebastian Klussmann

Fast alles, was Sie wissen müssen

Teil 2

NOCH MEHR ALLGEMEINWISSEN VOM BESSERWISSER

Wilhelm Heyne VerlagMünchen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Bildnachweis:

Alle Grafiken: Buch-Werkstatt GmbH/Kim Winzen

Weitere Motive: Bei den Abbildungen gekennzeichnet.

Originalausgabe 03/2024 

Copyright © 2024 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Desirée Šimeg

Umschlaggestaltung: wilhelm typo grafisch,

unter Verwendung eines Fotos von © Benjamin Zibner und der Motive von Shutterstock.com (Alon Za, linear_design)

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-31839-0V003

www.heyne.de

Für meinen Opa

Inhalt

Ein paar Worte vorab

1 Musik

Tonleitern und Musikinstrumente

Klassische Musik

Oper und Musical

Populäre Musik

Musikkonzerte, -festivals und -events

2 Film & Fernsehen

Filmgeschichte

Filmpreise und Preisträger

Kritiken und Bestenlisten

Blockbuster und andere Kassenschlager

TV-Landschaft in Deutschland

TV-Serien

TV-Nachrichten

TV-Shows

3 Lifestyle & Technik

Kulinarik rund um die Welt

Genussmittel

Mode und Körperschmuck

Internet und soziale Medien

Künstliche Intelligenz

4 Geschichte

Frühgeschichte und Hochkulturen

Antike

Europäisches Mittelalter

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Entdeckungen und Eroberungen

Kolonialisierung und Dekolonialisierung

Vom Sonnenkönig bis Bismarck

Industrialisierung

Erster Weltkrieg

Weimarer Republik

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Nachkriegsgeschichte und Kalter Krieg

5 Politik und Wirtschaft

Politisches System Deutschlands

Wahlen und Wahlsysteme

Internationale Politik

Globale Wirtschaft

Produktion von Gütern

Förderung von Rohstoffen

Danksagung

Ein paar Worte vorab

Falls Sie bereits mit Fast alles, was Sie wissen müssen – Teil 1 vertraut sind: Schön, dass Sie wieder mit dabei sind! Sie können direkt nach Lust und Laune in die nächsten fünf Kategorien eintauchen und Ihre persönliche Wissensreise fortsetzen. Dabei gilt wie im ersten Band: Mein Blickwinkel ist weitgehend westlich und eurozentrisch geprägt, aber auch diesmal geht es über den gewohnten Tellerrand hinaus, die Auswahl der Themen ist wohlüberlegt, und reines Alltagswissen lasse ich außen vor.

Falls dies Ihr erstes Eintauchen in diese Themenwelt ist, heiße ich Sie herzlich willkommen! Sie können Ihre Wissensexpedition mit diesem Band beginnen, ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Buch zu benötigen. Die Kapitel sind eigenständig lesbar, und die Reihenfolge spielt keine Rolle – folgen Sie gerne Ihren individuellen Vorlieben. Bevor Sie jedoch voller Neugier in dieses Abenteuer starten, möchte ich Ihnen kurz einige grundlegende Prinzipien mit auf den Weg geben (eine ausführlichere Version finden Sie in Teil 1):

Allgemeinwissen ist stets abhängig von Zeit, Kultur und Ort. Was in Deutschland als Allgemeinwissen gilt, unterscheidet sich daher von dem, was in anderen Teilen der Welt als relevant und essenziell erachtet wird – und manchmal sogar von dem, was in anderen Regionen überhaupt erlaubt ist (Stichwort: Zensur). Immer mehr Menschen leben in ihren eigenen digitalen Wissenswelten, zwischen denen die Überschneidungen sukzessive abnehmen. Dem möchte ich entgegenwirken! Ein eindeutiger Kanon der Bildung existiert allerdings meiner Meinung nach nicht mehr. Allgemeinwissen umfasst nicht ausschließlich das, was Experten von der Kanzel predigen (Hört Bach und Beethoven!), sondern ebenso das, was die Gesellschaft mehrheitlich konsumiert (Capital Bra und Dieter Bohlen). Es repräsentiert also die »Schnittmenge des Wissens der Bevölkerung«.

Die fünf Wissenskategorien in diesem Buch folgen den offiziellen Wettbewerben des Deutschen Quiz-Vereins. Längere Kapitel bedeuten nicht zwangsläufig eine höhere Bedeutung, sondern sind der unterschiedlichen Komplexität der Themen geschuldet. Wie schon in Teil 1 verzichte ich auf ein Binnen-I, Schreibweisen mit Asterisk, Doppelpunkt oder Unterstrich sowie auf die Nennung der grammatikalisch weiblichen und männlichen Form. Ich möchte jede Person als Mensch ansprechen – daher gelten alle personenbezogenen Bezeichnungen und Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechteridentitäten. Diese Entscheidung dient der besseren Lesbarkeit und beinhaltet keinerlei Wertung.

Dieses Buch ist weder ein enzyklopädisches Nachschlagewerk noch eine akribische Faktensammlung. Mein Fokus liegt nicht auf Vollständigkeit, sondern darauf, Ihnen kompaktes Wissen auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. Verkürzungen und Auslassungen müssen daher eher die Regel als die Ausnahme sein. Ich habe eine sinnvolle Auswahl auf empirischer und normativer Basis getroffen, die Ihnen als Orientierungshilfe dienen, Ihren Blick sowohl schärfen als auch weiten soll und zahlreiche Relevanzmarker, Beispiele und Impulse liefert. Sollten daher einige Inhalte Fragen bei Ihnen aufwerfen, habe ich alles richtig gemacht! Genau so soll es sein.

Ich lade Sie herzlich ein, auf dieser Grundlage Ihre persönliche Wissensreise zu starten, Neues zu entdecken und in den verschiedensten Lebenslagen Möglichkeiten zu erkennen, vorhandenes Wissen mit neuen Erkenntnissen zu verknüpfen (Stichwort: lebenslanges Lernen). Fakten sind die Brille, durch die wir die Welt wahrnehmen. Je mehr wir kennen, desto bunter und differenzierter wird sie. Sie liefern die passenden Suchbegriffe für Google & Co., was die Trefferquote verbessert. Nutzen Sie dieses Buch auch gerne als Wissenstest: Was war Ihnen bereits bekannt? Was war vollkommen neu oder verblüffend? Es fragt Sie natürlich niemand ab – auch wenn Sie mit dem geballten Wissen aus beiden Bänden beim Quizzen durchaus einen Vorteil haben dürften!

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wäre es, dass die Lektüre Ihre kindliche Neugier und Ihren Entdeckergeist weckt. Wenn Sie den Impuls verspüren: »Das Thema ist total interessant, da möchte ich jetzt mal in die Tiefe gehen …«, machen Sie mir das größte Kompliment! Denn Sie sollen nicht nur Wissen ansammeln, das dann in Ihrem Hinterkopf verstaubt. Sie sollen Freude am Lernen haben und Ihr Wissen aktiv anwenden können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und zahlreiche neue Erkenntnisse!

