Sieh nichts Bšses - Kayla Gabriel - E-Book

Sieh nichts Bšses E-Book

Kayla Gabriel

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Beschreibung

Das heiße, schwüle New Orleans ist der letzte Ort, an dem sich ein schottischer Bärengestaltwandler aufhalten möchte. Rhys Macaulay hat schon genug Probleme damit, in seine neue Rolle als Alpha Wächter zu finden, eine weitere Ablenkung kann er gar nicht gebrauchen. Doch als eine kurvige, sexy Blondine namens Echo in sein Leben tritt, ändert sich alles. Er kann nur noch daran denken, dem Urinstinkt seines Bären nachzugeben und sie für sich zu beanspruchen. Sich mit ihr zu paaren. Sie zu beschützen.Blöd nur, dass Echo mehr im Sinn hat als heiße Nächte mit einem sexy Fremden. Sie verfügt selbst über besondere Kräfte. Als mächtige Hexe, die mit Geistern kommunizieren kann, macht das Schicksal sie zu seiner Spielfigur, die einen bösartigen Plan vereiteln soll. Dessen Drahtzieher, Voodoo König Per Mal, wird alles tun, was nötig ist, um ihre Kräfte für sich zu gewinnenSelbst wenn das bedeutet, dass er sie töten, Rhys töten und die ganze Welt zerstören muss, um an ihre Kräfte zu gelangen.Sieh nichts Böses ist ein sinnlicher und spannender Roman und das erste Buch der Alpha Wächter Serie. Wenn du Gestaltwandler liebst, die auf kurvige Frauen stehen, heiße Liebesromane magst, die so magisch sind, dass deine Haut kribbelt, und gerne zum Dahinschmelzen schöne Happy Ends liest, dann schlag jetzt zu!

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Sieh nichts Böses

Alpha Wächter, Buch 1

Kayla Gabriel

Copyright © 2019 by Kayla Gabriel

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln ohne ausdrückliche, schriftliche Erlaubnis der Autorin elektronisch, digital oder analog reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf, Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder Verwendung diverser Datenspeicher- und Abrufsysteme.

Veröffentlicht von Kayla Gabriel als KSA Publishing Consultants, Inc.

Gabriel, Kayla: Sieh nichts Böses

Coverdesign: Kayla Gabriel

Foto/Bildnachweis: Depositphotos: VolodymyrBur; GraphicStock; Fotolia.com: satyrenko

Anmerkung des Verlegers: Dieses Buch ist ausschließlich für erwachsene Leser bestimmt. Sexuelle Aktivitäten, wie das Hintern versohlen, die in diesem Buch vorkommen, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind und die weder von der Autorin noch vom Herausgeber befürwortet oder ermutigt werden.

Inhalt

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Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

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Über den Autor

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Kapitel Eins

Pere Mal

Dominic „Pere Mal“ Malveaux stützte seine Ellbogen auf die wacklige Brüstung der Dachterrasse des Hotel Monteleone. Er kniff die Augen vor der hellen Frühlingssonne an diesem frühen Morgen zusammen, während er die Skyline New Orleans betrachtete. Jedes Mal, wenn er nachdenken musste, verließ er seine luxuriösen Zimmer im obersten Stockwerk des Monteleone und ging hinauf auf die Dachterrasse mit dem hoteleigenen Pool. Diese bot ihm Ruhe und Frieden, weit weg von seinen vielen Untergebenen und ihrer ständigen Unfähigkeit. Sie bot ihm ebenfalls eine fantastische Aussicht auf den Rest der Stadt und den Mississippi.

Auch heute war die Aussicht so spektakulär wie eh und je, doch seine Freude wurde von einer unbekannten Empfindung getrübt. Unsicherheit, vielleicht. Er stand kurz davor, das uralte Geheimnis aufzudecken, das der Voodoopriester Baron Samedi hinterlassen hatte. Ein Rätsel, wenn man so wollte, das die Geheimnisse der Sieben Tore enthüllen sollte. Der schnellste Weg, um den Schleier zu entfernen, diese dünne Barriere zwischen dieser Welt und der nächsten. Die kürzeste Route zum Reich der Geister und dem Ort, zu dem Pere Mal unbedingt Zugang brauchte.

