Flirting with Fame - Kaye Kennedy - E-Book
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Flirting with Fame E-Book

Kaye Kennedy

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Beschreibung

Bellamy Shaw ist eine weltberühmte Sängerin, die an der Spitze ihrer Karriere steht – doch der Ruhm hat seinen Preis. Ein besessener Stalker macht ihr Leben zur Hölle und raubt ihr jede Freude am Erfolg.

Tai hingegen ist ein Undercover-Ermittler in einer Spezialeinheit. Um die hohen Arztrechnungen seiner kranken Mutter zu bezahlen, nimmt er einen Nebenjob als Bodyguard an – und wird plötzlich in eine Welt voller Glanz und Gefahren katapultiert.

Als er Bellamy zum ersten Mal trifft, knistert es sofort zwischen ihnen. Doch während sie sich näherkommen, wird Tai schmerzlich bewusst, dass ihre Verbindung nicht nur von Leidenschaft geprägt ist, sondern auch von einer tödlichen Bedrohung.

Die Gefahr lauert überall, und Tai weiß: Jede Unachtsamkeit könnte Bellamys Leben kosten. Kann er seine Emotionen kontrollieren und gleichzeitig die Frau beschützen, die sein Herz im Sturm erobert hat?

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Seitenzahl: 640

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Bellamy Shaw ist eine weltberühmte Sängerin, die an der Spitze ihrer Karriere steht – doch der Ruhm hat seinen Preis. Ein besessener Stalker macht ihr Leben zur Hölle und raubt ihr jede Freude am Erfolg.

Tai hingegen ist ein Undercover-Ermittler in einer Spezialeinheit. Um die hohen Arztrechnungen seiner kranken Mutter zu bezahlen, nimmt er einen Nebenjob als Bodyguard an – und wird plötzlich in eine Welt voller Glanz und Gefahren katapultiert.

Als er Bellamy zum ersten Mal trifft, knistert es sofort zwischen ihnen. Doch während sie sich näherkommen, wird Tai schmerzlich bewusst, dass ihre Verbindung nicht nur von Leidenschaft geprägt ist, sondern auch von einer tödlichen Bedrohung.

Die Gefahr lauert überall, und Tai weiß: Jede Unachtsamkeit könnte Bellamys Leben kosten. Kann er seine Emotionen kontrollieren und gleichzeitig die Frau beschützen, die sein Herz im Sturm erobert hat?

Über Kaye Kennedy

Kaye Kennedy stammt ursprünglich aus New York, lebt aber jetzt an der Küste Floridas mit ihrem Hund Zeus. Tagsüber leitet sie als CEO erfolgreich ihr eigenes Unternehmen und nachts widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben von Büchern. Wenn sie sich nicht gerade neue Geschichten ausdenkt, paddelt sie gerne, liest am Strand, besucht eine Brauerei oder reist durch die Welt.

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Kaye Kennedy

Flirting with Fame

Aus dem Amerikanischen von Barbara Först

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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Widmung

Anmerkung der Autorin

Prolog — Alex

Bellamy

Bellamy

Tai

Bellamy

Alex

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Alex

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Alex

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Alex

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Alex

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Alex

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Alex

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Bellamy

Tai

Epilog — Erik

Danksagung

Impressum

Lust auf more?

Widmung

Für mich

(und für jeden, der diese Botschaft hören will)

Du bist ein Mensch und das ist vollkommen in Ordnung. Nimm es an. Lerne daraus. Gib nicht auf.

Vergiss niemals, dass du supertaff bist und alle Schwierigkeiten überwinden kannst. Und vor allem sei gewiss, dass ich unendlich stolz auf dich bin.

Anmerkung der Autorin

Vielen Dank, dass Sie sich für Tais und Bellamys Lovestory entschieden haben. Es gibt da draußen so viele wunderbare Bücher, deshalb bedeutet es mir unendlich viel, dass Sie Zeit und Geld in meines investieren.

Wenn Sie zum ersten Mal eines meiner Bücher lesen – willkommen in meiner Welt! Sollten Sie jedoch vorher »Flirting with Forever« oder einen Roman aus der Vorgängerreihe »Burning for the Bravest« gelesen haben, dann freue ich mich über das Wiederlesen!

Ich habe bereits beim Schreiben gewusst, dass mich dieses Buch einiges kosten würde, denn auch ich habe Stalking-Erfahrungen … Wie schwierig es sich aber dann tatsächlich gestaltete, war mir vorher nicht klar. Eine Menge alter Wunden sind während des Schreibprozesses aufgebrochen und führten letztendlich zu einem schweren emotionalen Burnout. Diesen Roman, meinen zehnten, zu Ende zu bringen, war eine anstrengende Reise. Mehrere Male hätte ich beinahe aufgegeben, konnte mich aber stets auf mein Team von Unterstützer:innen verlassen und auf die Zuneigung meiner Leser:innen zählen. Und so habe ich es schließlich geschafft.

Machen Sie sich auf eine rasante Fahrt gefasst. Wenn ich meinen Job gut gemacht habe, dann werden Sie verzweifeln, Ihren E-Book-Reader anbrüllen, nach der Lektüre ins Leere starren und sich fragen, was zum Teufel gerade passiert ist. Keine Sorge, es gibt ein ohnmachtsverdächtiges Happily Ever After, und ich verspreche Ihnen, dass es die Mühe lohnt.

Und noch eine letzte Sache, bevor wir zu Tai und Bellamy kommen …

In dieser Reihe halte ich mich so nahe wie möglich an die Realität, habe mir der Story zuliebe jedoch einige künstlerische Freiheiten erlaubt. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder realen Orten ist rein zufällig. (Außer McSorley’s. Das ist absolut echt.)

Alles Liebe

Ihre Kaye Kennedy

Triggerwarnung

Diese Geschichte enthält möglicherweise Inhalte, die als belastend empfunden werden können. Dazu zählen unter anderem Themen wie Trauma, Krankheit, Stalking, Verlust, psychische Gesundheit, sexuelle Übergriffe, Gewalt, Tod oder andere potenziell verstörende Elemente. Leser*innen werden gebeten, ihre eigene emotionale Belastbarkeit zu berücksichtigen und bei Bedarf Vorsicht walten zu lassen. Es wird empfohlen, sich bewusst zu machen, dass individuelle Reaktionen auf bestimmte Inhalte variieren können.

Prolog

Alex

Vor 10 Jahren

Ich saß auf der Treppe vor meiner High School und zupfte an meiner Jeans, die ums Knie herum ausgefranst war. Mama wird mir den Hintern versohlen. Der Unterricht war seit fast zwei Stunden aus, und weil das Schuljahr bald zu Ende war, gab es auch keinen Nachmittagssport oder irgendwelche AGs, ich saß also ganz alleine auf den Stufen. Das kannte ich aber schon. Wie jedes Mal würde ich zwei Stunden warten, ob ich abgeholt wurde, und wenn keiner kam, die sieben Meilen zu unserem Mobilheim laufen.

Ich hörte das Stottern des alten Kombis und stellte mich an die Straße. Ich hasste es, wenn Papa mich abholen kam. Selbst wenn ich alleine hier stand, war es zu gefährlich.

Mein Herz schlug wie wild, als das uralte Vehikel mit den aufgesetzten Seitenteilen aus Holzimitation am Bordstein hielt.

»Rein mit dir, Kid« krächzte er. Eine filterlose Zigarette hing von seinen dünnen Lippen herab.

Ich öffnete die Tür und warf meine Schultasche in den Fußraum.

»Alex, warte.«

Ich erstarrte. Diese Stimme kannte ich. Claire Madden war eines der hübschesten Mädchen unserer Stufe. Alle Jungs wollten mit ihr gehen, und alle Mädchen wollten Claire sein. Oder wenigstens ihre Freundin. Im nächsten Jahr würden wir in der Abschlussklasse sein, und Claire wäre die Königin der Schule. Eigentlich redeten wir nicht miteinander, aber wir hatten drei Kurse zusammen, sahen uns also oft.

Die Schritte hielten neben mir an. »Gott sei Dank, dass du noch da bist. Meinst du, ihr könnt mich mitnehmen?«

Ich bekam rote Ohren, während ich versuchte, mir eine Ausrede auszudenken, aber Papa war schneller. »Na klar, Darlin’. Hüpf rein.«

»Eigentlich ist ja tolles Wetter. Warum bring ich dich nicht zu Fuß nach Hause?«, stieß ich panisch hervor.

»Unsinn«, sagte Papa gedehnt. »Wir können eine hübsche Lady doch nicht zu Fuß gehen lassen. Was sind denn das für Manieren?« Er warf seine Zigarette aus dem Fenster.

»Vielen, vielen Dank.« Claire öffnete die hintere Tür und glitt auf den Rücksitz, während ich wie angewurzelt neben dem Wagen stand.

Papa funkelte mich wütend an. »Nun mach schon, Alex. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.« Es gab nur einen Grund, warum er mich bei meinem Namen nannte, statt »Kid« zu sagen. Fast wäre ich auf der Stelle in Tränen ausgebrochen, aber sein finsterer Blick nötigte mich zum Einsteigen.

Claire nannte Papa ihre Adresse. Als er anfuhr, zitterten meine Knie. Bitte, lieber Gott, wenn es Dich gibt, lass nicht zu, dass er ihr wehtut.