1 Musik

So wie ein Bild mehr sagen kann als tausend Worte, vermitteln Melodien und Rhythmen Emotionen – oft ohne ein einziges gesprochenes oder gesungenes Wort. Die Welt der Musik schwingt häufig über nationale und kulturelle Grenzen hinweg, selbst wenn individuelle Vorlieben variieren mögen. Die gängige Vorstellung von »musikalischer Allgemeinbildung« beschränkt sich leider oft ausschließlich auf die klassische Musik westlicher Prägung. Zweifellos sollte diese ein integraler Bestandteil jedes Kanons sein, doch wäre es ein herber Klangverlust, dabei die vielfältige Welt der Unterhaltungsmusik zu überhören, die uns alle prägt, quasi den »Beat des Alltags«. Musikalische Klangwelten sind so vielfältig und facettenreich wie unsere Kulturen. In dieser faszinierenden Kunstform entsteht ständig Neues und Spannendes, wodurch jegliche Diskussion über vermeintliche kulturelle Aneignung hinfällig wird. Diese könnte im schlimmsten Fall sogar schädlich für die musikalische Weiterentwicklung sein. In diesem Kapitel werfen wir daher einen Blick auf diverse Musikrichtungen, unterschiedlichste Interpreten, Megahits sowie kreative Musikproduzenten. Sie erhalten zudem ein paar Basics zur Musiktheorie, zum Notenlesen, zu Tonleitern und zu Musikinstrumenten aus aller Welt.

Tonleitern und Musikinstrumente

Die musiktheoretische Grundlage abendländischer tonaler Musik bilden heptatonische Tonleitern wie die Dur- und Moll-Tonleitern, die aus sieben Tönen bestehen. Während die europäisch-westliche Musiktradition seit dem Mittelalter diese siebenstufigen Tonleitern nutzt, liegt den meisten klassischen Traditionen anderer Länder, z. B. Indien, China oder Japan, ein pentatonisches, also fünftoniges Ordnungsprinzip zugrunde, wie im Übrigen auch vielen alten Volksmusiken Europas, denn auch auf unserem Kontinent war zunächst die Pentatonik tonangebend.

Die Töne werden mithilfe von Noten notiert, meist im Violinschlüssel, auch G-Schlüssel genannt, da auf der zweiten Notenlinie das G als Referenzton liegt, oder Bassschlüssel, auch F-Schlüssel genannt. Bei der Notation können Noten mit einem vorangestellten Kreuz (#) um einen Halbton erhöht werden, ein a verringert die Note um einen Halbton. Der bewährte Quintenzirkel gibt Orientierung bei den verschiedenen Tonleitern und ihren jeweiligen Vorzeichen, so hat E-Dur beispielsweise vier Kreuze.

© Wikimedia Commons: (Jpascher (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Circle_of_fifths_deluxe_4_de_s.svg), »Circle of fifths deluxe 4 de s«, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

Der Abstand zwischen verschiedenen Tonhöhen wird als Intervall bezeichnet, bei einer Oktave sind dies entsprechend acht Tonstufen. Die Abstände zwischen Tonstufen können sowohl einen Halbton als auch einen Ganzton umfassen. Die Tongeschlechter Dur (»hart«) und Moll (»weich«) unterscheiden sich durch unterschiedliche Abstände zum jeweiligen Grundton.

Jeder Akkord und jede Tonleiter hat einen Grundton, z. B. das C. Dur-Tonleitern werden mit Halbtonschritten zwischen der dritten und vierten sowie der siebten und achten Stufe der Tonleiter gebildet, sodass der dritte Ton den Abstand einer großen Terz, also von vier Halbtönen, zum Grundton hat und dann ein E ist. Moll-Tonleitern dahingegen kennzeichnen Halbtonabstände zwischen der zweiten und dritten sowie der sechsten und siebten Stufe der Tonleiter, sodass an dritter Stelle ein es-Ton steht, der zum Grundton einen Abstand von drei Halbtönen hat, also eine kleine Terz.

Diese vermeintlich kleine Differenz macht im Hörempfinden einen großen Unterschied aus: Wir empfinden Stücke in Moll in der Regel als düsterer und melancholischer, Stücke in Dur wirken hingegen fröhlicher und energischer.

Ein weit verbreitetes Klassifikationsschema für Musikinstrumente ist das nach seinen Erdenkern benannte Hornbostel-Sachs-System, das Instrumente in fünf Hauptkategorien klassifiziert, basierend auf ihrem Klangproduktionsmechanismus: Idiophone sind demnach Instrumente, bei denen der Klang durch das Vibrieren des gesamten Instruments entsteht. Beispiele sind Maracas, Triangel und Xylofon. Membranophone erzeugen Klang durch das Vibrieren einer gespannten Membran, so bei Trommeln wie der Pauke oder den Snare Drums. Zu den Chordophonen zählen Gitarren, Geigen und Klaviere, die auf vibrierenden Saiten basieren. Aerophone lassen Luft geräuschvoll vibrieren, wie Flöten, Klarinetten und Saxofone – die man weiter in Holz- und Blechblasinstrumente unterteilen kann. Elektrophone, die jüngste Kategorie, umfassen elektronische Instrumente wie Synthesizer und E-Gitarren, die Klang durch elektrische Schaltungen und Lautsprecher erzeugen.

EINIGE NICHTWESTLICHE Musikinstrumente, die Sie kennen sollten

Balalaika: russisches Saiteninstrument, das aus einem dreieckigen Resonanzkörper und drei Saiten besteht.

Didgeridoo: Blasinstrument australischer Ureinwohner aus einem hohlen Baumstamm.

Djembe: westafrikanisches Schlaginstrument aus einem ausgehöhlten Holzblock und einer mit Tierhaut bespannten Oberseite.

Erhu: zweisaitiges Streichinstrument aus China, das oft als »chinesische Violine« bezeichnet wird.

Kora: westafrikanisches Harfeninstrument bestehend aus einer großen Kalebasse, die mit einer Tierhaut bespannt ist, und einem langen Hals, an dem 21 Saiten befestigt sind.

Ney: Blasinstrument aus einem dünnen Rohr, stammt aus dem Nahen Osten.

Oud: Saiteninstrument aus dem Nahen Osten und Nordafrika mit flachem Resonanzkörper und kurzem Hals mit Bünden.

Sitar: indisches Saiteninstrument mit normalerweise 17 bis 20 Saiten, das in den 1960er-Jahren auch von westlichen Popmusikern (z. B. den Beatles) benutzt wurde.

Tabla: Schlaginstrument aus Indien, bestehend aus zwei Trommeln, die miteinander verbunden sind. Wird oft in der klassischen indischen Musik eingesetzt.

Taiko: Gruppe von japanischen Schlaginstrumenten.

Klassische Musik

Im großen Kanon klassischer Musik sind es vor allem zwei deutsche Komponisten, deren Bedeutung besonders hervorsticht: Bach und Beethoven.

Johann Sebastian Bach gilt für viele Musiker heute noch als wohl einflussreichste Person der westlichen Musiktradition. Der mit einer enormen Schaffenskraft gesegnete Mann schuf eine vierstellige Zahl an Kompositionen, aufgezeichnet im Bachwerkeverzeichnis, kurz BWV. Unter der Nummer 565 findet man z. B. »Toccata und Fuge in d-Moll«, das wohl bekannteste Orgelwerk überhaupt.

