Faszination Ladyboy - Fred Suban - E-Book

Faszination Ladyboy E-Book

Fred Suban

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Beschreibung

Das "Dritte Geschlecht" Leben in der Anonymität Obwohl transsexuell Geborene in allen Zivilisationen weltweit einen nicht unbedeutenden Anteil der Bevölkerung ausmachen, werden sie – mit wenigen Ausnahmen – ausgegrenzt und somit gezwungen, ihr leben in der Anonymität zu fristen. Wer sich zur angeborenen Veranlagung bekennt hat damit zu rechnen, verspottet und diskriminiert zu werden oder gar Repressalien erdulden zu müssen. Im 1. Teil widmet sich das Buch mit fundierten Erkenntnissen der Aufklärung gegen vorherrschende Vorurteile: "was ist Transsexualität,Hermaphroditismus, Transvestitismus, Homosexualität?" und zeigt dabei ungeschminkt den Leidensweg von Betroffenen in europäischen Gesellschaften auf; im Gegensatz zur liberal denkenden thailändischen Gesellschaft, wo die sogenannten "Ladyboys" integriert, in vielen bürgerlichen Berufen anzutreffen und von da auch nicht mehr wegzudenken sind. Fred Suban begeistert einerseits mit authentischen, teils erschütternden Geständnissen von transsexuell Geborenen in Europa und auf der anderen Seite mit romantisch-erotischen Begegnungsgeschichten mit Ladyboys in Thailand. Fred Suban, Autor

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Seitenzahl: 285

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Teil 1 – Theorie und Realität

1. Kapitel: Aufklärung statt Vorverurteilung

Homosexualität

Hermaphroditismus

Transsexualität

Das „Dritte Geschlecht“ − die visuelle Bestätigung

2. Kapitel: Transsexualität und die westliche Gesellschaft

Mein erstes Schlüsselerlebnis

Mara

Barbara

Mathilda

3. Kapitel: Transsexualität in Asien

Die gesellschaftliche Wahrnehmung

Ladyboys

Die Faszination des Unbekannten

Pui

Fon

Moo

Khob

Teil 2: Romantisch-erotische Erfahrungen

4. Kapitel: Jenny ‒ eine angenehme Überraschung

5. Kapitel: Claude im Paradies

6. Kapitel: Nuan ‒ die unvergessliche Erfahrung

Beea

Ena

7. Kapitel: Jeab ‒ fast eine Familie

Teil 3: Auszüge von Medienberichten und Leserbriefen

Wie wird man Ladyboy?

“Schwesternschaft“ der Transvestiten besuchen das Altersheim

Hilfe, ich bin verwirrt – ein Mann im Ladyboydilemma

Autor Fred Suban

Faszination Ladyboy

Das Phänomen,

weder ganz Mann noch ganz Frau zu sein

Originalausgabe:

© 2012 novum publishing gmbh

ISBN 978-3-99026-676-2

Lektorat: Dipl.-Theol. Christiane Lober

Umschlagfoto: Fred Suban

Umschlaggestaltung, Layout & Satz:

novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Fred Suban (4)

Autorenfoto: Fred Suban

Impressum:

Faszination Ladyboy

e-book II

ISBN 978-3-8442-9390-6

© copyright 2013 Fred Suban

© Cover: Fred Suban

Vorwort zu dieser 2. E-Book Ausgabe.

Obwohl das Phänomen „Zweigeschlechtlichkeit“ und „Transsexualität“ nicht mehr zu leugnen ist und weltweit auch nicht eine unbedeutende Minderheit darstellt, ist Thailand eines der wenigen Länder, wo Transsexuelle, die sogenannten „Ladyboys“ und „Toms“, in der Gesellschaft voll integriert und somit in vielen Bürgerlichen Berufen anzutreffen sind. Warum tut sich aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Rest der Welt mit deren Akzeptanz so schwer?

In der Originalausgabe habe ich nicht nur über das Phänomen, die Probleme Betroffener bei der persönlichen Identitätsfindung und die schwierigen Lebensverhältnisse informiert, sondern auch auf das beschämende Verhaltensbild der Gesellschaften hingewiesen.

Dieser E-Book II Ausgabe ist ein 3. Teil mit einigen Auszügen zu Fragen und Antworten aus Leserbriefen, sowie Kommentare aus Medienberichten, angefügt, in der Hoffnung und Annahme, dass sich die Öffentlichkeit der Realität öffnet und die Betroffenen zumindest als gleichwertige Mitmenschen akzeptiert. Wirklich verstehen kann aber nur, wer sich von Vorurteilen befreit.

Fred Suban

Vorwort Originalausgabe

Ungerechtigkeit bedeutet eine tief greifende Verletzung der Gefühle. Als besonders schwerwiegend wird vorsätzliche, aufgrund von Vorurteilen willkürlich zugefügte Ungerechtigkeit empfunden und bleibt bei Betroffenen unauslöschlich als schmerzhafte Erfahrung in Erinnerung. Infolgedessen treten Verbitterung bis hin zu schwersten Depressionen auf oder die Gefahr, sich selbst durch aufgestauten Hass und Vergeltungsdrang zu ungerechten Handlungen hinreißen lassen.

Wenn wir uns also der Tragweite von Vorurteilen bewusst werden, können wir uns auch nicht mehr der Verantwortung für die Folgen des fahrlässigen Umgangs mit ihnen entziehen. Somit bildete „Ungerechtigkeit gegenüber Minderheiten“ auch das Leitmotiv zu diesem Buch:

Von pauschalen Vorurteilen und somit von Willkür besonders betroffen sind Minderheiten, die mit anderer sexueller Orientierung oder angeborener Veranlagung ausgestattet sind, als sie der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Wer sich dazu bekennt, muss damit rechnen, belächelt, öffentlich verspottet oder Repressalien ausgesetzt zu werden.