Zehn Minuten später bog Papa nach links in Richtung Chattahoochee National Forest ab.

Claire meldete sich schüchtern vom Rücksitz: »Verzeihung, aber Sie haben sich verfahren.«

Papa antwortete nicht. Ich spürte förmlich, wie Claires Angst wuchs. Nach all den Jahren konnte ich Angst bei einem Menschen fast riechen. Es war ein metallischer Hauch, der sich in den abgestandenen Tabakgestank im Wagen mischte.

»Alex?« Claires Stimme bebte.

Feigling, der ich war, hielt ich meinen Mund und stierte stur geradeaus.

»Wissen Sie was«, fuhr Claire fort, »Sie haben mich schon ein tüchtiges Stück Weg gebracht. Wenn Sie jetzt bitte anhalten würden, dann schaffe ich den Rest auch allein.«

»Halt’s Maul!«, schnauzte Papa.

Claire wimmerte.

Als wir zu unserer üblichen Stelle kamen, verließ Papa die Straße und lenkte den Wagen hinter die Büsche. Wir hatten kaum angehalten, als am Griff der hinteren Tür gezerrt wurde. Nutzlos, die Kindersicherung war aktiviert.

Papa kicherte. »Brauchst es gar nicht erst zu versuchen, Darlin’.« Er stieg aus und stapfte zum Kofferraum.

Claire beugte sich über die Rückenlehne, zwang mich, sie anzusehen. In ihren leuchtenden grünen Augen stand die blanke Panik. »Alex, was hat er vor?«

»Tut mir leid«, flüsterte ich. »Du hättest nicht fragen dürfen, ob wir dich mitnehmen.«

Papa öffnete die Heckklappe, um sein Werkzeug rauszunehmen, dann schlug er sie wieder zu.

»Was meinst du damit?« Claires Stimme stieg um eine Oktave.

Ich wandte mich ab. Was jetzt kam, wollte ich nicht sehen.

Danach fehlte mir die Erinnerung. Das passiert mir oft – dass ich zeitliche Lücken hatte –, aber es war in Ordnung, denn es nahm mir die ständige Erinnerung an Papas Überfälle. Ich nehme an, dass ich ihm half, Claire in die Plane zu wickeln und sie ins Auto zu legen, damit er sie verbrennen und ihre Überreste auf unserem Grundstück vergraben konnte, so wie er es immer machte. Keine Spuren hinterlassen, pflegte er zu sagen.

Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich auf dem Bett lag und den Text der neuen Bellamy Shaw-Single »Roses and Violets« mitsang. Der mitreißende Song half mir, die Erinnerung an Claires Schreie zu dämpfen. In dem Lied ging es darum, dass die Sängerin es satthatte, immer nur Verlierer zu daten, dass sie nun bereit war für einen richtigen Mann. Die Strophe mündete in den Refrain, den ich mit geschlossenen Augen trällerte: »A little roses are red, prove chivalry ain’t dead. A little violets are blue, will make me fall for you.«

Bellamy Shaw und ich wollten das Gleiche. Wenn sogar jemand wie sie keinen Menschen finden konnte, der sie gut behandelte, dann gab es für uns Übrige keine Hoffnung mehr. Traurigkeit erfüllte meine Brust. Über Liebe und Beziehungen wusste ich nichts, aber ich wusste, was Einsamkeit bedeutete, und darum ging es in dem Song. Bellamy war einsam. Ich war einsam.

Ich sang die letzten Zeilen mit. »Roses are red. Violets are blue. I see you. Do you see me too?« Dann schlug ich die Augen auf und richtete mich kerzengerade im Bett auf. Es ging um mich. In ihrem Lied sprach sie über mich. Denn ich hatte erkannt, wer sie wirklich war. Ich verstand sie. Und ich konnte all das sein, was sie sich in dem Song erträumte. Wir konnten all das füreinander sein. Mein Mund verzog sich zu einem seltenen Lächeln, und ich wurde von einem Gefühl erfasst, das ich schon lange nicht mehr empfunden hatte. Glück. Bellamy Shaw machte mich glücklich, und eines Tages würde auch ich sie glücklich machen.

Bellamy

Ich schwang meine Beine mit den rotbesohlten Stilettos aus dem Wagen, ergriff Zachs Hand und schenkte ihm ein süßes Lächeln. Er half mir beim Aussteigen aus der Limousine und sah mich so hingerissen an, als wären wir rettungslos ineinander verliebt. Zumindest nahm ich an, dass sein Blick das ausdrücken sollte. In der Verfilmung eines Liebesromans im vergangenen Jahr hatte er seine Partnerin Celeste ebenso angeschaut. Eines allerdings musste ich Zach wirklich zugestehen: Der Mann wusste seinen Smoking zu tragen. Das schwarze Jackett von Armani saß wie angegossen, und sein braunes Haar war perfekt zur Seite gegelt.

Ich strich den anthrazitfarbenen Tüll meines bodenlangen Rocks glatt und stellte ich mich neben Zach. Pflichtbewusst verschränkte er seine Finger mit meinen, dann traten wir, flankiert von unseren Bodyguards, auf den roten Teppich. Es war einigermaßen warm für Ende April, und ich war froh, dass ich auf dem langen Gang vor dem Theater nicht würde frieren müssen.

Mein burgunderrot geschminkter Mund verzog sich zu einem Lächeln, und ich glitt mühelos in meine Rolle. Die Kameras blitzten, die Paparazzi riefen unsere Namen, sie kletterten fast übereinander, um uns näherzukommen. Aus der Ferne drangen Jubelrufe unserer Fans und hallten von den Betonwänden des Roth Theaters wider.

Zach ließ meine Hand los und legte seine auf meinen unteren Rücken. Wir wandten uns den Kameras zu. Ohne direkt in eine bestimmte Linse zu blicken, drehten wir uns immerfort von links nach rechts, damit die Geier hinter der Absperrung das Foto von Hollywoods »It«-Paar schießen konnten.

Wenn sie nur wüssten.

Zach drückte seine Lippen auf meine Stirn, dann führte er mich, wie so viele Male zuvor, an der Reihe der wartenden Reporter vorbei. Als wir zum ersten Interview Point gelangten, raffte ich meine langen silbernen Locken über einer Schulter zusammen und strich flüchtig mit den Fingern über meine kohlschwarzen Stirnfransen. Mein zweifarbiges, taillenlanges Haar im Ombré-Look war mein Markenzeichen, also versuchte ich, es bei jedem Kameralauf hervorzuheben.

»Zach. Bellamy«, sang die Reporterin, als wären wir alte Freunde.

Falls ich sie schon einmal getroffen hatte, konnte ich mich nicht daran erinnern. Ich legte meine Finger mit den matt burgunderrot lackierten Nägeln auf Zachs Unterarm, und er beugte sich herab, wobei er so tat, als flüstere er mir etwas ins Ohr. Ich lachte kurz auf, als hätte er etwas Witziges gesagt. Das gab immer gute Bilder für die Boulevardpresse.

»Ihr seid zum Anbeten«, lobhudelte die Reporterin und legte eine Hand aufs Herz.

»Nur sie.« Zach legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich.

»Du schmeichelst mir, Z.« Im Bemühen, ein Erröten hervorzurufen, blies ich die Wangen auf.

»Zach, Ihre Freundin ist heute Abend für einige der Hauptpreise nominiert. Sie müssen ja so stolz auf sie sein.«

»Ungeheuer. Und ich wäre noch stolzer, wenn sie die Preise nach Los Angeles heimbrächte.«

Die Reporterin zog ihre scharf gezeichneten Augenbrauen in die Höhe. »Verstehe ich das richtig? Habt ihr euch nun endlich entschlossen zusammenzuziehen?«

Ich unterdrückte ein Hüsteln. »Nein, nein.«

»Noch nicht.« Zach drückte meinen Hüftknochen und lächelte auf mich herab. »Aber hoffentlich bald.«

Das gehört nicht zu unserer Abmachung. Ich knirschte mit den Zähnen, lächelte aber unverdrossen weiter. Um diesen Ausrutscher von Zach würde ich mich später kümmern.

Die Reporterin hob eine Hand und überkreuzte ihre Finger, dann hielt sie das Mikro wieder vor ihre pink bemalten Lippen. »Bellamy, dies ist Ihr zehnter Besuch bei den Top of the Charts Awards. Sie waren jedes Mal nominiert. Wird der heutige Abend anders als die anderen, was glauben Sie?«

Ich nickte gedankenvoll. Mit sechzehn war ich zum ersten Mal über diesen roten Teppich geschritten. Damals war ich als Beste Neue Künstlerin nominiert worden. »Jede Nominierung macht mich unglaublich glücklich. Und jede Preisverleihung ist an sich schon etwas Besonderes, aber heute werde ich zum ersten Mal von Zach zu den ToCAs begleitet und freue mich, dass ich dieses Erlebnis mit ihm teilen kann.«

Zach knüpfte nahtlos an. »In den letzten Tagen haben wir New York erkundet. Das hat Spaß gemacht, aber jetzt kann ich’s gar nicht abwarten, mein Mädel in ihrem Element zu sehen.«

Wieder einmal fiel die Reporterin angesichts seines Charmes fast in Ohnmacht. Dann fragte sie: »Und welches Lied werden Sie heute Abend singen, Bellamy?«

Ich hob eine Schulter. »Das werden Sie in ungefähr einer Stunde wissen.« Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Manager Philip, der mir mit einer winzigen Fingerbewegung zu verstehen gab, dass ich dieses Interview beenden und zum nächsten gehen sollte. Wir dankten der Reporterin und rückten zum nächsten Point vor.