Allseits produktiver Künstler

Bach kreierte aber nicht nur jede Menge Musikstücke, er zeugte in zwei Ehen zudem sage und schreibe 20 Kinder, von denen später auch viele in seine musikalischen Fußstapfen traten, wie Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Werke zeitweise populärer waren als die seines Vaters.

An Fugen – mehrstimmigen Musikstücken mit festem Thema und streng gegliedertem Aufbau – bewiesen Musikmeister ihr Kompositionshandwerk, so auch der im Jahr 1685 in Eisenach geborene Barockmusiker mit dem Zyklus »Die Kunst der Fuge« und dem »Wohltemperierten Klavier«. Neben vielen Kantaten und Konzerten für Violine und Cello zählen seine religiösen Choralwerke, wie z. B. die »Matthäus-Passion«, deren Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 eine Wiederentdeckung Bachs einleitete, und das »Weihnachtsoratorium«, die Instrumentalkompositionen der »Brandenburgischen Konzerte«, die »Goldbergvariationen« sowie sein letztes großes Vokalwerk, die »h-Moll-Messe«, zu den herausragenden Schöpfungen.

Im Gegensatz zu den Fugen und religiösen, vokalen Barockkompositionen Bachs wird der im Jahr 1770 in Bonn geborene Ludwig van Beethoven seit jeher vor allem für seine Sinfonien gefeiert und bewundert. Weltbekannt ist seine letzte vollendete Sinfonie, die Neunte, die das Gedicht »An die Freude« von Friedrich Schiller mit einem vierstimmigen Chor vertont und vom Europarat im Jahr 1972 als Europahymne ausgewählt worden ist (»Freude, schöner Götterfunken«). Nicht nur der Einsatz von Gesang bei einer Sinfonie – einer üblicherweise reinen Instrumentalkomposition –, auch die abendfüllende Länge der Aufführung von etwa 70 Minuten setzte neue Maßstäbe und wirkte sogar so weit in die Zukunft, dass die Größe der Audio-CD von Sony auf 74 Minuten normiert wurde, um zu ermöglichen, dass auch die längste Aufführung von Beethovens Neunter ohne Tonträgerwechsel zu hören war. Mindestens genauso viel Wertschätzung erfahren die an vielen Konzerthäusern häufiger aufgeführte 5. Sinfonie (»Schicksalssinfonie«) und die 3. Sinfonie (»Eroica«). Weitere beliebte Beispiele aus Beethovens Œuvre sind die Klavierstücke »Für Elise« und die »Mondscheinsonate«.

Playlist für Aliens

Im Jahr 1977 wurden auf den Raumsonden Voyager I und II verschiedenste Audiodateien ins All geschickt. Unter den Musikstücken finden sich neben Werken von Bach und Beethoven auch welche von Chuck Berry und Louis Armstrong.

Weitere Sinfonien, die Sie kennen sollten

Sinfonien sind in der Regel aus drei oder vier abgeschlossenen Sätzen bestehende Orchesterwerke ohne Solisten, die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts meist die jeweiligen Höhepunkte im Schaffen vieler Komponisten darstellten.

Wolfgang Amadeus Mozart: 40. und 41. Sinfonie, Letztere auch bekannt als »Jupitersinfonie« (beide 1788)

Franz Schubert: 8. Sinfonie – »Die Unvollendete« – (1822) und 9. Sinfonie, auch »Große Sinfonie« genannt, (1824 – 1826)

Hector Berlioz: »Symphonie fantastique« (1830)

Johannes Brahms: 3. (1883) und 4. Sinfonie (1884)

Anton Bruckner: 8. Sinfonie (1887)

Gustav Mahler: 2. Sinfonie, bekannt als »Auferstehungssinfonie«, (1888 – 1894), 5. Sinfonie (1901 – 1902) und 9. Sinfonie (1909)

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: 6. Sinfonie, »Pathétique«, (1893)

Antonín Dvořák: 9. Sinfonie, auch genannt »Aus der neuen Welt«, (1893)

Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch: 5. Sinfonie (1937)

Weitere Klassik-Klassiker, die Sie kennen sollten

Kanon in D-Dur (1680) von Johann Pachelbel: Barockstück für Streicher und Basso continuo, wird oft bei festlichen Anlässen gespielt.

Wassermusik (1717) von Georg Friedrich Händel: Sammlung von Orchesterstücken, um die festliche Bootsfahrt des englischen Königs Georg I. auf der Themse zu untermalen.

Die vier Jahreszeiten (1725) von Antonio Vivaldi: vier Violinkonzerte, die jeweils eine Jahreszeit musikalisch darstellen.

Ander schönen blauen Donau (1866) von Johann Strauss (Sohn): weltberühmter Walzer, oft als inoffizielle Hymne Österreichs angesehen, erklingt traditionell beim Wiener Neujahrskonzert.

Peer-Gynt-Suite (1875) von Edvard Grieg: Orchesterstücke, um Ibsens gleichnamiges Schauspiel zu untermalen. Bekannt sind daraus vor allem »Morgenstimmung« und »In der Halle des Bergkönigs«.

Also sprach Zarathustra (1896) von Richard Strauss:sinfonische Dichtung inspiriert von Friedrich Nietzsches gleichnamiger Schrift. Auch Stanley Kubrick, Elvis Presley und Ric Flair fanden passende Verwendung dafür.

Clair de Lune (1905) von Claude Debussy:atmosphärisches Klavierstück aus der »Suite bergamasque«, das zu den bekanntesten Werken des Impressionismus zählt.

Die Planeten (1918) von Gustav Holst: spätromantische Programmmusik, bei der jeder Satz nach einem Planeten bzw. nach der entsprechenden römischen Gottheit benannt ist – die Erde ausgenommen.

Boléro (1928) von Maurice Ravel: stetig anschwellendes Orchesterstück, das durch einen kontinuierlichen Rhythmus und eine sich wiederholende Melodie geprägt ist.

Komponisten des 20. Jahrhunderts finden sich in den Spielplänen der Orchester und Opernhäuser zwar durchaus, wie Publikumsfavoriten wie Gustav Mahler, Béla Bartók und Dmitri Schostakowitsch unter Beweis stellen, doch viele der einflussreichsten und kreativsten Tonsetzer der Neuzeit werden eher selten aufgeführt. Die von Arnold Schönberg und seinen Schülern Anton Webern und Alban Berg angeführte Avantgarde (»Zweite Wiener Schule«) durchbricht unsere westlichen Hörgewohnheiten: Die Dur-Moll-Tonalität wurde aufgegeben und die Zwölftontechnik entwickelt. Dieses auf der chromatischen Tonleiter gründende kompositorische Verfahren bezieht sich nicht mehr auf einen Grundton, es entstehen keine wohlklingenden Dreiklänge mehr, und tonale Hierarchien werden aufgebrochen; zudem dürfen die einzelnen Töne der Reihe erst wiederholt werden, wenn alle anderen einmal gespielt wurden.

Diese stetig vorangetriebene Erweiterung der Musikformen auf melodischer, harmonischer und rhythmischer Ebene wird unter dem recht nichtssagenden Begriff Neue Musik gefasst. Dazu zählen u. a. die aleatorische Musik, die den Zufall mitkomponieren lässt, und Minimal Music, die mit ihrer schlichten Instrumentation und ihren repetitiven Mustern mit Phasenverschiebungen auf weitgehend tonalen Harmonieverläufen einen wichtigen Vorläufer von modernen elektronischen Genres wie Techno ist. Der in Anlehnung an Minimal Art benannte Stil wurde u. a. von Steve Reich begründet, und auch Philip Glass, der viele der wichtigsten Opern nach dem Zweiten Weltkrieg komponierte, ist diesem zuzuordnen.