Seine glorreichen Kräfte mit denen der Geister seiner gefürchteten Vorfahren zu vereinen, wäre ein genialer Coup. Pere Mal war jetzt schon mächtig, aber wenn er erst einmal den Schleier zerstört und die zwei Welten zusammengeführt hatte, würde er unaufhaltsam sein. Le Medcin, dieser neugierige, gefährliche Drecksack, würde zu Pere Mals Füßen kriechen. Die Leute waren so naiv und hielten Le Medcins Lügen, dass er eine größere Macht repräsentierte, für die Wahrheit. Pere Mal hatte das auch einmal geglaubt.

Jetzt allerdings… wusste Pere Mal, dass Le Medcin eine verlogene Schlange war. Pere Mal würde ihn zu Fall bringen und zwar hart. Direkt nachdem er diese vermeintliche Priesterin in die Knie gezwungen hatte.

Pere Mals Fäuste ballten sich allein bei dem Gedanken an Mere Marie, wie sie sich heutzutage nannte. Dieses hochnäsige Miststück. Sie war ein Nichts gewesen, als Pere Mal sie gefunden hatte. Sie hatte blind die Regeln des Voodoo befolgt, ohne ein echtes Verständnis und ohne Wertschätzung der Kunst, die es bedarf, um helle und dunkle Magie im Gleichgewicht zu halten. Wenn „Onkel Dominic“ sie nicht unter seine Fittiche genommen hätte, wo wäre die kleine Marie dann jetzt?

„Boss.“

Pere Mal drehte sich um und entdeckte seine rechte Hand Landry, der über die verlassene Terrasse schritt. Verärgert blickte er zu ihm. Landrys Gestalt war das absolute Gegenteil von Pere Mal, was sie zu einem interessanten Paar machte. Landry war klein, kleiner als eins fünfundsechzig. Seine Haut hatte eine einzigartige Blässe, sodass er trotz seines offenkundigen afroamerikanischen Erbes fast so bleich wie ein Laken war, und er trug schlechtsitzende, ausgebeulte Anzüge. Wenn Pere Mal nicht darauf bestehen würde, dass er eine anständige Arbeitskleidung trug, würde Landry zweifellos nur zu Basketballshorts und Sneakers sowie zerschlissenen Saints Pullovern greifen. Neben der altehrwürdigen Anmut des großen, karamellfarbenen Pere Mal, der in einem Smoking steckte, stellte Landry genau das dar, was er war: einen fiesen Handlanger, der sich um die Drecksarbeit kümmerte und jeden von Pere Mals Befehlen sofort ausführte.

„Landry“, sagte Pere Mal und bedachte seinen Angestellten mit einem finsteren Blick, der Landrys Schritte von hastig zu zögerlich drosselte. „Ich dachte, wir wären uns einig darüber, wie ihr euch zu verhalten habt, wenn ich hier oben auf dem Dach bin.“

Landrys Mundwinkel verzogen sich nach unten, aber er näherte sich trotzdem.

„Ja, Monsieur“, erwiderte Landry, wobei sein Französisch von seinem amerikanischen Unterklasse-Akzent ruiniert wurde. Natürlich erwartete Pere Mal nicht, dass jeder mit dem haitisch-kreolischen Akzent sprechen konnte, wie es Pere Mal und sein ehemaliger Schützling Mere Marie taten.