An jedem Mikrophon beantworteten wir die immer gleichen Fragen, bis wir schließlich zu dem Bereich kamen, wo uns die Fans erwarteten. Ihre Begeisterung war ohrenbetäubend. Zach und ich trennten uns für eine Weile, um Autogramme zu geben und Fotos schießen zu lassen. Einige meiner Anhänger drückten mir Geschenke in die Hand, was ich auch nach zehn Jahren im Showgeschäft wirklich rührend fand. Mein Manager nahm mir die Tüten und einen Rosenstrauß ab, damit ich Zach unterhaken konnte. Wir winkten unseren Fans zum Abschied zu und betraten das Roth Theater.

Hier wurden in diesem Jahr zum allerersten Mal die Top of the Charts Awards abgehalten. An den edlen Marmorwänden des Foyers prangten goldgerahmte Plakate früherer Shows und Konzerte. Ein üppiger Kristalllüster hing in der Mitte des Saals zwischen zwei zusammenlaufenden Treppen, die in die Zwischenetage führten. Zach und ich gingen geradeaus unter dem Lüster hindurch zum Parkett. Ein Mitarbeiter erwartete uns am Eingang und führte uns zu unseren Plätzen in der ersten Reihe.

»Wow«, bemerkte Zack, als wir uns niederließen. »Noch nie hab ich in so einem Auditorium ganz vorn gesessen.«

Zach war ein ganz annehmbarer Schauspieler, einen Preis sah ich jedoch nicht winken. »Nicht mal bei den Teen Choice Awards?«, neckte ich ihn.

Zach verdrehte die Augen und knurrte: »Erinner mich bloß nicht daran.« Im Vorjahr hatten er und Celeste den Preis für den besten Filmkuss gewonnen. »Aber, nein. Nicht mal dort.«

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bei einer Preisverleihung gewesen war und nicht in der ersten Reihe gesessen hatte. Ich grinste schief und beugte mich zu ihm. »Tu so, als wäre ständig eine Kamera auf dich gerichtet und vermeide jede unbedachte Reaktion.«

Er stupste mich mit der Schulter. »Mach dir keine Sorgen, ich werde dich schon nicht in Verlegenheit bringen.«

Das stimmte. Zach war von seinem PR-Team ebenso sorgfältig vorbereitet worden wie ich. Das war ja einer der Gründe gewesen, warum unsere Manager die »Beziehung« zwischen uns beschlossen hatten. Zach war der It-Guy von Hollywood und ich die Prinzessin des Pop. Dass wir »dateten«, war eine strategische Entscheidung, um uns beide an der Spitze zu halten, und es hatte gewirkt wie ein Zaubermittel.

Die Show begann. Während ich auf den Auftritt für die erste meiner drei Nominierungen wartete, konnte ich nicht umhin, die hervorragende Akustik in dem kleinen Theater zu bemerken. Ich war so lange auf riesigen Bühnen aufgetreten, dass ich vergessen hatte, wie viel spezieller kleine Spielorte klingen können. Selbst der Applaus hörte sich anders an; er hatte einen Nachhall, der meine Füße vibrieren ließ. Ich sehnte mich danach, endlich auf dieser Bühne zu stehen, um zu wissen, wie es sich wirklich anfühlte.

»Und die Nominierten für die Beste Single sind«, sagte der Moderator gerade. Wenn ich gewann, würde es der fünfte Preis sein, den ich bei diesem Wettbewerb holte.

Zach richtete sich auf seinem Stuhl auf und platzierte eine Hand auf meinem Schoß. Ich legte meine Hand auf seine und mit einem Lächeln warteten wir die Nennung der fünf Namen ab.

»Und der Gewinner ist …« Der Moderator fuhr mit dem Finger unter die Lasche des Umschlags. Mein Herz schlug ein wenig schneller. Egal, wie viele Preise ich gewann, es war jedes Mal aufregend. »,Gracious‹ von Bellamy Shaw und Gregory Arnold.«

Ich schloss die Augen und dankte stumm dem Universum. Dann erhob ich mich.

Zach zog mich in seine Arme. »Ich bin so stolz auf dich, Bella.«

»Danke.« Ich schickte ein Lächeln nach oben. Im Laufe des vergangenen Jahres war er mir ein wenig ans Herz gewachsen, aber mehr als eine liebevolle Freundschaft würde nie zwischen uns bestehen. Für eine funktionierende Beziehung waren wir viel zu verschieden. Am Ende würden wir uns gegenseitig umbringen.

Ich stieg die Treppe zur Bühne empor, wo ich am Mikrophonständer meinen Co-Texter traf. Der Moderator reichte mir den Preis, und ich umarmte Greg, dann gab ich die gläserne Statue an ihn weiter. Er hielt seine Dankesrede zuerst und ließ mir für meine kaum Zeit, aber das war in Ordnung. Ich hegte die zuversichtliche Hoffnung, dass ich an diesem Abend noch einen Preis gewinnen würde. Als Greg fertig war, tauschten wir die Plätze.

»Es ist immer ein Vergnügen, mit Greg zu texten. Als wir diesen Song komponierten, wussten wir, dass er groß werden würde, und dieser Preis ist eine wunderbare Anerkennung unserer Arbeit. Ich möchte auch meinem Label The Hive Records danken, dass sie es damals mit einem Teenager riskiert und mich die ganzen Jahre über begleitet haben. Ebenso danke ich meinem Manager und meinem tollen Team. Und meiner Band, die geholfen hat, ›Gracious‹ zu dem zu machen, was es heute ist.« Ich wies zu Zach, der mich von seinem Platz aus anstrahlte. »Ich danke meiner Familie und meinem Freund, Zach Duran – einige von euch haben vielleicht schon mal von ihm gehört.« Kichern im Publikum. »Weil sie meine Karriere so sehr unterstützen. Und am meisten danke ich natürlich meinen Fans. Danke, dass ihr mir helft, in meinem Traumjob so erfolgreich zu sein.«

Musik setzte ein, und wir verließen die Bühne. Statt zu meinem Platz zurückzukehren, musste ich mich auf die Präsentation meiner preiswürdigen Single vorbereiten. In einer Garderobe frisierte eine Stylistin meine Haare und frischte mein Make-up auf, während ich Stimmübungen machte. Während der nächsten Werbepause holte mich mein Manager ab.

»Gute Arbeit, Bella«, bemerkte er, ohne allzu viel Begeisterung zu zeigen. Ich nahm es nicht persönlich. Philip Vanwick war ein ziemlich emotionsloser Mann. Um es ganz offen zu sagen, in seinem besten Zustand war er ein totaler Arsch, und sein Aussehen passte zu seiner Persönlichkeit. Er war klein, stämmig und wurde zunehmend kahlköpfig, aber seinen Job machte er verdammt gut. Seit Philip an Bord war, war es mit meiner Karriere steil bergauf gegangen.

»Danke.« Ich schüttelte meinen langen Tüllrock aus, dann befestigte ich den Bund an dem langärmeligen Bustier, das mit schwarzen und silbernen Pailletten besetzt war. Das Kleid war speziell für mich entworfen worden, und ich liebte es, weil es genau zu meinem Haar passte.

Einer der Produzenten rauschte herein, die Hand am Headset. »Miss Shaw, würden Sie bitte auf die Bühne kommen.«

Ich nickte und schüttelte kurz meine Beine aus, dann folgte ich ihm auf klappernden Absätzen. Da immer noch Werbepause war, nahm ich mir einen Augenblick Zeit, um den Ausblick zu genießen. Das Theater hatte drei Ebenen: Parkett, Balkon und Galerie, und alle waren gesteckt voll mit Zuschauern. Die Seitenwände waren mit Schallschutzplatten verkleidet, um störende Halleffekte zu dämpfen.

Ich konnte sogar Gesichter erkennen. Eine schöne Abwechslung zu meinen übermäßig choreografierten Konzerten mit spektakulären Lightshows, die mich, davon war ich überzeugt, blind machen sollten. Ich hatte vor zwei Monaten eine Stadiontournee beendet, und meine Plattenfirma drängte jetzt schon darauf, die Daten für die nächste festzulegen. Auch wenn der Auftritt in Stadien mir viel Spaß machte, spürte ich doch Schmetterlinge im Bauch bei der Vorstellung, an diesem intimeren Ort zu singen.

Der Produzent sagte uns an. Ich nickte meiner Band zu, während ich meinen Platz hinter dem Mikrophonständer in der Bühnenmitte einnahm. Mit den Fingern strich ich über den strassverzierten Griff meines Mikros und atmete ein paar Mal tief durch.

»Da sind wir wieder«, sagte der Moderator. »Und nun präsentieren wir euch die Beste Single des Jahres – Bellamy Shaw.«

Mein Drummer gab die ersten Takte vor, und ich war sofort mittendrin. Auf einer Bühne fühlte ich mich heimischer als irgendwo sonst. Während ich den Text schmetterte, sah ich die berühmten Gesichter im Publikum. Vor Kollegen zu performen war stets ein wenig einschüchternd, doch zugleich fühlte ich mich in diesen Momenten mehr als wahre Künstlerin. Auf eine Bühne klettern und singen, das kann jeder, aber nur die Besten dürfen auch vor den Besten singen.