Zum einen sind diejenigen mit homosexueller Neigung betroffen, sowohl Frauen („Lesben“) als auch Männer („Schwule“). Am härtesten jedoch trifft es Hermaphroditen und die transsexuell Geborenen, weil sie zusätzlich noch unter der Gegensätzlichkeit zwischen ihrer psychischen Identität und der anatomisch gegebenen Geschlechtlichkeit zu leiden haben. Die traurige Bilanz deren weitaus höherer Selbstmordrate gegenüber derjenigen der übrigen Fälle scheint dies nur noch zu bestätigen.

Den Letztgenannten ist dieses Buch gewidmet in der Hoffnung, dass man ihnen endlich mit mehr Verständnis und gebührendem Respekt begegnet. Denn immerhin gehört gemäß vorsichtigen Studien ein erheblicher Anteil der Bevölkerung weltweit, dieser Gruppe an. Nicht genug damit, dass ihnen durch eine Laune der Natur bereits bei der Geburt eine klare Identität verweigert wurde, werden sie im weiteren Leben auch noch in eine ihrem Wesen entgegenstehende Rolle gedrängt, nur um dem Leitbild der Öffentlichkeit zu entsprechen. Jenen, denen diese Anpassung nicht gelingt oder die sie aus verständlichen Gründen nicht vornehmen wollen, bleibt meist keine andere Wahl, als den Lebensunterhalt auf dem Wege der Prostitution zu bestreiten. Diese Tatsache wiederum bietet dann für die Mehrheit der Gesellschaft genug Anlass für negative bis hin zu diskriminierenden Vorurteilen, und leider machen auch die Medien davor nicht halt.

Transsexuelle sind weder ganz Frau noch ganz Mann und können es auch niemals werden. Dass man diese Menschen verspottet und zu Unrecht an den Rand der Gesellschaft drängt, liegt meines Erachtens an der fehlenden Aufklärung, an der Tabuisierung. Es ist ein Thema, über das man halt lieber schweigt. Wie könnte es auch anders sein, wenn sogar Ärzte diesem Phänomen ratlos gegenüberstehen und auch die Wissenschaft die unglaublichsten Theorien verbreitet?

Grundlage zu diesem Buch sind unzählige Gespräche mit Betroffenen in Europa und Asien, insbesondere in Thailand, wo Transsexuelle, sogenannte Ladyboys, mit all ihren Eigenheiten in die Gesellschaft integriert sind.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir durch ihren Beitrag dieses Buch erst ermöglicht haben. Insbesondere aber gilt mein herzlicher Dank all jenen Ladyboys in Thailand, die mich durch ihre Hilfsbereitschaft zu diesem Schritt ermuntert haben. Möge ihnen Buddha den sehnlichsten Wunsch erfüllen, einen Partner zu finden, der sie durchs zukünftige Leben begleiten wird!

Selbstverständlich sind alle Namen und örtlichen Bezeichnungen geändert. Ähnlichkeiten mit Bekannten wären reine Zufälligkeiten.

Fred Suban, Autor

Teil 1 – Theorie und Realität

1. Kapitel: Aufklärung statt Vorverurteilung

Vorurteile sind aus Unwissenheit vorgefasste und in diesem Sinne endgültige Meinungen über Menschen, Sachen oder Leistungen und verwehren objektives Denken und Handeln. Vorurteile gegenüber Menschen zeugen von Respektlosigkeit, sie sind der Grundstein für Willkür und Ungerechtigkeit, die bei Betroffenen wiederum eine Reihe von negativen Reaktionen wie Hass, Rache- und Vergeltungsgefühle auslösen, andererseits aber auch zu innerer Verbitterung bis hin zu schweren Depressionen führen.

Um wie viel einfacher könnte das Zusammenleben in der Gesellschaft sein, wenn man sich mit mehr Respekt und weniger Vorurteilen begegnete! Denn wie oft zeigt sich, dass wir vorgefasste Meinungen/Vorurteile ändern oder nachbessern müssen, insbesondere gegenüber Menschen, die in ihrer Art und ihrem Denken nicht dem allgemeinen Leitbild unserer Gesellschaft entsprechen ‒ und das, obwohl sie sich an gesetzliche und gesellschaftliche Regeln halten! Insbesondere trifft dies auf Menschen zu, die von Natur aus mit ungewöhnlichen sexuellen Neigungen und Veranlagungen wie Homosexualität, Hermaphroditismus und Transsexualismus ausgestattet sind. Aufklärung würde zum gegenseitigen Verständnis und Respekt beitragen ‒ nicht globale Vorurteile.

In den christlich geprägten Zivilisationen haben insbesondere die katholische Kirche, aber auch einige Freikirchen und Sekten mit ihren Verteufelungstheorien diese Missstände verschuldet. Im Mittelalter wurden regelrechte Hetzkampagnen veranstaltet. Homosexualität wurde als Werk des Teufels bezeichnet und Betroffene oft auf grausame Art hingerichtet. Wo bleiben da das christliche Verständnis für und die göttliche Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die von Natur aus mit solchen Veranlagungen geboren werden?

Insbesondere auf dem Gebiet der Transsexualität sorgen auch heute noch die Wissenschaft und viele Ärzte mit den unsinnigsten Theorien und Thesen, die dann einige Jahre später wiederum von anderen Wissenschaftlern infrage gestellt werden, für Verwirrung und allgemeines Chaos.

Homosexualität

Homosexualität, also die sexuelle Neigung zum eigenen Geschlecht, sowohl zwischen Männern als auch Frauen, ist allgemein bekannt. Fragt man in der Bevölkerung nach der persönlichen Einschätzung, ob es sich bei Homosexualität um eine angeborene Veranlagung handele, gehen die Meinungen je nach Umfeld und Bildungsgrad der Befragten weit auseinander. Eine Vielzahl vertritt die Meinung, es sei ganz einfach eine Frage der Erziehung. Einige meinen sogar, es handle sich um einen Modetrend und/oder diene dem Zweck, sich in der Öffentlichkeit wichtig zu machen. Vielleicht liegt diese Auffassung darin begründet, dass sich immer mehr Homosexuelle öffentlich zu ihrer Veranlagung bekennen.