Als einer der einflussreichsten Komponisten der Neuen Musik gilt der US-Amerikaner John Cage. Sein Orgel-Stück »ORGAN2/ASLSP« soll »so langsam wie möglich« aufgeführt werden. Präsentierte es der uraufführende Organist im Jahr 1987 noch in 29 Minuten, soll die 2001 begonnene Inszenierung in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halberstadt erst nach 639 Jahren enden. Die Klangwechsel finden alle paar Jahre statt – wenn Sie beim nächsten dabei sein wollen, merken Sie sich den 5. August 2026 vor. Das wohl bedeutendste Stück von John Cage ist mit 273 Sekunden wesentlich kürzer, und jeder könnte es umsetzen, auch ohne musikalische Vorkenntnisse: In der Partitur steht in jedem der drei Sätze lediglich die Spielanweisung tacet, was ein Schweigen des Sängers bzw. ein Pausieren des Instruments bedeutet. Bei »4′33″« treten die Musiker also an ihr Gerät (das Instrument ist nicht vorgegeben), doch sie spielen keinen einzigen Ton. Es herrscht Stille – bis auf ein Räuspern, ein Husten oder einen Handyklingelton im Publikum (immer Flugmodus im Konzert!). Das Stück mag banal wirken, aber es wirft elementare philosophische Fragen zur Musik auf, z. B. »Was ist Musik überhaupt?«.

Die Inszenierung eines der bekanntesten Stücke des deutschen Musikpioniers Karlheinz Stockhausen gilt dagegen als eines der schwierigsten: Neben einem Streichquartett (zwei Violinen, Bratsche und Violoncello) braucht es u. a. jede Menge Technik, einen Moderator und vier Hubschrauber – das »Helikopter-Streichquartett«!

Ein Musikgenre, dessen Bedeutung nicht auf mediale Massenaufmerksamkeit oder kommerziellen Erfolgen beruht, sondern vornehmlich auf dem Ansehen innerhalb der Musikerszene, ist der Jazz, der gar als US-amerikanische Hochkulturantwort auf die klassische Musik europäischen Ursprungs gilt.

Als erste Ikonen des Jazz gelten der aus New Orleans, einer der Geburtsstätten des Genres, stammende Trompeter und Sänger Louis Armstrong, der Pianist Duke Ellington und der Klarinettist und Big-Band-Bandleader Benny Goodman. Den Vokaljazz prägten insbesondere die Stimmen von Billie Holiday, Sarah Vaughan und der »First Lady of Song« Ella Fitzgerald.

Dem Jazz eigentümlich ist die Tatsache, dass die besten Musiker ihrer Generation oft im Ensemble zusammen musizieren, nicht selten auch improvisierend bei Jamsessions. Beim Albumklassiker Kind of Blue von Trompeter Miles Davis, der viele Stile wie Bebop, Hard und Cool Jazz maßgeblich prägte und als einer der größten Musiker des 20. Jahrhunderts gilt, wirkte im Sextett u. a. auch der Saxofonist John Coltrane mit, der seinerseits mit A Love Supreme einige Jahre später als Bandleader eines Quartetts einen Meilenstein der Musikgeschichte schuf.

Viele Jazz-Klassiker sind heutzutage Standards, deren Beherrschung von jedem Jazzer erwartet wird, z. B. »Take the A Train« von Billy Strayhorn, Charlie Parkers »A Night in Tunisia« sowie das im unüblichen 5/4-Takt geschriebene »Take Five« von Dave Brubeck – die am besten verkaufte Jazzsingle aller Zeiten.

Als personelles Bindeglied zwischen Jazz und klassischer Musik kann der jüdischstämmige US-Amerikaner George Gershwin betrachtet werden. Zu dessen Hauptwerken zählen die Orchesterkompositionen »Rhapsody in Blue« und »Ein Amerikaner in Paris« sowie die American Folk Opera »Porgy and Bess«, für die sein Bruder Ira das Libretto schrieb und deren »Summertime«, das als meistinterpretiertes Lied aller Zeiten gilt und ebenso zu einem absoluten Jazz-Standard wurde. Gemäß Gershwins Willen darf diese Oper, die das Leben von Afroamerikanern um 1870 in South Carolina darstellt, ausschließlich von Schwarzen aufgeführt werden.

Oper und Musical

Die größte Datenbank weltweiter Opernaufführungen,Operabase.com, gibt einen hilfreichen Überblick über die populärsten Aufführungswerke weltweit. Insbesondere zwei Opern erfreuen sich stetiger Nachfrage beim Publikum: »Die Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart und Giuseppe Verdis »La Traviata« landen nach Anzahl der Darbietungen mit jeweils über 18 000 verifizierten Inszenierungen auf den ersten beiden Plätzen. Als Nächstes folgen George Bizets »Carmen« und Giacomo Puccinis »La Bohème«. Der italienische Komponist des Verismo platzierte mit »Madame Butterfly« und »Tosca« zwei weitere Werke in den Top 10. Auch Mozart ist mehrmals vertreten: mit der »Hochzeit des Figaro« und dem düsteren »Don Giovanni«. Die Bühnen – egal ob die Mailänder Scala, die Pariser Opéra Garnier oder die WienerStaatsoper – konzentrieren ihr Repertoire dabei auf einen Schaffensraum, der vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts reicht.

In dieses Ranking hat es der wohl bedeutendste deutsche Opernkomponist zwar mit keinem seiner Werke geschafft, Richard Wagner reiht sich dennoch auf Platz 5 der meistgespielten Komponisten weltweit ein. Sein bekanntestes Werk ist »Der Ring des Nibelungen«, ein vierteiliger Zyklus (»Das Rheingold«, »Die Walküre«, »Siegfried« und »Götterdämmerung«) mit einer Aufführungsdauer von satten 15 Stunden, bei dem über 100 Orchestermusiker zum Einsatz kommen. Mit seinen durchkomponierten Musikdramen strebte er nach dem idealen »Gesamtkunstwerk«, in dem Musik, Dichtung und Schauspiel zu einer einheitlichen künstlerischen Erfahrung verschmelzen. Der Schwiegersohn des Pianisten Franz Liszt schrieb dabei die Texte selbst, inklusive detaillierter szenischer Anweisungen, die Themen stammten vielfach aus der germanischen Mythologie und Sagenwelt, z. B. »Lohengrin«, »Parsival« oder »Tristan und Isolde«. Die von ihm im Jahr 1876 ins Leben gerufenen Bayreuther Festspiele, die ausschließlich seinen Werken gewidmet sind und heute von seiner Urenkelin Katharina geleitet werden, finden jährlich in dem – ebenfalls von ihm entworfenen – Festspielhaus auf dem Grünen Hügel statt. Der fanatische Antisemit, der u. a. seine jüdischen Kollegen Giacomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn Bartholdy in seinem Aufsatz »Das Judenthum in der Musik« stark verleumdete, wurde später von den Nationalsozialisten verehrt. Wie stark seine Gesinnung in sein Schaffen einfloss, wird nach wie vor diskutiert.