Nach der zweiten Strophe zog ich mir den In-Ear-Monitor aus dem Ohr, damit ich die Akustik im Theater besser erfassen konnte. Auf der Bühne war sie sogar noch besser als im Zuschauerraum. Ich löste auch den anderen Ohrknopf und forcierte meine Stimme in solistische Höhen, die ich normalerweise nicht anstrebte. Mein Label gab für gewöhnlich nur Songs heraus, die meine Fans ohne Anstrengung mitsingen konnten. Aus Marketinggründen ergab das Sinn, aber diese Songs zapften nur einen Bruchteil dessen an, was meine Stimme vermochte. Jetzt erreichte ich im Falsett sogar das fünfgestrichene C und spürte es in meinem ganzen Körper. Ich vibrierte, das Mikrophon vibrierte, die Bühne vibrierte. Und meinen Zuhörern fiel der Unterkiefer herab.

Ich drehte mich zu meiner Band um und bedeutete ihnen, den Teil zu wiederholen, damit ich das Solo noch einmal singen konnte. Ich wusste ja nicht, ob ich jemals wieder die Gelegenheit bekommen würde, auf dieser Bühne zu singen, und wollte sie voll auskosten. Die Menge brüllte. Alles sprang auf, als ich den hohen Ton ein zweites Mal erreichte und so lange hielt, bis mir der Atem ausging. Dann sang ich den letzten Refrain.

Als die Musik verklungen war, verbeugte ich mich vor meinem Publikum. Meine Haut kribbelte beim Anblick so vieler großer Namen der Musik, die mir stehende Ovationen spendeten. Ich legte eine Hand aufs Herz und winkte, dann ging ich rechts von der Bühne ab.

»Na, das war doch mal was«, sagte Phil, als ich zu ihm kam.

Ich zuckte die Achseln. »Mir war halt danach.«

Ich ging in meine Garderobe und trank ein großes Glas Wasser, während ich auf die Werbepause wartete, in der ich zu meinem Platz zurückkehren konnte. Der nächste Act, ein Rapper, den ich auf einigen Partys in Los Angeles getroffen hatte, kam herein, um sich auf seinen Auftritt vorzubereiten. Ich war sofort neidisch. Ich wollte zurück auf diese Bühne, ich wollte ein komplettes Abendprogramm bestreiten. Eine Idee kam mir, doch bevor sie Wurzeln schlagen konnte, holte Philip mich ab und brachte mich wieder ins Auditorium. Mein Manager achtete strikt darauf, dass ich so viel wie möglich gefilmt wurde.

Während ich die Reihe entlangschritt, wurde ich von allen Seiten auf meine Vorstellung angesprochen. Als ich zu meinem Platz kam, hatte sich ein permanentes Grinsen auf meinem Gesicht festgesetzt.

»Mannomann«, sagte Zach und legte den Arm um mich. »Hatte ja keine Ahnung, wie du singen kannst.«

Ich musste lachen. »Die hatte hier wohl keiner.« Abgesehen von Greg. Wir schrieben viele Songs zusammen, daher wusste er um meine Fähigkeiten. Im Grunde drängte er mich seit Jahren, dass ich mich gegen mein Label wehren und Songs herausbringen sollte, die meine Stimme wirklich zur Geltung brachten, aber ich war immer zu feige gewesen, um mich gegen The Hive zu stellen. Die Plattenfirma hätte mir niemals gestattet, mich von meinem poppigen Mainstream zu entfernen.

Bei meiner zweiten Nominierung ging ich leer aus, aber das war okay. Der Preis für das Beste Musikvideo ging an eine Band, die ich sehr bewunderte, und die es verdiente. Der Award, den ich wirklich ersehnte, sollte zum Schluss vergeben werden. Schon einmal war ich als Künstlerin des Jahres nominiert worden, hatte aber nicht gewonnen. Dies war der Gipfel aller Auszeichnungen. Ich spürte förmlich im Voraus, dass ich den Preis abräumen würde, obwohl eine Musiklegende nominiert war und zwei andere Wettbewerber ihn schon einmal gewonnen hatten. Falls ich diesmal den Preis erhielt, wäre dies unzweifelhaft ein Höhepunkt meiner Karriere.

Der Abend nahm seinen Fortgang. Vor Nervosität zitterte mein Bein. Nach dem letzten Auftritt war es endlich so weit: Der große Gewinner konnte angekündigt werden. Zach griff nach meiner Hand, aber ich schüttelte den Kopf und flüsterte: »Ich schwitze.«

»Na und?« Er kicherte und nahm meine Hand dennoch. »Ich hab so ne Ahnung, als ob du ihn im Sack hättest, Bella.«

Ich versuchte mit aller Macht, eine neutrale Miene zu bewahren, war aber gleichzeitig sicher, dass ich den Kampf gegen meine angespannte Erwartung verlor. Wieder und wieder ertappte ich mich dabei, dass ich die Zähne zusammenbiss und bewusst den Kiefer lockern musste.

»Und Act des Jahres ist …«

Ich hielt den Atem an.

Die Stille tickte in meinen Ohren wie eine Uhr.

Ich verlagerte mein Gewicht auf die andere Hüfte.

Und wieder zurück.

Der Moderator setzte ein strahlendes Lächeln auf und sah geradewegs zu mir. »Bellamy Shaw.«

Ich schlug die Hände vor den Mund. Tränen traten in meine Augen.

Es ist wahr.

Ich habe gewonnen.

Dies geschieht tatsächlich.

Zach zog mich von meinem Stuhl hoch und küsste mich auf den Mund. Das war jedes Mal so, als küsste ich meinen Bruder, aber jetzt war ich viel zu aufgeregt, um mich weiter darum zu kümmern. Als er mich losließ, drehte er mich um die eigene Achse und zeigte auf die Bühnentreppe. Mit wackeligen Knien stieg ich ein zweites Mal dort hinauf, umarmte den Moderator und umschloss die gläserne Statue mit meinen Händen. Ich starrte das Ding eine Weile an, bevor ich ans Mikro trat.

Ich hatte eine perfekte Rede vorbereitet, aber jedes Wort davon war vergessen. Ich räusperte mich also und schaute ins Publikum. »Ich … Ich weiß nicht«, stotterte ich. »Boah.«

Die Leute lachten.

»Ähmm, sorry, ich glaub, ich hab grad so eine Art Schock.« Ich packte die Statue fester. »Es ist ja an sich eine Ehre, nur dafür nominiert zu werden, besonders neben solchen tollen Künstlern.« Ich suchte den Blick der anderen Nominierten. Als Rihanna, die den Preis im Vorjahr gewonnen hatte, mir anerkennend zunickte, atmete ich einmal tief durch und riss mich zusammen.

»Bei meiner letzten Tournee habe ich dreiundfünfzig Shows gegeben, in Stadien auf vier Kontinenten. Das war eine Wahnsinnserfahrung.« Wieder starrte ich meinen Preis an und schüttelte den Kopf. »Wenn ihr mir mit sechzehn gesagt hättet, als ich bei ›The Next American Superstar‹ mitgemacht und gewonnen habe, dass ich zehn Jahre später dieses Teil in meiner Hand halten würde, hätte ich euch für verrückt erklärt. Damit ist wirklich ein Traum wahr geworden.«

Ich konzentrierte mich auf eine Kamera und sprach direkt in die Linse. »Am meisten muss ich meinen Fans danken, die seit Jahren zu meinen Auftritten kommen. Denn ohne euch, die ihr so viel Zeit und so viel von eurem sauer verdienten Geld in meine Alben und meine Konzerte investiert, wäre nichts von alledem möglich.«

Ich holte zitternd Luft. »Ich glaube, diese Erfahrung könnte ein neues Kapitel in der Bellamy Shaw-Story einläuten.« Und meinen Preis in die Höhe haltend, schloss ich: »Ich danke euch. Einfach … Danke.«

Als ich vom Mikrophon zurücktrat, erhob sich das gesamte Auditorium und brach in Begeisterungsrufe aus. Ich kicherte und grinste, sog diesen Moment tief in mich ein. Das Holz unter meinen Schuhsohlen vibrierte, und der nachhallende Sound schuf einen Tunneleffekt, als badete ich in der Energie des ganzen Saals. Ich drückte eine Hand auf mein Herz und zog meine Lippen nach innen, während ich darum kämpfte, nicht die Fassung zu verlieren. Dies war ein Moment, den ich niemals vergessen würde, und es war vollkommen klar, was ich als Nächstes zu tun hatte. Zweifellos würde ich damit eine Menge Leute verärgern, und vermutlich wäre es nicht unbedingt der klügste Karriereschritt, aber ich hatte es satt, mich den Regeln anderer zu beugen. Es war an der Zeit, etwas für mich zu tun. Zu guter Letzt..

Bellamy

Luna nippte an ihrem Bellini, der uns im Patio des Republic, unserem Lieblings-Brunchrestaurant in Los Angeles, serviert worden war. Da das Lokal von vielen Celebritys besucht wurde, legte das Management Wert auf eine streng geschützte Privatsphäre. Hier hatten wir meistens Ruhe vor Paparazzi oder übereifrigen Fans. Draußen sah es anders aus.