„Und dennoch“, sagte Pere Mal und blickte über seine Nase auf ihn herab, „bist du hier.“

„Wir haben die Hexe gefunden. Vielleicht. Glaube ich“, erklärte Landry und stoppte einige Schritte entfernt von der Stelle, an der Pere Mal an der Brüstung lehnte. Landry trat ein paarmal von einem Fuß auf den anderen und wand sich unter Pere Mals Blick. „Ich nahm an, Sie würden das sofort wissen wollen.“

„Lass uns nach drinnen gehen“, schlug Pere Mal vor, stieß sich von der Brüstung ab und schritt in das Gebäude. „Ich möchte keinen Präzedenzfall schaffen, der dich auf die Idee bringt, dass du meine Gedanken stören darfst, wann immer dir danach ist.“

„Sir“, erwiderte Landry mit einem erleichterten Nicken.

Sie folgten Landrys Weg zurück in das Hotel und Pere Mal führte sie zu einem Arrangement bequemer Sofas, die in einem winzigen Barbereich standen. An den Wochenenden steppte in der holzverkleideten Edelbar der Bär und es ging sehr laut zu. Doch jetzt war sie ruhig und leer. Perfekt für die Konversation, die nun folgen würde.

„In Ordnung. Erzähl mir, was ihr herausgefunden habt“, verlangte Pere Mal, während er sich auf dem größten Sofa niederließ. Landry nahm den Sessel daneben und fummelte nervös an der scheußlich grünen Krawatte herum, die er trug.

„Warten Sie eine Sekunde“, bat Landry. Er legte seine Hände um den Mund und brüllte: „Amos! Amos, bring das Mädchen!“

Landrys Lippen umspielte ein leichtes Grinsen, als einer seiner Untergebenen-Doppelgänger ein dürres Teenager-Mädchen in den Raum schleifte. Die Haut des Mädchens hatte die Farbe eines hellen Karamellbonbons, eine perfekte kreolische Mischung, und sie trug ein hautenges, modern geschnittenes blaues Kleid, das ihre honigfarbenen Augen betonte. Momentan schwammen diese Augen in Tränen, ihre langen Haare waren zerzaust und auf ihrem Gesicht zeigten sich zu gleichen Teilen Angst und Wut.

Pere Mal fand ihre Schönheit anziehend, aber ihre Tränen stießen ihn ab. Wenn er Menschlichkeit gewollt hätte, wäre er nie ein Voodoopriester eines so hohen Ranges geworden, hätte nie all die altehrwürdigen Geheimnisse studiert und nie die Worte rezitiert, durch die er sein menschliches Selbst abgelegt und seine Seele unsterblich gemacht hatte. Je weiter er sich von seinen sterblichen Anfängen entfernte, desto mehr widerten ihn die Menschen und ihre erbärmlichen Emotionen an. Die Tränen des Mädchens, das selbstzufriedene Funkeln in Landrys Augen… Pere Mal unterdrückte ein gelangweiltes Seufzen.

„Hab sie beim Tanzen in einem Club in der Bourbon Street entdeckt. Sie hat eine große Klappe und hat mir erzählt, dass sie Energien lesen kann und ihre Mutter einen Laden am Le Marché hat“, grunzte Amos. Er richtete seinen Blick auf das Mädchen und schüttelte sie heftig. „Erzähl ihm von der Lady, die deine Mom am Le Marché sieht.“

„Ich werd dir nicht helfen“, schnaubte das Mädchen höhnisch. „Du hast mich durch die ganze Stadt geschleift. Ich denk nicht, dass du für all die Privattänze zahlen wirst.“

Landry räusperte sich.

„Genau in dieser Sekunde verfrachten meine Jungs deine Ma in den Kofferraum eines Vans“, informierte er die junge Frau. „Du und deine Ma werden uns dabei helfen, diese Hexe zu finden oder ich werde euch beide töten.“

Der Mund der jungen Frau öffnete und schloss sich mehrere Male wie der eines Fisches an Land.