Die bekanntesten Ballettkompositionen stammen fast ausnahmslos aus der Feder russischer Komponisten, allen voran die zum Standardrepertoire der Ballettkompanien zählenden »Schwanensee«, »Dornröschen« und »Der Nussknacker« von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, dessen melodische Einfälle wohl zu den eingängigsten der Klassik-Geschichte gehören. Etwas kontroverser waren dann die Stücke Igor Strawinskys wie »Der Feuervogel«, »Petruschka« und »Le sacre du printemps«. Das russische Ballettmusik-Triumvirat vervollständigt Sergei Prokofjew mit »Romeo und Julia«. Auch die namhaftesten Häuser wie das große Moskauer Bolschoi und das Sankt Petersburger Mariinski-Theater, einige der einflussreichsten Choreografen wie Michel Fokine, der Begründer des modernen Balletts, und George Balanchine sowie viele der wichtigsten Tänzer, etwa Vaslav Nijinsky und Rudolf Nurejew, sind russisch(-stämmig).

Ein Beispiel eines nichtrussischen Ballettklassikers ist »Giselle«, dessen Musik von dem Franzosen Adolphe Adam stammt, der auch den »Narrhalla-Marsch« komponierte.

Vielen Menschen sind zumindest einzelne Ausschnitte der Bühnenwerke bekannt, selbst wenn sie noch nie einen Fuß in ein Opernhaus gesetzt haben. Populäre Arien, die Solo-Gesangsstücke, und Ouvertüren, die instrumentalen Eröffnungen, begeistern auch ohne Kenntnis der jeweilig zugrunde liegenden Handlung. Bekannte Beispiele sind die »Habanera« der titelgebenden Carmen von Georges Bizet, »Va, pensiero«, der »Gefangenenchor« aus Giuseppe Verdis »Nabucco«, »O mio babbino caro« aus Giacomo Puccinis »Gianni Schicchi« und »Voi che sapete« aus Wolfgang Amadeus Mozarts »Die Hochzeit des Figaro«. È certo, Italienischkenntnisse sind in der Opernwelt durchaus von Vorteil!

Es lebe Verdi!

Die Bedeutung Verdis wird durch den historischen Lobruf Viva Verdi deutlich, der im Risorgimento der Nationalstaatswerdung Italiens im 19. Jahrhundert codiert auch ein klares Bekenntnis zur Einigungsbewegung des Landes und ihrer Leitfigur war: Viva Vittorio Emanuele Re d’Italia (»Es lebe Viktor Emanuel, König von Italien«).

Zu den beliebtesten Ouvertüren zählen u. a. jene aus »Der Barbier von Sevilla« und »Wilhelm Tell«, von Gioachino Rossini, der wie seine italienischen Kollegen Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini dem Bel Canto zuzuordnen ist. Dieser schreibt auch einen Gesangsstil (zu Deutsch: »schöner Gesang«), der sich u. a. durch lange, fließende Melodienlinien, Ausschmückung mit Koloraturen und Trillern sowie ein ausgeglichenes Stimmregister auszeichnet. Auch wenn die »kleine Schwester« der Oper ihre besten Zeiten hinter sich hat, sind z. B. die Ouvertüre aus der Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauss wie auch »Orpheus in der Unterwelt« mit der berühmten Tanznummer Cancan vom Begründer des Genres Jakob »Jacques« Offenbach weltweit im Repertoire der Opernhäuser zu finden. Die Werke weiterer Größen wie Franz von Suppé, Carl Millöcker und Franz Lehár sind hingegen weitaus seltener zu hören.

Die größten Stimmen der Opernwelt konnten oft über die Klassikgrenzen hinaus Bekanntheit erlangen. Die Drei Tenöre, eine Gesangs-Supergroup, bestehend aus dem Italiener Luciano Pavarotti und den Spaniern Plácido Domingo und José Carreras, ernteten nicht nur kräftige Bravissimo-Rufe an der Mailänder Scala, der New Yorker Met oder der Wiener Staatsoper, sondern auch weltweit in den Wohnzimmern begeisterter Zuschauer, die im Jahr 1990 im Vorfeld der FIFA-Fußball-WM mit einem gewaltigen Arien-Medley für die Klassik gewonnen wurden (»Vinceroooo«). Als größter weiblicher Opernstar des 20. Jahrhunderts gilt die Sopranistin Maria Callas, die enorme Bekanntheit auch durch ihren schillernden Lebensstil und ihre Beziehungen abseits der Bühne erlangte.

Callas Stimmlage Sopran ist die höchste der drei Frauenstimmen – die allerdings auch von den bis Anfang des 20. Jahrhunderts auf Bühnen zu findenden Kastraten erklang. In der Mitte des weiblichen Gesangs liegt Mezzosopran und am tiefsten singen Alt-Vokalistinnen, die laut einer alten Opernweisheit überwiegend »Hosen, Hexen und Huren« spielen. Die tiefste männliche Stimmlage ist der Bass, und in der Mitte liegen die Baritone, zu denen z. B. Liedsänger Dietrich Fischer-Dieskau zählte.

Klassik-Ohrwürmer aus der Werbewelt

Kennen Sie »Tanz der Stunden« aus der Oper »La Gioconda« von Amilcare Ponchielli von 1876, »La donna è mobile« aus der Oper »Rigoletto« von Giuseppe Verdi (1851) oder den »Radetzkymarsch« von Johann Strauss (1848)? Vermutlich schon – zumindest aus der Werbung in Funk und Fernsehen. Denn Marketingspezialisten bedienen sich gerne mal klassischer Töne, um ihre Produkte begehrenswerter für die Kunden zu machen.

Doch selbst die größten Operndiven müssen sich unterordnen – zumindest künstlerisch –, denn den Takt geben die Maestros hinter dem Dirigentenpult vor. Und auch wenn diese Stabsoffiziere immer seltener im Militärton auftreten, liegt doch das Gelingen einer Aufführung maßgeblich in den Händen der Aufführungsleiter mit dem Dirigierstock. Zu den herausragenden taktgebenden Persönlichkeiten zählen u. a. der Italiener Arturo Toscanini, der Österreicher Herbert von Karajan, der über 40 Jahre die Berliner Philharmoniker leitete, der auch als Komponist reüssierende US-Amerikaner Leonard Bernstein (»West Side Story«) und der Kosmopolit Daniel Barenboim, der mit seinem zu gleichen Teilen aus arabischen und israelischen Musikern bestehenden West-Eastern Divan Orchestra auch politisch Zeichen setzt.

Den renommiertesten Orchesterleitern werden in der Regel die attraktivsten Posten bei den besten Ensembles angeboten. Zu diesen zählen u. a. das Koninklijk Concertgebouworkest in Amsterdam, das London Symphony Orchestra, die großen US-Orchester in Städten wie Chicago, Boston, L. A., Cleveland, New York und Philadelphia sowie die Wiener Philharmoniker, über die Klassikgrenzen hinaus bekannt für das traditionelle Neujahrskonzert mit Kompositionen der Strauss-Dynastie. Neben den erwähnten Berliner Philharmonikern gelten das Gewandhausorchester aus Leipzig und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als musikalische Kollektive von Weltrang.