»Ich versteh dich nicht«, sagte sie und trommelte mit ihren spitz gefeilten, in Hot Pink lackierten Acrylnägeln auf ihrem Glas herum. »Mit einer Stadientournee würdest du eine Menge mehr verdienen.«

»Es geht nicht immer nur ums Geld.« Ich schnitt mit dem Messer ein Stück meiner veganen, glutenfreien und zuckerfreien Proteinwaffel ab, bohrte meine Gabel hinein und spießte ein Erdbeerstückchen auf.

Lunas espressofarbene Augen blinzelten, während sie eine Strähne ihrer langen blonden Mähne um ihren Finger wickelte. Die Strähne hatte sich aus ihrem Fishtail-Braid gelöst – oder war mit Absicht nicht eingeflochten worden. »Ich meine, ich kann ja verstehen, dass ein Gastspiel attraktiv ist. Ich kann mir total vorstellen, wie ich in Vegas voll auf Britney mache, aber erst sehr viel später, wenn der Hype abgeflaut ist. Du bist gerade auf der Höhe deiner Kunst, Mädel. Du wirst nicht ewig vor ausverkauften Stadien singen, das weißt du.« Sie leerte ihr Glas.

Während ich an meiner Waffel kaute, erwog ich ihren Standpunkt. Mit dem Timing hatte sie absolut recht. Vor zwei Wochen erst hatte ich den Preis der Künstlerin des Jahres gewonnen. Ich sollte eine Stadiontour machen, aber irgendwie fühlte es sich richtig an, genau jetzt für eine Weile nach New York City zu gehen. »Könnte schon sein.«

»O mein Gott! Ich hab ja ganz vergessen, dir zu erzählen, dass ich einen Song mit Andres Villalobos aufnehmen werde.«

Ich versuchte, nicht zu lachen, und versteckte meinen Mund hinter der Stoffserviette. Als ich sie wieder auf den Schoß sinken ließ, achtete ich darauf, dass die Seite mit dem Lippenstift nicht mit meiner weißen Hose in Berührung kam. Dass amerikanische Sängerinnen mit Latinokünstlern Songs aufnahmen, war der neueste Trend, aber Luna Morgan sprach kein Wort Spanisch. Ihr richtiger Name war Jennifer Wilcox. Das typische Kind der Neunziger, Spross einer reichen weißen Familie. Nicht, dass ich darüber hätte meckern dürfen. Ich konnte ja selber kein Spanisch. Oder zumindest nur das bisschen, was ich im Laufe der Jahre auf Reisen aufgeschnappt hatte. Aber ich sollte ja auch nicht mit Andres singen.

»Ist ja super.« Mein Lächeln war ziemlich aufgesetzt.

»Ich glaub, das könnte sogar ein Multi-Platin-Ding werden.«

Der Kellner brachte die nächste Ladung kostenloser Bellinis. Luna griff sofort nach ihrem Glas.

»Noch was vor?«, erkundigte ich mich.

Sie verdrehte die Augen. »Ich muss später noch mit Barnes auf so ne blöde Veranstaltung. Wenn ich jetzt richtig hacke werde, reicht die Dröhnung vielleicht noch bis zum Ende.«

Barnaby Howard Finch, der Earl of Exeter, war seit fünf Jahren Lunas Immer-mal-wieder-Freund. Er lebte hauptsächlich in den USA und verstand sich nicht besonders gut mit seiner adligen Verwandtschaft, was keinesfalls überraschend war, wenn man bedachte, wie oft er für unappetitliche Schlagzeilen in der Boulevardpresse sorgte. Das Publikum lechzte nach Berichten über Barnabys neuestes Ungemach. Luna hatte etwas Besseres verdient. Wahrscheinlich.

Ich beäugte mein Glas. Ich hatte schon zwei Cocktails intus und hätte mich vielleicht ein wenig zurückhalten sollen, da heute Nachmittag ein Termin mit meinem Label anstand. Andererseits würde ein bisschen flüssiger Extramut dazu beitragen, dieses Meeting zu überstehen. Meine Finger schlossen sich um den Stiel meiner Sektflöte und ich schlürfte den sprudelnden Pfirsich.

Meine beste Freundin prostete mir solidarisch zu.

»Wenn du dich betrinken willst, solltest du vielleicht auch ein kleines bisschen essen«, sagte ich, weil sie das Eiweiß kaum angerührt hatte.

Sie verzog das Gesicht. »Es schmeckt, als wäre es in Butter gekocht.«

Ich sah sie erstaunt an. »Echt jetzt? Normalerweise machen die das hier nicht. Lass es zurückgehen.«

»Macht doch nichts. Hab letzten Monat zwei Pfund zugelegt, da kann ich es mir leisten, ein paar Mahlzeiten zu überspringen.« Damit schob sie ihren Teller fort.

Ich hätte dem entgegenhalten können, dass Luna toll aussah, aber ich wusste, was der ständige Perfektionsdruck bewirkte, und wenn Luna der Meinung war, sie müsse abnehmen, dann würde ich sie nicht widerlegen. Im letzten Dezember hatte TMZ, das Thirty Mile Zone-Magazin, äußerst unvorteilhafte Bikinifotos von Luna an einem Strand in Miami veröffentlicht. Wir hatten zwar nie darüber gesprochen, aber seitdem war sie sichtlich um ihr Erscheinungsbild besorgt gewesen.

»Und – was hält Zach von deiner Umzugsidee?«, kam Luna auf ein anderes Thema zu sprechen.

Der Ärmel meines schulterfreien Langarm-Bustiers glitt herunter. Ich schob ihn wieder hoch. »Hab’s ihm noch nicht gesagt.«

Sie drehte ihr Stielglas zwischen den Fingern. »Interessant.«

»Warum ist das interessant?«

»Weil er dein Freund ist, und du planst, dich für wer weiß wie lange Zeit nach New York zu verziehen.« Luna wusste nichts über meine wahre Beziehung zu Zach.

»Ich habe doch schon die Hälfte unserer Beziehung auf Tournee verbracht. Er weiß, dass ich wieder Konzerte geben muss. Vielleicht wird es einfacher für uns, wenn ich einen festen Ort habe, an dem ich bleibe.« Wenn wir tatsächlich ein Paar wären …

»Aber jeder wird auf der anderen Seite des Landes wohnen.«

Ich stürzte ein Viertel meines Glases hinunter. »Muss ich dir wirklich erklären, wie unser Job läuft?« Die meisten Künstler waren die Hälfte des Jahres auf Tournee.

Luna kicherte. »Mädel, ich sag doch nur, so lang ich dich kenne, war Zach deine einzige ernsthafte Beziehung. So was musst du doch mit ihm besprechen. Ich rede immer erst mit Barnes, bevor ich meine Tourpläne festlege.«

Ich stopfte mir den letzten Bissen Waffel in den Mund. Luna hatte nicht ganz unrecht. Die einzige echte Beziehung, die ich je gehabt hatte, war die zu einem Fake-Boyfriend. Wie traurig ist das denn … Ich schluckte den Bissen hinunter. »Natürlich sag ich’s ihm. Er denkt doch sowieso, dass ich wieder auf große Tournee gehe. Aber bevor mein Label das Okay für New York gibt, hat es gar keinen Sinn, das anzusprechen.«

Luna stürzte den Rest ihres Cocktails hinunter. »Marschier da rein und sag denen, dass du’s machst. Lass dir keine Absage andrehen.«

Das brachte mich zum Grinsen. »Jetzt spricht der Alkohol aus dir. Eben noch willst du mich zu einer Tournee durch die großen Stadien bequatschen, und jetzt meinst du, ich soll das Gastspiel machen.«

»Was auch immer.« Wieder kicherte sie. »Mach The Hive zur Schnecke.«

Belustigt schüttelte ich den Kopf. Luna hatte bei The Hive Records angefangen, bevor sie zu einem nachgiebigeren Label wechselte; sie wusste also ganz genau, wogegen ich ankämpfen musste. »Ja, weil es natürlich sooo einfach ist …«

Sie hatte einen Schluckauf bekommen. »Mädel, also bitte! Du bist doch die verdammte Bellamy Shaw. Mach dir das zunutze, solange dein Name in dieser Stadt Gewicht hat.« Ihr Handy auf dem Tisch summte. »Hey, Baby.«

Während Luna mit Barnes sprach, dachte ich über ihre Worte nach. Auf meinem Kaminsims stand die Trophäe der Künstlerin des Jahres. Das musste mir doch ein gewisses Mitspracherecht geben. Oder etwa nicht?

Nach dem Brunch stieg ich in meinen SUV und versuchte, meiner Nervosität Herr zu werden, während mein Fahrer mit dem Verkehr in L.A. kämpfte. Zum Glück dauerte die Fahrt zur Zentrale von The Hive nicht lange. Ray, der Leiter meines Security-Teams, begleitete mich durch die Lobby zum Lift, mit dem wir bis zur obersten Etage fuhren.

»Miss Shaw«, begrüßte mich eine übereifrige Empfangsdame, kaum dass ich ausgestiegen war. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«

»Sprudel mit Zitrone wäre toll.«

»Ich habe schon eine Flasche in den Konferenzraum gestellt. Ihr Manager ist da. Ich führe Sie zu ihm.«

Ich nickte zum Dank, dann folgte ich der lebhaften Person in die hinteren Räume und ließ Ray am Empfang zurück. Seine Dienste wurden hier nicht benötigt.

