Finn's U_berzeugung - Kayla Gabriel - E-Book

Finn's U_berzeugung E-Book

Kayla Gabriel

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Beschreibung

Sexy Finn Beran steht immer im Schatten anderer. Mit fünf forschen, draufgängerischen Brüdern gerät der sanfte, zielstrebige Finn oftmals in den Hintergrund. Als sein Bruder Wyatt ihn anruft und ihn um einen Gefallen bittet, weiß er es eigentlich besser ... aber er tut es trotzdem. Schon bald steht er vor dem Altar und sagt die Worte, die ihn für immer an eine schöne, geheimnisvolle Brünette binden. Nora Craig schwankt zwischen Himmel und Hölle. Ihr Vater stellt sie vor eine einfache Aufgabe: Finn als Partner zu nehmen oder zu leiden. Sie wird in die Arme eines schönen Fremden geschoben und auf unsicherem Terrain in den Sonnenuntergang entlassen. Ihre ersten Stunden mit Finn und seiner Familie erweisen sich als erfreulich und Nora erkennt, dass ihre Situation viel schlimmer hätte sein können, als sie gedacht hatte. Fehlerhafte Kommunikation und Geheimnisse im Überfluss mit Wyatt, Noah und Charlotte tragen jedoch alle dazu bei, dass sich ein Drama entwickelt. Wenn endlich alle Karten auf dem Tisch liegen, können Finn und Nora endlich alle falschen Überzeugungen hinter sich lassen und neu anfangen?Das ist eine eigenständige Romanze, die sich um liebenswürdige Charaktere aus den vorherigen Red Lodge Bären Büchern dreht. Es gibt keine Lügen, keine offenen Ausgänge, sondern ein Happy End.

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Seitenzahl: 156

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Finn's Überzeugung

Red Lodge Bären - 5

Kayla Gabriel

Finn's Überzeugung

Copyright © 2020 by Kayla Gabriel

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln ohne ausdrückliche, schriftliche Erlaubnis der Autorin elektronisch, digital oder analog reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf, Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder Verwendung diverser Datenspeicher- und Abrufsysteme.

Veröffentlicht von Kayla Gabriel als KSA Publishing Consultants, Inc.

Gabriel, Kayla: Finn's Überzeugung

Coverdesign: Kayla Gabriel

Foto/Bildnachweis: mgillert, maros_bauer

Anmerkung des Verlegers: Dieses Buch ist ausschließlich für erwachsene Leser bestimmt. Sexuelle Aktivitäten, wie das Hintern versohlen, die in diesem Buch vorkommen, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind und die weder von der Autorin noch vom Herausgeber befürwortet oder ermutigt werden.

Inhalt

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

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Über den Autor

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1

Finn Beran fuhr sich mit der Hand durch sein bereits verwuscheltes braunes Haar, von der kurz geschnittenen Seite bis hin zu den längeren Strähnen nach oben. Er schaute seinen Bruder Noah an und fühlte diese unheimliche identische Zwillingsmagie. Es war wie in den Spiegel schauen, wenn sein Haar ein wenig zotteliger wäre, seine Kleidung ein wenig weniger adrett und sein Gesicht sauber rasiert.

Vor sechs Monaten hatte Finn noch fast genauso ausgesehen, ein sauber rasierter Mann in Anzughose und Knopfhemd. Der durchschnittliche Mittelschullehrer, bis ins kleinste Detail. Jetzt jedoch hatte er damit begonnen ein paar große Veränderungen in seinem Leben vorzunehmen. Seine Arbeit und sein zu Hause waren die ersten Dinge, die er geändert hatte und dann seinen Stil. Er hatte sich einen kleinen Bart am Kinn und im Gesicht wachsen lassen, gerade so viel, um gepflegt auszusehen. Er hatte den Business Look hinter sich gelassen.

Sein Zwillingsbruder Noah warf ihm einen Blick zu und hob kaum merklich seine Augenbrauen, aber Finn wusste sofort, was genau Noah dachte. Noahs helle türkise Augen blitzten vor Humor.