„Andrea“, forderte Amos sie auf und rüttelte wieder an ihrem Arm, „mach endlich das Maul auf.“

„S-sie… Meine Momma sagte, dieses weiße Mädchen kommt ständig in ihren Laden und sucht nach Dingen, um zum Beispiel… ihre Magie weniger stark zu machen oder so was. Die Lady sieht Geister, schätze ich. Meine Momma sagte, die Lady hat einmal eine Botschaft von meinem Onkel ausgerichtet.“

„Kann sie noch etwas anderes?“, fragte Pere Mal neugierig.

„Ich weiß nicht“, antwortete Andrea, deren Lippen sich kräuselten. „Ich war nicht einmal dort. Momma sagte nur, dass die Lady eine Idiotin ist, so ohne Schutz herumzuspazieren. Sie ist wirklich mächtig und so.“

„Wie lautet der Name der Frau?“, fragte Pere Mal, der das Gebaren des Mädchens geflissentlich ignorierte.

„Echo irgendwas. Echo…“ Andrea kniff nachdenklich das Gesicht zusammen. „Cabba-irgendwas. Ich kann mich nicht genau erinnern. Caballero?“

„Und wie dämpft sie ihre Magie?“, bohrte Pere Mal nach.

„Hexenblatt“, mischte sich Amos ein, der sich diesbezüglich sehr sicher zu sein schien. „Man braut einen Tee daraus, der wirklich widerlich schmeckt. Aber er funktioniert. Tötet die eigenen Kräfte, macht einen unsichtbar für andere Kith.“

Pere Mal kniff die Augen leicht zu, weil er sich fragte, woher dieser Lakai so viel über Kräuterkunde wusste. Er ließ das Thema ziehen, da sein Interesse daran nicht so groß war, als dass er nachfragen hätte wollen.

„In Ordnung. Sprich weiter“, sagte er und schwenkte mit einer Hand in die Richtung des Mädchens.

„Was ist mit meiner Momma?“, wollte sie mit lauter werdender Stimme wissen.

„Du wirst sie in wenigen Stunden unbeschädigt zurückerhalten. Sie wird uns dabei helfen, die Hexe zu finden“, seufzte Pere Mal.

„Medium“, korrigierte Amos ihn. Pere Mal warf ihm einen überraschten Blick zu, der schnell zu einem wütenden Funkeln wurde, woraufhin Amos sich schleunigst aus dem Staub machte und das Mädchen mit sich zerrte.

Pere Mal lief zu einem großen Fenster und musterte die Skyline, während er einen Plan ersann.

„Lass die Mutter in einer Kristallkugel nach der Hexe suchen“, befahl Pere Mal. „Bring auch ihren Namen in Erfahrung. Spüre sie auf und folge ihr, bis sie an einem ruhigen Ort ist. Ich will sie spätestens bis morgen bei Sonnenuntergang.“

„Wohin soll ich sie bringen?“, fragte Landry.

Keines von Pere Mals Geschäften wurde hier im Hotel Monteleone vollzogen. Er betrachtete das Hotel als sein Zuhause fern von seinem Zuhause und würde die Annehmlichkeiten seiner persönlichen Suite nicht aufs Spiel setzen. Nicht einmal für etwas so Wichtiges wie die Suche nach dem Mädchen. Allein der Gedanke daran, dem ersten der Drei Lichter gegenüberzustehen, formte Pere Mals Lippen zu etwas Ähnlichem wie einem Lächeln.

Nach einem Moment des Nachdenkens erwiderte Pere Mal: „Das Prytania House. Stell sicher, dass eine der Hexen einen Schutz über den Raum legt, um die Anwesenheit des Mädchens zu verschleiern und sie von einer Flucht abzuhalten.“

„Ja, Monsieur“, sagte Landry. Er begann sich abzuwenden.

„Landry“, sprach Pere Mal ihn an, weshalb Landry innehielt.

„Ja, Sir?“

Pere Mal bedachte Landry mit einem ernsten Blick.

„Das ist wichtig. Mach es selbst. Es dürfen keinerlei Fehler passieren“, befahl ihm Pere Mal.

Landry schluckte sichtbar und nickte dann ruckartig mit dem Kopf.