Philip stand an den Fenstern am Ende des Gangs, die Hände in die Taschen seiner Anzughose gebohrt. Als er mich sah, warf er einen demonstrativen Blick auf seine Rolex. Ja, sicher, ich war ein klein wenig spät dran, hatte es aber geschafft. Ohne Zeit zu verlieren, murmelte Philip »Hallo« und stieß gleichzeitig die Glastür zum Konferenzzimmer auf. Ich ging hinein. Sofort wurde ich von Leda in die Arme geschlossen.

»Bellamy, wir sind ja alle so stolz auf dich.«

»Danke«, erwiderte ich. Hoffentlich waren sie auch stolz genug, um für meinen Vorschlag empfänglich zu sein.

Nachdem ich Aaron, dem anderen Angestellten, die Hand geschüttelt hatte, nahm ich den beiden und Philip gegenüber Platz. Auch Aaron würde nicht besonders happy sein.

»Du kriegst jede Menge zu tun«, verkündete Leda. »So viele Orte wollen auf der nächsten Tournee berücksichtigt werden, dass wir sie schon gar nicht mehr zählen können.«

Und Aaron fuhr fort: »Wir wollen so schnell wie möglich eine neue Stadiontournee einbuchen, was bedeutet, dass wir den Release deines nächsten Albums vorverlegen müssen.«

»Kein Problem«, antwortete Philip an meiner Stelle.

Leda faltete ihre Hände auf der glänzend polierten Tischplatte. »Gut. Und wir möchten, dass du einen Track mit Marco Ramos aufnimmst.«

Ich starrte sie an. Marco sang ausschließlich Club Style-Songs in seiner Muttersprache. »Aber ich kann kein Spanisch.«

Leda winkte ab. »Du singst entweder in Englisch, oder du lernst den spanischen Text auswendig. Das ist kein Problem.«

»Sie macht es«, versicherte Philip.

»Ausgezeichnet.« Leda klappte ihr Notebook auf. »Dann reden wir jetzt über die Daten.«

Ich merkte, dass ich wieder in meine alte Gewohnheit verfiel: passiv dazusitzen, während mein Label und mein Manager mir vorschrieben, was ich zu tun hatte. Und fast hätte ich ihnen das durchgehen lassen.

Fast.

»Hört mal bitte …« Ich straffte meinen Rücken. Du kannst das, Bella. »Ich will im Moment eigentlich keine Stadiontour machen.«

Drei fassungslose Augenpaare starrten mich an.

Ich schluckte. »Ich werde mal was anderes versuchen. Ich möchte nach New York gehen und im Roth Theater auftreten. Dort will ich neue Songs vorstellen, an denen ich gearbeitet habe.« Seit meiner Rückkehr von den Awards hatte ich stundenlang an Liedern gefeilt, die mir am Herzen lagen und die ich vorher nie hatte texten dürfen.

Leda beugte sich vor. »Wie bitte?«

Ich schob meine Haare zurück. »Zehn Jahre lang habe ich gemacht, was ihr wolltet. Jetzt möchte ich etwas für mich machen.«

Philip wirkte, als hätte er den Schock seines Lebens erlitten. »Bella …«

»Auf Stadiontour werde ich nach diesem Gastspiel gehen.«

Aaron räusperte sich vernehmlich. »Bellamy, diese Auftritte werden Monate vorher organisiert.«

»Wie die großen Tourneen auch«, widerlegte ich ihn. »Wenn ihr warten könnt, um mich für eine Stadiontournee einzubuchen, dann können wir es mit einem Gastspiel ebenso halten.«

»Tut mir leid«, sagte Philip zu den beiden. »Ich rede mit ihr. Macht weiter wie besprochen.«

»Nein.« Ich stand auf. »Ich meine es ernst. Ich gehe auf keine Tournee, bevor ich nicht dieses Gastspiel gegeben habe. Wenn ihr also weiter an mir verdienen wollt, dann sorgt dafür, dass es klappt.« Ich wusste nicht, wo ich meine Hände lassen sollte, also steckte ich sie in die Hosentaschen. Ich würde nicht zulassen, dass sie mich dazu zwangen, einen Rückzieher zu machen.

»Warum ausgerechnet das Roth Theater? Wenn du unbedingt ein Gastspiel geben willst, können wir eins in Vegas arrangieren«, sagte Leda.

»Weil es mir gefallen hat, dort für die Awards zu performen. Das Roth hat eine unglaubliche Akustik. Außerdem ist es New York City. Ihr wisst, dass alle Termine ausverkauft sein werden.«

Leda tippte mit dem Finger auf den Tisch. »Wenn wir dir das gestatten, musst du uns innerhalb von sechs Monaten ein neues Album vorlegen.«

»Wenn ich die Songs nehmen darf, die ich für das Gastspiel komponiere, dann kriegt ihr es schon in fünf.«

Leda und Aaron wechselten einen nachdenklichen Blick. Sie hatten keine Ahnung, wie sie mit dieser Version einer Bellamy Shaw umgehen sollten. Aaron stieß einen Seufzer aus. »Wir werden sehen, was sich machen lässt.«

Ich unterdrückte ein Grinsen der Zufriedenheit, nickte und bedankte mich. Dann setzte ich mich wieder.

»Und sofort nach dem Gastspiel gehst du auf Tournee. Keine Pause.«

Ich biss mir auf die Lippen. »Einen Monat.« Normalerweise hatte ich drei Monate frei, bevor ich mich auf eine neue große Tour vorbereiten musste.

Leda schüttelte den Kopf. »Zwei Wochen.«

»Drei«, konterte ich.

Leda, die das Verlieren sichtlich nicht gewohnt war, runzelte die Stirn. »Na schön. Drei Wochen, danach fängst du unverzüglich mit ganztägigen Proben an. Und den Track mit Marco nimmst du trotzdem auf.«

Jetzt gestattete ich mir ein Grinsen. »Ist gebongt.«

***

Sechs Wochen später

Ich stemmte die Hände in die Hüften und begutachtete meine neue Wohnung auf der Upper West Side von Manhattan. Tief grub ich meine nackten Zehen in den elfenbeinfarbenen Hochflorteppich. Durch deckenhohe Fenster im Wohnzimmer ging der Blick auf ein grünes Meer inmitten des Betons. Im Laufe der Jahre war ich häufig in Manhattan gewesen, hatte aber nie den Central Park besucht. Das kam jetzt auf meine mentale To-do-Liste.

Ich hatte immer schon mal eine Weile in New York leben wollen, in dieser faszinierenden Stadt. Zwar kannte ich den ganzen Erdball, aber an den Big Apple reichte nichts heran. Hier herrschte eine Energie, die sogar den simpelsten Besorgungen Glamour verlieh. Für ein Mädchen aus einer öden Kleinstadt in Indiana war New York ein gewaltiger Sprung. Ein schwindelerregendes Gefühl ergriff mich, als ich all die Möglichkeiten dieses neuen Lebens bedachte. Sicher, ich würde nur vier Monate hier sein, aber ich war entschlossen, das Beste daraus zu machen.

»Bella«, rief Philip aus der Küche. Ich drehte mich um. »Ich habe für heute Nachmittag drei Stylistinnen bestellt.«

Meine Stamm-Stylistin war schwanger und in Los Angeles geblieben, deshalb hatten wir beschlossen, eine hiesige Kraft zu nehmen. »Sprich du doch mit ihnen. Ich treffe die Leute von dieser privaten Security.« Ich hatte zwar mein eigenes Team dabei, und das Theater verfügte über festangestelltes Sicherheitspersonal, aber da ich eine Celebrity war, hatte man mir zusätzlich Salus Security empfohlen. Außerdem war der Chef meiner Truppe nach der letzten Stadiontour in Rente gegangen, und Ray, den wir eigentlich zu seinem Nachfolger aufbauen wollten, war nicht unbedingt für den Posten geeignet. Er war eher ein gemieteter Bodybuilder und hatte nicht das Zeug zum Boss.

»Das brauchst du doch nicht zu machen. Ray kann die Leute alleine treffen. Interessiert es dich nicht, wie die Kandidatinnen frisieren und schminken können?«

Ich zuckte die Achseln. »Nimm Val mit.« Ich traute meiner Assistentin durchaus zu, dass sie die Beste auswählen würde. »Ich möchte wirklich lieber zu dem Meeting mit der Security.«

Philip schob den Saum seines Sakkos beiseite und bohrte die Hand in die Hosentasche. »Nun gut. Ich seh dich dann morgen bei der Probe … Es sei denn, du brauchst mich heute Abend noch.«

»Nein, das wär’s.«

Philip ging und ließ mich in meinem neuen Heim allein. Ich sank in den Sessel vor der Fensterfront und bewunderte die Aussicht auf Straßenszenen, die sich sechzig Stockwerke tiefer abspielten. Mein Handy klingelte, und ich zuckte vor Schreck zusammen. Ein verzweifeltes Stöhnen war meine Reaktion auf den Namen des Anrufers. Diesem Gespräch war ich seit Wochen ausgewichen.