Spielst du wieder mit deiner Faux Hawk Frisur Finn? schien Noah zu sagen. Wenn sie alleine wären, hätte Noah sein Necken nicht nur auf einen spitzen Blick beschränkt. Zum Glück für Finn saßen sie an einem Tisch in Finns Lieblings Craft Bier Pub. Die Musik war laut, das Licht gedämmt, die Kellnerinnen gut aussehend und mit unartiger Einstellung. Eine typische Portland Bar und eine, die Finn häufig besuchte, nicht nur, wenn er Besucher hatte, so wie es heute der Fall war.

Fünf Besucher, um genau zu sein, obwohl die Nummer fünf noch nicht aufgetaucht war. Seine aktuelle Gesellschaft bestand aus seinem Bruder Noah und Cameron, mit ihren Partnerinnen Charlotte und Alex. Was die wunderschöne Blondine Charlotte betraf, kannte Finn sie sehr gut, so gut wie es nur ging, denn er und Noah hatten eine Nacht mit ihr geteilt, ein wilder und betrunkener Dreier, den Finn so schnell nicht wieder vergessen würde. Obwohl er es sollte, denn Finn fühlte sich befremdlich Charlotte gegenüber, die wahrscheinlich einer der nettesten Menschen auf der Welt war. Sie schien echte Zuneigung ihm gegenüber zu hegen, sie sah ihn als individuelle Person, er war anders als Noah, der charismatischere und draufgängerische Zwilling.

Finn schätzte Charlotte's Rücksicht mehr, als er jemals in Worte fassen konnte oder wollte. Er bewunderte auch die partnerschaftliche Verbindung zwischen Charlotte und Noah und er würde es sich nie erlauben, irgendwelche Grenzen zu überschreiten, mit keinem von ihnen, jetzt wo sie wirklich verpartnert waren. Einst hatte Finn gedacht, er könnte Charlotte überreden ... aber die Zeit war vorbei und um ehrlich zu sein, war er froh darüber. Charlotte machte Noah glücklich und das alleine war schon eine Meisterleistung.

„Finn, hörst du überhaupt zu?”, rief Cameron und stieß seinen Ellenbogen in Finns Rippen.

Finn schüttelte seine Gedanken ab und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Gruppe zu.

„Was ist los?”, fragte er und warf allen ein schiefes Grinsen zu.

„Alex, hat dich etwas wegen deiner Farm gefragt”, wiederholte Cam.

„Cam sagt, du züchtest was, um Bier herzustellen?”, sagte Alex. Finn schaute die schöne Rothaarige an und belohnte sie mit einem ganzen Lächeln. Er lehnte sich herüber und erhob seine Stimme, um über die pulsierende Rockmusik gehört zu werden.

„Eine alte Kulturpflanzensorte von Hopfen. Wir haben so viele Brauereien in Oregon und Washington und viele der Mikrobrauereien wollen besondere Arten von Hopfen für ihre Rezepte. Es gibt nicht viele Farmen, die sortenreine Arten basierend auf der Nachfrage der Kunden züchten, es ist also im Moment ein gutes Geschäft.”

„Du hast also einfach deinen Lehrerjob gekündigt und bist hierher gezogen?”, fragte Alex und schien interessiert.

„Er hat ein großes Stück Land gekauft, zusammen mit einem weitläufigen Bauernhaus”, informierte Charlotte Alex. „Ich bin mir nicht sicher, warum das Haus noch nicht über ihm zusammengebrochen ist, aber Finn scheint recht zufrieden.”

Alex nickte und sah nachdenklich aus.

„Das ist aber eine große Veränderung”, sagte sie schließlich. Ihr Ton sagte, dass sie neugierig war, warum Finn so eine radikale Entscheidung getroffen hatte, aber sie war zu höflich, um das zu fragen.

„Finns größte Herausforderung ist, jetzt ein Berserker Mädchen zu finden, das er daten kann. Es gibt nicht viele Möglichkeiten da draußen”, erklärte Noah. Finn warf ihm einen bezwingenden Blick zu, aber es war zu spät. Alex hatte die Information bereits aufgenommen.