So einfach ist es aber dann doch nicht. Aus der Biologie wissen wir, dass die Chromosomen die eigentlichen Bausteine des physischen Körpers sind. Diese X- oder Y-Chromosomen bestimmen, ob ein männlicher oder weiblicher Körper entsteht. Dazu kommen noch die männlichen und weiblichen Hormone, die für die „Software“, also für die sexuelle Ausrichtung und das ihr entsprechende Denken und Verhalten, zuständig sind. Nun trägt der Mensch sowohl männliche als auch weibliche Hormone in sich. Wenn also ein physisch männlich ausgebildeter Mensch sich als Mann fühlt, ist das auf die überwiegende Mehrzahl männlicher Hormone zurückzuführen, das Gleiche gilt umgekehrt auch für die Frauen. Stimmt das hormonelle Verhältnis nicht, verändern sich das äußere Erscheinungsbild, das Denken und Verhalten wie auch die sexuellen Neigungen.

Bei homosexuellen Männern beispielsweise dominieren die weiblichen Hormone. Damit ist auch die Neigung zu Männern, also zum gleichen Geschlecht, erklärbar. Zu den Eigenschaften homosexueller Männer zählt man angenehmes, höfliches und zuvorkommendes Auftreten auch Frauen gegenüber sowie einen ausgeprägten Sinn für Kunst und das Schöne allgemein. So ist es nicht verwunderlich, dass man sie oft in künstlerischen und kreativen Berufen antrifft. Denken wir nur an die großen Maler und andere Künstler der Vergangenheit oder beispielsweise an die Haute Couture in der Gegenwart!

Schwule, wie man sie auch nennt, finden bei Frauen eine weitaus größere Akzeptanz als bei Männern. Das mag daran liegen, dass Männer deren Verhalten als zu feminin, zu unmännlich empfinden.

Bei Lesben, wie weibliche Homosexuelle genannt werden, ist das Verhältnis natürlich genau umgekehrt. Sind Frauen allgemein von Natur aus hauptsächlich auf sich selbst bezogen, auf ihre Vorteile und ihre Äußerlichkeit ausgerichtet, so sind lesbische Frauen noch extremer, noch extravaganter. Gesellschaftlich fühlen sie sich meist nur noch in einschlägigen Gruppen wohl und sind Männern gegenüber meist ablehnend, oft sogar regelrecht feindlich eingestellt. Karrieresüchtige Lesben beweisen oft aus emotionalem Trieb heraus die Fähigkeit, sich härter und rücksichtsloser für ihre Ziele ein- und ihren Willen durchzusetzen.

Natürlich kann hier nur von der Allgemeinheit gesprochen werden und Ausnahmen sind selbstverständlich hier wie auch bei homosexuellen Männern anzutreffen.

Der Hormonhaushalt kann sich jedoch jederzeit und ohne ersichtlichen Grund auch im späteren Lebensverlauf verändern und aus dem Gleichgewicht geraten, was dann zu körperlichen Veränderungen und/oder Verhaltensstörungen führt. Ich habe manche Menschen kennengelernt, deren Leben vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist und die den Wandel selbst am allerwenigsten begreifen konnten. So kann ich mich an einen Fall in meinem näheren Umfeld erinnern, bei dem einem Mann mittleren Alters plötzlich Brüste gewachsen sind. Sehr oft passiert es, dass sowohl Frauen als auch Männer plötzlich die Liebe zum eigenen Geschlecht entdecken und dann, sogar nach jahrelanger oder gar jahrzehntelanger glücklicher Ehe, ihre Familie aufgeben, um eine homosexuelle Partnerschaft einzugehen.

Was also berechtigt uns dazu, über solche Menschen den Stab zu brechen, nur weil ihnen die Natur einen Streich spielt und sie mit einem anderen Bewusstsein programmiert hat? Was treibt uns zu unüberlegten Vorurteilen gegenüber solchen Menschen? Sollten sich nicht die sogenannten „Normalen“ Gedanken darüber machen, woran es liegt, dass wir uns von solchen Menschen abwenden, obwohl sie uns nichts Böses angetan haben und sich an die öffentliche Ordnung halten?

Einerseits sind dafür fehlende Zivilcourage und die Angst vor der Öffentlichkeit, als Sympathisanten oder gar als Angehörige solcher Gruppen abgestempelt und verspottet zu werden, verantwortlich. Andererseits fehlt es aber auch bei der vorwiegenden Mehrheit an Aufgeklärtheit. Aufklärung täte dringend not! Diese sollte bereits im Elternhaus beginnen und auch in der Schule, beispielsweise im Biologieunterricht, dem Alter und dem Verständnis entsprechend fortgesetzt werden. Wir alle reden von Freiheit und Menschenrechten, sind aber solchen Minderheiten gegenüber im höchsten Maße intolerant. Allerdings wird nach und nach diesem Umstand in der Gesetzgebung mancher westlicher Länder Rechnung getragen. Aber in den meisten Köpfen ist dieser Sinneswandel noch nicht angekommen.

Hermaphroditismus

Hermaphroditen und Transsexuelle sind besonders hart betroffen, weil sie nicht nur gegen die öffentlichen Vorurteile anzukämpfen haben, sondern auch noch mit der eigenen Geschlechtsidentität Probleme haben. Als Hermaphroditen werden zweigeschlechtliche Menschen bezeichnet, Menschen also mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Oft ist ein Teil verkümmert oder schlecht erkennbar und der dominierende Teil verformt oder nicht vollständig entwickelt. Über die Ursachen von Hermaphroditismus und Transsexualismus wurde und wird noch heute seitens der Wissenschaft spekuliert. Denn anders als „Spekulationen“ kann man die teilweise unsinnigen sogenannten „Forschungsergebnisse“ nicht bezeichnen. So wurden beispielsweise Transsexuelle von vielen Wissenschaftlern als psychisch kranke Menschen eingestuft und in den USA bis noch in die jüngste Zeit hinein als Psychotiker eingeordnet, zwangshospitalisiert und mit Elektroschocks behandelt! Man muss sich das einmal vorstellen, dass solcher Irrsinn von hoch angesehenen Wissenschaftlern und Professoren ausging!