Ich atmete tief durch und wischte über den Screen. »Hi, Mom.«

»Bellamy Rose, möchtest du mir vielleicht mal erklären, warum ich mir heute beim Friseur, wo ich einen Blowout bekam, habe anhören müssen, dass du nach New York City ziehst?« Ihre Stimme klang so giftig, dass ich mit den Zähnen knirschte.

Das ist aber schnell gegangen. Klar, die Gerüchteküche in L.A. arbeitete mit voller Kraft. Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden hier. »Vermutlich deswegen, weil ich in New York ein Gastspiel gebe.«

»Und wann in Gottes Namen hattest du vor, das deinem Vater und mir zu sagen?«

»Sorry. Ist alles so schnell gegangen«, flunkerte ich. »Bin heute erst angekommen.«

»Hat Philip dich dazu angestiftet? Wenn ja, ist er gefeuert.«

»Mom, du hast nicht die Befugnis, meinen Manager zu feuern. Und nein, es war meine eigene Idee.«

Schweigen.

»Hallo?«

Sie hüstelte erstaunt. »Es tut mir leid, ich habe mich wohl verhört?«

Ich ließ den Kopf nach hinten sinken, bis er an der Rückenlehne ruhte. »Es war meine Idee.«

»Warum in aller Welt solltest du so was tun?«, giftete sie.

»Weil ich es wollte.«

»Ich werde für dich einen Termin bei Dr. Gottlieb vereinbaren.«

Ich fuhr auf. »Was? Warum?«

»Es ist doch sonnenklar, dass du eine Art Nervenzusammenbruch hast.«

Ich stöhnte. »Ich brauche deinen Therapeuten nicht, Mom. Ich weiß schon, was ich tue.«

»Ach, tatsächlich? Du bist im Augenblick die beste Künstlerin der Welt. Du gehörst in die Stadien.«

Ich fuhr mir übers Gesicht. Allmählich hatte ich es echt satt, immer und immer wieder das Gleiche zu hören. »Ich werde ja auch auf Tournee gehen, sobald ich mein Gastspiel hier beendet habe.«

»Das ist nicht akzeptabel. Du musst aus deinem Preis als Künstlerin des Jahres Kapital schlagen und vor ausverkauften Stadien singen, und nicht deine Zeit mit Vorstellungen in einem schäbigen Theater verschwenden. Weißt du überhaupt, wie viel Geld du dadurch verlierst? Das ist doch grotesk.«

Ich hatte jetzt schon mehr Geld, als ich im Leben ausgeben konnte, aber für meine Eltern würde es nie genug sein. Sie hatten auch mit dem Ausgeben kein Problem.

Meine Mutter fuhr fort. »Ich werde jetzt sofort Leda anrufen und ihr sagen, dass sie dich da rausholen soll.«

Ich schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch, bevor ich ihr antwortete. »Nein, das wirst du nicht tun. Das Gastspiel findet statt. Akzeptiere das.«

»Wie bitte?« Ihr Ton war verächtlich.

»Ich tu das für mich, nicht fürs Geld.«

»Aber, Bella –«

»Keine Sorgen, eure Rechnungen werden weiterhin bezahlt.«

»Das ist klar. Aber willst du denn nicht noch berühmter werden?«

Berühmter als die Künstlerin des Jahres? Entnervt schüttelte ich den Kopf. »Ich muss jetzt zu einem Meeting, Mom. Melde mich später noch mal.«

»Ja, tu das. Dieses Gespräch ist noch nicht zu Ende.« Klick. Meine Mutter hatte schon immer das letzte Wort haben müssen.

Tai

Mit flinken Fingern spielte ich den zweiten Satz des zweiten Klavierkonzerts von Rachmaninow aus dem Gedächtnis. Die Klänge erfüllten das kleine Wohnzimmer, ich genoss jede einzelne Note. Das Konzert war eine der Lieblingskompositionen meiner Mutter. Bei jedem Besuch bat sie mich zu spielen, denn sie konnte es aufgrund ihres Tremors nicht mehr und vermisste die Musik. Das Klavier gehörte schon länger zu ihrem Leben als ich. Im Grunde war es auch zum Teil an meiner Entstehung beteiligt. Hätten sich meine Eltern nicht am Konservatorium von Tokio kennengelernt, wäre ich womöglich niemals auf die Welt gekommen.

Fast ohne es wahrzunehmen betätigte ich das Pedal. Ich hatte dieses Konzert so oft gespielt, dass mein Körper die Bewegungen verinnerlicht hatte. Ich streckte mein Rückgrat, während meine Finger über die Tasten von Moms Baby Steinway-Flügel glitten. Obwohl er nicht so groß war wie ein normaler Konzertflügel, füllte er doch einen beträchtlichen Teil der Wohnung auf der Upper East Side, in der ich aufgewachsen war. Im Gegensatz zu meinen Eltern waren Auftritte nie mein Ding gewesen – auch wenn meine Mutter natürlich versucht hatte, mich in diese Richtung zu drängen. Doch ihre große Liebe zur Musik hatte ich geerbt. Seit ich vor neun Jahren mit knapp einundzwanzig bei der Polizei eingetreten war, wusste ich das noch mehr zu schätzen. Nur wenn ich spielte, fanden meine Gedanken zur Ruhe. Alles Hässliche in meinem Leben wich der Musik von Bach, Mozart und Chopin. Die Noten milderten das Entsetzen, mit dem ich tote Menschen und geschlagene Frauen angesehen hatte. Sie linderten den Schmerz, Leben genommen zu haben.

Den letzten Takt spielte ich crescendo und ließ ihn ausklingen. Ich schaute zu Mom hinüber, die mit geschlossenen Augen auf der Couch saß. Trotz ihrer zitternden Hände lächelte sie zufrieden. Ich zog meine Schulterblätter zusammen, verschränkte die Finger und beugte mich vor, um meine Arme zu dehnen.

»Das war wunderbar, Taiyō. Du spielst großartig.«

»Ich spiele immer gerne für dich.« Ich stand auf. »Wie geht’s dir heute?«

Vor zwei Monaten hatte man ihr eine Sonde gelegt, über die ihr das Medikament zugeführt wurde. Das schien die Symptome der Parkinsonschen Krankheit ein wenig zu lindern, aber Mutter hasste das Ding. Das konnte ich nur zu gut verstehen.

»Du machst dir zu viele Sorgen um mich.«

In der japanischen Kultur stehen Kinder schon aufgrund ihrer Erziehung der Mutter nah. Von Anfang an wird durch größtmögliche Nähe und seltene Trennung von Mutter und Kind eine tiefe Bindung hergestellt. Meine Mom war mit Abstand die stärkste Person, die ich kannte. Mich als Alleinerziehende in einem fremden Land ohne die Unterstützung der Familie aufzuziehen, war für sie nicht leicht gewesen, doch als Kind hatte ich davon gar nichts mitbekommen. Mom hatte mir ihre Sorgen nie gezeigt.

»Soll ich dir einen Tee machen?«, fragte ich.

»Bitte.«

Auf dem Weg zur Küche blieb ich kurz an der Couch stehen und küsste meine Mom auf ihren schwarz-grauen Scheitel, dann setzte ich Wasser auf. Ich gab grünen Tee in eine gusseiserne Kanne und goss das heiße Wasser darüber. Dann brachte ich alles ins Wohnzimmer, eine Tasse für mich und eine spezielle Tasse für Mutter, die es ihr ermöglichte, trotz der zitternden Hände zu trinken.

»Danke dir«, sagte sie, als ich alles auf den Couchtisch stellte.

»Nichts zu danken.« Ich setzte mich neben sie auf die Couch.

Moms Pflegerin Astrid, die bei ihr lebte, kam mit einer großen Einkaufstüte zur Tür herein. Ich sprang auf, um ihr die Last abzunehmen.

»Lassen Sie mich helfen.«

Sie wich mir aus und sagte in ihrem haitianischen Kreolen-Akzent: »Unsinn, ich hab’s im Griff. Kümmern Sie sich nur um Ihre Mutter.« Astrid balancierte die Tüte auf ihrer ausladenden Hüfte. »Hat sie Ihnen von der neuen Behandlung erzählt, die der Arzt vorgeschlagen hat?«

Ich wandte mich forschend zu Mom. »Eine neuartige Behandlung?«

Zitternd hob sie eine Schulter. »Experimentell.«

Im Laufe der Jahre, seit ich mich mit Moms Krankheit befasste, hatte ich gelernt, dass experimentell in der Welt der Medizin teuer bedeutet. »Was ist das genau?«

Astrid rief, während sie in Richtung Küche verschwand: »Es hat mit dem Alpha-Synuclein zu tun, das ist das –«

»Protein, das in den Lewy-Körperchen im Gehirn zu finden ist«, ergänzte ich. Nachdem bei meiner Mom Parkinson diagnostiziert worden war, hatte ich alles gelesen, was ich über die Krankheit finden konnte.

»Ja.« Astrid steckte ihren Kopf aus der Tür. »Ein Arzt in Deutschland hat eine Behandlung entwickelt, die das Protein in den Lewy-Körperchen aufspaltet.«

Ich setzte mich wieder und schenkte Tee ein, schraubte den Deckel auf Moms Tasse und reichte sie ihr. »Das hört sich doch viel versprechend an.«

»Mmmh ja …«

»Ist dein Arzt der Meinung, dass die Behandlung für dich geeignet wäre?«

Mom zuckte lediglich die Achseln. Ihr Mangel an Begeisterung verriet mir, dass sie den Vorschlag bereits abgehakt hatte, also kam ich direkt auf den Punkt.

