Feuer - Waldtraut Lewin - E-Book

Feuer E-Book

Waldtraut Lewin

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Beschreibung

Alles, was Luther tut, tut er auch für sich selbst

Martin Luther – ein Held? Eine verehrungswürdige Lichtgestalt, die dem Neuen und Wahren in einer Zeit der Wirrnis und Dunkelheit den Weg ebnet? Sicher nicht nur! In diesem Roman begegnet den Leserinnen und Lesern ein anderer Luther. Ein von Krankheiten geplagter, ein getriebener, ein seelisch zum Zerreißen angespannter Mensch. Waldtraut Lewin erzählt in starken Bildern, kraftvoll und phantasiereich von dem misshandelten Kind in einem Elternhaus ohne Liebe, von dem ängstlichen Mönch in einer Kirche ohne Gnade und von dem fanatischen Mann in einer Welt ohne Kompromisse.

  • Luthers Leben – einmal anders betrachtet
  • Der große, bildgewaltige Luther-Roman
  • Der andere Reformator – ohne den Nimbus des Heiligen

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Seitenzahl: 530

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Waldtraut Lewin

FEUER

Der Luther-Roman

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 2014 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Covermotiv: Werner Tuebke, Detail aus Bauernkriegs-Panorama.

© VG Bild-Kunst, Bonn 2013. © der Verlage: akg-images, Berlin.

Lektorat: Burkhard Heiland

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-09353-2

www.gtvh.de

INHALT

Vorspruch

Die Burg

Die Stadt

Die Feuer

Die Frauen

Die Confessio

Die Niederlage

Die Psalmen

VORSPRUCH

Es gibt kaum eine Persönlichkeit, dessen Leben, Taten und vor allem Äußerungen so lückenlos dokumentiert sind wie die des berühmten Reformators und Vielschreibers Martin Luther. Nichts, was man über ihn nicht wüsste.

Der Mann hat in unzähligen Briefen freimütig Auskunft über seine körperlichen und geistigen Befindlichkeiten gegeben, er hat sein Credo zur Religion, zur Politik und zum Leben allgemein vielfach formuliert, und was er selbst nicht verschriftlicht hat, das haben seine Schüler und Jünger während gemeinsamer täglicher Tafelrunde ihm vom Mund abgelesen und notiert.

Zudem ist sein Umfeld bis ins Detail bekannt; die Mitstreiter und Gegner waren ebenfalls nicht kleinlich in Aussagen über sich, über die Sache und über ihn; die Möglichkeit, seine Gedanken drucken zu lassen und sie per schneller Reichspost allüberall hin zu verbreiten, hat zu einer rauschhaften Publikationswelle geführt.

Kurzum, es ist alles bekannt.

Eine Situation, wie sie schlimmer nicht sein kann für eine Roman-Autorin. Die Knebelung der Fantasie, das Fehlen von Freiräumen und Lücken, wo man ansetzen kann und sein eigenes Spiel machen – das ist lähmend.

Es gibt nur einen einzigen Ausweg aus diesem Dilemma: Man muss das große Mosaik dieses Lebens, dieser Zeit auseinander nehmen und so anordnen, dass wie in einem Kaleidoskop farbige Bilder entstehen; anders angeordnet, aber aus dem vorhandenen Material gebaut.

So können sich Zeiten überlappen und verschieben, können neue, der literarischen Landschaft dienliche Gestalten auftauchen.

Die Geschichte beginnt zu atmen.

Der Schatten Martin Luther, im Guten wie im Bösen groß und ohne Maß, schwebt über allem.

Falls Historikern und Religionswissenschaftlern das hier kreierte Bild ungewohnt erscheint, so liegt das in der Natur der Sache. Dieser Mann hatte soviel Ecken und Kanten, dass wir uns auch nach fünfhundert Jahren noch an ihnen »verletzen« können.

Auch in dieser Hinsicht ist er – ein moderner Mensch.

DIE BURG

Unbegreiflich.

Unbegreiflich, aus welchem Grund unser allergnädigster Kurfürst Friedrich, den man den Weisen nennt, uns diesen halbtoten Augustinermönch aufgehalst hat.

Die Gedanken der Großen dieser Welt sind unerforschlich wie Wolken und Winde.

Einen Mann, der wider den Ablasshandel wettert – dabei betreibt unser durchlauchtigster Herr den ja selbst in üppigem Maße. Er nennt eine Unzahl von heiligen Reliquien sein eigen, die gegen ein Entgelt zu betrachten oder gar zu berühren, wie man weiß, bereits viele Jahre Ablass vom Fegefeuer garantiert. Und vom wahren Glauben abzufallen, dazu zeigt der Fürst nicht die geringste Neigung. So wenig wie der ganze thüringische Landstrich. Aber gewiss steckt feinsinnigstes Kalkül dahinter, das kein schlichter Erdenbürger zu erraten vermag.