Bei Hermaphroditen wurde der sekundär entwickelte Teil noch im Kindesalter kurzerhand wegoperiert ‒ ohne Rücksichtnahme auf die eigentliche Identität. So ist es nicht verwunderlich, wenn sich die psychische Identität sehr oft entgegengesetzt zum verbleibenden physischen Geschlechtsmerkmal entwickelt hat. Diese Ärzte haben in ihrer Einfalt und überheblichen Besserwisserei großes, irreparables Leid über viele Betroffene gebracht, denen zudem noch jegliche aufklärende Information verweigert wurde.

Hermaphroditen kommen übrigens auch in der Tier- und Pflanzenwelt vor. Müssten dann logischerweise nicht auch diese als psychisch krank bezeichnet werden? Darüber sollten sich die Verantwortlichen einmal ernsthafte Gedanken machen.

Transsexualität

Im Gegensatz zu Hermaphroditen haben Transsexuelle „nur“ ein einziges physisches Geschlechtsmerkmal, aber eine entgegengesetzte psychische Identität. Wenn also ein Mensch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen eine psychisch weibliche und umgekehrt ein solcher mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen eine psychisch männliche Identität hat, nennt man dies Transsexualismus. Aber auch hier tut sich die Wissenschaft mit der Begriffsfindung schwer. Während die einen die Bezeichnung Frau-zu-Mann- oder Mann-zu-Frau-Sexualität als richtig erachten, wenden andere den Begriff Transfrauen oder umgekehrt Transmänner an. Beide Begriffe sind nicht richtig, weil sie weder auf die physische noch auf die psychische Individualität Rücksicht nehmen und nur ein Entweder-oder-Bild zeichnen. Das Wesen von Transsexuellen ist aber so vielfältig, wie es eben Transsexuelle gibt.

Genau das bringt die einfache Erklärung in der Umgangssprache zum Ausdruck, dass es sich bei Transsexuellen um Menschen handelt, die in einem falschen Körper geboren wurden. Jeder kann sich dabei vorstellen, was eigentlich gemeint ist. Denn mit dieser Aussage erhält die Psyche eine ganz andere Bedeutung. Man erkennt sie als eine geistig-seelische Wesenheit mit einer eigenständigen Identität und stellt sie gleichzeitig in den Vordergrund. Den physischen Körper versteht man quasi als falsch gewählte Zuordnung. Somit wird auch verständlich, dass der innere, geistige Mensch ebenso verschiedene Eigenschaften, Talente, Charaktere, Tugenden und auch Untugenden aufweisen kann wie jeder andere Mensch eben auch. Somit ist auch erklärbar, weshalb die geistige Haltung und der physische Körper nicht immer übereinstimmen ‒ weder in den erwarteten Äußerlichkeiten noch in den Bewegungsabläufen. So kommt es eben vor, dass in anatomischer Hinsicht mehr oder weniger männliche und weibliche Merkmale gleichzeitig auftreten, was jedoch auf die geistige Identität keinen direkten Einfluss nimmt. Auch kann es vorkommen, dass Bewegungsabläufe und Gewohnheiten der geschlechtsgebundenen Anatomie zu widersprechen scheinen.

Folgende banale Frage kann vielleicht veranschaulichen, was damit gemeint ist: Welche Toilette soll ein Transsexueller mit psychisch weiblicher Identität und physisch männlichen Geschlechtsmerkmalen benützen?

Erkennen Sie nun die unlogischen Abläufe, das Dilemma? Sein weiblicher „Instinkt“ lässt ihn natürlich die Frauentoilette aufsuchen, aber die Anatomie stimmt damit nicht überein, es kommt zu einem unlogischen Verhalten.

Wenn nun die Wissenschaft zur These gelangt, es handle sich bei Transsexualität um eine psychische Störung oder gar Krankheit, dann deutet dies darauf hin, dass die Psyche nur als Bestandteil des organischen Hirns eingestuft wird. In meinem Buch „Glück ist kein Zufall – das Unglück auch nicht“ habe ich die Existenz und die Wesenheit des geistigen Menschen und dessen Einflussnahme auf den physischen Körper im Detail beschrieben.

Bei Transsexuellen wird diese Tatsache, wie oben beschrieben, besonders gut erkennbar. Ob bei Transsexuellen mit weiblicher Identität der organische Körper mit mehr oder minder ausgebildeten männlichen Geschlechtsorganen versehen ist oder ob auch noch andere Äußerlichkeiten eher männlich sind, ändert nichts daran, dass bei genauer Betrachtung die Weiblichkeit immer dominiert, auch in allen Bewegungen und allen Tätigkeiten. Dabei meine ich nicht nur die typisch weibliche Gangart, die ja ohnehin mehrheitlich als „blödes Getue“ bewertet wird. Nein, es sind auch die feinen Bewegungs- und Verhaltensabläufe im täglichen Leben. Dasselbe trifft natürlich im umgekehrten Sinn auch auf Transsexuelle mit psychisch männlicher Identität zu.

Ich kann mich an eine TV-Sendung erinnern, die eine Studie über das unterschiedliche Verhalten zwischen Mann und Frau veröffentlicht hatte. Dabei ging es darum aufzuzeigen, dass sich die Geschlechter eben nicht nur durch den „kleinen Unterschied“ unterscheiden, wie extreme Frauenrechtlerinnen immer wieder behaupten. So konnte man beispielsweise alltägliche Bewegungsabläufe beobachten wie das An- und Entkleiden, das Zusammenfalten von Kleidungsstücken, Bewegungen während des Schlafs, die Anordnung von Schlüsseln, das Übereinanderschlagen der Beine usw., die dann als typisch männlich oder typisch weiblich erkennbar waren. Genau mit diesen Bewegungen identifizieren sich auch Transsexuelle. Das Spezielle ist nur, dass die Abläufe eben nicht immer zur Anatomie passen.

