Ferdi, Lutz und ich auf Klassenfahrt - Armin Kaster - E-Book

Ferdi, Lutz und ich auf Klassenfahrt E-Book

Kaster Armin

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Beschreibung

Eine Klassenfahrt könnte ja auch erholsam sein. Aber es ist wirklich kein Wunder, dass man völlig geschafft nach Hause kommt, wenn • einem bei hundert Stundenkilometern im Bus kotzübel wird … • man sich schon auf der ersten Wanderung verirrt, • man beim Tretbootfahren fast von Bremsen totgebissen wird und dann noch knapp am Ertrinken vorbeischrammt, • die eigene Oma mitfährt, bei der Nachtwanderung in einen Ameisenhaufen fällt und sich in den Buschauffeur verknallt. Da hilft dann nur ein Riesen-Eisbecher mit allem Drum und Dran!

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Seitenzahl: 78

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Armin Kaster

Ferdi, Lutz und ichauf Klassenfahrt

Danke, Sabine, für das kritische Lachen!

ISBN 978-3-7026-5903-5eISBN 978-3-7026-5904-21. Auflage 2016

Einbandgestaltung: Susanne Göhlich© Verlag Jungbrunnen, Wien 2016Alle Rechte vorbehalten

Armin Kaster

Ferdi, Lutz und ichauf Klassenfahrt

mit Illustrationen von Susanne Göhlich

Jungbrunnen

Sieh auf Seite 93 nach, wenn dir ein Wort nicht vertraut ist.

Armin Kaster

wurde 1969 in Wuppertal geboren. Als Junge las er Weltliteratur, die er nicht verstand, und wünschte sich dennoch, Schriftsteller zu werden. Nach exotischen Ausflügen in den Groß- und Außenhandel sowie die Wirtschaftswissenschaft, bog er ab zur Pädagogik und danach zur Kunst. Jetzt arbeitet er als freier Autor und Künstler und lebt mit seiner Familie in Düsseldorf. Seit Jahren führt er literarisch-künstlerische Projekte mit Kindern und Jugendlichen im In- und Ausland durch. Dabei begeistern ihn vor allem die originellen Lebenswelten junger Menschen, die er am liebsten in Geschichten verwandelt.

Susanne Göhlich

geboren 1972 in Jena, lebt in Leipzig. Neben dem Studium der Kunstgeschichte in Leipzig begann sie zu zeichnen, und dabei ist sie dann auch geblieben. Inzwischen ist sie freie Illustratorin für Plakate, Kinder- und Schulbücher. Ab und zu denkt sie sich eigene Geschichten aus über kleine Schweine und Weltraumschrott-Monster.

Vom gleichen Team: Ferdi, Lutz und ich (2014)

Kapitel 1

Mein Name ist nicht Hase

Der Bus war da, aber ich hatte es mir anders überlegt. Keine zehn Pferde würden mich da hineinbringen. Auch nicht Ferdi, der neben mir stand und wartete, dass ich einstieg. Lutz saß schon drin und hielt seine Taschemit-den-7-Sachen (Butterbrot und Möhrchen, Erfrischungstücher, Stirnlampe, Comic, Quartett, Kissen und Pflaster) fest im Arm.

„Jetzt gib dir ’n Ruck!“, sagte Ferdi und tätschelte meine Schulter.

Doch was wusste der schon von Übelkeit bei Tempo Hundert.

Schließlich war die Sache mit dem Caribbean Dream keine 48 Stunden her und mein Magen noch etwas wackelig.

„Eine Eisvergiftung darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen!“, hatte Oma Inge gesagt und mir eine Pille in den Mund gesteckt. Das war beim Frühstück.

Und jetzt stand eine Menschentraube vor mir. Allen voran meine Mutter.

„Na komm schon, Hase. Die warten auf dich.“

Sie streichelte meine Wange.

„Die warten vor allem auf das hier!“, sagte Ferdi und tippte auf die Notfalltasche mit dem roten Kreuz, die vor seinem Bauch hing. Anstelle der Pflaster und Verbände hatte Ferdi nämlich Lakritzschnecken in die Tasche gesteckt.

„Alle einsteigen!“, rief Oma Inge.

Sie stand bereits mit einem Fuß im Bus und hatte ihren Regenschirm unter den Arm geklemmt. Als sie mich sah, streckte sie den Schirm nach vorne.

„Auch du, Hase!“

Fehlte nur, dass sich Paul einmischte. Ich finde, neue Freunde von Müttern sollten erst mal nix anderes machen, als freundlich sein. Vor allem, wenn man diese neuen Freunde erst seit zwei Tagen kennt. Paul stand zum Glück ganz ruhig neben meiner Mutter und lächelte.