Wohin der Arm des Dirigenten im richtigen Moment zeigen muss, wird durch die einheitliche Instrumentenaufstellung vereinfacht: In der verbreiteten amerikanischen Aufstellung befinden sich von links nach rechts die beiden Violinen, die Bratschen und Violoncelli in unmittelbarer Nähe zum Pult, dahinter folgen die Holzbläser, dann die Blechbläser und mit größter Entfernung das Schlagwerk.

Die Stars unter den Instrumentalisten werden exponierter platziert, sie reihen sich nicht in das Orchester ein. Das Publikum will das besondere Talent schließlich sehen! Auf der Violine – oft noch die Originale der Konstrukteursfamilien Stradivari und Amati aus Cremona – waren dies in der jüngeren Vergangenheit insbesondere Isaac Stern, Jascha Heifetz, Yehudi Menuhin, Dawid Oistrach, Anne-Sophie Mutter, Itzhak Perlman und bereits im 19. Jahrhundert der legendäre Teufelsgeiger Niccolò Paganini, die die Bögen richtig spannten. Das größere, im Sitzen gespielte Cello beherrschten vor allem Yo-Yo Ma, Jacqueline du Pré und Mstislaw Rostropowitsch hervorragend. Über die 88 Tasten (52 weiße und 36 schwarze) der Flügel von Bechstein, Bösendorfer und Steinway ließen Virtuosen wie Vladimir Horowitz, Arthur Rubinstein und Swjatoslaw Richter ihre Finger glänzend gleiten.

Im Mainstream bekannter als die Genannten sind ein paar zeitgenössische Klassik-Virtuosen, die mit TV-Auftritten und teils poppigen Arrangements dem Publikum klassische Musik näherbringen: David Garrett (deutscher Violinist) und Nigel Kennedy (britischer Violinist), die in weltberühmten Orchestern locker die Erste Geige spielen könnten, und der chinesische Weltstar am Piano Lang Lang. In der Massengunst ebenfalls weit vorne spielen der niederländische Geiger und Orchesterleiter André Rieu sowie der italienische Pianist Ludovico Einaudi mit.

Viele herausragende, heute vor allem als Komponisten bekannte Musiker waren zu ihren Lebzeiten als hervorragende Pianisten bekannt und führten ihre Werke selbst auf, z. B. Sergei Rachmaninow, Franz Liszt und Frédéric Chopin. Zur vollen Entfaltung kamen die Talente der genannten Ausnahmemusiker stets bei Solo-Instrumentalkonzerten, bei denen die Orchester höchstens eine begleitende Rolle einnahmen. Nicht ohne Grund nehmen insbesondere Klavier- und Violinkonzerte daher einen großen Teil der Programmpläne der Klassikhäuser ein.

Die moderne Version des gesungenen Theaters ist das Musical. Von 1988 bis 2023 lief Andrew Lloyd Webbers »Das Phantom der Oper« am New Yorker Broadway und ist mit über 14 000 Aufführungen unangefochtener Rekordhalter im Musical-Mekka Manhattans. Ob ein Musical-Theater als Broadway-Stätte gilt, hängt im Übrigen weniger mit der Adresse in der gleichnamigen Straße zusammen, sondern mit der Platzzahl der Spielstätte: Wenn mindestens 500 Plätze verfügbar sind, gilt es als Broadway-Stück, ansonsten ist es Off-Broadway.

Viele der erfolgreichsten Musical-Produktionen basieren auf populären Filmen wie Der König der Löwen und Mamma Mia. Der umgekehrte Weg hat sich allerdings auch als erfolgreich erwiesen: Der oscarprämierte Film Chicago ist eine Adaption eines Musical-Klassikers wie auch das in Berlin spielende Cabaret. Seit 1985 läuft im zweiten weltweiten Zentrum der Musical-Kunst, im Londoner West End, ununterbrochen das auf Victor Hugos gleichnamigem Roman basierende »Les Misérables«.

Als höchste Auszeichnung im Musical-Business gilt der jährlich vergebene Tony Award, der am häufigsten an Mel Brooks’ »The Producers« ging, das ironischerweise von einem fehlgegangenen Versuch einer bewussten Flop-Kreation eines Broadway-Stücks handelt. Den Nominierungsrekord hält »Hamilton«, eine Hip-Hop-Lebensgeschichte des gleichnamigen Gründervaters der USA von Multitalent Lin-Manuel Miranda. Die deutsche Musical-Hauptstadt ist übrigens Hamburg.

Moderne klassische Orchestermusik begeistert nach wie vor ein Multimillionenpublikum – allerdings auch fernab der Konzertsäle: Als essenzieller Bestandteil der Filmkunst kommen viele Menschen im Kinosaal in den Genuss großartiger Instrumentalmusik. Um nur einige herausragende Komponisten für Filmmusik zu nennen: John Williams hält den Rekord für die meisten Oscar-Nominierungen (53), gewonnen hat er ihn fünf Mal, darunter u. a. für die Musik zu Star Wars und die Spielberg-Filme E. T. – Der Außerirdische und Der weiße Hai, dessen Titelmelodie sich unverkennbar an den vierten Satz aus Dvořáks Neunter Sinfonie anlehnt, die auch prominent in Howard Shores Filmmusik für die Herr-der-Ringe-Trilogie als Inspiration diente. John Williams schuf darüber hinaus unvergessliche Melodien für Indiana Jones, Jurassic Park und Harry Potter. Der Italiener Ennio Morricone lieferte vornehmlich für Italowestern-Klassiker wie Sergio Leones Zwei glorreiche Halunken, Spiel mir das Lied vom Tod und Es war einmal in Amerika die atmosphärische Musikbegleitung.

Grand Slam des Entertainments

Bislang haben es 19 Personen geschafft, mindestens einen Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award einzuheimsen. Sie werden wie das Akronym der vier Preise EGOT genannt. Als Erstem gelang dies im Jahr 1962 dem US-amerikanischen Komponisten Richard Rodgers (auch wenn die Bezeichnung eine Erfindung der 1980er-Jahre ist), zuletzt vervollständigten die US-amerikanische Schauspielerin Viola Davis und der britische Sänger Elton John ihre jeweilige Sammlung. Robert Lopez, seines Zeichens Film- und Musical-Komponist, ist der jüngste Künstler mit EGOT-Status und hat dafür lediglich ein Jahrzehnt gebraucht. Zudem ist er bisher der einzige Doppel-EGOT.

Filmregisseure und Komponisten bilden oftmals vertraute und eingespielte Teams. So übersetzte Bernard Herrmann Alfred Hitchcocks Visionen ins Akustische, z. B. in Psycho und Vertigo, und James Cameron vertraute James Horner bei der musikalischen Umsetzung, z. B. bei Titanic und Avatar. Als einer der wenigen Deutschen konnte Hans Zimmer – im Gegensatz zu den anderen Genannten, die allesamt ein Musikstudium vorweisen können, Autodidakt – in Hollywood Fuß fassen. Er komponierte die Musik für zahlreiche Blockbuster-Filme, darunter Gladiator, Fluch der Karibik und The Dark Knight. Für Der König der Löwen und Dune gewann er jeweils einen Oscar für die beste Filmmusik. Ein deutschsprachiger Komponist gilt im Übrigen sogar als »Vater der Filmmusik«: Der in die USA ausgewanderte Österreicher Max Steiner kreierte u. a. die Scores für die Kinoklassiker Vom Winde verweht und Casablanca.