„Portland ist eine recht große Stadt. Gibt es nicht viele Werbären dort?”, fragte sie.

„Nicht wirklich”, antwortete Finn mit einem Achselzucken. „Viele sind wie ich, sie gehören zu Clans in anderen Gegenden. Kalifornien und Washington hauptsächlich. Und dann gibt es noch den Eugene Clan ...”

„Die sind doch alle verrückt”, warf Cameron ein. „Jedes Mal wenn ich mit denen zu tun hatte, war es ein Kampf, überhaupt die grundlegendsten Dinge durchzusetzen. Sie sind total alte Schule, mit einem ernsthaften Problem an wenigen Frauen. Und sie sind bis zum Äußersten verschuldet, wenn ihre Beziehung zum Beran-Clan einen Hinweis darauf gibt.”

„Ich habe noch nicht viel mit ihnen zu tun gehabt. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Farm in Gang zu bringen”, sagte Finn verhalten.

„Ich will ja nicht unhöflich sein, aber .... läuft dir nicht irgendwie die Zeit davon? Mit der Partnerin mein ich. Wie lange hast du noch, ehe die Alpha Anordnung in Kraft tritt?”, fragte Alex. Finn warf ihr einen schmalen Blick zu. Sie war nicht nur intelligent, sie war auch einfühlsam. Und unverblümt wie es schien.

„Ich habe noch fünf Monate”, knurrte er. „Überhaupt denke ich, wir sollten über euch sprechen. Ihr seid das neue Paar oder soll ich sagen, Trio?”

Alex wurde rot und grinste.

„Ich denke, das hab ich verdient”, sagte sie und hob ihr Wasserglas mit Zitrone zu einem spöttischen Gruß.

„Wir werden tatsächlich bald Eltern”, sagte Cam. Der Blick zwischen Alex und Cam war genauso sexy und süß und so intensiv, dass Finn sich schon fast unwohl fühlte. Würde er jemals eine Partnerin finden, die ihn genauso ansehen würde?

Eine schwere Hand landete auf seiner Schulter und ließ ihn zusammenzucken. Er schaute hoch und fand Wyatt vor sich, der ihn mit einem teuflischen Grinsen auf dem Gesicht anstarrte. Anscheinend hatte auch der fünfte von Finns Besuchern endlich den Weg zu ihm gefunden.

„Da ist ja mein Lieblingsbruder”, knurrte Wyatt und ignorierte absichtlich alle anderen am Tisch.

„Komisch, ich habe von dir überhaupt nicht dasselbe gedacht”, sagte Finn und rollte mit den Augen. Wyatt bedeutete Drama, Rauch und Ärger. Ein Kompliment von ihm war ein guter Grund, misstrauisch zu werden. „Hol dir einen Stuhl.”

Finn stand auf, um einen Stuhl vom Nachbartisch zu holen, aber Cameron hielt ihn auf.

„Nicht nötig. Wir gehen”, sagte Cameron. Der eisige Blick, den Cam Wyatt zuwarf, war unverkennbar und Alex Blick sah nach Hass aus. Aus gutem Grund natürlich; Cameron hatte Finn von all den Problemen erzählt, die Wyatt verursacht hatte und wie er beinahe die Partnerschaft zerstört hatte, noch ehe sie richtig begonnen hatte.

„Ah, Mann. Ihr seid immer noch sauer deswegen? Das ist doch Schnee von gestern”, sagte Wyatt und ließ sich auf Alex Stuhl fallen, während er sprach. Seine schnippische Art machte Finn wütend und er hatte nicht einmal was mit dem Streit zu tun.

„Das neuste Mitglied des Beran Clans hat Hunger” , sagte Alex und rieb sich den Bauch. Sie hatte bereits einen kleinen Bauch, den Finn jetzt bemerkte. Alex schaute Cameron an und beboachtete seine wütende Haltung und griff seinen Arm. „Gute Nacht, alle zusammen.”