„Also?“, fragte meine Mutter.

Ich sah zu Boden.

„Hier!“ Ferdi hielt mir eine Lakritzschnecke unter die Nase.

„Ist gut gegen Heimweh.“

„Was für Heimweh denn?!“, fragte ich.

„Deins“, sagte Ferdi.

„Ich habe kein Heimweh. Ich bin ja nicht mal weg!“

Ferdi steckte sich die Schnecke in den Mund.

„Und wenn was ist, rufst du an“, sagte meine Mutter.

„Kein Handy ...“, sagte ich.

„Lutsch hat abba ainsch“, schmatzte Ferdi.

„Der rückt seins aber nicht raus!“

Langsam verlor ich die Geduld.

Lutz auch. Er klopfte mit dem Deckel vom Quartett gegen die Scheibe und winkte. Seine Mutter war schon weg.

„Alle mal durchzäääh-lön“, rief Oma Inge, obwohl das eigentlich Herrn Pflaumes Aufgabe war. Unser Klassenlehrer wurde aber gerade von den anderen Müttern bedrängt.

„Natürlich weiß ich, dass Felix keine Walnüsse essen darf“, sagte er. „Und Timo kann nicht schwimmen, sicher, habe ich notiert ... Und Jan braucht um acht die Tablette, alles klar ...“

Ferdi streichelte die Notfalltasche.

„Soll ich Herrn Pflaume mal sagen, dass du Heimweh hast?“, sagte er.

„Ich habe kein Heimweh!“, schrie ich.

Ein paar Mütter sahen mich an und lächelten freundlich. Dann bombardierten sie Herrn Pflaume mit weiteren Anweisungen.

Als die ersten Kinder meinen Namen riefen und lachten, gab ich auf und stapfte zum Bus.

„Jetzt wart’ doch mal, Hase!“, rief meine Mutter und folgte mir.

Doch ich sprang in den Bus und rief: „Wenn mir übel wird, ist das deine Schuld. Tschö!“

Damit schob ich mich an Oma Inge vorbei.

„Wurde aber auch Zeit“, brummte sie.

„Sechs Zyle!“, sagte Lutz.

Er hielt mir ein paar Karten hin.

„Acht Zyle, Stich!“, rief ich und schnappte mir Lutz’ Karte.

„Glaub ich nicht!“, rief er.

Ich zeigte ihm meine Karte. Ein Mercedes 300 SEL in Goldmetallic. Der hatte acht Zylinder und fuhr 250 km/h Spitze. Keine Ahnung, was die Zylinder bedeuteten. Aber ich hatte mehr und bekam den Stich.

In dem Moment rief Oma Inge:

„Was hab ich gesagt? ‚Durchzäääh-lön’ hab ich gesagt!“

Die Mädchen in der ersten Reihe fingen an, und als Ferdi „Hasta la vista, Baby!“ sagte und seiner Mutter zuwinkte, kicherten sie leise und wurden wieder still.

Lutz hielt ihm die Karten hin, doch Ferdi murrte:

„Nix für mich!“

Er griff in die Notfalltasche.

„Aber ... das ist das Auto-Quartett!“, rief Lutz und tippte auf den Deckel.

Seit gestern spielten wir das Auto-Quartett. Das hatte Lutz von seinem Vater.

„Das ist ein Schrottmühlen-Quartett“, sagte Ferdi und ließ sich in den Sitz plumpsen. Die nächste Lakritzschnecke verschwand in seinem Mund.

„Und ich sage 120 km/h Spitze!“

Ich hielt die Karte mit einem gelben VW-Käfer in die Mitte. Lutz machte nur „Pff ...“ und durchsuchte seine Karten. Dann knallte er die Karte mit dem Jaguar auf die Armlehne und rief:

„190 km/h, Stich!“

„Gilt nicht!“, rief ich. „Du musst die oberste Karte nehmen!“ „Sagt wer?“

„Sage ich“, sagte ich.

Und Ferdi rief:

„Ich hab ein Quartett mit Katastrophen. Und eins mit Mördern.“

„Du hast einen Triller unterm Pony!“, sagte Oma Inge durchs Mikrofon. Alle lachten, wurden aber sofort still, als sie erneut „Durchzäääh-lön!“ rief.

Ich hörte „eins“, „zwei“, „drei“ und sah im Augenwinkel meine Mutter, die Paul auf den Mund küsste. Ich drehte mich weg.

„Warum fährt deine Oma eigentlich mit?“, fragte Ferdi.

„Weil Opa Rudi seit dem Unfall vor dem Fernseher liegt und sich bedienen lässt.“

„Wie mein Vater“, sagte Lutz.

„Was für ein Leben ...“, schwärmte Ferdi und fischte nach der nächsten Schnecke.