»Was kostet das?«

Sie ließ sich Zeit und nippte an ihrem Tee. Schließlich sagte sie: »Ich müsste für acht Wochen nach Deutschland fahren.«

Meine Brust zog sich zusammen, während ich in meine Tasse blies. Wenn die Behandlung in einem anderen Land erfolgte, würde die Versicherung nichts zuzahlen. Von den Kosten für Unterbringung und Verpflegung gar nicht zu reden.

Astrid kam mit einer Packung Heidelbeeren aus der Küche und stellte sie auf den Beistelltisch neben Mom. »Sagen Sie ihm, was Ihr Arzt meint, Kara.«

Mühsam brachte Mom die Tasse an ihre Lippen.

Astrid konnte sich nicht länger beherrschen. »Dr. Crandall sagt, dass diese Behandlung die Auswirkungen von Parkinson um Jahre umkehrt. In manchen Fällen ist es sogar komplett weggegangen.«

»Aber es kommt zurück«, machte Mom geltend.

Astrid schnippte mit den Fingern. »Nur wenn das Protein sich neu bildet, und das kann dauern. Außerdem kann man die Behandlung wiederholen.«

Ich nahm meine Unterlippe zwischen die Finger, dann ließ ich sie wieder los. »Gibt es eine Frist, innerhalb derer man anfangen muss?«

Astrid schüttelte den Kopf. »Ist ja keine klinische Studie. Aber je eher, je besser.«

»Ich mach’s nicht«, stammelte Mom.

»Seien Sie nicht so stur, Kara.« Mom war eine taffe Frau, aber Astrid ließ sich nicht von ihr einschüchtern.

»Hat Dr. Crandall dir Infos gegeben, die ich mir anschauen kann?«, fragte ich.

»Klar.« Astrid verschwand im Flur.

»Verschwende doch deine Zeit nicht damit, Taiyō.« Übersetzt hieß das: Sie würde nicht zulassen, dass ich die Behandlung bezahlte.

»Ich bin bloß neugierig. Klingt doch interessant.«

»Hier, bitteschön.« Astrid reichte mir einen Ordner.

Bevor ich ihn aufschlagen konnte, sagte Mom: »Ich würde jetzt gern mein Nickerchen halten.«

Ich legte die Faltmappe auf den Tisch und erhob mich, während Astrid die Gehhilfe holte. Ich half Mom aufzustehen und umarmte sie, dann trat ich beiseite, damit Astrid sie ins Schlafzimmer bringen konnte.

»Bis bald, Mom.«

Ihre Lippen zuckten leicht nach oben, während sie zu lächeln versuchte.

Ich vermisste es so, das Lächeln meiner Mutter.

Als ich mich hinunterbeugte, um Kanne und Tassen abzuräumen, hinderte mich Astrid daran. »Lassen Sie nur. Ich räume auf.«

»Sicher?«

»Aber ja.«

Ich schnappte mir den Ordner und verabschiedete mich, zog meine Schuhe an und verließ die Wohnung. Während ich auf den Fahrstuhl wartete, zog ich eine Broschüre aus dem Ordner und las etwas über das Verfahren. Als ich zu meinem Wagen kam, war ich bereits entschlossen, Mom die Behandlung zu ermöglichen. Ich setzte mich hinters Steuer meines schlichten Honda Accord, den ich vor ein paar Jahren gebraucht erstanden hatte. Seinen Vorgänger, einen aufgemotzten Mitsubishi Eclipse, hatte ich verkauft, um einige von Moms Arztrechnungen bezahlen zu können.

Als ich aus der Tiefgarage fuhr und den Weg Richtung Queens einschlug, steckte ich mir einen Knopf ins Ohr und rief meinen Freund Hunter an. Wir waren zwar keine Kollegen mehr, aber in Kontakt geblieben. Seit ich Dienst am verdammten Schreibtisch schieben musste, während das Dezernat für Interne Ermittlungen und die Bezirksstaatsanwaltschaft meinen Fall der Erschießung eines Täters bearbeiteten, hatte ich bereits ein paar Jobs in Hunters Security-Truppe angenommen.

»Hey, Tai. Wie läuft’s?«

»Nicht schlecht. Wie geht’s Lauren?«

»Die Übelkeit ist endlich vorbei.« Hunters Frau war im vierten Monat schwanger. Sie erwarteten Zwillinge, und das erste Schwangerschaftsdrittel war ziemlich heftig gewesen.

»Das ist toll.«

»Ja. Jetzt ist sie ganz heiß auf scharfes Essen. Ich habe sie heute Morgen erwischt, wie sie Chiliöl in ihr Porridge getan hat.«

Meine Mundwinkel kräuselten sich. Ich stand zwar selbst auf scharfes Essen, aber das war ein bisschen … »Das klingt …«

»Eklig, ich weiß. Wenigstens ist sie von den Essiggurken ab. Scharfe Sauce riecht ja um einiges besser.«

Ich kicherte. »Ja, das kannst du laut sagen.«

»Also, was liegt an, Mann?«

Ich fuhr auf die untere Ebene der Queensboro Bridge. »Ich, ähm, habe mich gefragt, ob du wohl jemand für ein paar Auftritte brauchen kannst.« Irgendwie musste ich die Kohle auftreiben, damit Mom nach Deutschland reisen konnte.

»Tatsächlich ja. In ein paar Tagen brauchen wir einen Security-Mann für eine Sängerin, die ein Gastspiel im Roth Theater gibt. Sie wird ein paar Monate in der Stadt wohnen, es gäbe also ne Menge Einsatzmöglichkeiten.«

»Klingt super.«

»Ich fahre in ungefähr einer Stunde hin. Kannst du auch kommen?«

»Zum Theater?«

»Ja.«

Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Klar kann ich. Danke, Kumpel.«

»Nix zu danken. Bis gleich.«

Nachdem ich in Queens von der Brücke abgefahren war, raste ich den Northern Boulevard hinunter zu meiner Wohnung in Flushing. Diese war ein Apartment über einem Waschsalon. Seit zwei Jahren wohnte ich dort, hatte meine Wohnung in Manhattan aufgegeben, um Geld zu sparen. Diese Hütte war kaum ein Heim zu nennen, aber für mich war das okay. Ich verbrachte sowieso kaum Zeit dort, denn meine Arbeit hielt mich auf Trab.

Nachdem ich mich in einen Anzug geworfen hatte, stieg ich wieder ins Auto und kehrte nach Manhattan zurück. Der mittägliche LKW-Verkehr in die City war heftig, mit der Folge, dass ich zwanzig Minuten zu spät kam. Der Gott der Parkplätze ließ jedoch Gnade walten, denn ich ergatterte eine Lücke auf der 54th Street West zwischen der 7th und der 8th Avenue. Das Roth Theater lag auf der Siebten, einen Block südlich von Carnegie Hall, wo ich als Kind viel Zeit verbracht und meiner Mutter bei ihren Auftritten zugeschaut hatte.

Das Jackett über die Schulter geworfen raste ich zum Theater, doch die Pforte war zugesperrt. »Mist.« Ich zerrte mein Handy aus der Hose und rief Hunter an.

»Wo bist du denn?«, wollte er wissen.

»Draußen vorm Theater, aber die Tür ist zu.«

»Geh ins Parkhaus und nimm den Lift ins Untergeschoss. Da ist der Personaleingang. Ich hol dich dort ab.«

»Cool. Bis gleich dann.«

Ich ging in die Garage und betrat den Fahrstuhl. Während er hinabfuhr, schlüpfte ich in mein Jackett und schloss die Knöpfe. Es war Juli und verdammt warm für einen Anzug, aber dieser war nun mal die typische Uniform für einen Bodyguard. Die Türen glitten auf, ich trat hinaus auf den Betonboden und suchte den Personaleingang.

»Tai«, rief eine vertraute Stimme. Mein Kopf fuhr herum. Am Ende einer Reihe geparkter Autos stand Hunter.

Ich senkte das Kinn und ging auf ihn zu. »Hey, Mann.« Zur Begrüßung klopften wir uns auf die Arme. »Tut mir leid, die Verspätung. Dieser Scheißverkehr.«

»Macht nichts. Das hier ist ja nicht offiziell. Bloß zur Probe. Du lernst die Klientin kennen, und wir gehen den Einsatzplan durch. Das Gastspiel startet in vier Tagen.«

Ich folgte ihm durch die Tür in einen schlichten weißen Korridor. »Wer ist diese Klientin überhaupt?«

Er sah mich an und grinste. »Bellamy Shaw.«

Ich machte große Augen. »Willst du mich verarschen?« Bellamy Shaw war eine absolute Größe im Showgeschäft. Ihre Musik war zwar nicht mein Fall, aber ich achtete sie als Berühmtheit. Außerdem war sie eine superscharfe Braut. Ich rückte meine Krawatte zurecht. »Verdammt, Alter. Eine kleine Vorwarnung wäre nicht verkehrt gewesen.«

Hunter kicherte. »Mein Fehler.«

Ich fuhr mir über mein größtenteils glattes Kinn. »Dann hätte ich mich rasiert.«