Sobald sie draußen waren, folgten Charlotte und Noah. Wyatt bedauerte Noah, aber Finn las den liebevollen Blick auf Charlotte's Gesicht und gönnte es seinem Zwilling. Wenn Charlotte oder jede andere Frau ihn so ansehen würde, mit dieser starken Mischung aus Liebe und Lust, dann wäre er schon weg. Wahrscheinlich mit dem Mädchen über seine Schulter hängend, wie ein Höhlenmensch.

Der Gedanke ließ ihn lächeln. Finn wusste, er war einer der sanftmütigeren Beran Männer, aber das hörte vor der Schlafzimmertür auf. Nicht das seine Brüder das wissen müssten. Als er die Nacht mit Noah und Charlotte verbracht hatte, hatte Finn sich absichtlich im Hintergrund gehalten, er hatte gespürt, dass sein Zwilling die Situation kontrollieren musste.

„Hey Arschgesicht. Wie wäre es, wenn du mal aufhörst zu träumen und den Whisky trinkst?”, sagte Wyatt und schob das Glas über den Holztisch.

„Wie wäre es, wenn du aufhörst so zu nerven? Es sind doch nur du und ich, wir müssen keine Damen beeindrucken. Oder beleidigen, wie in deinem Fall”, gab Finn zurück.

Wyatt grinste Finn zu, aber er stritt nicht mit ihm. Was immer auch der Streitpunkt war. Es war immer schwer, das bei Wyatt zu sagen.

„Worauf sollen wir anstoßen?”, fragte Wyatt und wechselte das Thema.

„Hmm. Das wir die letzten beiden Single Beran Männer sind?”, fragte Finn ironisch.

„Ah! Noch passender als du dir vorstellen kannst”, sagte Wyatt und hob sein Glas und stieß es gegen Finns. Beide schluckten den Whisky mit einer schnellen Bewegung herunter und stießen die Gläser hart auf den Tisch. Finn zuckte, als der feurige Alkohol seinen Hals herunterglitt.

„Gott. Was hast du gemacht, damit sie dir den billigsten Fusel verkaufen, den sie an der Bar hatten?”, fragte Finn. Wyatt zuckte mit den Schultern.

„Ich habe der süßen Barkeeperin gesagt, dass sie mir das geben soll, was sie für angemessen hält. Jetzt wo ich drüber nachdenke, glaube ich, habe ich das letzte Mal ihre Nummer bekommen, als ich hier war. Ich habe natürlich nie angerufen.”

„Mach mir diese Bar nicht kaputt, Wy. Das ist der einzige Ort, den ich bis jetzt gefunden habe, der mir gefällt”, sagte Finn.

„Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, mich wieder bei ihr einzuschleimen. Ich werde dieses Mal immerhin eine Woche bleiben”, sagte Wyatt. Finn schaute ihn überrascht an. Wyatts Blick gab nichts Preis, aber Finn war sofort argwöhnisch.

„Warum denn das? Ich hoffe, du planst nicht bei mir zu wohnen, weil letztes Mal hast du zwei meiner Angestellten ziemlich sauer gemacht. Ich glaube Brian schlägt dich, wenn er dich noch einmal sieht.”

„Er sollte halt besser auf seine Freundin aufpassen”, sagte Wyatt ungerührt.

„Ex-Freundin, jetzt. Dank dir, da bin ich mir ziemlich sicher.”

„Siehst du”, sagte Wyatt und schlug mit seiner Hand auf den Tisch. „Ich habe ihm einen Gefallen getan. Sie war eine Lügnerin. Und auch nicht so gut im Bett, wenn ich mich recht erinnere.”

Finn seufzte nur. Es machte keinen Sinn, Wyatt auszuschimpfen oder zu meckern, der Mann hörte sowieso nie zu.

„Es sind erst ein paar Wochen seit deinem letzten Besuch vergangen. Warum bist du schon wieder hier?”, fragte Finn.

„Geschäfte. Wo wir gerade davon sprechen. Du musst mir einen Gefallen tun. Ich muss dich ... ausleihen. Morgen früh.”