„Ja, Sir.“

Pere Mal wandte sich ab und entließ Landry aus seiner Gegenwart. Sein Herz füllte sich mit etwas, das merkwürdig nah an Freude heranreichte. In nur wenigen Stunden würde die Hexe in seinen Fängen sein. Sie war der erste Schlüssel, um die Geheimnisse Baron Samedis aufzudecken und den Schleier zu entfernen.

Pere Mal konnte einfach nicht anders, als seine Hände in freudiger Erwartung aneinander zu reiben.

Bald.

Kapitel Zwei

Echo

Mittwoch, 10:00Uhr

„Es ist nicht so, dass ich es nicht verstehe“, sagte Echo seufzend und verdrehte die Augen nach rechts, um den verschwommenen Geist eines kreolischen Teenager-Jungen zu betrachten, der mit besorgter Miene neben ihr schwebte.

„Aber Mistress“, wand der Geist ein und wrang die Hände, „denken Sie nicht, dass die Leute es erfahren sollten? Die ganze Stadt ist in Gefahr!“

Echo zögerte, weil sie nicht wusste, wie sie antworten sollte. Das Problem bei einem Gespräch mit dem jungen Aldous lag darin, dass er wie die meisten Geister über kein Kontextwissen verfügte. Wenn ein Geist erst einmal den Schleier passierte und in die nächste Welt überging, spürte er den Verlauf der Zeit nicht länger. Genauso wenig war er sich bewusst, dass die Welt sich ohne ihn weiterdrehte. Geister erschienen im Reich der Menschen, wenn etwas sie dort verankerte und davon abhielten weiter ins nächste Reich zu gehen, das vor ihnen lag.

Obwohl sie verankert waren, existierten Geister nur als Bruchteil einer Erinnerung, ein winziges Stück einer menschlichen Seele, die in der Zeit feststeckte und nur aufgrund der einzigen Informationen und Verständnis handelte, über die sie verfügten: die genauen Umstände ihres Todes.

Das machte sie, Echos Meinung nach, nicht gerade zu einer guten Gesellschaft. Vor allem dann, wenn der Geist zufällig einst ein Bautechniker war, wie Aldous, dessen gesamte Aufmerksamkeit auf das Hochwasser gerichtet war, das die Bevölkerung stark dezimieren würde und hatte… 1908.

„Aldous, wenn ich verspreche, noch heute zum Rathaus zu gehen und mit dem Bürgermeister persönlich zu reden, wirst du mich dann meinen Geschäften nachgehen lassen?“, fragte Echo.

Aldous stimmte mit einem schwermütigen und geisterhaften Nicken zu, ehe er vor ihren Augen verblasste und verschwand. Echo atmete schwer aus, während sie das Faubourg Marigny betrat und nach der richtigen Stelle Ausschau hielt, um den Graumarkt zu betreten. Manchmal auch als Le Bon Marche oder Voodoo-Markt bezeichnet, stellte der Graumarkt ein großes Netzwerk an Geschäften dar, die diejenigen bedienten, die alle möglichen Magiearten praktizierten, sowie an alle anderen Kith, die… nun, irgendetwas benötigten.

Der Trick, den Graumarkt zu betreten, bestand darin, dass es zu jedem Zeitpunkt zwischen einem Dutzend und einhundert Eingänge und Ausgänge gab, von denen jeder zu einem einzigartigen und oft willkürlichen Ort am Graumarkt führte. Der Markt war vergleichbar mit einer Pie-Backform, die mit Perlen gefüllt war, von denen jede mit ihrem Nachbarn durch ein Labyrinth an miteinander verknüpften Fäden verbunden war. Die Perlen bestanden aus Zauberspruchbücherläden, Kräuterapotheken, exotischen Bordellen und jeder anderen Art von dunklem, staubigem, nervenaufreibendem Laden.