In den 1950er-Jahren wurden in den USA Transsexuelle von Harry Benjamin, einem Pionier auf diesem Gebiet, betreut. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen sah er Transsexuelle nicht als Kranke an. 1952 wurde dann in den USA die erste Geschlechtsoperation durchgeführt. Danach mussten Operationswillige allerdings ins Ausland reisen, da religiöse Gruppen erfolgreich Druck auf die Krankenhäuser ausübten. In den USA wurden Transsexuelle weiterhin als Psychotiker eingestuft und zwangshospitalisiert!

Ein weiteres Indiz für die Existenz des geistigen Menschen erkennt man, wenn man bedenkt, was Transsexuelle seelisch durchmachen, dass sie sich zu einer sehr schmerzhaften, risikoreichen Geschlechtsoperation entschließen ‒ und das, ohne Gewissheit in Bezug auf das Resultat zu haben, und nur, um den Körper der wirklichen im Geiste empfundenen Geschlechtsidentität anzupassen. In den meisten Fällen bleibt langfristig der erhoffte Erfolg jedoch aus. Abgesehen von den nachträglichen Hormonbehandlungen sind oft starke Schmerzen die bleibenden Begleiter, und das Hauptproblem bleibt bestehen: Auch nach einer Operation sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau, denn durch eine Operation wird ja nicht die Persönlichkeit verändert, sondern lediglich eine „kosmetische“ Anpassung am physischen Körper vorgenommen. Dies wird auch von den Betroffenen selbst so wahrgenommen, genauso, wie es sich bei jeder anderen plastischen Operation verhält. Würde die Gesellschaft die Betroffenen so akzeptieren, wie sie geschaffen sind, würde ihnen viel Leid erspart. Denn meist sind es gerade der Druck, akzeptiert werden zu wollen, und die Diskriminierung durch die Gesetzgebung, die nur die Mann-oder-Frau-Registrierung kennt, die erst die Probleme wie Unzufriedenheit bis hin zu Hass, Ekel und Abscheu gegen den eigenen Körper auslösen und damit den Entschluss für eine Geschlechtsoperation noch begünstigen. Ob die Betroffenen über mögliche psychische Störungen bis hin zu Depressionen als Folge einer Operation ausreichend informiert sind, interessiert anscheinend niemanden wirklich. Die traurige Bilanz, dass die Selbstmordrate bei Transsexuellen erheblich höher liegt als bei den übrigen suizidgefährdeten Personen, ist ein klares Indiz dafür. Eine Mitschuld trägt nebst den religiösen Fanatikern auch die Humanmedizin mit ihren teilweise unsinnigen Theorien, die bereits erwähnt wurden. Die Akzeptanz von Transsexuellen entspräche nicht nur sozialer Gerechtigkeit, sondern stellte zudem eine Bereicherung dar. Es ergäben sich sozusagen bunte Farbtupfer im Schwarz-Weiß-Gemälde unserer Gesellschaft. Dass diese Toleranz möglich ist, beweist die Praxis in liberal denkenden Zivilisationen wie beispielsweise in Thailand.

Seit geraumer Zeit werden immer wieder Bemühungen unternommen, die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci als Mann zu „entlarven“. Neulich sah ich in einem TV-Beitrag eine Animation, die mithilfe von Röntgenstrahlen und modernsten Instrumenten beweisen wollte, dass es sich tatsächlich um einen Mann handelt. Die Direktion des Louvre in Paris, wo das Gemälde aufbewahrt wird, tat dies vehement als völligen Unsinn ab. Was aber, muss man sich fragen, spricht denn dagegen, eine solche Erkenntnis anzuerkennen? Würde das Werk etwa plötzlich an Wert verlieren? Könnte es nicht sein, dass der künstlerische Wert sogar gesteigert würde? Beobachtet man noch den unverhohlen respektlosen Journalismus in manchen Modemagazinen, den beleidigenden Umgang von Juroren einer bekannten deutschen Castingshow mit den Kandidaten und zu guter Letzt noch die primitiven Kommentare im Internet, muss man sich nicht wundern, wenn Vorurteile gegen Minderheiten noch geschürt werden. Hier spiegelt sich das Denken der Mehrheit unserer Gesellschaft. Ist das im Sinne der Presse- und Meinungsfreiheit? Wo bleiben da der Gerechtigkeitssinn, das Gesetz gegen Diskriminierung und der Schutz der Betroffenen? Sind Menschenrechte eine Einbahnstraße und nur für jene geschaffen, die den bestmöglichen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen? Es scheint so, wenn man die derzeitige Weltpolitik betrachtet.

Das Phänomen

Transsexualität ist nicht eine unbedeutende Seltenheit. Eine holländische Studie, eine der zuverlässigsten, besagt, dass auf 10 000 Personen ein Transsexueller mit psychisch weiblicher Identität und auf 30 000 ein solcher mit psychisch männlicher Identität kommt. Die Studien gehen allerdings von den konkreten Zahlen der Operierten und Operationswilligen aus. Nimmt man an, dass sich nur etwa ein Drittel bis höchstens die Hälfte der Betroffenen zu einer Operation entschließt, ist einfach zu erkennen, dass die Anzahl der Transsexuellen weit höher liegen muss. Des Weiteren ist festzustellen, dass die Anzahl Transsexueller mit weiblicher Identität und männlichen Geschlechtsmerkmalen die Zahl derer mit männlicher Identität und weiblichen Geschlechtsmerkmalen übertrifft im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel.