So ist die Meinung jener, die halb verborgen hinter den Fensterbögen des Palas stehen und mit ansehen, wie die Begleiter den seltsamen Gast vom Pferd heben. Dabei geht er in die Knie, und sie müssen ihn beinah tragen, um ihn ins Nebengebäude zu bringen.

Der Mann, dessen Name in aller Mund war! Ein schmächtiges Mönchlein, das kantige Gesicht unter der Kappe, die seine Tonsur verdeckt, vor Erschöpfung wie erloschen.

Sie zucken die Achseln, gehen zur Tagesordnung über – die ganze ritterliche Mannschaft, die diese Burg im Norden Thüringens bewacht und eigentlich nichts tut als saufen, fressen, spielen, zur Jagd reiten und dem Herrgott den Tag zu stehlen. Man hatte von diesem angekündigten »Besuch« heute etwas Abwechslung erwartet. In welcher Weise, wüsste man allerdings nicht zu sagen. Irgendetwas gegen die tägliche Langeweile.

Es war allerhöchster Befehl erteilt worden, diesen gebannten Erzketzer auf seiner Heimreise vom Reichstag abzufangen und hierher zu verbringen. Nicht etwa, so wurde ihnen eingeschärft, um die ansehnliche Belohnung zu kassieren, die Kaiser und Reich darauf ausgesetzt hatten, einen Vogelfreien zu greifen und Justitiam zu überliefern, sondern ihn zu verstecken und dabei zu behandeln, als sei er wie einer von Adel. All seine Wünsche seien zu erfüllen, außer, er verlange, sein Domizil oder gar die Burg zu verlassen.

Und Hans Ritter von Berlepsch, seines Zeichens Burghauptmann auf der Wartburg nah bei der Stadt Eisenach, hat diese Order erhalten und sie gehorsamst befolgt.

Er hat seine Reisigen ausgeschickt, und die haben kurz hinter Friedberg, im Glasbachgrund, den aus Worms Heimkehrenden aus dem Wägelchen gezerrt, in die Büsche geschleift und ihn dann auf ein Pferd gehievt.

Nun erzählen sie’s in der Wachstube.

Eine üble Geschichte! Es erwies sich, dass der Mönch nicht reiten konnte. Bisher hatte er sich wohl nur zu Fuß oder zu Wagen vorwärts bewegt.

Sie, die Männer der Eskorte, mussten ihn festzurren auf dem Gaul und ihn dazu anhalten, sich am Sattelknauf festzuklammern, da er wohl annahm, die Zügel seien so etwas wie ein Haltegriff, und damit dem armen Vieh am Maul zerrte, dass Gott erbarm.

Wankend und schwankend ging’s auf Schleichwegen durch die Auen und Wälder, und oft, so berichten es die Knechte mit verächtlichem Grinsen, mussten sie die Elendsgestalt von beiden Seiten stützen, damit sie nicht herabsank.

Gesprochen hat er, nach Aussage des Geleitschutzes, nicht. Nur Gebete vor sich hingemurmelt und vor Schmerzen gestöhnt.

Der Burghauptmann kann verstehen, dass seine Krieger von dieser Arbeit nicht gerade begeistert waren. Sie sind raue Kerle, und allein der Auftrag, einen Mönch zu entführen (und dabei auch noch sanft mit ihm umzugehen), erschien ihnen nahezu verächtlich. Für die Burgbesatzung allerdings sind dieserart Geschichten nun durchaus dazu angetan, die Langeweile zu durchbrechen!

Hans von Berlepsch hat seine Instruktionen.

Er gibt Anweisung, dem Mönch einen Badzuber aufs Zimmer zu bringen, damit er sich reinigen kann, nebst weltlicher Kleidung, ihm aber ein Schermesser zu verweigern, denn nichts macht einen Mönch kenntlicher als Tonsur und glattes Gesicht.

Alsdann geht er, den Gast zu begrüßen.

Der »teutsche Herkules«, wie ihn alle Welt nennt, erhebt sich in dem Zimmerchen, das man ihm freigeräumt hat, von dem einzigen Stuhl, deutet eine linkische Verbeugung an und starrt auf den Burghauptmann aus verstörten Augen. Schon sprosst ihm der Bart; seit dem Tag der Entführung konnte er sich nicht mehr rasieren. Ein passendes Wams war wohl so schnell nicht herzuschaffen, denn keiner hatte mit der schmächtigen Statur des berühmten Mannes gerechnet. Es ist ihm überall zu weit, und man hat kurzerhand die Ärmel aufgekrempelt, damit sie ihm nicht bis über die Finger fallen. Die Kleidung wirkt an ihm wie die Maskerade, die es ja auch ist.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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