„Woher weißt du, das ich morgen früh nichts zu tun habe?”, fragte Finn und war ein wenig beleidigt von der Annahme seines Bruders.

„Du arbeitest nur. Du hast kein Mädchen und keine Hobbys. Was könntest du morgen schon vorhaben? Außer Charlotte nachzuschmachten meine ich.”

Finns Hand ballte sich zu einer Faust.

„Ich schmachte niemanden nach.”

„Du bist einer der regelkonformsten Menschen, die ich kenne”, sagte Wyatt und sein Ton war nur ein wenig angewidert. „Und du hast noch keine Anstalten gemacht, eine Partnerin zu finden. Stattdessen hast du den Kopf in den Sand oder besser in deine Farm gesteckt und wo hat dich das hingebracht?”

Finn lachte.

„Ausgerechnet du ... wie kannst ausgerechnet du mir einen Vortrag halten, noch keine Partnerin gefunden zu haben? Von Ma hätte ich das erwartet. Bei dir ... Ich glaube nicht, dass du es bis zum Ablauf des Zeitraums schaffst. Sag deinem Clan schon mal auf Wiedersehen”, erwiderte Finn und wedelte mit der Hand vor Wyatts Gesicht herum. Wie ein Blitz griff Wyatt plötzlich nach seiner Hand, hielt sie fest und ließ sie mit lautem Krachen auf den Tisch fallen.

„Mach dir keine Sorgen darum, was ich tue. Wir sprechen über dich. Hauptsächlich darüber, wie du morgen früh aufstehen und mit mir nach Eugene fahren wirst.”

Finn öffnete seinen Mund, um eine weitere Frage zu stellen, aber Wyatt stand auf und ging zur Bar. Als er mit weiteren sechs Shots zurückkam, wurde Finn immer argwöhnischer.

„Sag mir, was los ist”, verlangte Finn und starrte Wyatt an.

„Zuerst die Shots. Dann sage ich dir, was du wissen musst.”

Wyatt ließ keine weiteren Argumente zu. Sie tranken alle Shots hintereinander und Finn wurde immer schwindeliger. Er war kein Leichtgewicht, 1,90m gut gepflegter Muskelbau, aber vier Shots mit schlechtem Whiskey würden jeden umhauen. In nur wenigen Minuten starrte er betrunken auf seine Hände, während Wyatt ihm Einzelheiten erklärte.

„Also der Eugene Alpha hat mich im Griff”, gab Wyatt zu und seine Worte schwammen ein wenig. „Er hat mir den Gefallen getan, um den ich ihn gebeten habe, mir die Verbindung beschafft, die ich so dringend brauchte und jetzt erwartet er, dass ich meinen Teil einhalte. Und ... du weißt, ich kann das nicht Finn. Du weißt das so gut wie alle, ich kann einfach nicht.”

„Äh, aha”, sagte Finn und sein Blick traf den seines Bruders. „Ja. Ich meine, ja, das kannst du nicht.”

Finn hatte überhaupt keine Ahnung, was er da zustimmte oder was er wissen sollte, aber der Whiskey spülte seine Sorgen weg. Anscheinend hatte er das Richtige gesagt, denn Wyatts Erleichterung war klar.

„Dieses Verpartnern ... ich ...”, Wyatt schüttelte seinen Kopf. „Es ist nicht möglich.”

„Wegen des Mädchens? Wie war ihr Name, Abby?”, fragte Finn und blinzelte, während er versuchte, sich an die Einzelheiten zu erinnern.

„Ich will nicht darüber reden”, sagte Wyatt und versteifte sich.

„Mensch, das ist doch ... mindestens zehn Jahre her. Du musst wirklich lernen, die Dinge ruhen zu lassen”, sagte Finn und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Entspannen fühlte sich gut an. Ein wenig zu gut tatsächlich. Mist, er war betrunken. Er brauchte ein Taxi, und zwar bald.

„Ich sagte, ich will nicht darüber reden.”

„Okay, okay”, sagte Finn. Sie waren beide eine Minute still und in ihre eigenen Gedanken versunken.