EINIGE Bekannte Volkslieder, die Sie kennen sollten

Ein Volkslied ist laut Duden ein »volkstümliches, im Volk gesungenes, vom Geist und von der mündlichen Überlieferung des Volkes geprägtes, schlichtes Lied in Strophenform«. Volkslieder werden oft von Generation zu Generation weitergegeben und spiegeln die Kultur und Geschichte einer Gemeinschaft wider. Lieder-Sammlungen wie Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano und das Fahrten-Liederbuch Die Mundorgel halfen der Verbreitung und Popularisierung eines gemeinsamen deutschen Liedguts. Volksmusik ist dabei nicht zu verwechseln mit volkstümlicher Musik – Letztere ist eher moderner Natur und orientiert sich an populären musikalischen Trends, wie z. B. Schlager.

»Alle Vögel sind schon da«: Frühlingslied, das die Ankunft der Vögel und das Erwachen der Natur feiert. Der Text stammt vom Nationalhymnen-Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

»Am Brunnen vor dem Tore«: nostalgisches Lied über die Sehnsucht nach der Vergangenheit und dem einfachen Leben. Der Text stammt von Wilhelm Müller und gehört zu einem Gedichtzyklus, den Franz Schubert vertonte (»Die Winterreise«).

»Der Kuckuck und der Esel«: humorvolles Lied über einen Gesangswettbewerb zwischen den beiden ungleichen Tieren, das den Wert von Vielfalt und Zusammenarbeit hervorhebt. Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die Melodie geht auf Carl Friedrich Zelter zurück.

»Die Gedanken sind frei«: Lied über die Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung, das häufig als Protestlied und Symbol für freies Denken gedient hat. Heutige gebräuchliche Fassungen stammen abermals von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

»Es klappert die Mühle am rauschenden Bach«: fröhliches Lied über eine Mühle, die fleißig arbeitet und das Leben der Menschen unterstützt. Der Lehrer Ernst Anschütz schrieb den Text wie auch für die Lieder »Fuchs, du hast die Gans gestohlen«, »Alle Jahre wieder« und »O Tannenbaum«.

»Im Frühtau zu Berge«: ursprünglich schwedisches Wanderlied, das die Freude und Schönheit der Natur feiert.

»Kein schöner Land in dieser Zeit«: patriotisches Lied, das die Schönheit und Einheit Deutschlands feiert. Der Text stammt vom Volksliedforscher Anton Wilhelm von Zuccalmaglio.

»Loreley«: trauriges Lied über die sagenumwobene Nixe, die auf einem Felsen am Rhein saß und mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang die Schiffer ins Verderben lockte, basierend auf Heinrich Heines Gedicht. Die Melodie stammt von Friedrich Silcher, der auch »Der Mai ist gekommen« und das später von Elvis Presley weltweit bekannt gemachte schwäbische Volkslied »Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus« komponierte.

Populäre Musik

Der globale Musikmarkt ist ein Oligopol: Etwa drei Viertel der Umsätze werden – nach Fusionen und Aufkäufen – nur noch von vier Unternehmen erzielt, nämlich Sony, BMG, Universal Music Group und Warner Music Group. Die meisten großen Stars populärer Musik stehen bei einem dieser Labels bzw. einem der vielen Sublabels unter Vertrag.

Ein Gütekriterium von Musikrelevanz – nicht von Qualität, wohlgemerkt! – ist der kommerzielle Erfolg. Mittlerweile wird ein Großteil der Musikumsätze durch Streaming generiert, der Verkauf physischer Tonträger hat stark abgenommen, auch wenn sich Vinyl seit einigen Jahren neuer Beliebtheit erfreut. Die Ermittlung der Charts bezieht dementsprechend die Abrufzahlen auf Spotify, Apple Music & Co. mit ein. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Musik selbst aus: Songs werden im Durchschnitt wieder deutlich kürzer, da die Künstler und Labels pro Abruf bezahlt werden, und längere Intros werden immer seltener, da ein Stream bei Spotify z. B. erst nach dem Hören der ersten 30 Sekunden honoriert wird. Da jüngere Musikfans Songs und Interpreten zunehmend über Videospiele und soziale Medien entdecken, verliert darüber hinaus das Album als Organisationsprinzip oder Mittelpunkt schöpferischer Kraft weiter an Bedeutung.

Die Auszeichnung mit einer Goldenen Schallplatte für Singles bzw. Alben war einst das Symbol für kommerziellen Erfolg und Popularität eines Künstlers. Noch erfolgreicher war jemand, der für seine Werke mit Platin- oder gar Diamant-Platten geehrt wurde. Es gibt sie zwar noch heute, aber ihre Bedeutung hat stark abgenommen. Die nötigen Verkaufszahlen variieren je nach Land: In Deutschland liegen die Grenzen für Gold z. B. bei 100 000 Exemplaren für Alben und 200 000 für Singles, wobei die Verkäufe aller Formate inkl. Downloads und Streamings in die Berechnung einfließen. Platin gibt es ab 200 000 Einheiten beim Album, ab 400 000 Einheiten bei Singles. Wer mehr als 750 000 Alben oder 1 Million Singles verkauft, darf sich hierzulande über eine Diamantene Schallplatte freuen. Mittlerweile kann man auch ohne Verkauf eines physischen Tonträgers Goldstatus erzielen, für eine Single sind dafür z. B. 3,5 Millionen Streams notwendig.

Immer mehr Musiker vergolden ihr Werk auch abseits von Charterfolgen, so haben in den letzten Jahren u. a. Bruce Springsteen, Bob Dylan, Phil Collins und Tina Turner die Lizenzen für ihren gesamten Musikkatalog für Hunderte Millionen US-Dollar an Musiklabels verkauft. Auch eigens dafür gegründete Investmentgesellschaften, z. B. der Hipgnosis Songs mischen mit, seit sich durch Streaming mit alter Musik mehr Geld verdienen lässt. Ein gutes Geschäft machte auch Michael Jackson, als er sich die Rechte am Katalog der Beatles Mitte der 1980er-Jahre sicherte – es sich aber dadurch mit seinem kurzzeitigen Duett-Partner Paul McCartney verscherzte.

Lizenz zum Feiern

Der Urheberrechtsschutz gilt in den USA und der EU über 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers. Bis vor einigen Jahren galt das Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Geburtstagslied »Happy Birthday« als nicht gemeinfrei, und das Warner-Label erzielte bis zur richterlichen Entscheidung im Jahr 2016 jedes Jahr einen Millionenumsatz durch die tausendfache Inrechnungstellung der öffentlichen oder kommerziellen Nutzung.