Ursachen

Dass die Ursachen für Transsexualität bis heute weitgehend unbekannt sind, ist meines Erachtens auf zwei Gründe zurückzuführen: Zum einen ist es die Forschung in der Humanmedizin, die nur die physische Substanz als den wahren Menschen betrachtet und die Psyche sozusagen als integrierten Bestandteil des organischen Gehirns sieht. Würde man sich einmal die Mühe geben, die Verhaltensweisen und Bewegungsabläufe, wie oben beschrieben, näher in Betracht zu ziehen, müsste man auch in diesen Wissenschaftskreisen zur Kenntnis gelangen, dass die Annahme, die Psyche sei integrierter Bestandteil des organischen Gehirns, nicht stimmen kann. Denn Psychotiker, als die Transsexuelle noch heute oft abgestempelt werden, könnten unmöglich all diese, der geschlechtsgebundenen Anatomie widersprechende Verhaltensweisen willentlich nachahmen.

Der zweite Grund liegt in der psychiatrischen Beurteilung, die zwar die Psyche als etwas Eigenständiges sieht und deshalb davon ausgeht, dass eben die Anatomie angepasst werden müsse. Sie anerkennt den Wunsch der „Patienten“ als substanzielles Bedürfnis an, gleichzeitig aber bedenkt sie nicht, dass dies keine befriedigende. Lösung sein kann. Auch sie sieht Transsexualität als eine Art Krankheit oder Störung im Verlaufe der Entwicklung des physischen Körpers, die es zu korrigieren gilt. Oft ist es auch nur die Hilflosigkeit gegenüber dem Phänomen, weshalb die Psychiatrie dem Wunsch nach einer sogenannten Geschlechtsanpassung zustimmt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf diesem Weg keine wirkliche Antwort gefunden werden kann, weder seitens der Humanmedizin noch der Psychiatrie. Eigenartigerweise werden Hermaphroditen nicht als psychisch krank, sondern als Opfer eingestuft, denen die Natur offenbar aus einer unerklärlichen Laune heraus einen Streich gespielt hat und den es schleunigst operativ zu korrigieren gilt. Das Resultat dessen kennen wir. Das Erstaunliche ist nur, wie ich immer wieder betonen muss, dass weder grundlegende Einsicht noch Erkenntnisse über den Menschen als Gesamtheit erworben wurden.

*

Eine Erklärung zu diesem Phänomen könnte in der Theorie der Wiedergeburt zu finden sein. Der Buddhismus beispielsweise lehrt die Wiederverkörperung der Seele nach dem Tod, um sich vom angesammelten schlechten Karma zu befreien. Das schlechte Karma entsteht durch schlechte Taten und den unlauteren irdischen Lebenswandel, hervorgerufen durch negative Emotionen wie Hass, Zorn, Eifersucht, Neid, Habgier etc. Nun kann der Mensch durch gute Taten und einen lauteren Lebenswandel gutes Karma ansammeln und damit das schlechte abbauen. Emotionen sind in der Seele angesiedelt. Somit werden sowohl das schlechte als auch das gute Karma sowie alles sinnlich Empfundene als Erinnerung im geistigen Menschen, der Seele, gespeichert. Überwiegt jedoch das schlechte Karma, was nach dem ersten Lebensdurchlauf meist der Fall ist, kann der Mensch in neuen Verkörperungen dieses tilgen.

Um jedoch kein falsches Bild entstehen zu lassen, muss berücksichtigt werden, dass der Begriff „schlechtes“ Karma nicht notwendigerweise etwas Böses meint. Schlechtes Karma steht ebenso für die Taten, die nicht gut sind, also nicht dem Fortschritt des geistigen Menschen dienen. So gesehen wäre der Begriff „negatives“ Karma meines Erachtens zutreffender, wobei zu berücksichtigen ist, dass das schlechte oder negative Karma unterschiedlich schwer wiegt. Die Ausführung eines schweren Verbrechens beispielsweise wird nicht ebenso negativ bewertet wie das Nichtverhindern desselben. Auch spielt eine Rolle, ob die Tat vorsätzlich durch Triebe motiviert war oder im Affekt verübt wurde.

Ein Hinweis für die Existenz des seelischen Erinnerungsvermögens liefern auch die Phantomschmerzen (siehe ausführliche Beschreibung in meinem Buch „Glück ist kein Zufall, das Unglück auch nicht, 3. Kapitel: „Die geistige Haltung und die Gesundheit“). Darin habe ich den schweren Unfall eines meiner Freunde beschrieben, dem nach einem schweren Unfall ein Arm amputiert werden musste und der jetzt, Jahre danach, an diesem Arm oft starke Schmerzen des Unfalls verspürt; an dem Arm also, der gar nicht mehr da ist. Ein weiteres Phänomen ist, dass er manchmal ebenso die Schmerzen an demselben Arm verspürt, die bei einem früheren Unfall zugefügt wurden, wobei ihm dieser Arm mehrfach gebrochen worden war. Wie ist also so etwas möglich, wenn nicht durch die gespeicherten Erinnerungen im geistigen Menschen, in der Seele? Und weshalb, sei die Frage erlaubt, bringen die medizinischen Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg, die auf der Theorie von Irritationen der abgetrennten Nerven und deren Falschinformationen an das organische Hirn fußen? Würde diese Theorie stimmen, wären schlechtestenfalls die Schmerzen des amputierten Arms fühlbar, niemals jedoch diejenigen des ersten Unfalls, da ja seit der Amputation keine organischen Verbindungen mehr zum früheren Ereignis bestehen.

*

Der nachfolgende Text ist ein vereinfachter, auf ein Minimum beschränkter Umriss, um das Thema Wiedergeburt aus anthroposophischer Erkenntnis verständlicher zu machen. Die anschließenden Fragen sind hypothetisch gestellt und sollen die Leserin und den Leser zum Nachdenken animieren.