Die Eingänge und Ausgänge des Graumarktes waren vor den Blicken der Menschen raffiniert verborgen. Manche waren schlichte Türen, durch die man hindurchlief und die scheinbar in ein Haus oder Bar führten. Ein Mensch würde durch diese Tür in einen Lebensmittelladen oder die Lobby eines Apartmentkomplexes treten. Ein Mitglied der Kith würde hingegen den einzigartigen Zugangssatz des Portals herausfinden und laut aussprechen, wodurch es Zugang zum Markt erhielt.

Echo schlenderte die Chartres Street hinab und suchte nach nichts und etwas zugleich. Das hieß, sie suchte nicht nach etwas Besonderem, sondern stattdessen nach etwas, das leicht merkwürdig oder fehl am Platz wirkte und von einem Hauch Magie umgeben war…

Echo entdeckte eine funkelnagelneue BellSouth Telefonzelle, die leicht versteckt neben einem verwitterten „Shotgun-Haus“ stand. Dessen Zimmer waren in einer geraden Linie angeordnet, sodass man von der Eingangstür direkt bis in den hinteren Garten schauen beziehungsweise schießen konnte, woher auch der Name stammte. Da 2015 war, ging Echo davon aus, dass man neue Telefonzellen heutzutage nicht mehr unbedingt an jeder Straßenecke fand. Sie joggte zu der Telefonzelle, öffnete die Tür und schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, als sie hineintrat.

Sie reiste mühelos zum Graumarkt, indem sie aus der Telefonzelle auf eine zwielichtige Gasse trat. Sie sah sich um und lief durch die Gasse, um sich anschließend auf einer der Hauptstraßen des Marktes wiederzufinden, der Carré Rouge. Dieser Bereich des Marktes wurde stets auf magische Weise von Mondlicht erhellt, da er hauptsächlich Vampire bediente, die auf der Suche nach Blutbanken, lebenden Spendern oder Bordellen waren… oder irgendeiner Kombination aus diesen Dingen. Der Rest des Marktes schien von einer unbestimmten Quelle in eine Art schwaches Dämmerlicht getaucht zu werden. In der Carré Rouge war es sogar noch dunkler.

Und gruseliger, wenn man Echo fragte.

Echo erschauderte und eilte rasch aus der Carré Rouge, wobei sie den Atem anhielt, bis sie auf den Marktplatz trat. Ein Wirrwarr aus Anblicken, Lauten und Gerüchen verwirrte ihr die Sinne, als sie anhielt, um den großen Markt zu betrachten. Auf dem Marktplatz gab es an die dreihundert Stände, die sich in unregelmäßigen Reihen auf dem Platz drängten. Die Verkäufer boten kleinere Gegenstände feil, alles von kandierten Äpfeln, die mit Liebeszaubern versehen waren, bis hin zu preiswerten fertiggebrauten Tränken, billigen Zauberstäben und Kristallkugeln für Wahrsager. Auf dem Marktplatz wurde mit Plunder gehandelt. Erfahrenere Praktiker der Künste kauften ihre Güter hinter den Ständen bei den Dutzend Querstraßen, in denen sich die Einzelhändler befanden.

Echo ließ die Stände links liegen und ging direkt zur anderen Seite des Marktes. Auf ihrem Weg zu Robichaux’s Kräuter und Tränke musterte sie ihre Umgebung. Es war ruhig auf dem Markt. Früher Morgen in der Welt der Menschen bedeutete, dass viele Kith noch schliefen, weil sie das Sonnenlicht mieden oder sich erholten, da sie lange aufgeblieben waren. Nach Mitternacht ging es auf dem Markt am geschäftigsten zu, weshalb viele Läden und Stände vor Mittag erst gar nicht öffneten, manche sogar noch später.

Sie drückte die Eingangstür auf und lächelte über das vertraute Bimmeln der Glocke, die Miss Natalie auf die Anwesenheit eines Besuchers aufmerksam machte. Echo war überrascht, den Laden leer vorzufinden. Sie hatte den Laden noch nie betreten, ohne sofort die ältere Kräuterverkäuferin zu erblicken, die mit einem Lächeln und dem neuesten Kith Tratsch auf sie wartete.