Rein an der Anzahl der Nummer-1-Platzierungen gemessen, ist der deutsch-ukrainische Rapper Capital Bra aus Berlin der erfolgreichste Musiker der deutschen Chartgeschichte. Insgesamt 22-mal stürmte der im Jahr 1994 in Sibirien als Vladislav Balovatsky geborene Rapper die Hitliste, u. a. mit den nach Fußballern benannten Songs »Neymar« und »Benzema«, dem Drogenlied »Tilidin«, »One Night Stand« und dem dem Titel gerecht gewordenen »Nummer 1«, den er mit seinem ehemaligen Gefährten Samra veröffentlichte. Dieser kommt durch die Zusammenarbeit mit Capital Bra selbst auf zwölf Spitzenplatzierungen. Bemerkenswert ist, dass diese Chartrekorde innerhalb von nur drei Jahren aufgestellt wurden.

Erst nach diesen beiden jungen Wortakrobaten mit Migrationshintergrund folgen die Beatles mit elf Titeln, die sich in der jeweils ermittelten Woche am besten verkauften – genauso viele wie Apache 207, der mit »Roller« neben »Last Christmas« von Wham! den größten Dauerbrenner der deutschen Chartgeschichte lieferte, auch ohne alljährliche Festzeitunterstützung. Der Wunsch nach Weihnachtsstimmung sorgte zumindest dafür, dass viele Jahre nach der Erstveröffentlichung sowohl Mariah Careys »All I Want For Christmas Is You« als auch Wham!s Weihnachtsohrwurm an die Spitze gehievt wurden. Jeweils zehnmal landeten die schwedische Popgruppe ABBA und der deutsche Rapper Bonez MC auf dem ersten Platz. Nicht zu verwechseln mit Boney M., die von Frank Farian produzierte Disco-Formation toppte die Charts einmal weniger, u. a. mit »Rivers of Babylon«, »Daddy Cool« und »Rasputin«.

Ungewöhnliche Kollaboration

Wie ein Komet schlug das gleichnamige Ergebnis der Zusammenarbeit von Apache 207 und dem deutschen Rockmusiker Udo Lindenberg ein, der nach 50-jähriger Musikkarriere endlich einen Nummer-1-Hit in den Single-Charts landen konnte. Der Komiker Otto Waalkes stürmte gemeinsam mit dem Berliner Rapper Ski Aggu im Jahr 2023 mit der Neuauflage von »Friesenjung« ebenfalls die deutschen Charts. Solche Kollaborationen sind kein neues Phänomen. Bereits 2008 coverten der für den Titelsong der Kinderserie Biene Maja bekannte tschechische Sänger Karel Gott und Rapper Bushido den Alphaville-Klassiker »Forever young«.

Erweitert man den Blick auf die Top 10, verstärkt sich die Dominanz der Rap-Elite im Übrigen nur noch mehr. Capital Bra (56), Bonez MC (43), Samra (40), Luciano (38) und RAF Camora (37) haben allerdings auch viel häufiger gemeinsam im Studio gestanden als die im Ranking folgenden Peter Alexander (36) und Caterina Valente (35), die jeweils alleine an- und auftraten

Schaut man sich wiederum die Verweildauer in den Top 10 an, fällt auf, dass der Erfolg vieler Rap-Songs im Vergleich deutlich kurzlebiger ist, und die Zeit sowohl auf Platz 1 wie auch in den Top 10 wird dann neben den erwähnten Valente und Alexander noch von Freddy Quinn, den Beatles, ABBA, Rihanna und Ed Sheeran angeführt. Allerdings hat die Anzahl der Dauerbrenner in den letzten Jahren wieder zugenommen: »Dance Monkey« der australischen Singer-Songwriterin Tones and I, »Where Are You Now« des belgischen DJs Lost Frequencies und des britischen Sängers Calum Scott oder »Heat Waves« von der britischen Indie-Rock-Band Glass Animals konnten sich z. B. alle mehr als ein halbes Jahr in den Top 10 halten. Zwischen 1986 und 2007 war dies nur der Hannoveraner Rockband Scorpions mit der Wendehymne »Wind of Change« gelungen.

Posthumer Geldsegen

Laut Berechnungen des Forbes Magazine verzeichneten zwei Musiker bzw. die heutigen Rechteinhaber mit ihren Werken und Marken im Jahr 2023 Einnahmen von über 100 Millionen US-Dollar: der King of Pop Michael Jackson und der King of Rock ’n’ Roll Elvis Presley.

Die Anzahl der Nummer-1-Hits ist dabei nur ein Erfolgsindikator von vielen. Die wesentlich geringere durchschnittliche Verweildauer der Hits an der Spitze sorgt für eine Inflation der Chart-Topper, womit durchaus eine Entwertung dieses Prädikats einhergeht.

Auf der Spitzenposition der Autoren mit den meisten Nummer-1-Singles hierzulande findet sich – noch – ein zu erwartender Name: Dieter Bohlen, als Komponist für sein eigenes Duo Modern Talking, für Pop-Schlagersängerin Yvonne Catterfeld und natürlich für die Sieger des TV-Castingformats Deutschland sucht den Superstar. Einmal trafen die Musiktitanen Bohlen und Capital Bra mit der Neuauflage von »Cherry Lady« sogar den Massengeschmack verschiedener Generationen. Sehr erfolgreich ist auch das Göttinger Duo The Cratez, das vor allem für die deutsche Rap-Elite Musik schreibt und produziert, neben den bereits Genannten auch für Kontra K, 187 Straßenbande, RAF Camora, Farid Bang, Sido, Bushido und Bausa.

In einem gänzlich anderen Genre wirkte der gebürtige Krefelder Kurt Feltz, der mit seinen Kompositionen die 1950er- und 1960er-Jahre dominierte und sich insbesondere mit Schlagerstücken für Peter Alexander, Peter Kraus, Connie Francis und Margot Eskens mit 125 Wochen länger als jeder andere Autor an der Spitze platzierte. Letztere alleine im Jahr 1957 21 Wochen mit »Cindy, oh Cindy« – genauso lange wie Freddy Quinn ein Jahr zuvor mit »Heimweh« und Caterina Valente zwei Jahre zuvor mit »Ganz Paris träumt von der Liebe«. Eine solche, für die 1950er-Jahre übliche Dominanz gelang in der jüngeren Vergangenheit nur Ed Sheeran (»Shape of You«), Luis Fonsi feat. Daddy Yankee (»Despacito«), der moldauischen Boygroup O-Zone (»Dragostea Din Tei«) und – wenn man noch weiter zurückgehen möchte – Matthias Reim (»Verdammt, ich lieb’ dich«).

Ein komplett anderes Erfolgsbild ergibt sich, wenn man den Blick auf die Alben richtet: Den ersten Rang nimmt in Deutschland dann Peter Maffay ein. 20 seiner Alben, darunter Steppenwolf und die Konzeptalben um den kleinen Drachen Tabaluga, waren spitze. Ein Abonnement auf den Chartgipfel haben offenbar auch die Schlagerlegenden Die Amigos, die sich seit 2014 jedes Jahr über ein Nummer-1-Album freuen durften. Auf den nächsten Plätzen folgen Herbert Grönemeyer, BAP, Andrea Berg, James Last und Die Toten Hosen – deutschsprachige Künstler, die alle mindestens ein Dutzend Mal charttechnisch in Deutschland maximal erfolgreich waren –, ebenso wie die Queen of Pop Madonna und das ehemalige Take-That-Mitglied Robbie Williams.

In den Rekordlisten der US-amerikanischen Billboard-Charts haben bei den Singles die Beatles (20), Mariah Carey (19) und Elvis Presley