Wenn also ein Mensch mit weiblicher Psyche sich in einem männlichen Körper manifestiert, könnte es dann nicht daran liegen, dass er diesen oder mindestens Teile davon braucht, um sich von unerfüllten Wünschen, geschürt durch sexuelle Triebe, zu befreien, weil im vorangegangenen Leben die männliche Psyche in einem physisch männlichen Körper war, der ja für das Karma die Verantwortung zu übernehmen hat? Aber warum, kann man weiter die Frage stellen, richtet sich dann das Interesse Transsexueller mit physisch männlichem Körper auf die Liebe mit Männern aus? Müsste sich dann das Interesse nicht auf Frauen ausrichten, da ja die unerfüllten Wünsche aus dem Triebleben des männlichen Körpers entstanden sind? Aus der einfachen Logik heraus wäre diese Annahme nicht abwegig, es ist jedoch zu bedenken, dass der derzeitige physische Körper, mit Ausnahme der männlichen Geschlechtsorgane, der weiblichen Psyche untergeordnet und von ihr beeinflusst ist, was aus der Verhaltensweise und den übrigen physischen Merkmalen erkennbar wird. Das Gleiche gilt natürlich in umgekehrter Weise für Transsexuelle mit männlicher Psyche und weiblichen Geschlechtsorganen.

Triebe und unerfüllte Wünsche sind nicht notgedrungen auf ein ungezügeltes vorangegangenes Leben zurückzuführen. Es können Menschen sein, die durch besondere Umstände, wie beispielsweise frühzeitigen Tod im Jugendalter, vom physischen Leib getrennt wurden, ohne eine Chance gehabt zu haben, die Triebe und Wünsche zu ordnen oder auszuleben. Könnte es sich also sozusagen um eine Zwischenstufe handeln, wobei durch den frühzeitigen Tod weder negatives noch positives Karma gebildet wurde, die Triebe und Wünsche jedoch in der Seele als Erinnerungen gespeichert sind und deshalb getilgt werden müssen?

Selbstverständlich kann man das alles als unglaubliche Fantasterei abtun. Dann sollte man aber gleichzeitig berücksichtigen, dass die Forschung, die sich nur auf den physischen Menschen richtet, bis heute keine wirkliche Erklärung gefunden hat. Dasselbe gilt auch für die Phantomschmerzen. Der Mensch ist eben ein unvergängliches geistiges Wesen mit einem vergänglichen physischen Teil. Folglich kann auch nur auf der Ebene der Geisteswissenschaft eine Erklärung gefunden werden.

Die humanmedizinische Forschung kann zwar eine mögliche Störung des Hormonhaushalts feststellen. Worauf aber eine solche Störung zurückzuführen ist, kann dabei nicht befriedigend beantwortet werden. Solange die seelisch-geistige Existenz des Menschen aberkannt wird bzw. unberücksichtigt bleibt, ist es so, als ob man ein Kunstwerk, eine gut gelungene Arbeit allein dem Werkzeug zuschreiben würde. Natürlich formen der Meißel und der Hammer den Stein, aber es ist die richtige Handhabe, die das Werkzeug zum Erfolg führt, und hinter der Handhabe steht die Idee, die Vorstellung.

Das Gleiche gilt natürlich auch für diejenige Art Psychiatrie, die den Geist auf den Intellekt des organischen Hirns reduziert, ohne zu berücksichtigen, dass die geistigen Impulse es sind, die das bewusste, das intellektuelle Denken auslösen (siehe auch mein Buch „Glück ist kein Zufall, das Unglück auch nicht“).

Weder Mann noch Frau

Wie bereits darauf hingewiesen, sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau und können es auch niemals werden, auch nicht nach einer operativen Geschlechtsangleichung. Eine Operation ist lediglich ein kosmetischer Eingriff, wobei die organischen Geschlechtsmerkmale der psychischen Identität entsprechend angeglichen werden. Bei einer transsexuellen Person mit weiblicher Identität werden also die männlichen Geschlechtsorgane kosmetisch zu einer Vagina verändert. Die Sinnesempfindungen bleiben jedoch unverändert in der Seele als Erinnerungengespeichert, wie auch die oben beschriebenen Phantomschmerzen. Das erklärt auch die große Enttäuschung, die viele Betroffene nach einer noch so gelungenen Operation erfahren. Ein diesbezüglich aufklärendes Gespräch vor einer Operation könnte dazu beitragen, den vorgefassten Entschluss zu einer Operation nochmals ernsthaft zu überdenken, insbesondere wenn der Entschluss auf äußeren Druck gefällt wurde und nicht auf ein unbändiges inneres Bedürfnis gegründet war. Eine Operation kann weder Seele noch Geist verändern, sondern eher Frustration und Enttäuschung auslösen.

Deshalb hege ich doch ernsthafte Zweifel an der Aussage einer transsexuellen Person während einer Talksendung im Fernsehen, die sich operativ von Frau zu Mann hatte angleichen lassen, er sei jetzt ein ganzer Mann und wisse, wie Frauen und Männer denken, da er ja vor der Operation eine Frau gewesen sei.

Wenn Transsexuelle mit weiblicher Identität sich als Frauen fühlen, dann heißt das jedoch nicht, dass sie auch wie Frauen denken, weil der Intellekt dem physischen Hirn zuzuschreiben ist. In vielen freundschaftlichen Gesprächen mit Betroffenen sowohl in Europa als auch in asiatischen Ländern konnte ich immer wieder beobachten, dass ihre Denkweise weder typisch weiblich noch typisch männlich ist. Sie sind sozusagen ein ausgleichendes Mittelstück, ein Mix zwischen Frau und Mann. Sie lassen sich weniger von Emotionen beherrschen als Frauen, sind weniger rechthaberisch, dafür pragmatischer, denken logischer und rationaler; deshalb sind die typisch weiblichen Emotionsausbrüche eher selten. Auch die für Frauen typische Einstellung, mehr Rechte im täglichen Leben einfordern zu können, zuvorkommender behandelt werden zu wollen („Ladies first“) etc. zählen nicht zu ihren Charaktereigenschaften. Stattdessen beeinflusst ihre ausgeprägte Sensibilität die Denk- und Verhaltensweise, was wiederum manchen Männern abgeht. Daher sind sie in mancher Hinsicht ruhiger, überlegter, ausgeglichener. Sie sind sozusagen die Verbindung, der Ausgleich zwischen weiblich-emotionalen und männlich-rationalen Extremen.