Echo schloss die Tür und schaute eine Minute zu dem unbesetzten Tisch, dann zuckte sie mit den Achseln. Der Kassentisch stand mittig vor der hinteren Ladenwand und wurde zu beiden Seiten von drei Reihen weißer, hoch aufragender Holzbücherregale flankiert. Jeder Gang beinhaltete Regale voller Pflanzen, die nach Gattung und Zweck gruppiert waren. Die lebenden Exemplare wuchsen unter gewölbten Glasglocken, wohingegen die getrockneten und zu Puder verarbeiteten Produkte in Gefäßen jeder Art und Form aufbewahrt wurden. Obwohl die Sammlung etwas überwältigend war, waren die Behälter fein säuberlich beschriftet und organisiert.

Echo fand sofort, wonach sie suchte, schraubte den Deckel des Einweckglases ab und nutze die Zange darin, um einige Blätter herauszufischen. Anschließend ließ sie die Blätter in eine kleine Plastiktüte fallen, die sie in ihrer Handtasche mitgebracht hatte. Die Blätter, die sie hier kaufte, verdarben nach weniger als einer Woche, weshalb sie diese Besorgung recht häufig machte.

„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“

Echo Caballero wirbelte herum, wobei sie beinahe mehrere der Gefäße auf dem gegenüberliegenden Regal umwarf, die alle verschiedene Arten von getrockneten Fröschen und Molchen zu enthalten schienen. Sie legte den Kopf schief und schaute zu dem Mann, der am anderen Ende des Ganges stand und ihren Ausgang blockierte. Er wirkte hier völlig fehl am Platz. Zum einen trug er einen ausgebeulten, dunklen Anzug. Das war nicht gerade die übliche Kleidung der Hexer, Priesterinnen und Kith-Käufer, die den Graumarkt frequentierten. Zum anderen war der Mann nicht Natalie Robichaux, die Ladenbesitzerin.

„Ähhh, ich brauche nur etwas Hexenblatt“, erzählte Echo stirnrunzelnd. Sie hielt das Tütchen hoch, um ihm zu zeigen, dass sie es bereits gefunden hatte.

„Richtig, richtig“, sagte der Mann. Er machte mit nachdenklicher Miene einen Schritt auf sie zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

„Wo ist Miss Natalie?“, wollte Echo wissen, deren Mund trocken wurde. Irgendetwas stimmte hier nicht.

„Sie ist nach draußen gegangen“, erklärte der Mann, ohne zu zögern. „Ich bin Amos, ihr… Neffe.“

Echo bewahrte eine neutrale Miene, aber am liebsten hätte sie gelacht. Miss Natalie war Kongolesin und ihre Haut so dunkel wie der Mitternachtshimmel. Dieser Mann sprach in einem hiesigen Dialekt und seine Haut war zwar olivfarben, aber ganz bestimmt kaukasischer Herkunft. Die Wahrscheinlichkeit, dass er durch Blut mit Miss Natalie verwandt war, war äußerst gering.

Dennoch zögerte sie, weil sie keine voreiligen Schlüsse ziehen und in ein Fettnäpfchen treten wollte.

„Ich verstehe. Können Sie meinen Einkauf abwickeln? Ich müsste dann wieder los“, sagte Echo.

„Selbstverständlich“, erwiderte er, trat einige Schritte nach hinten und bedeutete Echo mit einer Hand, sie solle an ihm vorbeigehen.

Echos Herz sprang ihr in die Brust, als eine bleiche Gestalt neben dem fremden Mann erschien. Ein sehr junges ehemaliges Sklavenmädchen, dem Echo schon mal im Laden begegnet war. Ada lautete der Name des Mädchens, wenn sich Echo richtig erinnerte. Es war eine Weile her, seit Ada ihr zuletzt erschienen war. Ada schüttelte verdrossen den Kopf, wobei ihre dunklen Zöpfe hüpften. Sie stemmte ihre Fäuste in die Hüften und warf Echo einen strengen Blick zu.

