... fliege übers Land. Ein Taubenbuch - Kurt Pätzold - E-Book

... fliege übers Land. Ein Taubenbuch E-Book

Kurt Pätzold

4,8

Beschreibung

Warum die Taube zum Friedenssymbol wurde, weshalb sie in der Dicht- und Malkunst so oft vorkommt, das hat der Historiker Kurt Pätzold untersucht. Es ist schon erstaunlich, welch unterschiedliche Rolle sie in Vergangenheit und Gegenwart spielte und noch heute spielt. Sie taucht in der Bibel auf Noahs Arche ebenso auf wie auf dem Stadtwappen von Eisenhüttenstadt. Und lebendig natürlich auf dem Markusplatz in Venedig und in anderen Innenstädten. Aber dort wird sie nicht immer gemocht.

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Impressum

spotless erscheint im Verlag Das Neue BerlinRedaktion: Frank Schumann

ISBN eBook 978-3-360-52000-5

ISBN Print 978-3-360-02060-4

© 2012 spotless im Verlag Das Neue Berlin, Berlin

Umschlaggestaltung/Satz: edition ostCover-Foto © Robert Allertz: Zwei Turteltauben in Amsterdamneben dem Homomonument hinter der WesterkerkAbbildungen: Archiv des Autors

Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbHNeue Grünstr. 18, 10179 Berlin

Die Bücher von spotless und des Verlages Das Neue Berlinerscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.edition-ost.de

Kurt Pätzold

… fliege übers Land.Ein Taubenbuch

Nachrichtenbote, Kriegsteilnehmer,Sportkamerad und Friedenssymbol

Man braucht Symbole für die Zusammengehörigkeit.

Eric Hobsbawm

Kleine weiße Friedenstaube …

Im frühen Jahr 2011, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Bundesaußenminister Guido Westerwelle wünschten gerade den Partnern im Militärbündnis guten Erfolg bei ihrer bombenden Intervention im lybischen Bürgerkrieg, war über einer Zeitungsmeldung die Überschrift zu lesen: »Friedenstaube darf ins Klassenzimmer«. Im Text der Nachricht war dann zu erfahren, dass sie erst im Anflug war.

Die Sache hatte folgende Bewandtnis: Im Lande Nordrhein-Westfalen war von einer kürzlich abgetretenen Regierung zwischen dem Schulministerium und der Bundeswehr eine Vereinbarung geschlossen worden, die den Zutritt der Agitatoren dieser Wehr in die Schulen regelt, das hieß: erleichtert.

Die so fixierte privilegierte Behandlung missfiel Bürgern, denen Werbungen von Jugendlichen für baldige Kriegsdienste überhaupt ein Ärgernis sind. Nun, in Düsseldorf hatten die Regierungsfarben gewechselt, soll – machen wir ’nen kleinen Kompromiss – hergestellt werden, was meist übertreibend Chancengleichheit genannt wird.

Kontroverses, hieß es, soll in Zukunft in Schulzimmern auch kontrovers diskutiert werden. Sprecher von Friedensinitiativen, im Zeitungsbericht bildlich Tauben genannt, würden vor Mädchen und Jungen auch zu Worte kommen, und dafür sollen in den Landeshaushalt gar ein paar tausend Euro »eingestellt« werden. Das wäre das Futurum.

Die Nachricht aus dem Westen ließ im Osten da und dort Erinnerungen aufkommen und mit ihnen eine Frage: Wird zwischen Elbe und Oder in einer pädagogischen Einrichtung für Vorschulkinder von deren Besuchern das Lied von jener »kleinen weißen Friedenstaube« irgendwo noch gesungen, die mit dem Auftrag übers Land fliegen soll, allen Menschen Frieden zu bringen?

Seine vier Strophen haben Generationen heranwachsender DDR-Bürger im Kindergarten gesungen:

Kleine weiße Friedenstaube, fliege übers Land; allen Menschen, groß und kleinen, bist du wohlbekannt. Du sollst fliegen, Friedenstaube, allen sag es hier, dass nie wieder Krieg wir wollen, Frieden wollen wir.

Fliege übers große Wasser, über Berg und Tal; bringe allen Menschen Frieden, grüß sie tausendmal. Und wir wünschen für die Reise Freude und viel Glück; kleine weiße Friedenstaube, komm recht bald zurück.

Oder und weiter: Sind mit dem Übergang vom Kindergarten zur Kindertagesstätte Text und Melodie ganz verloren gegangen, weil sie zum Kanon der Friedenserziehung zu DDR-Zeit gehörten – ebenso wie die kindliche Orientierung auf die Verteidigung des »sozialistischen Vaterlandes« gegen jeden Eindringling?

Das ließe sich vermuten, wenngleich gegen den Text der Kindergärtnerin Erika Mertke (Erika Schirmer) sich kaum ein begündeter Einwand erheben lässt. Ihr Lied entstand zwar in Jahr und Monat der DDR-Gründung, dem Oktober 1949, doch kommen in den Versen weder die DDR noch der Sozialismus, weder Stalin noch »die Partei« vor.

Nur eben – es wollen sich die Worte in das Schreckensbild vom ostdeutschen Staat nicht so recht einpassen. Es ist auch nicht wahr, dass Kinder, die das Lied nicht mitsangen, in die Ecke gestellt oder durch Essensentzug bestraft wurden.

Wahr ist, dass sich der Text auch im Liederbuch der Schule fand, bestimmt für die ersten bis vierten Klassen.

Wahr ist ebenso, dass von Kinderchören im ostdeutschen Staat auch ein Lied gesungen wurde, dass mit den Worten begann: »Ich trage eine Fahne, und diese Fahne ist rot« (Text: Helmuth Hauptmann/Musik: Eberhard Schmidt). Doch erlangte dieses Fahnenlied nicht annähernd die Popularität des Taubenliedes. Und das hat wohl nicht daran gelegen, dass sein Text mehrfach geschichtswidrig war. Denn die Fahne, von der behauptet wurde, sie sei »niemals gefallen«, hatte in Deutschland mehrere Jahre hindurch eingezogen und versteckt werden müssen. Und die Väter der Kinder, die in den 70er und 80er Jahren DDR-Kindergärten besuchten, hatten rote Fahnen auch nie »durch die Not getragen«, sondern ganz andere, die zu zeigen nicht geraten war.

Indes: Keine weitere Abschweifung dieser Vorrede, sondern zurück zum Hit und seiner Geschichte.

Picassos Taube, Lithografie von 1949, die Vorlage

1. Paris 1949

Angeregt worden sei seine Autorin, so wird berichtet, von dem Platz, den die Taube inzwischen als Symbol der Friedensbewegung erhalten hatte, und der rührte von jener Lithographie her, die der spanische, in Frankreich lebende Maler Pablo Ruiz Picasso (1881-1973) geschaffen hatte. Deren Abbildung hing in einem Großformat im April 1949 in Paris im Salle Pleyel. Dort, in dem 1927 erbauten Konzertsaal, erblickte sie gleichsam das Licht der Welt. Darin und in dessen Vorgängerbau waren Frédéric Chopin und Clara Wieck, Cesar Franck und Artur Rubinstein und viele andere Künstler, berühmte Solisten, Orchester und Dirigenten, aufgetreten. Nun tagte hier der .

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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