Was also spricht denn gegen ihre Akzeptanz in der Gesellschaft?

Vielleicht ist die Ablehnung seitens der Frauen darin zu suchen, die Transsexuellen seien eben keine wirklichen Frauen, sondern Männer, die sich gerne als Frauen aufspielen. Möglicherweise liegt der wahre Grund in der Eifersucht, weil manches an deren physischem Körperbau so ausgebildet ist, dass viele der „echten“ Frauen darauf neidisch sein könnten: beispielsweise auf die wohlgeformten langen Beine oder die zarte, straffe Haut, die keine Cellulitis zu befürchten hat.

Die Ablehnung seitens der Männer ist eher darauf begründet, dass ihrer Ansicht nach die Transsexuellen zwar als Männer geboren worden seien, jedoch aus einem psychischen Wahn heraus „auf Frau machten“. So etwas könne man eben nicht ernst nehmen, geschweige denn in der Gesellschaft oder gar im Berufs- oder Geschäftsleben tolerieren.

Man könnte sich aber ein Beispiel nehmen an Ländern wie Thailand, wo Transsexuelle mit allen gesellschaftlichen und beruflichen Ansprüchen als eigenständige Persönlichkeiten, als drittes Geschlecht sozusagen, akzeptiert sind. Man würde feststellen, dass diese Praxis seit Langem bestens funktioniert, mehr noch: Die Transsexuellen sind gesellschaftlich nicht mehr wegzudenken.

Das „Dritte Geschlecht“ − die visuelle Bestätigung

Hinweis: Dieser Abschnitt ist nur im eBook enthalten. In der Taschenbuchausgabe fehlt dieser.

Entgegen aller Vorurteile ist Transsexualität weder eine psychische Störung noch eine anormale sexuelle Neigung. Die Besonderheit liegt in der naturgegebenen Gegensätzlichkeit zwischen der geistig psychischen Identität und dem organischen Geschlecht, also zwischen dem sozialen und dem biologischen Geschlecht.

In der Beurteilung, ob ein Mensch Mann oder Frau sei, richten sich Gesetz und die öffentliche Meinung der Gesellschaften leider ausschliesslich nach dem biologischen Geschlecht, was aber bedeutet, dass der Mensch in seiner Gesamtheit nur als ein organisches Wesen bewertet wird. Wäre er das wirklich, gäbe es nach dem Tod kein Weiterleben mehr. Das wiederum entspräche jedoch der Lehre aller Religionen.

Die beiden Bilder machen deutlich, dass selbst der Körper insgesamt nicht ausschließlich so ausgestattet ist, wie er vom Geschlecht her zu erwarten wäre. Abb.: Transsexuelle mit psychisch weiblicher Identität und organisch männlichem Geschlecht.

Was also spräche dagegen, Wesenheiten, welche sich − aus welchen Gründen auch immer − mit einem ihrer geistigen Herkunft entgegengesetzten biologischen Geschlecht vereinen, als eigenständige Persönlichkeiten, als das „Dritte Geschlecht“ zu benennen und zu akzeptieren? Es wäre lediglich ein Zurückerinnern an die Lebensweisheit der antiken Gesellschaften oder der amerikanischen Urindianer, welcher die Idee des *androgynischen Lebens zugrunde lag, und in der Betroffene ihrer eigenständigen Persönlichkeit bewusst waren, bevor dieses Bewusstsein mit der Verbreitung des Judentums und der daraus entstandenen Religionen gewaltsam zerstört wurde, weltweit insbesondere durch das Christentum. Besonders brutal gingen die Spanischen Eroberer (Conquistadores) vor.

Der erste spanische Historiker der Neuen Welt, Pietro Martiere d’Anghiera, der den „Conquistador“ Vasco Nunez de Balboa im damaligen Panama begleitete, wusste folgendes zu berichten (Zitat):

„Widernatürliche Unzucht: Vaschus (Vasco) fand das Haus dieses Königs verunreinigt durch die abscheulichste widernatürliche Unzucht. Denn er fand des Königs Bruder und viele andere junge Männer in Frauengewändern, elegant und weibisch gekleidet, welche dem Bericht jener zufolge, welche in seiner Umgebung lebten, er mit widernatürlicher Liebe missbrauchte. Von diesen befahl Vaschus etwa vierzig an der Zahl seiner Kampfhunden zum Frass vorzuwerfen.“

Oder in einer anderen Chronik heisst es:

„Die Indianer, soweit sie Häuptlinge sind oder dem Adel angehören und dergestalt sündigen, haben Jünglinge, mit denen sie dieser verdammungswürdige Sünde frönen, und jene willigen Jünglinge, sobald sie in der Schuld verfallen, kleiden sich in naguas (Röcke), wie Frauen...und sie legen sich Perlenketten und Armbänder und anderen Frauenschmuck an; sie üben sich weder im Gebrauch von Waffen, noch tun sie etwas, was Männern angemessen wäre, sondern sie verrichten die üblichen Aufgaben im Hause wie Fegen und Waschen und sonstige weibliche Arbeiten“.

*) Die androgynische Idee besagt, dass die Zusammenlegung beider geschlechtlicher Potenzen eine höhere Verwirklichungskraft darstellt als jede für sich, d.h. dass beide Geschlechter (Mann und Frau) für ihre Verwirklichung (Vervollkommnung) aufeinander angewiesen sind.

2. Kapitel: Transsexualität und die westliche Gesellschaft

Es ist eine Fahrlässigkeit,

- mit welcher Intoleranz, Gesetzgebung und Behörden über ihr Leben bestimmen,