„Wir sollten hier raus”, sagte Wyatt endlich. „Es ist bereits Mitternacht und ich muss dich um neun abholen.”

Finn runzelte die Stirn.

„Das hört sich wie der schlimmste Gefallen aller Zeiten an.”

„Sag einfach, du kommst mit. Trag deinen besten Anzug, Mann.”

„Anzug also”, grummelte Finn.

„Ooookay. Dann lass uns dir ein Taxi rufen, Kumpel”, sagte Wyatt und führte Finn von seinem Platz zum Ausgang.

Trotz seiner aktuellen Betrunkenheit kam es Finn in den Sinn, dass der nächste Tag ziemlich schrecklich werden würde. Er seufzte bei seiner eigenen Dummheit und ließ sich von seinem älteren Bruder durch die dunkle Nacht Portlands führen.

2

Nora Craig stand auf dem knarrenden, hölzernen Tritthocker und versuchte still zu stehen. Das erforderte, dass sie all die Hektik um sie herum ignorierte. Die Frauen knieten zu ihren Füßen, um den Saum an ihrem Kleid fertigzustellen. Die neue Partnerin ihres Vaters sprühte die Rückseite von Noras ordentlich zurückgehaltenem Haar mit Haarspray ein und murmelte zufrieden, ehe sie den Raum verließ. Am allerwichtigsten war der schwerfällige, anzugtragende Handlanger, der in einem Stuhl an der Tür herumlungerte, um sicherzugehen, dass Nora nicht aus Versehen "davonlief". Die Worte ihres Vaters natürlich.

Also starrte Nora stattdessen aus dem Fenster im zweiten Stock und schaute sich die breite kiesige Auffahrt an, die sich um Kurven wand, bis sie in der Entfernung nicht mehr zu sehen war. In ihren Gedanken rechnete sie aus, wie lange sie brauchen würde, diese Entfernung zu rennen. Wenn sie gerade aus rannte ... Wenn sie einen schnellen Start hinlegte ... Wenn sie das Kleid zerriss und es in Stücken auf dem Boden hinterließ ...

Nora glitt mit ihren Händen über das Kleid, ihre Fingerspitzen fuhren die zarten Perlen nach, die vor langer Zeit schon sorgfältig in den Elfenbeinsatin genäht worden waren. Das Kleid hatte ihrer Mutter und davor ihrer Oma gehört. Es war in gutem Zustand, wenn auch ein wenig alt. Vor Kurzem war es Noras Tante geliehen worden, zwei ihrer Cousinen und ein paar anderen Mädchen im Clan.

Das Kleid hatte eine Geschichte. Je neuer die Geschichte, umso dunkler die Taten. Es war ein Überbleibsel aus alten Zeiten, Zeiten als die Familie noch Bedeutung und viel Geld hatte. Damals als der Vater ihrer Mutter Alpha gewesen war und die Dinge richtig gelaufen waren.

Es gab eine dunklere Naht im inneren linken Handgelenksärmel, eine Stelle wo sich hellrotes Blut in dem cremefarbenen Stoff verteilt hatte. Noras Cousine Tarah hatte dieses Kleid zuletzt getragen und Tarah war nicht annähernd so widerstandslos wie Nora gewesen. Tarahs vergeblicher Kampf war jetzt nur noch eine Erinnerung und Nora trug jetzt den einzigen übrig gebliebenen Beweis, auch wenn er schwach zu sehen war.

Nora holte tief Luft, aber hielt das Stöhnen zurück, dass sie rauslassen wollte. Es gab heute keine Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken. Sie musste sich zusammenreißen und präsentabel aussehen. Es war das letzte bisschen Stolz, das sie noch hatte.

„Du kannst nicht so tief Luft holen, Miss Nora”, mahnte Aggie. „Du bist fülliger, als deine Cousinen und du willst doch das Kleid nicht kaputt machen.”

Nora schaute Aggie an, eine ältere Tante seitens ihrer Mutter. Nora beobachtete sie und suchte sich die Züge raus, die sie an ihre Mutter erinnerten, die Frau, der Nora so ähnlich war.