„Böser, böser Mann“, verkündete Ada und ließ ihre Augen nach links zu dem Fremden schweifen. „Er nimmt Geld. Er ist kein Neffe oder irgendjemand, Ma’am.“

Echo biss auf ihre Lippe. Der Fremde warf ihr einen ungeduldigen Blick zu, denn er konnte den Geist direkt neben sich nicht sehen. Das war ein perfektes Beispiel für Echos gesamtes Leben: sie hörte Dinge, die die meisten Menschen nicht hören konnten, und wirkte dabei wie eine Verrückte. Normalerweise versuchten die Geister allerdings nicht, Echos Leben zu retten. Normalerweise versuchten sie nur, mit ihr über ihre längst verstorbenen Verwandten zu reden, während sie mit der Straßenbahn fuhr, oder sie baten sie, sich um ihre ebenfalls toten Haustiere zu kümmern, während sie im French Quarter ihrem Job als Verkäuferin nachging und bereits eine ungeduldige Schlange an Kunden fast bis zur Tür stand.

„Wenn ich nochmal darüber nachdenke…“, sagte Echo. „Denken Sie, Sie könnten mich rüber zur, äh… Wolfswurz bringen? Auf der anderen Seite? Ich brauche sie für einen Zauberspruch, aber bin mir nicht sicher, wonach genau ich suche.“

Echo deutete mit der Hand und betete, der Kerl möge ihre Lüge nicht durchschauen. Er hielt inne, dann zuckte er mit den Achseln. Er drehte sich um und lief zur anderen Ladenseite. Daraufhin stürzte Echo davon und ließ im Rennen die Tüte mit den Kräutern fallen.

Sie war aus der Tür, bevor der Mann auch nur bemerkte, dass sie geflohen war. Doch im Nu folgte er ihr dicht auf den Fersen.

„Hilfe“, schrie Echo. Ihr Schrei hallte von der fast verlassenen Straße wider.

Eine grauhaarige, alte Frau drehte sich, um zu ihr zu schauen. Ihr dunkler Mantel blähte sich, als sie sich auf ihrem Gehstock nach vorne beugte und dabei fast vornüberfiel. Das alte Weib zog einen silbernen Zauberstab aus ihrem Mantel, aber es war zu spät. Der Fremde im Anzug packte Echos Ellbogen und riss sie von der Straße in eine Gasse und direkt zu einer geschlossenen Tür.

Allerdings war es natürlich keine Tür. Es war einfach nur einer der vielen Überraschungsausgänge des Marktes und Echos Angreifer schubste sie durch das Portal in die helle New Orleans Sonne. Sie ließ ihren Kopf herumschnellen und fand sich selbst auf der Türschwelle eines melonenfarbenen Shotgun-Hauses wider. Ihr Angreifer folgte und Echo rannte die Stufen hinab, wobei sie verzweifelt nach irgendeiner Art von Hilfe Ausschau hielt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite rannten drei gigantische Männer direkt auf sie zu. Ihr Gehirn erfasste die kleinen Bruchstücke der Szene und setzte sie langsam zusammen: ein mürrisch dreinschauender blonder Mann, ein dunkelhaariger Kerl mit einer besorgten Miene, die Tatsache, dass alle drei Männer Waffen bei sich führten. Nicht einfach nur Waffen, sondern Pistolen und Schwerter. Tatsächlich waren sie auch in einen Kampfanzug gekleidet wie eine Art SWAT-Team.

Echos Gedanken stolperten über dieses letzte Detail und sie bemerkte, dass der letzte Mann gerade nach seinem Schwert griff. Erst da sah sie ihn an und konzentrierte sich ausschließlich auf ihn. Rotbraunes Haar, ein umwerfender roter Bart, breite Schultern und…