Vor mir hörte ich „zwölf“, „dreizehn“, „vierzehn“ und sagte „sechzehn“ nachdem Lutz „fünfzehn“ gesagt hatte. Dann hörte ich Ferdi „vierzehn“ sagen.

Mir fiel die Kinnlade runter.

Als der letzte „vierundzwanzig ...“ rief, brüllte Oma Inge: „Anhalten! Es fehlen drei!“

Der Bus blieb mit einem Ruck stehen und Herr Pflaume stolperte durch die Reihen, um selber zu zählen.

„Wir sind komplett“, rief er schließlich und kratzte sich am Kopf.

Oma Inge warf einen bösen Blick durch den Bus, und Ferdi sah aus dem Fenster und pfiff leise. Dann ging es weiter.

Lutz fragte:

„Und jetzt?“

„Noch immer 120 km/h“, sagte ich.

„Stich für mich!“, sagte Lutz und wedelte mit der Jaguar-Karte.

„Du hast geschummelt“, sagte ich.

Und Ferdi rief: „Es gibt auch Quartetts mit Ungeziefer!“

„Quartette“, sagte Lutz.

Ferdi sah ihn fragend an.

„Du hast Quartetts gesagt“, sagte Lutz. „Das heißt aber Quartette.“

„Ich hab Quartetts mit Ungeziefer gesagt“, erwiderte Ferdi.

„Und du hast geschummelt“, wiederholte ich.

Ferdi balancierte eine halb zerbissene Schnecke auf der Zunge.

„Nein, du hast ...“

„Geschummelt!“, übertönte ich Lutz.

„Ich muss kotzen ...“, jammerte die „Dreizehn“ vor mir.

„Oma Inge!“, schrie Ferdi. „Hier ist ein Notfall!“

„Du hast doch die Tasche“, sagte Lutz.

„Da sind aber nur Laktritzschnecken drin“, erklärte ich und wedelte mit der Käfer-Karte frische Luft nach vorne.

Lutz’ Augen wurden riesengroß.

„Und die Pflaster und das Verbandsmaterial? Wo ist das?“ Ferdi tat, als ob er nichts hörte.

Und Oma Inge fragte übers Mikrofon: „Was ist da los!?“

Die „Zwölf“ hob die Hand und sagte:

„Anna-Marie muss mal ...“

Sie wurde von einem Würgen unterbrochen.

„Was muss die mal!?“, kam Oma Inge aus dem Lautsprecher über uns.

„Würde sagen kotzen“, sagte Ferdi.

Oma Inge schob unseren Klassenlehrer in den Gang und sagte: „Putzzeug ist in der Toilette.“

Bis wir ankamen, hatte Ferdi den halben Tascheninhalt verdrückt, und Lutz mit sich alleine Quartett gespielt. Genug Zeit also, über die letzten Tage nachzudenken:

1. Opa Rudi im Krankenhaus, wegen seines Fahrradunfalls.

2. Lutz’ Vater im Krankenhaus, wegen seines Stromschlags.

3. Meine Mutter verliebt, wegen diesem Paul.

4. Ferdis Mutter verliebt, wegen Herrn Wansing.

5. Der Kirmes-Reinfall, wegen einiger Pechsträhnen.

Und ganz zu schweigen von 6.: Der Caribbean Dream, wegen dem mir noch immer schlecht war. Zumindest, wenn ich daran dachte.

Da hielt der Bus.

„Wir sind da!“, jubelte Ferdi.

Aber das konnte nicht sein. Wir standen im Wald. Von der Jugendherberge fehlte jede Spur.

Lutz drückte seine Tasche gegen die Brust und sagte leise: „Hier steige ich nicht aus.“

Die Türen öffneten sich und alle sprangen hinaus.

Ich stellte mich neben Ferdi und sah, dass Lutz im Bus geblieben war. Er saß ganz ruhig da und rührte sich nicht.

„Ich liege übrigens unten“, sagte Ferdi.

„Höhenangst?“, fragte ich.

„So was von!“, behauptete er, obwohl ich wusste, dass Ferdi nur zu faul zum Klettern war.

„Und Lutz?“, fragte ich.

Ferdi zuckte mit den Schultern.

Oma Inge hatte uns einstweilen in Zweiergruppen eingeteilt. Wir warteten, dass es weiterging.

„Was machen wir heute eigentlich?“, fragte Ferdi.

„Ein Bergwerk besichtigen“, sagte ich.

„Und dann?“

„Schwimmen gehen.“

„Und abends?“

„Eine Nachtwanderung.“

„Und morgen?“

„Tierpark.“

„Und dann?“

„Bötchen fahren und Minigolf.“

„Und dann?“